cajun: | Es gibt einen neuen Artikel zur Ausbreitung des Goldschakals in Deutschland. Anscheinend wird angestrebt "irgendwann mal" das Monitoring dieser- ähnlich wie bei den Wölfen- von selbst einwandernden Art, an das bestehende Wolfsmonitoring zu koppeln. Allerdings sind die Wölfe Rückkehrer, die Schakale gelten als "Neubürger". Genetisch ist man allerdings erst bei der Aufschlüsselung des Geschlechtes der Tiere, von denen die Proben stammen. Herkunft, Abstammung, Wanderverhalten, all das ist genetisch noch nicht verfolgbar. Aber lest selbst: ?Im Wurzacher Ried im Kreis Ravensburg fühlt sich der Goldschakal offenbar schon heimisch. Im Mai 2020 gelang es einem Ornithologen erstmals, das Tier zu fotografieren. Seitdem läuft der Schakal bei seinen Streifzügen durch das Moorgebiet immer wieder vor die eigens für ihn aufgestellten Fotofallen. Auch im Nationalpark Hainich in Thüringen und im Landkreis Vogelsberg in Hessen wurden einzelne Goldschakale über längere Zeiträume hinweg immer wieder gesichtet. Dabei ist Canis aureus eigentlich in wärmeren Gefilden beheimatet: auf dem Balkan, im Nahen Osten, in Indien und Südasien. Nun breitet sich das scheue Raubtier jedoch immer weiter nach Norden aus. Über die genauen Gründe können Ökologen bisher nur Vermutungen aufstellen. ?Deutschland ist eines der Länder, die aktuell an der Front des Ausbreitungsgeschehens zu stehen scheinen?, sagt Jörg Tillmann vom DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Seit 1997 habe es dreißig eindeutige Nachweise von Goldschakalen in Deutschland gegeben, neun davon allein im vergangenen Jahr. Wie viele der Wildhunde aktuell in Deutschland leben oder auf der Durchreise sind, lässt sich nicht genau sagen. Die Zahl der Goldschakale in Europa insgesamt wird auf 70.000 bis 117.000 Tiere geschätzt.Für Laien ist der Goldschakal auf den ersten Blick nicht leicht als solcher zu erkennen. Mit einer Schulterhöhe von 44 bis 50 Zentimetern wird er etwas größer als ein Fuchs. Seine Rute ist im Vergleich zum Körper jedoch deutlich kürzer. Charakteristisch für den Goldschakal ist außerdem das namengebende gelblich-graue Fell. Damit erinnert er mitunter sogar an einen Wolf, auch wenn er längst nicht an dessen Körpermaße heranreicht. In den 1960er Jahren wurden auf dem Balkan sowohl der Goldschakal als auch der Wolf gezielt verfolgt und mit Giftködern getötet. Außerdem verlor er in Süd- und Osteuropa weite Teile seines Lebensraums, unter anderem infolge der immer intensiveren Landnutzung durch den Menschen. In großen Gebieten war er daraufhin ganz ausgestorben. Erst durch Schutzmaßnahmen und ein Verbot von Giftködern erholte sich die Population wieder. ?Mittlerweile geht es dem Goldschakal in den Balkan-Staaten wieder sehr gut?, sagt Tillmann. ?Diese Populationserholung ist wahrscheinlich ein Hauptgrund dafür, dass sich der Goldschakal weiter ausbreiten kann.?Auch der zeitweilige Rückgang des Wolfs könnte dazu beigetragen haben, dass der Goldschakal in neue Gebiete vordringen konnte. ?Dadurch, dass der Wolf in manchen Gebieten ausgerottet war, ist Platz für kleinere Beutegreifer entstanden?, sagt die Wildtierökologin Jennifer Hatlauf, die an der Universität für Bodenkultur Wien ein Forschungsprojekt zu Goldschakalen leitet. Jetzt, da sich beide Arten vermehrt ausbreiten, sei es interessant zu beobachten, wie sich Wolf und Goldschakal in Zukunft ihren Lebensraum teilen werden. ?In Kerngebieten von Wolfsrudeln werden sich kaum Goldschakale ansiedeln?, sagt Hatlauf. ?In Randgebieten kann aber durchaus eine gemeinsame Nutzung des Lebensraums vorkommen.? Viele Ökologen sehen auch in der Klimaerwärmung einen Faktor für die Ausbreitung der Tierart. Der Wildhund meidet normalerweise Regionen, die im Winter mit einer hohen Schneedecke bedeckt sind. ?Der Goldschakal bevorzugt schneearme Winter und warme Sommer?, sagt Jörg Tillmann. Insofern profitiere er durchaus vom Klimawandel. In den letzten Jahren hätten außerdem zeitweilige Überflutungen und Dürren auf dem Balkan Wanderbewegungen ausgelöst. Andere Forscher sehen das skeptisch. ?Der Goldschakal wurde auch schon in Skandinavien nachgewiesen. Das zeigt, dass er genauso gut unter extremen Bedingungen existieren kann?, sagt Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Eher vorstellbar sei, dass grundsätzliche Veränderungen in der Nutzung der Kulturlandschaft zu einer Ausbreitung des Goldschakals beitragen.Die aktuelle Ausbreitungsdynamik spreche jedenfalls dafür, dass der Goldschakal sich in einigen Regionen Deutschlands inzwischen heimisch fühle, sagt Jörg Tillmann: ?Dementsprechend ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Reproduktionsnachweis für Deutschland erbracht wird.? Sobald nachgewiesen werde, dass Goldschakale in Deutschland ihre Jungen großziehen, empfehle sich ein gezieltes Monitoring der Population. Es sei zum Beispiel sinnvoll, erste sesshafte Tiere direkt mit Sendern zu versehen, um zu untersuchen, in welchem Gebiet sie sich bewegen. ?Wir wissen bisher nur wenig über den Goldschakal?, sagt Böcker. Die Forscher können deshalb auch nur Vermutungen anstellen, welche Folgen ein Anstieg der Goldschakal-Dichte in Deutschland mit sich bringen könnte. Untersuchungen in Bulgarien haben gezeigt, dass in Gebieten mit Goldschakalen die Zahl der Füchse leicht abnimmt. ?Ein einzelner Goldschakal wird darauf keinen Einfluss haben?, sagt Böcker. Im Moment könne man nur spekulieren, wie groß der tatsächliche Einfluss dieser Tierart auf das Ökosystem in Zukunft sein werde. Anders als beim Wolf gebe es für den Goldschakal in Deutschland noch keinen genetischen Stammbaum, sagt Böcker. ?Wir wissen zum Beispiel nicht, wo der Schakal in Ravensburg herkam.? Anhand einer Kotprobe konnte Böcker immerhin das Geschlecht des Tiers herausfinden. Mit dem bloßen Auge sei der Kot von Goldschakalen und Füchsen kaum zu unterscheiden, sagt Böcker. Deshalb war er mit einer speziell ausgebildeten Hündin unterwegs, die darauf trainiert ist, die Losung von Wölfen, Goldschakalen und Luchsen zu erkennen. Eine genetische Untersuchung der Kotprobe zeigte, dass es sich bei dem Goldschakal in Ravensburg um einen Rüden handelte. Die Arbeit mit Spürhunden ist noch eine eher neue Methode, um mehr über Goldschakale zu lernen. Wichtig sind für die Forscher darüber hinaus vor allem Fotofallenbilder und Hinweise aus der Bevölkerung. ?Jäger und Jägerinnen zum Beispiel, die viel draußen sind und dabei auf Hinweise stoßen, können sich bei uns melden?, sagt Böcker. Auch Tillmann hofft darauf, den Goldschakal in Deutschland noch bekannter zu machen, damit er von Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind, erkannt wird. Später könne der Goldschakal dann beispielsweise im Rahmen des Wolfs-Monitorings mitüberwacht werden. Es sei sehr spannend, die Diskussionen zu verfolgen, ob der Goldschakal Platz in unserer Kulturlandschaft habe, sagt Jennifer Hatlauf. Dass seine Ausbreitung in der Öffentlichkeit ähnlich kritisch aufgenommen werden könnte wie bei seinem großen Verwandten, sieht die Schakal-Forscherin bisher nicht ? unter anderem, weil der Goldschakal nur etwa ein Drittel so groß wie der Wolf sei. Und auch wenn im Sommer ein Goldschakal in Nordrhein-Westfalen durch Schafsrisse für Schlagzeilen sorgte, größere Übergriffe wie beim Wolf seien nicht zu befürchten, versichert Jörg Tillmann. Auch an größere Nutztiere traue sich der Goldschakal mit seinen maximal fünfzehn Kilogramm Körpergewicht nicht heran. Ökologen wird die Art trotzdem noch eine Weile beschäftigen: ?Beim Goldschakal ist es gerade eine der wenigen Situationen, in denen der Mensch mitbekommt, wie eine Tierart sich weiter ausbreitet und an Veränderungen anpasst?, sagt Felix Böcker. Auch wenn Goldschakale bisher noch nicht in Deutschland vorgekommen seien, mit einer durch den Menschen eingeführten Art wie dem Waschbären dürfe er nicht verwechselt werden. Der Goldschakal breitet sich auf natürlichem Wege aus. Umso interessanter die Frage, wo er sich hierzulande dauerhaft niederlassen wird.? Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/goldschakale-in-deutschland-gesichtet-17147295.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 (21.01.2021, 11:05) | ||
cajun: | @Manuel Hoefs: War ja eher scherzhaft gemeint. :) Ich bin immer fasziniert, wie gut die Rückkehr der Wölfe durch ein umfassendes Monitoring begleitet wird. Der neue, deutsche Wolfsbestand gilt als eine der am gründlichsten erforschten Wildtierpopulationen. Gerade das Gebiet um die Lüneburger Heide ist mittlerweile dicht besiedelt. Seit 2012 hat die Landesjägerschaft das Wolfsmonitoring in NDS übernommen. Aufgrund von Beobachtungen, Fotofallennachweisen und genetischen Beprobungen, erzählen die jährlichen Berichte und Publikationen spannende Geschichten rund um die Ausbreitung Wölfe. Eine der interessantesten Wolfsgeschichten in Niedersachsen, ergibt sich aus der Chronik des heutigen Rudels Eschede/ Rheinmetall. Sie zeigt nicht nur, wie dynamisch sich die schnell anwachsende Wolfspopulation in NDS entwickelt hat, sondern auch wie Wolfsrudel entstehen und sich Territorien verschieben. Im Jahre 2013 etablierten sich zwei Wolfspaare im Raum Unterlüß. Einmal ein Geschwisterpaar aus Brandenburg (Rudel Lehnin) bei Eschede und auf dem Schießplatz Rheinmetall ein Rüde (Rudel Glücksburger Heide), sowie eine Fähe (Rudel Altengrabow), beide aus Sachsen- Anhalt zugewandert. Beide Paare reproduzierten im Jahre 2014 erstmalig. Das Rudel Rheinmetall allerdings nur dieses eine Mal. Ab 2015 war dieses Rudel nicht mehr präsent. Einzig ein weiblicher Nachkomme der Verpaarung war genetisch nachweisbar. Diese Fähe wanderte 2016 ab und etablierte zusammen mit einem Rüden, ein Nachkomme des Rudels Cuxhaven,NDS, das Territorium Ebstorf, und reproduziert dort von 2017 bis heute, mittlerweile mit dem 3. Rüden. Die Welpen Zahl seither beträgt mindestens 15. Von 2015 bis 2017 reproduzierte die Fähe des Rudels Eschede jährlich, allerdings auch mit zwei unterschiedlichen Rüden. Der alte Lehniner Rüde wurde nicht mehr nachgewiesen. Der zweite Rüde konnte genetisch nicht identifiziert werden, der Dritte war aus Brandenburg (Rudel Babben) zugewandert. Bei dieser Verpaarung ist es bis heute geblieben. In dieser Kontellation verschob sich das Rudelterritorium 2017 auf den Schießplatz Rheinmetall. Seit 2014 hat die Fähe mindestens 34 Welpen geboren. (16.01.2021, 16:33) | ||
Manuel Hoefs: | @cajun: danke für dein Text über die Wölfe in meiner Region. "Kurti" hat hier natürlich große Wellen geschlagen, als er die Frau mit Kinderwagen verfolgt hat etc. Seit dem ist es hier bezüglich Wolfssichtungen auch tatsächlich viel ruhiger geworden. Nur noch vereinzelte Sichtungen an Randgebieten sind zu verzeichnen. Und dadurch, dass ich auch kein Soldat bin, habe ich leider keinerlei Möglichkeiten, auf dem gesperrten Teil des Platzes Sichtungen zu tätigen. (16.01.2021, 16:14) | ||
cajun: | @Manuel Hoefs: Das ist der Thread auf den Liz anspielte. Da du Munster als Wohnort angegeben hast, befindest du dich in der Nähe des Territoriums auf dem gleichnamigen Truppenübungsplatz. Zur Historie des dort ansässigen Wolfsvorkommens, soweit bekannt: Das Munster Rudel war die erste Ansiedlung einer Wolfsfamilie in Niedersachsen seit Ausrottung des Wolfes dort. Eine Fähe aus Sachsen (Rudel Nochten) wanderte 2012 ein und etablierte ein Territorium. Nach Zuwanderung eines Wolfsrüden, ebenfalls aus Sachsen (Rudel Neustadt) reproduzierte das Paar jährlich. Innerhalb des Rudels gab es 2014 einen Wechsel des Muttertieres. Eine Tochter des Paares verpaarte sich mit ihrem Vater. Die Nochtener Fähe war nicht mehr nachweisbar. Der erste Wurf der Beiden fiel sehr öffentlichkeitswirksam durch Nahkontakte zu Menschen auf, Besonders zwei Rüden folgten immer wieder Spaziergängern, bettelten Autos an und zeigten wenig scheu. Das Verhalten war nicht erklärbar. Hypothese ist hier, dass Soldaten auf dem TPÜ die Wolswelpen angefüttert haben. Das ließ sich, auf ins Netz gestellten Videos nachvollziehen. Beide Rüden wanderten im Hebst des Jahres ab. Dabei sorgten sie in den Niederlanden und Norddeutschland für spektakuläre Bilder, da sie- ohne große Scheu- tagsüber durch Ortschaften liefen etc. Einer der beiden wurde Opfer des Straßenverkehrs. der andere, später "Kurti" genannt, kehrte in elterliche Territoruium zurück, wo er sich an der Welpenaufzucht des neuen Jahrgangs beteiligte. Aus dem Rudel wurden daraufhin zwei Tiere (er selbst und eine Wurfschwester) besendert. Er zeigte in der Zeit danach ganz normales Wolsverhalten. Im Herbst des Jahres aber folgte er u.A. einer Frau mit Kinderwagen und einem angeleinten Hund, ohne sich vertreiben zu lassen. Weiterhin griff er einen anderen Hund, der an der Leine von Spaziergängern ausgeführt wurde, an. Das zuständige Ministerium erteilte daraufhin einen Erlass zur "letalen Entnahme". Die besenderte Schwester blieb unäuffällig und wurde bei innerartlichen Revierkämpfen getötet. Dieser Fund lenkte den Blick auf einen Rudelwechsel auf dem TÜP. Ein neues Paar hatte sich gefunden und etablierte sein Territorium (genannt Bispingen) nebem dem Munster Rudel. Ein Rüde aus Sachsen Anhalt (Rudel Glücksburger Heide) und eine Fähe unbekannter Herkunft reproduzierten hier 2017 das erste Mal (6 Welpen) . Die Fähe wurde, noch laktierend, Opfer eines Verkehrsunfalls. Das alte Munster Rudel hatte 2016 das letzte mal Nachwuchs. Seither sind die Elterntiere verschollen. Nach 2018 ist die Lage unklar. Eine Fähe wurde zwar genetisch identifiziert, aber es gelangen keine Individualisierung und keine Nachweise einer Reproduktion. Nachwievor gibt es es Wölfe im Territorium. Für das laufende Wolfsjahr besteht der Nachweis einer laktierenden Fähe und von 4 Welpen. Vielleicht kannst du ja Licht ins Dunkel bringen :-) (15.01.2021, 17:16) | ||
Sacha: | Dann zielen unsere Gedanken und Absichten in die gleiche Richtung. Natur- und Artenschutz funktioniert auf Dauer nur, wenn man die lokale Bevölkerung bzw. die Betroffenen miteinbezieht/ernst nimmt und diese wenn nicht profitiert, so wenigstens nicht verliert/drauflegt. Da muss man eben auch Überzeugungsarbeit leisten und nicht einfach hochnäsig über die Köpfe der kleinen Leute entscheiden. Erkannte u. a. auch schon lange Bernhard Grzimek und hat man z.B. auch bei einigen (geplanten) Naturschutzprojekten in der Schweiz erkannt (Stichwort direkte Demokratie über Abstimmungen). Aber das hatten wir ja schon in einem anderen Thread... (12.01.2021, 20:58) | ||
cajun: | @Sasha: Genau das war meine Intention. Es ist möglich, mit Maßnahmen, die darauf abgestimmt werden. Habe ich verstanden und da sind wir gleicher Ansicht. Allerdings betriftt es nicht nur die "Holländer", sondern eben auch alle anderen europäischen Gebiete. Vor allem die, die durch den Wolf neu besiedelt werden. Darauf zielte mein Posting. HWC durch große Beutegreifer ist plötzlich wieder aktuell. Und die Menschen stehen hier einem Tier gegenüber, das anders als Biber oder Reh, an einer anderen Stelle der Nahrungskette eingeordnet ist. Es hat sich gezeigt, dass es sehr wichtig ist, hier von Beginn an die, trotz allem bestehenden Ängste und Vorurteile, der betroffenen Landwirte, Schäfer, Jäger etc. ernst zu nehmen. In weiten Teilen der Bevölkerung wird die Rückkehr des Wolfes zwar begrüßt. Die jenigen, die direkt mit den natürlichen Auswirkungen (z.B. Haustierisse, Nahbegegnungen, Änderung der Wilddichte) der Wiederbesiedlung zu tun bekommen, sind da skeptischer. Genau die gilt es "wissenschaftlich ins Boot zuholen". Und da ist noch eine Menge Arbeit zu leisten, wie man sieht. Kleiner Einschub dazu. Rissvorfälle in etablierten Wolfsgebeiten betreffen zunehmend nicht mehr die profesionellen, sondern eher die Hobbyhalter. Die schützen ihre Tiere, trotz Förderangeboten, eher nicht. Nachdem in NRW nun das zweite Mal ein Shetlandpony auf der Weide (ohne jegliche Schutzmaßnahmen!) gerissen wurde, bin ich gespannt, wie die Bevölkerung reagiert. Es gibt nun nämlich "Opfer mit Namen"... ;-) erste polemische Reaktionen gingen bereits von Lokalpolitikern aus... (12.01.2021, 12:52) | ||
Sacha: | @cajun: Ich glaube, ich habe hier Deine Einleitung bzw. Deine Reaktion auf meine ironische-humoristische Bemerkung nicht ganz kapiert. Natürlich bringt die Rückkehr des Wolfes Probleme mit sich. Aber dass deswegen die Weidehaltung von Kühen per se nicht mehr möglich sein soll, ist Quatsch (und das bestätigen ja auch Teile aus Deinem letzten Post). (11.01.2021, 20:49) | ||
cajun: | @Sasha: Das wir uns bei dieser Wiederbesiedlung von (Kultur-) Landschaften durch den Wolf alle an die eigene Nase fassen müssen, zeigt nicht nur die aktuelle Todfundstatistik 2020 für Deutschland: https://www.dbb-wolf.de/totfunde/karte Immerhin neun illegale Abschüsse 2020. Neben den verheerenden Verlusten im Straßenverkehr fast die zweithäufigsdte Todesursache. Auch die Eidgenossen haben so ihr Thema mit der Rückkehr der Großraubtiere , wie man immer wieder liest Bilanz 2020: Neun Wolfrudel in der Schweiz News vom 30.12.2020 Im biologischen Jahr 2019/20 (1. Mai 2019 bis 30. April 2020) gab es in der Schweiz mindestens sechs reproduzierende Wolfsrudel, bei drei weiteren war der Status unklar. Im laufenden biologischen Jahr 2020/21 (1. Mai 2020 bis 30. April 2021) können aktuell mindestens neun Rudel bestätigt werden, zusätzlich ist in einem weiteren Gebiet der Status unklar (Val d'Entremont und angrenzende Gebiete). Drei ehemalige Rudel dürften mittlerweile definitiv nicht mehr existieren, obwohl noch einzelne Wölfe im Gebiet sind (Augstbord/VS, Calanda/GR/SG und Valle Morobbia/TI). Somit leben in der Schweiz nach aktuellem Wissensstand mindestens neun Wolfsrudel, die sich fortgepflanzt haben. Fünf reproduzierende Rudel gibt es in Graubünden, zwei im Kanton Wallis und je eines im Kanton Waadt und Glarus. Als Rudel gelten grundsätzlich territoriale Wolfsvorkommen mit drei oder mehr vergesellschafteten Tieren und mit beiden Geschlechtern. Daher könnte auch die Wolfspräsenz im Val d'Entremont als Rudel definiert werden, da diese Definition dort erfüllt ist, auch wenn es keinen Nachweis für eine Reproduktion gibt. Quelle: https://www.gruppe-wolf.ch/Wolfsnews/Bilanz-2020%253A-Neun-Wolfrudel-in-der-Schweiz.htm Gantrisch-Wölfin: Herdenschutz ist die beste Vergrämung News vom 25.12.2020 Fakten zur Wolfspräsenz: Seit Anfang Oktober 2020 hält sich ein weiblicher Wolf im Gebiet nördlich der Gantrischkette im Kanton Bern zwischen Gürbe- und Sensetal auf. Das Tier wurde genetisch bestimmt und wird als F78 bezeichnet. Diese Wölfin wurde zuvor noch nie in der Schweiz nachgewiesen. Sie dürfte somit von Frankreich oder Italien zugewandert sein und nicht aus einem Schweizer Rudel stammen. Hinweise auf einen zweiten Wolf im Gebiet gibt es nicht. Es handelt sich folglich um eine einzelgängerische, jüngere Einzelwölfin, die mindestens 1,5 Jahre alt ist. Wandert in den nächsten Wochen ein Rüde ins Gebiet ein, ist eine Paar- und Rudelbildung 2021 nicht gänzlich ausgeschlossen. Dass die Wölfin weiter zieht, ist aber ebenfalls denkbar. Viele verschiedene Erfahrungen mit Einzelwölfen in der Schweiz zeigen, dass diese rasch weiter ziehen können, sobald ungeschütztes Kleinvieh als leichteste Beute fehlt, selbst wenn sie sich zuvor über mehrere Wochen bis Monate stationär in einem Gebiet aufgehalten haben. Ob sich die Wölfin F78 dauerhaft im Gebiet etabliert, kann damit als offen gelten. Fakten zum Verhalten und den Rissen der Wölfin: In dem die Wölfin ungeschützte, leicht zu erbeutende Nutztiere reisst, zeigt sie artgerechtes Verhalten. Denn Paarhufer, zu denen auch die meisten Nutztiere gehören, stellen grundsätzlich die natürliche Beute von Wölfen dar. Stand heute, erfolgten seit Anfang Oktober 23 Angriffe auf Schafherden, wobei über 30 Tiere gerissen wurden. Dies entspricht einer Frequenz von ca. zwei Angriffen pro Woche, was einer natürlichen Jagdhäufigkeit entspricht - so oft pro Woche machen Wölfen normalerweise Beute. Die Risse traten in einem Gebiet von rund 200 km2 auf, was einer durchschnittlichen Grösse eines Wolfsterritoriums entspricht. Die Wölfin scheut offenbar die Nähe zu Siedlungen nicht. Die Tatsache, dass es nur eine Handvoll Sichtungen gibt und die Vergrämung trotz regelmässiger Versuche nicht gelingt, belegt aber, dass sie Begegnungen mit Menschen meidet. Auch wenn die Angriffe auf Nutztiere natürlich nicht dem entsprechen, was wir Menschen uns von Wölfen wünschen, so zeigt die Wölfin F78 dennoch ein völlig normales und artgerechtes Verhalten eines gesunden Wolfes. Fakten zur Rechtslage: Wölfe können nach dem gültigen, vom Volk am 27. September 2020 bestätigten eidgenössischen Jagdgesetz abgeschossen werden, wenn sie grosse Schäden anrichten. Auch die Berner Bevölkerung bestätigte in dieser Abstimmung das heutige Jagdgesetz. Die Kriterien für Abschüsse sind in Art. 4 und 9 der eidgenössischen Jagdverordnung geregelt, wobei bei Einzelwölfen der Art. 9 zur Anwendung kommt. Es gilt zusammengefasst folgendes: Einzelwölfe können abgeschossen werden, wenn sie 25 Nutztiere in einem oder 35 Nutztiere in vier Monaten töten. Wenn in einem Gebiet bereits in früheren Jahren Schäden auftraten, reduziert sich die Zahl der Risse auf 15, wobei in diesem Fall aber nur noch getötete Tiere gezählt werden dürfen, die trotz zumutbarem Herdenschutz gemäss Jagdverordnung gerissen wurden. Welches die Gebiete sind, in denen schon in früheren Jahren Schäden aufgetreten sind, ist im eidgenössischen Wolfskonzept im Anhang 3 definiert. Der Fall der Wölfin F78 ist insofern komplex, als dass ihr Streifgebiet sowohl Gebiete umfasst, die bereits als Gebiete mit früherer Wolfspräsenz ausgeschieden sind, als auch solche ausserhalb dieser Zone. Somit kommen bei der Anrechenbarkeit der Risse verschiedene Kriterien zur Anwendung: Der nördlichen Teil ihres Streifgebietes gilt noch nicht als Gebiet mit früherer Wolfspräsenz, womit dort alle Risse anrechenbar für eine Abschussbewilligung anrechenbar sind. Bei den Rissen im südlichen Teil sind hingegen nur solche in zumutbar geschützten Situationen anrechenbar. Fast alle Nutztiere wurden in ungeschützten Situationen gerissen. Von den bisher 23 Angriffen durch die Wölfin fanden nach Einschätzung der GWS insgesamt zehn in Gebieten mit bereits früherer Wolfspräsenz gemäss Anhang 3 des Wolfskonzeptes statt. Aufgrund des wahrscheinlich fehlenden Herdenschutzes resultieren daraus kaum anrechenbare Risse, allenfalls gar keine. Im nördlichen Teil sind hingegen dieses Jahr noch alle Risse anrechenbar, wobei die dort geltende Schwelle von 25 Rissen in einem Monat oder 35 in vier jedoch deutlich nicht erreicht wird. Damit kann keine Abschussbewilligung erteilt werden. Es muss zudem darauf hingewiesen werden, dass die Liste der Wolfspräsenzgebiete jährlich angepasst wird und bei der nächsten Überarbeitung 2021 die nördlichen Teile des Streifgebietes von F78 ebenfalls dem Präsenzgebiet zugeschlagen wird. Damit können Risse an ungeschützten Nutztieren dort ab kommendem Jahr ebenfalls nicht mehr angerechnet werden. Ohne Folgen bleibt dies für die Entschädigungen. Diese werden gemäss gültigem Jagdgesetz unabhängig vom Herdenschutz immer ausbezahlt. Wir verweisen ferner auf die Ausführungen der Mitteilung vom 7. November 2020, die unverändert immer noch Gültigkeit haben: Gantrisch-Wolf: Vergrämung ja, aber besserer Herdenschutz ist gefordert Quelle.: https://www.gruppe-wolf.ch/Wolfsnews/Gantrisch-Wolfin%253A-Herdenschutz-ist-die-beste-Vergramung.htm News vom 08.05.2020 In der Schweiz und international ist es längst üblich, dass Wolfsrudel in unmittelbarer Nähe von oder sogar auf Kuhalpen leben ? ohne dass die Kühe ihr Verhalten gegenüber Menschen verändert hätten. Ein statistischer Zusammenhang, der aufzeigt, dass in Wolfsgebieten mehr Konflikte zwischen Menschen und Mutterkühen vorkommen als ausserhalb, existiert nicht. Es gibt auch im Ausland keine Nachweise dafür, dass Wölfe Kühe irgendwie gefährlicher für Menschen machen. Dies obwohl in vielen Regionen Süd- und Osteuropas, in denen Wölfe nie ausgestorben sind, bis heute eine freie Weidehaltung von Mutterkühen vorkommt, oft sogar ganzjährig. Auch in diesen Gebieten gibt es verschiedene Formen von Tourismus, ohne dass es dabei zu Konflikten kommt. Die bisher 25-jährige Erfahrung mit dem Wolf in der Schweiz zeigt, dass Angriffe auf Grossvieh eine Ausnahme darstellen. Jährlich gibt es in der Schweiz lediglich eine tiefe einstellige Zahl an von Wölfen gerissenen Kälbern. Sie sind nur dann gefährdet, wenn sie ohne ihre Mütter sind oder die Mütter an der Verteidigung gehindert werden. Wölfe stellen objektiv kein messbares Risiko für die Mutterkuh- und Milchviehhaltung dar. Sie gefährden die Existenz der Weide- und Alphaltung dieser Tiere daher nicht. In den wenigen Fällen, in denen es trotzdem zu Angriffen kommt, werden die gerissenen Tiere einerseits entschädigt. Andererseits können die Kantone die Schäden für Abschuss- und Regulationsbewilligungen geltend machen. Damit kann eine Spezialisierung der Wölfe auf Kälber verhindert werden. Die beste Prävention zur Verhinderung von Kälberrissen ist die Vermeidung von Abkalbungen auf Weiden und Alpen. https://www.gruppe-wolf.ch/Wolfsnews/Wolfe-und-Mutterkuhe-nuchtern-betrachtet.htm Die Rückkkehr des Wolfes nach Österreich scheint aus dem eigenen Land kommentiert, eher schwierig. Dazu eine sehr deutlicher Artikel: Warum in Österreich die Wölfe wieder verschwinden 2018 lebten noch drei Wolfsrudel in Österreich - 2019 nur noch eines. Die Tiere scheinen spurlos zu verschwinden. Wolfsexperte Kurt Kotrschal zieht Bilanz. In den letzten 20 Jahren stieg die Zahl der Wölfe in Italien auf etwa (Wölfe zählen ist nicht einfach) 2.000 Tiere, in Frankreich auf 500 und in Deutschland auf 1.000. Experten meinen, Österreich wäre ein sehr guter Lebensraum für Wölfe, mit Platz für 100-200 Rudel, je nachdem, wen man fragt. Trotzdem kam es erst 2016 zur ersten Rudelgründung am geschützten niederösterreichischen Truppenübungsplatz in Allentsteig. Seitdem passt das Bundesheer gut auf ?ihre" Wölfe auf, jährlich gibt es Nachwuchs. Man konnte erwarten, dass es nun auch in Österreich, wie in Italien, Deutschland oder anderswo in Europa, jährlich mehr Rudel geben würde. Gegründet durch Zuwanderer, während der Nachwuchs aus Allentsteig weit weg versuchen würde, Partner zu finden, wie es eben Wolfsart ist. Daher war es keine Überraschung, als 2018 zwei weitere Rudel im nördlichen Niederösterreich auftauchten, eines davon nahe Karlstift, ein weiteres nicht allzu weit weg, direkt an der Grenze zu Tschechien. F ür 2019 war mit weiteren Rudeln zu rechnen, aber es kam anders. Bereits im Frühsommer verschwand der Rüde des Kalstifter Rudels, bis Jahresende der Rest. Bleibt im Moment bloß das einsame Rudel in Allentsteig. Aber Wolfsrudel verschwinden nicht von selber. Es wird offenbar illegal getötet, was das Zeug hält. Den Beleg dafür lieferte heuer im Herbst jener Schütze, der im Tiroler Sellrain einen Wolf erschoss, den Kopf abschnitt und den Körper liegen ließ. Außerdem existieren wissenschaftliche Modellrechnungen, die klar die Wilderei als Hauptgrund für die langsame Rückkehr der großen Beutegreifer, Luchs, Wolf und Bär verantwortlich machen. Besonders schlimm ist es in Österreich. Hier werden Luchse im Nationalpark abgeschossen, mit anschließenden ?Siegesfeiern" in lokalen Wirtshäusern. Hier wurden um die Jahrtausendwende die Braunbären wieder ausgerottet. Wie schon 150 Jahre zuvor. In Österreich werden die Wölfe weniger, nicht mehr. Ohne Bundesheer wären auch sie bereits wieder ausgerottet. Und das zu Zeiten von Klimawandel und Artensterben. Ist den Wilderern eigentlich klar, dass sie sich mit dem Töten von Wölfen, Bären, Luchsen und Greifvögeln gegen jeden gesellschaftlichen Konsens ins eigenen Knie schießen? Und uns allen gleich mit. Es ist vernünftig, das Klima und die Arten zu schützen. Polizei und Gerichte scheinen diese Affen? pardon, Wolfsschande nicht sonderlich ernst zu nehmen. Die Politik auch nicht, selbst die Grünen schweigen dazu. Man kann aber nicht das Klima und die Arten schützen und gleichzeitig Wölfe, Luchse und Greifvögel abknallen. Es ist Zeit, dass endlich etwas geschieht. Und dass die immer ach-so-gesetzestreuen Jagdverbände Ordnung im eigenen Saustall schaffen. Wenig tröstlich übrigens, dass Österreich als wildbiologischer Schandfleck in Europa nicht alleine dasteht. Eben wurde in Schweden wieder die Jagd auf das gefährdete Vielfraß und auf mehrere hundert Luchse pro Jahr freigegeben ? ein Gutteil der Population! Jagdliche Unvernunft hält Europa in Geiselhaft. Es wird Zeit, daran etwas zu ändern. Quelle: https://tierisch.heute.at/a/40688338/warum-in-%C3%B6sterreich-die-w%C3%B6lfe-wieder-verschwinden (11.01.2021, 17:11) | ||
Gerrit Wehrenberg: | Schön auch, dass Landwirte jetzt Experten in Populationsbiologie der Wölfe sind und zukünftige Bestandsabschätzungen vornehmen können. Leider wird hier vergessen, dass keine biologische Population ein ewig (wenn überhaupt) exponentielles Wachstum aufweisen kann. Und selbstverständlich wird der Wolf Nutzvieh reißen - auch mal Hausrinder. Doch die Verluste sind von unserer Gesellschaft vergleichsweise mühelos zu trage, wenn es um finanzielle Entschädigungen der Landwirte geht. So ist es auch vielerorts Praxis. Mir fehlt hier die Einordnung. Ich will mal wissen, wie viel Prozent aller Rindstode in Deutschland auf den Wolf zurückzuführen sind... nicht nur die Schlachtung wird dem großen bösen Isegrim hier wohl deutlich den Rang ablaufen. Das müsste auch jeder Rinderhalter eigentlich selbst sehr genau wissen. (11.01.2021, 17:04) | ||
Sacha: | Interessant. Und dabei habe ich letztes Jahr noch sehr viele Kühe in NRW, direkt an der Grenze zu Holland, auf Weiden gesehen... Muss wohl eine ganz besondere Hausrind-Form gewesen sein - Bos taurus lupusresistensis vielleicht?;) (11.01.2021, 16:14) | ||
cajun: | Interessanterweise führen unsere Nachbarn an, dass in Deutschland die Weidehaltung von Rindern chancenlos ist, aufgrund der hohen Wolfspopulation: "trouw.nl ? 7. Jan. 2021 Friese boeren willen een hek rond de provincie tegen de wolf Friesische Bauern wollen einen Zaun um die Provinz gegen den Wolf Eine Gruppe friesischer Viehhalter möchte einen Zaun um die Provinz legen, um Wölfe fernzuhalten. Die in der Wolvenhek Fryslân-Stiftung vereinigten Bauern befürchten, dass Kühe und Schafe innerhalb von zehn Jahren aufgrund der "raschen und unbegrenzten Expansion des Wolfes" von der Weide verschwinden werden. Die Tierhalter gehen davon aus, dass es in fünf Jahren in den Niederlanden 50 bis 150 Wölfe geben wird. Diese Woche erschien zum ersten Mal ein Wolf in Friesland. Eine Wildkamera der Naturorganisation It Fryske Gea im Nationalpark De Alde Feanen machte Fotos davon. Experten vom Wolf Reporting Point der Mammal Society kamen am Donnerstag zu dem Schluss, dass es sich um einen Wolf handelt. Letztes Jahr ließ sich ein Wolf im benachbarten Drenthe nieder. "Wir sind keine Narren mit einem verrückten Plan, sondern Landwirte, die ernsthaft um die Sicherheit ihrer Tiere besorgt sind. In Deutschland ist die Zahl der Wolfsrudel in den letzten zehn Jahren so schnell gewachsen, dass Rinder auf der Weide dort keine Chance haben. In den Niederlanden sollten wir nicht in die gleiche Richtung gehen", sagt Schafzüchter Jehan Bouma, Vorsitzender der Stiftung." Quelle und Übersetzung: Zoopresseschau (11.01.2021, 14:07) | ||
cajun: | Und auch vom Goldschakal gibt es wieder einen Nachweis: Gen-Untersuchung steht noch aus Goldschakal bei Bruchsal entdeckt? Das Wildtier, das vor knapp einer Woche nach einem Verkehrsunfall in Bruchsal verendete, ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Goldschakal - in Deutschland sehr selten. Die Tiere leben normalerweise in Südosteuropa und wurden bisher nur vereinzelt in Deutschland gesichtet. Untersucht wurde das Tier zunächst im Chemischen Veterinär-Untersuchungsamt in Karlsruhe. Dort vermutete man, dass es sich um die seltene Art handeln könnte. Das Ergebnis einer Gen-Untersuchung steht allerdings noch aus. Der Goldschakal sieht aus wie eine Mischung aus Hund, Wolf und Fuchs. In Baden-Württemberg soll es in diesem Jahr drei Sichtungen gegeben haben. Der Goldschakal lebt vorwiegend von Kleintieren wie Kaninchen, reißt aber auch schon mal geschwächtes Wild. Eine Gefahr für den Menschen soll nicht bestehen. Der Goldschakal gilt als sehr scheu und in unseren Gefilden als extrem selten. Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/goldschakal-bei-bruchsal-entdeckt-100.html (28.12.2020, 16:42) | ||
cajun: | Sachsen- Anhalt ist nicht nur beim Impfen am schnellsten. Wie jedes Jahr ist auch der Monitoringbericht 2019/20 über die Entwicklung der Wolfspopulation im Bundesland als erster veröffentlicht. https://lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/das-wolfskompetenzzentrum-wzi/monitoring/ Passend hierzu ist auf Seiten der DBBW der Statusbericht für ganz Deutschland für das Wolfsjahr 2019/ 20 hochgeladen. Auf Niedersachsen (zwischendurch gute regelmäßige Übersicht durch Quartalsberichte) und Sachsen ( in meinen Augen der Detailierteste!) ist meist noch zu warten. Brandenburg, immerhin das BL mit den meisten Territorien, publiziert nicht ausführlich. Hier wäre ich dankbar falls jemand mal einen Bericht analog der sächsischenKompetenzen, die das einmal mit übernommen hatten, entdeckt. (28.12.2020, 16:35) | ||
cajun: | Dieser Thread benötigt ein Update: Allein 2020 ist so viel passiert. 1. Meldung: Toter Goldschakal bei Hannover war erste nachgewiesene Fähe in Deutschland 24.09.2020 Die Herkunft, wie auch die Wanderbewegungen des Tiers bleiben unklar - das Individuum GG011f wurde vorher noch nie nachgewiesen. Bei der am 2. Juni 2020 tot afgefundenen Goldschakal-Fähe handelt es sich um das erste nachgewiesene weibliche Tier in Deutschland. Anhand aller ausgewerteten Goldschakalnachweise konnten bislang ausschließlich Rüden, bzw. kein klar erkennbares Geschlecht identifiziert werden. Demnach ist es nur noch ein Frage der Zeit, wann mit der ersten nachgewiesenen Reproduktion dieses anpassungsfähigen Zuwanderers zu rechnen ist. 2. Meldung: Goldschakal tappt in Fotofalle 02.12.2020 Es ist bereits der zweite Nachweis eines Goldschakals im Jahr 2020 in Niedersachsen. Nachdem im Juni 2020 das in Deutschland erste nachgewiesene Weibchen auf der A7 bei Hannover tot aufgefunden wurde , konnte Mitte November 2020 ein weiterer Goldschakal durch eine Fotofallenaufnahme bestätigt werden. Die Bilder entstanden im Landkreis Cuxhaven und stellen den 4. Nachweis dieser einwandernden Art in Niedersachsen dar. Der erste Nachweis erfolgte im Jahr 2015 - ebenfalls im Landkreis Cuxhaven - durch die genetische Untersuchung einer vermeintlichen Wolfslosung und der Zweite im Jahr 2017 am Stadtrand von Osnabrück, dabei handelte es sich um einen Totfund. Quelle: https://www.wolfsmonitoring.com/newsartikel/goldschakal_tappt_in_fotofalle/ 3. Meldung: Die Wiederbesiedelung der östlichen Pyrenäen durch italienische Wölfe? Seitdem sich die italienische Wolfpopulation über die Apenninen in die italienischen, französischen und Schweizer Alpen ausgebreitet haben, werden von dort neue Lebensräume besiedelt. Überraschend war die Ausbreitung nach Spanien wo seit dem Jahr 2000 die ersten Wölfe in den östlichen Pyrenäen beobachtet wurden. Diese stammen ursprünglich aus der italienischen Population und nicht aus der zahlenmäßig größeren spanischen, die hauptsächlich im Nordwesten Spaniens verbreitet ist. Die aus der italienischen Population eingewanderten Wölfe könnten sich in den kommenden Jahren entlang der Pyrenäen bis in die nord-westlichen Regionen Spaniens ausbreiten und sich dort mit den spanischen Wölfen vermischen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die Bildung von reproduzierenden Wolfsrudeln in den östlichen Pyrenäen. Diese wurden bisher noch nicht beobachtet. Aus diesem Grund haben Carla Garcia-Lozano und Kollegen eine Habitatuntersuchung durchgeführt, um diejenigen Gebiete zu identifizieren bei denen es sich um geeignete Wolfshabitate handeln könnte. Die Untersuchung umfasste Katalonien, den angrenzenden Teil der französischen Pyrenäen, sowie Andorra. Basierend auf bereits etablierten Kriterien für geeignete Wolfshabitate sowie einer Territoriengröße von mindestens 200 km2 für jedes Wolfsrudel identifizierten sie zwölf Territorien, die hauptsächlich in den höheren Lagen der Pyrenäen liegen. Ein wichtiger Punkt der Studie war die Konnektivität der Gebiete. Dabei wurde die mögliche Distanz wandernder Wölfe als Grundlage genommen um festzustellen ob die identifizierten Territorien ausreichend miteinander verbunden sind. Auch wenn die Einwanderung neuer Wölfe in die östlichen Pyrenäen aufgrund der Bejagung in Frankreich und des fehlenden Schutzes in Katalonien nicht ungehindert ist, wird in Zukunft mit der Etablierung erster Wolfsrudel in den östlichen Pyrenäen gerechnet.. Quelle: Garcia-Lozano, C.; Varga, D.; Pintó, J.; Roig-Munar, F.X. Landscape Connectivity and Suitable Habitat Analysis for Wolves (Canis lupus L.) in the Eastern Pyrenees. Sustainability 2020, 12, 5762. https://doi.org/10.3390/su12145762 Link (Volltext): https://www.mdpi.com/2071-1050/12/14/5762/htm Zusammenfassung: Reinhard Hehl Quelle: https://www.freundeskreiswoelfe.de/die-wiederbesiedelung-der-%C3%B6stlichen-pyren%C3%A4en-durch-italienische-w%C3%B6lfe Die Wölfe der Alpen unterscheiden sich (da italienische Quellpopulation) durch eine Haplotyp (HW22) von den europäischen Flachlandwölfen (Haplotyp HW01 oder seltener HW02). Hierzu 3. Meldung : Erneuter Nachweis eines Alpenwolfs in Nordrhein-Westfalen Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt einen Wolfsnachweis im Kreis Viersen. Am 12. November 2020 wurde auf einer Weide in Viersen ein Schaf tot aufgefunden. Anhand der DNA-Analyse durch das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen konnte das männliche Wolfsindividuum GW1920m erstmalig nachgewiesen werden. Zwar ist das genaue Herkunftsrudel dieses Tieres unbekannt, ein genetisches Merkmal, der in Deutschland seltene Haplotyp HW22, ordnet es aber eindeutig der Alpenpopulation zu. Der Haplotyp HW22 ist kennzeichnend für Wölfe aus der Alpenpopulation und der italienischen Population im Apennin. Wölfe aus diesen Populationen können eindeutig von Wölfen aus der mitteleuropäischen Flachlandpopulation unterschieden werden, welche entweder den Haplotyp HW01 oder HW02 tragen. In den letzten Jahren wurden auch immer wieder einzelne aus der Alpenpopulation stammende Tiere in Deutschland genetisch bestätigt. Für NRW ist dies erst der zweite Nachweis eines Wolfes mit dieser Herkunft. Der erste Nachweis eines Alpenwolfes in NRW gelang am 17. Februar 2020 in der Gemeinde Odenthal (Rheinisch-Bergischer Kreis). Hier konnte mithilfe einer genetischen Untersuchung das ebenfalls männliche Wolfsindividuum GW1559m an einem Wildtierkadaver nachgewiesen werden. Ein erneuter Nachweis dieses Wolfes erfolgte am 15. Oktober 2020 nahe Hitzacker (Niedersachsen). Angaben zur Herkunft der deutschen Wölfe: https://www.dbb-wolf.de/mehr/faq/woher-kommen-die-woelfe-in-deutschland Homepage des Senckenberg Forschungsinstituts Gelnhausen: https://www.senckenberg.de/de/presse/wolfsmonitoring-faq/ Quelle: https://wolf.nrw/wolf/de/aktuelles/2020-12-10 (14.12.2020, 13:40) | ||
Michael Mettler: | Da sich die Wölfe Italiens genetisch deutlich von den restlichen "Europäern" unterscheiden sollen, wäre das sogar eine Kreuzung ohne Anführungszeichen, denn nach dieser Sichtweise stünde Canis lupus italicus als eigene Unterart der in Rest-Europa (inklusive der Iberer und bis nach Asien hinein) verbreiteten Nominatform gegenüber. (15.04.2014, 22:02) | ||
WolfDrei: | Aus "Zeitschrift für Säugetierkunde" 79 (2014): Im italienischen Alpenraum wird es demnächst zu einer "Kreuzung" von Abruzzenwolf und Balkanwolf kommen: das Aostatal des westlichen italien. Alpenraumes wurde bereits vom Abruzzenwolf besiedelt, der östliche italien. Alpenraum demnächst vom nach Norden strebenden Balkanwolf aus Kroatien, der bereits Slowenien "durchschritten" hat. (15.04.2014, 20:39) | ||
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WolfDrei: | aus "Säugetierkundliche Informationen" Band 8, H,45 (2012): Fotofalle : Goldschakal am 26.4.2012 im Bayrischen Wald (mußte das Bild sehr beschneiden) (15.04.2014, 20:34) |
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