Michael Mettler: | Was wird eigentlich im Zuge der Political-correctness-Umbenennungen aus dem Buschmannhasen, dessen Name doch in die gleiche Kategorie fallen m?sste wie Kaffernb?ffel und Hottentottenente (und global betrachtet auch wie Indianerschildkr?te, Eskimobrachvogel und selbst Orang-Utan)? Sind abwertende Bezeichnungen wie T?lpel, Lump, Trottellumme noch vermittelbar oder solche, die Vergleiche mit Behinderungen oder Verst?mmelungen darstellen (Stummelaffe, Buckelwal, Taubwaran, Blindschleiche, Bl?dauge)? Wenn man aus p?dagogischen Gr?nden auf Kriegsspielzeug verzichtet, muss man dann auch pazifistische Namen finden f?r Pistolenkrebs, Bombardierk?fer, S?belantilope, Schwertfisch, Soldatenkiebitz, Waffenkiebitz, Sergeant, Admiral, Grenadierfisch, Heeresameise...? Und was ist eigentlich mit Erna Mohr? (27.02.2021, 10:12) | ||
Michael Mettler: | Oder wie es im Ruhrpott hieße: Dem-Hartmann-seine-Frau-ihr-Zebra :-) Analog dann beim Wasserbock. Den dürfte man übrigens nicht mehr alternativ "Weißnacken-Moorantilope" beschildern, weil ein englischsprachiger Besucher das "Moor" (englisch für Mohr/Maure) angesichts des dunklen Fells in den falschen Hals bekommen könnte. Zur Frauenquote: Immerhin gibt es ja Frauenlori, Maidloris, Mosaikjungfer. "Altes Weib" ist dagegen nicht mehr vermittelbar. Da klingt doch der Alternativname Königin-Drückerfisch gleich viel besser - und ist weiterhin teilweise weiblich (immerhin noch DER Fisch und nicht Drücker*in). (16.02.2021, 20:00) | ||
Jan Jakobi: | W.Dreier, es gibt da noch eine(n) Mrs. Grays-Wasserbock. (16.02.2021, 19:19) | ||
W. Dreier: | und wer sagt schon - wie es richtig wäre - Frau Hartmanns Bergzebra ???? (16.02.2021, 19:16) | ||
Michael Mettler: | @Regina: Also lieber "Schwarzhaarmaki", womit man aus dem Schneider wäre? (Pardon: aus dem/der SchneiderIn). Darf man im Zuge der Gleichstellungsbemühungen eine Tierart überhaupt noch nach einem Merkmal benennen, das nur für ein Geschlecht typisch ist? (siehe auch Weißkopfmaki, Mantelpavian, Mähnenrobbe, Leierhirsch, Roter Kardinal usw. usw.) Die "Frauenquote" bei solchen Benennungen dürfte extrem niedrig sein. Und wie ist es überhaupt mit den Begriff Primaten, der doch die bewussten Lebewesen per Geburtsrecht zu etwas "Besserem" wertet und sie über alle anderen Lebewesen erhebt? (16.02.2021, 18:26) | ||
W. Dreier: | Ich hatte das ja bezüglich des jetzigen Verreaux-Adlers schon genannt: als ich erstmals 2007 im Johannisburger Zoo war, hieß er noch Kaffernadler, etwa um 2013 "Black eagle``, jetzt eben Verreaux - was nun fast ``postkolonial`` sein könnte (16.02.2021, 15:30) | ||
Regina Mikolayczak: | Mein Mann arbeitet mit Leuten mit dunkler Hautfarbe zusammen. Diesen erzählte er -als es erstmals hier Thema war - von der Mohrenmaki-Umbenennung. Kommentar der entsprechenden Kollegen: "Was soll den dieser Quatsch? "Schwarzer" ist aber genau so ein Schimpfwort für uns, wenn man es genau nimmt." Tja, heißt es also zukünftig doch lieber "Maki mit dunkler Pigmentierung"?? (Wobei ich gar nicht weiß, ob die HAUT selber schwarz ist oder NUR das Fell...) (16.02.2021, 09:57) | ||
Michael Mettler: | @W.Dreier: Geht man nach der Denkweise mancher Benamungskritiker, wäre "Kapbüffel" keine Lösung, weil es die Assoziation mit der Kapprovinz als Einflussbereich einer europäischen Kolonialmacht hervorrufen könnte. Mit diesem Argument wird jedenfalls in Hannover die Umbennenung von Straßen wie Safariweg und Savannenweg gefordert, weil sie Assoziationen an die deutsche Kolonialzeit erzeugen sollen (kein Witz!). Würde man diese Sichtweise konsequent verfolgen, müsste man im Grunde auch alle während der Kolonialzeit geschaffenen deutschen Art- und Unterartnamen von Tieren aus den entsprechenden Ländern tilgen, selbst wenn sie inhaltlich wertfrei sind und sich nicht an Personen anlehnen.... Wir müssten dann auch gar nicht erst über die alternative Bezeichnung "Afrikanischer Büffel" nachdenken. "Afrika" ist ein von den alten Römern geprägter Begriff, die bekanntlich Eroberungskriege führten, Kolonien ausbeuteten, Sklaven hielten und Menschen öffentlich abschlachten ließen. Oder wo liegt rückwirkend die zeitliche Grenze für Unrecht? Mal sehen, wann auch Begriffe wie Schwarzer Maki, Schwarzbüffel, Schwarzer Kaiman nicht mehr haltbar sind. Limnocorax flavirostris wird dann den x-ten Trivialnamen bekommen, denn "Negerralle" und "Mohrenralle" stehen bereits auf dem Index, und "Schwarzralle" könnte eine nur vorübergehende Lösung sein... Ich würde übrigens auch den Braunen Maki umbenennen. Die Farbe ist in Deutschland unbestreitbar negativ besetzt. Da "Mohr" auf "maurus" (Maure) zurückgeht, müsste z.B. auch die Maurische Landschildkröte umbenannt werden (und das Maurische Landhaus in der Wilhelma). Die Länderbezeichnung Mauretanien (Land der Mohren) wäre nicht mehr haltbar, ebensowenig Mauritius (zu deutsch: Moritz - als Name dann nicht mehr tragbar). Für den Sudan müsste ein neuer Name gefunden werden (ist eine Kurzform eines arabischen Begriffs "Land der Schwarzen") und auch für Äthiopien (soll auf Altgriechisch "verbranntes Gesicht" bedeuten, was sich vermutlich nicht auf Sonnenbrand bezog...). (16.02.2021, 09:00) | ||
Gudrun Bardowicks: | MM: Ein toller satirischer Beitrag auch wenn ich kein Karnevalfan bin. (15.02.2021, 12:28) | ||
W. Dreier: | Na, in Berlin haben wir ja nach der Diskussion um die Mohrenstraße den Mohrenmaki schon ``ausgemerzt``: Schwarzmaki - auf dem Bild war dann allerdings , ein Weibchen abgebildet. Angemessen (in einem für mich speziellen Fall) ist der Ausweis der afrikanischen Büffels als ``Kapbüffel``, in vielen Sprachen längst angewandt - in DE weitgehend noch im alten Duktus. ((dito Verreaux-Adler). Dem entgegenstehend natürlich die Prioritätenregel (also Synceros caffer). Wobei der ursprünglich aus dem Arabischen stammende Sinn des Wortes ins Negative umgewandelt wurde. Also Grenzfälle. (15.02.2021, 11:13) | ||
Carsten Horn: | Mohrenkaiman, Mohrenmaki, etc werden dann auch fragwürdig... Hier heißt es Narri Narro und so einen schönen Rosenmontag gab es schon seit dem Golfkrieg nicht mehr, g... (15.02.2021, 09:29) | ||
Michael Mettler: | Wie heute zu lesen, hat der Duden den nächsten Schritt zu einer geschlechtergerechteren Sprache beschritten. Ist es jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Gehegebeschilderungen in Zoos angepasst werden müssen? Heißt es zukünftig Stelzenläufer/in, Trompeter:inschwan oder Tiger*in? Muss neben "Lachender Hans" gleichwertig "Lachende Hanna" stehen und neben "Yak" (was sich in der Ursprungssprache nur auf männliche Tiere bezieht) auch "Dri" für das weibliche Tier? Heißt es künftig Erdmännchen (m/w/d), Hirscheber_Hirschkuhsau oder Petermännchen/Petrafrauchen? Und wenn wir schon dabei sind: Verkleinerungsformen werden doch hie und da als abwertend aufgefasst, deshalb ist das "Fräulein" weitgehend aus dem Sprachgebrauch verschwunden (weshalb eigentlich auch kein Riffbarsch mehr "Demoiselle" genannt werden dürfte). Krallenäffchen werden schon vielfach zu Krallenaffen "hochgestuft" (obwohl "Affe als Schimpfwort negativ besetzt ist und "Äffchen" als Kosename verwendet wird). Werden sich Kanin, Horn, Rotkehle durchsetzen? Sind überhaupt noch Tiernamen berechtigt, die Beschimpfungsassoziationen auslösen wie Kröte, Schwein, Esel? Wie steht es mit Tieren, die als entwürdigende Karikaturen von Würdenträgern und Religionsrepräsentanten ausgelegt werden können (Kaisertamarin, Mönchsgeier, Kapuzineraffe)? Ist es noch zeitgemäß, Tiere auf menschliche Schönheitsideale zu reduzieren (Schönsittich, Schlanklori, Prachtglanzstar, Hübschgesichtkänguru) oder sie mit dem Gegenteil abzuwerten (Fette Sandratte - wegen des Schimpfwortes am Ende eine doppelte Abwertung)? Was ist mit der Verwendung der Bezeichnung "Zwerg", die für Menschen längst verpönt ist, bei Tieren aber schlimmstenfalls sogar in Dopplung verwendet wird (Zwergseidenäffchen, Zwerggleithörnchen)? Muss es statt Zwergotter jetzt Kleiner Otter heißen? (Oh, sorry: natürlich Kleine/r Otter/in) Kommt der Tag, an dem wir auf einem Gehegeschild lesen: Klein/e_man/frau_guste/gustav? Und damit "Diskussion Helau/Alaaf"! Immerhin ist heute Rose/r_montag*in. (15.02.2021, 09:05) |
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