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Foto:
(gif/jpg/png / Dateigröße max. 2MB)

Dickhäuterhäuser



Jan Jakobi:   Kennt jemand einen Grundriss von der Riveriahalle in Rotterdam?

Auf der Außenanlage der Spitzmaulnashörner lebten früher die Elefanten.

Von der Innenanlage sehe ich drei Boxen auf der Webcam von den Spitzmaulnashörnern.

Ist das ein Teil vom ehemaligen Elefanten-Stall?
Beziehungsweise der Bereich wo früher der Elefantenbulle untergebracht war?

Hat jemand Vergleichsfotos?

Wo war das erste Spitzmaulnashorn-Zuchtpaar untergebracht?

(16.11.2020, 00:47)
Michael Mettler:   Stimmt, dass dürfte der Urzustand sein. An dieses Foto habe ich gar nicht gedacht. Da unten im Bild noch nichts von der 1962-1964 gebauten Giraffenanlage zu sehen ist, könnte das Bild kurz nach Eröffnung des Elefantenhauses 1962 aufgenommen worden sein.

Aber mit der Vermutung des alten Grabenverlaufes lag ich gar nicht schlecht ;-)
(04.08.2014, 14:36)
Jan Jakobi:   @Michael:
Der schmale Besucherbereich stimmt mit dem auf meinem "Tembo"-"Mothi"-Foto überein.

Im Thread "alter Zoo Hannover" wurde vor ein paar Jahren eine Luftaufnahme der Elefantenanlagen mit umliegenden Gebäuden hochgeladen.

Auf dem müsste die Ursprungsform zu sehen sein, denn der schmale Besucherbereich ist noch nicht vorhanden.
Außerdem ist die Bullenanlage kleiner.

Die von oben zusehenden Elefanten müssen die selben sein, wie auf der Ansichtskarte im Elefantenbullen-Thread.
(04.08.2014, 13:05)
Michael Mettler:   @Jan Jakobi, zu deiner Frage im Elefantenbullen-Thread: Grundriss des hannoverschen Elefantenhauses, entnommen aus einem Artikel über Neuanlagen im Zoo Hannover im ZG (die genaue Ausgabe habe ich leider nicht parat, den Scan habe ich schon vor längerer Zeit gemacht). Zu sehen ist der Zustand nach Erweiterung der ursprünglichen Elefantenbullenanlage auf die doppelte Gehegefläche für die dauerhafte Haltung des Afrikanerpaares Tembo und Iringa (also von Mitte der 60er mit Mitte der 70er Jahre geltend, dann kam ja ein drittes Außengehege hinzu).

Die Ursprungsform des kleineren Geheges kenne ich nicht als Grundriss. Anhand von Fotos bzw. Ansichtskartenmotiven aus Besucherperspektive von der Frühzeit der Anlagen (Afrikanerpaar noch nicht im Bestand) vermute ich, dass die auf dem Grundriss linke gehegeseitige Grabenkante des Urzustandes parallel zur späteren neuen Kante knapp links vom "E" der Beschriftung "Elefanten" verlief und dann ebenfalls parallel zur oberen neuen Grabenkante nach rechts.
(04.08.2014, 08:54)
Jan Jakobi:   Jetzt habe ich das Beweisfoto in einen meiner Fotoalben doch noch gefunden: Spitzmaulnashörner hinter einer Rohrabsprerrung im Magdeburger Dickhäuterhaus!

Das Foto entstand am 5. Oktober 2002.
Die beiden Nashörner sind "Mana" und ihr Kalb "Maburi".
(03.06.2014, 22:43)
Jan Jakobi:   Der Elefanten-Graben:
Der Graben wurde 2003 bis auf ca. 1 m unter Standflächenhöhe aufgefüllt.
Davor war der Graben sehr tief.

(03.06.2014, 18:16)
Jan Jakobi:   Die Elefanten-Standfläche:
Auch hier hatte sich etwas verändert. Die beiden Durchgänge für die Elefantenpfleger wurde mit einem „Gitter-Raum“ gesichert.

(03.06.2014, 18:15)
Jan Jakobi:   Das Flusspferd-Badebecken:
Im Hintergrund ist das Flusspferd-Becken und im Vordergrund ist das Elefanten-Badebecken. Auch hier wurde nach der Abgabe des letzten Flusspferds was verändert: Das Becken wurde mit Beton ausgefüllt, ebenso das Elefanten-Becken, außerdem wurde die Trennmauer abgebrochen. Die Fläche wurde für die Elefanten zugänglich gemacht.

(03.06.2014, 18:14)
Jan Jakobi:   Die Flusspferd-Boxen:
Nach der Abgabe des letzten Flusspferds konnten die Nashörner die Boxen mit nutzen bis zu ihrem Umzug in die neue Anlage.
(03.06.2014, 18:13)
Jan Jakobi:   Der Flusspferd-Nashorn-Graben:
Der Graben trennte die Außenanlage der Flusspferde von der Außenanlage der Nashörner. Das muss der Graben gewesen sein, in den „Negus“ reinfiel.
Einen Notausstieg konnte ich nirgends entdecken.

Auf der Nashorn-Außenanlage ist noch gut zu erkennen wo das Wasserbecken war.
In der Mitte der Anlage ist ein Hügel, darunter verbirgt sich das Wasserbecken.
(03.06.2014, 18:12)
Jan Jakobi:   Zwar ist es schon länger her, dass hier über das DHH in MD gesprochen wurde.
Aber ich habe im Februar Anlagen-Fotos gemacht, leider ist mir zu spät aufgefallen das ich nur die Flusspferd-Anlage (Außenanlage, Graben, Flusspferd-Boxen, Flusspferd-Innenbecken) und die Elefanten-Innenanlage fotografiert habe.

Die alte Flusspferd-Außenanlage:
Die Außenanlage wurde nach der Abgabe des letzten Flusspferds in zwei Teile geteilt, so das man mit der Nashorn-Außenanlage insgesamt 3 Außenanlagen für die Nashörner hatte.

Vor ein paar Jahren wurde die Außenanlage noch mal verändert: Das ehemalige Schwimmbecken wurde mit Sand gefüllt und ist jetzt eine "Mammut-Ausgrabungsstätte".
Der Bereich dahinter ist, ebenso wie die Nashorn-Außenanlage verwildert.
(03.06.2014, 18:11)
Oliver Jahn:   Hier noch einmal zum Vergleich das Foto aus Kirchshofers Buch
(23.10.2013, 11:33)
Elisabeth Hiendl:   wie breit ist eigentlich so ein LKW treifen in etwa daran könnte man ja grob die Größe von Thisiam ermitteln

(23.10.2013, 10:14)
Jan Jakobi:   @Henry:
Die Verdachtsgeschichte mit TBC bei ihm gibt es seit ca. 2006/2007.

Meiner letzten Information, aus dem Hamburger Abendblatt in diesem Frühjahr, zu Folge wurde er zuletzt positiv getestet.

Das stand drin:
"Ebenfalls verzögern wird sich der Abschied der zwei jungen Elefantenbullen Shahrukh und Shanti.
Sie sollten eigentlich im Tausch gegen einen Zuchtbullen ins polnische Kattowitz wechseln. Diese Vereinbarung platzte jedoch, als bei dem Bullen eine Tuberkulose-Infektion nachgewiesen werden konnte."
(22.10.2013, 13:56)
Oliver Jahn:   Aber das sind ja beides eher Fragen für einen der unzähligen Elefanten-Threads. ;-)
(22.10.2013, 13:54)
Henry Merker:   Viel interessanter wäre für mich die Frage, ob man Thisiam jemals in eine Zuchtsituation bringen könnte. Momentan gibt es ja diese Verdachtsgeschichte in Richtung TBC, wobei ich mir noch nicht einmal sicher bin, ob dies bei ihm überhaupt zweifelsfrei bestätigt ist....
(22.10.2013, 13:23)
Jan Jakobi:   Weiß jemand historisches zu dem Dickhäuterhaus?
Gab es das zweite Becken (das in den Graben gebaute) von Anfang an?

@Oliver:
Einer der alten Leipziger Bullen ist der Halbbruder "Sahib-Fridolin" von "Thisiam".

Da dieser und deren gemeinsamer Vater "Siam" um die 3,20 m waren, könnte er ebenfalls so groß werden bzw. sein.
(21.10.2013, 22:30)
Oliver Jahn:   @Jan, es gibt einen Stromzaun, ein Eisengeländer und davor existiert sogar noch die alte Nagelkante.
Zur Größe kann ich nicht viel sagen, da die Vergleiche fehlten, der Bulle steht ja allein. Aber sehr klein wirkte er nicht, allerdings kommt er nicht an die alten Bullen von Leipzig, Hannover oder den aktuellen Bullen im Zoo Berlin heran.
(21.10.2013, 22:03)
Jan Jakobi:   Die Aufteilung der Innenanlagen in einem Bogen sieht interessant aus. Habe ich noch nicht gesehen.

"Thisiam" sieht aus wie eine Miniatur-Ausgabe seines Vaters.
Die Stoßzähne von ihm sind sehr lang, Elefanten mit solchen langen Rekord-Stoßzähnen gibt es kaum noch in Europa.

@Oliver:
Auf dem Bild sieht er nicht so groß aus.
Haben Sie ein besseres Bild von ihm?

Oder täuscht das, weil Sie sehr groß (für einen Menschen) sind?

Sehe ich das auf den Bildern richtig, dass die Anlage des Elefantenbullen mit Strom abgesichert wird?
(21.10.2013, 21:19)
Henry Merker:   Thisiam hat sich richtig gut entwickelt.
(21.10.2013, 20:36)
Oliver Jahn:   und an der Treppe zum kleinen Becken, welches in den Absperrgraben gebaut wurde.
Eine Außenanlage für die Nilpferde hätte an dem derzeitigen Bau nirgendwo Platz gefunden. Es ist die erste und einzige reine Innenhaltung für Nilpferde, die ich gesehen habe.
(21.10.2013, 20:35)
Oliver Jahn:   Nilpferdbulle im Stall
(21.10.2013, 20:33)
Oliver Jahn:   Das große Nilpferdbecken, links der zweite Elefantenstall, rechts der Nilpferdstall
(21.10.2013, 20:32)
Oliver Jahn:   Elefanteninnenstall
(21.10.2013, 20:30)
Oliver Jahn:   Der einzelne Elefantenbulle auf der Außenanlage
(21.10.2013, 20:30)
Oliver Jahn:   Und hier ein paar Bilder vom Dickhäuterhaus in Katowice.
Außenansicht
(21.10.2013, 20:29)
Michael Mettler:   Meine Mailanfrage nach Polen hat inzwischen durch hilfreiche Weiterempfehlungen eine regelrechte Rundreise durchs Land gemacht... Dabei landete sie beim früheren Direktor des Zoos Lodz, der jetzt Vogelkurator in Warszawa ist, aber nicht selbst eine Antwort lieferte, sondern die Anfrage auch "nur" an die aktuelle Direktorin weitergab.

Deren freundliche Antwort ist zwar kurz, weil ihr kaum Informationen über das Haus vorliegen, aber überraschend: Oliver, du hast Recht damit, dass das Haus ursprünglich nur für zwei Arten geplant war. Aber: Es wurde für Nashörner und Flusspferde gebaut, Elefanten waren darin eigentlich gar nicht vorgesehen...! Die Frage, wo die vorherige alte Elefantin (Magda I, bis 1960) und der Hippo-Bulle vorher gehalten wurden, blieb leider unbeantwortet.

Inzwischen ist übrigens auch der von Oliver noch gesehene Tapir ausgezogen, die Elefantenkuh ist jetzt die einzige Bewohnerin des Hauses und die Direktorin hofft, deren Unterkunft im kommenden Jahr noch etwas zu verbessern. Für die Zukunft ist aus Platzgründen keine Haltung von Nashörnern und Nilpferden im Zoo geplant.

Die Auskunft wirft natürlich weitere Fragen auf. Z.B., ob die Elefanten schlichtweg im Nashornstall einquartiert wurden und man diesen dann nur noch modifizierte (damit wäre die heutige Außenanlage eigentlich als Rhino-Anlage gedacht gewesen), oder ob der heutige Elefantentrakt womöglich gar nicht von Anfang an existierte und die Keimzelle des Hauses nur aus Besucherhalle, "Mittelstall" (dann ursprünglich für ein Nashorn gedacht und womöglich zeitweise mit den Jungelefanten besetzt) und Hippo-Innenbereich bestand und für die Elefanten nachträglich erweitert wurde - was zu Olivers Info passen würde, dass extra für die Elefanten gebaut wurde (dann eben nicht das Haus insgesamt, sondern nur ihr Trakt).
(16.10.2013, 17:24)
Michael Mettler:   @Carsten: Doch, das hatte ich schon ganz richtig verstanden, wie Oliver das meinte.

Auf dem Luftbild wirkt der Anbau tatsächlich auf den ersten Blick quadratisch. Aber auf den zweiten Blick offenbart er sich dann als wie in eine Nische des alten Hauses eingepasst statt außen an seine Kontur angesetzt. Verlängert man die ursprüngliche Hauskante, unter der sich der Eingang befindet, schneidet die Linie ein Stück von dem Quadrat weg, und schon bleibt ein Rechteck übrig. Vermutlich hat man bei der Dacheindeckung das neuere Material ein Stück weit über das alte lappen lassen, und dadurch wird auf dem Luftbild ein größerer Anbau vorgetäuscht. In der Realität müsste der Mittelstall also noch ein kleines Stück weit unter den neueren Dachpart hinein ragen, wo dann die ehemalige Außenmauer verläuft.

Ich habe übrigens im Net ein mit September 2009 datiertes Foto vom Elefantenstall innen gefunden, da sah er noch aus wie auf dem von Oliver gestern hier eingestellten Bild: ohne die schräge Gitterfläche und den "Einschnitt" in der Betonkante.

@Oliver, deinen letzten Beitrag zur Betonwand am Hippobecken habe ich erst jetzt bemerkt, da hatte ich wohl zeitgleich geschrieben. Auffallend finde ich, dass die älteren Ställe im Haus gefliest sind (was man ja früher gemeinhin zwecks leichterer Reinigung gemacht hat, und das sogar bis weit oberhalb der Reichweite der Tiere, während später oft mit Kunstharzversiegelung von Beton gearbeitet wurde) und sogar auf dem Sockel der Fensterfront zum Nashornstall Fliesen liegen, aber ausgerechnet diese Wand am Becken nicht gefliest ist, obwohl dort erst recht Wasser und Kot drankommt. Außerdem wurde der dahinter befindliche Gang vielleicht erst durch den Einbau des zusätzlichen Außentores und zwecks Bedienung des Schiebers nötig. Also könnte die Mauer durchaus jüngeren Datums sein. Wie auch das kurze "Gegenstück", das ja auf der Treppe steht und sie damit an dieser Seite ihrer Funktion beraubt. Dass der Pfeiler des Hauses auf diesem Betonteil stehen oder mit ihm gar eine Einheit bzw. ein zusammenhängendes Bauteil formen soll, kann ich auf Carstens Fotos so nicht sehen. Es wirkt sogar eher, als sei dieses Teil niedriger als die lange Betonkante des Mittelstalles und nicht nur einfach eine Fortsetzung von ihr.
(11.10.2013, 23:21)
Carsten Horn:   Noch ein Bild aus nicht perfektem Winkel...
(11.10.2013, 23:06)
Carsten Horn:   Ist ja auch ein Quader, aber kein Quadrat bzw. hat keine quadratische Grundfläche, g...

Hab kein Bild, wo man das richtig erkennen kann, also mit 45 Grad auf die Ecke fotografiert, aber hier kann man glaub ich die rechteckige Grundfläche des Anbaus erkennen...

Ungefähr am Blitzableiter? hört der Anbau links auf...
(11.10.2013, 23:00)
Oliver Jahn:   Carsten, das ist mir schon klar! Die Breite des Anbaus, die wir auf meinem Bild sehen, ist die Tiefe des Nashornstalls. Dessen Breite ist die Seite des Anbaus mit dem Elefantenbild. Und deshalb bin ich ja so erstaunt, dass der Nashornstall von innen wie ein Rechteck wirkt, denn von außen wirkt der Anbau eher wir ein Quader.
(11.10.2013, 22:29)
Carsten Horn:   Ich glaub, Ihr vergleicht gerade Äpfel mit Birnen, g, wenn man Olivers Foto zugrunden legt, würde man, könnte man durch die Wand schauen, auf die breite Seite des Mittelstalls und die schmalen Seiten des Flußpferd- (links bzw. Nashornstalls (rechts) sehen. Die Ställe sind alle drei rechteckig, aber Nashorn- bzw. Flußpferdstall sind um 90 Grad gedreht zum Mittelstall, wollte man also die Breite der Ställe vergleichen, müßte man die Wand mit dem Elefantenplakat zugrunde legen für den Nashornstall...
(11.10.2013, 22:02)
Oliver Jahn:   Ich habe es wie du gemacht, am Monitor gemessen, und da kamen meine Werte raus. Aber letztlich ist da ja auch egal, der Stall in Magdeburg, der ebenfalls für 2 Tiere geplant war, war nicht wesentlich größer. Und man hatte ja eben auch noch den Mittelstall.
(11.10.2013, 20:57)
Michael Mettler:   Also, ich sehe auch auf diesem Foto einen Mittelbereich, der erheblich breiter ist als der Nashornanbau. Wenn ich auf meinem Rechner einen Markierungsrahmen um den Mitteltrakt lege und einen exakt gleichgroßen Rahmen direkt rechts neben ihn setze, dann ragt der weit über den Nashornanbau hinaus, und zwar um etwa zwei Drittel der Breite des Holzgatters (?) daneben.

Für den Inneneindruck ist Carsten ja der Einzige von uns, der es aus eigenem Erleben beurteilen kann...
(11.10.2013, 20:38)
Oliver Jahn:   Was seht ihr denn? Ich habe hier ein Foto, welches direkt von vorn ist. Ich messe da auch mal ab und komme beim Nashornstall auf 1,8 und beim Mittelstall auf 2,2. Das ist doch nicht das 1,5 Fache.

(11.10.2013, 20:11)
Michael Mettler:   @Oliver: Ohne Gitterzählen und bei Blick auf die Außenseite des Hauses (da ist Carstens Foto das mit der geringsten perspektivischen Verzerrung) ist der Mitteltrakt ziemlich genau 1,5x so breit wie der Nashorn-Anbau (hab ein Lineal an den PC-Bildschirm gelegt...). Das würde sowohl Carstens als auch meine Deutung durch Gitterzählen bestätigen.
(11.10.2013, 16:02)
Carsten Horn:   @Oliver: Wie kommst Du darauf, das der Stall doppelt so groß ist? Wir reden doch jetzt nur von der Breite der Schauseite, also nicht der Fläche des Stalls, wobei die beide auch in etwa gleich tief waren...

Wenn ich auf der Gesamtansicht die senkrechten Streben des Besuchergitters zähle, komme ich beim Nashornstall auf 7, da geht es rechts natürlich noch ein Stück weiter, links entspricht die erste Strebe in etwa dem Stallende, beim mittleren Stall komme ich auf 11 Streben. Die Zwischenräume sind vermutlich gleich groß, da kann der Nashornstall irgendwie nicht doppelt so groß sein. Logischer Versuch, mein Gefühl zu erklären, g...
(11.10.2013, 15:41)
Oliver Jahn:   Auch ohne Abzählen ist es mit den Außenfotos recht deutlich erkennbar, dass der Anbau in etwa so lang (Tiefe des Nashornstalls) ist, wie der Mittelstall breit. Die Breite des Nashornstalls geht aber von der gleichen Rückwand aus, wie der Mittelstall, ragt aber über die komplette Fensterbreite über ihn hinaus. Damit dürfte er in etwa doppelt so groß sein.
(11.10.2013, 15:33)
Michael Mettler:   @Oliver: Weiß ich. So lange nichts Definitives feststeht, lasse ich diverse Varianten eines geplantes Besatzes neben den beiden Elefanten auf der Möglichkeitenliste stehen: nur Nilpferde, 1 Nashorn + 1 Nilpferd, je ein Paar oder ein Einzeltier der einen plus ein Paar der anderen Art.

Wie es aussieht, wird in den Ställen ein einheitliches Viereckgitter verwendet. Da lassen sich dann Vergleiche durch Abzählen der "Maschen" anstellen. Demnach ist auf dem zuletzt von Carsten eingestellten Foto die Abmessung zwischen dem ersten Gitterpfosten ganz links und dem dritten, hinter dem der Tapir steht, ziemlich exakt so groß wie bei Carstens Innenaufnahme des Mittelstalls von dessen linker Wand bis zum rechten Rand der zweiten großen Glasscheibe (auf dem Bild knapp links neben dem Stalltor), egal was das nun in Metern bedeutet. Der alte Nashornstall wäre demnach etwa doppelt so lang wie dieser Abstand, der Mittelstall gut dreimal so lang. Dessen Tiefe lässt sich anhand des Bildes allerdings schwer schätzen.
(11.10.2013, 14:44)
Oliver Jahn:   @Michael, das Gegenstück ist nicht in dem kurzen Mauerstück, sonder mit Öffnung erkennbar in einem freistehenden grauen Poller.
Die Wand sieht dort besser aus, wo sie oberhalb der Wasserkante liegt. Das verwundert mich weniger, denn dort kam ja auch selten ein Tier dran. Aber auch wenn sie neuer ist, muss das ja für die massiven und deutlich dickeren Sockel an der Treppe nicht gelten, denn eine Beckenabsperrung gab es doch in allen Zoos, die mir da einfallen.
(11.10.2013, 14:21)
Oliver Jahn:   @Carsten, wenn der Nashornstall der Größe des Anbaus entspricht, dann ist er doppelt so groß, wie der Mittelstall.
@ Michael, die "Paar-Theorie" beim Nashorn stammt von dir, aus deinem 7. Beitrag gestern.
(11.10.2013, 13:34)
Michael Mettler:   Im Vergleich dazu, wie verkommen der gestrichene Beton vor dem Scheibeneinblick der Hippo-Innenanlage aussieht, wirkt die Betonmauer hinter dem Becken für meinen Geschmack zu wenig ramponiert. Und das, obwohl sie ja einer ganz anderem Beanspruchung allein durch die Luftfeuchte ausgesetzt ist. Würde mich nicht wundern, wenn die nachträglich eingebaut wurde, um einen gefahrlosen Zugang zum Schieber in der Außenwand zu ermöglichen. Das stellt dann allerdings auch das Alter des kleinen "Gegenstücks" an der Scheiben-Seite der Hippotreppe in Frage, denn das Loch in der langen Wand dürfte doch vermutlich für eine temporäre Absperrung der Treppe per Eisenstange gedacht sein und müsste dann in dem kurzen Absatz gegenüber sein Pendant finden.
(11.10.2013, 13:28)
Michael Mettler:   Ich habe mich angesichts der ohnehin trotzdem notwendigen, hinterliegenden Vergitterung (die für Nashorn und Flusspferd mit Sicherheit viel massiver war als heute für die Tapire) schon gefragt, warum die Ställe überhaupt verglast wurden. Aber vielleicht diente das eher den Tieren als den Besuchern: Mit jedem weiteren Stalltor stieg natürlich die Gefahr von Zugluft und natürlich auch von winterlichem Wärmeverlust. Vielleicht hielt man deshalb auch die Stalltore für Nashorn und Hippo so klein wie nur irgend möglich.
(11.10.2013, 10:20)
Carsten Horn:   Ich kann schlecht schätzen, aber der linke Stall sollte ungefähr die gleiche Größe wie der mittlere haben.

Hab leider kein Bild, wo man den linken Abschluß sieht, aber oben auf dem Bild sieht man die drei Fenster, die auch von außen zu sehen sind, wo tlw. das Elefantenplakat vorhängt und dann ist Schluß mit dem Anbau...
(11.10.2013, 08:49)
Carsten Horn:   Ja, da ist ein schmaler Gang zwischen Betonmauer und Wand
(11.10.2013, 08:46)
Michael Mettler:   @Oliver, man könnte auch fragen: Warum hätte man ihn überhaupt teilen sollen? Im Gegensatz zu heute fand man es früher nicht so ungewöhnlich, einfach nur Einzeltiere auszustellen. Machte man doch mit dem Hippo auch. Und selbst bei Anwesenheit eines Nashornpaares hätte man beide Tiere getrennt in Anbau und Mittelstall aufstallen und sie dann zwecks Reinigung der Ställe vorübergehend in einem davon zusammensperren können.

@Carsten: Dass schon vor Bau des Nashornstalles eine Glasfront an dieser Stelle war (zwecks natürlicher Ausleuchtung der Besucherhalle), halte auch ich für möglich. Dann hätte man die Fenster lediglich nachträglich zum Besucherraum hin geneigt, um den Stalleinblick freier von störenden Spiegelungen zu halten, und kam vielleicht dadurch erst auf die Idee, auch die anderen Ställe zu verglasen.

Zu den Fotos auf deiner HP: Verläuft hinter der glatten Betonwand des Hippo-Innenbeckens ein Pflegergang, oder ist das eine optische Täuschung und die geht mit einem Absatz direkt in die geflieste Wand über?
(11.10.2013, 08:33)
Oliver Jahn:   Vom Schild mit dem Nashorn ging der Stall bis zur Außenmauer und dem Tor? Das ist aber nicht klein, er hat damit die doppelte Größe des Mittelstalls. Warum sollte man den nicht teilen können?
(10.10.2013, 22:22)
Carsten Horn:   In dem Anbau war nur ein Nashornstall, es sei denn, der vorhandene war zweigeteilt, wäre aber dann arg klein gewesen...

Der Mittelstall konnte sowohl für Nashorn als auch für Flußpferd als Absperrmöglichkeit dienen, so konnte der Pfleger z. B. im Winter ohne anwesendes Tier die Ställe reinigen.

Die Scheiben am Mittelstall und am Flußpferdstall (rechts) würde ich eher für nachgerüstet halten, die waren nicht von Anfang an da.

Am Nashornstall (links) könnte der Durchblick sogar von Anfang an als Fenster vorhanden gewesen sein, als kein nachträglicher Mauerdurchbruch, denn hier waren die Scheiben bündig eingesetzt und zu öffnen tlw.
(10.10.2013, 22:15)
Oliver Jahn:   Das Bild habe ich auch bereits gesehen, das Nashorn steht vor dem großen Wasserbecken, und das 1968. Mehr habe ich auch nicht erkannt oder darüber erfahren. Das Bild ist eine ehemalige Postkarte.
(10.10.2013, 21:57)
Michael Mettler:   @Oliver: Aus dieser Perspektive wirkt die Anlage tatsächlich total anders.

Ja, diese Veränderungen am Elefantenstall meine ich. Könnte was mit Fußpflegemaßnahmen zu tun haben, damit der Pfleger dafür nicht in die Box gehen muss (Elefant stellt Fuß auf Hocker, Pfleger unter Gitter vor Rüsselschlägen geschützt)...?

Ein Foto des früheren Spitzmaulnashorns auf der Außenanlage habe ich zwar auch noch gefunden, aber mit Anlagendetails bringt es uns nicht sonderlich weiter:
http://www.rhinoresourcecenter.com/images/Lodz-148_i1211105963.php?type=all_images&sort_order=desc&sort_key=added
(10.10.2013, 21:48)
Oliver Jahn:   Den "Aufgang" mit dem Hocker und das schräge Gitter?
(10.10.2013, 21:26)
Oliver Jahn:   Hier mal der Blick über den Besucherweg bis ran ans Becken.
@Michael, was meinst du mit "an der Seite hat sich etwas verändert"?
(10.10.2013, 21:23)
Michael Mettler:   Mein letzter Beitrag bezog sich übrigens noch auf die Gehegeböschungen.

Das Foto mit der Elefantin im Stall hatte ich beim Googeln auch gefunden - beim Vergleich mit Carstens eingestelltem Foto sieht man, dass an der Seite des Stalls zum Besucher hin baulich etwas verändert wurde.
(10.10.2013, 21:12)
Michael Mettler:   @Oliver: Okay, also alles gleichaltrig (oder wenigstens aus der selben Ära). Bezüglich des Außenbeckens täuscht das Foto dann tatsächlich sehr.
(10.10.2013, 21:06)
Oliver Jahn:   So sah der Stall mit einem Elefanten aus.

(10.10.2013, 21:04)
Oliver Jahn:   Die Grabenböschung der Elefanten ist ebenfalls aus Lochstein, hier hat man nur hinterher die Löcher zugeschmiert, da wo der Putz jetzt abfällt, erkennt man darunter genau diese Struktur.
(10.10.2013, 20:56)
Michael Mettler:   Ein zweiter, nicht einsehbarer Elefantenstall könnte wie in Magdeburg eine jüngere Maßnahme gewesen sein, die zweite Kuh ist ja noch nicht so lange tot. Der einsehbare Bereich ist zwar nach heutigen Begriffen winzig und optisch eingepfercht, aber für damalige Verhältnisse und (vermutlich) Anbindehaltung m.E. gar nicht so ungewöhnlich. Der frühere Elefantenstall in Osnabrück z.B. war meiner Erinnerung nach auch nicht größer (seine Fläche ist jetzt Teil der Orang-Innenanlage), und in Karlsruhe war zwar doppelt so viel Platz, aber dann auch mit doppelt soviel Elefanten besetzt... Ähnliches gilt für den Originalzustand in Gelsenkirchen und für die zwar optisch größer wirkenden, aber zeitweise mit Tieren vollgestopften Elefantenstände in Magdeburg oder Hannover.
(10.10.2013, 20:55)
Oliver Jahn:   Um die Nashornanlage herum ist komplett der Lochstein.
(10.10.2013, 20:48)
Michael Mettler:   Mann, auf die Idee mit Carstens HP hätte ich eigentlich selber kommen müssen... Danke für die Nachhilfe.

Erst mal aber noch etwas, was mir inzwischen aufgefallen ist: Die Grabenböschungen von Elefanten- und Rätselanlage scheinen aus unterschiedlichem Material zu bestehen, die Anlagen wurden also vielleicht nicht gleichzeitig errichtet. Bei der Rätselanlage sieht man auf den von Oliver und Carsten eingestellten Fotos eine Betonböschung mit Lochstruktur (sind DAS vielleicht Fertigteile?), zumindest an der Rückseite der Anlage und an der Schmalseite neben dem Becken. Habt ihr zufällig ein Foto von der Frontseite, also vom Bereich links neben dem Pool? Ist dort das gleiche Material, oder sieht das wie bei der Elefantenanlage aus, deren Graben ich hier fand:
http://www.polskiekrajobrazy.pl/Galerie/121:Ziemia_Lodzka/28118:slonica_Magda_z_lodzkiego_ZOO.html

Eine Google-Luftaufnahme des Hauses habe ich inzwischen auch gefunden (auf einer Seite mit diversen solcher Fotos von polnischen Zoos):
http://mrowkojad.wordpress.com/2012/06/12/polskie-ogrody-zoologiczne-na-zdjeciach-google-maps/
Dort unter den Lodz-Fotos zu finden mit der Beschriftung "Sloniarnia". Leider nicht mit kompletter Rätselanlage.

@Jan: Einen regelrechten Gehegetausch kann ich mir wegen der Innensituation nicht vorstellen. Allerdings wäre es m.E. auch nicht unmöglich, dass die Elefanten den hausnahen Teil der Rätselanlage als vorübergehendes Außengehege bekamen und abends in einen Stall irgendwo im Zoo geführt wurden (wie früher in Magdeburg), während ihr eigentlicher Stalltrakt und die endgültige Außenanlage noch im Bau war. Könnte ja sein, dass man beim Bau mit dem Hausteil des Hippo-Innenbereiches und der Besucherhalle begann und den Elefantentrakt zuletzt fertigstellte. Wie lange der Bau letztlich gedauert hat, wissen wir ja bisher auch nicht. Falls das an der Hauswand tatsächlich Spuren einer Elefantenhaltung wären, müssten die Bewohner jedenfalls deutlich größer gewesen sein als 3- bis 5-Jährige Elefanten (Ankunftsalter) gemeinhin sind.
(10.10.2013, 20:44)
Oliver Jahn:   @Carsten, du hattest mit deiner Vermutung doch Recht, der Bau gibt den Platz für einen zweiten Elefantenstall her. Daher vielleicht auch die große Tür nach links.
(10.10.2013, 20:38)
Oliver Jahn:   Die Vermutung mit der fehlenden Schauwirkung ist dem Foto hier geschuldet. Das ganze Gegenteil ist der Fall. Auf dem Landbereich standen die Tiere höher als der Besucher, an das Becken kam er unmittelbar heran und konnte auf die Tiere im Wasser herab schauen, wenn sie auftauchten sie sogar berühren.
(10.10.2013, 20:08)
Oliver Jahn:   Auf Carstens Seite sind etliche Bilder von innen!
Und es gab im Anbau nicht nur einen Nashornstall! Sondern zwei. Und das Nashorn war sicher nicht geplant. Denn dafür baut man nicht so eine Anlage. Und wenn das Nashorn vor dem Anbau da war, dann spräche das noch mehr dafür, dass es den Landbereich am Becken schon gab. Denn dadurch erst konnte man das Nashorn ja aufnehmen.
(10.10.2013, 19:38)
Jan Jakobi:   Ob die Elefanten die Anlagen getauscht haben?

Bilder der kleinen Flusspferd-Anlage gibt es in der Bildergalerie "Zoo Lodz"/hipposworld.de.

Das Breitmaulnashorn ist übrigens ein ehemaliger Berliner: "Zulu" kam aus dem TP Berlin nach Lodz.
(10.10.2013, 19:21)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich kenne ja nur das eine Innenfoto, das Carsten hier eingestellt hat. Da sind bauliche Details aus dem Inneren des Hippostalles natürlich schwer zu beurteilen ;-)

Du hast selbst auch Liberec als Vergleich angeführt, da gab es nur einen Nilpferdstall. Und zu "gerade, wenn man ein Paar haben wollte": Woher wissen wir denn, dass der Zoo überhaupt ein Paar halten wollte? Ist doch auch nur Mutmaßung. Zu bekommen waren Nilpferde jedenfalls, der Zoo hätte zur Beschaffung genügend Zeit gehabt und auch nicht unbedingt ein Nashorn dazuholen müssen. Hat er aber getan.

Dieses Nashorn könnte dann übrigens auch schon vor seinem späteren Stall im Zoo gewesen sein, und zwar im Mittelstall. Denn bisher steht ja nur fest, wann das Nashorn kam, aber nicht, wann der Bau erweitert wurde - das kann durchaus erst nach dessen Ankunft gewesen sein. Damit wäre der Mittelstall ab dann für den Hippobullen blockiert gewesen. Und selbst hier könnte eine Paar-Theorie greifen: In den 60ern begann die Importwelle der Südlichen Breitmaulnashörner, die nur paarweise zu bekommen waren - vielleicht hoffte der Zoo darauf und der Anbau könnte genausogut als zusätzlicher, nicht als einziger Nashornstall gedacht gewesen sein.

Und nur mal eine Idee, warum die große Außenanlage nicht (mehr) für Nilpferde genutzt worden sein könnte: fehlende Schauwirkung. Nach den hier eingestellten Fotos zu urteilen dürfte vom Hippo nicht viel zu sehen gewesen sein, wenn er im Tiefwasser lag, weil der Abstand zum Besucher durch Graben und Vorpflanzung doch ganz schön groß ist und keine "Von-oben-herab-Perspektive" möglich macht.

Das Außenbecken ist eigentlich eher angelegt wie ein Elefantenbad, wo man mehr vom Tier über die Kante ragen sieht und die Bewohner auch nicht den ganzen Tag dösend im Wasser liegen. Und die Hausfassade sieht eigentlich auch aus wie durch Elefanten ramponiert...
(10.10.2013, 19:06)
Oliver Jahn:   Und die nächste Frage, die sich stellt, warum hätte man denn das Innenbecken verkleinern und einen zusätzlichen Landbereich dort nachträglich und aufwendig einbauen sollen?
Das Nashorn stand links und konnte von dort nach draußen. Das Nilpferd hatte den Stall mittig, und hätte doch auch über das Becken nach außen gekonnt.
(10.10.2013, 17:01)
Oliver Jahn:   @Michael, spätestens ab Einzug des Nashorns wurde die Mitteltür sicher nicht mehr genutzt, denn warum sonst hätte man dem Nashorn eine eigene gebaut? Dass die Mitteltür vorher außen eine Schiebeabsperrung hatte, das will ich gar nicht bezweifeln, aber man hat sie nicht benötigt, vielleicht hat man sie deshalb abgebaut und für die neue Tür ins kleine Außengehege genutzt. Zum Hippostall, die Antwort ist relativ klar, Magdeburg hatte zwei Ställe, Halle hatte sie, Frankfurt hatte sie ebenfalls, Hannover auch, Kattowitz ebenfalls, wer eigentlich nicht? Gerade, wenn man ein Paar haben wollte. Und wie gesagt, es erinnert mich immer wieder an Magdeburg in klein. Vom Waserbecken geht es raus auf einen Landbereich mit Futtertrog, von da aus noch mal nach links weg in einen Stall. Wenn doch beide Absperrungen gegossener Beton sind, dann hätten es ja vorher gar keine Absperrung gegeben. Die gleiche Form findet sich ja aber vor beiden Ställen. Und Michael, auf diesen Betonelementen stehen die tragenden Säulen des Hauses. So etwas baut man wohl eher nicht später ein. Das mit den Scheiben sehe ich genau so, wie du. Rechts und in der Mitte nach oben offen, links zum Nashorn ist einfach nur ein großes Fenster in die ehemalige Außenwand zum neuen Nashornstall geschlagen und dann ganz verglast.
(10.10.2013, 16:46)
Michael Mettler:   @Oliver: Wenn es wirklich ein klassisches Beton-Fertigbauteil ist, spräche das nicht erst recht für einen nachträglichen Einbau? Ich erinnere mich an Ortwin Kratzkes Aussage zum Bau des Magdeburger DHH, dass es solche Fertigteile damals nicht gab oder sie zumindest nicht zu bekommen waren, so dass alles vor Ort in Form gegossen werden musste - ob das in Polen damals wirklich einfacher/fortschrittlicher war als in der DDR?

Und welchem Zweck diente bei reiner Hippo-Planung der jetzige Mittelstall, der den einzigen Ausgang zum Außengehege enthielt, wenn man ihn als Landteil doch eigentlich gar nicht brauchte?
(10.10.2013, 16:22)
Michael Mettler:   @Oliver: Wenn das erste Nashorn erst 1966 kam, das Haus aber schon vorher fertig war, warum hätte man dann das schon lange vorher vorhandene und ausgewachsene Nilpferd nicht auf die große Anlage lassen sollen? Vielleicht merkte man ja erst dadurch, dass die Anlage mit ihm eher unterbesetzt war und entschied sich deshalb zur Umnutzung.

Das Nashorn-Tor wirkt übrigens auf mich nicht größer als das linke, allenfalls ist der eigentliche Schieber etwas größer als die dahinter befindliche Wandöffnung, da er ja nicht in ihr, sondern vor ihr läuft und somit nicht bündig mit der Mauerkante abschließen dürfte. Irgendwas wie ein Rahmen oder eine zusätzliche Tür müsste ja auch noch dahinter gewesen sein, um im Winter das Eindringen von Kälte zu vermeiden/vermindern und zu verhindern, dass das Nashorn seinen Nasenaufsatz benutzt, um in der Spalte zwischen Schieber und Mauer herumzuhebeln.

In punkto Schulterhöhe sind übrigens Spitzmaulnashorn und Nilpferd(bulle) durchaus vergleichbar, bei der notwendigen Durchlassbreite würde ich sogar das Rhino als etwas schmaler einschätzen.

@Carsten: Deute ich das auf deiner Innenaufnahme der Tapir-/Hippo-Ställe richtig, dass der mittlere Stall ebenso wie die beiden äußeren mit hohen, nach vorn geneigten Glasscheiben zum Besucherraum hin abgeschirmt ist oder zumindest mal war? Das sieht nämlich so aus, als sei dann der Mittelstall als letzter von den Dreien verglast worden, denn die Scheiben der anderen schließen mit seinen nicht ab, sondern laufen quasi hinter diese.
(10.10.2013, 16:11)
Oliver Jahn:   Auch das Innenbecken dürfte nicht größer gewesen sein, denn die Treppenbegrenzung innen ist ein Gesamtbetonbauteil, welches sich in der Besucherabsperrung zum Stall fortsetzt und auf der in L-Form die Besucherabsperrung zum Becken aufliegt. Klassische Fertigbauweise.
(10.10.2013, 15:48)
Oliver Jahn:   Die kleine Tür nach Außen wurde doch gar nicht genutzt. Durch wen denn? Für ein Nashorn war sie wohl zu klein, darum baute man dem Nashorn eine eigene Tür in den Anbau. Das Nilpferd aber bekam seine Tür nach Fertigstellung seines neuen Außengeheges aus dem Stallbereich dorthin. Bis zu dessen Fertigstellung wird es wohl drin gelebt haben, ohne Auslauf.
(10.10.2013, 15:29)
Michael Mettler:   Wenn der mittlere Stall im Original den einzigen Ausgang für Hippos auf die Außenanlage beinhaltet hätte, eigentlich ein Partnertier und dafür anfangs kein Nashorn vorgesehen war, spräche das doch auch dafür, dass der rechte Stall vielleicht erst nachträglich mit einem Landbereich ausgestattet wurde und ursprünglich nur ein (und dann entsprechend größeres) Becken enthielt?

Leider erlaubt die Auflösung der hier eingestellten Außenaufnahmen keinen brauchbaren Blick darauf, aber ich möchte mal dazu anregen, den Zustand der Außenfassade an der fensterlosen Seite unter die Lupe zu nehmen. Im Bereich des baulich höchsten Stalltraktes ist die Wand extrem stark und auch bis nach weit oben (deutlich über Nashornreichweite) beansprucht, ab dem Übergang zum niedrigeren Trakt bis hin zum ersten Stalltor unten erheblich weniger und oben merkwürdig bogenförmig, zwischen den beiden Toren dann wieder etwas mehr (aber nur in niedriger Höhe). Und es gibt eine waagrechte "Linie" oberhalb des linken Tores. Die könnte darauf hindeuten, dass hier zeitweise ein ebensolches Tor an einer Laufschiene gehangen haben könnte wie am (ehemaligen) Nashornstall und nach links hin geöffnet wurde. Dann könnte es dort einen geschützten Bereich für den bedienenden Pfleger gegeben haben, wo die Gehegebewohner dann natürlich auch keine Chance gehabt hätten, an dieser Stelle die Fassade zu beschädigen. Das würde dann allerdings mögliche neue Varianten aufwerfen, wie die Fläche an dieser Seite des Hauses früher genutzt worden war.
(10.10.2013, 15:10)
Oliver Jahn:   @Carsten, gerade, weil wir eben nicht rein kamen, bin ich über deine Bilder doppelt erfreut, sie runden das Bild ab welches wir uns von außen gemacht haben.
(10.10.2013, 14:42)
Carsten Horn:   Na dann war es ja gut, das ich die Direktorin in Lodz überredet habe, die Bilder zeigen zu dürfen, g, war nicht besonders begeistert davon, da das Haus ja nicht gerade eine Zierde des heutigen Zoo Lodz ist.

Wenn Magda (53 Jahre) mal nicht mehr ist, soll das Haus abgerissen werden.
(10.10.2013, 14:05)
Oliver Jahn:   Weiterhin ist die Tür, die ins kleine Nilpferdaußengehege führt, nachträglich eingebaut und von der gleichen Art, wie die, die im Nashornanbau verwendet wurde.
Es sieht also tatsächlich so aus, als hätte der Nilpferdbulle nicht wirklich etwas von der großen Anlage gehabt.
Die wenigen Bilder von ihm zeigen ihn immer auf der kleinen Anlage.
(10.10.2013, 11:47)
Michael Mettler:   Für den nachträglichen Anbau der kleinen Nilpferdanlage spricht auch ihre geografische Lage an der Nordostseite des Hauses - ziemlich "schattig" für ein Tropentier. Bei langfristigen Planungen richtete man solche Anlagen m.W. eher nach möglichst langem Sonneneinfall aus.
(10.10.2013, 10:35)
Oliver Jahn:   Ich habe mir die Fotos von Carsten noch einmal sehr genau angesehen und sie mit meinen Bildern abgeglichen. Danke Carsten, sie waren aus meiner Sicht sehr hilfreich. Und deine Theorie, dass man die kleine Nilpferdaußenanlage zusammen mit dem Nashornstall erst später angebaut hat, erscheint mir immer wahrscheinlicher.

1963 kamen die beiden kleinen Elefanten nach Lodz und im Zoo war zu lesen, dass man für sie das DHH baute. In diesem Zuge errichtete man gleichzeitig eine (für diese Zeit wohl vielleicht die modernste) Anlage für das vorhandene Nilpferd, mit der Tendenz, hier vielleicht einen Kuh hinzuzuholen und zu züchten. Aus dieser Zeit stammt auch die Tür vom Nilpferdstall zur großen Außenanlage.

1966 bekam man dann ein Spitzmaulnashorn.
Vielleicht wurde es anfänglich im mittleren, zu dieser Zeit linken Nilpferdstall gehalten und man gab ihm die große Außenanlage.
Den Nilpferdbullen konnte man ja auch erst mal innen halten, hatte er ja dort auch ein Wasserbecken.
Dann baute man den Nashornstall an. Und in diesem Zuge, oder evtl. sogar noch etwas später, nutzte man dann die lange Rückseite des Stalls, und baute hier noch eine Nilpferdaußenanlage dran, so dass der Bulle auch wieder raus konnte, somit hatte man dann alle drei Dickhäuter in diesem Haus untergebracht.

(10.10.2013, 10:28)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich habe jetzt eine Anfrage an Leszek Solski abgeschickt, der - wie mir nachträglich aufgefallen war - am besagten Buch "Zoo and Aquarium History" mitgearbeitet hat und den ich von den Sammlertreffen her kenne. Hoffentlich stimmte die Mailadresse noch. Vielleicht bekommen wir auf diesem Weg hilfreiche Infos oder sogar einen alten Zooplan aus Vor-DHH-Zeiten.
(10.10.2013, 10:19)
Oliver Jahn:   Die Robbenanlage existiert noch immer in genau diesem beschriebenen Zustand, daher wäre eine Robbenhaltung im Nilpferdbecken unnötig.
Eine Postkarte aus dem Tierpark Litzmannstadt zeigt einen jungen Elefanten, den ersten in Lodz, auf einer leicht eingezäunten Wiese, so wie früher in Magdeburg.
(10.10.2013, 09:38)
Michael Mettler:   Via Google Books fand ich ein Buch "Zoo and Aquarium History", in dem auch polnische Zoohistorie wiedergegeben wird - leider sind nicht alle Seiten aufrufbar. Zumindest ist dort zu lesen, dass es schon gegen Ende des 2. Weltkriegs ein Elefantenpaar in Lodz gab, von dem die Kuh bis 1960 lebte. Das muss dann Magda I gewesen sein, deren Geburtsjahr auf www.elephant.se mit 1920 angegeben, aber keine Herkunft und auch kein Bulle für Lodz genannt wird. Letzteres gilt auch für eine Ãœbersicht über die polnische Elefantenhistorie im EEG-Magazin.

Eine weitere Internetquelle (http://www.zoos.mono.net/13320/Lodz%20*/**) berichtet darüber, dass die deutsche Administration währends des Krieges ein besonderes Interesse an der Entwicklung des Zoos zeigte, in diese Zeit der erste Bauboom fiel und viele Tiere hinzugeholt wurden, u.a. auch aus Circussen und aus deutschen Zoos zwecks Rettung vor Kriegseinflüssen. Vor diesem Hintergrund erschiene dann auch ein Elefantenbulle (aus Circus?) nicht unwahrscheinlich, das erste Hippo kam zu ähnlicher Zeit in den Zoo - dann wäre allerdings auch ein Vorläufer des Dickhäuterhauses nicht undenkbar (, denn offenbar wollten die Deutschen damals ja aus dem anfangs eher heimatlich besetzten Tierpark einen "richtigen Zoo" machen, während sie z.B. den Zoo in Warschau für überflüssig hielten und dort Tierbestand abzogen. Es müsste also nicht mal ein provisorischer Notstall gewesen sein, sondern könnte auch (mit einem Haus oder zwei getrennten) eine ähnliche Lösung gewesen sein wie in Nürnberg, wo der neue Zoo ja erst kurz zuvor quasi als "deutsches Modellprojekt" entwickelt worden war.

Leider gibt diese zweite Quelle zwar noch einen weiteren Bauboom in den 50er Jahren her, sagt aber nichts über den Bau des heutigen Dickhäuterhauses. Interessant finde ich die Erwähnung eines offenbar in den 50ern entstandenen Pools für Seelöwen mit angeschlossenem Haus, das ein Innenbecken für den Winter sowie eine Dachterrasse enthielt - entspricht das der heutigen Robbenanlage, oder gäbe das meiner Mutmaßung über Robben im Rätselbecken und ein ehemaliges dortiges Haus Nahrung...?
(10.10.2013, 09:21)
Oliver Jahn:   Mitte 60 kann auch 63 gewesen sein, im Zoo stand, dass das DHH für die beiden asiatischen Elefanten gebaut wurde.
(10.10.2013, 00:49)
Carsten Horn:   Von 1945 - 1960 gab es auch schon eine Elefantenkuh dort, die muß ja auch irgendwo untergebracht gewesen sein...

1963 gab es sogar drei Elefanten im Zoo, einer davon wurde allerdings im gleichen Jahr nach Chorzow weitergegeben...
(10.10.2013, 00:14)
Oliver Jahn:   Hat man ja aber nicht, sondern auf der großen Anlage das Nashorn gehalten und dann für das Hippo noch ein kleines Becken später angebaut.
(09.10.2013, 23:50)
Michael Mettler:   Vor dem Nilpferdbullen gab es bereits für einige Jahre eine einzelne Kuh. Irgendein ausreichend stabiles Becken muss es also schon gegeben haben, wie groß auch immer.

Für ein hinzugekommenes Nashorn hätte man auch schlichtweg einen Teil der großen Anlage abtrennen und das Hippo trotzdem im großen Becken halten können...?
(09.10.2013, 23:42)
Oliver Jahn:   Das Haus wurde m.E. für Elefanten und Nilpferde gebaut, ganz ähnlich, wie in Liberec. Dann bekam man ein Nashorn und baute dafür einen Stall an, gab ihm die Nilpferdaußenanlage und baute für das Nilpferd die kleine Außenanlage an.
Die beiden Trakte für Elefant und Nilpferd sind baugleich und entstammen einer Zeit. Der Anbau für das Nashorn ist jünger.
An der Rückseite sind keine Fenster, aber solche haben die Rückseiten in Magdeburg ja auch nicht, das ist eine Frage des Lichteinfalls. Das Tor zur kleinen Nilpferdanlage ist später eingebaut. Zu Carsten, links vom Elefantenstall geht es nicht weiter, das ist wirklich alles.
Bezüglich des Fotos hatte ich die gleiche Idee, aber das Becken passt nicht.
Wo der Nilpferdbulle vorher war, das weiß ich auch nicht, aber wenn ich mir den Stall in Kronberg ansehe, dann passt so einer in jede Ecke.
(09.10.2013, 22:48)
Michael Mettler:   Ãœbrigens könnten die beiden Beton-"Inseln" im Becken auch darauf hindeuten, dass es zwischenzeitlich für Robbenhaltung genutzt worden sein könnte. Z.B. hatte auch Antwerpen früher die historische Flusspferd-Außenanlage zeitweise zu einer Robbenanlage umfunktioniert.
(09.10.2013, 22:47)
Jan Jakobi:   @Michael:
Du könntest recht haben mit dem anderen Rätselfoto.
Nur kann ich auf dem Foto von Oliver andere (?) Bäume.

Bei der Seitenfront kann ich drei Gebäudeteile erkennen.
(09.10.2013, 22:46)
Michael Mettler:   @Oliver, zur zeitlichen Abfolge: Du schriebst im Polen-Thread, das Haus sei Mitte der 60er Jahre gebaut worden. Die beiden Elefantenkühe Magda (lebt noch) und India (gestorben) kamen sowohl laut TV-Doku als auch laut www.elephant.se schon 1963 in den Zoo, müssten dann also vorher anderswo untergebracht gewesen sein. Wobei wir ja wissen, wie schlicht sowas früher gewesen sein kann, zumal die beiden bei Ankunft erst 3 und 5 Jahre alt waren.

Aber: Der Flusspferdbulle Hipek (geb. 1955 in Amsterdam) kam bereits 1956 mit etwas über einem Jahr nach Lodz und war bei Ankunft der Elefanten achtjährig und damit voll ausgewachsen. Wo wurde DER vorher gehalten? Dazu reicht ja nun mal nicht ein umfunktionierter Huftierstall o.Ä.

Könnte das große Becken auf der "Rätselanlage" womöglich das ALTE Flusspferdbecken sein und auf der Landfläche ein altes Haus gestanden haben, an das man das neue (heutige) später anbaute (was die fehlenden Fenster an dieser Seite erklären würde) und später den Altbau wegriss? Neben dem fraglichen Bereich des heutigen Hauses (also ohne den nachträglichen Nashornstall gerechnet) steht interessanterweise kein Baum, obwohl die Umgebung insgesamt recht gut mit Bäumen bestanden ist.

Carstens Gedanke, dass das früher mal zwei Anlagen gewesen sein könnten, würde dazu ebenfalls gut passen: Die ans heutige Haus direkt angrenzende Hälfte für die Elefanten, das Becken mit dem Landbereich dahinter für das Nilpferd. Die Elefanten hätten dann bei Bedarf sogar das Becken mitnutzen können.

Übrigens fällt mir eingedenk eines adulten Hippo-Bullen und zweier jugendlicher Asiatischer Elefantenkühe in einer möglicherweise noch recht provisorischen Unterbringung gleich das im Flusspferd-Thread diskutierte Rätselfoto ein ;-)
(09.10.2013, 22:37)
Oliver Jahn:   Hier die Seitenfront des DHH in Lodz, man erkennt rechts deutlich den Anbau für das Nashorn.
(09.10.2013, 21:03)
Ronny:   Ich war nur bis etwa um 2 im Zoo und bis dahin war "Kenia" die ganze Zeit draußen, trotz Regen.
(11.12.2011, 21:00)
Oliver Jahn:   Danke Ronny, so habe ich es auch in der Zeitung gesehen. Eine Frage noch, nutzt das Nashorn jetzt das alte Flusspferdbecken noch zur Hälfte, so lange die Elefanten dort nicht stehen? Denn im alten Nashornabteil sind ja jetzt die Seidenhühner, so dass Kenia es jetzt eigentlich wieder um einiges schlechter hat, was ich sehr bedaure. Bei meinem letzten Besuch stand sie im Mittelstall der linken Seite.
(11.12.2011, 19:48)
Ronny:   Und noch noch von der anderen Seite.
(09.12.2011, 19:44)
Ronny:   Etwas detaillierter.
(09.12.2011, 19:43)
Ronny:   Falsches Bild...bitte entfernen, sorry.

Blick von Elefanten auf ehemalige Flusspferd und Nashorn-Anlage.
(09.12.2011, 19:42)
Ronny:   Wie versprochen die Fotos aus den Dickhäuterhaus in MD nach dem letzten Umbau.
(09.12.2011, 19:40)
Michael Mettler:   Ja, war der Besuch tatsächlich, dann ist mir der Durchbruch damals nicht aufgefallen. Wie ich inzwischen erfahren habe, entstand auch er als Folge eines Elefantenangriffs (damals durch Arusha, die schon 2003 Magdeburg verließ).
(18.11.2011, 08:43)
Oliver Jahn:   War unser Besuch wirklich schon 2007? Wenn ja, dann ist das Tor älter, denn bei dem gab es das Tor schon. Du hast es sogar auf einem deiner Fotos.
(17.11.2011, 23:36)
Michael Mettler:   Dann war er wohl nur für mich neu, ich war vor diesem Besuch zuletzt 2007 dort.
(17.11.2011, 09:03)
Oliver Jahn:   Schade, aber vielleicht nutzt man es ja so, wie Mel es geschrieben hat.
Der Wanddurchbruch zur Isolierbox ist gar nicht so neu. Ich habe noch nicht weiter gesucht, aber auf einem Foto von Juni 2008, welches ich gerade zur Hand hatte, da ist er schon drauf.
(16.11.2011, 23:42)
Mel:   Naja auch wenn der nu neu entstandene Teil für die Elefantenabsperrung vorgesehen ist, spricht ja eigentlich nichts dagegen, diesen Part für Kenia zugänglich zu machen wenn er eben zeitlich nicht für die Elefanten gebraucht wird. Das ließe sich ja eigentlich ohne größeren Aufwand bewerkstelligen.
(16.11.2011, 17:30)
Michael Mettler:   Ich bekam jetzt die Info, dass der Umbau nicht zu Gunsten Kenias gedacht ist, sondern um aus Sicherheitsgründen eine Absperrmöglichkeit für die Elefanten zu schaffen und im Bedarfsfall auf direkten Kontakt verzichten zu können - eine Konsequenz aus dem diesjährigen Unfall.

Ein Sandbett für Kenia wäre natürlich trotzdem eine feine Sache - sowas müsste sich doch auch in ihrem Stallbereich per Aufschüttung mit einfachen Mitteln machen lassen?
(16.11.2011, 09:56)
Oliver Jahn:   Mal schauen, was es wird. Jetzt aber würde es mich freuen, wenn die alte Nashorndame, so lange sie es noch kann, davon profitieren würde.
(15.11.2011, 23:46)
Michael Mettler:   ...oder die Elefanten bekommen eine deutlich größere Innenlauffläche; noch ist ja keine Absperrung zu sehen, aus der man auf den künftigen Besatz schließen könnte. Der im Hintergrund zu sehende Wanddurchbruch zum Nebenraum (früher Isolierbox) schien mir übrigens bei meinem Besuch ebenfalls neu zu sein.
(15.11.2011, 22:52)
Oliver Jahn:   Michael hatte ja in seinem Beitrag zu Magdeburg erwähnt, dass man dort im Dickhäuterhaus gerade dabei ist, den Felsen zwischen dem ehemaligen Flusspferdbecken und dem Elefantenbad zu demontieren.
Bei meinem Besuch war der Felsen nur zur Hälfte entfernt. Das Elefantenbecken wurde mit Sand aufgeschüttet und dem Nashornauslauf im alten Flusspferdbecken zugeschlagen. Somit dürfte die alte Kuh Kenia jetzt auch innen etwas Naturboden unter den Füßen haben.
(15.11.2011, 20:21)
Michael Mettler:   @Carsten Horn: Nein, schon seit Jahren als Zoologischer Garten Magdeburg. "Tiergarten" wurde in diesem Zusammenhang wohl eher als Branchenbegriff verwendet.

Aber danke für den Hinweis - habe gleich mal nachgeschlagen und die Textstelle im Artikel zum 35-jährigen Dienstjubiläum Reiffs gefunden. Wieder ein "Vater des Hauses" mehr :-)
(02.11.2011, 15:35)
Carsten Horn:   Wenn ich mich recht erinner, ist eine Person im Zusammenhang mit dem Dickhäuterhaus noch gar nicht genannt worden: Gerd Reiff...

Zitat aus Felis 3JG:
"Als dann 1967 im Zoo Magdeburg das erste moderne Dickhäuterhaus in einem Tiergarten der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg seiner Bestimmung übergeben wurde, hatte der erfahrene Oberzootierpfleger an dessen baulicher Entwicklung keinen geringen Anteil"

Da stellt sich mir gleich noch eine andere Frage, fimierte Magdeburg 1967 noch als Tiergarten?
(02.11.2011, 14:50)
Michael Mettler:   Gestern hatte ich Gelegenheit, einem Architekten ein paar Fragen zu stellen, um die Materie etwas besser verstehen zu können. Er hatte noch nie etwas mit Zoobauten zu tun und kennt auch die Verhältnisse der DDR der 60er Jahre nicht, deshalb konnten wir uns natürlich nur über relativ allgemeine Punkte unterhalten.

Die Begriffe "Aufgabenstellung" und "Entwurf" aus dem Fachartikel sind nach seiner Aussage keineswegs eng definiert. Beides kann die Möglichkeiten beinhalten, dass Steinhagen ein völlig eigenes Hauskonzept entwarf oder nur ein weitgehend vorgegebenes Konzept aktualisierte oder ausgestaltete (also z.B. Nashörner und Nilpferde "einbaute", wo vorher nur Elefanten geplant waren).

Zu den Vorgaben einer Aufgabenstellung gehört normalerweise nicht nur, was insgesamt im Haus untergebracht werden soll, sondern auch, welche Räumlichkeiten in einer speziellen Beziehung zueinander stehen und deswegen benachbart liegen sollen. Das ist ein Punkt, der für mich sehr interessant ist, denn mir fiel zwischenzeitlich eine Merkwürdigkeit am DHH auf: Die Technik zur Warmwasserbereitung wurde im Elefantentrakt untergebracht, die Boiler oberhalb der Isolierbox ganz rechts außen im Gebäude. Der größte Bedarf an warmem Wasser entstand aber ganz links im Gebäude (Hippo-Innenbecken) und noch weiter links, weit außerhalb des Hauses (Hippo-Außenbecken) - von kurzen Wegen kann also trotz einer "Beziehung" nicht die Rede sein. Nun hätte man ja den Wirtschaftstrakt ohne Weiteres spiegelverkehrt planen und bauen können, womit die Warmwasserbereitung etliche Meter näher an die Hippo-Pools gerückt wäre. Ist der Umstand, dass das NICHT so gemacht wurde, womöglich ein Indiz dafür, dass die Boiler ursprünglich nur für die Elefanten gedacht waren und ein Flusspferdbereich erst nachträglich in die Planung eingebunden wurde...?

Zu den Zeichnungen: Mein Bekannter bestätigte meine Vermutung, dass zwischen Entwurf bzw. Dokumentation und Bauplan ein großer Unterschied besteht und sich Baupläne schlecht für Veröffentlichungen eignen, weil sie zu unübersichtlich für Nicht-Fachleute sind. Zeichnungen, wie sie in der DHH-Broschüre, in Bürgers Artikel und in Steinhagens Artikel zu sehen sind, werden speziell für Vorabpräsentationen, Bauanträge und Publikationen (Baudokumentationen) angefertigt, und das bei Bedarf durchaus mehrfach nacheinander in veränderter Form - für Publikationen auch noch Jahre nach Inbetriebnahme der Bauten.

Es ist nicht unüblich, dass Entwürfe und dementsprechend auch "richtige" Baupläne noch während der Bauphase verändert werden, teilweise sogar gravierend, wobei mit Ausnahme kleiner Veränderungen (z.B. das Versetzen einer Fensteröffnung um einen Meter) jedesmal neue Zeichnungen gemacht werden müssen. Ein Gebäude kann also nach Fertigstellung anders aussehen und aufgeteilt sein, als es beim Baustart beabsichtigt war, und die Baudokumentation enthält dann natürlich den verwirklichten Zustand statt der Originalplanung.

Ich habe bei dieser Gelegenheit mit Hinblick auf meine Theorie gefragt, ob es von den Abläufen her überhaupt möglich wäre, einen ganzen Gebäudetrakt sogar noch bei bereits angelaufenem Bau um 90° zu verschwenken, wenn man zwischenzeitlich auf eine neue Idee kommt oder neue Notwendigkeiten entstehen. Klare Antwort: Im Prinzip ja, wenn Fragen wie das Fundament kein Problem darstellen - solche gravierenden Veränderungen kommen durchaus vor. Konkret mit dem Grundriss des DHH und meiner Verschwenkungstheorie konfrontiert sagte der Befragte, dass das Haus in seiner heutigen Form auch für damalige Verhältnisse energietechnisch günstiger gebaut ist als es mit einem in gleicher Flucht wie der Elefantentrakt verlaufenden linken Stalltrakt als Anbau wäre, da es in der verwirklichten Form weniger Außenwandfläche hat. Das ist natürlich kein Beweis dafür, dass es jemals anders geplant war als es gebaut wurde.
(31.10.2011, 11:38)
Michael Mettler:   @WolfDrei: Auf der Fotoserie zum Bau des DHH in der Sonderbroschüre sind ebenfalls Holzmastengerüste zu sehen - und Arbeiter, die auf Planken oberhalb der zu gießenden Dachfläche Schubkarren schieben.
(24.10.2011, 12:48)
WolfDrei:   Und es ging dennoch: man schau sich die Holzmastengerüste beim Bau des Brehmhauses an. Oder gestern die geschwungen gegossene Decke der Großgaststätte im Zoo Eberswalde ohne Stützpfeiler über geschätzte 25 x 25 Meter. Durch die offensichtlich unterschiedlich dicken Schalbretter ergibt sich eine interessante Struktur.
(24.10.2011, 09:20)
Michael Mettler:   @Oliver: Vom Gießen einer Dachfläche findest du sogar ein Foto in der Sonderbroschüre. Es soll zu dieser Zeit in der DDR noch gar keine mobile Technik gegeben haben, riesige Beton-Fertigteile an Ort und Stelle bewegen zu können, und ebenso keine entsprechenden Betonpumpen, so dass alle Verschalungen noch per Schubkarre ausgegossen wurden.

Beton stand zudem nicht in beliebiger Menge zur Verfügung. Der zuerst gebaute Elefantentrakt wurde noch mit Stahlbetonwänden versehen, im NN-Trakt wurde das Betonskelett dagegen nur mit Mauersteinen ausgefacht.
(24.10.2011, 09:09)
Oliver Jahn:   Und das Dach mit den großen runden Oberlichtern sicher auch.
(23.10.2011, 23:37)
Michael Mettler:   Ich habe eine Korrektur aus Magdeburg erhalten: Die Betonsäulen und -träger des DHH waren keine Fertigteile, sondern sind vor Ort gegossen worden.
(22.10.2011, 22:18)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich denke in Sachen Material eher an Fertigelemente, die vielleicht von anderen städtischen oder bezirklichen Projekten übrig waren. Leipzig ließ sich ein Menschenaffenhaus quasi um vorhandene Beton-Dachelemente, wie sie für Kaufhallen verwendet wurden, entwerfen, und selbst der kleine Tierpark Staßfurt hat sein Affenhaus aus Beton-Fertigteilen zusammengesetzt, die meiner Erinnerung nach von einem Kraftwerk-Bau übrig waren (wobei ich nicht weiß, ob vor oder nach der Wende). Vielleicht stand bei der Aufgabenstellung in Magdeburg schon fest, wieviele Beton-Rahmenteile man für das Skelett des Hauses zur Verfügung haben würde, und es war die Hauptfrage, wie man diese am geschicktesten einsetzte.
(21.10.2011, 20:29)
Oliver Jahn:   Ich gehe davon aus, dass es in jedem Zoo sehr unterschiedliche Aufgabenstellungen und auch Aufgabensteller gab, genau so wie heute.
Was das Material angeht, da gab es auf jeden Fall Vorgaben bezgl. der Menge, und natürlich auch bzgl. der Beschaffbarkeit. Es konnte eben nur das genommen werden, was es auch gab. Altmühltal-Marmor war eben nicht mehr zu beschaffen, Elbsandstein hingegen schon.
(21.10.2011, 20:01)
Michael Mettler:   @Oliver: OK, darin gebe ich dir Recht, da war ich dann schon in die Interpretation geraten.

Bezüglich der Definition des Begriffes "Aufgabenstellung": Ich fand ihn jetzt auch in Zusammenhang mit dem Leipziger Menschenaffenhaus. Seifert schrieb darüber "In der Aufgabenstellung sahen wir die Schaffung je einer Gehegeeinheit für Orang-Utan.... (usw.)". Aufgeführt ist alles, was das Haus enthalten sollte, es gab Materialvorgaben (vorhandene Fertigteile), und der Bau sollte ein unverwechselbares Gesicht bekommen. Mit anderen Worten: Wer auch immer das Haus bautechnisch geplant hat, bekam im Grunde die Aufgabe "Sieh zu, wie du das alles unter einen Hut kriegst und was Eigenes daraus machst". Ähnlich könnte auch die Aufgabe für Steinhagen gewesen sein; denn nach dem, was ich nun über die Bauvoraussetzungen zur DDR-Zeiten gelesen habe, könnte es auch für das DHH schon Materialvorgaben gegeben haben.

Ich habe mir die Formulierung in "Tiere um uns" noch mal zur Hand genommen und wieder mal festgestellt, wie schnell man sich doch in Interpretationen auf etwas festlegt. Ich hatte den Absatz, der sich darauf bezog, ob man nicht mit gleichen Mitteln mehr als nur Elefanten im Haus unterbringen könnte (siehe meine Quellenzusammenfassung vom 3.10.), als zoologisch motivierte Überlegungen Bürgers "abgebucht" - tatsächlich ist aber sein Name in diesem Zusammenhang gar nicht erwähnt. Die Fragestellung und Entscheidung könnte sich genauso auf die erwähnten "Stadtväter" beziehen, und es war ja tatsächlich auch der Architekt Böhl vom Rat der Stadt, der die Aufgabe an Steinhagen stellte.
(20.10.2011, 20:48)
Oliver Jahn:   @Michael, da habe ich keine Ergänzungen mehr. Das ist die Datenlage. Faktenlage ist es für mich nicht, aber da bin ich dann schon wieder in der Interpretation.
Beim letzten Absatz hingegen sehe ich Graffunders Beteiligung nicht nur nach Quellenlage für die Grundidee auffindbar, sondern da ist seine von Bürger benannte Konsultaion mindestens als gleichwertige Quelle zu zitieren, ohne Interpretation.
(20.10.2011, 19:56)
Michael Mettler:   @Oliver: Mehr durch Zufall als durch gezielte Suche danach habe ich ein weiteres Zootierhaus aus DDR-Zeiten ausfindig gemacht, in dem - einem Foto nach zu urteilen - runde Piacrylkuppeln eingesetzt wurden, und zwar das frühere Leipziger Menschenaffenhaus. Und was leuchteten die Kuppeln dort aus? Die Besucherhalle und dortige Bepflanzung, so wie ich es mir für meine fiktive Ursprungsplanung im Magdeburger DHH vorstelle!
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1982-0623-026,_Leipzig,_Zoo,_Affenhaus.jpg
Das Foto ist auch in "Auf der Spur des Löwen" zu finden, daneben eine Zeichnung des Gebäudes in der Draufsicht.

Nun weiß ich nicht, von wem und wann dieses Haus geplant wurde. Eröffnet wurde es 1982, und der Bau soll 9 Jahre gedauert haben - da wären wir rückwärts schon bei 1973, und bei Baustart kann die Planung nun auch schon eine Weile her gewesen sein. Sicher ist nur, dass das Haus NICHT dem Menschenaffenhaus auf dem Graffunderschen Perspektivplan für Leipzig von 1966 entsprach, denn in dieser Vision wäre das Haus kreisrund geworden. Entweder also hatte Graffunder ein neues Haus passend zu den "vorhandenen Fertigteilen in Montagebauweise" (PANTHERA 1983) entworfen und u.a. mit seinen vermeintlichen Markenzeichen ausgeleuchtet, oder die Kuppeln waren keine Exklusivelemente für ihn (mehr).
(19.10.2011, 15:49)
Michael Mettler:   @Oliver, bevor wir uns weiter mit Spekulationen um eventuelle Folgen des DHH-Baues befassen (die ja eher Personelles als das Haus an sich betreffen), will ich erst mal auf deinen Beitrag vom 12.10. zurückkommen, in dem du einen Abgleich der inzwischen vorhandenen Daten und Fakten für die Entstehungsgeschichte des Hauses vorgeschlagen hast.

Einer der Kernpunkte unserer unterschiedlichen Theorien ist, dass du die Planung des heute zu sehenden Hauses erst 1964 gestartet siehst und es somit als völlig von der Vorgeschichte getrenntes Projekt betrachtest, während ich anhand der Quellenlage einen kontinuierlichen Prozess seit mindestens 1960 vermute (für die Zeit davor haben wir keine Quellen), der nie einen Bruch erfuhr, sondern unter stetiger Weiterentwicklung des Projektes letztlich im uns bekannten Haus mündete. Zwecks Datenabgleich noch mal die durch die bis heute vorhandenen Quellen belegbare chronologische Reihenfolge:

Spätestens im Perspektivplan 1960 gibt es eine Grundidee (durch Witstruk/Graffunder/Schöne), der unmittelbar die Vorprojektierung folgt (1960/61 durch Schöne/Stadtbauamt Magdeburg und Böhl/Projektierungsbüro im Rat der Stadt Magdeburg). Zu diesem Zeitpunkt wird mit Bauvorbereitungen noch Ende 1961 kalkuliert und die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts für 1962/63 anvisiert.

Im April 1961 legen Schöne/Böhl anlässlich einer Zoobeiratstagung ausführliche Vorprojektierungsunterlagen zur Begutachtung vor, die auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Es werden Sonderveranstaltungen ins Leben gerufen, durch welche dieser erste Bauabschnitt finanziert werden soll; zudem werden „Elefantenplaketten“ verkauft. Der Restbetrag soll durch Lottomittel und weitere Spenden gedeckt werden.

Im August 1962 werden die Vorprojektierungsunterlagen anlässlich des 2. Magdeburger Zoofestes in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Bis auf die Einnahmen aus dem Verkauf der Elefantenplaketten sind allerdings keine Gelder für den Baubeginn verzeichnet.

1963 sieht der Zoo das „dringend notwendige“ DHH als „Sorgenkind“ und wird „sehr ernsthaft“ beim Rat der Stadt vorstellig. Per Ratsbeschluss sollen dem Zoo daraufhin 1964 und 1965 je 250.000 Mark aus Lottomitteln zukommen, zu denen er selbst noch weitere 100.000 Mark Spenden sammeln soll. Mit diesem Etat soll vorerst der für die (schon vorhandenen und heranwachsenden) Elefanten bestimmte Teil des Hauses mit Besuchertrakt aufgebaut und der Nashorn-Nilpferd-Trakt erst später angebaut werden.

1964 wird der Perspektivplan des Zoos vom Rat der Stadt bestätigt und der Bau des DHH für 1965 avisiert. Dipl.-Ing. Steinhagen vom VEB Hochbauprojektierung führt Projektierungsarbeiten aus, deren Aufgabenstellung durch Böhl zu einem nicht genannten Zeitpunkt erfolgte. Ein Modell des Hauses entsteht, das im Aussehen mit dem später verwirklichten Bau weitgehend übereinstimmt und mit dem ab 1965 mit dem Spenden eingeworben werden sollen. Ebenfalls für 1965 will der Rat der Stadt Lottomittel zur Verfügung stellen.

Zu Jahresanfang 1965 beginnen die Baustellenvorbereitungen, im November sind erste Teile des Hauses rohbaufertig. Da die Elefanten als einzige spätere Bewohner bereits im Bestand sind und ihre provisorische Unterkunft nicht mehr tragbar ist, wird der Elefantentrakt mit Besucherhalle zuerst errichtet, der Bau des NN-Traktes schließt sich direkt an. Im Oktober 1966 ist Richtfest, in der zweiten Jahreshälfte 1967 ziehen Nashorn und Nilpferde ein, im Dezember 1967 ist Eröffnung des Hauses und der Elefanten-Außenanlage. 1968 bis 1969 entstehen die Außenanlagen für Nashörner und Nilpferde.

Bisher nicht auf das Jahr datierbar ist die zwischenzeitliche Informationsreise von Zoodirektor Bürger und Zooinspektor Schwichtenberg zum Berliner Zoo, die irgendwann zwischen 1964 und 1966 stattgefunden haben müsste und auf die Gestaltung des Hauses Einfluss gehabt haben soll.

Ebenfalls nicht datierbar sind ALLE uns vorliegenden Grundrisse, Seitenansichten usw., von denen es mehrere Versionen gibt. Es ist nicht auszuschließen, dass manche dieser Zeichnungen erst NACH dem Bau speziell für Publikationen angefertigt wurden und somit gar keine Planungsunterlagen/Entwürfe darstellen. Beispiele für eine solche Vorgehensweise finden sich in anderem Zusammenhang: In einem 1967 erschienenen Artikel im „Zoologischen Garten“ über Neubauten im Zoo Hannover sind datierte Grundrisse abgedruckt, die demnach mehrere Jahre nach Fertigstellung der betreffenden Gebäude entstanden waren.

Ein Bruch und Neubeginn in der Planungsgeschichte des Hauses ist aus den Quellen nicht zu ersehen. Mit dem Architekten Böhl vom Rat der Stadt Magdeburg ist eine ausschlaggebende Person von 1960/61 an bis zum Bau des Hauses in das Projekt involviert und vergibt die „Endplanung“ an Steinhagen. Es gibt keine Quellenaussage, ob Böhls Aufgabenstellung an Steinhagen die Weiterentwicklung oder Umsetzung der von Schöne/Böhl erstellten Vorprojektierung beinhaltete oder Steinhagen ein völlig neues Konzept entwickeln konnte. In jedem Fall arbeitete Bürger intensiv an der Planung mit. Graffunder war in maßgeblicher Funktion laut Quellenlage nur an der Grundidee von 1960 beteiligt, später allenfalls in indirekter Form; sein eventueller Anteil lässt sich in Art und Umfang nach derzeitiger Quellenlage nur vermuten, da er nicht dokumentiert ist.

Das ist m.E. die derzeitige Sachlage. Gibt es noch Ergänzungsfakten, bevor wir den aktuellen Datenstand interpretieren?
(18.10.2011, 10:35)
Oliver Jahn:   @Michael, und weil das eben NICHT gereicht hat, daher folgte dann das, was du geschrieben hast...Bürger durfte nicht mehr selbst veröffentlichen...Graffunder wechselte den Arbeitsplatz...und Steinhagen blieb im Wohnungsbau und baute nicht danach als neuer "Graffunder" weitere Tierhäuser.
(16.10.2011, 23:32)
Michael Mettler:   Mir ist noch ein weiteres Dickhäuterhaus aufgefallen, das in gewissen Punkten als Vorbild für die Planung in Magdeburg gedient haben könnte, auch wenn es kein Totalneubau war: Frankfurt. 1953/54, also praktisch zeitgleich zum Berliner Haus in seiner modernisierten Form entstanden und konzipiert für exakt die selben Tierarten (drei Indische Elefanten, ein Afrikanischer Elefant und je zwei Spitzmaulnashörner und Flusspferde). Selbst eine "Schleuse", durch welche die Elefanten vom Stall auf die Außenanlage gingen, war wie später in MD vorhanden, dazu die gegenüber dem Besucher erhöhten Stallungen, ein abgesenktes (und unteilbares?) Flusspferdbecken mit sehr ähnlichen Abmessungen, und die Nashornställe waren mit 7 x 4 m ebenfalls denen in MD (7 x 5 m) ähnlich dimensioniert.
(16.10.2011, 22:25)
Michael Mettler:   @Oliver, wenn diese paar Marginalien, die nicht mal von außen zu sehen waren, dafür ausreichten, das DHH als Produkt eines eigenständigen DDR-Architekturstils zu "verkaufen", dann konnte Ulbricht aber in dieser Beziehung nicht anspruchsvoll gewesen sein. Von außen hätte der Bau nämlich trotzdem sehr an das Elefantenhaus in Berlin erinnert, das damals noch so aussah wie auf dem beigefügten Bild.
(16.10.2011, 21:59)
Oliver Jahn:   So, und nun noch mal meine Theorie. Sie mag abenteuerlich klingen, aber das haben Theorien ja nun mal öfter so an sich. Auf jeden Fall könnte sie passen und sie bietet einige Möglichkeiten, um sowohl Graffunders Beteiligung, als auch seine doppelte Nennung, als auch die runden Piacryl-Oberlichter und die unterschiedlichen Pläne des Hauses zu erklären.
Ich bin auf die Theorie gekommen, weil ich zufällig das Grußwort von Walter Ulbricht an die 5. Baukonferenz in die Hände bekommen habe. Und da war ich wieder einmal mehr erstaunt, als ich feststellen musste, dass Architektur für Ulbricht ein ganz zentrales Leitthema war.
Ulbrichts Ansicht über das sozialistische Bauen bringt dieses Satz zum Ausdruck:
„Beim Aufbau der DDR forderte Ulbricht auf dem III. Parteitag der SED die Abkehr vom (westlichen, im Bauhaus in Weimar begründeten) Formalismus. Die Architektur habe der Form nach national zu sein.“
Ulbricht ist ein glühender Verfechter der Sozialistischen Architektur als Produkt der Gesellschaft.
Und in dieser Zeit, da plant Steinhagen einen besonderen Bau, das erste Dickhäuterhaus in der DDR.
Und Bürger darf sogar in den Westen reisen, um sich Anregungen zu holen.
Aber was wird daraus? Ein Haus, bei dem jedem, der einmal im Zoo Berlin war, die Ähnlichkeit mit dem dortigen Elefantenhaus ins Auge springt.
Bürger weiß, dass das in der DDR nicht gern gesehen wird, so etwas ist sogar überaus gefährlich.
Aber er will dieses Haus. Da fällt ihm Graffunder ein. Er kennt ihn, Steinhagen kennt ihn auch. Und Bürger kennt auch Dathe. Also wird Graffunder konsultiert. Und er bringt ein paar Änderungen ein. Die Stufen vor dem Flusspferdbecken, den zweiten Stall für die Nashörner, den Zwangsstand UND die runden Oberlichter aus Piacryl. Ein Markenzeichen Graffunder. Und damit wird dieser Bau zu einem Sozialistischen Bau.
Und damit gar keiner erst auf die Idee kommt, Bürger ganz oben anzuzinken, da erwähnt Bürger genau DIESE Konsultation Graffunders auch in seinen Schriften.
„Schaut her, auch wenn unser Haus aussieht, wie ein Westbau, so ist es doch ein echter Bau des Sozialismus, entstanden, in seiner jetzigen Form, nach Konsultation durch Graffunder.“
Wie eingangs erwähnt, das mag ein wenig abenteuerlich klinge, ich gebe das gern zu. Aber wer sich hier noch einmal die Mühe macht, und sich mal in den beiden Chroniken von Magdeburg und Halle die Kapitel zu Hilprecht und Petzsch durchliest, der weiß, dass meine Theorie heute unglaublich klingt, zu damaliger Zeit aber nicht nur im Bereich des Möglichen lag, sondern an der Tagesordnung war.

(16.10.2011, 21:14)
Michael Mettler:   @Mel: Wenn so viel Schneelast auf den Oberlichtern gelegen hätte, dass die Stabilität eines normalen Lichtbandes nicht gewährleistet gewesen wäre, dann wären die Acrylkuppeln zwar stabiler gewesen, hätten aber ihren Sinn trotzdem nicht mehr erfüllt. Denn Licht wäre durch eine solche Schneedecke kaum noch durchgedrungen.

Aus der Perspektive des Betrachters ist der hintere Bereich des niedrigen Gebäudeteils von nirgendwoher einsehbar. Es gibt keinen erhöhten Aussichtspunkt im Zoo, von dem aus man hätte aufs Dach sehen können. Ob sich der Besucher von runden statt eckigen Lichtöffnungen wirklich beeindruckt fühlte, bliebe dahingestellt. Statt also aufwändig runde Löcher in den Beton zu bringen und diese mit exquisiten Rundkuppeln abzudecken, hätte man auch das gleiche Tageslicht-Beleuchtungsprinzip wie in den beiden hohen Gebäudeteilen nutzen können. Man hätte die Decke lediglich im Bereich über den Innenbecken ein wenig (sagen wir, um einen Meter) höher setzen müssen und hätte dann die Distanz zwischen vorderem und hinterem Deckenbereich mit einem senkrechten Lichtband gefüllt. Vorteile: keine Stabilitätsfrage bei Schnee, Anbringungsmöglichkeit von Lüftungsklappen, gleichmäßigere Ausleuchtung, vermutlich günstigere Baukosten. Die beiden hohen Gebäudeteile bestehen aus einer Betonsäulenkonstruktion, die mit Beton-Querbalken verbunden ist. Solche Balken halten auch die Decke über den Innenbecken - man hätte sie lediglich etwas höher zwischen den Säulen anbringen müssen und hätte nicht mehr Arbeit gehabt.

Der praktische Nutzen der Ausleuchtung durch Acrylglaskuppeln ist von deren Form unabhängig, wobei ich mir vorstellen kann, dass eine eckige Kuppel sogar bessere Möglichkeiten bietet, wenn man sie aufklappbar anbringen will (was in Stallgebäuden durchaus Sinn macht...). Runde Kuppeln in DIESEM Hausbereich wären also eine reine (und nach euren Vermutungen sehr teure) Architektenspielerei gewesen, mit der man WEN hätte beeindrucken wollen...? Konnte sich der gerade erst aufstrebende Magdeburger Zoo, dem keine unbegrenzten Baumittel zur Verfügung standen und der Teile des Geldes über Spendensammlungen auftreiben musste, solche Extravaganzen überhaupt leisten?

Es gäbe noch eine ganz andere Variante: Die Kuppeln waren vielleicht gar nicht (mehr) so exquisit, sondern bereits problemlos verfügbar, so dass sie nicht (mehr) als architektonische Leckerbissen eingesetzt wurden und somit auch (schon) für "normale" Architekten zum gestalterischen Gut gehörten. Wie ich gestern erfuhr, hatte der Zoo nämlich nicht nur die sechs für das DHH verwendeten Piacrylkuppeln gekauft, sondern noch einige mehr, die man sich für ein Projekt auf Lager legte, für das es noch keine konkreten Pläne, sondern wohl nur eine Grundidee gab und das nie verwirklicht wurde: ein für Besucher begehbares Löwenhaus (wohlgemerkt nicht das Raubtierhaus aus dem Perspektivplan von 1960). Diese zusätzlichen Kuppeln wurden nie (also auch nicht in anderen Objekten) verbaut.

Als Graffunder die Cafeteria im TP Berlin entwarf, war er 30 Jahre alt und noch um einiges davon entfernt, "staatstragende" Gebäude á la Palast der Republik oder Botschaft entwickeln zu dürfen. Und er war, so ist aus der Artikelserie "Aus den Kindertagen des Tierparks" im MILU zu entnehmen, nur Teil eines Architektenkollektivs, das den TP entwarf. Worin also hätten zu dieser Zeit seine besonderen Verdienste bestanden, dass man gerade ihm die exklusive Verfügung eines neu entwickelten Bauelementes zugestand? Griff er nicht vielleicht lediglich auf etwas zurück, was zufällig gerade neu auf den Markt kam? Dazu müsste man den Blick natürlich auf Bauten außerhalb der Zoomaterie richten, denn die Kuppeln wurden doch mit größter Wahrscheinlichkeit für ganz andere Zwecke entwickelt - und vielleicht nur zufällig (oder gezielt zu Testzwecken?) erstmals in einem Zoo eingesetzt.
(16.10.2011, 10:04)
Oliver Jahn:   Hier eine kurze Zwischenmeldung von mir. Für meine Theorie reicht die Zeit heute nicht mehr, daher nur noch mal kurz etwas zu den Lichtern.
Es geht um die RUNDEN Oberlichter aus Piacryl. Diese sind durch den Armierungsstahl, der durch ein gegossenes Flachdach läuft, schwieriger und aufwendiger einzubringen, als eckige. Und die runden Oberlichter finde ich in keinem der hier zitierten Häuser, aber ich finde sie bei einigen Graffunder-Bauten. Und warum nicht über dem Besucherbereich? Weil dieser bis heute sehr gut ausgeleuchtet ist, durch die Glasfronten. Die Stallungen sind es durch die Lichtbänder ebenfalls. Die Badebecken aber haben ein niedrigeres Dach, daher kann man hier gar nicht auf Lichtbänder zurück greifen, wo hätten die denn hin gesollt? Eine Glasfront geht auch nicht, da gar keine Außenwand dort ist, die man hätte verglasen können. Und daher benötigte man zusätzliches Licht, wenn man diesen Bereich nicht ausschließlich durch Kunstlicht aufhellen will. Man brachte Lampen und Strahler dort zwar auch an, gab diesem Bereich aber noch zusätzlich natürliche Lichtquellen. Und diese sind in dieser Zeit erstmalig von Graffunder in der Cafeteria des TP verwendet worden, und anschließend kenne ich sie nur aus der Botschaft der DDR in Budapest, ebenfalls einem nachweislichen Graffunderbau, und aus dem Dickhäuterhaus in Magdeburg.
P.S. Die Kuppeln waren wirklich immer beschlagen. Aber deshalb haben sie den Bereich des Hippo-Beckens nicht schlechter ausgeleuchtet.
(16.10.2011, 00:57)
Mel:   @MM: Ich stimme Dir zu das viele der von Graffunder verwendeten Präsentationsarten sicher schon weit aus früher und eher in den "wwestlichen" Zoos Verwendung fanden. Aber in den "Ost-Zoos" kamen sie am häufigsten unter Graffunder zum Einsatz. Ãœbrigens Kuppelfenster über Stallungen gibt es auch im Nashornhaus 1 im Zoo Berlin. Was die wirkung in der TP Cafeteria betrifft, darauf habe ich noch nie wirklich gezielt geachtet, aber es wirkt sicher um einiges dezenter als flache Dachfenster. Was die Luftfeuchte und Stauluft in den Kuppeln betrifft, gebe ich Dir Recht, das mag sicher ein Problem gewesen seien, allerdings würde ich mal vermuten, das dies bei der eigentlichen Raumgröße des DHH weniger ins Gewicht viel. Was das Schrägdach betrifft, so hast Du natürlich auch recht, aber dennoch wird der Stallungsbereich der elefanten durch ein Fensterband über dem Besucherbereich erleuchtet, auch wiederum so ein Stielmittel welches zu DDR Zeiten erst in der Folgezeit immer mehr zum tragen kam. Ãœbrigens erinnert mich das gerade an das alte Afrikahaus in Zürich, dort hätten wir ja auch solch ein Fensterband und in diesem Falle von wesentlich größeren Ausmaßen. ;)

Ein Punkt bezüglich der Vorteile von Piacrylkuppeln, könnte unter Umständen sein, dass auf Grund deren Form Schneelasten im Winter z.B. nicht so problematisch waren wie bei flachen Deckenfenstern.
(15.10.2011, 20:29)
WolfDrei:   @MM: Habe daraufhin mir die Cafeteria über google maps von oben angeschaut: der eigentliche "Essensaal", bestehend aus drei Teilen, wird durch 8 "Streifendächer" abgedeckt, die jeweils zwei runde Piacryl"fenster" haben - also 16. Ganz rechts, die Position, wo das große Meeresaquarium steht, sind es 4 rechteckige Fenster.
(15.10.2011, 10:13)
Michael Mettler:   @Mel: Da Oliver gerade nicht verfügbar ist, nun zu dir ;-)

Es mag sein, dass Graffunder die von dir genannten Präsentationselemente oft verwendete, aber mal ehrlich: Welcher Architekt für Zootierhäuser tat das zu dieser Zeit nicht? Dem Besucher gegenüber erhöhte Position des Tieres mit Tageslichtausleuchtung durch "Fensterbänder", höherer Tier- als Besucherbereich, selbst die Terrassierung des Besucherbereiches (wie im DHH vor den Innenbecken): das finde ich mehr oder weniger vollzählig schon im 1933 eröffneten Züricher Raubtierhaus und in einer ganzen Reihe von Bauten, die nach dem Krieg, aber noch vor TP-Cafeteria, ABH und Magdeburger DHH entstanden sind: Elefanten- und Raubtierhaus Basel, Giraffenhaus Frankfurt, Elefantenhaus Berlin, Elefantenhaus Karlsruhe - vielleicht auch Elefanten- und Giraffenhaus Hannover, falls deren Planung schon in die 50er Jahre gefallen sein sollte (eröffnet 1962 bzw. 1964); in jedem der Zoos von anderen Architekten entworfen und daher offenbar einfach nur "in Mode". Ein "Schrägdach mit Glasfront über dem Stallungsbereich" hat das DHH übrigens gar nicht, die Stallungsbereiche sind kubisch.

Wenn die Piacrylkuppeln (ich habe mal nachgeschaut: im Westen lief das Material unter "Plexiglas") etwas so Besonderes und Teueres waren, warum setzte man sie dann im DHH an einer Stelle ein, wo man sie von außen nicht sehen und innen nicht mal unter ihnen stehen konnte? Warum griff man über den Innenbecken nicht einfach auf eine (anscheinend billigere) Beleuchtung durch Glasfronten wie über den Ställen zurück, und warum war hier die Decke niedrig wie sonst nur im Besucherbereich? Heizbare Wasserbecken, das müsste doch stetig aufsteigende Luftfeuchtigkeit und Stauluft/-geruch in diesem Kuppeln bedeuten, und sie wirken auf meinen Innenaufnahmen nicht so, als könne man sie öffnen. Laut Konstruktion des Hauses stieg die Heizungswärme am Innengraben vor dem Besucher auf und wurde die Abluft durch Öffnungen in den Wänden hinter den Tieren abgeführt, aber dazu musste sie erst mal unter den Kuppeln lang...

Die Verwendung der Piacrylkuppeln würde schön zu meiner Theorie passen, dass dieser Bereich ursprünglich gar nicht für Tiere gedacht war, sondern erst durch Modifikation eines älteren Entwurfs dazu gemacht wurde! Ich erinnere an die Vorplanungsskizze aus der 60-Jahre-Chronik, auf welcher sich der Besucherraum um das Elefantenbad herum dorthin fortsetzte, wo später das Flusspferdbecken gebaut wurde, und sich das Elefantenbad noch innerhalb der Säulen des Elefantentraktes befand (also weiter rechts, als es gebaut wurde - somit war der Elefantenstand ursprünglich kleiner gedacht). Für einen Besucherraum sind die Kuppeln bzw. ihre Besonderheit/Hochwertigkeit m.E. deutlich eher nachvollziehbar. Dieser war bewusst niedrig gehalten und wurde im vorderen Hausbereich nur durch die Glasfront ausgeleuchtet (hier gibt es keine Oberlichter!). Das dort einfallende Tageslicht konnte allerdings wegen der geringen Deckenhöhe nicht bis zur Rückwand des Gebäudes reichen. Also brauchte man dort Lichtöffnungen im Flachdach. Ohne "dampfende" Wasserfläche darunter stellte sich das Problem der sich darin stauenden Feuchtigkeit auch nicht bzw. nur in erheblich geringerer Form.

Was leuchten eigentlich die bewussten Kuppeln in der TP-Cafeteria aus und wie kommen sie als damals außergewöhnliche Elemente dort zur Geltung? Davon habe ich gar keinen eigenen Eindruck und keine Vorstellung.
(14.10.2011, 17:21)
Oliver Jahn:   @Michael, da habe ich eine bessere.
;-)
Aber die bekomme ich erst am Sonntag in den Rechner.
(14.10.2011, 14:04)
Michael Mettler:   @Oliver, wenn du "Architekt" durch "Projektierungsbüro" beim Rat der Stadt ersetzt, hättest du das aber schon gute anderthalb Wochen vorher wissen können, da habe ich nämlich den entsprechenden Passus aus dem JB 1961 als Quelle zitiert...

Ich hätte da auch noch ein paar neue Gedanken bezüglich Graffunder - nämlich, dass er vielleicht aus noch ganz anderen Gründen nicht für Magdeburg tätig werden konnte/durfte. Nur mal ein paar Daten zusammengestellt:
Am 1. Juni 1963 wird mit der Cafeteria im TP Berlin ein Großbau aus dem Graffunderschen TP-Perspektivplan eröffnet.
Am 30. Juni 1963 folgt die Eröffnung des Alfred-Brehm-Hauses, ebenfalls aus seiner Feder stammend. Zwei so große Projekte innerhalb kurzer Zeit für den Vorzeigezoo der DDR, das setzte Maßstäbe und erhöhte vielleicht den Erwartungsdruck.
Am 9. September 1963 wurden vom VEB Berlin-Projekt alle Projektierungsarbeiten für Zoologische Gärten aufgekündigt. Wirklich für ALLE Zoos? Oder hatte sich Graffunder fortan auf den TP Berlin und eine möglichst schnelle Umsetzung der dortigen Perspektivplanung zu konzentrieren, im Hinblick auf dessen 10-jähriges Bestehen 1965? Ein Seitenblick: Ebenfalls 1965 stand das 100-jährige Bestehen des hannoverschen Zoos an, und der wurde im Hinblick darauf in (für die damalige Zeit) atemberaubendem Tempo mit Häusern und Anlagen modernster Tiergartenarchitektur "aufgemotzt". Köln müsste etwa zur gleichen Zeit "durchgestartet" sein, und natürlich passierte auch im Berliner Zoo einiges (wenn auch kein Totalumbau á la Hannover). Wollte man womöglich daraus einen Ost-West-Wettbewerb machen, um die Leistungsfähigkeit der erst kurz zuvor durch den Mauerbau abgeschotteten DDR unter Beweis zu stellen...?

Aber egal: Interessant ist für unsere Diskussion hier vor allem, welches Großprojekt im TP nach dem ABH als Nächstes vorgesehen gewesen wäre: Dickhäuteranlagen!!! In den Zooführern jener Zeit fand ich das nie vollendete "Tapirhaus im Bau"; in "Tiere um uns", 1. Auflage 1963, ist die Cafeteria bereits eingezeichnet, das ABH ebenfalls (wenn auch noch mit "fertig 1963" beschriftet), und unter den mit "Projekt" beschrifteten Anlagen findet sich neben Lamawiese, Fasanerie und Falkenhof auch schon der gestrichelte Umriss der geplanten Elefantenhalle (dagegen nicht das Tapirhaus).

Durfte Graffunder womöglich kein DHH für Magdeburg planen, weil er sich auf Berlin konzentrieren und nicht parallel dazu ein Konkurrenzobjekt schaffen sollte? Sagte man sich in Magdeburg "Dann ziehen wir es eben allein durch?"? Wie mag das in Berlin aufgenommen worden sein, dass ausgerechnet der kleine Magdeburger Zoo das erste neue Dickhäuterhaus in der DDR hochzog und in der Eröffnungsbroschüre auf eine Konsultation Graffunders verwies?

Wenn ich Mels Auflistung aus dem Graffunder-Thread anschaue, dann "starb" das Projekt Tapirhaus im TP ausgerechnet genau während der Entstehungszeit des Magdeburger DHH ab, Großbauten aus dem Graffunderschen TP-Perspektivplan wurden nicht mehr umgesetzt. Heinz Graffunder wechselte 1967, im Eröffnungsjahr des Magdeburger DHH und dem Jahr, in dem das Manuskript für die Sonderbroschüre entstand, den Arbeitsplatz. Und der JB 1967 aus Magdeburg war der letzte, der mit dem Namen Manfred Bürgers unterschrieben ist (auch wenn Bürger noch etliche Jahre Zoodirektor in MD war). Also, wenn sich daraus keine Verschwörungstheorie stricken lässt... :-)
(13.10.2011, 22:15)
Oliver Jahn:   @Michael, Aufgabenstellung und Anleitung verstehe ich schon ein wenig anders. Aber dass Böhl für die Aufgabenstellung verantwortlich ist, das wurde für mich da klar, als ich las, dass er der Architekt beim Rat der Stadt war. Die Beteiligung Graffunders bleibt weiterhin spannend. Auch mich würde interessieren, ab wann die Bezirksregelung galt. Und auch weitere Suche hat mir noch keine weiteren runden Piacryl-Kuppeln gebracht. Wenn ich mich die nächsten Tage hier etwas rar mache, dann nicht, weil mich die Diskussion nicht mehr interessiert, sondern weil ich einfach in den nächsten Tagen nicht mehr so oft an den Rechner komme. Also bitte, neue Infos scheibchenweise, damit ich nach meiner Abstinenz hier noch hinterher komme.
Ach ja, noch einen kleinen Hinweis zu meiner Zeitzeugin...sie stammt aus dem Umfeld von Steinhagen und konnte mir berichten, dass Steinhagen und Graffunder sich aus dem BDA (Bund Deutscher Architekten) kannten und sie meint sich zu erinnern, dass Steinhagen wärend der Zeit der Planung mehrmals in Berlin war.
(13.10.2011, 20:56)
Michael Mettler:   @Oliver, danke für den Artikel! Darin sprang mir ein Satz sofort ins Auge: "Grundsätzlich wird eine Tierhaltung ohne Gitter angestrebt."

Angestrebt! Das lässt die Deutung zu, dass man sich wegen des Gelingens keineswegs sicher war und vielleicht mit der gitterlosen Innenpräsentation von Flusspferden auf (gegenüber dem Publikumsraum) erhöhter Stallfläche sogar Neuland zu betreten wagte - ich erinnere an unsere Eingangsdiskussion zum Haus in Liberec und meinen dortigen Gedanken, man habe vielleicht etwas aus Magdeburg übernommen, was sich im Original noch gar nicht bewährt hatte! Nashörner hinter schmalem Graben gab es zwar schon im Berliner Zoo, aber auch da stand ja bei Planung des DHH noch eine langjährige Bewährung in der Praxis aus: Das Berliner Nashornhaus wurde 1964 eröffnet, im selben Jahr begann aber schon die endgültige Projektierung in Magdeburg. Man konnte aber sehr wohl gedacht haben: Wenn es bei Nashörnern möglich ist, warum nicht auch bei Flusspferden...?

Ansonsten fällt mir auf, dass Dipl.-Ing. Steinhagen im Artikel zwar für "Entwurf" genannt ist und "sein" VEB Hochbauprojektierung für "Ausführungsprojektant", aber dass der Rat der Stadt Magdeburg in Person von Architekt Böhl mit "Aufgabenstellung" betitelt ist. Das erinnert mich nun sehr an den schon genannten Bärenanlagen-Entwurf aus dem JB 1970: Der eigentliche Entwurf stammte von einem cand. ing. Grabner (als "Pflichtentwurf") unter Anleitung (Aufgabenstellung?) eines Hochschulprofessors. Die eigentlichen Entwürfe für Zoobauten mussten also nicht unbedingt von den "hochrangigsten" Personen stammen.

Und damit wären wir auch schon wieder beim Thema: Wie Oliver schon im Magdeburg-Thread schrieb, enthält der Artikel, der immerhin in einer Architektur-Fachzeitschrift der DDR erschien, keinerlei Hinweis auf Graffunder bzw. Berlin-Projekt. Auch zu dieser Frage habe ich eine Aussage von Herrn Kratzke bekommen: "Um etwas Klarheit in die Diskussionen um Graffunder zu bringen, er war nie fest in die Planung eingebunden. Bürger hätte ihn sicher gern gehabt, da er ihn ja aus seiner Berliner Zeit kannte. Aber es gab zu DDR–Zeiten für solche Projekte keine freien Architekten, denn Architekten wurden von staatlicher Seite zugewiesen, und da spielten die Bezirksgrenzen eine große Rolle."

Demnach bestand zwar die Möglichkeit, dass man Graffunder um Rat fragen (konsultieren!) konnte, aber im eigentlichen Sinne planen konnte/durfte er für das DHH offenbar nicht.

Es bliebe dann die Frage, wann die Bezirksgrenzenregelung in Kraft trat, denn Graffunder hatte ja durchaus Entwürfe für Zoos weit außerhalb Berlins wie Cottbus und Rostock geschaffen. Der Blick in Mels Auflistung im Graffunder-Thread zeigt allerdings, dass alle daraus VERWIRKLICHTEN Bauten aus der Zeit vor dem DHH (Endplanung bis Eröffnung 1964-67) zu stammen scheinen und weitere Graffunder-Planungen erst DANACH (für den TP Berlin weit danach) erfolgten, davon wiederum die frühesten ohne Verwirklichung. Mir kommt dabei wieder die Info aus der Halle-Chronik in den Sinn, nach der VEB Berlin-Projekt den Zoos 1963 die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte und diese versuchten, eine Weiterarbeit wenigstens bis 1966 zu erwirken. Genau in diesen Zeitraum fällt die "heiße Phase" für das DHH!
(13.10.2011, 11:54)
Oliver Jahn:   Jetzt wird es wirklich noch mal spannend. Wir haben jetzt Ortwin Kratzke und seine Erinnerungen, meine Erinnerungen, die sich nicht immer ganz mit seinen decken, ich habe ebenfalls noch ein paar Informationen einer Zeitzeugin, wir haben die Schrift von Steinhagen (Michael, die geht heute noch per Mail an dich raus)und wir haben Mels Fund. Da wäre es bald mal an der Zeit, eine Tabelle der einzelnen Daten für einen Abgleich zu erstellen.
(12.10.2011, 19:11)
Mel:   So nun hab ich den teil zu den Oberlichtkuppeln gefunden.
In der Zeitschrift „Deutsche Architektur“ Ausgabe August 1964, gibt es einen mehrseitigen Beitrag von Graffunder über die Cafeteria im Tierpark. In diesem Beitrag gibt es explizit eine Beschreibung dieser Oberlichter in der es heißt: „Im Tierpark Berlin wurden erstmalig in der DDR Oberlichtkuppeln aus organischem Glas eingebaut. Herstellerbetrieb ist die Firma Polyplasste – H.Rolf Spranger KG in Oederan/ Sa. … Das verwendete Material ist ein Polymethacrylat mit der Handelsbezeichnung Piacryl aus dem VEB Stickstoffwerk Piesteritz. …“ Es handelt sich eindeutig um die gleichen Kuppeln wie im DHH Magdeburg. Die Cafeteria ist mit folgenden Daten zeitlich ausgeschrieben : Projektiert 1957/59 Eröffnet 01.06.1963, also noch vor dem DHH in Magdeburg.
Nun war es zu DDR Zeiten Gang und gebe das neuheitliche Materialien, deren Herstellung bzw. Beschaffung sehr preisintensiv waren, in Zeiten der Materialknappheit, nur bestimmten Prestigeobjekten und Planungsvätern vorbehalten waren. Da Graffunder diese Kuppeln nachweislich sowohl in der von Oli erwähnten Botschaft und in der Cafeteria verwendet hat, und diese im Bereich der Zoobauten im DHH in Magdeburg wieder auftauchen, liegt die Vermutung schon Nahe das es sich hierbei um einen Einfluß von Graffunder handelt. Leider ist in meinen restlichen Unterlagen zu Graffunder kein deutlicher Hinweis auf Magdeburg zu finden. Es zeigen sich lediglich einige Parallelen in den Darstellungs- bzw. Präsentationsmethoden dar. Wie sie Graffunder im Bereich der Tierpräsentation oft verwendete ( Oberlichter, niedrige Decken im Besucherbereich – Schrägdach mit Glasfront über dem Stallungsbereich [ Ausleuchtung der Stallungen durch Tageslicht] / erhöhte Präsentation der Tiere / Grabenprofile usw.).
Die von Oli erwähnte Kuppel im ABH über dem Krokodilbrunnen, passt hier allerdings nicht ins Bild, da sie einer gänzlich anderen Bauart entspricht. Leider habe ich im Moment von der besagten Kuppel kein eigenes Bild zur Hand, daher hier kurz ein Bild aus dem Netz.

(12.10.2011, 00:22)
Oliver Jahn:   @Michael, na da bin ich ja mal gespannt.
(11.10.2011, 22:03)
Oliver Jahn:   So, und nun zum Ersten Beitrag.
Michael, ich habe gar keine Vorgabe gesteckt.
Ich habe lediglich versucht klar zu machen, warum ich, im Gegensatz zu dir, ein Projekt Dickhäuterhaus vor 1964 nicht sehe. Und das erscheint mir schon wichtig, denn es war zum einen eine Antwort auf die Frage, welche Quellen für mich welchen Stellenwert haben, zum anderen, warum sie für mich keine Antwort auf die Frage nach Graffunders Beteiligung geben.
Du hast sehr viele Vermutungen über das Projekt angestellt und immer wieder neue Theorien daraus entwickelt. Und wie du selber gesagt hast, hast du dabei versucht, dich an den Fakten zu orientieren. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass diese Fakten eben sehr oft keine sind, weil viele dieser Publikationen, welche du als Quellen nutzt, mit genau der Vorsicht zu genießen sind, wie du es auch bei Chroniken angibst
Wenn du jetzt also diesen Bereich vor 1964 ausklammerst, weil du dich vielleicht meiner Argumentation darüber anschließt, oder dich nicht mit ihr auseinander setzen willst, dann ist es deine freie Entscheidung, ich habe sie dir nicht vorgegeben. Schließlich habe ich diesem Teil den meisten Raum in meinem Beitrag von gestern eingeräumt.
Und damit komme ich auch gleich zu deinem Beitrag, in dem du erwähnst, dass Bürger in seiner ersten Dokumentation ebenfalls über etwas geschrieben hat, was es nicht gab.
Fakt ist, er schrieb über ein Haus, welches es gab. Das dürfte unbestritten sein. Und es war eröffnet. Damit also war aus einem Luftschloss Realität geworden. Das macht es für mich zum Fakt. Dass er darin zusätzlich auch noch über Dinge schreibt, die es nicht gab, sie aber als gegeben darstellt, das zeigt umso deutlicher, was ich mit meiner Darstellung zur Propaganda meinte. Bezüglich des Hauses war es keine Propaganda mehr, sondern dieses Haus gab es, und gibt es noch. Bezüglich der Außenanlagen ist das anders. Was für ein gelungenes Beispiel für die Art, mit der eben mit Dingen umgegangen wurde, die es im Gegensatz zum DHH noch nicht gab.
Ich möchte hier aber noch einmal klar stellen, dass ich nicht die Meinung vertrete, dass alle Zoos der DDR reine Propagandamaschinen waren. Ich bin mir sicher, dass hier die Zooleitungen diese Dinge nicht immer aus eigenem Antrieb heraus betrieben.
Auch mit Karl Lemke, den ich hier zitiert habe, hatte ich vor Jahren einen sehr eindrucksvollen und bereichernden Briefwechsel. Ich bin mir nicht sicher, dass er aus eigenem Antrieb heraus, diese Propaganda dort in sein Werk hinein nahm.
Aber kein Zoo und kein Privatmann konnte einfach so seine Publikationen herausgeben. Und für die Propaganda, da sorgten andere.

(11.10.2011, 22:01)
Michael Mettler:   @Oliver, einige Fragen werden sich nach und nach dank fachkundiger Hilfe klären lassen: Der Magdeburger Ex-Zooinspektor Ortwin Kratzke, der die gesamte Bauzeit des Hauses miterlebt und die ersten drei Jahre darin gearbeitet hat, verfolgt unsere Diskussion und hat sich freundlicherweise bereit erklärt, sein Gedächtnis zur Verfügung zu stellen. Wegen der Fülle der Fragen wird die Beantwortung natürlich nicht auf einen Sitz möglich sein. Da die Fragen zu den Nashörnern erst mal am einfachsten zu beantworten waren, habe ich damit angefangen - siehe Magdeburg-Thread, wohin wir diese Thematik ja verlagert hatten. Für die allgemeine DHH-Thematik ist aber eine Antwort daraus ebenfalls wichtig, weil sie zu den Auslösern der ganzen Diskussion zählt:

Für das Dickhäuterhaus war ursprünglich tatsächlich nur EIN Spitzmaulnashorn eingeplant!
(11.10.2011, 21:54)
Oliver Jahn:   Komme ich jetzt zu den Lichtkuppeln. Hier erst einmal eine Berichtigung von mir. Diese runden Piacryl-Glaskuppeln dieser Größe sind nicht in der ungarischen Botschaft in Berlin, sondern in der Botschaft der DDR in Ungarn. Das habe ich irgendwie falsch gelesen. Dennoch ist der Bau von Graffunder und das Datum der Ãœbergabe stimmt nach wie vor.
Diese Kuppeln waren sicherlich nicht Graffunder allein vorbehalten. Ich wollte damit auch keinen Beweis liefern, sondern eher ein Indiz. Dieses ist für mich dann sogar noch etwas aussagekräftiger, wenn Mel diese runde Kuppel für das ABH noch bestätigt.
Die Bärenanlage wurde nie gebaut, und wir sehen davon keinen Bauplan, sondern einen Entwurf. Aber vielleicht waren die Entwerfenden vorher mal im Zoo Magdeburg und haben sich das dortige Dickhäuterhaus angesehen? Außerdem sehen wir hier kleine Kuppeln, die sind bautechnisch sehr viel einfacher anzubringen, als große.
Denn Fakt ist, dass die runden Oberlichter bei in Stahlbeton gegossenen Dächern recht schwierig und aufwendig waren. Deshalb nahm man überwiegend eckige Oberlichter. Ich habe heute noch einmal mit einem Menschen gesprochen, der am Berliner Elefanten- und am Nashornhaus mit gebaut hat. Er hat es mir bestätigt. Durch die Stahlarmierung im Beton ist es deutlich schwieriger gewesen, runde Dachöffnungen zu gießen, als eckige, insbesondere dann, wenn sie die Größe der Magdeburger hatten. Darum hat auch das Berliner Nashornhaus eckige.
Und wenn ich in Magdeburg runde Piacryl-Lichtkuppeln finde, die mir ansonsten in keinem Zoobau dieser Zeit bekannt waren, und genau diese Form sich dann womöglich in zwei Graffunderbauten wiederfindet, und einer davon ist möglicherweise sogar auch ein Zoobau, dann ist das natürlich kein Beweis, aber es gefällt mir und es ist durchaus ein Indiz dafür, dass Bürger Graffunder nicht aus Spaß in seinen Schriften benannt hat. Aber dazu komme ich dann in meiner Antwort auf den ersten Beitrag, des heutigen Tages.

(11.10.2011, 20:53)
Oliver Jahn:   @Michael, jetzt wollten wir mal etwas Ordnung hier rein bringen, und dann sind da gleich drei Beiträge auf einmal, und einer davon enthält jetzt sogar ominöse Türen oder Ställe. ;-)
Wegen der besseren Ãœbersichtlichkeit versuche ich mal getrennt darauf einzugehen und fange mal mit dem letzten Beitrag an.
Genau der 69er Jahresbericht fehlt mir, so dass ich leider nur mit dem Scan auskommen muss. Auch wenn auf diesem wirklich alles nur sehr vage zu erkennen ist, so meine ich doch, die ominöse Tür auflösen zu können. Aus der Position heraus, aus der Kibo dort fotografiert wurde, kann man nicht auf das Haus gucken. Er steht längst zum Becken und von dort ist dieser Blick ausgeschlossen.
Das, was man im Hintergrund sieht, das ist die Rückwand der Flusspferd-Außenanlage. Bilder von der Nordseite des Hauses habe ich auch leider nicht, da sie unattraktiv war und außerdem durch die Bäume auch schlecht einzusehen. Die Außen- und die Innentüren der Flusspferde und Nashörner lagen sich immer gegenüber. Das einzige, was später dort entstand, war eine kleine Pflegertür zwischen diesen beiden nach außen.

(11.10.2011, 19:47)
Michael Mettler:   @Oliver, du begründest deine Sichtweise, Bürgers DHH-Broschüre und den (m.E. daraus hervorgegangenen) ZG-Artikel höher zu werten als die vorangegangenen Jahresberichte, folgendermaßen: „In Bürgers Schriften wurde über etwas geschrieben, was es gab. (…) Alles andere davor, das waren Schriften über etwas, was werden sollte.“

Das stimmt so nicht, auch Bürger stellte Geplantes als bereits Greifbares dar. Seine Beschreibung der Außenanlagen für Nashörner und Flusspferde in der Broschüre verfasste er in der Gegenwartsform, obwohl ihre Fertigstellung erst 1969 erfolgte. Und er schreibt über die Flusspferd-Außenanlage: "Das Becken wird mit vorgewärmtem Wasser eingespeist." (Das hat er wie so vieles wörtlich für den ZG-Artikel übernommen.) Da eine Aussage in FELIS 7, die ich jetzt noch gefunden habe (siehe Magdeburg-Thread), darauf hinweist, dass die Beckenheizung erst 1988 in Betrieb genommen werden konnte (19 Jahre nach Fertigstellung der Außenanlage!), beschrieb also auch Bürger keineswegs nur bereits Vorhandenes. Ob er für den Text des 1968er JB verantwortlich ist, geht aus diesem nicht hervor, aber es ist ja kein der Broschüre vorangegangener, sondern ein nachfolgender JB. Hier steht, dass am DHH zwei weitere Außenanlagen geschaffen WURDEN, die auch beschrieben werden, u.a. mit „Durch eingebaute Heizschlangen kann das Wasser entsprechend temperiert werden.“ Konnte offenbar auf lange Zeit nicht, und dass der Anlagenbau fast ein Jahr lang unterbrochen wurde, erfahren wir erst aus dem JB 1969. Im Zooführer 1967/68 werden die Außenanlagen (und das „heizbare Schwimmbecken“) von Bürger ebenfalls schon beschrieben, als seien sie vorhanden.

Also gab es auch nach dem Bau des DHH noch „Schriften über etwas, was werden sollte“. Macht das die entsprechenden Quellen wirklich glaubwürdiger als vorangegangene?

Im JB 1969 ist das beigefügte Foto abgedruckt. M.E. sieht man im Vordergrund die Grabenkante, hinter Kibo die betonierte Suhle und dahinter die Baumstammpalisade – alles auf dem Grundriss im ZG-Artikel eingezeichnet. Aber was ist das ganz Helle rechts im Bild, neben/hinter dem stählernen Baumschutz? Von der Perspektive her muss sich dort die Hauswand befinden, und es wirkt beinahe so, als schaue man dort durch eine geöffnete Tür ins Haus hinein und sehe dort große, quadratische Fliesen. Der Scan gibt das leider nicht gut her, der Blick aufs Original besser. FALLS es dort eine Stall- oder Pflegertür gab (die den Pflegergang hinter den Stallboxen bis auf die Anlage fortgeführt hätte), dann wird sie uns von allen veröffentlichten Grundrissen und Seitenansichtzeichnungen verschwiegen und wurde später wieder verschlossen (auch Bürgers Kritik liefert uns keinen Hinweis, ob sich dort womöglich etwas nicht in der Praxis bewährte). Auf dem Grundriss im ZG-Artikel ist an dieser Stelle eine Palisadenverkleidung eingezeichnet, die aber wiederum auf der gezeichneten Ansicht der Hausfront fehlt. FALLS es diese ominöse Tür gab, könnte es also NOCH mehr unterschiedliche Planzeichnungen des Hauses gegeben haben.

Oliver, hast du in deinem Archiv ein Foto der Nordwand des Hauses mit den Stalleingängen aus DDR-Zeiten, also eine Perspektive über die N-N-Anlagen hinweg aufs Haus? Zumindest an der Frontseite ist die Fassade dieses Stalltraktes irgendwann (frühestens Ende der 90er Jahre, ich fand nichts darüber in den JB) verändert worden, aber ich finde in den Veröffentlichungen nur Fotos, welche die Frontseite, die Elefantenseite oder sogar den Wirtschaftsbereich zeigen, dagegen kein einziges von der vierten Außenseite.
(11.10.2011, 12:57)
Michael Mettler:   In Sachen Oberlichter: Im Magdeburger JB 1970 sind Teile eines Entwurfes für eine Bärenanlage abgedruckt, der dem Zoo kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Die Anlage darauf enthält ein zentrales Gebäude, auf dessen Dach 23 kleine weiße Kreise zu sehen sind, die wohl runde Oberlichter darstellen dürften. Der Entwurf stammt allerdings nicht von Graffunder, sondern von Grabner unter Anleitung von Prof. Hutschenreuther von der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar. Es ist nicht ersichtlich, wann der Entwurf erstellt wurde, sondern nur, wann der Zoo ihn erhielt.

Zur Nennung von Namen in Bürgers Broschüre und Artikel: Bürger nennt dort auch nicht den Namen des Künstlers, der das Ganesha-Glasmedaillon entworfen hatte, sondern schreibt 1968 nur "Werkgenossenschaft des Kunsthandwerks, Glasgestaltung Magdeburg" und 1976 "Kollegium Bildender Künstler der Glasgestaltung Magdeburg" (und bezeichnet das DHH in gleichem Zusammenhang übrigens beide Male als "nüchternen hygienischen Zweckbau" - feiert man so den Architekten?) Reginald Richter, der Schöpfer des Medaillons, war seit 1972 Kunstpreisträger der DDR und Bezirksvorsitzender des Verbandes Bildender Künstler der DDR, 1975/76 schuf er als sein "wohl populärstes Werk" die "Gläserne Blume" im Palast der Republik. (Quelle: Wikipedia) Und einen solchen Mann ignoriert Bürger sogar noch 1976 einfach...? Das lässt die Möglichkeit offen, dass er auch andere Namen nicht genannt hat.
(11.10.2011, 11:27)
Michael Mettler:   @Mel: Wurden denn diese Lichtkuppeln speziell für Graffunder hergestellt oder waren sie auch für andere Architekten/Bauherren verfügbar? Im letzteren Fall könnte man Graffunder zwar eine Vorliebe dafür zuschreiben, aber als wirklicher Beweis würden sie nicht taugen.

@Oliver, mir wird allmählich klar, warum wir mit der Diskussion nicht so recht vorankommen. Du schreibst: „Ausgangsfrage war für mich: Wie viel Graffunder steckt im Magdeburger Dickhäuterhaus“ und „…fängt für mich das Projekt DHH in Magdeburg eben erst 1964 an“.

Die Diskussion entwickelte sich eigentlich aus den Fragen, ob das Dickhäuterhaus in Liberec haltungstechnische Elemente aus dem Magdeburger DHH übernommen haben könnte und ob Magdeburg seinerzeit mit einem oder zwei Nashörnern geplant hatte. Die Graffunder-Frage wurde erst einige Tage später von mir als Nebenprodukt der Recherche und wegen aufkommender Zweifel ins Spiel gebracht.

Wenn für dich aber in der ganzen Diskussion ohnehin nur das Projekt DHH ab 1964 und darin die Graffunder-Frage wirklich maßgeblich zu sein scheint, dann schwenke ich jetzt mal auf diese eng gesteckte Vorgabe ein, ignoriere die gesamte Vorgeschichte des Hauses und dessen in meinen Augen kontinuierlichen Entwicklungsprozess (was beides allerdings FÜR MICH Grundlage für den Start der Diskussion war und noch heute maßgeblicher Inhalt ist) und interpretiere die sehr überschaubare Faktenlage zu dieser Frage:

Belegbar wäre dann, dass der VEB Hochbauprojektierung, Nebenstelle Halberstadt, Projektierungsarbeiten für das DHH ausführte bzw. das Projekt zusammen mit der Zoodirektion erarbeitete, wobei aber nicht belegbar ist, dass dabei ein völlig eigenständiger Neuentwurf entstand.

Belegbar ist eine Informationsreise Bürgers und des Zooinspektors Schwichtenberg in den Zoo Berlin, bei der sie Baupläne des Elefantenhauses einsehen und Anregungen mitbringen sollte. Nachzulesen ist, dass die Ähnlichkeit des DHH mit dem Berliner Elefantenhaus unverkennbar sei. Dafür, dass auch das Berliner Flusspferd- und Nashornhaus Vorbilder für Magdeburg lieferten, gibt es hingegen in den schriftlichen Quellen keine Nachweise. Folglich könnte man deren Haltungssysteme im DHH sogar als Magdeburger Eigenentwicklungen deuten. Die Frage, warum der Zoodirektor und nicht der handelnde Architekt die Berliner Baupläne einsehen sollte, kann nur mit Mutmaßungen beantwortet werden.

Nach dem Bau des Hauses wird zweimal eine Konsultation Graffunders erwähnt (wobei selbst schon ein einzelnes Telefonat zur Erfragung von Grabenbreiten o.Ä. als Konsultation bezeichnet werden könnte), von der allerdings in den Jahresberichten zwischen 1964 und 1967 und in beiden Chroniken keine Rede ist, was nicht gerade für eine entscheidende Beteiligung des Architekten spricht. Nach derzeitiger Quellenlage ist keine Entwurfzeichnung und kein Bauplan zu finden, der eindeutig Graffunder zuzuordnen wäre. Dass Graffunder (wenn er es überhaupt war) 1960 ein Dickhäuterhaus für drei Arten in den Perspektivplan gezeichnet hatte, hätte in diesem Zusammenhang nichts mehr zu bedeuten, weil wir ja nur auf die Zeit ab 1964 schauen. Dass ein ähnliches Haus entstand, kann dann nur als Zufall gelten, wenn 1964 per definitionem ein ganz eigenes Projekt startete.

Nun kann man aus den Quellen ab 1964 also diverse Deutungen konstruieren:
Bürger plante mit Schwichtenberg (Wozu war dieser sonst mit in Berlin?) das Haus, Steinhagen war nur ausführendes Organ.
Steinhagen plante das Haus, Bürger und Schwichtenberg durften nur fachliche Vorschläge machen.
Bürger plante mit Steinhagen das Haus, Schwichtenberg war nur mit in Berlin, um sich die dortige Tierhaltung anzusehen.
Graffunder kann bei alledem dabei gewesen sein und sogar das gesamte Haus geplant haben, aber im anderen Extrem auch nur in einem einzigen Punkt um Rat gefragt worden sein.
In einer beliebigen dieser personellen Konstellationen plante man wahlweise ein völlig neues Haus oder änderte nur einen vorhandenen Entwurf ungenannter Urheberschaft in mehr oder weniger großem Umfang ab.

Alle diese Varianten (und vielleicht noch mehr) gibt die Einschränkung der Zoo-Quellen auf den Zeitraum ab 1964 ohne weiteres her, jetzt kann sich jeder am Buffet sein Lieblingsmenü daraus zusammenstellen...
(11.10.2011, 01:14)
Mel:   Ein intewressanter Punkt springt mir da ins Auge, die Piacryl-Oberlichtkuppeln mir fällt da sofort noch ein weiteres Gebäude ein, wo diese auch noch zu finden sind und welches ebenfals von Graffunder stammt. die Cafeteria im TP Berlin. Und wenn ich mich recht erinnere wurde diese sogar noch extra erwähnt, in einem mehrseitigen Artikel einer Architekturzeitschrift der DDR, im gleichen Heft wurde auch über einen älterern Perspektivplan (der über den wir hier vor Jahren schon mal gestolpert sind) und über das ABH berichtet. Ich schaue heute Nachmittag nochmal genauer nach (genauer Inhalt und Erscheinungsjahr).
(11.10.2011, 00:27)
Oliver Jahn:   Und in Ergänzung zur Stufenfrage, in Halle gab es einige Jungtiere und dort waren auch Biologen tätig. Ebenso in Frankfurt. Aber scheinbar hatte man das Problem dort nicht.
(10.10.2011, 21:47)
Oliver Jahn:   So, nun will ich auch mal meine Deutung hier niederschreiben.
Ausgangsfrage war für mich:
Wie viel Graffunder steckt im Magdeburger Dickhäuterhaus.
Michael, ich werde versuchen, mich an deinen Argumentationen bezüglich einer besseren Vergleichbarkeit zu orientieren. Auch ich werde heute (10.10.2011) meine Sicht der Dinge darstellen, und auch wenn ich versuche, mich sehr nah an die vorhandenen Fakten anzulehnen, so komme auch ich in einigen Bereichen natürlich nicht um Vermutungen herum. Aber wir haben ja jetzt Konsens, dass das hier und heute als Ausgangsbasis oder als Schlussplädoyer durchaus legitim ist.:-)
Eine unterschiedliche Sichtweise zu dem, was den Beginnzeitpunkt für das Dickhäuterhaus betrifft, die kann ich bekräftigen. Für mich ist der Beginnzeitpunkt für ein Haus der, an dem erstmalig real etwas zu seiner Entstehung tatsächlich ins Werk gesetzt wird. Alles andere sind mir oft genug nur Luftschlösser, aber darauf komme ich noch.
Letztlich ist das aber auch für meine Meinung zur Beteiligung Graffunders nicht wesentlich.
Ein Teil meiner Begründung liegt auch in der uns unterscheidenden Gewichtung der Quellen. Und da das sehr gut passt, schreibe ich erst einmal dazu hier meine Meinung.
Was den Stellenwert der Chroniken angeht, so sind wir uns einig. Als einzige Quelle sind sie brauchbar, aber mit Vorsicht zu genießen, da in ihnen schon viele Deutungen sind. Im Vergleich zu anderen Publikationen zum selben Thema aber können sie mitunter heute teilweise sogar realistischer sein, wenn sie erst nach dem Systemwechsel geschrieben wurden.
Und da bin ich dann auch bei der Wertigkeit der anderen Schriften. Hier muss ich einfach mal ein wenig weiter ausholen.
Michael, sicher hast du Recht, wenn du sagst, dass manches einem Betriebsfremden eher ins Auge fällt, als dem Einheimischen, trotzdem glaube ich, dass man manche Dinge eben nur dann wirklich bis in ihre Tiefe hinein verstehen kann, wenn man in dem System gelebt hat, in dem so etwas an der Tagesordnung war.
Und daher stelle ich in meiner Wertung die beiden Schriften Bürgers zum DDH deutlich über die Jahresberichte, die sich mit dem Projekt seit 1960 und bis 1963 beschäftigen.
In Bürgers Schriften wurde über etwas geschrieben, was es gab. Und beide Schriften sind erstaunlich „unpolitisch“.
Alles andere davor, das waren Schriften über etwas, was werden sollte. Und da muss man eben feststellen, dass neben sehr vielen anderen Veröffentlichungen, die sich mit der Planung für die sozialistische Zukunft beschäftigten, auch Jahresberichte zu einem sehr großen Anteil aus Propaganda bestanden.
Da werden sämtliche Parteitage der SED benannt. Das Programm des Sozialismus war umzusetzen, und wenn auch erst mal nur auf dem Papier. Da werden die II. Bitterfelder Beschlüsse genannt, der Unterzeichner erhält neben anderen Auszeichnungen am 15. Jahrestag der DDR die Medaille für ausgezeichnete Leistungen. Ab und an weist man mal auf Probleme mit Unterkünften, Bauten oder Toiletten hin, aber immer nur, um dann zu berichten, dass alles im Sinne der Beschlüsse des wievielten Parteitages der SED auch immer, dann doch erledigt wurde.
Man zeigt dem Volk, dass der Sozialismus nicht nur genauso gut ist, wie der Kapitalismus, nein, man zeigt, dass man besser ist.
„Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen.“
„Überholen ohne Einzuholen!“
Der sozialistische Zoo ist ein guter Zoo. Er kommt nämlich den Werktätigen zugute, die ihn erschaffen haben.
Perspektivpläne schießen wie Pilze aus dem Boden, nicht nur für Zoos. Die Umsetzung hingegen geht oft genug gegen Null.
„Tiere um uns“ von Pilz ist ein Paradebeispiel dafür. Das Werk tropft nur so vor Propaganda.
„Die nun folgende Fahrt durch die weiteren Städte im Osten und Südosten unserer Republik zeigen mir immer wieder schöne Bilder unseres raschen sozialistischen Aufbaus.“
Pilz schreibt über Cottbus!
Das Panthera Heft von 1970 wird eröffnet mit einem einseitigen Abdruck:
Aus dem von Lenin unterzeichneten Dekret vom 16.Septmber 1921
„Dekret des Sowjets der Volkskommissare über den Schutz von Naturdenkmälern, Gärten und Parks“
Und im 74er Panthera steht ganz am Anfang:
Der Minister für Kultur erklärt in einer Verfügung über die Tiergärten der DDR:
„Die Zoologischen Gärten der DDR leisten einen speziellen Beitrag zur besseren Befriedigung und Entwicklung der geistig-kulturellen Bedürfnisse der Werktätigen, zur Bereicherung des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens und damit zur Förderung der allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit.“
Am 17.03.1966 wir durch den Rat der Stadt Leipzig der Perspektivplan beschlossen, noch im selben Jahr die Lotterie für diese Finanzierung genehmigt.
Dann passiert von diesem Plan NICHTS, dennoch wird er 1969 im Zooführer veröffentlicht. Verwirklicht wurde er nie.
Und das wusste man, denn die Leute da ganz oben, die waren ja nicht dumm. Aber die Devise war eben die:
„Zeigt es dem Volk trotzdem!“
„Brot und Spiele!“
In Halle entstand ein Perspektivplan, gigantisch anzusehen. Die Klausberge werden mit einbezogen und das denkmalgeschützte Bad Wittekind, Menschenaffenhaus und Dickhäuterhaus sind geplant! Was ist draus geworden? Nichts!
Ich frage mich schon seit Beginn unserer Diskussion, warum Witstruk eigentlich so schnell wieder aus Magdeburg weggegangen ist. Er hatte die Chance, wie Dathe wenige Jahre zuvor, etwas ganz Neues zu schaffen, einen ganz neuen und modernen Zoo, neue Häuser, viel Fläche, Pionierarbeit, die jeden Zoologen reizen dürfte. Trotzdem ging er. Resignation? Klar, Halle war auch nicht besser dran, aber da hatte man wenigstens die Vorkriegsbauten! Ein großes Raubtierhaus, ein Affenhaus, ein Antilopenhaus, ein kleines Flusspferdhaus und ein kleines Elefantenhaus. Alles alt und marode. Aber besser als nichts. Und da konnte man vielleicht mehr mit machen, vor allem, wenn man clever war. Ich erinnere mich an den Neubau der Fasanerie in Halle. Weil (wie fast immer) für Neubauten kein Geld da war und man sie deshalb nicht genehmigt bekam, da riss man erst die Außenkäfige ab, erneuerte sie. Dann riss man das Haus ab, und erneuerte dieses. Jetzt hatte man eine neue Fasanerie, aber man konnte das ganze Geschehen unter „notwendige bauliche Erhaltungsmaßnahmen“ buchen.
Aber den Werktätigen wird das nicht so erklärt, das tut erst Ludwig Baumgarten nach Ende des Systems.
Vor allem aber, so etwas , das klappt mit einem noch gar nicht vorhandenen Dickhäuterhaus eben nicht.
Aber auch andere Neubauten sind in Halle geplant, zum Beispiel eine neue Bärenanlage.
In den Jahresberichten 1974 finde ich dazu folgende Angaben:
„Die Projektierungsarbeiten für die neuen Bärenanlagen, die 1976 am Konzertgarten des Zoos gegenüber der Kolonnaden geschaffen werden sollen, wurden im Herbst 1974 begonnen.
Wann sie eröffnet wurden wissen wir.
Seiten könnte ich füllen, vom Erfurter Perspektivplan und seinem Elefantenhaus, vom Tierpark Berlin und den Planungen dort, oft genug werden sie angepriesen und angekündigt, nur zu oft kommt dann nichts.
Selbst im Lemke finde ich 1985 noch hochfliegende Pläne für fast alle Zoos der DDR. Der Zoo Magdeburg soll auf 25 ha erweitert werden, unter anderem sind der Bau eines Raubtierhauses…wir kennen den Text…er stammt aus dem Perspektivplan von 1960! Und selbst da waren die 25 ha schon geplatzt!

Ich weiß, vieles von dem, was ich jetzt geschrieben habe, klingt eher belletristisch. Aber ich bin in diesem System und mit dieser Art der Propaganda groß geworden. Von daher sind es für mich Fakten.
Und aus diesem Grund fängt für mich das Projekt DHH in Magdeburg eben erst 1964 an. Denn all das, was vorher dazu geschrieben steht, das sehe ich unter dem Licht der Zeit, in der es geschrieben wurde.
1964 aber werden Pläne ausgearbeitet und Modelle erstellt. Das heißt noch lange nicht, dass man davon ausgehen konnte, dass ab jetzt der Bau auch tatsächlich kommt. Dafür reichte (siehe Halle/Bärenanlage) nicht mal die Grundsteinlegung. Aber es klappte dann und 1967 wurde das Haus eröffnet. Alles davor, das war heiße Luft, viel Getöse, aber aus meiner Sicht nichts, was über den Wunsch eines Direktors und vielleicht ein paar Handentwürfe hinaus ging.
Und noch ein weiterer, sehr wichtiger Punkt steht für mich für das Jahr 1964.
Und zwar ist das der Ratsbeschluss Nr. 16-137/64 vom 08.07.64. Hier wird der Perspektivplan bestätigt. Erst mit diesem Datum kann aus meiner Sicht eine Planung beginnen. Alles davor sind Luftschlösser, und jeder Beteiligte wusste das ab einem gewissen Zeitpunkt. Jetzt aber gibt es offiziell grünes Licht. Und das war in der DDR unabdingbar. Ohne offiziellen Beschluss zu planen, das war gefährlich, es war staatsfeindlich. Ich habe mir den Beitrag in der Chronik „Im Zeichen des Luchses“ vom Sohn des Tierparkbegründers Hilprecht noch einmal durchgelesen. Besser könnte ich die Situation nicht schildern. Er hatte ein kleines Gehöft für den Zoo (nicht für sich) aus eingesparten Geldern gekauft, ohne Genehmigung. Und er hatte den Kauf von 2 Pfund Mehlwürmern nicht verbucht. Was darauf hin mit ihm passierte, ist sehr eindrucksvoll beschrieben. Dem brauche ich nichts hinzuzufügen.
1964 aber wurde der Bau des DHH greifbar, weil offiziell abgesegnet, durch Ratsbeschluss gedeckt.
Jetzt DURFTE man beginnen.
Und dazu passen dann auch die Tätigkeiten, die im JB1964 beschrieben sind.
Vergabe an VEB Hochbauprojektierung, Nebenstelle Halberstadt
„Unzählige Beratungen und Besichtigungen waren notwendig, zahllose Unterlagen mussten eingeholt werden.“
Wozu, wenn bereits alles von Witstruk, Böhl und Schöne vorlag?
Bereits im nächsten Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Und es wird das ERSTE Dickhäuterhaus nach dem Krieg in der DDR.
Und nicht nur das. Es soll der ERSTE Schritt in der Verwirklichung des Perspektivplanes sein. Den hatte man gerade erst beschlossen. Das gab Sicherheit. Aber es war auch eine Verpflichtung, die von wachsamen Augen dürfte beobachten worden sein.
Und erstmalig wird ein Modell veröffentlicht.
Das alles spricht für mich für das Jahr 1964.
Auftraggeber, da stimme ich voll und ganz zu, dürfte nicht Bürger, sondern die Stadt gewesen sein.
Böhl war der Architekt beim Rat der Stadt. Er entwarf im selben Jahr das Schimpansenhaus. Trotzdem gab man den Aufrag nach Halberstadt. Steinhagen bekam den Auftrag für das Dickhäuterhaus, welches wir heute noch kennen. Vorlage war für ihn ein Gebäude, in dem neben den Elefanten auch noch Nashörner und Flusspferde unterzubringen waren. Grundlage ist lediglich das eingezeichnete Gebäude auf dem Perspektivplan, an dem Graffunder mitgewirkt hat.
Und Steinhagen entwarf einen Bau, wie wir ihn als Modell sehen.
Dann werden Pläne erstellt und erarbeitet. In den Schriften von Bürger tauchen sie auf. Wir finden zwei Grundrisse, welche Änderungen zu einander aufweisen. Beide aber sind vom gleichen Zeichner, ich tippe auf Steinhagen. Das Haus wurde also in der Planungsphase verändert. Und wir finden im Sonderheft Pläne zu Details in Schnittzeichnungen, welche Änderungen zeigen, die man auf dem endgültigen Plan von Steinhagen dann auch findet. Diese Pläne sind aber von einer anderen Person. Wie oft nun die Pläne zwischenzeitlich abgeändert wurden, das weiß auch ich nicht. Fakt ist, sie wurden verändert. Und da ist eben die Frage, von wem.
Und da kommt für mich Graffunder wieder ins Spiel.
Steinhagen entwirft sein erstes Dickhäuterhaus in Zusammenarbeit mit Bürger.
Bürger kennt Graffunder noch aus seiner Berlin-Zeit.
Außerdem hat Bürger noch immer gute Kontakte zu Dathe, wie sehr er ihn schätzte, liest man aus seiner Widmung zum 76er Artikel.
Wegen der besonderen Bedeutung dieses Hauses wird Graffunder konsultiert. Steinhagen ändert darauf hin ab. Bis dann der endgültige Plan steht.
Vielleicht werden so zwei Becken, aus einem ursprünglich geplanten. Dadurch kommt dann der Felsen zwischen den Becken hinzu, der anfänglich noch fehlt.
Der Zwangsstand wird hinzugefügt. Der zweite Isolierstall wird mit dem gleichen Boden versehen, wie die normalen Stände. Und der Besucherbereich vor den Flusspferden wird abgeändert, etwas, was man im Sonderheft bereits auf den Plänen findet, die nicht vom Grundplan-Ersteller sind. Es werden Stufen konzipiert, damit die Wirkung des Blicks auf das Flusspferdbecken noch besser ist.
Wie war das? Graffunder schätze diese Tiere besonders?
Und noch etwas ist mir aufgefallen. Die Beleuchtung des Flusspferdbeckens. Man wählt nicht nur Lampen, wie in den meisten anderen Zoos, nicht nur, die auf dem Plan noch zu sehenden Strahler. Sondern man entscheidet sich für die schwierige und kostenintensivere Variante der Oberlichter. Aber nicht, wie man es bisher kannte, in eckiger Form, sondern in runder Form. Eine gegossene Betondecke mit 6 runden Öffnungen. Und dahinein kommen Piacryl-Oberlichtkuppeln. Das ist neu, ich kenne sie aus keinem weiteren Tierhaus in dieser Form in der DDR. Aber ich finde diese Form der Piacryl-Oberlichtkuppeln in einem anderen Bau wieder. Und zwar in der Botschaft der Volksrepublik Ungarn, in Berlin. Gebaut und schlüsselfertig übergeben 1968 an den ungarischen Botschafter in der DDR…durch Architekten Heinz Graffunder.

Und jetzt steht es, das Dickhäuterhaus in Magdeburg, und Bürger erstellt eine Sonderschrift über dieses Haus. Und er nennt nicht den Chefarchitekten vom Rat der Stadt Magdeburg Böhl. Er nennt nicht Schöne. Er nennt auch nicht seinen Vorgänger Witstruk.
Sondern er nennt namentlich nur Graffunder, dessen Betrieb und den VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betriebsteil Halberstadt.
In der zweiten Schrift nennt er diese Mitwirkenden noch einmal. Dieses Mal auch Steinhagen namentlich. Und er nennt noch jemanden. Dathe, seinen Lehrer, seinen Mentor, und den Mann, der mit Graffunder am engsten zu tun hatte.
Das ist meine Variante. Mag nun der geneigte Leser selber entscheiden, was ihm am wahrscheinlichsten erscheint. :-)

(10.10.2011, 21:08)
Michael Mettler:   Um noch mal einen ganz anderen Gedanken im Thema Magdeburger Planungshistorie aufzugreifen: Ist es wirklich Zufall, dass 1960 der nun schon zweite Perspektivplan für den Zoo unter Mitwirkung Witstruks entwickelt wurde (etwas, wofür u.a. man ihn extra geholt hatte) und der Zoodirektor praktisch unmittelbar danach und recht kurzfristig den Zoo verließ, nur um dann an seiner neuen Wirkungsstätte Halle wiederum einen Perspektivplan (mit einem Dickhäuterhaus!) zu erarbeiten und dazu wiederum eine Zusammenarbeit mit Graffunder anzustreben?

Laut Halle-Chronik schrieb die Stadt Halle den Magdeburger Zoodirektor am 18.10.1960 erstmals an; man suchte schon seit 1959 einen Nachfolger für Hans Petzsch, der Bergzoo wurde derzeit durch Gerhard Heyder nur kommissarisch geleitet. Es folgten Gespräche in Halle und Magdeburg. Am 19.12. bewarb sich Witstruk offiziell bei der Stadt Halle als Zoodirektor, und der Rat der Stadt Magdeburg war einverstanden, dass er am 1.2.1961 seine neue Stelle antrat. Laut eigener Aussage von 1981 hätte er in Magdeburg seine Erfahrungen sammeln können, aber Halle (seine Zweitheimat) reizte ihn besonders, zumal er den Zoo aus seiner Assistenzzeit her kannte. Der Wiedereinstieg verlief allerdings nicht reibungslos, es gab "Kämpfe" u.a. mit dem Verwaltungs- und Bauleiter in Halle (alles aus der Halle-Chronik entnommen).

Warum ging Witstruk dem Magdeburger Zoo so schnell und so kurz nach dem entworfenenen Perspektivplan von der Fahne? War er zu ambitioniert und fühlte sich von der Stadt ausgebremst? Hatte er sich mit Schöne und damit mit dem Stadtbauamt Magdeburg überworfen, weil man dort vielleicht den Perspektivplan ganz anders in die Tat umsetzen wollte, als es Witstruk vorschwebte - mit kostengünstigen Schlichtlösungen "nach Art des Hauses" statt anspruchsvoller (und damit wohl teurerer) Architektur, wie sie ein Heinz Graffunder hätte bieten können? (Oliver, du erwähntest schon mal, dass anscheinend manche DDR-Zoos nie auf Graffunder-Entwürfe zurückgriffen - weil man dort ähnlich dachte?)

Warum ließ die Stadt Magdeburg den Zoodirektor gehen, den man doch erst vier Jahre zuvor als "Entwicklungshelfer" geholt hatte? Die Chroniken geben nicht viel mehr über diese vier Jahre her, als dass zwei Perspektivpläne erarbeitet und jede Menge neue Tierarten angeschafft wurden (bis hin zum ersten Elefanten, der nicht mal ein Gehege hatte), sich Witstruk aber in punkto Baulichem nur mit der Kanalistation des Zoos (und das länger) herumgeärgert zu haben schien. Der einzige JB aus dieser Zeit erschien als erster seiner Art für das Berichtsjahr 1960, aber selbst die dort erwähnten ersten Umsetzungsarbeiten des neuen Perspektivplans bestanden ganz überwiegend für Tierarten des "Heimattiergarten-Sortiments" - wirkliche Ausnahmen sind eine Anlage für Elefantenschildkröten (vermutlich nur eine eingezäunte Wiese, wie damals in Zoos üblich), ein transportabler (!) Affenkäfig und ein Winterstall für den Elefanten, Zebras und andere Huftiere auf dem Wirtschaftshof (also ebenfalls ein Provisorium).

War Witstruk verärgert, weil es nicht voranging, wie er es sich vorstellte oder wie es ihm zu seinem Dienstantritt vorgeschwärmt worden war? (Immerhin wollte Magdeburg den Heimattiergarten eigentlich schon BIS zum Jahre 1960 in einen Zoologischen Garten verwandeln, also in ziemlich großen Schritten.) Und/oder war die Stadt Magdeburg froh, einen unbequemen, für seine Ziele kämpfenden Mann (so die Charakterisierung in der Halle-Chronik) loszuwerden? Warum reizte Witstruk der "Wiederaufbau" in Halle, was vermutlich eine zusätzliche "Entrümpelungsarbeit" bedeutete, mehr als der Neuaufbau in Magdeburg, der doch viel mehr "sein eigenes Kind" hätte sein können? Gab man ihm in Halle freiere Hand?

Für unser Thema DHH finde ich diese Umstände nicht ganz unwichtig. Falls Schöne bzw. das Stadtbauamt nach Erstellung des Perspektivplans eine ganz andere, vielleicht "hauseigene" und abgespecktere Lösung für das Haus favorisiert und diese gegen den Willen Witstruks gleich per Vorprojektierung weiterentwickelt haben sollte (Schöne ist immerhin als eine der beiden treibenden Kräfte dokumentiert!), wäre eine Enttäuschung/Verärgerung Witstruks nachvollziehbar, und ebenso, dass er für ein externes Angebot offen war. Ebenso wäre nachvollziehbar, wenn Graffunder aus ähnlichen Gründen nach 1960 nicht mehr für den Zoo tätig gewesen wäre (es liegt uns bisher kein eindeutiger Beweis für das Gegenteil vor) - man wollte ihn vielleicht nicht oder er wollte nicht mehr. Böhl als Alternative war kostengünstig für den Zoo bzw. die Stadt, denn er arbeitete zumindest teilweise im Rahmen des NAW (JB 1961, 1962, 1964; 1961 auch für Schöne im JB dokumentiert).

Zudem ist interessant, wann Bürger seine "Studienreise" zum Elefantenhaus nach Berlin bekam, denn dieses stand ja schon lange vor seinem Magdeburger Amtsantritt. Schöne wird zuletzt im JB 1961 erwähnt, Böhl 1964 - in diesem Jahr übernahm dann Steinhagens VEB die weitere Projektierung des DHH, und frühestens in diesem Jahr fand Bürgers Reise statt. Hatte Bürger vorher kleine Brötchen backen müssen, weil Schöne/Böhl die Richtung vorgaben, und bekam nun erstmals die Chance, eigene Vorschläge einzubringen?

Der Umstieg auf Steinhagen könnte erfolgt sein, weil Schöne und Böhl ihre Stellen nicht mehr innehatten. Wir wissen nicht, wie alt die beiden waren. Und es gibt theoretisch noch eine weitere Möglichkeit, warum sie keine Erwähnung mehr fanden (finden durften) und andere Männer die weitere Planung übernahmen: Republikflucht!
(10.10.2011, 10:08)
Mel:   @MM: Darauf bezogen sich ja meine worte, was den Normalfalle und sehr junge Tiere betrifft. Das "unproblematisch" bezog sich da eben nicht auf sehr alte und kranke Tiere und das erwähnte Jungtier. In der Folgezeit wurden ja auch, bei Planungen für Flußpferdhaltungen des öfteren Mutter-Kind oder anlagen mit Wurfbecken entworfen.
(09.10.2011, 23:50)
Michael Mettler:   @Mel & Oliver: Einer der beiden Autoren des bewussten Artikels in der FELIS ist Puschmann, der vor seiner Magdeburger Zeit 21 Jahre lang im Zoo Leipzig (mit alter Flusspferdanlage, zu seiner Zeit allerdings nur noch wenig erfolgreicher Zucht) wissenschaftlicher Assistent und zeitweise Kurator für Säugetiere war. Er sollte also eigentlich gewusst haben, was er mit den Worten "Die Stufen dieses Ausstieges sind außerdem so hoch, dass sie von einem neugeborenen Flusspferd nur mit Mühe erklommen werden können" schrieb.
(09.10.2011, 23:46)
Michael Mettler:   @Oliver, meine Aussage bezog sich sehr wohl AUCH auf die Drehung des Stalltraktes, denn ohne die hätte ja gar nicht die Gefahr bestanden, dass der vierte Stall über die Hausfront (und damit meine ich die Vorderseite) hinausragt. Ich versuche meinen Gedankengang jetzt noch mal in einer Art Telegrammstil zu erklären, damit nicht schon die Ausformulierungen zu Missverständnissen führen.

Erster Entwurf des Hauses mit „abgespreiztem“ N-N-Stalltrakt mit vier Ställen (entlang der heutigen rückwärtigen Gehegemauer); Bürger „knickt“ N-N-Stalltrakt gegen die Schmalseite des Hauses, da Zukunft des zweiten Traktes als eigenes Bauprojekt unsicher; Trakt dann zu lang, ragt über Hausfront hinaus (würde optische Wirkung beeinträchtigen und Gehege abschatten); Bürger verzichtet deshalb auf vierten Stall; ist nicht glücklich mit der Lösung (hätte gern „mehr Haus“ gehabt), hat aber keine andere Wahl, da er auf keine Tierart verzichten will.
FALLS erster Entwurf von Graffunder, dieser wahrscheinlich nicht glücklich mit gleich doppelter Verfremdung durch Bürger.

Bis zum 29.9. war mein – nicht zuletzt durch dich hervorgerufener - Kenntnisstand noch, Graffunder habe das erbaute Haus entworfen, aber dann kamen mir Zweifel daran auf, die sich im genannten Beitrag niederschlugen. Nach Durchsicht der mir verfügbaren Quellen haben sich diese Zweifel schon seit Tagen so weit verstärkt, dass ich Graffunder noch nicht mal in die Vorprojektierung eingebunden sehe, während sich gleichzeitig meine Ansicht verfestigt hat, dass auf Vorschlag von Bürger hin ein Trakt verschwenkt wurde und er notgedrungen lieber auf einen Stall als auf eine Tierart verzichtete.

Ob Graffunder mit der Lösung unglücklich gewesen sein könnte, spielt also für mich und meine weitere Argumentation in der Diskussion ohnehin keine Rolle mehr. Und sollte mir doch noch ein eindeutiger Beweis für Graffunders Mitwirkung nach 1960 zu Augen kommen (in den bisherigen Quellen gibt es keinen objektiv erkennbaren), dann erkenne ich den an, und dann sind die Karten für eine Rekonstruktion der Vorgänge eh neu gemischt.

(09.10.2011, 23:34)
Oliver Jahn:   @Mel, du schmeist hier nichts durcheinander, das machen wir schon selber! :-)
Und ich hatte dich ja gezielt angesprochen. Danke für die Info, dann haben mich meine Einschätzungen aus eigenen Beobachtungen also nicht getäuscht.
(09.10.2011, 23:32)
Mel:   Ich will jetzt nichts durch einander werfen, aber um nochmals kurz auf die "Steilen Treppen" zurück zu kommen. Stufen im trockenbereich (außerhalb des Wassers) bis zu einer Höhe von sogar 40cm stellen für Flußpferde im Normalfalle kein Problem dar. Im Naßbereich können diese sogar noch höher sein. Diese Höhen sind natürlich, wie der unten zitierte Beitrag zeigt, nicht immer unproblematisch für sehr junge Tiere. Ich selbst konnte mich von sehr hohen Stufen, im Laufe der Jahre in einigen Haltungen überzeugen, oder mir wurde von diesen, bei nicht mehr exitirenden Gebäuden berichtet und mir sind bis heute keine großen Probleme mit solchen Stufen bekannt.
(09.10.2011, 22:36)
Oliver Jahn:   @Michael, leider verstehe ich es noch immer nicht. Bevor ich meine Sicht der Dinge darstelle, möchte ich also doch diesen Punkt noch schnell klären. ;-)
Deine Aussage vom 29.09. bezog sich nicht, wie jetzt beschrieben, auf die Drehung des Hauses.
Du stellst am 29.09. die Vermutung auf, dass man auf den vierten Stall (zweiten Nashornstall) eventuell verzichtet hat, weil das Graffunder sicher nicht gefallen hätte.

"Vielleicht könnte diese Variante sogar den fehlenden zweiten Nashornstall erklären: Für eine vierte Box war kein Platz, weil man dann über die Vorderfront der Glashalle hinaus hätte bauen müssen, was die optische Wirkung innen wie außen deutlich geschmälert hätte. Damit wäre wahrscheinlich auch Graffunder nicht glücklich gewesen..."

Danach sagtest du:

"Die war so gemeint: Hätte man eine Graffunder-Planung eigenmächtig so stark verändert, wäre der Architekt vermutlich ziemlich sauer gewesen. Das konnte man sich nur leisten, wenn die Planung eben NICHT von ihm war."

Das sind für mich schon zwei sehr unterschiedliche Aussagen.
Am 29.09. versuchst du mit der möglichen Verärgerung Graffunders das Fehlen des zweiten Nashornstalls zu begründen, nicht die Drehung des Nashorn-Flusspferdbereiches. Von daher konnte ich deinen zweiten Satz, dass man sich das nur leisten konnte, weil die Planung eben NICHT von Graffunder ist, nicht einordnen. Denn der zweite Nashornstall (und nur der hätte Graffunder in deiner Vermutung vom 29.09. verärgert) wurde tatsächlich nicht gebaut.
Ich hoffe, auch ich drücke mich da jetzt verständlich genug aus.

(09.10.2011, 21:20)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich versuche, das noch mal genauer zu erklären. Ich hatte in dem Beitrag vom 29.9., in dem schließlich auch meine Bemerkung „damit wäre wahrscheinlich auch Graffunder nicht glücklich gewesen“ fiel, eingangs die Frage gestellt „Stammt der endgültige Bauplan wirklich von Graffunder?“ und dabei die nach meinem damaligen Recherche-Stand neue Vermutung geäußert, Bürger könne einen ursprünglichen Entwurf durch Verschwenken eines Stalltraktes abgeändert haben. (Bei letzterem bleibe ich auch heute noch, nur dass ich inzwischen anhand meiner Deutung der Quellenlage den vermuteten Ursprungsentwurf, den ich damals beschrieben habe, nicht mehr Graffunder zuordne, sondern Schöne/Böhl.)

Der Gedanke hinter meiner „nicht glücklich“-Äußerung war: WENN Graffunder, nach deiner Darstellung sowas wie ein Stararchitekt, der Urheber des Gebäudes gewesen wäre, dann hätte ihn diese Verschwenkung wahrscheinlich nicht glücklich gemacht. ER als „Zoospezialist“ hätte m.E. wahrscheinlich nicht mit nur einem Nashornstall geplant, und wenn man einen Trakt mit vier Ställen verschwenkt hätte, hätte der äußerste über die Vorderfront des Hauses hinausgeragt. Das hätte nicht nur merkwürdig ausgesehen, sondern den Blick von drinnen auf die Außenanlage verhindert und dem Gehege die Südsonne weitgehend genommen. So vermutete ich, dass man deshalb als Kompromiss den vierten Stall weggelassen hatte. DAS aber war dann nach dieser Denkart nicht nur eine Veränderung, sondern eine regelrechte Kastration: Aus einem Stararchitektenentwurf wäre eine Notlösung geworden, und ob Graffunder es dann noch geschätzt hätte, in Bürgers Baubeschreibungen damit in Verbindung gebracht zu werden…? Deshalb zweifelte ich zunehmend daran, dass der Bauplan des Hauses von ihm stammte.

Für mich (!) steht nach jetziger Quellenlage fest, dass das letztlich gebaute Haus eine Verschmelzung von eigentlich zwei Baukörpern/Stalltrakten darstellt. Es gibt die Skizze aus der Vorprojektierung (also wohl der Arbeit von Schöne/Böhl), die in der 60-Jahre-Chronik abgedruckt ist und auf der ein Besucherbereich statt des Flusspferd-Innenbeckens zu sehen ist. Es gibt den JB 1963, in dem geschildert wird, dass man mit den bislang zur Verfügung stehenden Geld vorerst nur den für die Elefanten bestimmten Teil des Hauses mit Besuchertrakt bauen und den Abschnitt für Nashorn und Nilpferd „später“ anbauen kann. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass das DHH als „Sorgenkind“ betrachtet wird. Und es gibt die recht ausführliche Schilderung der Gedanken Bürgers vor dem Bau des Hauses in „Tiere um uns“, 3. Auflage (erschienen 1971), laut der vorerst nur ein Elefantenhaus geplant war (was mit den beiden ersten Punkten zusammenpasst); gefragt wird, wann die strapazierte Bauindustrie der DDR in der Lage sein würde, für Nashörner und Flusspferde je (!) ein eigenes Warmhaus zu bauen; und Bürger letztlich auf den Gedanken kam, diese Tiere „bei gleichem finanziellem und technischem Aufwand“ im selben Haus unterzubringen, was nicht danach klingt, als wenn man ohne Abstriche auskommen musste. Ein völlig neues Haus wurde das dabei aber m.E. nicht (darauf findet sich nirgends ein Hinweis), die Vorprojektierungsgrafik zeigt dafür zu viel Ähnlichkeit mit der verwirklichten Elefanten/Besucher-Situation.

Wenn ich (!) aber davon ausgehe, dass Bürger (mit Steinhagen) eine solche Verschmelzung umsetzen konnte, dann scheint mir das nur möglich zu sein, wenn der vorherige Entwurf NICHT von Graffunder war, und damit schließt sich der gedankliche Kreis (siehe oben). Kurz gesagt, ich betrachte die Umsetzung der Bürger-Gedanken als Indiz dafür, dass man nicht bzw. nie mit einem Stararchitektenentwurf arbeitete, sondern „nur“ mit einer städtischen Magdeburger „Hauslösung“, und die dürfte aus Kostengründen wohl eher zweckorientiert und somit eher bereit zu Änderungen gewesen sein, wenn man dadurch Geld sparen konnte.

Du schreibst: „Denn tatsächlich hat man ja die Planung NICHT eigenmächtig so verändert und NICHT über die Vorderfront der Glashalle hinaus gebaut.“ Das stimmt mit meiner geschilderten Sichtweise nicht überein, deshalb muss ich mich auch nicht entscheiden, was ich meine. Man HAT m.E. die Planung eigenmächtig (im Sinne von: aus eigener Entscheidungsmöglichkeit heraus, ohne Verantwortung einem Stararchitekten gegenüber zu haben) verändert, dabei aber nicht über die Vorderfront hinaus gebaut.

Ich hoffe, mein Gedankengang kommt jetzt verständlich genug rüber.
(09.10.2011, 20:21)
Oliver Jahn:   @Michael, das gefällt mir, so bekommt das alles wieder ein wenig Struktur. Darauf kann ich eingehen. Bevor ich das aber tue, gibst du mir da noch eine Erklärung für den Punkt, der mich so stutzig gemacht hat? Mit dem "nicht glücklich machenden Umbau", den es nicht gab. Dann habe ich auch da deine Ansicht und kann sie mit einbinden.
(09.10.2011, 18:13)
Michael Mettler:   @Oliver: Den Vorschlag mit dem Abgleichen der aktuellen Sichtweise finde ich gut, denn allmählich wird es auch schwierig, den Ãœberblick zu behalten. Und auch die Anregung, manches zu definieren, greife ich gern auf.

Ich denke, dass einer der Unterschiede in unseren Sichtweisen darin besteht, dass ich das letztlich gebaute Haus nicht als „eigene Art“ bzw. ganz neuen Entwurf betrachte, sondern nur als Endpunkt eines kontinuierlich fließenden Entwicklungsprozesses, von dem wir nicht mal den gedanklichen Ausgangspunkt wissen, denn über alles vor dem Perspektivplan von 1960 können wir nur mutmaßen. Für mich gibt es nicht „DAS“ 1967 eröffnete DHH als völlig eigenen Abschnitt wie für dich, denn auch vorher ist für mich alles DHH. In einer Kontinuität ist es dann zwangsläufig schwierig, „anfänglich“ genau zu definieren, weil jede Grenzziehung willkürlich ist.

In den Jahresberichten ist der kontinuierliche Prozess gut dokumentiert. Das Wort „Projekt“ steht dabei für mich nicht nur für den Endzustand, sondern für den Gesamtprozess: Man stieß das Projekt (spätestens) 1960 an und vollendete es 1967 (zumindest das Haus, über die Außenanlagen haben wir ja kaum Diskussionsbedarf).

Ich definiere für meine Sichtweise ALLE Veröffentlichungen Bürgers (und dazu gehören auch die Jahresberichte 1961 bis 1967, die er mit seinem Namen unterzeichnet hat) als gleichwertige Quellen und werte die beiden nach Eröffnung des Hauses erstellten Veröffentlichungen nicht überproportional höher – offenbar im Gegensatz zu dir.

Solange es sich um den gleichen Sachinhalt dreht, werte ich zudem die Angabe in einem Jahresbericht höher als in einer Jahrzehnte später geschriebenen Jubiläumschronik. Jahresberichte werden von den handelnden und unmittelbar betroffenen Personen zeitnah geschrieben, die Autoren von Chroniken waren zur entsprechenden Zeit oft noch gar nicht im Zoo tätig und können deshalb nur zitieren, rekonstruieren sowie – und da ist das Manko – interpretieren. Auch da, nicht erst bei uns, können also schon eigene Deutungen eingeflossen sein, die wir nun erneut zu deuten versuchen.

Aus all dem ergibt sich als meine aktuell (9.10.2011) favorisierte Version die folgende: Das DHH beruht auf einem Entwurf von Witstruk, Schöne und Böhl, der von Bürger und Steinhagen nur in der Lage der Nashorn-Flusspferd-Stallung (und daraus resultierend des Flusspferd-Innenbeckens) modifiziert wurde. Anhand der fachlichen Spezialisierung vermute ich folgende Anteile: Witstruk gab die gewünschten Arten vor und steuerte tiergärtnerische Parameter wie Mindeststallgrößen bei, Schöne als Gartenarchitekt zeichnete für die Außengestaltung (Wirkung) des Hauses und die Freianlagen verantwortlich, Böhl für den eigentlichen Baukörper. Graffunders Mitwirkung beschränkte sich darauf, die Idee (oder städtische Vorgabe!) des DHH in einen fiktiven Gesamtlageplan des Zoos einzuarbeiten und ihm eventuell die Anordnung und grobe Form der Freianlagen zu geben.

Steinhagen setzte m.E. lediglich in konkrete Baupläne um, was Schöne/Böhl als Vorprojektierung abgeliefert hatten, und nahm dabei eine von Bürger vorgeschlagene, allerdings nur einen Teil des Hauses betreffende Änderung vor, die auf Zukunft gesehen Baukosten sparen und Bürger eine sofortige Haltungsmöglichkeit von Nashörnern und Flusspferden ermöglichen sollte. Dies war nicht mehr als die letzte einer Reihe von Modifikationen seit (mindestens) 1960, welche der kontinuierliche Entwicklungsprozess des Projektes umfasste. In der verwirklichten Form „gehören“ Schöne und Böhl m.E. Elefanten- und Besucherbereich sowie der Baustil (aber nicht die Position) des Nashorn-Flusspferd-Traktes.

Und bei alledem gehe ich NICHT davon aus, dass Bürger freie Hand in der Planung hatte und die Architekten lediglich zur Umsetzung seiner Wünsche einsetzte, sondern dass die Planung in den Händen der Stadt Magdeburg als Betreiberin des Zoos lag, Bürger lediglich Wünsche äußern konnte und sich aus Kostengründen sogar Sachzwängen beugen musste. Aber er sparte lieber einen Nashornstall und eine Beckentrennmöglichkeit bei den Hippos ein als auf eine der Arten zu verzichten; vielleicht sogar mit der Hoffnung auf eine zukünftige Möglichkeit, das Gebäude unter Wegfall eines Teiles des Außenlandteils der Hippos mit einem Stalltrakt ohne Publikumsbereich erweitern zu können (Nashörner dann dort, im „Haupthaus“ im Einzelstall stattdessen Tapire/Faultiere).

Was weitere Fragen betrifft:

Bürgers Zitat „Hier haben die Zoologischen Gärten die Verpflichtung, mit solchen vom Aussterben bedrohten Tierformen die Zucht zu versuchen..“ würde ich nicht unbedingt als Beweis für eine von Anfang an geplante Flusspferdzucht gelten lassen. Nach dieser Maxime hätte er schließlich auch einen Asiatischen Elefantenbullen holen müssen statt einer Afrikanerkuh.

„Und auf dem Perspektivplan ist das Außengehege der Hippos ja sogar noch größer, rein aus dem Bauch heraus würde ich sagen, die größte Flusspferdaußenanlage in einem deutschen Zoo zu dieser Zeit. Alles für ein Einzeltier?“
Wenn man wie ich davon ausgeht, dass ursprünglich ein anderer Innenbereich in einem eigenen Trakt geplant war, stellt sich die Frage nach Beschränkung auf ein Einzeltier nach Stand 1960 (oder vielleicht schon 1957) nicht unbedingt. Allerdings kam Halle als altehrwürdiger Zoo (woher Witstruk kam) damals und noch lange später mit einem Einzeltier aus – warum nicht auch Magdeburg, wo man gerade erst den Sprung vom Heimattiergarten zum Zoo wagte?

„Jost und Bühring waren beide bereits Stadtbauräte, als sie begannen, für die Zoos zu bauen. Unabhängig davon aber frage ich, waren sie in den Zoos KEINE Spezialisten? Deine These war die:
‚Nun, bis in die jüngere Zeit hinein dürften wohl in den meisten Zoos Bauten entstanden sein, die nicht von spezialisierten Zoo-Architekten entworfen wurden.‘ Ich habe lediglich gefragt, ob das ein Fakt ist, oder wieder mal nur eine Vermutung.“
Wie aus meiner Wortwahl „dürften“ ersichtlich sein sollte, eine Vermutung. Aber mit logischem Hintergrund: Jost, Bühring und andere mögen noch so versierte Architekten gewesen sein, im Moment ihres ersten Zoobaues waren sie in dieser Materie noch nicht spezialisiert und somit Steinhagen – darum ging es ja - keinen Schritt auf diesem Gebiet voraus. Ebenso wenig wie jeder andere Architekt, der jemals – und das eben auch bis in jüngste Zeit – erstmals für einen Zoo tätig wurde. Andersrum taucht Böhl zwar in der Vorprojektierung des DHH erstmals namentlich auf, hat aber in der Folgezeit auch das Schimpansenhaus projektiert und im Rahmen des NAW bis 1964 weitere, nicht detailliert genannte Projektierungen für den Zoo ausgeführt. Wäre das nach deiner Definition schon der Weg zum Zoospezialisten…?
(09.10.2011, 17:51)
Carsten Horn:   Neubauten für einzelne Flußpferde gab es sogar noch 2008, Magan Zoo Abony.

Ansonsten fällt mir nur noch Opole ein spontan, wobei ich das Gehege nicht kenne, aber wenn das einzige Flußpferd des Zoos dort 36 Jahre lang alleine lebt...
(08.10.2011, 21:54)
Oliver Jahn:   Da ich weiß, dass Mel zur Zeit sehr beschäftigt ist, habe ich mich mal selber rangesetzt und mir Mels alte Berechnungen dabei zu Hilfe genommen.
Die Magdeburger Stufen ins Wasser hatten eine Höhe von 26cm. Die in Halle hatten nach Mels Berechnung ein Maß von 30 cm, die letzte Stufe von 35 cm.
(08.10.2011, 20:12)
Oliver Jahn:   Möglich ist so vieles…die Frage ist nur, wie definiert man anfänglich?
In Frankfurt ließ sich Grzimek als Erfinder der steilen Treppe feiern. In Magdeburg hat man im ERSTEN Bau dieser Art nach dem Krieg in der DDR dieses vielleicht sogar als Modernisierung gegenüber der alten Leipziger Haltung empfunden. Und ich habe leider keine Maße. Trotzdem muss ich einfach mal aus eigenem Empfinden und meinen selbst gewonnenen Eindrücken heraus sagen, dass ich die Treppenstufen in Magdeburg nicht als höher empfand, als die in Frankfurt oder Halle. Hier müsste Mel mal sich ran setzen, und anhand von Bildern eine Rekonstruktion vornehmen. ;-)
Zur Eröffnung heißt es auf jeden Fall in der Schrift von Bürger:
"Abgesehen aber vom erheblichen Schauwert gerade solch großer Tiere, sind eben sie es, die in freier Wildbahn heutzutage mit am meisten im Bestand bedroht sind. Hier haben die Zoologischen Gärten die Verpflichtung, mit solchen vom Aussterben bedrohten Tierformen die Zucht zu versuchen, um sie eines Tages zumindest im Zoo der Nachwelt zu erhalten zu haben."
Das klingt für mich nicht nach anfänglicher Planung für ein Flusspferd. Und davon abgesehen, gab es das denn zu dieser Zeit noch? Mir fehlt da der Überblick. Aber gab es in den 60er Jahren noch Neubauten im Bereich der Dickhäuterhäuser, in denen tatsächlich anfänglich nur für ein Flusspferd geplant wurde?
Aber wie gesagt, was ist anfänglich?
Bei den Kritiken zum DHH gibt Bürger an:
"Aus heutiger Sicht würde die Flächenaufteilung…zwischen Flusspferden und Nashörnern zu Gunsten letzterer zu verändern sein" Und zwar innen und außen.
Das liest sich für mich, als wäre es aus damaliger Sicht eben anders herum gewesen sein. Und auf dem Perspektivplan ist das Außengehege der Hippos ja sogar noch größer, rein aus dem Bauch heraus würde ich sagen, die größte Flusspferdaußenanlage in einem deutschen Zoo zu dieser Zeit. Alles für ein Einzeltier?
Die Möglichkeit der Tapire zum Zeitpunkt des Perspektivplans, stimmt, davon ist nirgendwo was zu lesen. Trotzdem halte ich diese Idee für gar nicht mal so abwegig.
Es wird sehr früh von einem Dickhäuterhaus gesprochen. Und immer mal wieder von einem Warmhaus. Da passen Tapire auf jeden Fall.
Dass also das Haus, welches auf dem 57er Plan zu sehen ist, eventuell das gleiche, wie auf dem 60er ist, man auf letzterem aber nachträglich die Tapire durch Nashörner ersetzte, ohne die Außenanlage anzupassen, das halte ich für durchaus nachvollziehbar.
Als man DAS DHH aber plante, von dem wir heute als solches reden (und vielleicht ist es mal interessant, hier den Zeitpunkt zu erörtern, an dem wir von einem Beginn ausgehen), da glaube ich allerdings schon, dass man so, wie Bürger es dann auch angibt, für Nashörner und Flusspferde plante, und zwar jeweils für zwei Tiere. Aber selbst das heißt ja nicht, dass da Tapire vom Tisch waren. Auch hier besteht ja durchaus noch die Möglichkeit, dass man sich die Tapire als Option offen hielt, falls man gar keine Nashörner bekommen sollte.
@Michael, wenn es um die Magdeburger Nashörner geht, dann würde ich auch "Magdeburg" vorschlagen.

(08.10.2011, 15:38)
Michael Mettler:   Im besagten Hippo-Artikel in der FELIS ist auch zu lesen, dass die Beckenstufen viel zu hoch für Flusspferdkälber gewesen seien, so dass sich ein Jungtier dort beim kräftezehrenden Versuch, seiner Mutter an Land zu folgen, sogar Schürfwunden zugezogen hatte. DAS könnte allerdings wieder ein Indiz dafür sein, dass anfangs tatsächlich nicht an Zucht (und somit auch nicht an Paarhaltung gedacht worden war), denn es wäre ja ein Leichtes gewesen, die Stufenmaße erfolgreich züchtender Zoos wie Leipzig oder Berlin zu übernehmen.

Wir wissen nicht, ob die unterschiedlichen Trennwände der Stallungen (links massive Mauer, rechts Gitter) von Anfang an so geplant waren, wie sie dann gebaut wurden; vielleicht war es erst andersrum geplant, also tatsächlich mit zwei Nashornställen. Für die endgültige Version war immerhin noch bis in die späte Bauphase hinein Zeit, es sich endgültig zu überlegen (eventuell abhängig von der Beschaffungssituation der Tierarten).

Es gibt aber noch eine Möglichkeit (ja, ich weiß, davon steht NICHTS bei Bürger): Nr. 23 im 1960er Perspektivplan könnte ursprünglich für Tapire und noch gar nicht für Nashörner gestanden haben (wie gesagt: eine Bildlegende lässt sich nachträglich verändern). Das könnte das Missverhältnis der Landflächen von Flusspferd und Nashorn erklären, den einzelnen Stall ebenfalls; zudem war das Gehege laut Perspektivplan sehr schattig (zur Hälfte von Baumkronen überdeckt), obwohl man für tropische Steppentiere gemeinhin möglichst sonnige Flächen wählte. Was zu dieser Variante allerdings nicht passen würde, sind die großen Stalltore (aber auch sowas lässt sich noch mitten im Bau ändern). Magdeburg wäre nicht der einzige Zoo, der ein ganz anders gedachtes Haus bei der Möglichkeit, Nashörner zu bekommen, zweckentfremdet hätte: Hannover stellte 1963 ein Breitmaulnashorn (und später sogar ein Paar) in eine eigentlich für Tapire geplante Anlage, Dortmund und Schwerin stellten ihre Rhinos sogar in ehemalige Ponyställe. Auch bei anderen Tieren hat Magdeburg recht spontan umdisponiert: Die ersten Bewohner einer für seltene Reiher gebauten Voliere waren Geparden, ihnen folgten später Mähnenwölfe, Nasenbären und jetzt Kookaburras/Kaninchenkängurus - aber nie Reiher...

@Oliver: Ich habe einige neue Recherche-Ergebnisse zu unserer Spekulation, warum Magdeburg mit nur einem Nashorn seine Haltung begann. Wollen wir das in den Nashorn- oder in den Magdeburg-Thread verlagern, damit die Vielgleisigkeit im vorliegenden Thread die hiesige Diskussion nicht zu unübersichtlich macht?

Auf deinen vorletzten Beitrag komme ich noch zurück.
(08.10.2011, 14:39)
Oliver Jahn:   @Carsten, das halte ich rein baulich nicht für wahrscheinlich. Denn der zweite Stall ist, wie Michael auch bereits schon erwähnt, baulich nicht mit dem Nashornstall verbunden. Er ist auch nicht mal durch die Schleuse erreichbar, sondern ausschließlich durch den Futterstall der Hippos.
Letztlich sehe ich hier aber auch gar keine solche Deutungsmöglichkeit, denn es steht ja im Felis-Artikel auch nicht, dass die Anlage grundsätzlich nur für ein Tier GEPLANT war, sondern grundsätzlich nur für ein Tier GEEIGNET ist, und trotzdem entschloss man sich, ein Paar zu erwerben, da die Tiere eben gesellig leben.
Aber selbst davon rückt man dann später wieder ab. Denn, nach dem der Bulle starb, war zu lesen:
"Ob und wenn ja, wann der Zoo ein neues Nilpferd anschafft, ist noch nicht entschieden, teilte die Zoodirektion mit. Da Flusspferde ausgesprochene Individualisten seien, reagiere das Weibchen im Zoo nicht auf das Alleinsein, meint er."
Und wenn wir schon bei Fehlern in Schriften sind:
In der Chronik "Im Zeichen des Luchses" auf Seite 70 ist ein Foto, welches Kenia mit ihrem ersten Kalb Mabu zeigen soll.
Schaue ich aber in Felis Heft 14 auf Seite 14, dann sind das auf dem Bild Mana und Maleika.
Wo Menschen arbeiten passieren eben auch Fehler. :-)

(08.10.2011, 12:59)
Carsten Horn:   "Felis 15" könnte man ja so interpretieren, das bei der Planung von einem Flußpferd ausgegangen wurde, aber wofür dann zwei Ställe... Oder waren ursprünglich zwei Nashornställe vorgesehen und die Nashörner waren dann die "Verlierer" durch den Einzug des Flußpferdpaares...?
(08.10.2011, 01:27)
Oliver Jahn:   Michael, dann geht das "NIE" auf meine Kappe.
Aber wenn wir seit Tagen eine völlig eigenständige Diskussion führen, in der du meinen etlichen Beiträgen, die bereits ebenfalls seit Tagen zum Inhalt haben, dass ich NICHT der Überzeugung bin, dass das Haus von Graffunder entworfen wurde, sondern dass es ein Bau ist, den Steinhagen nach Bürgers Wünschen entwarf, und durch Konsultation von Graffunder abrunden lies, keinerlei Bedeutung beimisst, sondern die ganze Zeit nach Fakten suchst, und diese dann mit einem bunten Strauß an Vermutungen untermalst, nur um einen Beitrag von mir vom 27.07.2009 zu widerlegen, welchen ich selber in dieser Diskussion abgeändert habe, dann weiß ich eigentlich nicht mehr so wirklich, worüber wir diskutieren.
Denn am 29.09. stelltest du die Frage:
"Deshalb meine Frage: Stammt der endgültige Bauplan wirklich von Graffunder?"
Darauf meine Antwort vom 1.10.
"Von daher ist deine Frage ob der endgültige Bauplan von Graffunder stammt, auch von mir mehrfach ganz klar beantwortet. Nein. Er stammt nicht von ihm, aber er war daran beteiligt."
Das war bereits vor 6 Tagen.
Frage beantwortet.
Warum suchst du dann danach noch nach Quellen und Fakten, statt einfach mal zu fragen, ob ich es heute anders sehe, als vor über zwei Jahren? Du hättest ein klares ja bekommen.

Und genau so ist es mit meinem Beitrag vom 25.09. Hier geht allerdings nichts auf meine Kappe. Denn auch wenn ich diesen Beitrag immer wieder lese, so finde ich darin keinen Satz, der Steinhagens Beteiligung BESTREITET.

Jost und Bühring waren beide bereits Stadtbauräte, als sie begannen, für die Zoos zu bauen. Unabhängig davon aber frage ich, waren sie in den Zoos KEINE Spezialisten?
Deine These war die:
"Nun, bis in die jüngere Zeit hinein dürften wohl in den meisten Zoos Bauten entstanden sein, die nicht von spezialisierten Zoo-Architekten entworfen wurden"
Ich habe lediglich gefragt, ob das ein Fakt ist, oder wieder mal nur eine Vermutung.

Die Aussage zur der Veränderung, über die Graffunder nicht glücklich gewesen wäre, die macht mich nun aber doch stutzig.
Das war dein Satz:
"Für eine vierte Box war kein Platz, weil man dann über die Vorderfront der Glashalle hinaus hätte bauen müssen, was die optische Wirkung innen wie außen deutlich geschmälert hätte. Damit wäre wahrscheinlich auch Graffunder nicht glücklich gewesen.."
Jetzt schreibst du:
"Zu meiner Aussage: "Damit wäre wahrscheinlich auch Graffunder nicht glücklich gewesen..." Die war so gemeint: Hätte man eine Graffunder-Planung eigenmächtig so stark verändert, wäre der Architekt vermutlich ziemlich sauer gewesen. Das konnte man sich nur leisten, wenn die Planung eben NICHT von ihm war."
Jetzt musst du dich schon entscheiden, was du nun wirklich meinst.
Denn tatsächlich hat man ja die Planung NICHT eigenmächtig so verändert und NICHT über die Vorderfront der Glashalle hinaus gebaut. Und dennoch konnte man es sich nur leisten, wenn die Planung NICHT von ihm war! Das ist doch eine Negation der Negation, also meinst du damit, dass sie von ihm ist?
Denn wenn man sich die Änderung nur leisten konnte, wenn der Bau NICHT von Graffunder ist, man sie sich dann tatsächlich aber NICHT geleistet hat, dann kann es ja nach deiner Argumentation heute nur bedeuten, dass die Planung von ihm ist.

Ich habe wirklich das Gefühl, dass wir vielleicht einmal wieder abgleichen sollten, was wir also JETZT für das heute noch stehende Dickhäuterhaus favorisieren.

Ich gehe heute, am 7.10.2011 davon aus, dass Bürger durch Steinhagen das Dickhäuterhaus, so wie es heute noch steht, hat entwerfen lassen, und durch Konsultation Graffunders (über den Umfang diskutiere ich gern weiter und stelle auch gern mal selber Vermutungen an) bekam es sein heutiges Aussehen in der Endform, so wie wir es kennen.
Und ich gehe weiterhin davon aus, dass Witstruk, Böhl und Schöne nicht/nicht mehr an den Entwürfen für DIESES Haus beteiligt waren . (Auch hier bin ich gern bereit, Beteiligung noch einmal zu definieren)
Außerdem gehe ich davon aus, dass man anfänglich nicht auf ein zweites Nashorn verzichtete, weil es zu teuer oder seine Haltung zu riskant war.
Warum ich von diesen Dingen ausgehe, das habe ich mehrfach beschrieben. Aber wenn es uns Spaß macht, dann wiederhole ich da einiges gern noch mal, vielleicht fallen ja auch mir immer wieder neue Aspekte ein.
Aber erst mal schauen, vielleicht sind wir uns ja jetzt auch schon einig und es gibt gar keine Widersprüche mehr. :-)
Ach ja, eines noch. Bevor das auch noch mal kommt. Da ich von dieser Geschichte ausgehe, so wie ich sie hier beschrieben habe, bezeichne ich auch weiterhin Graffunder als einen der Väter dieses Hauses. Gibt es aber Fakten, die mir zeigen, dass durch seine Konsultation nicht mehr geändert wurde, als die Lampen oder die Steckdosen, dann bin auch ich gern bereit, ihm die Vaterschaft abzuerkennen.

(08.10.2011, 00:01)
Michael Mettler:   Ach ja, und in der 50-Jahre-Chronik ist zu lesen, im Haus sei nur für zwei Elefanten geplant worden - obwohl Bürger in seiner Broschüre doch schon den gewünschten dritten (den Afrikaner) erwähnte.

Das ist das Risiko, wenn man Zoochroniken als Quellen verwendet: Die Chronisten haben in ihren Werken u.U. schon selbst eigene Deutungen der zeitgenössischen Quellen abgeliefert, und wir interpretieren nun hier auch die Interpretationen...
(07.10.2011, 23:06)
Michael Mettler:   @Carsten Horn: Ich habe auf der Suche nach eventuellen zusätzlich Angaben zum DHH jetzt auch die Jahresberichte nach 1970 durchforstet. Als der Grabensturz von Negus passierte, hatte der Graben tatsächlich noch keinen Ausstieg, der wurde erst später angelegt. Man wollte den Bullen damals per Kran aus dem Graben holen und betäubte ihn zu diesem Zweck, was er nicht überlebte.

FELIS 15 enthält übrigens ein nettes Beispiel dafür, wie eine Formulierung zu unterschiedlichen Deutungen anregen kann. Puschmann & Wünnemann schreiben dort: "Im Grunde ist das Haltungssystem für Flusspferde in diesem 1967 fertiggestellten Tierhaus (Bürger 1968) nur zur Haltung eines Einzeltieres geeignet. Da das Flusspferd aber eine gesellige Art ist, entschloss man sich zum Erwerb eines jungen Paares."

Hätten wir nur diese Info über die Planung des Hauses und den Haltungsbeginn, käme man schnell auf die Idee, die Anlage sei nur für ein Einzeltier geplant und dann aber doch mit einem Paar besetzt worden. Oder war das am Ende tatsächlich so...?

In den Quellen dieses Artikels wird Bürgers Broschüre übrigens als "Sonderheft zum Jahresbericht des Zoologischen Garten Magdeburg" bezeichnet. Das widerspricht der Angabe im besagten Jahresbericht 1967, in dem steht, dass die Broschüre noch erscheinen WIRD - es kam also nicht beides gleichzeitig heraus.

Neben dieser (und dem unterschiedlichen wiedergegebenen Jahr von Bürgers Promotion) sind mir inzwischen noch weitere Ungereimheiten aufgefallen. So heißt es im JB 1968: "Am neuen Dickhäuterhaus wurden parallel zur Elefanten-Außenanlage zwei weitere Außenanlagen für Flusspferde und Nashörner geschaffen." Es folgen ein paar Details der Anlagen. Der Sachverhalt wurde so auch in beide Magdeburger Jubiläumschroniken übernommen, und deshalb hatte ich bisher gar nicht die weiteren JB in Sachen Baugeschehen durchsucht. Das habe ich nun getan und dabei prompt im JB 1969 entdeckt: "Nach fast einjähriger Unterbrechung konnten die Arbeiten an den Außenanlagen für Flusspferde und Nashorn am Dickhäuterhaus abgeschlossen werden." Somit haben Nashornbulle und Flusspferdpaar sogar mehr als ein Jahr ausschließlich innen verbracht.

In FELIS 4 wird zudem in einem Artikel über die Nashörner geschrieben: "Das Männchen 'Kibo' traf 1967 etwa dreijährig direkt aus Kenia ein...". Wie Oliver schon geschrieben hatte, befand sich Kibo laut Zuchtbuch bereits seit 1966 in Deutschland (erst Gelsenkirchen, dann Hannover, von dort nach Magdeburg).
(07.10.2011, 23:00)
Michael Mettler:   @Oliver, ganz vergessen: Was meinst du eigentlich mit deiner "ausführlichen" Deutung zu Schöne und Böhl? Ich finde auf Anhieb nur deine kurzen Anmerkungen, dass sie von Bürger nicht erwähnt werden und vielleicht gar nichts mehr mit DEM DHH, das heute steht, zu tun haben. Beides beantwortet aber meine Frage nicht: Was erarbeiteten Schöne und Böhl unmittelbar nach Erstellung des Perspektivplans so ausführlich und zur Begeisterung des Beirates, was doch eigentlich Graffunders Job gewesen wäre, wenn das Haus "seins" gewesen wäre?
(07.10.2011, 15:06)
Michael Mettler:   „Wer hat hier gesagt, dass Graffunder der Urheber des Baus ist? Ich nicht. (…) Denn genau das habe ich nie gesagt, in keinem einzigen Beitrag…“
Schau mal in deinen Startbeitrag im Thread "Heinz Graffunder", den du mit einem Foto des DHH illustriert hast. Da hast du geschrieben:
"Und ich fange selber gleich mal an mit einem 'Echten Graffunder'. Das Dickhäuterhaus aus Magdeburg: gebaut von 1965 bis 1967, Außenanlagen 1968, gebaut von der Firma Gerling & Rausch Magdeburg, projektiert vom VEB Berlin-Projekt unter Leitung von Heinz Graffunder."
Da kann man doch glatt auf den Gedanken kommen, du seiest der Meinung, dieses Haus sei „seins“. Genau so habe ich es übrigens auch aus unseren diversen Gesprächen darüber in Erinnerung, das war für mich die Grundlage der Diskussion, und daraus schlussfolgerte ich deine Schlussfolgerung.


„Auch hier lies bitte meine Beiträge noch mal. Ich habe Steinhagens entscheidenden Anteil nie bestritten, im Gegenteil. Ich schrieb mehrfach, dass ich glaube, dass Steinhagen und Bürger das Haus entwarfen, und dann durch Konsultation Graffunders ihm der letzte Schliff gegeben wurde. Muss ich mich hier selbst zitieren?“
Musst du nicht, die Arbeit nehme ich dir gern ab. Im vorliegenden Thread, 25.9.:
„Und ich habe das Heft, welches ebenfalls von Bürger direkt zur Eröffnung 1967 herausgegeben wurde. Und er hat das Haus geplant, er hat sich Anregungen im Zoo Berlin geholt, er hat es bei Graffunder in Auftrag gegeben…“
Steinhagen erwähntest du dabei nicht, und du hast ihn auch früher nie in Zusammenhang mit dem DHH erwähnt. Auf den Namen bist du erst eingestiegen, nachdem ich ihn einen Tag danach in die Diskussion eingebracht hatte.

„Erst bekam das Dickhäuterhaus in Magdeburg für dich immer mehr Väter, dann wurden einer wieder aus der Familie ausgeschlossen. Und von Beitrag zu Beitrag wurde der Anteil Graffunders an diesem Haus immer geringer.“
Richtig wiedergegeben. Denn erst habe ich gestaunt, als beim Quellenstudium immer mehr Namen ins Spiel kamen, und dann festgestellt, dass deren Beiträge zum Haus vielleicht sogar wesentlicher waren als der Graffunders. Also habe ich hinterfragt, warum er eigentlich als der Erschaffer des DHH dargestellt wird (siehe oben).

„Er entwarf erst in DEINEN Beiträgen für Magdeburg einzelne Häuser.“
Nee, hat er auch bei dir schon gemacht. Wieder siehe oben.

Auf meinen Einwand, es sei nirgendwo geschrieben, dass das DHH von Graffunder entworfen und/oder bis zum Bauplan projektiert wurde, antwortest du: „Stimmt, das habe ich auch nie gesagt.“ Und nochmal siehe oben.


Zu meiner Aussage: „Damit wäre wahrscheinlich auch Graffunder nicht glücklich gewesen..." Die war so gemeint: Hätte man eine Graffunder-Planung eigenmächtig so stark verändert, wäre der Architekt vermutlich ziemlich sauer gewesen. Das konnte man sich nur leisten, wenn die Planung eben NICHT von ihm war.

„Es werden drei Architekten genannt, aber NIRGENDWO steht, dass alle drei tatsächlich noch an DEM Haus arbeiteten, welches letztendlich gebaut wurde.“
Schöne und Böhl arbeiteten an der Vorprojektierung, Steinhagen an der Projektierung. Letzteren bezeichnest du seit ein paar Tagen selbst als einen der Väter des Hauses (nicht „des Gesamtprojekts“). Ist dir „Projekt“ zu wenig eindeutig dafür, dass jemand sich tatsächlich mit dem schlussendlich realisierten Haus befasst hat? Na bitte, es steht in den beiden Bürger-Veröffentlichungen, dass das PROJEKT unter Konsultation von Graffunder erarbeitet wurde – nicht das HAUS (oder das OBJEKT). Wenn die drei Anderen nicht zählen, zählt Graffunder unter den gleichen Kriterien auch nicht. Und ich verstehe unter einem Projekt etwas, das durchaus unterschiedliche Entwicklungsschritte umfassen kann – einschließlich der Möglichkeit, dass Dinge völlig verworfen werden und Personen aus dem Prozess ausscheiden. Auch ein Heinz Graffunder.


„In beiden Schriften von Bürger steht "Herr Graffunder vom VEB-Berlin-Projekt", für mich ein Fakt.“
Da muss ich dir Recht geben, das nehme ich als Eigentor auf meine Kappe.


„Mit Jost und Bühring fallen mir sofort und ohne weiteres Nachschlagen zwei Spezialisten ein, Graffunder als dritter auch.“
Die sind schon als Zooarchitekturspezialisten von der Uni gekommen? Ich schätze eher, dass auch die als zoomäßig unbeleckte Neulinge ihren ersten Zoobau entworfen haben – irgendwann ist immer das erste Mal. Lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.


Abschließend zur Nashornfrage: Ich recherchiere noch…
(07.10.2011, 00:41)
Oliver Jahn:   @Michael, die Deutung zu Böhl und Schöne habe ich ausführlich geschrieben.

"Und warum hätte Steinhagen in einer Architekturfachzeitschrift (! nicht etwa "nur" in einer Zoobroschüre) einen Artikel über ein Gebäude veröffentlichen sollen (auf den Bürger dann sogar noch hinwies), wenn er nicht entscheidend daran beteiligt gewesen wäre?"
Auch hier lies bitte meine Beiträge noch mal. Ich habe Steinhagens entscheidenden Anteil nie bestritten, im Gegenteil. Ich schrieb mehrfach, dass ich glaube, dass Steinhagen und Bürger das Haus entwarfen, und dann durch Konsultation Graffunders ihm der letzte Schliff gegeben wurde. Muss ich mich hier selbst zitieren?

"Wäre das nicht ein Affront gegenüber Graffunder gewesen, falls diesem die Ehre der Urheberschaft gebührte?"
Wer hat hier gesagt, dass Graffunder der Urheber des Baus ist? Ich nicht.

"...schlussfolgerst du, dass dieses Haus "seins" war"
Siehst du, und das meine ich mit belletristisch und keineswegs an Fakten orientiert. Denn genau das habe ich nie gesagt, in keinem einzigen Beitrag, und auch kein anderer hier, und auch die Quellen sagen das nicht.
Aber am 01.10. schrieb ich nicht zum ersten, und auch nicht zum letzten Mal meine Meinung dazu:
"Ich lese den Text von Bürger so, dass es genau umgekehrt war, als von dir vermutet, nämlich dass Bürger mit Steinhagen das Haus entworfen hat, und da es für Steinhagen vielleicht der erste Zoobau und definitiv in der DDR das erste Dickhäuterhaus war, hat man den Mann konsultiert, der zu dieser Zeit die meiste Ahnung mit solchen Bauten hatte, nämlich Graffunder, dem man den Plan vorlegte, und der ihm dann den Feinschliff gegeben hat."
Daraus schlussfolgerst du, dass ich schlussfolgere, dass dieses Haus "seins" war?

Nur mal zum Ausgangspunkt der Diskussion zurück.
Erst bekam das Dickhäuterhaus in Magdeburg für dich immer mehr Väter, dann wurden einer wieder aus der Familie ausgeschlossen. Und von Beitrag zu Beitrag wurde der Anteil Graffunders an diesem Haus immer geringer.
Er entwarf erst in DEINEN Beiträgen für Magdeburg einzelne Häuser.
Dann ist er beteiligt in diesem Beitrag von DIR:
"Für eine vierte Box war kein Platz, weil man dann über die Vorderfront der Glashalle hinaus hätte bauen müssen, was die optische Wirkung innen wie außen deutlich geschmälert hätte. Damit wäre wahrscheinlich auch Graffunder nicht glücklich gewesen..."
Dann war er es, von "dessen einstiger Kreation nur der Elefantentrakt umgesetzt wurde".
Immerhin hätte er damit eine Hälfte des Hauses geplant welches heute noch steht und wer wollte ihm da die Mitvaterschaft streitig machen? Du hast sie ihm da auf jeden Fall noch gegeben, ich nicht.
Aber mittlerweile ist er fast ganz raus aus der Nummer.
Und das alles bei gleicher Faktenlage.
Ich habe meine Quellen alle benannt, und das, was sie mir sagen. Du liest daraus eben etwas anderes, als ich. Für mich lassen diese Fakten viele deiner Deutungen nicht zu, insbesondere, da du sie ja selber in vielen Beiträgen immer wieder veränderst. Welchem logischen Denken nach Faktenlage soll ich da folgen?
Für mich sagen die Quellen etwas anderes aus.
Was genau, das habe ich mehrfach beschrieben, und das unverändert.

"NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass das DHH von Graffunder entworfen und/oder bis zum Bauplan projektiert wurde."
Stimmt, das habe ich auch nie gesagt. Nur du einmal, bezgl. des Elefantentrakts.

"Im Gegensatz dazu ist es dokumentiert, dass drei verschiedene andere Architekten tatsächlich Projektierungsarbeiten für das DHH durchgeführt haben."
Stimmt nicht. Es werden drei Architekten genannt, aber NIRGENDWO steht, dass alle drei tatsächlich noch an DEM Haus arbeiteten, welches letztendlich gebaut wurde.

"NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass das (bzw. ein) DHH erst 1960 im Perspektivplan auftauchte."
Stimmt auch, und wurde ebenfalls nie in Abrede gestellt. Aber auf dem 60er Plan ist es drauf, verschachtelte Einzelbauten hingegen finde ich NIRGENDWO.

"NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass 1961 der Perspektivplan im JB für 1960 in exakt jener Form veröffentlicht wurde, in der er im Jahr zuvor erstellt worden war."
Stimmt auch. Aber alles, was du dann zu diesem Punkt schreibst, ist wiederum eine Vermutung, die ebenfalls NIRGENDWO steht.

"NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass die Konsultation Graffunders, die Bürger später zweimal erwähnte, mehr als die Arbeit von 1960 umfasste."
Stimmt auch. Aber dass Bürger ihn im Bezug auf DAS DHH nennt, und nicht im Bezug auf den Plan, das werte ich eben anders. Denn nach der Faktenlage steht eben auch NIRGENDWO, dass die Konsultation im Bezug auf den 60er Plan erfolgte.

"Aber Steinhagen gehörte zum VEB Hochbauprojekt, Nebenstelle Halberstadt, und dieser findet dreimal Erwähnung: Im JB 1964 und in beiden Bürger-Veröffentlichungen. Dagegen taucht Graffunders VEB Berlin-Projekt (oder einer der Vorgängerbetriebe davon, die es laut Wikipedia gab) NIRGENDWO auf. Aber stand nicht in der DDR das Kollektiv sogar noch über dem Einzelnen…?"
Das ist ja nun völlig falsch. Schau einfach in die von dir selber zusammengestellten Quellen. In beiden Schriften von Bürger steht "Herr Graffunder vom VEB-Berlin-Projekt", für mich ein Fakt.

"Nun, bis in die jüngere Zeit hinein dürften wohl in den meisten Zoos Bauten entstanden sein, die nicht von spezialisierten Zoo-Architekten entworfen wurden"
Fakt oder Vermutung? Mit Jost und Bühring fallen mir sofort und ohne weiteres Nachschlagen zwei Spezialisten ein, Graffunder als dritter auch. Dass man aber für einen, wie du ihn nanntest, epochalen Bau, einen Frischling allein dran setzt, das halte ich für unwahrscheinlich. Aber das ist eben meine Vermutung.

Zur Nashornfrage ist es ebenfalls so, dass ich mich an Fakten orientiert habe, die ich in den Quellen finde, und weder "zu teuer", noch "zu risikoreich" finde ich überzeugend. Warum, das habe ich ebenfalls sehr ausführlich begründet. Auf die Vermutung des "zu teuer" bist du nicht mehr eingegangen. "Zu risikoreich", auch hier finde ich keine Quelle, die das wahrscheinlicher macht. Schließlich hatte man für alle Fälle die Schleuse, welche über Jahre hinweg genutzt wurde, und das auch in strengen Wintern, in denen die Nashörner über Wochen hinweg gar nicht auf der Außenanlage waren. Und das ist keine Vermutung, sondern ein selbst gesehener Fakt.

Auch ich habe also mit logischem Denken versucht, mich nur an der Faktenlage zu orientieren.
Und trotzdem komme ich eben zu einem ganz anderen Ergebnis dabei.
Bei anderer Faktenlage denke ich aber gern um. Und es fällt mir auch nicht schwer, denn ich habe ja jetzt auch nur versucht, mich an die Faktenlage zu halten.
Das tue ich dann, wenn neue Fakten auftreten auch. Versprochen!
(06.10.2011, 21:40)
Carsten Horn:   Die Züricher Innenhaltung fand ich auch erschreckend, hab ich zwar auch nur ohne Hippos gesehen, aber der dortige Bulle scheint ja ein vorbildlicher Vater gewesen zu sein bei den Aufzuchterfolgen... Wahrscheinlich konnten die drei Hippos ihr Glück nach der Ãœbersiedlung nach Sofia gar nicht fassen, denn das dortige Gehege ist deutlich größer, g...

Die Nashörner nur übers Flußpferdbecken zu sehen in Magdeburg, wäre vermutlich nicht das Problem gewesen, hätte ja nur den Unterschied gemacht, das der Besucher ein paar Meter weiter weg steht, aber der beschränkte Besucherraum fällt natürlich ins Gewicht, soviel konnte und wollte man den Tieren dann doch nicht zugestehen... Wobei man den Besucherbereich sicher relativ einfach noch ein bißchen weiter auf den Vorplatz rausziehen gekonnt hätte, dann wären die Quadratmeter wieder gestiegen, hätte natürlich einen größeren Baukörper ergeben, vielleicht deshalb schwieriger...

Die kleine Lösung mit wenig vorgezogenem Becken hätte man aber zumindest umsetzen können ohne viel Aufwand oder Besucherraumverlust...

Apropos Schwimmbadplaner, in Amsterdam war wohl ein solcher am Werk, jedenfalls hab ich da mal die Pfleger in Tanjas Innenbecken schwimmen sehen, g...


(06.10.2011, 21:13)
Michael Mettler:   @Oliver, deinen Beitrag zur Beckentrennung habe ich jetzt erst gesehen: Keine Ahnung! Ich frage mich aus ähnlichem Grund, warum man den einzigen Nashornstall nicht einfach mit einem Trenngitter quer teilte (von Besucherseite aus also zwei Abteile hintereinander), denn jedes dieser Abteile wäre kaum kleiner gewesen als der Absperrgang hinter den Stallboxen und die rückwärtige Isolierbox.
(06.10.2011, 15:34)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich vermisse noch immer eine Deutung deinerseits, was denn die Herren Schöne, Böhl und Steinhagen bei ihren nachweislichen (Jahresberichte!) Projektierungsarbeiten jahrelang gemacht haben könnten, wenn eigentlich Graffunder der große Planer gewesen sein soll. Wofür bekamen die beiden Erstgenannten die lobende Anerkennung für gründliche Ausarbeitung? Hatten die eine besonders kreative Idee für die Verteilung der Steckdosen entwickelt? Und warum hätte Steinhagen in einer Architekturfachzeitschrift (! nicht etwa „nur“ in einer Zoobroschüre) einen Artikel über ein Gebäude veröffentlichen sollen (auf den Bürger dann sogar noch hinwies), wenn er nicht entscheidend daran beteiligt gewesen wäre? Wäre das nicht ein Affront gegenüber Graffunder gewesen, falls diesem die Ehre der Urheberschaft gebührte? Warum nennt Bürger unter seinem Schrifttum keine Quelle von Heinz Graffunder?

Das, was du „belletristisch“ nennst, besteht zu einem Teil aus schlichtem logischem Denken und Zusammenfügen von dokumentierten Fakten. Und ja, ein Teil ist Fantasie, denn ohne solche ist eine Rekonstruktion bei lückenhafter Informationslage unmöglich. Rein nach vorzeigbaren Fakten kann es z.B. einen Tyrannosaurus rex nie gegeben haben, denn wir kennen nur ein paar mineralisierte Knochen, aber keine versteinerten Sinnes-, Verdauungs- und Geschlechtsorgane. Rein nach Faktenlage muss man das so interpretieren, dass sich dieses Tier nicht orientieren, ernähren und fortpflanzen konnte. Na gut, dann hätten wir wenigstens endlich eine plausible Erklärung dafür, warum es ausgestorben ist…

Vergiss nicht, dass auch deine Sichtweise nicht mehr als eine Theorie ist, deren Beweislage zudem mehr als dürftig ist. Daraus, dass Graffunder (und das nicht mal allein) einen fiktiven Lageplan des Zoos erarbeitet hat, in dem ein Dickhäuterhaus zu sehen ist, schlussfolgerst du, dass dieses Haus „seins“ war. Aber:

NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass das DHH von Graffunder entworfen und/oder bis zum Bauplan projektiert wurde. Dokumentiert ist lediglich, dass er an der Anfertigung eines „Gesamtlageplans aller überhaupt einmal vorgesehenen Tieranlagen“ beteiligt war – was nicht mal heißen muss, dass er ihn selbst gezeichnet hat. Im Gegensatz dazu ist es dokumentiert, dass drei verschiedene andere Architekten tatsächlich Projektierungsarbeiten für das DHH durchgeführt haben.

NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass das (bzw. ein) DHH erst 1960 im Perspektivplan auftauchte. Es kann bereits im vorangegangenen Perspektivplan von 1957 (und auch an genau jener Stelle) vorgesehen gewesen sein, von dem keine Beteiligung Graffunders nachzulesen ist. Warum auch hätte man einen erst drei Jahre alten Plan komplett umkrempeln sollen? Der neue wurde doch nur erstellt, weil sich die Norderweiterung zerschlagen hatte. Man musste also Projekte von der Nord- in die Süderweiterung umschaufeln, konnte aber solche an Ort und Stelle belassen, die ohnehin für das Altgelände vorgesehen waren.

NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass 1961 der Perspektivplan im JB für 1960 in exakt jener Form veröffentlicht wurde, in der er im Jahr zuvor erstellt worden war. Zeichnungen (wie der Hausumriss) und Legenden lassen sich problemlos verändern, Zeit dafür gab es genug, und zwischendrin gab es einen Direktionswechsel sowie die laut JB 1961 „sehr ausführlichen“ Vorprojektierungsarbeiten durch Schöne und Böhl. Die Rückseiten des Perspektivplans im JB 1960 sind unbedruckt. Auch wenn der Text des JB nachweislich noch von Witstruk stammte, ist es theoretisch durchaus möglich, dass erst Bürger den Plan beiheften ließ – vielleicht mit Änderungen nach seinen Vorstellungen. Bürger trat am 1. März seinen Dienst an, im April legten Schöne und Böhl dem Beirat die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Wir wissen nicht, zu welchem Zeitpunkt der JB 1960 veröffentlicht wurde, aber das kann durchaus DANACH gewesen sein (auch heute erscheinen die schnellsten Zoo-JB selten vor dem späten Frühjahr), so dass der Plan bereits ein „DHH nach Schöne & Böhl“ statt der Ur-Version enthalten könnte. Ich weiß, das enthält wieder einige „Vielleichts“, aber auch das Gegenteil ist nicht belegt!

NIRGENDWO in den uns vorliegenden Quellen steht geschrieben, dass die Konsultation Graffunders, die Bürger später zweimal erwähnte, mehr als die Arbeit von 1960 umfasste. Er schreibt gleich zweimal, wenn auch mit unterschiedlicher Reihenfolge, dass das Projekt vom VEB Hochbauprojektierung Magdeburg in Zusammenarbeit mit der Zoodirektion erarbeitet wurde, Graffunder wurde nur konsultiert (= um Rat gefragt). Schon, wenn man ihn nur angerufen und nach notwendigen Grabenbreiten, Beckentiefen usw. gefragt hätte, wäre das eine „Konsultation“ gewesen, aber die würde doch nicht gleich zur Urheberschaft am Haus führen. Auch die Chroniken enthalten keinen einzigen Hinweis darauf, dass Graffunder mehr als den 1960er Gesamtlageplan erschaffen hat.

Wenn aber all das Genannte NIRGENDWO geschrieben steht, warum sollte ich es dann als gegeben ansehen, wenn ich mich nur nach den dokumentierten Fakten richten soll?

Dass ich die Nennung Graffunders in Zusammenhang mit dem Perspektivplan stärker gewichte als in Bürgers Veröffentlichungen, liegt schlichtweg daran, dass sie im ersten Fall einen Zeitpunkt und ein konkretes Ergebnis benennen und im zweiten Fall nicht. Mit „glaubwürdiger“ hat das nichts zu tun. Ich glaube es Bürger, dass Graffunder beteiligt war. Aber da er sich nicht äußert, in welcher Form und wann, muss ich eben davon ausgehen, dass er auch 1960 gemeint haben und die Formulierung „Zoodirektion“ seinen Vorgänger Witstruk durchaus einschließen kann.

Du schreibst: „Graffunder als Aushängeschild in einer Broschüre, die für Besucher gedacht ist? Welcher Magdeburger Zoobesucher konnte 1967 etwas mit Graffunder anfangen?“ Gegenfrage: Welcher Zoobesucher kann – wann auch immer – mit Grabenprofilen und „Fußbremsen“ etwas anfangen? M.E. war die Broschüre eher ein Referenzobjekt des Zoos, das AUCH im Zoo verkauft wurde, aber nicht in erster Linie für Zoobesucher verfasst worden war. Mitherausgeber (im Gegensatz zu den Zooführern) war der Rat der Stadt, also dürften Zoo und Stadt diese Broschüre vor allem als Beleg ihrer Leistungsfähigkeit auf entsprechender Ebene „branchenintern“ einsetzt haben, so wie das auch noch heute hie und da mit entsprechenden Druckwerken gemacht wird.

Ich zitiere weiter: „Und mit der gleichen Sichtweise muss ich dann natürlich auch die Frage stellen, warum man an Steinhagen als Architekten glauben sollte? Im Gegensatz zu Graffunder wird er nur einmal namentlich erwähnt.“ Als Einzelperson stimmt das. Aber Steinhagen gehörte zum VEB Hochbauprojekt, Nebenstelle Halberstadt, und dieser findet dreimal Erwähnung: Im JB 1964 und in beiden Bürger-Veröffentlichungen. Dagegen taucht Graffunders VEB Berlin-Projekt (oder einer der Vorgängerbetriebe davon, die es laut Wikipedia gab) NIRGENDWO auf. Aber stand nicht in der DDR das Kollektiv sogar noch über dem Einzelnen…?

Ich habe nichts davon geschrieben, dass Bürger mit seiner Erwähnung Graffunders in der Sonderbroschüre „das Ministerium umstimmen“, sondern dass er vielleicht den Architekten, welcher für die Zooszene anscheinend seit 1966/67 verloren war, „kitzeln“ d.h. zu einer Art Rückkehr in die Branche animieren wollte. Die Sache mit dem Ministerium war übrigens längst vorher durch einen gemeinsamen Brief aller DDR-Zoos in die Wege geleitet worden (siehe Halle-Chronik), demnach hatte es da durchaus Möglichkeiten gegeben – wenn auch nicht auf Dauer. Dass du die Ministerien der DDR ganz anders kennengelernt hast, will ich dir gern glauben, aber wohl kaum im Jahre 1967.

Weiter unten hast du bezüglich meiner Vermutungen zu Steinhagen geschrieben: „Anschließend dann lässt man ein Haus detaillierter entwerfen, von einem völlig unbekannten Architekten, der weder davor, noch danach ein Tierhaus entworfen hat, sondern der sich mit dem Städtebau in Halberstadt beschäftigte. Dieser Mensch zieht dann allein das erste Dickhäuterhaus der DDR durch.“ Nun, bis in die jüngere Zeit hinein dürften wohl in den meisten Zoos Bauten entstanden sein, die nicht von spezialisierten Zoo-Architekten entworfen wurden (und selbst die haben irgendwann mal als unbekannte, „normale“ Architekten angefangen), warum sollte das ausgerechnet in Magdeburg anders gewesen sein? Und was genau war denn die besondere architektonische Leistung am DHH, die nur ein Ausnahmekünstler hätte schaffen können?

Liz schrieb einmal hier im Forum sinngemäß, das DHH erinnere sie optisch an eine Schulturnhalle. Wie eine solche ist es tatsächlich kubisch, luftig, hell und als leicht zu reinigen konzipiert und benötigt eine gute Heizung und Belüftung. Ähnliches gilt für ein Schwimmbad, dort braucht man noch leistungsfähige Wassertechnik. Schmeißt man die Voraussetzungen für eine Turnhalle und ein Schwimmbad zusammen, kommt also schon ein ganz passables Grundkonzept für ein Dickhäuterhaus der Nachkriegszeit heraus, nur dass im Wasserbecken eben Flusspferde statt Menschen planschen und statt Halterungen für Kletterseile welche für Elefanten-Fußketten einbetoniert werden müssen. Wer also in der Lage ist, eine Turnhalle und ein Schwimmbad zu planen, der konnte in den 60er Jahren auch ein Zootierhaus planen – warum sprechen wir denn von der Ära der „Badezimmerarchitektur“? Tierhäuser hatten damals – im Kontrast zu den Bauten der Vorkriegszeit – hell, luftig, hygienisch und dem Zeitgeist entsprechend „modern wirkend“ zu sein: Das galt aber zur gleichen Zeit auch für die Neubauten von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden, Fabriken usw., warum sollte man nicht auf deren Basis Zootierhäuser bauen? In anderen DDR-Zoos hat man Bauelemente von HO-Kaufhallen zu einem Menschenaffenhaus verarbeitet oder wollte aus einer Schwimmhalle „Typ Anklam“ ein Delphinarium machen… Alles, was Steinhagen brauchte, waren ergänzend ein paar tierspezifische Angaben: Gitterstärken, Grabenbreiten, Mindestmaße für Ställe usw., denn um verhaltensgerechte Bauweisen machte man sich damals in der Zoowelt ohnehin kaum einen Kopf. Da konnte vielleicht Graffunder mit ein paar Tipps aushelfen (Konsultation!), Steinhagen konnte sich die Baupläne anderer Häuser erbitten und sich andere Anlagen (z.B. Leipzig) selbst ansehen. Man schickte zudem Bürger nach Westberlin, um Einblick in dortige Baupläne zu nehmen. Ob Steinhagen mit von der Partie war, wissen wir nicht; da er kein Zoomitarbeiter war, müsste ihn die Chronik in diesem Zusammenhang nicht zwingend erwähnen. Aber vielleicht durfte er auch schlichtweg im Gegensatz zu Bürger und Schwichtenberg nicht reisen.

Abschließend zur Nashornfrage: Der Vergleich mit den Elefanten und Schimpansen hinkt. Beide Tierarten wurden (wie vielerorts) als Jungtiere angeschafft und für den engen Kontakt mit Pflegern trainiert, so dass man relativ leicht Einfluss auf sie nehmen und sie einfacher selbst unter provisorischen Bedingungen unterbringen konnte. Die Gefahr eines Grabensturzes z.B. gab es für beide nicht – im Gegensatz zu den Nashörnern, denn auch eine provisorische Rohrbarriere vor dem Stall ist eher eine symbolische Grenze als ein wirkliches Hindernis, falls z.B. bei Streit unter zwei Nashörnern die volle Körperkraft eingesetzt wird.
(06.10.2011, 15:28)
Oliver Jahn:   @Carsten, deine erste Variante hat wirklich was und wäre sicher deutlich praktischer gewesen. Bei der zweiten Variante hingegen hätte man die Nashörner innen immer nur im Stall hinter dem Flusspferdbecken gesehen und der Platz für die Besucher wäre halbiert, etwas nicht ganz unproblematisch, wenn ein Zoo nur ein einziges Warmhaus hat, mit dem er Besucher auch in der kalten Jahreszeit in den Zoo locken will. Und damals baute man ja aber in Zoos noch in erster Linie Tierhäuser, um dem Besucher Tiere zu zeigen. Von daher halte ich diese Variante für nicht so glücklich für den Besucher, für die Tiere wäre sie es auf jeden Fall gewesen.
(06.10.2011, 15:12)
Oliver Jahn:   @Michael, was ich nicht verstehe, warum man die Trennung des Beckens, wie von dir vorgeschlagen, nicht trotzdem vorgenommen hat, auch ohne den Zuschlag vom Elefantenbad. Der Effekt wäre der gleiche, man hätte die Tiere getrennt und nacheinander zu Wasser lassen können. Ich kenne einige deutlich kleinere Becken, die man in Zeiten mit Nachwuchs provisorisch getrennt hat. Einige davon auch nur mit einem Zugang, wir in Halle. Auch Leipzig hat provisorisch getrennt und in Budapest sind die Führungsschienen für ein temporäres Trenngitter bis heute da. Die Ausbleibenden Zucht- und Aufzuchterfolge in Magedburg hätten doch früher oder später mal diese Idee in den Vordergrund rücken müssen.
(06.10.2011, 14:16)
Michael Mettler:   @Carsten: Der Hinweis auf das gemeinsam für Flusspferd und Elefant nutzbare Badebecken könnte bedeuten, dass dieses Becken in der Erstplanung so groß war wie beide später gebauten Becken zusammen und eine Hippo-Trennmöglichkeit beinhaltete. Dann hätte man zwei Tiere auch mit nur einem Beckenzugang getrennt (nacheinander) zu Wasser und an Land lassen können, wenn auch nur durch das jeweils andere Abteil hindurch. Aber solche Durchgangslösungen gab und gibt es schließlich auch bei anderen Zootieren. Zu Gunsten eines eigenen Elefantenbades könnte dann schlichtweg die Trennmöglichkeit gekippt worden sein - nach dem Motto "Wird schon schiefgehen", was ja offenbar auch bei der Planung für zwei Nashörner mit nur einem Stall verfolgt wurde.

Was die gefahrlose Arbeit betrifft: Denkst du da nicht zu sehr nach heutigen Maßstäben? Wenn ich mir die Bilder aus den 60er Jahren so ansehe, scheint es (und das nicht nur zu dieser Zeit) durchaus üblich gewesen zu sein, dass die Pfleger zu Hippos und Rhinos hineingingen. Nicht umsonst enthält das Magdeburger Haus die Notfall-Fluchtlücken in den Stallrückwänden links und rechts außen und ein Hippo-Trenngitter, durch das ein Mensch hindurchpasst.

Übrigens haben selbst versierte Zoologen schon Häuser "abgeliefert", über die man nach heutigen Maßstäben nur den Kopf schütteln kann. Als ich das berühmte Hedigersche Afrikahaus in Zürich, von dem ich bis dato nur Fotos kannte, erstmals in natura von innen sah, war ich erschrocken über die geringen Abmessungen - und zu diesem Zeitpunkt lebten die beiden größten Arten, Breitmaulnashorn und Flusspferd, nicht mal mehr darin. Und erst lange danach erfuhr ich via Grundriss, dass es für die Flusspferde nicht mal Absperrboxen gab!
(06.10.2011, 11:45)
Carsten Horn:   Mit ein bissel mehr Grips hätte man sogar die große Lösung verwirklichen können, welche vier Ställe ermöglicht hätte.

Das ehemalige Badebecken als Stall nutzen, das Badebecken davor, so hätte man zwei Hippo- und zwei Nashornställe gehabt und das Badebecken wäre sogar größer gewesen als das tatsächlich gebaute.Die Elefantenbadewanne hätte man wahrscheinlich auch noch vergrößern können. Und bei cleverer Planung der Zwischenschieber hätte man unter Einbeziehung des Badebeckens sogar vier einzeln aufgestallte Tiere (2 Hippos, 2 Nashörner) so umschiebern können, das der Pfleger gefahrlos in einem leeren Stall arbeiten könnte...

(06.10.2011, 08:59)
Carsten Horn:   Zu Halle kann ich nicht viel sagen, da hab ich es leider nie hingeschafft und kenne die Haltung nur von Bildern... Aber vielleicht konnte man aus einem bestehenden Haus, welches bereits um die Jahrhundertwende gebaut wurde, einfach nicht mehr herausholen, auch wenn die Umbauplanung von einem Zoologen stammte (der natürlich auch mal einen schwarzen Tag haben kann), :-)

Ich würde auch eher einen Vergleich zu Stuttgart ziehen, wo das Haus etwa gleichaltrig ist, zwei Ställe und ein Badebecken im Haus und selbstverständlich gibt es von jedem Stall einen Zugang zum Badebecken... Oder Gelsenkirchen, da war das Haus sogar gute 15 Jahre älter als in Magdeburg.

Graffunder "rausschmeißen" will ja Michael, nicht ich, g, welcher Architekt das nun verbrochen hat, überlasse ich Euch, aber irgendeiner wird da schon beteiligt gewesen sein ...

Jedenfalls hätte man mit einfachen Mitteln die Haltung deutlich verbessern können und hier erwarte ich eigentlich, das ein beteiligter Zoologe das durchsetzt. Ich hab das einfach mal in den Plan gezeichnet, hätte man das Becken einfach etwas vorgezogen, wären zwei Zugänge möglich gewesen (und ein bissel mehr Schwimmraum hätten die Hippos auch noch bekommen)...
(06.10.2011, 08:50)
Oliver Jahn:   @Carsten, jetzt wirds richtig spannend.
Graffunder...raus!
Bürger...raus!
Möglicherweise wurde das Haus gar nicht entworfen, sondern man lies die Baufirma einfach machen, wozu sie Lust hatte! :-)
Aber im Vergleich dazu schau dir mal die Flusspferdhaltung in Halle an. Die hat ein Zoologe umgeplant. Und das erst Anfang der 70er. Und sie hatte Bestand bis 1997.
(05.10.2011, 23:47)
Oliver Jahn:   @Michael, genau das ist es ja, was ich meine. Mir fehlt vielleicht bei der Faktenlage, die ich habe, deine Fantasie, um daraus solche Geschichten zu entwerfen.
Ich gebe ja gern zu, dass sie spannend klingen, nur kann ich auch da nur wiederholen, das ist mir ein wenig zu belletristisch und es sind mir viel zu viele "es könnte vielleicht und möglicherweise" sein.
Ich gehe noch immer davon aus, wir haben die gleichen Quellen.
Bürger benennt in seinen beiden Schriften weder Witstruk, noch Schöne, noch Böhl.
Möglicherweise haben die drei mit dem Haus, über das wir reden, schon gar nichts mehr zu tun, weil das was sie planten, nie umgesetzt wurde.
In den Quellen zum Dickhäuterhaus, so wie es gebaut wurde, finde ich sie nicht.
Verschachtelte Einzelbauten, die man dann drehte und zusammenfügte, finde ich nirgendwo.
Aber den Fakt, EIN Haus für drei Arten auf einem Plan von 1960.
Dass man vor 1960 oder auch zwischenzeitlich danach abweichend vom Perspektivplan und aus was für Gründen auch immer nur ein Elefantenhaus plante (aus wie vielen Großprojekten wie vieler Zoos wurden später nur Miniaturversionen?), aus dem dann vielleicht später unter Bürger erst (wieder) ein richtiges Dickhäuterhaus wurde, das kann durchaus sein, spielt aber aus meiner Sicht keine Rolle, oder vielleicht doch? Weil genau aus diesem Grund eben Schöne, Böhl und Witstruk mit DEM Dickhäuterhaus, über das wir reden, (und nur das meine ich)gar nichts mehr zu tun hatten?
Aber Graffunder wird bezüglich des Hauses benannt, welches gebaut wurde, von Bürger, das ist ein Fakt, den ich sehe.
Die Gründe, die du dafür als möglicherweise angibst, sind nicht ausgeschlossen. Allein aus den Quellen aber finde ich nichts, was dafür spricht. Aber aus meiner Sicht spricht einiges dagegen. Graffunder als Aushängeschild in einer Broschüre, die für Besucher gedacht ist? Welcher Magdeburger Zoobesucher konnte 1967 etwas mit Graffunder anfangen? Meine Eltern kannten ihn zu der Zeit noch nicht, und sie kauften das Heft als regelmäßige Zoogänger.
Dann nutze ich das Aushängeschild doch eher in einem Artikel, der an die Fachwelt gerichtet ist.
Aber genau da "degradiert" Bürger ihn deiner Meinung nach hinter Steinhagen auf den dritten Platz. Für mich nicht unbedingt nachvollziehbar.
Bürger will das Ministerium umstimmen mit der Erwähnung des Namens in einer Besucherbroschüre? Tut mir leid, auch da habe ich die DDR und ihre Ministerien anders kennen gelernt.
Dann erinnerst du noch einmal daran, dass das, was konkret aus den Quellen als Graffunders Beteiligung hervorgeht, sich nur auf den Gesamtplan von 1960 bezieht. Für mich sind die beiden Schriften von Bürger auch Quellen, und hier nennt dieser ihn keinesfalls im Bezug auf einen Gesamtplan, sondern als jemanden, der zu DIESEM Dickhäuterhaus konsultiert wurde.
Warum ist die Quelle, die ihn in Zusammenhang mit dem Gesamtplan bringt, für dich glaubwürdiger, als die Schriften Bürgers, die sich nicht mit dem Zoo, sondern dezidiert mit dem Haus beschäftigen, um das es hier geht?
Ich sehe da keinen Hinweis, und keinen einzigen Fakt, aus dem das hervorgehen würde.
Und mit der gleichen Sichtweise muss ich dann natürlich auch die Frage stellen, warum man an Steinhagen als Architekten glauben sollte?
Im Gegensatz zu Graffunder wird er nur einmal namentlich erwähnt. Und das in der gleichen Schrift, in der auch Graffunder genannt wird. Ich habe in keinem Satz von dir gelesen, dass du Steinhagen anzweifelst.
Ich tue es auch nicht, weil es keinen einzigen Fakt gibt, der diesen Zweifel begründen würde. Dass zwei unterschiedliche Ersteller von Plänen für dieses Haus in beiden Veröffentlichungen zu finden sind, das zeigt mir, dass zwei Leute, die in der Lage sind, solche Pläne zu erstellen, beteiligt waren, schließt aber Steinhagen genau so wenig aus, wie Graffunder.

Und dann kommt noch einmal das zweite Nashorn, welches vermutlich zu teuer war.
Ich versuche mich auch hier an Fakten zu halten. Einen Preis für die Nashörner finde ich nicht. Du auch nicht. Ich lese aber, dass Spitzmaulnashörner (und in der 60 Jahre -Chronik steht nicht, dass dieses nur im Vergleich zu den anderen Nashornarten so sei) relativ günstig waren in der Zeit. Das ist der Fakt, den ich habe.
Und auch hier spricht für mich nichts dafür, diesen Fakt anzuzweifeln. Im Gegenteil, ich komme jetzt zum dritten Mal mit der Gesamtsumme. Was macht ein Nashorn, welches unter 20.000 Mark kostet, im Verhältnis zu einer Gesamtsummer von 1,5 Millionen aus? Das sind unter 1,3 %.
Vor dem Bau werden durch großzügige Spenden zwei Elefanten gekauft.
Der Bau selber wird über Lotterie und Spenden finanziert.
Nach dem Bau, da will man einen Afrikanischen Elefanten. Der kostet 20.000 Mark. Also findet ein großer Spendenaufruf statt. "Zahlreiche Magdeburger Bürger und Betriebe hatten durch ihre Spenden den Erwerb der kleinen Elefantenkuh erst möglich gemacht".
Nach dem Tod der beiden Inderinnen sammelt man 1972 wieder Spenden, damit Arusha nicht allein steht und bekommt rund 83.500 Mark zusammen, für neue Elefanten.
So finde ich es in den Quellen.
1970 aber, da kommt das zweite Nashorn in den Zoo. Es wird gekauft. Punkt.
Ganz ohne große Spendenaktion? Ganz ohne Lotterie? Ganz ohne Betriebsschenkungen? Obwohl es doch so teuer ist?
Vielleicht wird Kenia einfach gekauft, weil ihre Kaufsumme bereits bezahlt ist, oder zumindest bereits in der zur Verfügung gestellten Summe für das Dickhäuterhaus enthalten ist. Das ist meine Vermutung.
Das, was ich aber aus den Quellen lese, das sagt nur: Spitzmaulnashörner sind relativ günstig und man hat Kenia, ohne mit einem Wort hier Spender zu bennen, einfach gekauft.
Und selbst für die Risikogründe, welche du mit der fehlenden Außenanlage und dem einzelnen Stall begründest, sehe ich keinerlei Hinweise in den Quellen. Sondern auch hier finde ich eher das Gegenteil deiner Vermutung.
"Wie weit aber der Weg beim Aufbau eines Zoos ist, zeigten die 60er Jahre. In dieser Zeit konnte man Tiere noch kaufen, und sich anschließend erst Gedanken über ihre angemessene Unterkunft machen."
Exemplarisch werden dann die ersten Elefanten im Wirtschaftshof und die Schimpansenhaltung genannt. Beide Haltungen sind für heutige Verhältnisse undenkbar und extrem risikoreich. Trotzdem gab es sie. Und die Elefanten dürften ähnlich wertvoll gewesen sein. Dass man dann bei einem nagelneuen und hochmodernen Haus, dem ersten dieser Art in der DDR, bei dem man fälschlicherweise eh davon ausging, man könne die Nashörner zusammen in einem Stall halten, plötzlich Bedenken bekommt, nur weil die Außenanlage noch nicht steht, aber in den nächsten Monaten folgen soll, das halte ich gerade bei den Verhältnissen in Magdeburg unter diesen Umständen ebenfalls für nicht sehr wahrscheinlich.
Die Quellen aber sagen auch darüber nichts aus.
Von daher bleibt es eben aus meiner Sicht so, dass ich aus den benannten Gründen deine Theorie wirklich spannend finde. In der Quellenlage hingegen finde ich persönlich sie nicht.

(05.10.2011, 23:33)
Carsten Horn:   Was für mich gegen einen großen Anteil Bürgers an der Planung spricht, ist die dilettantische Planung der Flußpferdinnengehege, das wirkt für mich eher wie "Architektenschwachsinn", geplant ohne die Lebensbedürfnisse der Tiere zu berücksichtigen...

Das beantwortet natürlich nicht die Frage, welcher Architekt da jetzt hauptsächlich was verbrochen hat, g...
(05.10.2011, 20:35)
Michael Mettler:   Nachtrag: Neben Graffunder, der ohnehin in Berlin ansässig war, hatten wahrscheinlich auch Witstruk, Schöne und Böhl noch die Möglichkeit, sich die Heinroth-Häuser gründlich anzuschauen, da das große Hindernis in Form der Berliner Mauer erst 1961 ins Spiel kam.
(05.10.2011, 15:56)
Michael Mettler:   @Oliver, die letzte Frage zuerst: Weil es dem aufstrebenden Zoo einen Aha-Effekt in der Zoowelt verschaffte und Graffunder immerhin einst (1960) u.a. einen Dickhäuterkomplex in einen fiktiven Zooplan gezeichnet und ihm damit den Standort und einen Umriss zugewiesen hatte. Was bei dieser Konsultation noch besprochen wurde und sich nicht in Veröffentlichungen niederschlug, wissen wir natürlich nicht. De facto wäre damit aber eine Beteiligung des begehrten Architekten, der zu dieser Zeit schon in punkto Zoos auf verschiedenen Hochzeiten tanzte und ja wahrscheinlich auch noch Anderes zu tun hatte, schon gegeben, und man dankte ihm nach Eröffnung des Hauses dafür (Warum auch nicht?). Ich würde dabei sogar etwas Kalkül nicht ausschließen: Graffunders Planungsbüro hatte 1963 die Zusammenarbeit mit sämtlichen Zoos aufgekündigt (Grund?) und diese mussten einen (Bitt-?)Brief an das Ministerium für Kultur schreiben, damit Berlin-Projekt wenigstens noch bis 1966 für sie weitermacht (Ob das Büro sich über diese Einflussnahme gefreut hat und entsprechend motiviert war, wäre eine interessante Frage). Als die Sonderbroschüre erschien (1968), hatte Graffunder schon seine Stelle gewechselt (1967) und kümmerte sich laut Wikipedia nur noch um Wohnungsbau - ich fand im Graffunder-Thread des Forums keinen Zoobau mehr, der ab diesem Zeitpunkt irgendwo von ihm geplant wurde (bis zu seiner Rückkehr in die Materie Anfang der 80er). Wäre ich damals an Bürgers Stelle gewesen, hätte ich vielleicht ebenfalls die Herausgabe einer Sonderpublikation genutzt, den begehrten, aber gerade abgesprungenen Planer mit seiner Erwähnung noch mal "für die Zooszene zu kitzeln". 1976, bei Erscheinen des ZG-Artikels, war diese Hoffnung vermutlich längst dahin, denn Graffunder hatte in den vorangegangen Jahren "Wichtigeres" als Zoobauten geplant, u.a. den Palast der Republik - da hätte Bürger es sich ohne weiteres leisten können, die Gewichtung in seiner Aussage zu verändern und nunmehr den tatsächlichen Bauplaner - nun sogar namentlich - in den Vordergrund zu stellen. Dass er den inzwischen preisgekrönten Architekten selbst für einen vielleicht nur kleinen Anteil am Projekt trotzdem noch würdigte - wer hätte das nicht getan? Was Bürgers Kritik am Gebäude betrifft, habe ich mich ja schon geäußert.

Nur zur Erinnerung: Das, was konkret als Tätigkeit von Graffunder aus den Quellen ersichtlich ist, beschränkt sich darauf, dass er 1960 einen GesamtLAGEplan (nicht BAUplan!) des Zoos zusammen mit Schöne aus Magdeburg erarbeitet hat. Es ist nirgends die Rede davon, dass er Entwürfe einzelner Gebäude oder Anlagen gemacht hat, die über diesen Lageplan hinausgehen, und mir sind bisher auch keine solchen Entwürfe zu Gesicht gekommen, weder für das DHH noch für irgendein anderes Projekt aus dem Perspektivplan. Bei den drei anderen Quellen, die seinen Namen nennen und beide erst (teilweise weit) nach Abschluss des Projektes erschienen sind, wird lediglich seine Konsultation ohne jegliche Angabe von Zeitpunkt und Umfang seiner Tätigkeit bzw. (in der 50-Jahre-Chronik) wiederum nur der Perspektivplan erwähnt.

FALLS Graffunder mehr als das bislang Nachweisbare zum DHH beigetragen haben sollte, wozu waren dann eigentlich langwierige und ausführliche Projektierungsarbeiten nötig durch
1) das Projektierungskollektiv Schöne vom Stadtbauamt,
2) Herrn Böhl vom Projektierungsbüro beim Rat der Stadt,
3) Herrn Dipl.-Ing. Rudolf Steinhagen vom VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betriebsteil Halberstadt
und vielleicht sogar noch weitere Stellen (denn nicht jede Erwähnung von Projektierungsarbeiten in den JB ist namentlich zugeordnet),
von denen die beiden Erstgenannten durch den Zoobeirat laut JB 1961 als "musterhaft" bewertet wurden und "ungeteilte Zustimmung und Anerkennung" fanden? Das klingt nicht nach Zuarbeit für den Stararchitekten im fernen Berlin, sondern eher, als hätten die beiden ortsansässigen Büros sich viel Mühe gegeben, um einen Weg zu finden, die konkrete Planung in (vermutlich kostengünstigerer) Magdeburger Eigenarbeit zu stemmen - wenn auch vielleicht aufbauend auf Vorschlägen (!) Graffunders, das schließe ich gar nicht aus (siehe oben).

Oliver, es sind übrigens nicht nur drei genannte Personen. Bürger schreibt "Zoodirektion", und die bestand seit Erstellen des Perspektivplans aus zwei aufeinander folgenden Personen: Vergiss Witstruk nicht.

Deine Anmerkung zu Bürgers Statik- und Steinhagens Biologiekenntnissen ist zwar launig, aber erstens war auch Graffunder m.W. kein Biologe (und die meisten seiner Entwürfe für Zoos blieben unverwirklicht, vielleicht lag das nicht nur an der Bausituation), und zweitens schickte man irgendwann zwischen 1964 und 1966 einen Zoodirektor (!) und einen Zooinspektor (!) nach West(!)-Berlin, um sich Baupläne (!) zeigen zu lassen und Anregungen zu holen. Wofür war das nötig, wenn doch DER Zooplaner der DDR schlechthin für das Projekt verantwortlich gezeichnet haben soll - der übrigens wie gesagt bis dahin nicht ein einziges bereits gebautes Dickhäuterhaus als Referenz vorweisen konnte und dem es unterlaufen sein soll, trotz ausreichend vorhandener Fläche nur einen einzigen Nashornstall für zwei Nashörner, dafür aber einen fast beispiellos großen Außen-Landteil ausgerechnet für Flusspferde einzuplanen?

Die Quellenlage ermöglicht ohne Weiteres folgenden Ablauf:

Man holt sich 1960 den prominenten Zoo-Architekten Graffunder, weil man große Ziele hat. Dieser setzt sich mit dem Zoodirektor Witstruk und dem Stadtbauamt-Gartenarchitekten Schöne zusammen, erarbeitet, welche Tierarten erwünscht sind, wo das Gelände die dafür nötigen Anlagen zulässt und wie man diese professionell in einem schlüssigen und wirkungsvollen Zusammenhang (Blickachsen o.ä.) präsentieren könnte. Das Ergebnis dieses Trios schlägt sich in einem fiktiven Zoolageplan wieder, mehr aber auch nicht - siehe 50-Jahre-Chronik: Der fertige (!) Perspektivplan lag erst ein paar Jahre später vor (und sah vermutlich schon wieder ganz anders aus). Das war vielleicht schon die ganze "Entwicklungshilfe Graffunder". Danach setzt sich Schöne, einer der drei "Väter" des Plans, mit dem ebenfalls städtischen Büro Böhl (Projektierungsbüro beim Rat der Stadt) zusammen und überlegt, wie man die Idee eines Dickhäuterkomplexes mit den Magdeburger Möglichkeiten (auch finanzieller Art) in die Tat umsetzen könnte. Witstruk schafft derweil schon mal den ersten Jungelefanten an, um die Bevölkerung auf die großen Pläne aufmerksam zu machen und mit dessen Hilfe Spenden und freiwillige Arbeitsleistungen einwerben zu können (das Plakat!). Demselben Zweck (Signalwirkung, Aufbruchstimmung) dient die Umbenennung in „Zoologischer Garten“. Wenige Tage nach Eintreffen des Elefanten (Der zweite ist vielleicht schon bestellt?) erhält Witstruk eine Anfrage aus Halle, wo man jemanden mit seinen Fähigkeiten sucht, und geht darauf ein. Warum er „sein Kind“ Magdeburger Zoo verlässt, wäre übrigens auch noch eine interessante Frage – hatte er ursprünglich größere zoologische Pläne und fühlte sich von der Stadt ausgebremst? Im Perspektivplan fehlen – wie mir erst jetzt auffiel – auch Giraffen, eines DER Zootiere schlechthin, und die Zooerweiterung stand ja eh in den Sternen.

Mit Bürger kommt 1961 ein neuer Zoodirektor und hat vielleicht erst mal andere Sorgen, vermutlich aber auch ein paar eigene Ideen und Wünsche – er kommt aus Berlin und hatte wahrscheinlich vor dem Mauerbau noch die Möglichkeit, Katharina Heinroths Elefantenhaus und Flusspferdhaus zu sehen. Eventuell nimmt er im Perspektivplan gleich kleine Änderungen vor. Schöne und Böhl haben ihr Konzept (die Vorprojektierung) fertig und stoßen damit auf sehr positive Resonanz. Die Dickhäuter sind in getrennten Bauten eingeplant, die man nacheinander bauen kann, wobei das Elefantenhaus auch wegen der bereits vorhandenen Bewohner Priorität genießt. Sein Grundentwurf besteht aus den heutigen rechten zwei Dritteln des Hauses, die linke Außenmauer verläuft an der heutigen Stallvorderkante des Rhino-Traktes. Die beiden Elefanten erhalten erst mal einen provisorischen Auslauf in der Nähe des Baugrundes.

Bürger überlegt, ob man nicht entgegen dem Entwurf von Schöne und Böhl aus Gründen der Ersparnis von Baukosten drei Dickhäuterarten im selben Haus unterbringen könnte. Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten wird 1963 ein „Plan B“ erstellt, bei dem man das entworfene Elefantenhaus mit einer späteren Erweiterungsmöglichkeit durch einen Anbau für Nashörner (noch mit zwei Stallungen?) und Flusspferde versieht. Alle Pläne sind noch immer so in der Schwebe, dass Pilz in seinem Buch über die DDR-Zoos nichts davon schreibt. Auf Lösungsvorschläge von Graffunder kann man nicht mehr zurückgreifen, weil sein Büro die Tätigkeit für Zoos aufkündigt (vermutlich nicht ohne Vorgeschichte) und nicht klar ist, ob das rückgängig gemacht werden kann. Möglicherweise verschlechtert sich auch die Bausituation insgesamt in der DDR (darüber weiß ich zu wenig), so dass Bürger befürchtet, dass der Anbau nie verwirklicht werden könnte (nicht mal die im Tierpark der Hauptstadt projektierte Elefantenhalle wurde bis dahin umgesetzt).

Also sucht er nach einem Ausweg, alle drei Tierarten mit minimalem Zusatzaufwand in derselben Halle unterbringen und technische Einrichtungen wie Heizung und Lüftung auf diese Weise doppelt und dreifach nutzen zu können. Ihm kommt die Idee, den zusätzlichen Stalltrakt um 90 Grad zu drehen und mit der Einblickseite gegen das Elefantenhaus zu setzen, was einen zusätzlichen Besucherraum einspart. Die Flusspferde werden links hinten und ihr Innenbecken so in die Besucherhalle hinein eingeplant, dass es auch von den Elefanten mitbenutzt werden kann. Schweren Herzens muss sich Bürger entscheiden, auf einen Innenstall zu verzichten, damit der Trakt nicht über die Vorderfront des Hauses hinausragt; das würde dem Haus nicht nur Wirkung nehmen (z.B. den Ausblick aus der Besucherhalle auf die Außenanlage der Nashörner), sondern besagtem Außengehege auch die Sonne. Da Flusspferde gut zu züchten sind und die Nachzuchten Einnahmen bzw. Tauschmöglichkeiten versprechen, während Nashorn-Zuchterfolge unsicher sind, bekommen die Hippos zwei Ställe. Bürger hofft, langfristig zwei Nashörner zusammen im dritten unterbringen zu können. Seine Idee entwickelt er zusammen mit Dipl.-Ing. Rudolf Steinhagen vom VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betriebsteil Halberstadt, der 1964 den zusätzlichen Gebäudeflügel kostensparend ohne architektonischen Schmuck entwirft und den nach Streichen des ursprünglich gedachten Traktes entfallenen, aber notwendigen zweiten Eingang in die Glasfront des Elefantenhauses integriert – in ganz schlichter Form, damit er wenig kostet und mit dem Schmuckeingang weiter rechts nicht auf engem Raum um die Wirkung konkurriert.

Von diesem Neuentwurf, der zu einer weitgehenden Neuprojektierung führt, lässt man ein Modell bauen, mit dem weitere Spendenmittel eingeworben werden sollen. (Für die 2. Auflage von „Tiere um uns“ kommt der Entwurf zu spät, aber Pilz/Puschmann heben die Überlegungen des Zoodirektors für eine eventuelle – und später verwirklichte - 3. Auflage auf.) Ebenfalls 1964 wird im Berliner Zoo das neue Nashorn-Tapir-Haus eröffnet, das mit der (erstmals?) gitterfreien Einsicht in Nashorn-Stallboxen aufwartet. Anstrengungen werden unternommen, Bürger eine Studienreise nach Westberlin zu ermöglichen, die irgendwann im Zeitraum zwischen 1964 (seit diesem Jahr ist Schwichtenberg Zooinspektor) und 1966 (Nennung Bürgers als Fachbesucher im Berliner JB) stattfindet und nach der Bürger diverse Anregungen in den Magdeburger Bau einfließen lässt (je nach Zeitpunkt der Reise noch in die Planungsphase oder spätestens in den Innenausbau und die Gestaltung der Außenanlagen). Möglicherweise werden in diesem Zusammenhang einige im Modell dargestellte Details verändert (z.B. die Form der Elefantenanlage und der Wasserbecken) und im Haus zwei getrennte Wasserbecken statt einem verwirklicht.

1965 bis 1967 werden das DHH und die Elefantenanlage gebaut. Bereits vor der Eröffnung fasst Bürger das Konzept des Hauses und bauliche Details für eine Veröffentlichung zusammen, verwendet dabei aber auch noch Zeichnungen und das Modell, die verschiedene Planungsstadien, aber nicht mehr den letzten Planungszustand zeigen – weshalb auch die Außenanlagen bis auf das Flusspferd-Außenbecken (Weil es wegen des Anschlusses an die Heizungsanlage frühzeitig geplant werden musste?) in den Zeichnungen fehlen. Zur Erwähnung Graffunders siehe oben. Im August 1967 trifft ein Nashorn ein; aus Kosten- und Risikogründen wird vorerst auf ein zweites verzichtet, auch muss sich der gitterlose Einblick erst bewähren. (Vielleicht gab es sogar einen Plan B, bei Misslingen der Nashornhaltung dort auf Tapire umzusteigen.) Im September und Oktober treffen die beiden Flusspferde ein und werden wie das Rhino noch für die Broschüre fotografiert, danach wird das Manuskript noch 1967 abgegeben, aber erst 1968 veröffentlicht. Möglicherweise schickt Bürger das Manuskript zeitgleich an den „Zoologischen Garten“, wo es aber wie viele andere Manuskripte über Jahre hinweg liegenbleibt. Es erscheint letztlich erst 1976, und Bürger nutzt die Chance, nicht nur eine Widmung zum 65. Geburtstag seines früheren Berliner Chefs und Ausbilders Dathe hinzuzufügen, sondern auch den Text und das Bildmaterial (auch die Grundrisse usw.) zu aktualisieren, die bisherigen Erfahrungen mit dem Haus zu schildern und durch Umstellung eines nicht ganz unwichtigen Satzes den Mann zu ehren, mit dem zusammen er die letzte und verwirklichte (!) Version des DHH auf die Beine gestellt hat: Steinhagen. Zu Graffunder: siehe oben.

Meine Theorie über den veränderten Perspektivplan habe ich für diese Chronologie wiederum erst mal weitestgehend außen vor gelassen (ein Thema ist es für mich noch immer), denn es ging mir ja vorerst darum, alle (!) mir vorliegenden Fakten miteinander in Einklang zu bringen.
(05.10.2011, 14:03)
Oliver Jahn:   @Michael, jetzt bin ich aber froh, dass du deinen Vergleich selber als plump bezeichnest, denn damit ersparst du mir die Bezeichnung. ;-)
In deinem Vergleich gehst du von der Tatsache aus, dass ein berühmter Künstler ein paar Kritzeleien abgibt, andere daraus ein Bild machen, und fragst dann nach dem Urheber. Da fällt die Antwort eindeutig aus.
Im Satz vorher aber schreibst du, dass Graffunder möglicherweise nur einmal! hinzugezogen wurde und erweiterst das um die Spekulation, er könne dem Haus sogar nur den Umriss gegeben haben.
Ich bewundere dich für deine Fleißarbeit, mit der du hier die Quellen zusammengestellt hast.
Fast alle diese Quellen standen mir auch zur Verfügung. Und in denen ist es für mich eben überhaupt nicht so, wie bei deinen Künstlern mit dem Goldhelm. Nach wie vor sehe ich in ihnen keinerlei Hinweise, die eine Nichtbeteilung Graffunders wahrscheinlicher machen, als eine Beteiligung.
Im Gegenteil, in einem Punkt habe ich sogar noch ein weiteres Indiz gefunden. Auch mir ist aufgefallen, dass selbst im Sonderheft Pläne von unterschiedlichen Erstellern enthalten sind. Diese werden dann, im Vergleich zum Artikel noch deutlicher.
Bürger nennt in beiden Publikationen zwei Architekten, einmal Graffunder plus eine weitere Firma, beim zweiten Artikel Graffunder und namentlich Steinhagen.
Und nun haben wir zwei unterschiedliche Pläne, sehr ähnlich, aber doch unterschiedlich im Stil und in einigen Details.
Das eine ein Original von Steinhagen, welches dann, nach Konsultation von Graffunder abgeändert wurde?
Bei drei genannten Personen, Zoodirektion, Steinhagen und Graffunder, da liegt die Chance bei 50%.
Möglicherweise hat Bürger selber gezeichnet, ein Biologe mit Statik-Kenntnissen und einem Stil, wie er dem professionellen technischen Zeichnen schon sehr nahe kommt.
Möglicherweise hat Steinhagen neben dem Städtebau in Halberstadt noch zwischen zwei Plänen ein Studium an der ABF in Biologie absolviert, und dort gelernt, dass man Nilpferde jetzt Flusspferde nennt.
Möglicherweise war es aber auch so, wie Bürger es zweimal in den einzigen Schriften, die sich ausführlich und ausschließlich mit diesem, wie du ihn nanntest epochalen Bau beschäftigen, geschrieben hat.
Wer wann einen Vorgänger konzipierte, der nie gebaut wurde, was hinter dem Beginn von Projektierungsarbeiten steckt, die dann ins Leere laufen, das weiß ich nicht und darüber geben unsere Quellen leider auch nicht genug her.
Anhand dieser Datenlage aber an dem zu zweifeln, was einer der definitiven Erbauer selber über dieses Haus schreibt, dafür gibt es für mich einfach nicht genug Fakten, die das stützen würden. Denn der Hauptpunkt meiner Argumentation bleibt weiterhin die Frage:
Warum sonst hätte Bürger Graffunder erwähnen sollen?

(04.10.2011, 23:34)
Michael Mettler:   Eine Ergänzung aus dem JB 1966, die mir erst bei nochmaliger Durchsicht auffiel: "Die Projektierungsunterlagen für die erforderlichen Außenanlagen konnten zum Jahresbeginn fertiggestellt werden." Keine Angabe, wer das gemacht hat, aber offenbar lagen auch diese Pläne nicht schon länger fertig in der Schublade.

Ansonsten finden sich in den Jahresberichten für 1966 bis 1968 zwar einzelne Beschreibungen von Baumaßnahmen, die für unsere Diskussion über die "Urheberschaft" m.E. nichts Brauchbares enthalten, und über Projektierungen und die damit beauftragten Büros nichts mehr.

Allerdings musste ich bei dieser letzten Durchsicht noch lernen, dass die Jahreszahl in der Druckgenehmigungsnummer nicht unbedingt mit dem Erscheinungsjahr gleichzusetzen ist, denn im JB 1967 heißt es: "Über diesen Bau wird in Zusammenwirken mit dem Rat der Stadt Mitte 1968 eine Broschüre 'Das Dickhäuterhaus im Zoologischen Garten Magdeburg' erscheinen...". Sie war also 1967 lediglich verfasst worden (oder etwa auch das nicht mal?) und ist mit diesem Jahr gekennzeichnet, erschien aber erst 1968.
(04.10.2011, 14:50)
Michael Mettler:   Ich bin jetzt mit meiner Zusammenstellung der Quellenlage fertig geworden und habe dabei m.E. auch nichts weggelassen, was für meine Argumentation unbequem sein könnte. Das ist textlich eine Menge Holz geworden, aber erstens haben wir dann mal alles auf einen Blick und zweitens können sich eventuelle Dritte (falls dieses Thema überhaupt noch jemand außer uns interessiert...) ein eigenes Bild von dem machen, worüber wir hier öffentlich debattieren. Ich habe die Ereignisse aus den unterschiedlichsten Quellen in chronologische Reihenfolge gebracht und dabei auch gewisse personelle Veränderungen entsprechend berücksichtigt, weil sie m.E. wichtige Puzzlestücke im Gesamtprozess darstellen., Ich lasse diesmal die erste Perspektivplanung von 1957 und meine Vermutung einer "übergemalten" zweiten Perspektivplanung außen vor, da damit die meisten Spekulationen meinerseits verbunden sind. Ausgangspunkt der folgenden „Chronik“ ist also die veröffentlichte Form des DHH von 1960. Mit Interpretationen versuche ich mich darin weitestgehend zurückzuhalten, Fragen stelle ich allerdings durchaus. Ergänzende Zitate mit Quellenangabe sind natürlich erwünscht, auch wenn sie meiner Argumentation widersprechen sollten!

1960) Zweiter Perspektivplan, mit – um es bewusst vorsichtig, nämlich vom Baukörper unabhängig auszudrücken – einem Anlagenkomplex für Elefanten, Nashörner und Flusspferde. Wie schon 1957 dürfte die Mitwirkung Witstruks als sicher gelten, da er schließlich extra für die professionelle Weiterentwicklung des Zoos als Direktor geholt worden war (50-Jahre-Chronik), Bürger war noch nicht in Diensten des Zoos. Erstmals tauchen zudem die Namen Graffunder (Berlin, Architekt) und Schöne (Magdeburg, Garten(bau)architekt) auf, jedoch nur in Zusammenhang mit einem „Gesamtlageplan aller überhaupt einmal vorgesehenen Tieranlagen“. (JB 1960) Von gleichzeitiger Planung bestimmter Häuser und Anlagen ist nicht die Rede. Existierte also nicht mehr als ein Grundriss des DHH, der mit dem späteren Haus zumindest Ähnlichkeit hat, im Perspektivplan? Die Projektierung für ein Dickhäuterhaus beginnt, ohne dass angegeben ist, wer sie übernimmt. (JB 1960, 50-Jahre-Chronik)
Im Oktober 1960 kommt der erste Elefant in den Zoo, bekommt mangels passenden Hauses ein provisorisches Quartier auf dem Wirtschaftshof und ist für die Zoobesucher nur zu sehen, wenn er durch den Garten geführt wird. (So ähnlich begann allerdings in vielen Zoos die Elefantenhaltung.) Ebenfalls im Oktober wendet sich die Stadt Halle an Witstruk, um ihn als Zoodirektor für den Bergzoo zu gewinnen; erste Gespräche folgen, im Dezember bewirbt sich Witstruk offiziell. (Halle-Chronik, S. 200)

1961) Der genannte JB für 1960 erscheint, noch aus der Feder von Witstruk, der bereits Ende Januar den Zoo verlässt; Nachfolger wird Manfred Bürger. Auch ein neuer Zooführer erscheint, ebenfalls noch von Witstruk verfasst. Darin abgedruckt ein mit 1960 datiertes Plakat „Baut mit an meinem Haus“, das einen stilisierten Elefanten und ein Haus zeigt, das eher wie eine Dorf-Feuerwache aussieht. Warum „kitzelt“ man die Angesprochenen nicht mit der kühnen Architektenvision des ersten „eigenen“ großen Warmhauses der Republik ausgerechnet im kleinen Magdeburger Zoo, um sie für das große Ziel anzuspornen? Weil es diese gar nicht in vorzeigbarer Form gibt?
Im Juni 1961 zieht der zweite Jungelefant ins Provisorium ein.

1962) Im JB für 1961 werden Vorprojektierungsunterlagen des DHH erwähnt, die „vom Projektierungskollektiv Schöne vom Stadtbauamt und Herrn Böhl vom Projektierungsbüro beim Rat der Stadt musterhaft und für eine Vorprojektierung sehr ausführlich durchgeführt worden sind“ - kein Wort von einer Mitwirkung Graffunders. Schöne hatte bereits am Perspektivplan mitgearbeitet, Böhl taucht später in anderem Zusammenhang (Schimpansenhaus) als NAW-Schaffender auf (JB 1964), arbeitete also eventuell auch am DHH „kostengünstig“. Was aber hatten diese beiden Herren – und das eventuell schon 1960 – an Vorprojektierungsarbeiten zu leisten, wenn das Haus ein Graffunder-Projekt gewesen wäre?
Möglicherweise – sie ist leider undatiert und ohne Urheberangabe - gehört hierzu die Zeichnung „Vorplanung Dickhäuterhaus Magdeburg“ aus der 60-Jahre-Chronik (S. 96).
Für die beiden Elefanten entsteht erstmals ein Sommerauslauf mit Schutzdach und Scheuersäule auf der Fläche der heutigen Giraffenanlage (JB 1961, dort mit Foto). Die beiden Zoochroniken datieren den Sommerauslauf entgegen dem JB auf 1962.

1963) Der JB für 1963 (Laut Druckgenehmigungsnr. noch im Berichtsjahr in Druck gegangen!) schildert: „Das größte Sorgenkind war auch 1963 noch immer das ausstehende Dickhäuterhaus. (…) Mit diesen Mitteln kann vorerst einmal der für die Elefanten bestimmte Teil des Hauses mit Besuchertrakt aufgebaut werden. Der Abschnitt für Nashorn und Nilpferd kann dann später angebaut werden. Mit diesem ersten Schritt zur Verwirklichung unseres Perspektivplanes werden nicht nur unsere beiden Elefanten ihr längst fälliges Domizil erhalten, sondern auch unsere Besucher werden erstmalig Gelegenheit haben, bei ungünstiger Witterung Tiere unseres Gartens in einem Warmhaus beobachten zu können.“
Im selben Jahr erscheint die 1. Auflage von „Tiere um uns“ (noch von Pilz allein verfasst), erwähnt im Kapitel über Magdeburg kein geplantes DHH und bildet auch keinen Perspektivplan wie für Erfurt und Rostock ab, sondern den Ist-Zustand inklusive des provisorischen Elefantengeheges. Erstaunlich angesichts eines ambitionierten Projektes.
Am 9.9.1963 wurden vom VEB Berlin-Projekt (Graffunders Büro) „alle Projektierungsarbeiten für Zoologische Gärten aufgekündigt, aber ein Schreiben aller Zoos an das Ministerium für Kultur der DDR brachte die kleine Änderung, dass bis 1966 weiter daran gearbeitet wurde.“ (Halle-Chronik, S. 391) Wie lange die „Pause“ dauerte, ist daraus leider nicht ersichtlich.

1965) Im JB für 1964 heißt es: „Hauptanliegen dieses Jahres waren die Projektierungsarbeiten für das Dickhäuterhaus, die VEB Hochbauprojektierung, Nebenstelle Halberstadt, ausführten. Unzählige Beratungen und Besichtigungen waren notwendig, zahllose Unterlagen mussten eingeholt werden.“ Wiederum keine Erwähnung einer Mitwirkung Graffunders, und warum wurde nun ein weiteres Planungsbüro mit der Aufgabe betreut?
Man ließ im selben Jahr ein Modell der Gesamtanlage bauen, das für den Bau werben und Spendengelder einbringen sollte. Dieses Modell weicht in einigen Punkten (allerdings am wenigsten im Baukörper) von den später veröffentlichten Grundrissen und dem verwirklichten Gesamtkomplex ab.
1965 erwirbt Manfred Bürger seinen Doktortitel; die 50-Jahre-Chronik schreibt seine Dissertation zwar schon dem Folgejahr seines Amtsantritts zu, aber der korrekte Jahrgang 1965 ist durch die Jahresberichte dokumentiert.
Der Bau des DHH beginnt.

1966) Der JB für 1965 nennt keinerlei Veränderungen in der Bauplanung. Im Oktober 1966 wird das Richtfest des Hauses gefeiert.
Die 2. Auflage von „Tiere um uns“ erscheint, jetzt mit Puschmann als Co-Autor. Hier heißt es im Magdeburger Kapitel über Bürger: „Der fleißige und energische Zoologe, der im Jahr seiner Promotion (1965, siehe oben) gemeinsam mit Architekten und Bauleuten den Bau des Elefantenhauses in Angriff nahm, wird in Zukunft das Gesicht dieses Tiergartens prägen.“ Der dortige Zooplan enthält nun eine als bloßes Rechteck ohne Außenanlagen dargestellte „Baustelle Dickhäuterhaus – später Elefanten, Nilpferde, Nashörner“. Im Text ist außer dem Baustart nichts weiter über das Haus zu lesen – wiederum also auch nichts über eine Mitwirkung Graffunders.
Für 1966 ist im JB des Berliner Zoos erstmals Manfred Bürger als Fachbesucher erwähnt. In der späteren Magdeburger 60-Jahre-Chronik wird in diesem Zusammenhang – wenn auch ohne genaues Datum – geschrieben: „„… und so konnte 1965 das ehrgeizige Projekt in Angriff genommen werden. Da es sich um das erste moderne Elefantenhaus der DDR handelte, erhielten Zoodirektor Dr. Manfred Bürger und Zooinspektor Heinz Schwichtenberg sogar die Erlaubnis, nach Westberlin zu reisen. Beim Elefantenhaus im dortigen Zoo sollten sie sich Anregungen holen und die entsprechenden Pläne einsehen.“ 1966 bestehen allerdings auch schon das Flusspferd- und das Nashorn-Tapir-Haus des Berliner Zoos, die hier nicht als Vorbilder genannt werden, von denen man jedoch Details im späteren Objekt wiedererkennen kann.
Obwohl angeblich mit Graffunder ein erfahrener Zooarchitekt (bis dahin ist allerdings noch keins „seiner“ Dickhäuterhäuser gebaut worden) das Haus geplant haben soll, werden der Zoodirektor und der Zooinspektor mitten im Bau ihres eigenen Hauses losgeschickt, um sich anderswo Baupläne anzuschauen und Anregungen zu holen…?

1967) Eröffnung des DHH am 1. Dezember (noch ohne Außenanlagen für Nashörner und Flusspferde) und Veröffentlichung der Sonderbroschüre. Dort wird u.a. angegeben, dass im Wirtschaftsbereich auch eine Brüterei untergebracht wird und dass sich im Durchgang zur Elefanten-Außenanlage eine stählerne Zwangseinrichtung für die Behandlung der Tiere befindet – beide tauchen auf dem beigefügten Grundriss allerdings nicht auf. Die Zeichnungen sind unterschiedlich beschriftet und weichen in Details voneinander ab (Trennfelsen zwischen den Badebecken). Nochmals ist auch das Modell von 1964 mit der nierenfömigen, so nicht verwirklichten Elefantenanlage und anderen dito Elementen abgebildet, dafür gibt es von den drei Außenanlagen keine Grundrisse – bis auf einen vom Außenbecken (ohne Landteil) der Hippos. Nach Jahren ohne Erwähnung taucht erstmals wieder der Name Graffunder auf: „Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Zoodirektion unter Konsultation des Architekten Herrn Graffunder vom VEB Berlin-Projekt durch den VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betriebsteil Halberstadt, erarbeitet.“ Für den Tierbestand ist (neben später nie umgesetzten Plänen) erwähnt, dass für das Nashorn noch ein weiblicher Partner hinzu besorgt werden soll und an einen weiteren Elefanten (eventuell eine Afrikanerkuh) gedacht ist.
Im gleichen Jahr scheidet Graffunder als Abteilungsleiter seines langjährigen Planungsbüros VEB Berlin-Projekt aus (dort und in den Vorgängerbetrieben hatte er ab 1952 gearbeitet) und scheint von jetzt an bis Anfang der 80er Jahre (Planungen für TP Berlin) nicht mehr für Zoos tätig gewesen zu sein. (Wikipedia, Graffunder-Thread im Forum)

1968) Der Zooführer 1967/68 erscheint und verwendet als Titelbild das neue Dickhäuterhaus, wenn auch „nur“ als farbige Zeichnung. Es ist allerdings keine Darstellung des verwirklichten Gebäudes, sondern zeigt dieselben davon abweichenden Eigenheiten wie das 1964 erstellte Modell des Projektes.
Die Außenanlagen für Nashörner und Flusspferde werden fertig.

1969) Eine junge Afrikanische Elefantenkuh wird angeschafft.

1970) Ein weibliches Nashorn wird angeschafft. Der erwünschte Hausbesatz an Elefanten, Nashörnern und Flusspferden laut Eröffnungsbroschüre ist damit erstmals komplett.

1971) Die 3. Auflage von „Tiere um uns“ erscheint. Der Zooplan von Magdeburg wurde nur insofern verändert, als das Elefantensymbol dorthin versetzt und in der Legende aus der „Baustelle“ nun das fertige DHH gemacht wurde. Im Text aber nimmt das Haus – und Dickhäuterhäuser im Allgemeinen – nunmehr sehr viel Platz ein. Ein Satz aus der 2. Auflage wurde interessanterweise (und vermutlich nicht grundlos) verändert: Nahm Manfred Bürger dort noch „gemeinsam mit Architekten und Bauleuten den Bau des Elefantenhauses in Angriff“, so heißt es jetzt, dass er „gemeinsam mit Bauleuten und Architekten die Planung für den Bau eines Dickhäuterhauses in Angriff nahm“. (Soll mit der Änderung ausgedrückt werden, dass er zuerst eigentlich nur die Planung seines Vorgängers oder eines anderen Architekten umsetzen sollte, inzwischen aber eine Neuplanung erfolgt war?) Die Beschreibung des Hauses enthält zwei Abweichungen gegenüber dem Ist-Zustand. Eine davon sind „zwei Isolierboxen für Elefanten“; auf beiden verfügbaren Grundrissen des Hauses ist nur eine eingezeichnet (das Berliner Elefantenhaus hatte übrigens zwei!). Die andere betrifft die schon diskutierte Doppelnutzung des Innenbeckens. In der weiteren Schilderung wird erwähnt, dass die 1960/61 angeschafften Elefanten vorerst in ein Provisorium einzogen und Jahr um Jahr wuchsen. „So stand dann eines Tages die Frage, entweder die Tiere zu verkaufen und damit den Magdeburgern ihre beiden Lieblingstiere zu nehmen, oder ein richtiges Haus für diese beiden Riesendamen zu bauen. Die Stadtväter von Magdeburg hatten ein Einsehen, bald war der Bau beschlossene Sache. Doch schon erhoben sich weitere Fragen. Sollte man die hohen Baukosten nur für ein Elefantenhaus ausgeben? Konnte man nicht im selben Haus bei gleichem finanziellem und technischem Aufwand auch andere volksbildnerisch wichtige Tierarten, wie Flusspferde und Nashörner, unterbringen? Wenn nicht, wann würden dann die Magdeburger Zoobesucher solche Tiere in ihrem Zoo sehen können? Wann wäre unsere strapazierte Bauindustrie in der Lage, auch für diese Tiere je ein so großes, teures Warmhaus zu bauen? Diese Fragen mussten in Einsicht in die wirklichen Verhältnisse beantwortet werden, und die Antwort lautete: Es wird ein Dickhäuterhaus gebaut!" Alle diese Inhalte dürften sich Pilz/Puschmann wohl kaum aus den Fingern gesogen haben. Mag sein, dass sie das Haus selbst zu oberflächlich betrachtet haben (Badebecken), aber für die geschilderten Hintergrundgedanken sollten sie eine Quelle gehabt haben.

1976) Im „Zoologischen Garten“, Band 47, Heft ½, veröffentlicht Bürger den Artikel „Ein Haus für Elefanten, Flusspferde und Nashörner im Zoologischen Garten Magdeburg“. Die darin neben einigen Fotos verwendeten Grundriss- und Schnittzeichnungen des Hauses sind sämtlich andere als in der Sonderbroschüre zur Hauseröffnung (Weil sie im Gegensatz zu dort die endgültige Version und keine Zwischenschritte darstellen?), viele Details tauchen erstmals auf; darunter sämtliche Außenanlagen und die stählerne Zwangseinrichtung. Von einer Brüterei ist nirgends mehr die Rede, dafür aber von einer höheren Zahl von Elefanten (..“mit Standfläche für 3-4 Elefanten“) – zum Zeitpunkt des Artikels war der 4. Elefant (3 Asiaten, 1 Afrikaner) allerdings schon seit drei Jahren Realität, die Fotos im Artikel zeigen aber nur 3 (2 Asiaten und einen noch kleinen Afrikaner). Insgesamt entsteht der Eindruck, als hätte dieser Teil des Artikels schon Jahre vorher erscheinen können/sollen, bis auf geringe Aktualisierungen und einen wichtigen, aktuellen Anhang: Unter der Zwischenüberschrift „Kritische Bemerkungen aus der Praxis“ führt Berger diverse planerische Mängel an, die sich in 9-jähriger Nutzung des Hauses herausgestellt hatten. Abweichend von der Formulierung in der von ihm verfassten Sonderbroschüre stellt er hier die Äußerung über die Planung des Hauses in der Reihenfolge und geht mehr ins Detail: „Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Direktion des Zoos von Dipl.-Ing. Rudolf Steinhagen vom damaligen VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betreibsteil Halberstadt, unter Konsultation des seinerzeit vor allem für Zoo-Projekte spezialisierten Architekten des VEB Berlin-Projekt, Heinz Graffunder (NPT), erarbeitet.“ Auch hier muss man sich fragen, warum dieser Satz gegenüber dem Original überhaupt umformuliert wurde, denn man hätte ihn genauso gut übernehmen können. Weil die Aussage eine andere Gewichtung bekommen sollte? Im Schrifttum des Artikels nennt Bürger nur seine eigene Sonderbroschüre von 1967 sowie eine Veröffentlichung von Steinhagen in „Deutsche Architektur“ (1969), die mir leider nicht vorliegt. Es wird keine Publikation von Graffunder erwähnt.

Und mit dieser Publikation enden m.W. die Quellen über die Planung und den Bau des Magdeburger Dickhäuterhauses. Was die viel später erschienen Jubiläumschroniken an Informationen hergaben, habe ich bereits eingebaut.
(03.10.2011, 23:47)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich meine das allerdings so, dass Graffunder dabei möglicherweise wirklich nicht mehr als ein einmal (!) hinzugezogener Berater oder Initiator war, nicht etwa der Erschaffer konkreter Hauspläne. Vielleicht gab er dem DHH sogar nur einen Umriss (für den Lageplan 1960).

Als plumper Vergleich: Nehmen wir an, ein berühmter Künstler wird gefragt, ob er nicht eine Idee für ein Porträt-Gemälde hätte. Er skizziert mit Zeichenkreide den Umriss eines Männerkopfes und gibt dessen Blickrichtung vor, dann verschwindet er wieder. Ein paar andere Pinselkünstler und der Auftraggeber setzen sich dann dran und machen daraus einen "Mann mit Goldhelm". Würdest du DAS als "echten Rembrandt" gelten lassen...?
(03.10.2011, 23:36)
Carsten Horn:   Ich war nur einmal in Magdeburg und kann mich an den Notausstieg ehrlich gesagt nicht erinnern und hab mich da auf die Literatur verlassen... Dann hatte Negus also wohl das Pech, falsch rum in den Graben zu fallen, so das man eine Bergung unter Narkose per Kran versuchte...
(03.10.2011, 23:12)
Oliver Jahn:   "Wir haben ein Haus geplant und dabei extra noch den berühmten Architekten um Rat gefragt (konsultiert!),..."
Genau das sage ich die ganze Zeit.
(03.10.2011, 22:06)
Michael Mettler:   @Oliver, vorerst noch mal zur Wahrscheinlichkeit der Beschaffung eines weiblichen Nashorns zur Eröffnung: Auch ich habe ein Zuchtbuch vorliegen, wenn auch ein altes (1991), aus dem leider nicht hervorgeht, von welchen Händlern die Importtiere kamen. Ruhe z.B. hat via Hamburger Quarantäne viel in die USA exportiert; ob die Tiere vorher für andere Interessenten verfügbar waren, weiß ich natürlich nicht. Aber wichtiger sind die potenziellen Partnerinnen für Kibo aus den Jahren 1967 (Haus eröffnet) und 1968 (Außenanlage fertig). Im Mai 1967 bekam Amsterdam eine Kuh, hielt aber noch nicht mal einen Bullen und holte auch keinen dazu. Im November 1967 (interessantes Datum im Vergleich zu MD!) kam eine Kuh in den TP Berlin, wo es aber bereits ein Paar gab - war die womöglich ursprünglich für MD gedacht und blieb dann im TP "hängen"...? Im April 1968 bekam Thoiry eine Kuh, hatte und holte aber wie Amsterdam keinen Bullen dazu; m.W. war Ruhe der Hauptlieferant von Thoiry. Und zur Abrundung kam schon Anfang 1968 in Ruhes Zoo Hannover ein weibliches Kalb zur Welt, das 1969 nach Budapest abgegeben wurde, wo es - na? - ohne Partner bleiben musste. Das riecht mir schon ein bisschen danach, dass sich Magdeburg das zweite Rhino schlichtweg nicht vor 1970 leisten konnte (schließlich kam ja auch noch die teure Afrikanische Elefantin dazwischen).

Was Einschätzungen betrifft: Manches fällt aber auch einem "Betriebsfremden" eher ins Auge als dem Einheimischen...

Danke, dass die auf die Beachtlichkeit der Kritik von Bürger in seinem ZG-Artikel hingewiesen hast, darin habe ich gar keine so große Brisanz gesehen. Allerdings kann ich wohl auch erklären, warum: Sie passt sogar eher zu meiner als zu deiner Argumentation. Vielleicht musste sich Bürger gar nicht gegen Graffunder aus dem Fenster lehnen, weil die Planungsfehler nicht auf dessen Mist gewachsen waren! Schließlich lässt sich die Kritik auch so deuten: "Wir haben ein Haus geplant und dabei extra noch den berühmten Architekten um Rat gefragt (konsultiert!), und trotzdem haben wir es verbockt!" Damit wäre dem Star-Architekten keine Feder gekrümmt, und Bürger könnte sich die Kritik ohne heftiges Echo erlaubt haben. Was sonst sollte ihn geritten haben, sich mit dem doppelten Nationalpreisträger 1. Klasse in einer Fachzeitschrift anzulegen...? Ich werte das als zusätzliches Indiz für die geringe Beteiligung Graffunders.
(03.10.2011, 21:50)
Oliver Jahn:   @Michael, ich war vor drei Wochen dort, da stand der Felsen noch. Und Kenia lebte auch noch. Dennoch kann sich das bei ihr natürlich täglich ändern, daher freue ich mich über diese Nachricht immer wieder sehr. Ich kenne den Zoo nicht ohne sie, und auch wenn sie mittlerweile ganz schön eingefallen aussieht, so gehört sie für mich eben einfach zum Zoo, und auch zu diesem Haus, daher war ich froh, dass sie nicht mehr umziehen musste.
Du hast natürlich Recht, bestimmte Dinge kann man sicher leichter einschätzen, wenn man dort gelebt hat, wo alles passiert ist. Dennoch, auch ich habe mich nur nach der Faktenlage gerichtet, die mir zur Verfügung steht. Und nach der habe ich zumindest nie geschrieben, dass Bürger und Graffunder ein Haus planten, und es Jahre später zusammen bauten. Warum hätte Bürger 1966 sonst noch nach Berlin fahren sollen, wenn er bereits seit Jahren mit Graffunder den Bau fertig gehabt hätte. Ich habe diese, von dir erwähnte schlichte Kurzform auch sonst nirgendwo bisher gelesen, und vertrete hier eine ganz andere Meinung, die lediglich die von dir aufgeworfene fehlende Beiligung Graffunders an dem Haus, in dem du heute warst, für mich ausschließt. Aber ich will das nicht noch mal alles wiederholen, was ich in meinen letzten Beiträgen ausführlich versucht habe, zu begründen.

(03.10.2011, 20:13)
Michael Mettler:   @Carsten Horn: Das Flusspferd-Außengehege hatte durchaus einen Grabenausstieg, man kann ihn heute noch sehen (ganz hinten links an der Rückmauer). Das Problem war vielleicht eher, dass ein Hippo in der richtigen Richtung in den Graben fallen musste, denn darin umdrehen konnte es sich wegen der hohen Grabenwände wahrscheinlich nicht, und rückwärts wird es nicht aus dem Graben gegangen sein...

@Oliver, ich war heute spontan in Magdeburg, da ich mir ohnehin längst mal die Neuigkeiten seit 2007 angucken wollte, und bin gerade am Sortieren meiner Fotos. Zur Sache "Graffunder oder nicht" daher später. Nur soviel schon mal vorab: Einer unserer Diskussionspunkte, der trennende Felsaufbau zwischen den Badebecken, wird gerade abgerissen. (Und Kenia lebt noch.)

Generell zu meinen "Eventuells" und "Vielleichts": Ich bin für dieses Thema auf der "falschen Seite der Mauer aufgewachsen", habe deshalb zwangsläufig weder von den Problemen bei der Durchführung von Bauten zu DDR-Zeiten noch von der lokalen Brisanz des Themas Vogelgesangparks etwas mitbekommen und als bekennender Architekturbanause den Namen Graffunder erst durch dieses Forum kennengelernt - mehr, als Wikipedia und das Forum hergeben, weiß ich über seine Person und Reputation nicht. Mir bleibt also gar nichts Anderes übrig, als das zu tun, was du gern selbst tust: Sich erst mal nach den zugänglichen veröffentlichten Fakten zu richten. Die ergeben allerdings auch ohne eigene Deutungen schon ein sehr viel vielschichtigeres Bild als die schlichte Kurzform "Graffunder und Bürger planen ein Dickhäuterhaus und bauen es dann Jahre später genau so".
(03.10.2011, 19:33)
Oliver Jahn:   @Michael, da komme ich dann in meiner Argumentation nicht mehr viel weiter, denn ich sehe die Datenlage anhand meiner Quellen anders, vielleicht sind diese natürlich alle falsch, das kann ich wirklich nicht beurteilen, aber für die vielen "Eventuells" und "Vielleichts", die mir auch immer viel Spaß machen, geben sie mir dann doch nicht genug her.
Für mich sind es Fakten, die natürlich alle falsch sein können, einen Grund dafür aber sehe ich nicht.
Auch auf die Gefahr hin, mich mehrfach da zu wiederholen, bleibt es nach den Daten, die ich habe, letztendlich für mich so, wie ich es geschrieben habe.
Der Plan von 1960 ist von Graffunder. Auf ihm ist ein Haus für Nashörner, Flusspferde und Elefanten. Es gibt für mich keinerlei Anhaltspunkte daran zu zweifeln, dass gerade dieses Haus auf diesem Plan nicht von ihm ist oder abgeändert wurde. Der Perspektivplan wurde 1960 erarbeitet und 1961 veröffentlicht.
Wer einen 57er Plan entworfen hat, und was auf ihm war, und ob Graffunder daran beteiligt war, und ob er da andere Häuser an anderen Plätzen entwarf, das weiß ich nicht, darüber finde ich auch nichts.
Was nun aber das Dickhäuterhaus angeht, welches ich als solches bezeichne, nämlich den Bau, der heute noch steht, so habe ich auch dazu meine Meinung geäußert. Du findest keine einzige Quelle, die Graffunder mit diesem Haus in Zusammenhang bringt? Ich habe zwei, und beide mehrfach benannt. Denn in den beiden einzigen Schriften, die sich ausschließlich mit diesem Haus befassen, da wird Graffunder beide Male benannt, als jemand, der zu diesem Bau konsultiert wurde. Auch hier gibt es für mich keinerlei Anhaltspunkte, dieses in Frage zu stellen. Warum auch? Genau so, wie du fragst, warum man einen so berühmten Architekten nicht häufiger benennt, kann ich fragen, warum benennt man ihn überhaupt, wenn er außer einem Plan, der nie veröffentlicht wurde, mit dem Haus gar nichts zu tun hat.
Du vermutest, dass selbst das Haus, welches auf dem 60er Plan zu sehen ist, nicht von ihm stammt.
Und nun mal ehrlich, er entwirft ein Dickhäuter-Ensemble auf einem Perspektivplan.
Schon bei der ersten Veröffentlichung wird seine Idee, durch wen auch immer, abgeändert, und wenn ich deinen Vermutungen folge, dann sogar ganz massiv und entgegen seinem kompletten sonstigen Stil. Keine geschachtelten Einzelbauten mehr, keine von ihm bevorzugte Einzeldarstellung seiner auf allen anderen Plänen so geschätzten Flusspferde, sondern ein schnödes Rechteck.
Anschließend dann lässt man ein Haus detaillierter entwerfen, von einem völlig unbekannten Architekten, der weder davor, noch danach ein Tierhaus entworfen hat, sondern der sich mit dem Städtebau in Halberstadt beschäftigte. Dieser Mensch zieht dann allein das erste Dickhäuterhaus der DDR durch. Als alles dann steht, und Graffunders Anteil daran gleich Null ist, schreibt man eine eigene Broschüre, nur über dieses Haus, und benennt ihn dann namentlich. Tut mir leid, da fällt mir wirklich kein einziger vernünftiger Grund ein, den es dafür gäbe.
9 Jahre später aber, da gibt es noch mal einen Aufsatz, ausschließlich zu diesem Haus. Jetzt aber gibt es darin sogar einen eigenen Absatz nur für Kritiken an diesem Haus, etwas für die DDR damals wirklich beachtliches. Eine Kritik gibt es zur Flächenaufteilung, andere sind rein baulicher Natur. Und wieder wird erwähnt, dass der jetzt noch um einiges berühmtere Graffunder beim Bau dieses Hauses konsultiert wurde. Also geht ein Teil dieser Kritik jetzt auch an ihn. Und das nicht etwa in einem Blättchen, welches für 50 Pfennig an Besucher verkauft wird, sondern im Zoologischen Garten, der Zeitschrift der deutschen Tiergärtnerei.
1976, da reden wir nicht mehr über den Abteilungsleiter Graffunder, der er 1967 noch war, sondern wir reden vom Chefarchitekten der DDR, dem Erbauer des Palastes der Republik und dem doppelten Nationalpreisträger 1. Klasse.
Das allein macht die Kritik von Bürger in aller Öffentlichkeit noch beachtenswerter.
Hätte aber Graffunder an diesem Haus tatsächlich nicht mehr Anteil gehabt, als einen Vorentwurf eines ganz anderen Hauses auf einem ganz anderen Plan, ich kann mir nicht vorstellen, dass er der Erwähnung seines Namens nicht massiv und auch erfolgreich widersprochen hätte. Bürger hätte in diesem Falle Kopf und Kragen riskiert, einen solchen Menschen setzte man zu der Zeit nicht leichtfertig, und schon gar nicht unberechtigt einer öffentlichen Kritik aus.
Und um zum Schluss auch noch einmal ins Reich der Spekulationen abzugleiten, meine Vermutung habe ich bereits geschrieben. Nach dem, was ich hier an Quellen habe, da gehe ich nach wie vor davon aus, dass Bürger und Steinhagen das Haus konzipiert haben, wegen der großen Bedeutung dieses Hauses sich aber dann mit DEM Fachmann auf diesem Gebiet, den die DDR damals zu bieten hatte, abgestimmt, und den Entwurf von ihm durch Konsultation prüfen und ggf. verbessern haben lassen. Das ist für mich die Geschichte des Magdeburger Dickhäuterhauses, des Hauses, welches gebaut wurde, und welches heute noch steht, mal sehen, wie lange noch.

(03.10.2011, 01:19)
Carsten Horn:   Wobei die Planung des Flußpferdgeheges wenn man überhaupt für zwei Tiere gebaut hat, von Anfang an ein Armutszeugnis war, denn hätte man die Tiere wirklich mal trennen müssen, hätte ein Tier im Haus keinen Zugang zum Badebecken gehabt...

Und außen gab es keinen Notausstieg aus dem Graben, was dem ersten Flußpferdbullen zum Verhängnis geworden ist, nachdem er von seiner "Gattin" da hinein gestoßen wurde...
(03.10.2011, 01:13)
Michael Mettler:   @Oliver: Es grenzt zwar schon fast an eine eigene Chronik des Hauses, aber da wir die Diskussion ohnehin schon öffentlich betreiben, bin ich nun auch noch am Zusammenstellen der Quellenzitate, die sich mit den Planungen des Hauses als solchem (unabhängig von der Geländeerweiterung) befassen. Doch dazu in einem späteren Beitrag, erst mal zu deinem aktuellen.

Es gibt sogar noch dritte Möglichkeit, warum am Anfang tatsächlich vorerst nur ein Nashorn vorhanden und das vielleicht sogar so eingeplant war: Es gab noch gar kein Außengehege dafür, das entstand erst im Folgejahr. Man hätte zwei Nashörner bis zur Fertigstellung ständig innen halten müssen. Wir haben schon hie und da die unsichere Bausituation in der DDR diskutiert; vielleicht fürchtete man - auch wegen der Erfahrungen mit den Bauverzögerungen des DHH - notfalls länger auf ein Außengehege verzichten zu müssen und wollte dann nicht riskieren, dass ein zweites, so kostbares Tier durch zu beengte Haltung zu Schaden käme. Man hätte das Paar ja nicht mal "auf Durchlauf" halten können, weil es zwischen den beiden linken Ställen gar keine Verbindung gibt! Die Hippos dagegen hatten drinnen bedingt durch das Wasserbecken weitaus mehr Platz als die Nashörner und eine Trennmöglichkeit, da konnte man das Risiko ohne Außenanlage eingehen.

Ob wirklich kein weibliches Nashorn verfügbar war, auch nicht das 1967er Importtier? So weit ich weiß, trafen manche Zoodirektoren mit den Händlern Vereinbarungen, wenn diese auf überzähligen männlichen Tieren "saßen": Ich nehme dir deinen unnützen Fresser schon jetzt ab, aber das nächste Weibchen gehört dann mir. Mag sein, dass Magdeburg Pech hatte - mag aber auch sein, dass es vorerst so gewollt war und man erst nach Fertigstellung der Außenanlage das Pech hatte, dass gerade keine Kuh verfügbar war. Möglich übrigens auch, dass Ruhe den Bullen aus eigener Platznot heraus anfangs nur eingestellt hatte und Kibo erst zu einem späteren Zeitpunkt in den Besitz des Zoos überging.

Zu 4): Ich bin kein Kenner der Magdeburger Politik und kenne nicht mal den Vogelgesangpark aus eigener Anschauung, da ich den Zoo noch nicht ein einziges Mal über den dortigen Eingang betreten habe. Also kann ich hinsichtlich der Flächenaufteilung nur vom 1960er Perspektivplan und den damaligen Lageplänen des Zoos ausgehen. Das vorhandene Zoogelände umfasste rund 11,5 ha. Im Vergleich mit dem beigefügten Perspektivplan waren die linke und untere Grenze die gleiche, oben bildete die Straße die Außengrenze, und nach rechts schließt das alte Gelände in etwa mit dem rechten Weg entlang der Anlage Nr. 57 ab, richtig? Das Wirtschaftsgelände jenseits der Straße (oben im Bild, Nr. 1 bis 17) soll 5 ha groß sein, das kommt im Vergleich zu den 11,5 ha des Altgeländes durchaus hin. Wenn der Vogelgesangpark ebenfalls nur 5 ha messen sollte, kann damit aber unmöglich das gesamte Restgelände gemeint sein, denn das sind insgesamt tatsächlich gut 15 ha auf der Zeichnung - deshalb ja meine Frage, wie sich das erklärt. So oder so bleibt aber der Fakt, dass Graffunder & Co. zwei wichtige, weil besucherwirksame Anlagen - Raubtierhaus und Robbenanlage - eben nicht in den "garantierten" Zooteil geplant hatten, sondern in den eventuellen. Sie hätten genausogut zwei der großen Flächen für Ponys (69), Hirsche (67), Antilopen (44) und Rinder (55) für die Besuchermagneten einplanen können. Und das relativiert für mich deine Theorie der Planung aus Platznot.

Zu 5)-7): Es muss gar nicht sein, dass es Graffunder war, der das Haus für drei Arten plante, darauf will ich ja die ganze Zeit hinaus. Graffunder könnte z.B. 1960 nur für Elefanten und Flusspferde, (als am ehesten beschaffbare Arten) geplant haben, und zwar - seinen Vorlieben entsprechend, siehe seine anderen Perspektivpläne - in getrennten Häusern. Gehege Nr. 22 wäre dann das große Flusspferdbecken gewesen, Nr. 23 könnte vorher durchaus als Landteil desselben gedacht gewesen sein, denn der fällt "nebenan" auf der Planung gar winzig aus (nur der Bereich dicht am Haus, wie aus den Wellensymbolen um die "22" herum ersichtlich). Gerade der Bereich um die linke vordere Hausecke herum (in meinen Skizzen vom 29.9. erkennbar) sieht zudem merkwürdig aus: Sollen das Weiße auf Flusspferdseite und die kleine weiße "Nase" auf der Nashornseite Felsen sein? Kletterfelsen in anderen Anlagen sind so eingezeichnet, aber die brauchte man für Dickhäuter nicht, und Trennfelsen sind überall schwarz eingezeichnet. Letztere gibt es hier auch - und wenn man mal mit dem Gedanken spielt, diese seien nachträglich "drübergemalt", dann ergeben die anderen Linien durchaus einen Sinn, nämlich als breite Treppe vom höher gelegenen Landteil (23) ins Wasserbecken.

Irgendjemand, entweder Witstruk (der den Jahresbericht noch verfasste) oder Bürger (in dessen Antrittsjahr er erschien) könnte aus Sachzwängen und/oder dem Wunsch, mit Nashörnern auch noch den dritten großen Dickhäutertyp unterzubringen, durchaus (und vielleicht sogar in Absprache mit dem "amtlichen Magdeburger" Schöne) den trennenden Raum zwischen zwei Graffunder-Häusern "baulich überbrückt" und ein zusammenhängendes Dickhäuterhaus in den Plan gezeichnet haben - wie es dann später auch verwirklicht wurde. Ich habe in allen meinen Quellen bisher nicht einen einzigen Beweis dafür gefunden, dass Graffunder nach der Erstellung des Lageplans irgendeinen weiteren Beitrag zum Haus lieferte. Alle Äußerungen wie "in Zusammenarbeit mit" oder "unter Konsultation von" können sich theoretisch genausogut auf diese eine einzige Mitwirkung 1960 beziehen, nach der dann insgesamt drei (!) andere Projektierungsbüros (alle vor Ort ansässig) für das Haus tätig wurden, aber bis zur Eröffnung nie wieder Graffunder oder sein VEB Berlin-Projekt in diesem Zusammenhang Erwähnung fand. Und das bei einem so prominenten Architekten...?

Nur am Rande: Ich hatte gemutmaßt, dass der Standort des DHH schon im 1957er Plan (an dem Graffunder vielleicht nicht beteiligt war) Bestand gehabt haben könnte, wenn auch eventuell nur als Elefantenhaus. In diesem Zusammenhang fiel mir bei der Quellensuche ein Detail ins Auge. In der 50-Jahre-Chronik heißt es über die anfängliche, provisorische Unterbringung der ersten Elefanten auf dem Wirtschaftshof: „Außerdem stellte dieses Stallgebäude auch die Winterunterkunft für Zebras und andere Huftiere dar.“ Und da fiel mir auf, dass im Perspektivplan gar keine Zebras auftauchen. Und das auf dem Weg zum "richtigen Zoo"! Es bleibt zwar blanke Theorie, aber wenn man Elefanten und Zebras in Magdeburg noch Anfang der 60er Jahre in Sommerausläufen hielt und für den Winter in einem gemeinsamem, für den Besucher nicht betretbaren Gebäude aufstallte, warum sollte dann nicht drei Jahre zuvor ein Warmhaus für Elefanten und Zebras an genau jener Stelle geplant gewesen sein, und bei dessen Umplanung 1960 hatte man dann die Zebras beim Ersetzen durch Dickhäuter glatt vergessen? Es gibt zwar eine Anlage (44) für "Huftiere (Antilopen usw.)", aber erstens hätte man wohl eher "Zebras usw." geschrieben, und zweitens war die Vergesellschaftung beider damals noch längst nicht allgemein üblich.

Zu deiner letzten Frage: Ja, wir meinen den gleichen Artikel, und ich muss zugeben, dass die Formulierung "in Kürze" nicht im Originalwortlaut auftaucht, sondern nur eine Deutung von mir war. Und zwar aus dem Zusammenhang mit den Quelleninformationen heraus, dass Witstruk kurz zuvor den Bau eines erst 1960 geplanten Hauses in den Jahren 1961/62 ankündigte (siehe MD-Zooführer 1961) und somit offenbar eine so schnelle Umsetzung für durchaus möglich hielt, und dass in der Halle-Chronik auf der selben Seite wie das besagte Interview (S. 386) zu lesen ist: "Aus Plänen für die nächsten Jahre ist zu ersehen, dass Planung und Wirklichkeit doch weit auseinander lagen: z.B. war für 1968-70 der Bau eines Dickhäuterhauses zwischen Raubtierhaus und Wirtschaftshof vorgesehen." Das hatte ich so verstanden, dass das Haus schon viel früher geplant war, sich aber der Bau hinausschob (und letztlich nie stattfand). Angesichts dessen, dass Witstruk aus Magdeburg möglicherweise schon fertige, dort nicht mehr selbst umgesetzte Vorstellungen von "seinem" Haus mitbrachte, bin ich dann auf die Denkschiene geraten, er könnte in Halle quasi nahtlos an seine MD-Planung angeknüpft haben. Beim Nachlesen habe ich jetzt aber festgestellt, dass 1968-70 schon damals als Zieldatum festgelegt und sich Baumgartens Formulierung auf die Nicht-Verwirklichung beziehen muss.
(02.10.2011, 21:55)
Oliver Jahn:   @Michael, auch ich fange mal der Reihe nach an.
Zum Nashorn war es eine Vermutung von dir, dass man auf ein zweites Nashorn anfänglich wegen des Preises verzichtete. Ich habe dem entgegen gehalten, dass ich vermute, dass es schlicht weg daran lag, dass man kein zweites Tier bekam, weil keines verfügbar war.
Zum Preis habe ich mich auf das Zitat aus der Chronik berufen: "Spitzmaulnashörner waren zu jener Zeit die am häufigsten vorkommende Nashornart und dementsprechend auch relativ günstig."
Arusha, als teuerstes Tier mit 20.000 Mark, habe ich nur erwähnt, weil ich damit verdeutlichen wollte, dass bei einer Gesamtsumme von 1,5 Millionen ein Nashorn, welches weniger als 20.000 Mark gekostet haben muss, sicher nicht so sehr ins Gewicht fallen dürfte. Daher habe ich versucht, einen anderen Grund dafür zu finden, warum man mit nur einem Tier begann. Und den meine ich, geliefert zu haben. Es gab einfach kein Weibchen vor 1970.
Kommen wir nun zum Perspektivplan.
Ich übernehme mal deine Nummern.
Zu 1) sind wir uns einig, da gab es keine gegenteiligen Meinungen.
Zu 2) ebenfalls nicht.
Zu 3) sehe ich es anders, warum habe ich sehr ausführlich beschrieben. Man plante 1960 noch auf einer Fläche, bei der man wusste, dass man sie nicht ohne weiteres für den Zoo bekommen würde, da es bereits 3 Jahre vorher ein Politikum war. Das hat für mich sehr wohl Bedeutung, für die Frage, was ich wohin plane und wie viel Platz ich dafür gern hätte, wie viel ich garantiert aber nur zur Verfügung habe.
Zu 4), das ist genau einer der Beweise dafür. Man schreibt noch immer vollmundig von 30 ha, obwohl man bereits zu diesem Zeitpunkt dann selber vorrechnet, dass es bereits deutlich weniger ist. Ganz entscheidend aber ist, dass der Teil, den man am wahrscheinlichsten bekommen wird, gar nicht für Besucher zugänglich sein wird.
Zu den Punkten 5) bis 7), hier sehe ich die Nachträglichkeit beim DHH ehrlich gesagt von Anfang an nicht. Selbst beim Menschenaffenhaus sehe ich es nur, wenn ich es sehen will. Einzig das Vogelhaus wirkt auch auf meinem Plan wie nachträglich aufgeklebt, vielleicht aber auch nur, wie etwas fetter gedruckt, denn durch einen Bau verdeckte oder abgeschnittene Bäume gibt es auch bei vielen anderen Häusern auf diesem Plan, ein Weg wird gar nicht überlagert, lediglich der untere Außenkäfig ragt etwas weit nach unten, aber damit nur über die Schrote und in einen Weg hinein, was baulich nicht unmöglich wäre, optisch sogar ein echter Hingucker.
Aber unabhängig davon ist dieser Plan von Graffunder. Und er zeigt ein Dickhäuterhaus für 3 Arten und die drei dazugehörigen Außenanlagen. Nehmen wir also an, es hätten dort mal verschachtelte Häuser gestanden oder Einzelhäuser, eventuell sogar nur ein Elefantenhaus, was ja durchaus möglich ist, dann stellt sich doch aber die Frage, warum hat Graffunder abweichend von seiner sonstigen Linie hier ein Haus für alle drei Arten eingezeichnet?
Und ich dachte bisher auch, das war hier die Frage. Und da fallen mir auch weiterhin außer dem Platzmangel keine anderen plausiblen Gründe ein.
Zu meinem zweiten Beitrag vom 1.10., meinen wir da nun beide den gleichen Artikel bezüglich des Interviews mit Witstruk?

(02.10.2011, 20:01)
Michael Mettler:   @Oliver, nun zum Magdeburger Perspektivplan und der Frage der Erweiterung, wobei ich jetzt - deinem Prinzip folgend - vor jeglicher Deutung erst mal die mir vorliegende Quellenlage betrachte und zudem die Ereignisse in chronologische Reihenfolge zu bringen versuche.

1) "So reifte 1956 der Gedanke in der Stadt, aus dem bisherigen Heimattiergarten bis zum Jahre 1960 einen Zoologischen Garten zu entwickeln. Dazu sollte das Gelände um etwa 8 bis 10 Hektar in nördliche Richtung erweitert werden... (...) 1957 wurde der alte Erweiterungsplan nach Norden aufgegeben. Als Alternative blieb letztendlich nur die Süderweiterung in den Vogelgesangpark." (50-Jahre-Chronik, S. 37)

2) "...Perspektivpläne wurden erstellt (1957 sowie 1960 von Graffunder, Berlin)..." (Halle-Chronik, S. 201)

3) "Nachdem das Thema Erweiterung Richtung Norden 1957 vom Tisch war, blieb nur die Erweiterung Richtung Süden, die Einbeziehung des Vogelgesangsparks war jedoch schon damals ein heftig umstrittenes Politikum." (60-Jahre-Chronik, S. 15)

4) "...bereits am 25. Februar 1959 schreibt die Volksstimme: 'Der Tierpark unserer Stadt wird um das Doppelte seines bisherigen Bestandes vergrößert... Am 1. März werden etwa 20 Hektar Park hinzukommen. Auf der Südseite umfasst der Vogelgesangpark etwa 5 Hektar mit Gaststätte, die künftig zum Tierpark gehören werden. Weitere 5 Hektar kommen auf der Nordostseite dazu, die als Wirtschaftsfläche, für die Aufzucht der Tiere und für die Futtergewinnung genutzt werden." (50-Jahre-Chronik, S. 37)

5) "Es wurde 1960 aber nicht nur mit der Planung dieses Hauses (DHH gemeint) begonnen, sondern auch ein Perspektivplan des Zoos für die nächsten 25 Jahre in Zusammenarbeit mit Architekt Graffunder aus Berlin und Gartenarchitekt Schöne aus Magdeburg erstellt." (50-Jahre Chronik, S. 40)

6) "Um zukünftig die Arbeiten im Zoo den Perspektivvorstellungen entsprechend durchführen zu können, wurde 1960 ein Gesamtlageplan aller überhaupt einmal vorgesehenen Tieranlagen und Versorgungseinrichtungen in Verbindung mit dem Architekten Herrn Graffunder aus Berlin und dem Gartenbauarchitekten Herrn Schöne aus Magdeburg angefertigt. (...) Die Projektierung des Dickhäuterhauses wird bereits durchgeführt und werden die Mittel hierfür über das Stadtbauamt zur Verfügung gestellt; 1963/63 soll dann der erste Bauabschnitt des Dickhäuterhauses fertiggestellt werden, mit dessen Vorbereitungen noch Ende 1961 begonnen wird." (JB 1960, herausgegeben 1961; dort auch Veröffentlichung des Perspektivplans)

7) "Ein entsprechendes Dickhäuterhaus soll 1961/62 gebaut werden." (Zooführer 1961, noch verfasst von Witstruk; enthält auch das Bild eines Plakates mit Elefantenmotiv und dem (Spenden-?)Aufruf "Baut mit an meinem Haus", das laut Druckfreigabenr. schon 1960 erschienen war)

Werte ich nun diese Informationen aus, ergibt sich folgendes Bild:

Zu 1) habe ich schon argumentiert. Man wollte „bis 1960“ einen Zoo aus dem Heimattiergarten machen, da würde mich wundern, wenn man nicht zumindest Elefanten eingeplant hatte – von denen ja auch schon 1960 der erste einzog.

Das heißt, dass im unter 2) erwähnten Plan von 1957 wahrscheinlich schon ein Elefantenhaus vorgesehen war. An welchen Standort, in welcher Form und von wem entworfen, geht aus keiner Quelle hervor. Das Zitat in der Halle-Chronik kann man so deuten, dass Graffunder erst am 1960er Plan mitwirkte, oder so, dass er an beiden beteiligt war. Zu Zeiten beider Planungen war Witstruk Zoodirektor. Auch wenn es nicht ausdrücklich erwähnt ist, dürfte er als „Tiersachverständiger“ an beiden Planungen beteiligt gewesen sein.

Zu 3): Und genau diese Erweiterung nach Süden ist im Perspektivplan von 1960 wiedergegeben. Ob nur noch aus politischem Kalkül oder nicht, spielt für die DHH-Planung m.E. keine Rolle.

Zu 4): Das sind die rund 30 Hektar verplanter Fläche, auf die ich mich unten bezog. Interessant dabei ist die nicht erläuterte Differenz von etwa 10 Hektar, immerhin fast der Größe des damals bestehenden Tierparkgeländes entsprechend, und dass der Vogelgesangpark mit nur 5 Hektar angegeben wurde. Wie erklärt sich das?

Zu 5) bis 7): Die genaue Reihenfolge geht aus keiner Quelle hervor - wir wissen nicht, ob 1960 zuerst der neue, zweite Perspektivplan des Zoos entstand oder zuerst mit der DHH-Planung begonnen wurde. Der Perspektivplan könnte durchaus Elemente beinhalten, die schon 1957 geplant worden waren, und darunter eben auch ein Elefantenhaus, ein Dickhäuterhaus oder ein „Graffunder-Ensemble“, falls der Architekt schon damals mitgewirkt haben sollte. In diesem Fall könnte der Ursprungsplan einfach nur geändert worden sein, indem man für die Nordseite geplante Projekte (z.B. das Raubtierhaus) nach Wegfall der dortigen Erweiterungsmöglichkeit an die Südseite verlegte und gar nicht das komplette Gelände ganz neu verplante.
Drei Warmhäuser – darunter das DHH – sind im 1960er Plan etwas abweichend dargestellt und könnten nachträglich in diesen eingezeichnet worden sein, so dass sie die ursprüngliche Planung überdecken. Dafür kann es m.E. nur zwei Gründe geben: Entweder war an der betreffenden Stelle ursprünglich gar kein Haus oder etwas thematisch ganz Anderes vorgesehen (das könnte beim Vogelhaus so sein) oder der Ursprungsentwurf des Hauses sah anders aus (bei DHH und Affenhaus wirken die angrenzenden Außenanlagen „original“). Das wiederum könnte (muss aber nicht) bedeuten, dass das DHH vorher in beschriebener Weise aus getrennten oder verschachtelten Baukörpern bestanden haben könnte, zumal im 1957er Plan vielleicht (!) nur die Elefantenseite als eigenständiges Bauwerk eingeplant war und man vielleicht (!) erst 1960 die Planung um die anderen Dickhäuter erweiterte.
So oder so: Falls man die Nicht-Verwirklichung aller Erweiterungspläne schon damals befürchtete, hätte man zusätzliche Nashörner und Flusspferde doch gar nicht erst platzaufwändig einplanen müssen, um den Schritt zum „richtigen“ Zoo zu machen, denn dafür war der Elefant m.E. die „wichtigste“ Art. Und davon traf ja auch schon im Oktober 1960 der erste in Magdeburg ein (Wieviel Vorlaufzeit mag diese Anschaffung gebraucht haben?). Im selben Jahr hatte die Projektierung des DHH begonnen, da wäre es angesichts der beschriebenen Unwägbarkeiten m.E. mehr als fahrlässig gewesen, keinen „Plan B“ zu entwerfen, in dem es nur bei einem Elefantenhaus geblieben wäre (und dabei hätte man vielleicht sogar auf eine entsprechende Planung von 1957 – mit oder ohne Graffunder – zurückgreifen können). Tatsächlich hätte das heutige Haus auch „funktioniert“, wenn man die Nashorn-Nilpferd-Seite inklusive der drei rückwärtigen Wirtschaftsräume komplett weggelassen hätte.
(02.10.2011, 14:35)
Michael Mettler:   @Oliver, der besseren Ãœbersichtlichkeit wegen teile ich die Antwort thematisch in Einzelbeiträge auf. Deshalb zunächst die "Preisfrage".

Deine Zuchtbuch-Recherche unterstreicht genau das, was ich aus der Erinnerung heraus über das Abebben der Spitzmaulnashorn-Importe in den späten 60er Jahren geschrieben habe. Und was schwieriger zu bekommen ist, wird automatisch teurer. Zur Erinnerung: Du hattest angezweifelt, dass das Nashorn seinerzeit das kostspieligste der eingeplanten und bei Eröffnung vorhandenen Tiere war (denn ein Afrikanischer Elefant blieb zu diesem Zeitpunkt noch nicht mehr als ein Wunsch für die Zukunft).

Ich ergänze deine Recherche: Laut einer Übersicht im International Zoo Yearbook, Vol. IV (1962), durchliefen allein den Zoo Hannover als Standort der Fa. Ruhe zwischen Kriegsende und 1962 nicht weniger als 35 Spitzmaulnashörner (21,14). Ruhe führte zusammen mit einem Geschäftspartner die "Tanganjika Game Ltd.", ein eigenes Fang- und Exportlager in Ostafrika. In "Wilde Tiere frei Haus" schreibt er, dass man 1958 die Fangprämien für Wildtiere so sehr erhöhte, dass er neue Kalkulationen vornehmen musste. Zudem wurde der Fang immer schwieriger: "Gab es anfangs (gemeint ist der Winter 1953/54, die Gründung der Ltd.) Elefanten oder Nashörner in einer Entfernung von nur 30 oder 40 Kilometern von der Farm - jetzt mussten bis zu 800 oder gar 1.000 Kilometer zurückgelegt werden, bevor an die Fangvorbereitungen zu denken war." Würde mich wundern, wenn beide Faktoren zusammen nicht auch die Preise für Spitzmaulnashörner (und ja, auch für Afrikanische Elefanten) hochgetrieben hätten. Im Gegensatz dazu konnte man Indische Elefanten noch immer in ihrer Heimat auf Elefantenmärkten kaufen, so dass sie im Vergleich zu diesen beiden Arten günstiger waren.

Es ist nicht gerade einfach, in Zooveröffentlichungen usw. Preisangaben zu finden, aber ein paar konnte ich ausfindig machen. Klös schildert in "Freundschaft mit Tieren", er habe 1957 für einen Spitzmaulnashornbullen 15.000 DM zahlen müssen, was einem Drittel des Tierbeschaffungsetats entsprach. Das war noch in den Hochzeiten des Nashornimportes, der Preis wird deshalb 1967 unter schwierigeren Bedingungen wohl nicht geringer gewesen sein. Der Zoo Halle erhielt 1962 (also nur kurz nach den beiden Magdeburger Elefanten) 0,2 Indische Elefanten für zusammen 27.272 DM (Halle-Chronik, S. 243). Flusspferd-Preise fand ich nicht, aber im Gegensatz zu den aufwändig importierten Elefanten und Nashörnern konnte man Hippos schon aus Zoonachzuchten bekommen, der Preis dürfte also (zumindest für den Bullen) wohl nicht den eines Indischen Elefantenkalbes überschritten haben. Interessehalber zum Vergleich: Das 1968 nach Duisburg gelangte Breitmaulnashornpaar kostete laut Jubiläumsbroschüre 35.000 DM, war aber laut Text ein Gelegenheitskauf (sonst offenbar teurer).

Die einzige mir verfügbare Preisliste mit allen damals erhältlichen Dickhäuterarten liefert ebenfalls "Wilde Tiere frei Haus". Sie stammt zwar von 1930, aber die Möglichkeiten des Importes bzw. der Beschaffung von Hippo-Nachzuchten waren für die einzelnen Arten m.W. durchaus vergleichbar mit der Situation der Nachkriegszeit bis zum Importboom der Breitmaulnashörner und Afrikanischen Elefanten, deshalb mögen auch die Preisrelationen vergleichbar sein:

Afrikanisches Elefantenkalb (nur 0,1 verfügbar) 20.000 RM
Asiatische Elefantenkuh je nach Alter 6.000 bis 8.000 RM
Spitzmaulnashornbulle je nach Alter 18.000 bis 25.000 RM
Spitzmaulnashornkuh je nach Alter 20.000 bis 25.000 RM
Flusspferdbulle, 1-jährig 9.000 RM
Flusspferdkuh 3/4-jährig 14.000 RM

Dass die Afrikanische Elefantin Arusha 1969 mit 20.000 Mark zum bis dato teuersten Bewohner des Magdeburger DHH wurde, schließt nun mal nicht aus, dass vorher das schon zur Eröffnung eingeplante Nashorn diesen Superlativ innehatte. Meine Äußerung dazu lautete unten in diesem Thread: "Vielleicht wurde zu Gunsten des Elefantenbades zwischenzeitlich von einem zweiten Nashorn Abstand genommen (m.W. damals die teuerste der drei Tierarten), bis man auf den Gedanken verfiel, dafür einen nicht einsehbaren rückwärtigen Stall einzurichten?" Mit den drei Tierarten waren die bei Eröffnung vorhandenen Dickhäuter gemeint, somit also kein Afrikanischer Elefant.
(02.10.2011, 12:37)
Oliver Jahn:   So, nun habe ich meinerseits auch noch mal ein wenig recherchiert.
Ich fange mal bei den Spitzmaulnashörnern an. Warum hat Magdeburg nicht gleich zur Eröffnung ein Paar gezeigt? Ich habe ja bereits eine Vermutung geäußert, und diese scheint sich zu bestätigen.
Dank freundlicher Hilfe habe ich ein paar Zuchtbuchdaten erhalten.
Im Zeitraum von 1967 bis 1970 wurden nach Europa gerade mal 5 weibliche Tiere importiert. Und davon
je ein Tier 67 und 68,
69 gar keins
70 dann drei.
Unter diesen drei Tieren war Kenia, die dann nach Magdeburg kam.
Zwischen 61 und 67 wurde in Europa (immer vorausgesetzt, dass ich nicht doch mal ein Tier, welches den Kohl nicht fett machen dürfte, übersehen habe) auch kein einziges weibliches Nashorn geboren. Weibchen waren also Mangelware.
1966 hingegen wurden 6 Bullen importiert. Einer davon war Kibo, der erst in Gelsenkirchen stand, dann in Hannover, und den Ruhe dann 67 an Magdeburg verkaufte.
Selbst da finde ich es beachtlich, dass der noch junge und unbekannte Zoo in Magdeburg das Glück hatte, einer der wenigen Zoos in Europa zu sein, der ein Spitzmaulnashorn bekam. Dass aber das eine Weibchen, welches 67 importiert wurde, genau so unwahrscheinlich an Magdeburg ging, wie das andere Weibchen, welches 68 importiert wurde, das scheint mir schon sehr einleuchtend.
Nun noch mal ein paar Anmerkungen zum Perspektivplan.
Hier muss ich wieder mal mit einem Zitat beginnen:
"Dass Graffunder in Magdeburg wegen Platzmangels ein einziges Mal drei Dickhäuterarten unter dem selben Dach einplanen musste, scheint mir kein gutes Argument zu sein. Als der 1960er Perspektivplan unter seiner Mitwirkung entstand, ging man noch von einer Erweiterung des Geländes auf ungefähr 30 Hektar aus…"
Das stimmt nicht, davon ging man da schon lange nicht mehr aus, auch wenn man es vielleicht aus politischem Kalkül gern mal immer wieder betonte.
Als der 60er Plan entstand, da wirkte Graffunder an ihm mit. Auf diesem Plan, der noch unter Witstruk erstellt wurde, sehen wir ein Haus für alle drei Dickhäuter. Graffunder erstellte also für Magdeburg einen Plan, mit einem Haus. Diesen Plan sehen wir in der Chronik und im Jahresbericht von 1960. Egal, was Graffunder in anderen Zoos plante, hier plante er ein Haus für alle drei Arten.
Warum, das kann ich nur vermuten, aber welchen Grund, außer dem Platzmangel gab es denn sonst?
Als dieser Plan entstand, da waren die knapp 30 ha schon lange nicht mehr realistisch, denn die Norderweiterung war bereits 1957 vom Tisch.
Schaue ich mir weiterhin den Plan an, so stelle ich fest, dass ein sehr großer Teil (ca. ein Drittel) überhaupt nicht für den Besucher gedacht war, nämlich der gesamte Bereich auf der anderen Seite der Straße am Vogelgesang. Komme ich nun zurück zu meiner Vermutung bezgl. des Denkmalschutzes, so passt auch der Rest ganz gut. Auf dem Gelände des Vogelgesangs finde ich als Großbau die Gaststätte, die schon stand, und das Aquarium auf dem Platz am Rondell, der bereits Festplatz war. Im denkmalgeschützten Bereich stehen keine großen Häuser, sondern nur Ställe, die allerdings für große Rinder und die Robbenanlage. Über das Jahr 1957 aber lese ich, dass in dieses Jahr die ersten Debatten über die Erweiterung fallen und die Einbeziehung des denkmalgeschützten Vogelgesang bereits da zum Politikum wurde.
Norderweiterung geplatzt, im Osten nur Wirtschaftsfläche nicht für Besucher, der Vogelgesang ein extrem unsicheres Politikum. Was tue ich da? Ich plane für den Platz, den ich sicher habe die Großbauten, bei denen ich mir am ehesten eine Realisierung erhoffe. Und dieser Platz, der umfasste nicht mal, wie von mir geschrieben 15, sondern lediglich 11,5 ha, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
Warum also Graffunder die Dickhäuter auf dem Perspektivplan in ein Haus steckte, das kann ich nicht sagen. Fakt aber ist, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit tat er es. Und Platzmangel als Argument ist nach der Betrachtung meiner Meinung nach gar kein so schlechtes Argument.

(02.10.2011, 00:55)
Oliver Jahn:   Und noch eine Frage habe ich.
Zu den von dir vermuteten Ursprungsplanungen des Hauses in Magdeburg durch Witstruk schreibst du:
"Ebenfalls der Halle-Chronik entnahm ich, dass Witstruk noch im ersten Monat nach seinem Wechsel aus Magdeburg nach Halle in einem Zeitungsinterview sagte, er wolle in Kürze ein Haus für Elefanten, Nashörner und Nilpferde im Bergzoo bauen. Auf den dafür vorgesehenen Platz hätte ein Haus wie das Magdeburger vielleicht sogar gepasst; wollte er womöglich ein Konzept, das er für MD mitgeplant hatte, dort aber nicht mehr verwirklichen konnte, dann stattdessen (und schnellstmöglich) in Halle umsetzen?"
Kannst du mir hier mal die Quelle benennen?
Ich habe ein Interviev von Witstruk mit DNW gefunden, genau zu dem Thema, aber da steht nichts von IN KÜRZE und schnellstmöglicher Umsetzung, sondern er sagt dort:
"...späterhin die jetzige Gärtnerei und die unschönen Ställe für Kamele, Esel und Ponys links vom Haupteingang an der Reilstraße abzureißen und statt dessen eine große Anlage für Elefanten, Nilpferde und Nashörner zu schaffen."
Späterhin heißt für mich nicht in Kürze, sondern passt viel besser zu den NAW-Plänen der nächsten Jahre für den Zoo Halle, in denen ein Dickhäuterhaus für 1968-70 geplant war.
(01.10.2011, 15:04)
Oliver Jahn:   @Michael, der Perspektivplan, von dem du sprichst, der wurde 1960 bereits veröffentlicht. Erst 1964 aber wurde ein Perspektivplan (welcher, das kann ich leider nicht sagen) bestätigt. Der Vogelgesang stand schon damals unter Denkmalschutz, und eine geplante Erweiterung wird damals an die gleichen Grenzen bezgl. der Nutzung gestoßen sein, wie heute. Und dann ist eben ganz schnell mal kein Platz mehr für die großen und schweren Tiere auf einem Großteil der Fläche, sondern diese dürfen weiterhin nur auf die knappen 15 ha, genau wie heute. Denn dieses Problem mit dem Vogelgesang, dass kenne ich persönlich schon aus meiner Zooschulzeit, und die war zwar nicht 1960, aber die begann 1973, und bereits auch da stieß die Erweiterung in den Vogelgesang, um ihn für die Haltung großer Tiere zu nutzen, auf Widerstände, die bis heute nicht überwunden sind.
Das war und ist in Erfurt und Rostock anders. Unabhängig davon aber sehe ich bei den Bauten dort weiterhin keinen großen Unterschied zu Magdeburg in ihrer Form und neben dem Platzmangel ist es in Magdeburg sicher auch so gewesen, wie z.B. beim ABH in Berlin oder der Bärenanlage in Rostock, garantiert haben auch die Direktoren sehr wesentlich ihre Vorstellungen eingebracht und in Magdeburg sogar noch ein weiterer Architekt.
Von daher ist deine Frage ob der endgültige Bauplan von Graffunder stammt, auch von mir mehrfach ganz klar beantwortet. Nein. Er stammt nicht von ihm, aber er war daran beteiligt.
Denn genannt wird Graffunder von Bürger im Bezug auf das Haus, welches tatsächlich gebaut wurde, nicht auf einen Teil dessen oder einen Vorentwurf und wie auch schon erwähnt, nur durch Konsultation.
Ich lese den Text von Bürger so, dass es genau umgekehrt war, als von dir vermutet, nämlich dass Bürger mit Steinhagen das Haus entworfen hat, und da es für Steinhagen vielleicht der erste Zoobau und definitiv in der DDR das erste Dickhäuterhaus war, hat man den Mann konsultiert, der zu dieser Zeit die meiste Ahnung mit solchen Bauten hatte, nämlich Graffunder, dem man den Plan vorlegte, und der ihm dann den Feinschliff gegeben hat. Vielleicht ist er ja für die zwei Badebecken verantwortlich oder für den Trennungsfelsen dazwischen? Solche Felsen passen auf jeden Fall zu seinem Stil und einigen seiner Bauten, von denen ich die Pläne kenne. Und dir selber ist ja aufgefallen, dass für ein und das selbe Haus mal Flusspferd und mal Nilpferd verwendet wurde.
Zu den Provisorien, die nach Neubauten verschwinden, da hat uns die Zoogeschichte oft genug das genaue Gegenteil bewiesen. Gerade in den Zoos ist nichts so beständig, wie die Provisorien.
Und den breiten linken Weg sehe ich genau wie den rechten auch noch als Möglichkeit, um den Besuchern Platz zu schaffen, auch vor der Außenanlage Raum zu haben, hier war immer was los, hier war etwas zu sehen und die Besucherzahlen waren damals noch andere. Der Zoo war in fast allen Bereichen noch Tierpark und hatte dennoch bereist um die 400.000 Besucher. Bei voller Umsetzung der Pläne wäre diese Zahl noch deutlich zu steigern gewesen, denn selbst bei viel geringerem Umsetzungsstand schaffte man Mitte der 80er Jahre die 500.000. Und dann noch die Ballung in den Sommermonaten und an den Wochenenden. Und schließlich gab es diese Wege schon, warum sie also nicht nutzen.
Zu den Preisen noch eine Anmerkung, Arusha war das teuerste Tier des Hauses mit 20000 Mark. Was die beiden Inderinnen gekostet haben, das weiß ich nicht, aber Elefanten schienen recht teuer zu sein. Im Verhältnis zur Gesamtsumme von 1,5 Millionen wollte ich damit nur verdeutlichen, dass der Preis für ein "billigeres" Nashorn nicht so sehr ins Gewicht gefallen sein dürfte. Ich vermute hier einfach mal, dass nicht so viele Nashörner verfügbar waren und die großen und renommierten Zoos hier vielleicht einfach mehr Beziehungen hatten, um schneller an ein Tier zu kommen, während die "Frischlinge" eben noch warten mussten.

(01.10.2011, 01:29)
Michael Mettler:   @Oliver, der Reihe nach: Dass Graffunder "vielleicht gar nicht am Magdeburger Dickhäuterhaus beteiligt war", habe ich m.W. nicht geäußert. Meine Frage geht doch dahin, ob das letztlich gebaute Haus etwas verwirklichte, was er komplett so entworfen hatte, oder ob von seiner einstigen Kreation vielleicht lediglich der Elefantentrakt samt Besucherhalle übrig geblieben und der Rest durch andere Planer verändert worden war. Dass solche Änderungen Architekten nicht glücklich machen, sieht man ja an Katharina Heinroths "Kampf" um die Verschwenkung der Bullenboxen...

Bezüglich der Planung von zwei Nashörnern muss ich nach Quellenlage wohl zustimmen (und frage mich immer noch, warum ich dann etwas anderes im Hinterkopf hatte). In der 60-Jahre-Chronik heißt es über Spitzmaulnashörner, sie waren damals "relativ günstig zu erwerben", aber das dürfte sich - siehe auch "Im Zeichen des Luchses", S. 53 - auf den Vergleich mit den anderen Nashornarten beziehen und nicht darauf, dass sie insgesamt billig waren. Die große Importwelle von Spitzmaulnashörnern aus Ostafrika war in den 50er Jahren, sie ebbte in den 60ern (wie alle Großtierimporte aus Ostafrika) ab, und Spitzmaulnashörner wurden kostbar. Wäre das nicht so gewesen, hätte sich der Zoo doch gleich zur Eröffnung des Hauses ein Paar hineinstellen können. Der erste Afrikanische Elefant war laut Broschüre für "eventuell eines Tages" angedacht - entweder also war keiner zu bekommen, oder der Zoo konnte ihn sich auf absehbare Zeit nicht leisten. Tatsächlich wurde Arusha dann ja auch 1969 durch Spenden finanziert. In der konkreten Planung ohne "eventuell eines Tages" dürfte jedenfalls, wie ich es geschrieben hatte, das Nashorn das teuerste Tier gewesen sein.

Wenn der Weg links um die Flusspferdanlage lediglich geplant war, um die beiden genannten Versorgungswege zu erreichen, dann hätte er nicht so voluminös ausfallen müssen (Nr. 21 ist eine Anlage für Wölfe). Dass Löwen- und Jungbärenkäfig im Perspektivplan nicht (mehr) auftauchen, wundert mich nicht; man hatte schließlich ein großes Raubtierhaus und eine mehrteilige Bärenanlage für die auf dem Plan dargestellte Zukunft eingezeichnet. Ich finde gerade die genaue Quelle nicht, aber irgendwo las ich bei der Recherche davon, dass der Löwenkäfig von Anfang an nur als Provisorium gedacht war - also wäre er nach dem Raubtierhausbau laut Plan wohl wieder verschwunden. Diese Sackgasse sieht mir eigentlich eher danach aus, als hätte es ursprünglich dort ein Tor zur Straße geben sollen, die man an dieser Stelle nur kreuzen musste, um auf den Wirtschaftshof zu gelangen.

Dass Graffunder in Magdeburg wegen Platzmangels ein einziges Mal drei Dickhäuterarten unter dem selben Dach einplanen musste, scheint mir kein gutes Argument zu sein. Als der 1960er Perspektivplan unter seiner Mitwirkung entstand, ging man noch von einer Erweiterung des Geländes auf ungefähr 30 Hektar aus, und ich sehe auf dem Plan riesige Gehege für Antilopen, Hirsche, Ponys, Bisons und Wisente, von denen jedes nahezu die geplante Fläche des Dickhäuterhauses samt Außenanlagen erreichte. Und das soll - gerade auch durch die Einschließung des Vogelgesangparks - nicht als Landschaftspark geplant gewesen sein...? Platz für ein Dickhäuterhaus-Ensemble wäre in dieser Planung durchaus gewesen, zumal das Gelände vermutlich sogar leichter zu erschließen war als das in Erfurt - wo aber trotzdem (auch nach deiner Definition) die Flusspferde ein eigenes Haus bekommen sollten, wie auch in Berlin und Rostock. Aus den beiden letzteren Entwürfen deute ich eine besondere Wertschätzung Graffunders für die Hippos, vor deren Gehege er anscheinend mit größeren Besuchermengen rechnete als selbst vor den Elefanten. In Magdeburg bekamen sie diese Alleinstellung nicht, obwohl der Entwurf zeitlich zwischen den beiden anderen lag und der Platz vorhanden gewesen wäre. Und das macht mich eben stutzig.
(01.10.2011, 00:21)
Oliver Jahn:   @Michael, bei so vielen Theorien fällt es mir langsam schwer, noch detailliert zu antworten, weil ich kaum noch weiß, wo ich anfangen soll, vor allem, weil in einem Teil Graffunder vielleicht gar nicht am Magdeburger Dickhäuterhaus beteiligt war, im anderen aber wäre er mit Bürgers Idee nicht glücklich gewesen…warum, wenn er doch gar nicht beteiligt war? ;-)
Also versuche ich mal so ein paar Punkte einfach aus meiner Sicht zu beleuchten, immer wieder fasziniert davon, wie wir aus den gleichen Quellen mitunter ganz unterschiedliche Einschätzungen gewinnen.
Konsens dürften wir erzielen darüber, dass eben doch bereits von Anfang an mit zwei Nashörnern geplant wurde. Deine Theorie, man könnte sich anfänglich aus Geldgründen nur für ein Tier entschieden haben, weil die Nashörner die teuerste Tierart des Hauses waren, finde ich in der Chronik des Zoos widerlegt, denn dort heißt es, dass Spitzmaulnashörner recht günstig zu bekommen waren, der erste afrikanische Elefant hingegen 20000 Mark gekostet hat, und damit das teuerste Tier des Hauses war. Das Haus hat 1,5 Millionen gekostet, da fallen selbst diese 20000 Mark eher gering ins Gewicht.
Das Fehlen des zweiten Nashornstalls sehe ich hingegen nicht als Produkt einer Drehung eines Hauses, sondern so, wie Bürger es beschreibt, in der Fehlannahme begründet, man könnte die zwei Tiere in einem Stall halten.
Zur Merkwürdigkeit der beiden Sackgassen neben dem Dickhäuterhaus habe ich mir den Plan ebenfalls noch mal angesehen. Die linke Sackgasse ist keine Sackgasse, denn sie führt nach links hinter den Stall von Nummer 21 und nach rechts hinter das Dickhäuterhaus. Die rechte Sackgasse ist m.E. einfach dem bereits vorhandenen Wegenetz geschuldet, außerdem lagen an beiden Wegen zwei wichtige Käfige (Löwen und Jungbären), welche man eventuell auch als Ausweichmöglichkeiten erhalten wollte, ohne sie einzuzeichnen (was tatsächlich mit beiden Ställen auch lange so geschah, mit dem einen sogar bis heute).
Komme ich nun zu Graffunder oder Nichtgraffunder. Ich habe keinen Plan, der ihn als Mitwirkenden ausweist. Wäre er aber nur für einen nie realisierten Vorentwurf konsultiert worden, so kann ich mich nur wiederholen in meiner Frage. Warum wird er dann von Bürger in beiden Artikeln benannt, als der, der für den Bau konsultiert wurde, der in beiden Berichten beschrieben wird?
Die Argumente, die hier gegen sein Mitwirken sprechen könnten, sehe ich ebenfalls als nicht unbedingt überzeugend, denn ich sehe absolut kein "Abweichen" von einer Linie bei ihm.
Berlin, da sind wir uns einig, ist garantiert hier nicht als Vergleich heranzuziehen. Rostock und Erfurt aber schon. Auf den Plänen, die ich habe (und wir reden hier wirklich nur über Perspektivpläne mit einer ganz groben Skizzierung der Gebäude) sehe ich für Rostock EIN Haus für Elefanten und Nashörner, und das ist ganz genau wie das Magdeburger Haus ein einfacher rechteckiger Klotz.
Für Erfurt sehe ich ebenfalls Nashörner und Elefanten in EINEM Komplex, der unmittelbar aneinander gebaut ist, keinesfalls versetzt, sondern lediglich ein ganz klein wenig gegeneinander geneigt, was hier auch durchaus dem eher bergigen Gelände geschuldet sein kann. .
Anders ist hier nur, dass die Hippos in beiden Fällen separat untergebracht sind. Und nun schau ich mir den Bau in Magdeburg an. Hier ist das erste Haus dieser Art tatsächlich entstanden, und alle drei Arten sind in einem Haus. Aus meiner Sicht hat Graffunder da nicht seine Linie verlassen, sondern ist lediglich den Möglichkeiten gefolgt, die er hatte. Wir reden hier über ein Haus in einem Zoo, welcher über 15 Hektar verfügte und dessen Erweiterung schon damals, wie man sehr deutlich am Perspektivplan erkennt, mit dem Teil, der zur Tierhaltung und für die Besucher genutzt werden konnte, an seinen Grenzen stieß.
Bei Erfurt reden wir hingegen über 27 ha allein für die Tierhaltung, bei Rostock gar über 53. Alle drei Zoos, Berlin, Erfurt und Rostock wurden immer als großzügige Landschaftsparks beschrieben, Magdeburg nie.
Was die Linie von Graffunder angeht, gab es die denn wirklich? Mir liegen einige Kopien von Graffunderplänen vor, die leider nie umgesetzt worden sind, auf denen auch ganz großartige Häuser zu sehen sind, die aber in keinem dieser Fälle eine gestaffelte oder außergewöhnliche Form haben, sondern die in ihrer Grundform nicht über ein schnödes Rechteck hinaus gehen, ganz genau so, wie die Kombihäuser für Elefanten und Nashörner auf den Perspektivplänen von Erfurt und Rostock.
Ob es also irgendwann von irgendwem mal den Plan in Magdeburg für zwei Häuser gab, das kann ich nicht beurteilen, möglich ist es, wie so viel in den vielen Plänen in so vielen Zoos.
Dass das Magdeburger Haus aber Steinhagen und Bürger als "Väter" hat, das ist für mich nach wie vor so sicher, wie Graffunders "Mitvaterschaft", weil bisher nichts dagegen, aber einiges dafür spricht.

(30.09.2011, 22:49)
Michael Mettler:   Nun habe ich doch ein Beispiel dafür gefunden, dass Dickhäuterhausplanungen von einem anderen Zoo übernommen wurden, ohne das fertige "Vorbild" abzuwarten. Katharina Heinroth schrieb nämlich sowohl in ihren Lebenserinnerungen als auch in einem Artikel über das unter ihrer Leitung erbaute Berliner Elefantenhaus, dass ihr die von Hediger freundlicherweise zur Verfügung gestellten Baupläne des Baseler Elefantenhauses als Vorbild dienten. Letzteres wurde aber erst 1953 eröffnet, da war das Berliner Haus längst im Bau (eröffnet 1954) - Heinroth hatte also nur Ideen übernommen, nicht praktische Erfahrungen. Bei ihrer Recherche nach anderen Elefantenhäusern hatte sie festgestellt, dass es außer Basel kein in ihren Augen brauchbares Vorbild für ihre Wünsche moderner Tierhaltung gab. Dabei stellte sie noch fest, dass das von ihr als Neuerfindung Hedigers betrachtete Innenbadebecken nicht das erste war, sondern Warschau schon über zehn Jahre zuvor eins eingebaut hatte.

In "Mit Faltern begann's" schreibt sie zudem, dass sie die Berliner Architekten in einem langen Kampf dazu bringen konnte, die Bullenställe rechtwinklig zur Boxenreihe "abzuknicken". Ihr Beweggrund war dabei nicht mal die Wirkung auf den Besucher, sondern das Sozialleben der Elefanten: Sie sollten sich trotz getrennter Unterbringung alle gegenseitig sehen können.

Was das Berliner Haus sehr vom Baseler unterschied, war die gläserne Besucherhalle, die im Originalzustand mehr Ähnlichkeit mit der späteren Magdeburger hatte als heute, und der viel luftiger wirkende Tierbereich innen. cajun hat im Basel-Thread heute Bilder vom Baseler Haus eingestellt, auf denen die eher klotzige Wirkung gut zu sehen ist, und der Besuchergang ist meiner Erinnerung nach schlicht und funktional, ohne den in Berlin beabsichtigten Tropenhaus-Charakter.
(30.09.2011, 19:38)
Michael Mettler:   Hier ein Versuch, mit meinen bescheidenen technischen Möglichkeiten meine Gedanken zu illustrieren. Grundlage ist ein Scan aus dem Perspektivplan.

Die obere Variante zeigt die von mir favorisierte Möglichkeit zweier versetzt angeordneter Baukörper. Der rechte - der Elefantentrakt - könnte noch weiter nach rechts versetzt gewesen sein, so dass zwischen beiden nicht nur ein einfacher Durchgang, sondern ein Gang i.e.S. bestanden hätte; das ließ sich aber mit der "Methode Textmarker" nicht darstellen. Die Pfeile zeigen auf den verwirklichten rechten und den vermuteten zweiten Eingang.

Die untere Variante - zwei getrennte Baukörper in etwas Abstand zueinander - ist zwar theoretisch denkbar, erscheint mir aber angesichts der sonstigen Graffunderschen Planungen fast zu profan. Obwohl: Für Erfurt hatte er auch nur drei schlicht rechteckige Bauten in Reihe gesetzt, zwei davon allerdings mit den Schmalseiten direkt aneinander. (Ich hoffe, dass der in "Tiere um uns" von anderen Zeichnern wiedergegebene Perspektivplan in dieser Hinsicht das mir nicht vorliegende Original nicht grundlegend verfälscht hat.)

Zu den Merkwürdigkeiten des Plans im JB 1960 zählt die Sackgasse rechts vom Elefantengehege ohne Verbindung zum DHH-Wirtschaftsbereich; solche Pflegerzugänge sind ansonsten bei anderen Bauten im Plan erkennbar, so wie ja hier auch der direkte Weg vom Wirtschaftsbereich auf die Straße hinaus zu sehen ist. Vielleicht ist auch die Sackgasse erst durch Umzeichnen des Plans zustandegekommen.

Zumindest in Sachen Besucherwegführung macht auch die Sackgasse links vom Flusspferdgehege keinen rechten Sinn, deshalb mein Gedanke, dass diese Kurve ursprünglich zu einem Hauseingang führen sollte.
(29.09.2011, 23:48)
Michael Mettler:   @Oliver, dann hätte man aber für eine Tapiranlage einen Teil der repräsentativen Glasfront des Hauses opfern oder zumindest seiner Wirkung berauben müssen - das dürfte nicht im Sinne der Gestalter gewesen sein.

Auch bei den nicht verwirklichten Entwürfen für Erfurt, Rostock und den TP Berlin hatte Graffunder auffällig große Besucherbereiche an den Dickhäuter-Ensembles vorgesehen (interessanterweise besonders vor den Flusspferdanlagen, die zumindest für Berlin und Rostock regelrechte Amphitheater werden sollten - an der Berliner Elefantenanlage hatte er im Vergleich dazu erheblich weniger Platz eingeplant!). In diesem Punkt passt Magdeburg noch recht gut ins Bild, aber das Zusammenfassen der drei Arten im selben Haus passt nicht so recht in die Reihe der anderen Entwürfe.

Ich habe im Graffunder-Thread noch mal nach den Daten geschaut, die Mel für die jeweiligen Planungszeiträume eingestellt hatte. Falls Graffunder nicht schon am ersten Magdeburger Perspektivplan mitgewirkt haben sollte, läge der Magdeburger Entwurf zeitlich nach Berlin und Erfurt, aber noch vor Rostock, also quasi mittendrin - und da ist er von seiner Linie abgewichen?

Deshalb meine Frage: Stammt der endgültige Bauplan wirklich von Graffunder? WANN man ihn konsultiert hatte, geht schließlich weder aus der Broschüre noch aus dem ZG-Artikel hervor. Vielleicht wurde ein Ursprungsentwurf Graffunders später durch Bürger und Steinhagen abgewandelt, und DAS wurde dann der endgültige Bau.

In den Threads zum Raubtierhaus Basel und zu Graffunder hatten wir schon mal erörtert, inwieweit die vorangegangenen Baseler Bauten (Elefanten- und Raubtierhaus) den noch recht jungen Architekten seinerzeit beeinflusst haben könnten. Ein Novum des Baseler Raubtierhauses war die Auflösung des großräumigen Baukonzeptes früherer Zeiten in versetzt angeordnete kleinere Baukörper, die durch einen Gang verbunden sind; später - und auch bei Graffunder - gab es dann die Variante, den verbindenden Gang wegzulassen und die einzelnen Elemente ineinander zu schachteln (siehe z.B. Menschenaffenhaus Wilhelma, Äquatorium Duisburg usw.). Das im Magdeburger Perspektivplan zu sehende Raubtierhaus passt in letzteres Schema, das Affen-Menschenaffen-Haus in ersteres (wobei es wie das Dickhäuterhaus nachträglich im Plan verändert worden zu sein scheint). Warum hätte Graffunder gerade in Magdeburg von seiner offensichtlichen Vorliebe für die in der beschriebenen Weise "gestaffelten" oder mit außergewöhnlicher geometrischer Grundform versehenen, im Falle der Dickhäutern in Ensembles angeordneten Warmhäuser abrücken und ein schnödes Rechteck mit allem unter einem Dach daraus machen sollen? In der Fläche war er in Magdeburg nicht eingeschränkt, und im Entwicklungszustand waren zumindest Erfurt und Rostock auch nicht weiter oder prominenter als Magdeburg (Berlin dürfte da eine Sonderrolle gespielt haben).

Ich könnte mir vorstellen, dass Graffunder ursprünglich (mindestens) zwei eigene Baukörper vorgesehen hatte, die möglicherweise durch einen Gang á la Basel miteinander verbunden waren, und das gibt die vorgesehene Fläche durchaus her. Ich werde mal versuchen, das zu illustrieren. Mein Verdacht wäre dann, dass der heutige Bau abzüglich des linken Stalltraktes seinem Elefantenhausentwurf entsprach und man als Besucher dort, wo sich das vormalige Flusspferd-Innenbecken befindet, einen Durchgang zum Nebengebäude vorgefunden hätte, das im Originalentwurf parallel zur Zoogrenze gestanden hätte, aber näher an dieser als der Elefantentrakt. An der linken Schmalseite dieses Traktes wäre man dann durch einen zweiten Zugang wieder nach draußen gelangt und hätte von dort aus die Hippo-Außenanlage umrundet.

Das würde mit der Perspektive auf der Vorplanungsskizze des Elefanten-Innenraums zusammenpassen wie auch mit der laut JB 1963 angedachten Variante, erst mal nur den Elefantenteil zu bauen und den Rest später anzufügen. Es könnte auch erklären, warum das verwirklichte Haus zwei so unterschiedliche Eingänge hat: Eigentlich war nur der rechte, repräsentativere für die Besucherhalle vorgesehen, aber nachdem der von mir vermutete zweite wegen Umplanung entfiel, musste man aus Sicherheitsgründen (Fluchtweg) einen weiteren in die Vorderfront einfügen. Und der wurde dann weniger auffällig gestaltet, damit die Wirkung der Glasfront nicht zu sehr leidet.

Nun ist ja die Wirkung im Elefantenhaus und im Nashornhaus des Berliner Zoos insofern bestechend, als man nicht nur an den Tieren entlang geht, sondern sich durch die rechtwinklig zueinander angeordneten Stallbereiche (im Falle des Elefantenhauses spreche ich von seinem Originalzustand) "quasi "mitten unter ihnen" wähnt. Beeinflusst von dieser Wirkung könnte Manfred Bürger seinerzeit gesagt haben: Warum drehen wir den Nashorn-Nilpferd-Trakt nicht einfach um 90 Grad und fügen ihn so an die Schmalseite des Elefantenhauses an, dass man von dort aus in die Stallungen schaut und dadurch den Berliner Effekt erzeugt? Platz für das Flusspferdbecken bekommen wir im nicht mehr notwendigen Übergangsbereich, und aus Ersparnisgründen könnten sogar die Elefanten das gleiche Becken nutzen...

Vielleicht könnte diese Variante sogar den fehlenden zweiten Nashornstall erklären: Für eine vierte Box war kein Platz, weil man dann über die Vorderfront der Glashalle hinaus hätte bauen müssen, was die optische Wirkung innen wie außen deutlich geschmälert hätte. Damit wäre wahrscheinlich auch Graffunder nicht glücklich gewesen...
(29.09.2011, 22:38)
Oliver Jahn:   @Michael, auch da stimme ich dir voll zu. Natürlich zählen auch für mich nicht nur realisierte Bauten und du weißt, wie sehr mich Entwürfe begeistern, wenn sie gut sind, völlig unabhängig von ihrem Umsetzungstand. Und Entwicklungsprozesse sind super spannend, wie bei Halle gesehen, wobei ich den Vergleich nicht herangezogen hätte, denn hier war für mich das spannende, wie ein vorhandener Bau über die Jahrzehnte sein Gesicht verändert hat, und wie viel am Ende vom Ursprungsbau doch noch zu finden war.
Aber in einem Punkt, da haben mich deine Recherchen jetzt sogar noch bestärkt. Egal, was Witstruk geplant hat, für mich war er, auch wenn ich ihn hoch schätze, eben nicht einer der "Väter" des Magdeburger Hauses, denn das bleiben für mich eben die Leute, die den Bau, dessen "Vaterschaft" sie innehaben, so geplant haben, wie er nachher auch gebaut wurde. Und die drei "Väter" habe ich bereits benannt, denn sie sind die Personen, die in den Schriften genannt werden, die sich mit dem Bau befassen, den ich als Dickhäuterhaus des Magdeburger Zoos bezeichne und der noch steht. Die Reihenfolge halte auch ich im zweiten Artikel für die wahrscheinlichere, was aber bereits auch im ersten Artikel des Sonderheftes schon zu erkennen ist, denn auch da haben die Zoodirektion und Steinhagen das Projekt erarbeitet, während Graffunder lediglich konsultiert wurde. Hätte er aber dabei keinerlei Einfluss genommen, warum hätte Bürger ihn dann in seinen beiden Publikationen erwähnen sollen?
Die Idee mit den Tapiren gefällt mir. Ich hatte immer an eine Erweiterung auf den doch recht großen Besucherplatz gedacht.

(29.09.2011, 20:37)
Michael Mettler:   Wir hatten doch hier im Forum vor langer Zeit mal gerätselt, wo im Magdeburger Haus auch noch die als Option in der Sonderbroschüre genannten Tapire hätten unterkommen sollen. Angesichts der Hoffnung der Planer, mit nur einer Stallbox für zwei Nashörner auszukommen, drängt sich mir die Vermutung auf, dass man sich Ähnliches vielleicht auch für die Flusspferde erhoffte und dann die mittlere Box und zumindest einen Teil des Flusspferd-Landbereiches im Außengehege für Tapire im Auge hatte. Für die ebenfalls genannten Faultiere wäre dann über den Tapiren ein hängendes Klettergestell in der mittleren Stallbox denkbar gewesen.

Das mögliche Vorbild dafür gab es zu jener Zeit, als Manfred Bürger zu Planungszwecken den Berliner Zoo besuchte, im dortigen Elefantenhaus in einer der eigentlich für Elefantenbullen gebauten Boxen an den Schmalseiten. Faultiere habe ich dort mindestens bei meinem ersten Besuch 1981 noch gesehen, und laut den Zooführern waren Mitte der 60er Jahre Flachlandtapire auf jener Hausseite untergebracht, deren Außenanlage heute die Alpakas bewohnen.
(29.09.2011, 11:39)
Michael Mettler:   @Oliver, für mich zählen nicht nur die verwirklichten Bauten, sondern auch - um es mal etwas überspitzt auszudrücken - die Evolution vom Erstentwurf bis zum tatsächlichen Objekt. Gerade den Entwicklungsprozess empfinde ich als das Spannende an der Materie, und wir hätten uns viele interessante Spekulationen/Rekonstruktionen in diversen Threads hier im Forum (und bei unserer Halle-Recherche!) schenken können, wenn wir immer nur auf das geschaut hätten, wofür es verwirklichte Baupläne gab.

Für Magdeburg ist es Fakt, dass ein Haus, das - auch in seinen Außenanlagen) schon bemerkenswert viel Ähnlichkeit mit dem später verwirklichten Bau hat (wenn auch das Gebäude nicht genau gleich proportioniert ist) schon auf einem Perspektivplan zu sehen ist, der noch unter Witstruk entstand. In dessen "Lebenslauf" in der Halle-Chronik fand ich übrigens noch den Hinweis, dass zu seiner Magdeburger Zeit zwei Perspektivpläne entstanden, nämlich 1957 und 1960. Nun kenne ich den ersten nicht und vermute anhand des Textes in der MD-Chronik, dass er noch die Norderweiterung enthielt. Ob Graffunder zu dieser Zeit schon beteiligt war, weiß ich nicht; es wäre aber interessant zu wissen, wie 1957 die Dickhäuterplanung aussah (die es angesichts der geplanten Entwicklung vom Heimattiergarten zum Zoo ganz sicher gegeben hat).

Ebenfalls der Halle-Chronik entnahm ich, dass Witstruk noch im ersten Monat nach seinem Wechsel aus Magdeburg nach Halle in einem Zeitungsinterview sagte, er wolle in Kürze ein Haus für Elefanten, Nashörner und Nilpferde im Bergzoo bauen. Auf den dafür vorgesehenen Platz hätte ein Haus wie das Magdeburger vielleicht sogar gepasst; wollte er womöglich ein Konzept, das er für MD mitgeplant hatte, dort aber nicht mehr verwirklichen konnte, dann stattdessen (und schnellstmöglich) in Halle umsetzen? In Magdeburg hatte er mit einer viel schnelleren Umsetzung gerechnet, wie aus dem Zooführer von 1961 (der wie auch der JB 1960 mit dem Perspektivplan noch aus seiner Feder stammte) hervorgeht. Darin heißt es auf S. 43 in Zusammenhang mit dem ersten Elefanten des Zoos: „Ein entsprechendes Dickhäuterhaus soll 1961/62 gebaut werden.“ Hätte es noch keine konkreten Pläne gegeben, wäre das wohl sehr optimistisch gewesen.

Und nun lande ich wieder bei dem Buch "Tiere um uns". In seiner 3. Auflage heißt es über Manfred Bürger: "Der fleißige und energische Zoologe, der im Jahr seiner Promotion gemeinsam mit Bauleuten und Architekten die Planung für den Bau des Dickhäuterhauses in Angriff nahm..." Wie zwei Sätze zuvor zu lesen ist, hatte Bürger 1965 promoviert. Da lag es schon fünf Jahre zurück, dass das Dickhäuterhaus im Perspektivplan zu sehen war. Zeitlich passt diese Angabe zudem recht gut mit dem von mir genannten wahrscheinlichen Datum des Besuchs im Berliner Zoo zusammen: 1965 fing er an zu planen, 1966 holte er sich in Berlin Anregungen. Ich habe zwar keine Ahnung, wieviel Zeit damals die Genehmigung für eine solche "Auslandsreise" brauchte, aber unwahrscheinlich scheint es mir nach dem Hörensagen nicht.

Weiter mit den Puzzleteilchen. Im selben Buch ist zu lesen: "Sollte man die hohen Baukosten nur für ein Elefantenhaus ausgeben? Konnte man nicht im selben Haus bei gleichem finanziellem und technischem Aufwand auch andere volksbildnerisch wichtige Tierarten, wie Flusspferde und Nashörner, unterbringen? (...) Wann wäre unsere strapazierte Bauindustrie in der Lage, auch für diese Tiere je ein so großes, teures Warmhaus zu bauen? Diese Fragen mussten in Einsicht in die wirklichen Verhältnisse beantwortet werden, und die Antwort lautete: Es wird ein Dickhäuterhaus gebaut!"

Das fügt sich nun auf interessante Weise mit anderen Puzzleteilchen zusammen. Es war also möglicherweise gar nicht von Anfang an (also vom ersten Perspektivplan 1957 an) ein gemeinsames Haus für die drei Arten geplant, sondern vielleicht einzelne und unter diesen als erstes ein Elefantenhaus. Dazu passt die Vorplanungsskizze aus der 60-Jahre-Chronik, auf welcher das Flusspferdbecken fehlt, so dass der gezeigte Ausschnitt vielleicht schon das ganze Hausinnere darstellen soll. Ein weiteres Indiz: In keinem seiner Perspektivpläne für Berlin, Erfurt und Rostock hatte Graffunder ein gemeinsames Haus für Elefanten, Nashörner und Nilpferde geplant, es waren überall jeweils mehrere Baukörper, wenn auch in Ensembles angeordnet (und teilweise durch Tapire als vierten "Typ" ergänzt).

Und jetzt komme ich wieder zum Magdeburger Perspektivplan von 1960: Dort fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass drei Warmhäuser (Dickhäuterhaus, Affen/Menschenaffenhaus, Vogelhaus) anders, nämlich mit fetteren Konturen dargestellt sind als die übrigen Bauten (darunter weitere Warmhäuser). Beim Vogelhaus ist zu sehen, dass es nachträglich in den Plan eingezeichnet (oder auf ihn aufgeklebt) worden sein muss, denn die Darstellung überdeckt andere Linien (z.B. eine Baumkrone). Das lässt ähnliche Schlüsse für die beiden anderen Häuser zu, wobei bei diesen allerdings die angrenzenden Freianlagen „original“ wirken. Sahen die Häuser im Plan ursprünglich anders aus? Die Lage der Freianlagen ließe durchaus die Möglichkeit zu, dass ursprünglich - um bei einer scheinbaren Vorliebe Graffunders zu bleiben - vorher zwei getrennte Baukörper geplant waren: Der linke für Nashörner und Nilpferde, der rechte für Elefanten. Und die könnten dann schlichtweg aus praktischen Überlegungen heraus in einem Zweitentwurf miteinander verbunden worden sein. Und zwar noch unter Witstruk!

Wenn man nach einem Weg suchte, "mit gleichem finanziellem und technischem Aufwand" für alle drei Arten statt nur für Elefanten zu bauen, wäre übrigens auch eine zwischenzeitliche Planung mit einem doppelt genutzten Badebecken plausibel.

Aber die Varianten gingen sogar noch weiter. Im JB 1963 wird das Dickhäuterhaus als „Sorgenkind“ bezeichnet und man erwog die Variante, vorerst nur den Elefantenbereich und den Besuchertrakt zu bauen, um später „für Nashorn und Nilpferd“ daran anzubauen.

Im JB 1964 heißt es: „Hauptanliegen dieses Jahres waren die Projektierungsarbeiten für das Dickhäuterhaus, die VEB Hochbauprojektierung, Nebenstelle Halberstadt, ausführten. Unzählige Beratungen und Besichtigungen waren notwendig, zahllose Unterlagen mussten eingeholt werden.“ Das klingt nicht sehr danach, als sei das Haus schon seit Jahren durchgeplant gewesen. Man ließ im selben Jahr ein Modell der Gesamtanlage bauen, das für den Bau werben und Spendengelder einbringen sollte. Dieses Modell weicht in einigen Punkten von den später veröffentlichten Grundrissen und dem verwirklichten Bau ab, z.B. hat die Elefantenanlage eine andere Form (mehr nierenförmig, in Richtung Hauseingang gebogen), das dortige und das Nashorn-Badebecken ebenfalls, die Rückwand besteht aus Felsen (statt einer Betonmauer), der große Schornstein des Hauses ist um 90 Grad gedreht. Alles nur künstlerische Freiheiten des Modellbauers? Bürger stieg ja angeblich erst 1965 in die Planung ein...

Zwischen 1960 (Perspektivplan) und 1967 (Sonderbroschüre Dickhäuterhaus) taucht nirgendwo in Zusammenhang mit dem Projekt der Name Graffunder in den Veröffentlichungen des Zoos auf. Im JB 1961 werden Vorprojektierungsunterlagen erwähnt, die „vom Projektierungskollektiv Schöne vom Stadtbauamt und Herrn Böhl vom Projektierungsbüro beim Rat der Stadt musterhaft und für eine Vorprojektierung sehr ausführlich durchgeführt worden sind“ – kein Wort über eine Mitwirkung von Graffunder. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass die genannten Herren nur Tiefbauarbeiten und Versorgungsanschlüsse entworfen hatten. 1964 trat, wie bereits erwähnt, der VEB Hochbauprojektierung auf den Plan, der dann auch 1967 seine Erwähnung in der Broschüre bekam: „Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Zoodirektion unter Konsultation des Architekten Herrn Graffunder vom VEB Berlin-Projekt durch den VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betriebsteil Halberstadt, erarbeitet.“ Interessant dabei ist, dass Bürger im neun Jahre später im ZG erschienenen Artikel mit einer Umformulierung dieses Satzes eine andere Gewichtung zu legen scheint. Da heißt es nämlich: „Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Direktion des Zoos von Dipl.-Ing. Rudolf Steinhagen vom damaligen VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betriebsteil Halberstadt, unter Konsultation des seinerzeit vor allem für Zoo-Projekte spezialisierten Architekten des VEB Berlin-Projekt, Heinz Graffunder (NPT), erarbeitet.“ DAS liest sich nun so, als habe Steinhagen die Hauptarbeit geleistet, und dieser taucht auch mit einer eigenen Veröffentlichung im Quellenverzeichnis des Artikels auf. Gibt es denn überhaupt einen Bauplan aus der Hand Graffunders?

Eigentlich schade, dass Witstruk auch in Halle nicht in den Genuss eines unter seiner Leitung errichteten Dickhäuterhauses kam. Es wäre sicher interessant, dieses mit dem Magdeburger Haus vergleichen zu können.
(28.09.2011, 22:54)
Oliver Jahn:   @Michael, für mich sind "Väter" eines Gebäudes die, die ein Haus entwerfen, und nach diesem Entwurf dann Baupläne erstellen, nach denen der Bau dann auch realisiert wird. Daher sind Graffunder und Dathe für mich genau so die "Väter" des ABH, wie ich allein aus der zeitlichen Abfolge heraus und dem, was all die Literatur hergibt, auch nach wie vor Graffunder, Steinhagen und Bürger für die "Väter" des Magdeburger Dickhäuterhauses halte. Wenn man aber bei einem Bau jeden Menschen, der bereits irgendwann einmal etwas zu einem Haus geplant hat, egal, ob es realisiert wurde, oder nicht, zu den "Vätern" mit zurechnet, dann gebe ich dir uneingeschränkt Recht, dann ist auch das Magdeburger Dickhäuterhaus ein "Kind vieler Väter", so wie wohl bis heute fast jedes größere Tierhaus in jedem Zoo.
(28.09.2011, 21:05)
Michael Mettler:   @Oliver, ich kann mich nicht erinnern, irgendwo in meinen Beiträgen von Bauplänen gesprochen zu haben, sondern immer nur von Planungen, Entwürfen oder Konzepten. Damit meine ich - und ich dachte, das sei aus meinen Beiträgen ersichtlich - die Gedanken und Ideen, die hinter einem Gebäude stehen und zwangsläufig dem Verfassen der endgültigen "Aufbauanleitung", des Bauplans, vorangehen (und ggfs. mehrfach abgewandelt oder verworfen werden).

In dem Moment, wo jemand wie Witstruk, Bürger oder Graffunder (oder ein Verantwortlicher in Liberec oder Prag) das jeweils diskutierte Gebäude erstmals entwarf, wurden doch vorerst nur grundlegende Strukturen vorgeschlagen und nicht gleich verbindlich festgelegt, wo die Wasserhähne sitzen sollen. Selbst die Grundrisse in der Sonderbroschüre und im ZG-Artikel zum Magdeburger Haus sind doch keine Baupläne (keine Versorgungsleitungen, kaum Maßangaben usw. eingezeichnet), sondern nur Planungen im Sinne von Entwürfen, und nichts anderes habe ich die ganze Zeit behauptet.
(27.09.2011, 23:00)
Oliver Jahn:   Vieleicht liegt ja bei uns einfach eine sehr unterschiedliche Auffassung darüber vor, was bereits ein Bauplan ist, und was eine Entwurfsskizze. Dieses Bild kenne ich auch, und es erinnert mich an viele Flyer, die man heute in Massen findet, und auf denen man Skizzen sieht, die für mich nichts mit einem Bauplan zu tun haben. Ich habe Original-Graffunder-Baupläne gesehen, die haben mit solchen Bildern hier wenig zu tun. Solche Vorentwürfe, die dann auch gern noch als Kunststoff-Modell daneben gestellt wurden, gab es sicher von vielen Bereichen und sie waren sicher nicht sehr aufwendig und sehr teuer. Das, was richtig Geld kostete, das waren die Baupläne und Bauplanungsskizzen, die dann bereits komplett auch Statik, Leitungen, Anschlüsse und ähnliches beinhalteten. Ich erinnere mich an einen Zoo in Sachsen-Anhalt, der für einen solchen Plan vor wenigen Jahren eine knappe Million Euro gezahlt hat. Der Bau entstand dann nicht, die Kosten für den Architekten aber blieben. Das machte den Zoo für andere Investitionen über lange Zeit handlungsunfähig.
(27.09.2011, 21:30)
Michael Mettler:   Je mehr ich über das Magdeburger Dickhäuterhaus nachlese, desto mehr „Väter“ bekommt es und desto mehr unterschiedliche Entwürfe und Darstellungen finde ich. Z.B. die beigefügte Architekturzeichnung in der Chronik „60 Jahre Zoo Magdeburg“ (S. 96). Auf dieser ist eine Variante zu sehen, bei welcher der Besucherraum um das Elefanten-Badebecken herumführt, so dass NICHT das Flusspferdbecken diesem benachbart ist.

Es scheint also nicht so aufwändig gewesen zu sein, im Laufe der Zeit mehrere Entwürfe zu erstellen. So langsam frage ich mich auch, wieviel Anteil Graffunder an der Planung überhaupt hatte, denn in den Veröffentlichungen werden noch insgesamt drei weitere Projektierungsbüros namentlich genannt. Sorgten die vielleicht für die praktisch-tierhalterische Seite des Hauses und Graffunder womöglich "nur" für die optische Wirkung und Einbindung ins Parkbild…?

In besagter Chronik findet sich eine Seite weiter auch die Info: „Da es sich um das erste moderne Elefantenhaus der DDR handelte, erhielten Zoodirektor Dr. Manfred Bürger und Zooinspektor Schwichtenberg sogar die Erlaubnis, nach Westberlin zu reisen. Beim Elefantenhaus im dortigen Zoo sollten sie sich Anregungen holen und die entsprechenden Pläne einsehen.“

Schwichtenberg hatte laut JB erst ab 1964 den Posten des Zooinspektors inne, und in den JB des Berliner Zoos (ich habe alle aus den 60ern) wurden Fachbesucher jeweils aufgelistet: Der Name Manfred Bürger (Schwichtenberg war dazu wohl nicht „hochrangig“ genug) taucht erst 1966 erstmals auf! Gut, der Rohbau in Magdeburg war laut Sonderbroschüre erst Anfang 1967 abgeschlossen – theoretisch genug Zeit für Bürger, für den Innenausbau und die Außenanlagen (die für Nashörner und Flusspferde entstanden ja sogar erst 1968, nach Hauseröffnung) noch Änderungswünsche nach seinen Berliner Eindrücken anzuregen…
(27.09.2011, 19:48)
Michael Mettler:   @Oliver, mir war zwar in Erinnerung, dass jemand mal für das Haus Tapire angegeben hatte, aber nicht, dass sie von der Eröffnung bis zur Ankunft der Breitmaulnashörner durchgängig dort gehalten wurden. Ich habe die Beiträge eben gefunden, sie liefen eine gute Woche nach dem von mir zitierten am 6.10.2008, und so weit hatte ich die Diskussion auf meiner Nachsuche gar nicht weiterverfolgt, weil ich Janas Beitrag mit der von mir gesuchten Info zu den Nashörnern schon unter dem 28.9. gefunden hatte. Vermutlich habe ich damals deine Formulierung falsch interpretiert, vor den Nashörnern hätte auch (!) ein Paar Schabrackentapire im Haus gelebt - das "auch" hatte ich bis zu Karstens aktuellem Beitrag immer als "unter anderem" abgebucht. Dass das Paar wegen der Ankunft der Nashörner verkauft wurde, weil man keinen anderen Platz dafür hatte, kann aber nicht so ganz stimmen, denn laut Jahresberichten - und die Tierbestandslisten kann ich auch ohne Tschechisch-Kenntnisse lesen - war sogar 1977 noch einer der Tapire im Zoo, und der muss ja irgendwo untergebracht gewesen sein.

Dass der Felsen zwischen den Magdeburger Becken in den Schnittzeichnungen der Broschüre vorhanden ist, ist mir nicht entgangen. Dafür gibt es aber eine einfache mögliche Lösung: Die Zeichnungen entstanden vielleicht nicht zur gleichen Zeit, womöglich nicht mal aus der gleichen Hand - so heißt es in der Beschriftung mal "Flusspferde-Becken", mal "Nilpferdbecken", mal "Flusspferdbecken". Keine der Zeichnungen taucht in gleicher Form später im ZG-Artikel auf; hatte man denn Geld übrig, NACH Eröffnung des Hauses noch mal ganz neue Architekturpläne für diesen Artikel zeichnen zu lassen...? Da spricht mir doch mehr dafür, dass die Zeichnungen in der Broschüre einen älteren als den letztlich umgesetzten Planungszustand zeigen. Z.B. ist dort im Grundriss auch noch keine Zwangseinrichtung in der Elefantenschleuse eingezeichnet, wie sie aber von Anfang an im Haus vorhanden gewesen sein soll.

Zur möglichen Erstplanung: Laut Chronik "reifte 1956 der Gedanke in der Stadt, aus dem bisherigen Heimattiergarten bis zum Jahre 1960 einen Zoologischen Garten zu entwickeln." Dafür sollte er u.a. erweitert werden, und dafür holte man den Zoologen Witstruk als neuen Direktor. "BIS zum Jahre 1960" - es muss also eigentlich schon 1956 eine Art Perspektivplan gegeben haben, sonst hätte man die Umsetzung wohl kaum innerhalb von nur 4 Jahren erhoffen können. Und da wären wir wieder bei einer unseren beliebten Fragen im Forum: Was kennzeichnet einen Zoologischen Garten? Das Vorhandensein von Dickhäutern stand auf unserer versuchten Definitionsliste immer sehr weit oben. Witstruk KÖNNTE also durchaus schon damals ein Dickhäuterhaus geplant haben - tiergärtnerisch geplant wohlgemerkt, nicht in allen Einzelheiten wie ein Architekt. (Dass Zoologen sich auch mal mit bautechnischen Dingen befassen müssen, haben wir doch am Beispiel Ludwig Baumgartens eindrücklich gelernt.)

1960 "begannen die Projektierungsarbeiten für das spätere so genannte Dickhäuterhaus. Es wurde 1960 aber nicht nur mit der Planung dieses Hauses begonnen, sondern auch ein Perspektivplan des Zoos für die nächsten 25 Jahre in Zusammenarbeit mit Architekt Graffunder aus Berlin und Gartenarchitekt Schöne aus Magdeburg erstellt. Fertig lag er allerdings erst ein paar Jahre später vor." Im JB 1960 heißt es dagegen: "Um zukünftig die Arbeiten im Zoo den Perspektivvorstellungen entsprechend durchführen zu können, wurde 1960 ein Gesamtlageplan aller überhaupt einmal vorgesehenen Tieranlagen und Versorgungseinrichtungen in Verbindung mit dem Architekten Herrn Graffunder aus Berlin und dem Gartenbauarchitekten Herrn Schöne aus Magdeburg angefertigt. An Hand dieses Planes wurden im letzten Jahr (...) zahlreiche Erweiterungen und Veränderungen durchgeführt."

Das kann nur bedeuten, dass der Plan im JB 1960 bereits der Graffundersche war und dass die dort noch schmalere Form des Dickhäuterhauses bereits einen Architektenentwurf darstellt. Dass der Perspektivplan "erst ein paar Jahre später" vorgelegen haben soll, könnte sich auf Detailplanungen zu den einzelnen Anlagen und Gebäuden beziehen, denn es wurde ja schon 1960 nach diesem Plan gearbeitet. Dass unter den Anlagen das Dickhäuterhaus erst mal Graffunders Priorität genießen sollte, liegt auf der Hand: Mit diesem sollte schließlich der Sprung zum "richtigen Zoo" geschafft werden. Dass andere seiner Entwürfe danach nie gebaut wurden, ist eine ganz andere Sache (auch hier hatte man Geld für Planungen umsonst ausgegeben) und mit Blick auf andere DDR-Zoos auch kein Einzelfall. Graffunder hat vielleicht mit nicht verwirklichten Zooprojekten genausoviel verdient wie mit verwirklichten...

Fakt bleibt, dass die Planung des Hauses nicht erst in der Ära Bürger startete. Zwar nicht Fakt, aber aus vielen Fällen in der Zoowelt bekannt ist zudem, dass neu antretende Direktoren gern schnell eigene "Duftmarken" setzen und nicht unbedingt die Planungen ihrer Vorgänger 1:1 weiterführen. Die Möglichkeit, dass Manfred Bürger in diesem Sinne den Dickhäuterhausentwurf nach eigenem Gusto ändern ließ, sähe ich keineswegs als so unrealistisch an.
(27.09.2011, 00:48)
Oliver Jahn:   @Michael, das mit den Tapiren wurde im Nachgang dann aufgeklärt und auch von mir in meinen letzten Beiträge (z.B. vom 22.9.) erwähnt, darum nannte ich es öfter auch "Tapirstall".
Was Magdeburg angeht, für solche Prestigobjekte hatte man einfach kein Geld in der DDR. Außerdem fehlte es an allen Stellen an Fachpersonal in allen Bereichen, auch im Bereich der Planung und Architektur, und das so sehr, dass die DDR ein Jahr später die Mauer baute. Wenn man 1960 einen Auftrag erteilt, dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Büro, wie das von Graffunder bereits im März 61 einen Plan dafür fertig hatte. Eine Grobskizze hingegen, die man auf einem Perspektivplan findet, wie auf dem von Magdeburg, die ein Haus zeigt, welches sich kaum von jedem anderen x-beliebigen Haus unterscheidet, die würde ich aber eben genau wie die vielen anderen Häuser, die nicht gebaut wurden, nicht als Ursprungsplan werten. Interssanter sind da die Außenanlagen, und auch hier steht bereits "Nashörner" in der Mehrzahl.
Übrigens, der Felsen zwischen den Becken, der fehlt nur in der Draufsicht, in beiden Schnitten des Hauses ist er bereits eingezeichnet. (Sonderheft zum Dickhäuterhaus)
(26.09.2011, 21:16)
Michael Mettler:   @Oliver, dem von mir zitierten Satz von Jana folgte noch im selben Beitrag als Nächstes: "Der Elefantenhaus wurde 1972 gebaut, was in der Anlage zwischen 1972 und 1976 gehalten wurde, ist mir nicht bekannt." Wenn irgendwo anders etwas von Schabrackentapiren stand, habe ich das in diesem Zusammenhang - ich suchte ja nach den Nashörnern - nicht gesehen.

Zu Magdeburg: Ein kostenintensiver "richtiger" Bauplan muss der erste Entwurf doch gar nicht gewesen sein, selbst eine grobe Skizze der Grundidee der Innen- und Außenanlagen würde ich als Ursprungsplanung betrachten. Schließlich muss ein Zoochef klare Vorstellungen von der Art und Zahl der Tiere haben, die er in einem solchen Gebäude unterbringen will, was sich wiederum auf die Mindestabmessungen des Gebäudes auswirkt. (Und er muss auch wissen, ob er für Elefanten und Flusspferde nur ein gemeinsames Badebecken haben will...) Architekt und Gartengestalter legen die Form, Lage und Verteilung von Gebäuden fest, dabei ist deren gewünschte Form und Größe ebenfalls nicht unerheblich. Aber alle drei werden sicher nicht ungern Modifikationen am Erstentwurf vornehmen, wenn neue Erkenntnisse und Möglichkeiten dadurch noch eingebaut werden können.

Das Dickhäuterhaus auf dem Perspektivplan entspricht in seinen Proportionen dem später verwirklichten Entwurf abzüglich der rückwärtigen Versorgungsräume (Futter- und Kohlelager, Isolierbox, Technik usw.). Möglicherweise hatte man urspünglich vor, Futter usw. gar nicht direkt im Haus, sondern nur auf dem Wirtschaftshof zu lagern; das dortige Futterlager ist auf dem Perspektivplan genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite von "Am Vogelgesang" eingezeichnet. Eine nachträgliche Entscheidung, das Dickhäuterhaus aus praktischen Gründen um einen Wirtschaftstrakt zu erweitern, hätte nicht nur eine Überarbeitung der Erstplanung bedeutet (zumindest der Architekt blieb ja der gleiche), sondern würde auch die geänderte Form des Hauses erklären. Und man hätte mit dieser Umplanung/Erweiterung möglicherweise erst den Platz geschaffen, die Warmwasserzubereitung für ZWEI Innenbecken unterbringen zu können...

Aber was teure Planungen betrifft: Für den Zoo Hannover wurde in den 50er Jahren - also gar nicht lange vor Magdeburg - ein Perspektivplan durch ebenfalls hochrangige Architekten erstellt (Oesterlen und Graffunder scheinen - betrachtet aus meiner Laienperspektive - vergleichbar "hohe Tiere" ihrer Zunft gewesen zu sein). Umgesetzt wurde davon nur ein einziges Gebäude in der Form des Erstentwurfes sowie ein kleiner Teil der Garten- und Wegeaufteilung - man hatte sich zu einer fast kompletten Neuplanung entschieden. Warum also sollte in Magdeburg nicht mal die Modifikation eines einziges Gebäudes möglich gewesen sein, zumal es sich in gewissem Sinne um ein Prestigeobjekt handelte?

Der Artikel von Bürger im ZG nennt übrigens unter "Schrifttum" außer der von ihm selbst verfassten Broschüre über das Dickhäuterhaus noch eine Quelle: Steinhagen, R. (1969): Dickhäuterhaus im Magdeburger Zoo. D. Architektur 18, Nr. 12. Könnte interessant sein - via Google habe ich leider nichts darüber/daraus gefunden.
(26.09.2011, 20:50)
Oliver Jahn:   Michael, ob nun bei jedem Beginn einer Planung auch gleich ein fertiger Bauplan vorgelegen hat, das wage ich eher zu bezweifeln. Du gehst immer von einem Plan des Hauses aus, welcher abgeändert wurde. Halle hatte 3 Pläne für ein Dickhäuterhaus, tatsächlich gibt es sie aber nur als groben Umriss auf Masterplänen, tatsächlich Pläne gibt es keinen einzigen.
Ich weiß nicht, wie das in der BRD war. In der DDR aber kosteten bereits diese Pläne schon sehr viel Geld, ein richtiger Bauplan war auch richtig teuer. Weiterhin war Graffunder sehr begehrt und zeitlich stark in Anspruch genommen. Vom Auftrag bis zum Baubeginn waren es mal eben nur 4 Jahre, eine für DDR-Zeiten reichlich knapp bemessene Zeit. Dass da also beim Dienstantritt von Bürger bereits ein Bauplan vorlag, den er dann abändern lies, das halte ich bei den sonstigen Planungsarbeiten in der ehemaligen DDR für reichlich unwahrscheinlich. Von daher vermute ich eher, dass es bei Dienstantritt von Bürger noch gar nichts Handfestes gab, und er deshalb die Chance hatte, seine berliner Erfahrungen einfließen zu lassen. Eine Hausskizze auf einem Masterplan halte ich nicht für einen ausgearbeiteten Plan, wie gesagt, davon gab es in Halle drei, und nach L. Baumgarten nicht einen einzigen wirklichen Plan dazu.
Was in Liberec von der Eröffnung bis zu den Breitmäulern auf der Anlage gehalten wurde, das war doch schon länger klar. Das hatte Jana doch damals schon geschrieben, dass es sich um zwei Schabrackentapire handelte.
@Karsten, es gab in Prag noch immer den von dir benannten Zooführer, leider, denn er passt an vielen Stellen nicht mehr. Aber vielen Dank für deine Übersetzung, ich habe das Heft auch, aber das hatte mir zu viele Seiten, um sie alle nach einem einzigen Wort durchzusuchen. :-)

(26.09.2011, 19:43)
Michael Mettler:   Nochmal Magdeburg: Laut Chronik wurde der Perspektivplan am 8.7.1964 vom Rat der Stadt bestätigt, da dürfte dann wohl die endgültige Dickhäuterhausplanung vorgelegen haben.

Zu Liberec: Ich habe mir die deutschen Zusammenfassungen der von Karsten Vick genannten Jahresberichte angesehen und - ausgehend von einer dortigen Info - festgestellt, dass die Haltungssituation mit zwei Breitmaulnashörnern gar nicht so lange Bestand hatte wie bisher gedacht.

Mein bisheriger Kenntnisstand war der aus einem Beitrag von Jana im Tschechien-Thread: "Zwischen den Jahren 1976 und 1987 lebten in der heutige Pekari-Anlage zwei Breitmaulnashörner (der Giraffen+Nashornhaus öffnete erst 1987)."

Nun ist der Bulle dieses Paares aber schon für 1977 als Todesfall im JB vermerkt, er starb an Schock und Herzversagen. Der Auslöser dafür wird zwar - zumindest auf Deutsch und Englisch - nicht genannt, aber ich kenne das aus anderen JB als durchaus typische Todesursache nach Grabenstürzen...

Da die weiteren Jahresberichte nicht online sind, habe ich in einer älteren Ausgabe des Breitmaulnashorn-Zuchtbuches nachgeschlagen. Aus den dortigen Daten ergibt sich das Bild, dass die Kuh nach dem Tod ihres Gefährten anscheinend bis 1983 allein gehalten wurde (ich habe jedenfalls keinen neuen Bullen für diese Zeit gefunden) und dann nach Kairo abgegeben wurde; im gleichen Jahr kam eine neue Kuh (Wildfang) und im März 1984 ein 1981 in Münster geborener Bulle. Somit mussten sich also "nur" etwa ein Drittel des Haltungszeitraumes im Haus gleich zwei Nashörner Box und Außengehege teilen.

Wobei mir schon der Gedanke kam, ob man dann nicht das Badebecken geleert und als zusätzliche Box genutzt haben könnte. Die Tiere standen ja quasi auf Abruf für den Giraffen-Nashorn-Pavillon, und dessen Bau scheint sich mehrfach verzögert zu haben (sonst hätte man vielleicht das erste Nashornpaar gar nicht so frühzeitig erworben), da würde mich ein solches Provisorium nicht mal wundern.
(26.09.2011, 15:06)
Michael Mettler:   Als Nachtrag nach Blick in die Magdeburger Chronik "Im Zeichen des Luchses":

"Es wurde 1960 aber nicht nur mit der Planung dieses Hauses (gemeint ist das Dickhäuterhaus) begonnen, sondern auch ein Perspektivplan des Zoos für die nächsten 25 Jahre in Zusammenarbeit mit Architekt Graffunder aus Berlin und Gartenarchitekt Schöne aus Magdeburg erstellt. Fertig lag er allerdings erst ein paar Jahre später vor." Der letzte Satz relativiert den Plan aus dem JB 1960, es gab also wohl mehr als einen Masterplan in dieser Phase...

Der mit 1960 angegebene Beginn der Dickhäuterhaus-Planung ist aber auch aus anderem Grund interessant: Manfred Bürger war zu dieser Zeit noch gar nicht in Magdeburg tätig und dürfte wohl kaum Einfluss auf die Erstplanung gehabt haben, die geschah also noch unter seinem Vorgänger Witstruk. Bürger trat am 1. März 1961 seinen Dienst an und kam ausgerechnet aus Berlin. Umso deutlicher könnte er die Neubauten des dortigen Zoos im Hinterkopf gehabt haben. Auf jeden Fall kann er die Dickhäuterhausplanung zwar mit eigenen Vorschlägen modifiziert haben, aber ihr Mit-Urheber war er wohl kaum.

Angesichts dessen wäre auch nicht auszuschließen, dass in der Ur-Planung noch ZWEI (vermutlich konventionell vergitterte) Nashornställe vorgesehen waren und erst Bürger einen einzigen daraus machte. So könnte ich mir vorstellen, dass für die Flusspferde ursprünglich nur der ganz rechte Stall (und dort eine massive Mauer, wie sie jetzt die beiden linken Ställe trennt) vorgesehen war; das Publikum konnte schließlich die Tiere im Wasser sehen und hätte nicht zwingend näheren Einblick in das Landabteil haben müssen (ging ja z.B. in Halle auch ohne...). Vielleicht wollte erst Bürger (mit dem Berliner Flusspferdhaus als Vorbild?) die Hippos an Land näher ans Publikum heranholen und opferte dafür den zweiten Rhino-Stall.

Übrigens sieht auch das Außengehege der Hippos auf dem Plan im JB 1960 anders aus, als es später verwirklicht wurde; es hatte da noch einen wesentlich größeren Wasserteil.
(26.09.2011, 11:22)
Michael Mettler:   Ist doch wieder mal schön, wie sich Fragen in diesem Forum "mit vereinten Kräften" klären lassen. Da macht die Detektivarbeit mal wieder richtig Spaß :-)

@Karsten, damit wäre wohl auch die Frage gelöst, was von der Eröffnung des Hauses bis zum Eintreffen der Breitmaulnashörner 1976 auf der Anlage gehalten wurde. Magst du deine Tschechisch-Kenntnisse mal am JB 1976 einsetzen, vielleicht steht darin Näheres über einen Tapir-Nashorn-Austausch?

Offen bliebe jetzt vor allem noch, ob Liberec sich bei seinen Planungen an einem anderen Zoo orientiert hatte oder mit den drei Punkten, die Oliver gestern als Grundlage seiner Zweifel genannt hatte, tatsächlich eigene Neuentwicklungen umsetzen wollte. Nun fehlen mir weitreichende Kenntnisse über den außerdeutschen Ostblock der damaligen Zeit und somit darüber, wo dort überall in den 60er Jahren Neubauten für Dickhäuter geplant oder errichtet wurden, die als Vorbilder gedient haben könnten. Sicher ist zumindest, dass Magdeburg (Masterplan im JB 1960) und Prag (Artikel im IZY 1961) Pläne vorliegen bzw. veröffentlicht hatten. Fakt ist auch, dass allein im deutschsprachigen Westen schon ab 1953 (Basel) diverse neue Häuser mit neuartigen Präsentationsformen entstanden waren, aus denen man sich etwas abschauen konnte.

Vor allem die Entwicklung, alle möglichen Tiere sichtfrei hinter Gräben zu zeigen, "lag allgemein in der Luft". Hediger hatte die Tiergartenbiologie wenige Jahre zuvor um die Erkenntnis bereichert, dass Zootiere ihr Gehege als Territorium betrachten und z.T. nur ungern verlassen. Nach einer Zufallsbeobachtung in Karlsruhe hatten Hermann Ruhe und Lothar Dittrich ab 1961 in Hannover die symbolische Grabenbegrenzung entwickelt - einen Graben, der überwindbar war, aber von territorial veranlagten Tieren als Gehegegrenze akzeptiert wurde. Es war also damals wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand trauen würde, auch Flusspferde gitterfrei an Land zu präsentieren. (Hannover selbst baute bereits - das Flusspferdhaus wurde 1963 eröffnet - und dafür kamen die Erkenntnisse möglicherweise zu spät.)

Von der räumlichen Nähe und Nationalität her wäre natürlich Prag prädestiniert als Ideenlieferant. Der Futterschacht für die Elefanten könnte ein Indiz dafür sein. Wir wissen (noch?) nicht, wie die ursprüngliche Prager Planung aussah, aber falls das Haus in seiner jetzigen Größe und Grundstruktur schon 1961 festgestanden haben sollte, dann wären die Innenunterkünfte angesichts der ursprünglich gewünschten Arten- und Individuenfülle sicher ähnlich kleinräumig geraten wie in Liberec. Möglicherweise war das Prager Hippo-Innenbecken sogar für eine Doppelnutzung gedacht; immerhin waren auch Panzer- und Sumatranashörner geplant, und für erstere hatte Hediger anhand seiner Baseler Erfahrungen schon lange vorher auf die Notwendigkeit eines Badebeckens hingewiesen (seine Tiere teilten sich übrigens eins mit den Elefanten). Vielleicht sollten auch schon in Prag Flusspferde sichtfrei in einem einzigen Stall gezeigt werden (deshalb meine Frage an WolfDrei im Tschechien-Thread): Die Metallabsperrung zum Graben hin, die ich auf den Fotos von Oliver und Carsten Horn sehe, könnte nachträglich eingebaut worden sein.

Frage ist auch, wann der Magdeburger Masterplan entstand. Veröffentlicht wurde er 1961 im JB für 1960, aber das sagt nicht unbedingt etwas über den Zeitpunkt seiner Erstellung aus, da könnte er ja auch schon eine Weile in der Schublade gelegen haben (habe die Chroniken noch nicht danach durchsucht). Beim Blick auf den Masterplan fiel mir dabei noch etwas nicht Unwichtiges auf: Zwar ist das Dickhäuterhaus bereits an der heutigen Stelle zu finden, aber der Baukörper hat eine andere Form und weist in den Außenbereichen Felstrennwände auf, die nie umgesetzt wurden. Das spricht m.E. dafür, dass es tatsächlich einen älteren Entwurf für das Haus gegeben haben dürfte und die letztlich umgesetzten Graffunder-Pläne diesen lediglich modifizierten und modernisierten. Und damit wären wir durchaus auch wieder bei der Möglichkeit, dass ursprünglich ein gemeinsames Becken für Hippos und Elefanten vorgesehen war - was wiederum Liberec beeinflusst haben könnte. Vielleicht war noch nicht mal die sichtfreie Innenhaltung von Nashörnern und Flusspferden vorgesehen: Das Berliner Nashornhaus, das Einflüsse auf den letztlich verwirklichten Bau gehabt haben soll, wurde ja erst nach Veröffentlichung des Magdeburger Masterplans gebaut.

Als letzterer veröffentlicht wurde, standen als mögliche Vorbilder für den Erstentwurf die Neubauten in Basel(1953, Elefanten/Panzernashörner mit doppelt genutztem Bad), Berlin (Elefantenhaus 1954; zwei getrennte Elefantengruppen mit doppelt genutztem Bad), Karlsruhe (1955; Elefanten/Flusspferde, Badsituation kenne ich nicht - Elefanten hatten jedenfalls kein eigenes Innenbadebecken) und nochmal Berlin (Flusspferdhaus 1956; u.a. ein Innen-Landteil mit Mini-Geländer dicht am Besucherweg). Bei der von mir spekulierten Überarbeitung des ersten Konzeptes könnten erst dann zusätzlich neuere Elemente (mögliche Vorbilder Hannover 1962/63, Berliner Nashornhaus 1964) Einfluss genommen haben.
(26.09.2011, 10:38)
Karsten Vick:   Ach so, das Adjektiv obojzivelni (es gibt kaum tschechische Tiernamen ohne Adjektiv, auch nicht für Tiere, bei denen ein Wort genügen würde), heißt so was wie "in beidem lebend", also = amphibius!
Übrigens Oli, was für einen Zooführer hast du denn in Prag gekriegt, immer noch den von 2006 oder gibts was neues?
(25.09.2011, 23:52)
Karsten Vick:   Das Haus in Liberec wurde für Elefanten und Flusspferde geplant und scheinbar wurden die Flusspferdpläne während der Bauphase, die sich von 1966 bis 1971 hinzog, aufgegeben. Auf der HP des Zoos finden sich unter "vyrocni zpravy" die Jahresberichte von 1969 bis 1977 als pdf, der 69er ist der, den Olivers versierte Hilfsperson gefunden hat. Im 71er wird dann das Haus eingeweiht mit den Elefanten des Zoos und einem Paar Schabrackentapire. Außer den Jahresberichten ist eine Broschüre zum 50-jährigen Jubiläum des Zoos 1969 online. Und dort gibt es auf der Doppelseite "12 von 19" einen Satz, den schon der Besitzer des Originals angemarkert hat, wo es um die geplanten drei Pavillons geht: einen für katzenartige Raubtiere, einen für kleine und mittelgroße Affen und einen für sloni a hrosi, Elefanten und Flusspferde. Im JB 69, der ja im Jahr darauf erschien, weiß nur noch der deutsche Ãœbersetzer, Herr Scholz, etwas von Flusspferden...
Wie viel Hippo sich nun tatsächlich im Bauzustand wiederfindet, DAS überlasse ich gern wieder euch ;-)
(25.09.2011, 23:35)
Carsten Horn:   Von wann genau das Haus in Sofia ist, weiß ich nicht, aber da der Zoo Anfang bzw. Mitte der 1980er Jahre umgezogen ist, kann es älter nicht sein.

Basel und Zürich haben bzw. hatten auch keine Absperrung vor dem Landteil, aber da lag bzw. liegt zwischen Besuchern und Hippostall das Badebecken...
(25.09.2011, 23:01)
Oliver Jahn:   Tja, die Frage ist nur, wo hat der Ãœbersetzer es her, wenn er es nicht aus den Fingern gesogen hat? Auf jeden Fall nicht aus dem Original vom Direktor.
(25.09.2011, 22:24)
Michael Mettler:   "Swimming basin for elephants" ist übrigens eine äußerst wohlwollende englische Bezeichnung angesichts der Abmessungen :-)
(25.09.2011, 22:19)
Michael Mettler:   Auf jeden Fall ist der deutsche Text sehr viel detallierter als der englische, und die zusätzlich enthaltenen Aussagen wird sich wohl kaum der Ãœbersetzer aus den Fingern gesogen haben.

Dass der Neubau nur pavilon pro slony = Elefantenhaus genannt wurde, würde ich nicht überbewerten. Auch Dickhäuterhäuser anderswo hießen schlicht Elefantenhaus, beherbergten aber trotzdem auch andere Arten (siehe z.B. die Altbauten in Wuppertal, Hannover, Köln).
(25.09.2011, 22:16)
Oliver Jahn:   So weit ich das beurteilen kann, orientiert sich diese sehr nah am Original. Und nun kommt das, was im Deutschen daraus wurde. Und das ist schon irgendwie komisch.
(25.09.2011, 21:02)
Oliver Jahn:   Dann kommt hier die englische Ãœbersetzung
(25.09.2011, 20:59)
WolfDrei:   kann auch die Tschechische Sprache nicht, aber Russisch: Mitte 69 drückte die Baufirma auf Tempo, Ende 69 wurde das innere Becken gegossen, Ende 70 hofft man auf Fertigstellung (oder es wurde fertig)
(25.09.2011, 20:52)
Oliver Jahn:   @WolfDrei, ja, das sind sie noch. Ich wollte damit auch nur die Unstimmigkeiten in der deutschen Ãœbersetzung verdeutlichen.
(25.09.2011, 20:50)
WolfDrei:   Kurzer Einwurf (wenn auch kein Dickhäuter): die Mähnenrobben waren diametral zum Dickhäuterhaus entfernt im unteren Teil an der östlichen Zoogrenze untergebracht (und da sind sie wohl immer noch)
(25.09.2011, 20:42)
Oliver Jahn:   Das Haus in Sofia dürfte frühestens Mitte der 80er entstanden sein.
Michael, ich habe alles nach diesem und nach ähnlichen Worten abgesucht, aber vielleicht habe ich ja doch etwas überlesen. Von daher hier ein Bild, in der Hoffnung, es ist lesbar.
(25.09.2011, 20:41)
Michael Mettler:   @Oliver: Wann wurde eigentlich gemäß deiner Informationen mit dem Bau den Hauses begonnen?
(25.09.2011, 20:23)
Michael Mettler:   @Carsten: Das Haus in Sofia ist wesentlich jüngerem Datums, oder?

@Oliver: Der Plural von hroch scheint hrosi (auch ohne Obojzivelny) zu sein, hast du danach mal geschaut?

Wird jedenfalls immer verrückter. "Löwenrobben" in einer solchen Außenanlage - warum nicht? Die Unterbringung der Mähnenrobben in Antwerpen (im ehemaligen Außengehege der Flusspferde!) sah früher auch nicht viel anders aus, lediglich mit flach auslaufendem Ufer. Aber der zugehörige Innenstall in Liberec passt nicht, das ist m.E. eindeutig eine Box für sehr große und kräftige Tiere. Robben als Winterbesatz außen, das wäre auch noch denkbar, aber wo wären die dann im Sommer gewesen?

EINE Dickhäutermöglichkeit habe ich in meiner Auflistung vergessen, die zwar theoretisch möglich wäre, mir aber noch unwahrscheinlicher erscheint: JUNGE Elefanten. Aber die versuchte man in der Regel von Alttieren "adoptieren" zu lassen. Und auch der Grubencharakter der Außenanlage spricht gefühlsmäßig dagegen.

Was zudem gegen eine Ursprungsplanung als zusätzlicher Elefantenstall spricht: Wenn ich die Wandöffnungen im linken Stall und die Tür weit oben in der Hauswand richtig deute, dann scheint sich dort ein Futterschacht zu befinden - oben wirft man durch die Tür das Heu hinein, unten kann es von den Tieren durch das Gitter rausgefingert werden. So jedenfalls wird wird ein Fütterungssystem in den Planungen für das Prager Haus im IZY beschrieben, die ich im Tschechien-Thread angerissen habe, und die Beschreibung würde auf die Situation in Liberec gut passen. (Was übrigens in beiden Fällen bedeuten würde, dass die Elefanten nicht ständig im Stall angekettet gewesen sein konnten - sie wurden wohl kaum mit den Hinterteilen zu den Besuchern hin angebunden.) In der rechten Box in Liberec fehlt allerdings eine solche Vorrichtung. Zwar gibt es eine zweite Tür oben in der Wand, aber die befindet sich oberhalb des Beckens, und in dem "Vorbau" an der Beckenrückseite vermute ich eher die (frühere) Boiler-Anlage zur Badewassererwärmung.

Gräben ohne Ausstiege waren und sind in Zoos m.W. nicht gerade selten. Z.B. wüsste ich nicht, dass es im alten hannoverschen Elefantenhaus einen Ausstieg aus dem Graben vor den Elefantenständen gab (dass auch Elefanten in Anbindehaltung mal in den Graben fallen können, hat man ja im TP Berlin gesehen). So weit ich weiß, holte man Tiere aus manchen Gräben heraus, indem man Strohballen hinein warf, auf deren wachsender Schicht das Tier immer höher steigen konnte. Eine Treppe in den Graben in Liberec hätte bedeutet, dass diese entweder wie der Beckeneinstieg aus der Stallfläche "geschnitten" werden musste und diese zusätzlich verkleinert hätte, oder dass man sie längs im Graben hätte einbauen müssen, wodurch entweder der Graben seine Absperrfunktion oder - wegen eines Tores - der Stall seine Sichtfreiheit verloren hätte. Es kann auch schlichtweg nur Gedankenlosigkeit beim Planen gewesen sein - noch in jüngerer Zeit soll ja anderswo ein großer Wassergraben neu gebaut worden sein, bei dem man schlichtweg einen Zulauf vergaß, so dass er per Schlauch befüllt werden muss...
(25.09.2011, 20:20)
Carsten Horn:   Sofia z. B. hat einen barrierefreien Einblick, wo das Gehege der Hippos (sowohl Wasserbecken als auch Stall) vom Besucherraum nur durch einen Graben getrennt ist. Im Hippostall gibt es eine Fußbremse am Grabenrand, aber die ist vielleicht maximal 15 cm hoch...
(25.09.2011, 19:28)
Oliver Jahn:   @Michael, ich habe es genau aus diesen Gründen, die du nennst, auch nie ausgeschlossen, zog es dennoch in Zweifel aus den mehrfach beschriebenen Gründen, die natürlich auch alle nicht stimmen müssen, aber die für mich nach wie vor recht stichhaltig waren. Natürlich könnte gerade Liberec der Zoo gewesen sein, der all die Erfahrungen der anderen Zoos über den Haufen wirft, auch die negativen, und trotzdem noch einmal die gitterlose Haltung versucht. Warum man dann aber nicht mal eine Treppe in den Graben baute, das leuchtete mir nicht ein. Ich stelle es mir schon in Magdeburg bei einem relativ großen Haus recht schwierig vor, da ein Tier wieder rauszubekommen. In Liberec hielt ich es schlicht für unmöglich. Aber eventuell hat Liberec das alles außer Acht gelassen, vielleicht aber auch nicht.
Ein Bau entwickelt sich, und viel der Planung wird noch im Bau über den Haufen geworfen. Die Idee mit dem Bullenstall hat Charme, passt aber nicht zur Außenanlage.
Ich habe den Jahresbericht aus dem Jahr des Hausbaues aus Liberec mit der fachkundigen Unterstützung einer sehr versierten Person erhalten. Und da steht auf einer Seite in Deutsch:
Der Dickhäuterpavillon
Der Rohbau steht. Vor Wintereinbruch gelang die Eindachung. Jetzt wird an den Inneneinrichtungen, einschließlich des Bassins für die Elefanten und Nilpferde gearbeitet.
Damit ist der Fall für mich nun klar. Dachte ich zumindest. Diese Übersetzung im Jahresbericht ist von E.Solc, wer immer das auch war. Aber die Frage hat ihre Antwort gefunden.
Warum auch immer, ich habe mir nun den Zooführer aus Prag genommen und mir angesehen, wie Nilpferd auf Tschechisch heißt.
Hroch Obojzivelny
Und dann habe ich mir den Originaljahresbericht an der Stelle, an der es um das Haus geht, noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Dieser Bericht ist von Jiri Badalec, das war zu der Zeit der Direktor. Und ich finde die Passage, die E.Solc übersetzt hat auch in seinem Bereich. Nur ist dieser überschrieben mit Pavilon pro Sloni. Das heißt Elefantenhaus. Und ich finde in keinem der Texte auch nur ein einziges mal das Wort für Nilpferd. Vielleicht also doch ein geplanter Bullenstall? Dann finde ich die englische Übersetzung, die ebenfalls im gleichen Heft ist. Diese ist von B. Hujerova. Und komisch, auch hier finde ich nicht ein einziges mal das Wort hippopotamus.
In der deutschen Übersetzung finde ich dann aber noch den Hinweis auf den Neubau von Bassin und Ubikation der Löwenrobben!!!
Tja, da stelle ich mir dann eben doch wieder die Frage, was hat E. Solc bei seiner Ãœbersetzung gelesen, was B. Hujerova nicht las und der Direktor Badalec nie geschrieben hat?
Der endgültige Witz fand sich dann, als ich das geplante Haus für Elefant und Nilpferd in der deutschen Zusammenfassung des Zooführers aus Liberec von 1969 ebenfalls fand, in einem Teil, der sich mit dem neuen Haus beschäftigt und dem Jahresbericht sehr ähnlich ist, im Text des Zooführers aber selber die Hippos mit keinem Wort erwähnt werden. Auch hier ist wieder ausschließlich vom im Bau befindlichen Elefantenhaus die Rede. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass ein Übersetzer sich auf ehemalige Pläne bezieht, die es mal gab und diese frei in seine Übersetzung mit einbaut. Vielleicht hatte er also erst einen anderen Text? Vielleicht war es so, vielleicht aber auch nicht. Die Tendenz zum Flusspferdstall ist also auch für mich trotz aller bleibenden Zweifel stärker geworden. Garantieren würde ich es aber noch immer nicht. ;-)

(25.09.2011, 19:10)
Michael Mettler:   Ein Antiquariatsangebot bringt es praktischerweise an den Tag: Die 2. Auflage von "Tiere um uns" erschien 1966, Puschmann war bereits Co-Autor. Das Datum würde also zu meiner Vermutung passen, und auch hier konnte das eigentliche Manuskript durchaus ein, zwei Jahre vorher erstellt worden sein.
(25.09.2011, 18:13)
Michael Mettler:   @Oliver, das Buch von Pilz/Puschmann ist 1971 in seiner dritten Auflage erschienen, aber wir wissen nicht, wann das Manuskript entstand. Wie gesagt erschien die erste Auflage 1963, also vor Baubeginn des Hauses, mit ganz anderen Texten und ohne Puschmann als Co-Autor. Deshalb ja meine Vermutung, dass die zweite Auflage bereits einen Text zum (vielleicht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellten) Haus enthielt, der für die dritte Ausgabe nicht korrekt (und vielleicht nur durch Lektoren) aktualisiert wurde. Ob jemand den Autoren bei der Recherche für die zweite Ausgabe die Geschichte von dem wechselseitig nutzbaren Badebecken erzählt hat oder sie gar Einblick in eine Planzeichnung bekamen, wissen wir nicht; im Vorfeld der dritten Ausgabe hätten sie jedenfalls schon in natura die Möglichkeit gehabt, das Haus zu begutachten.

Gerade weil das Haus einen Meilenstein für die DDR-Zoos darstellte, wunderte mich bis gestern zudem noch, dass es über seine Eröffnung keinen auch nur kleinsten Artikel im "Zoologischen Garten" gab. Aber als ich dann vorhin den besagten, wiedergefundenen Artikel über die Erfahrungen mit dem Haus las, keimte sofort der Verdacht, dass der erste Teil davon, der das Haus beschreibt, genau dieser vermisste Artikel gewesen sein könnte (Warum sonst stellte man selbst das Glasmosaik noch vor?), der schlichtweg mit neunjähriger Verspätung erschien und dann aus praktischen Gründen gleich mit einem Rückblick aktualisiert wurde. Derartig lange Liegezeiten von Manuskripten waren im ZG tatsächlich nicht ungewöhnlich, selbst Jahresberichte erschienen dort manchmal mit vielen Jahren Verspätung (vielleicht gab man sie deshalb irgendwann ganz auf). Übrigens habe ich auch über das Dickhäuterhaus in Prag keinen ZG-Artikel gefunden, obwohl doch das ein ähnlich bemerkenswertes Ereignis gewesen sein muss und Artikel zur Tierhaltung aus Prag durchaus vorkamen.

Aus dem Stegreif wüsste ich auch keinen "barrierefreien" Einblick in einen Flusspferdstall irgendwo, wobei ich natürlich längst nicht alle hippo-haltenden Zoos kenne. Allerdings schließe ich daraus nicht unbedingt, dass sowas für eine Planung in Liberec deshalb undenkbar war. Man experimentierte gerade in den 60er Jahren in der Zoowelt bei allen möglichen Tierarten mit sichtfreien Präsentationen, hatte das auch in Magdeburg vor - warum also nicht auch in Liberec? Es sind ja nicht immer die großen Zoos, die sich Neues ausdenken (siehe z.B. begehbare Berberaffengehege).

Einflüsse auf Folgebauten hat es keineswegs nur beim Baseler Raubtierhaus gegeben, und es gibt auch Fälle, in denen das Ursprungskonzept aus Sparzwängen zu einem sehr weit abgespeckten Nachbau schrumpfte; ich erinnere nur an das Menschenaffenhaus in Heidelberg, dem das hannoversche Urwaldhaus als Vorbild diente. Genau genommen ist doch selbst das Magdeburger Dickhäuterhaus in gewissem Sinne eine Sparversion: Man konnte es sich nicht wie in Berlin leisten, für alle drei Dickhäutertypen eigene Häuser zu errichten, also entwarf man ein Konglomerat aus Bestandteilen dieser Häuser und fügte eventuell noch eigene Erfindungen hinzu (ich wüsste gerade nicht, ob die "Fußbremse" mittels einfacher Winkeleisen sogar ein MD-Original ist - mir sind sonst eher reine Betonkanten oder zackenbewehrte Metallstreifen in Erinnerung). Ich weiß nicht, wie arm oder reich Liberec damals war, welche Ambitionen man hatte und wieviel tiergärtnerische Kreativität und Risikobereitschaft da war, aber ich würde dem Zoo gerade letzteres nicht nur deshalb absprechen, weil ich es anderswo noch nicht gesehen habe.

Man kam in vielen Zoos zu dieser Zeit als Besucher sehr dicht an Flusspferde heran (selbst im Berliner Haus), man vertraute "Sturzgräben" so sehr, dass man sie selbst noch im viel späteren Friedrichsfelder Dickhäuterhaus (ebenfalls einem "Meilenstein", nach damaliger Sichtweise) verwendete, und man war in Magdeburg so optimistisch bei der Planung, zwei Nashörner in nur einer Box halten zu können (und das auch noch gitterfrei). In manchen Zoos teilten sich Elefanten und Nashörner abwechselnd ein Badebecken (z.B. Basel, Stuttgart). Warum also sollte der Zoo Liberec nicht mit dem Gedanken gespielt haben, ein bis zwei Hippos in einer Box gitterfrei zu halten und das Becken aus Gründen der Ersparnis auch als Elefantenbad zu nutzen?

Und die ganz entscheidende Frage: Wofür sonst war deiner Meinung nach die rechte Anlage des Hauses plus Außenanlage ursprünglich gedacht? Für Nashörner gelten im Grunde die gleichen Zweifel wie für Nilpferde (und dennoch wurden dann 25 Jahre lang welche dort gehalten), gegen Tapire, Zwergflusspferde oder andere kleinere Arten sprechen die Dimensionen der Treppen, des Tores und des Gitters zum Innenbecken hin, und ein Bullenabteil für Elefanten hätte ein weitaus größeres Tor ins Außengehege (seitdem ich das Bullenabteil in Zürich gesehen habe, war mir erst bewusst, WIE eng man Elefantenbullen mancherorts zu halten versuchte). Was also sonst? Wasserbüffel? Kenne ich auch nicht hinter barrierefreien Gräben in einem Haus...
(25.09.2011, 18:08)
Oliver Jahn:   Michael, ich habe ja auch den ganzen Artikel gelesen.
Also von daher ändert sich an meiner Aussage gar nichts.
Ich kenne keine Flusspferdhaltung, die ohne Gitter zum Besucherbereich hin abgeschirmt wurde. Auch Magdeburg nicht. Seit ich mich an das Haus erinnern kann, gab es immer Absperrgitter, und das bis heute, ob man sie verändert hat oder ausgetauscht, das steht für mich nicht in Frage, aber es gab sie.
Das war ja auch nur meine Grundaussage. Ob das Haus in Magdeburg eine andere Planung hatte, die man nie umsetzte, das habe ich weder in Frage gestellt, noch halte ich es hier für wesentlich, denn Fakt ist, man hat es ohne Gitter probiert, aber es hat nicht geklappt. Darum entschied man sich dauerhaft für Gitter, wie alle anderen Zoos, die ich kenne, auch.
Ich habe jetzt meine Bilder durchgesehen. Aus den 80er Jahren sind einige schlechte dabei, aber alle mit Absperrung bei Nashorn und Flusspferd.
Ich habe ein paar Bilder aus den 90er Jahren, ebenfalls alle mit Rohr.
Und ich habe relativ aktuelle Bilder, kurz vor dem Umzug der Nashörner entstanden, auch hier kein einziges ohne Rohr.
Und man entschied sich bereits bei Eröffnung für eine Trennung von Elefanten- und Flusspferdbecken und baute eine Barriere, welche die Elefanten mit dem Rüssel nicht überwinden können. Ich habe daraus eine mögliche Gefährdung abgeleitet, weil mir mal ganz ehrlich gesagt, kein anderer plausibler Grund für eine kostenaufwendige Lösung wie diese einfällt. Warum sonst will ich, dass die Elefanten die Hippos nicht erreichen? Damit sie nicht mit einander kuscheln?
Zu Pilz und Puschmann, da kann ich nur sagen, dass ich den Beitrag im Buch gar nicht verstehen. Du schreibst es doch selber, es war ein epochaler Bau, der erste nach dem Krieg in der DDR. Da wird sich keiner beim Plan vergucken? Aber er wird 1971 etwas schreiben, über ein Haus, welches bereits 4 Jahre steht, was absolut nicht der Realität entspricht? Ich nenne sowas dann irgendwie schlampig recherchiert, wann und durch wen, das dürfte sich nur noch schwerlich klären lassen.
Was nun Liberec angeht, so will ich da vielleicht noch einmal zu meiner Grundaussage zurück kommen.
Einiges an dieser Anlage spricht deutlich für eine Planung mit großen Flusspferden.
Einiges, vor allem im Innenbereich spricht für mich dagegen.
Deine Anregung, das Haus mal mit anderen Haltungen und Bauten dieser Zeit zu vergleichen, hat meine Zweifel eher noch bekräftigt, gerade im Bezug auf die Erfahrungen aus Magdeburg.
Hier erinnerte ich mich an das Raubtierhaus in Basel und seine "Folgen" für viele andere Nachfolgebauten. Da stell ich mir schon die Frage, warum das nicht auch für Dickhäuterhäuser Geltung haben sollte.
Denn nach wie vor kenne ich aus den Häusern dieser Zeit

1. keine Haltung mehr, mit nur noch einem Stall für Flusspferde (nicht mal Halle oder Stuttgart)

2. keine Haltung mehr, bei der Elefanten und Flusspferde das selbe Badebecken nutzen

3. keine Haltung, in der Flusspferde innen zum Besucher erhöht ohne Abgrenzung gehalten wurden.

Was die Treppe angeht, so habe ich mich vielleicht wirklich nicht ganz richtig ausgedrückt. Die Treppe auf der Tapirseite nimmt im Becken sehr viel weniger Platz ein, als die der Elefanten, weil sie schmaler und steiler und nicht um die Ecke herum gezogen ist.

(25.09.2011, 14:43)
Michael Mettler:   @Oliver: Danke für die Quellenangabe. Ich war beim Suchen durch die Inhaltsverzeichnisse auf den Begriff "Dickhäuterhaus" fixiert und kam gar nicht auf die Idee, dass er nicht in der Artikelüberschrift auftauchen könnte.

Nehme auch ich die von Manfred Bürger veröffentlichten Fakten in Artikel und Broschüre zur Hand, dann liefern mir die schon mal den ersten Beweis, dass die Ursprungsplanung noch vor Fertigstellung des Hauses verändert wurde - zwar nur in Details, aber das lässt immerhin die Möglichkeit offen, dass es noch eine ganz andere Ur-Version gegeben haben könnte. Beide Veröffentlichungen enthalten nämlich unterschiedliche Grundrisse und Schnitte des Hauses. So ist in der Broschüre von 1967 im Grundriss noch gar kein trennender Felsen zwischen Elefanten- und Flusspferdbecken eingezeichnet, der die Elefanten-Beckentreppe verdeckende Felsaufbau hingegen schon. Das erlaubt die Interpretation, dass man sich erst nach der Erstplanung Gedanken um mögliche Kontakte der beiden Arten machte und deshalb "nachbesserte". Bürger schreibt übrigens nichts davon, dass die Elefanten mit ihrer langen Rüsselreichweite die Flusspferde "gefährden", sondern lediglich "Kontakt aufnehmen" könnten. Fakt ist, wie schon erwähnt und illustriert, dass solche Kontakte andernorts nicht unterbunden wurden. Das erlaubt zumindest die Vermutung, dass auch die Verantwortlichen in Liberec weniger Befürchtungen gehegt haben könnten als die Magdeburger.

Bürger schreibt im ZG-Artikel weiterhin: "Sowohl die Standfläche der Fluspferde als auch die der Nashörner
war als reine Freisichtanlage gedacht." (Das bestätigt meine Vermutung aus den vorangegangenen Beiträgen.) "Die Schreckhaftigkeit der Nashörner hat uns jedoch bisher davon abgehalten, den lediglich als vorübergehende Sperre gedachten Eisenrohrholm zu entfernen." Wohlgemerkt "bisher" - man hatte also offenbar noch 1976 (nach neunjährigem Betrieb des Hauses) Hoffnung, irgendwann das ursprüngliche Präsentationskonzept umsetzen zu können. Warum also nicht auch in Liberec einige Jahre zuvor, als das dortige Haus entstand?

"Auch bei den Flusspferden blieben die Absperrholme in Gebrauch, da zwischen dem Tierstand und dem Schwimmbecken ein Stück des Trenngrabens läuft. Wird nun Wasser im Becken ab- oder eingelassen, dann versuchen die Tiere manchmal von ihrer Standfläche aus in den Graben als vermeintliches Wasserbecken zu gelangen. Nach einigen gelungenen Rutschpartien des Bullen in diesen Graben machten wir die Holme wieder vor." Es war also wenigstens zwischenzeitlich - ohne Angabe des Zeitraums - ohne Holme (und damit sichtfrei) versucht worden, und man hatte nicht damit gerechnet, dass der Anreiz durch das Wasserbecken für die Hippos so groß sein könnte, dass sie sich als Turner versuchen würden. Wir wissen von unserer Halle-Recherche, dass dort aus dem gleichen Grund sogar Geländer überklettert wurden - aber das geschah erst, als die Konzepte in Magdeburg und Liberec längst verwirklicht waren. Dies lässt durchaus Raum für meine Spekulation, dass man in Liberec die Magdeburger Bauweise in abgewandelter Form übernommen haben könnte, dann aber von den dortigen Problemen erfuhr und eine urspünglich für Hippos geplante Anlage lieber erst gar nicht mit solchen besetzte.

In Magdeburg wurden die ursprünglichen Holme irgendwann durch andere ersetzt; meine Fotos von 2007 zeigen jedenfalls andere Absperrungen im Haus als die historischen Bilder in der Broschüre und der Chronik "Im Zeichen des Luchses". Auch war im Ursprung kein Sicherheitsgitter von der Beckentreppe zum "Stichgraben" hin vorhanden, wie es z.B. auf Carsten Horns Fotos von 1999 auf hipposworld.de (6. und 7. Foto der Magdeburg-Galerie) zu sehen ist und ich es auch auf einer Aufnahme von 2007 (Anlage inzwischen zur Nashornhaltung umgewandelt) habe. Carsten Fotos zeigen übrigens auch, dass die Gitterstütze rechts (an der Treppe) offenbar Halterungen für noch sehr viel mehr Holme übereinander geboten hätte. Das unterstreicht das Provisorische dieser Holme, denn sonst hätte man ja gleich dicke Rohre anschweißen können.

Bleibt die Frage, wie Pilz & Puschmann auf die Doppelnutzung eines einzelnen Beckens kamen. Die werden sich das nicht ausgedacht haben, und so falsch kann man einen Grundriss mit zwei Becken eigentlich nicht lesen. Das Buch "Tiere um uns" gibt ja an einigen Stellen Zukunftsvisionen wieder, die dann nie umgesetzt wurden, aber auf Planungen der Zoos und nicht auf Träumereien der Autoren basieren dürften. Deshalb würde ich nicht so kategorisch ausschließen, dass es den (immerhin Wasser und Heizmaterial sparenden) Gedanken in Magdeburg jemals gegeben hatte.

Zu Liberec: Ich weiß nicht, ob wir uns missverstehen, aber wenn ich von der Breite der Beckeneinstiege spreche, dann meine ich damit quasi den "Wandeinschnitt" in Richtung Stallfläche und nicht, wie breit die Treppe um die Ecke nach unten hin ausläuft. Einstieg und Tor auf der rechten Seite wären jedenfalls breit genug für ein Flusspferd, und steile Treppe sind bekanntlich für diese Art kein Problem. Und wenn durch das Tor zur Außenanlage ein erwachsenes Panzernashorn passte, dann hätte ein Hippo ebenfalls durchgepasst. Im Tschechien-Thread hatte Michael Amend am 29.8.2008 Fotos aus dem Haus eingestellt, da kann man auf einem den rechten Beckeneinstieg sehr gut sehen (und auch das zweiflügelige, mit Kette verschlossene Tor). Im Vergleich zur Gegenseite wirkt mir das alles auch hier keineswegs schmaler.

Per "Steinezählen" und in der Annahme, dass Ziegelsteine in Tschechien die gleichen Abmessungen haben wie bei uns, habe ich anhand der Fotos mal versucht, die Abmessungen von Becken und rechtem Innenstall zu rekonstruieren. Die Außenbreite des Beckens wären demnach rund 4 m, der Beckenrand dürfte beiderseite einen halben Meter dick sein - bleiben ca. 3,50 m nutzbare Breite. Darin könnte sich ein erwachsenes Hippo gut umdrehen. Der Stall ist etwa 4 m breit. Beide Abteile sind tiefer als breit und dürften in dieser Richtung etwa 5 m haben, vielleicht sogar einen halben Meter mehr. Die Stallboxen im Berliner Nachkriegs-Flusspferdhaus hatten laut Grundriss ungefähr die gleiche Größe, das dortige kleinere der beiden Flusspferdbecken war nicht größer als das Becken in Liberec. Falls der linke Beckenabstieg tatsächlich eine Nachbesserung wäre, hätte es bei einer Ursprungsplanung mit Flusspferd und ohne Elefantenbad nicht mal das Problem (?) möglichen Rüsselkontaktes gegeben, denn die Elefanten standen ja zu jener Zeit angekettet im Stall.

Übrigens könnte das Frontgitter in zwei Abschnitten entstanden, nämlich nachträglich noch erhöht worden sein (so wirkt es jedenfalls). Beim unteren Teil könnte es sich um ein ursprüngliches provisorisches Eingewöhnungsgatter gehandelt haben, das dann als erstes zur Dauereinrichtung wurde.
(25.09.2011, 13:37)
Oliver Jahn:   @Michael, ich fange mal bei Magdeburg an.
Alle Daten meines letzten Beitrags habe ich nicht selbst spekuliert oder vermutet, sondern aus den Schriften des damaligen Planers und Direktors Manfred Bürger.
Dank deines Hinweises habe ich den Artikel im ZG von dir gefunden, es ist die Ausgabe 1976 ½.
Und ich habe das Heft, welches ebenfalls von Bürger direkt zur Eröffnung 1967 herausgegeben wurde.
Und er hat das Haus geplant, er hat sich Anregungen im Zoo Berlin geholt, er hat es bei Graffunder in Auftrag gegeben und er hat über das Haus geschrieben, einmal zur Eröffnung, einmal als Erfahrungsbericht nach 9 Jahren und ich gehe mal davon aus, wenn einer das Haus kannte, vom ersten Tag der Planung an, dann er. Von daher kann ich mich hier auch nur auf diese Aussagen beziehen.
Und danach ist zu lesen, dass bereits 1967 ein Nashornpaar geplant war. Etwas anderes habe ich nirgendwo gefunden, es wird sogar bereits bei Eröffnung mehrfach von Nashörnern gesprochen und davon, dass deren mögliche Zucht ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz wäre.
Weiterhin, lese ich, dass die Eisenrohrholme, die nur als vorübergehende Sperre gedacht waren, aus den bereits genannten Gründen blieben.
Hierzu werde ich aber heute Nachmittag noch mal ein paar meiner Bilder raussuchen. Es waren zwei Holme am Anfang. Ob man die ganze Zeit beide Holme beibehielt, das kann ich nicht sagen, auf jeden Fall aber habe ich das Haus, welches ich über 35 Jahre hinweg sicher an die 500 mal besucht habe, nie ohne Absperrholme gesehen.
Bei der von dir gestern benannten Seite Hippoworlds.de sieht man diese Holme vor den Flusspferden auch noch recht gut, und das Foto muss schon etwas jüngeren Datums sein, denn es gibt vor dem Becken der Hippos das zweite Geländer, das kam erst recht spät. Aber wie gesagt, hier werde ich nachher noch mal meine Bilder durchforsten.
Dass der Nashornstall eine Fehlplanung war, schreibt ebenfalls Bürger, man ging zu der Zeit wohl noch davon aus, dass ein Stall für zwei Nashörner reicht, schließlich wurde in einem ähnlich kleinen Stall etliche Jahre später und mehrere Jahre lang ein Breitmaulnashornpaar in Liberec gehalten. Bürger bemängelt das in seiner Kritik an dem Haus und weist auf den Notstall im Futterlager hin, den es also da schon gegeben hat.
Dass die Becken getrennt waren, und der Fels dazwischen deshalb gebaut wurde, damit die Elefanten mit dem Rüssel die Flusspferde NICHT erreichen, steht ebenfalls bei Bürgers Bewertung seines Hauses. Er, als Zoologe sah es wohl kritischer, als andere seiner Kollegen.
Zu Liberec, ich kenne die Fußbremse aus Magdeburg und die ist auf der Tierseite abgeschrägt und verläuft in einem metallumfassten Bogen.
In Liberec ist es ein geneigter Sims, der aber eben ein Sims ist, und zwar so, dass ein U-Profil drüber passt, und zwar an beiden Seiten.
Was die Treppen angeht, da kann ich nur sagen, ich stand direkt davor. Und die Elefantentreppe geht um die Ecke gezogen breiter ins Wasser, als die Stufen, die gerade vom Tapirstall aus ins Wasser laufen.

(25.09.2011, 11:10)
Michael Mettler:   @Oliver, ganz vergessen in punkto Liberec: Auch der Elefanteneinstieg ins Becken ist schmaler als das dortige Tor, der Pfosten mit den Torgelenken befindet sich ebenso neben der Treppe wie auf der Gegenseite. Auf beiden Seiten ist zudem das feststehende Gitter zum Becken hin jeweils schmaler als der Tordurchgang, und für mich sehen diese Maße beiderseits gleich aus. Auf meinem unten zuerst eingestellten Foto bietet das unterste Querrohr des Frontgitters eine wunderbare Fluchtlinie, denn seine Unterkante liegt perspektivisch quasi auf der Ecke des rechten Beckeneinstiegs auf. Verlängert man diese Fluchtlinie, kommt sie genau an der Ecke des Elefanteneinstiegs an. Das wäre bei unterschiedlich breiten Zugängen nicht der Fall, da würde sie irgendwo auf der Elefantentreppe enden.

In der Magdeburger Chronik fand ich inzwischen noch eine Innenaufnahme des Hauses mit Blick auf die Schmalseite, die aber leider undatiert ist. Darauf bildet eine einzelne Rohrstange das Boxengeländer, die aber m.E. höher angebracht ist als die zuletzt verwendete Barriere und vielleicht nur das untere der beiden Eisenrohre vom Foto aus der Broschüre darstellt, also zeitlich dazwischen einzuordnen wäre.
(25.09.2011, 00:02)
Michael Mettler:   Um für das genannte Beispiel Rotterdam einen Bildbeleg zu liefern, hier das Umschlagfoto eines Buches. War schneller zu finden als die ganze Fotoserie, die u.a. in einer alten Ausgabe der Zeitschrift des Kölner Zoos veröffentlicht wurde.
(24.09.2011, 23:36)
Michael Mettler:   @Oliver: Das Magdeburger Haus wurde in der Literatur als erstes seiner Art gefeiert, das nach 1945 auf dem Gebiet der DDR entstand. Angesichts eines solch epochalen Ereignisses, der überschaubaren Anzahl von Zoos in der DDR und dem Fakt, dass der Autor der ersten Auflage für einen völlig neuen Buchtext einen wissenschaftlichen Assistenten des Leipziger Zoos als Co-Autor gewann, sollte man meinen, dass das Zählen der Badebecken im Haus (oder auf dessen erstem Entwurf...?) keine allzu schwere Aufgabe gewesen sein sollte.

Dass man Flusspferde vor Elefantenrüsseln schützen musste, würde mich wundern - wohl eher umgekehrt. Aber auch das wurde keineswegs allgemein für nötig gehalten. Es gibt z.B. ganze Fotoserien aus Rotterdam mit Kontakten beider Arten über den Trenngraben der alten Anlagen an der Rivierahalle hinweg, auf denen ein Hippo-Bulle den Rüssel, den Schwanz oder sogar den Fuß eines Elefanten ins Maul nimmt. Ähnliches kenne ich aus Stuttgart mit Elefant/Panzernashorn, und letztere Art kann hervorragend beißen (Artgenossen im Freiland haben schon Reitelefanten auf diese Weise attackiert).

Dass das mit dem einzelnen Nashornstall eine Fehlplanung war, bezweifele ich gar nicht. Aber warum überhaupt wurden für Flusspferde von Anfang an zwei Abteile geplant und für Nashörner, wenn man ebenfalls ein Paar halten wollte, nur eins, noch dazu ohne Verbindungsmöglichkeit (oder auch nur "Schmusegitter") zu der Nachbarbox - zumal in der Planungsphase das Berliner Nashornhaus eröffnet worden war, aus dem man sich doch Anregungen holte?

Vorstellen könnte ich mir noch, dass das Elefantenbad tatsächlich nicht im Erstentwurf enthalten war, sondern ein größeres und teilbares (!) Flusspferdbecken - oder gar ein zusätzlicher Hippo-Stall auf der Fläche des späteren Elefantenbades. Flusspferd-Innenanlagen mit beiderseits des Beckens gelegenen Einzelboxen gibt und gab es durchaus schon. Bei dieser Variante käme die Grundplanung des Hauses mit je zwei Tieren jeder Art hin, denn dann hätten die Rhinos die beiden linken Stallboxen an der Schmalseite gehabt, die Hippos die beschriebene Situation und die Elefanten eben kein eigenes Badebecken, aber man hätte es so einrichten können, dass sie durch den rechten Hippostall hindurch zeitweise ins Wasser gekonnt hätten - wenn man die Hippos kurzzeitig zusammen aufgestallt hätte. Vielleicht wurde zu Gunsten des Elefantenbades zwischenzeitlich von einem zweiten Nashorn Abstand genommen (m.W. damals die teuerste der drei Tierarten), bis man auf den Gedanken verfiel, dafür einen nicht einsehbaren rückwärtigen Stall einzurichten?

Ich habe nach Innenaufnahmen des Hauses aus seiner Anfangszeit gesucht, aber außer dem erwähnten in der Broschüre nur solche gefunden, die nur Tiere in den Boxen zeigen und auch durch ein Absperrgitter hindurch oder drüber hinweg aufgenommen sein könnten. Die beweisen weder das Vorhandensein noch die Abwesenheit eines Gitters. Ich habe aber inzwischen auf meinen Innenaufnahmen der Nashörner bei unserem gemeinsamen Besuch gesehen, dass mein 89er Foto von Negus (von Berolina habe ich auch ein entsprechendes) über eine niedrige Barriere wie die jetzige hinweg entstanden sein könnte, denn die Tiere standen weit hinten in der Box, und ich habe auch ein Nashorn in voller Größe ohne Gitter aufgenommen. Diese Barrieren sind aber ganz andere als die auf dem Foto in der Broschüre, also wohl nach jenen entstanden - wann auch immer. Mangels Diascanner kann ich die Hippobilder nicht neu digitalisieren, aber sie sind auf www.hipposworld.de in der Magdeburg-Galerie zu finden (ich hatte meine damaligen Scans hinterher wieder gelöscht).

Sag mir bitte mal, woher ich den damals für dich kopierten Magdeburg-Artikel hatte. Ich habe vorhin einen guten Regalmeter ZG danach abgesucht, ihn aber nicht gefunden (oder in den Inhaltsverzeichnissen übersehen).

Bisher wissen wir nicht, wann das Haus in Liberec geplant wurde, sondern nur, wann es eröffnet wurde. Angesichts der Bauzeiten mancher Projekte in sozialistischen Zeiten - siehe Dickhäuterhaus Prag, um nur in Tschechien zu bleiben! - halte ich es aber für möglich, dass man tatsächlich in Magdeburg "kiebitzte", dann von dortigen negativen Erfahrungen (Grabenbegrenzung?) im laufenden Baubetrieb erfuhr und deshalb noch rechtzeitig von der Anschaffung von Hippos für eine eigentlich dafür gedachte Anlage absah. Zeitlich würde das ja durchaus passen.

Der Sims in Liberec IST abgeschrägt. Mein Foto zeigt, dass der aufliegende Fuß des nachträglich aufgesetzten Geländers nicht in rechtem Winkel zu den senkrechten Pfosten steht, sondern zur Stallfläche hin geneigt ist. Nicht zu erkennen ist allerdings, ob darauf vorher ein Winkeleisen á la Magdeburger Konzept montiert gewesen sein könnte.

Für ein zweiflügeliges Tor gibt es einen ganz logischen möglichen Grund: Das Tor kann ja nur zur Stallseite hin geöffnet werden. Mach auf dieser kleinen Fläche mal ein breites Tor nach innen auf oder zu, wenn zwei (geplante) Flusspferde den Platz weitestgehend blockieren... Auf der Elefantenseite gibt es mehr Ausweichraum und zudem Tiere, die unter Appell standen.

Übrigens gäbe es auch noch die Möglichkeit, dass der Beckeneinstieg für die Elefanten gar nicht von Anfang an vorhanden war, sondern man ihn erst einbaute, als erste Pläne geplatzt waren. Denn auch diesen hätte man ja schon beim Bau in die Stallfläche hineinziehen können wie den rechten, so dass die Elefanten sich das ohnehin kleine Becken nicht auch noch mit Stufen hätten teilen müssen. Die jetzige Version wäre auch als "angefügte" denkbar.
(24.09.2011, 23:01)
Oliver Jahn:   @Michael, da stimmt in den Texten des von dir zitierten Buches einiges nicht, das wäre aber nicht das erste Buch, in dem solche Dinge zu finden sind, aber die Möglichkeit besteht nach den Plänen des Magdeburger Hauses tatsächlich, in dem man die zwei Becken in einer Ursprungsplanung zu einem richtig großen Becken zusammengefasst hätte. Letztlich hat man sich aber dagegen entschieden oder ein Autor hat einen Plan falsch gelesen. Hat man sich aber dagegen entschieden, dann wird man gute Gründe gehabt haben. Warum sollte man diese wenige Jahre danach in Liberec verwerfen?
Die Begründung für die getrennten Becken liefert letztlich der zusätzlich eingebaute Trennfelsen, denn die Elefanten sollten mit ihrer langen Rüsselreichweite die Flusspferde nicht gefährden. In Liberec hätte ein Elefant die Flusspferde auch an Land ohne Probleme erreicht. Das Haus in Magdeburg wurde vor dem in Liberec gebaut.
Zum Nashorn, warum nur einen Innenstall? Es war schlichtweg eine Fehlplanung, die man sehr schnell dadurch behob, dass man eines der Futterlager in einen Notstall umbaute, da man die Tiere nachts nicht zusammen zeigen wollte. Tagsüber nutzte man regelmäßig den zweiten Flusspferdstall für die Nashörner, geplant waren aber immer zwei Tiere, auch in dem von dir erwähnten Artikel steht nichts Gegenteiliges.
Deine Erinnerungen bzgl. der Gitter passen absolut nicht zu meinen. Bereits zur Eröffnung des Hauses gab es vor den Stallungen Gitter, und die waren tatsächlich anfänglich als provisorische Gitter geplant, blieben aber dauerhaft erhalten, weil die Tiere zu nervös waren und die Gefahr bestand, dass sie in die Gräben fallen. Diese hatten auch nur bei den Elefanten Ausstiege. Ich kenne die Stallungen nicht ohne sie, und auch ich habe Bilder aus den 80er Jahren, auf denen man sie sehr deutlich sieht. Und sie sind massiv und hinter den Säulen fest verankert. Ich habe sogar ein 89er Bild, da würde mich deines ohne Gitter echt mal interessieren. Ich will jetzt nicht wetten, aber wenn mich nicht alles trügt, so sind die Gitter sogar bis heute noch da, obwohl der Stall gar nicht mehr genutzt wird.
Fakt ist, man hat das Experiment wohl wagen wollen, sich aber aus sehr guten Gründen dann dagegen entschieden. Warum sollte auch hier trotz dieser Erfahrungen Liberec denselben Fehler noch mal machen?
Die "Fußbremse" hat sich also bereits 1967 nicht bewährt. In Liberec gibt es aber nicht mal die, sondern nur einen minimalen Sims, der aber nicht abgeschrägt ist, außerdem gibt es auch keine Treppen aus dem Graben hinaus auf das Landabteil.
Das Tor in Liberec ist ein Doppeltor. Warum war es hier nötig, Flügel getrennt voneinander öffnen zu können? Bei großen Flusspferden hätte es doch genau so eine Konstruktion wie auf der Elefantenseite auch getan?
Der Abgang ist trotzdem deutlich schmaler, denn die Ränder dieses Abganges, der im Gehege beginnt, verlaufen innerhalb der Torbreite.

(24.09.2011, 21:45)
Michael Mettler:   Sollte natürlich heißen "...wie SEIN Pendant".
(24.09.2011, 19:19)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich bin mir wegen der Einzelnashorn-Planung in Magdeburg nicht sicher (deshalb meine Formulierung) und stehe auch mit der Quelle dazu auf dem Schlauch. Leider finde ich nicht auf Anhieb den Artikel (im "Zoologischen Garten"?), in dem nachträglich über die Erfahrungen mit dem Haus berichtet wurde und man die Planung der späteren Praxis gegenüberstellte (hatte ich dir mal kopiert - magst du nachsehen?). Merkwürdig ist jedenfalls, dass für Nashörner nur ein Innenstall vorgesehen war, für Flusspferde hingegen zwei mit verbindendem Tor und "Schmusegitter". Wie gesagt, man konnte bereits Nashörner züchten und musste bei Haltung eines Paares mit Nachwuchs rechnen - warum dann nur eine Box?

Allerdings waren wohl auch die Magdeburger Innenställe für Nashörner und Flusspferde ursprünglich mit komplett gitterlosem Einblick á la Berliner Nashornhaus konzipiert. In der Broschüre über das Haus heißt es unter "Details über die Innenanlagen": "Die die Tierstände begrenzenden Stützmauern (gemeint sind die Grabenwände) erhalten oben einen schrägen Abschluss mit einem aufgesetzten Winkeleisen als so genannte 'Fußbremse'." Das sollte wohl so aussehen wie bei den Gräben der Außenanlagen, deren Profile auf der vorletzten Seite der Broschüre zu sehen sind (Tiere standen oberhalb des Besucherwegniveaus und ohne gehegeseitiges Geländer - warum sollte sowas innen gefährlicher sein als außen?). Eine solche "Fußbremse" wäre ja innen nicht nötig gewesen, wenn von vornherein ein Geländer vorgesehen war, ebensowenig der Graben zwischen Flusspferdstall und Innenbecken. Das Innenfoto der Anlage zeigt zwar eine Absperrung, aber dabei kann es sich auch bloß um ein provisorisches Eingewöhnungsgatter gehandelt haben - ansonsten sähe vermutlich die Anbindung an die Gitterecke zur Treppe hin anders aus. Nun habe ich das Haus erst 1989 kennengelernt und war damals noch weit davon entfernt, mich für Bauliches in Zoos zu interessieren; immerhin aber habe ich ein Foto des Flusspferdbullen im mittleren Stall gemacht, bei dem im Vordergrund kein Geländer zu sehen ist.

Auf der Quellensuche fand ich ein interessantes Detail - und damit wären wir wieder bei meinen Gedanken zu Liberec - im Buch "Tiere um uns" von Pilz/Puschmann, 3. Auflage von 1971. Dort heißt es auf S. 134 über das Magdeburger Dickhäuterhaus: "Das Schwimmbecken für die Flusspferde kann, wenn sich diese auf ihren Landabteilen befinden, gleichzeitig als Badebecken für die Elefanten genutzt werden." Na hoppla! Das Haus war längst eröffnet und hatte von Anfang an zwei getrennte Becken. Wie kommen die Autoren also zu dieser Aussage? Auflage 1 des Buches - mit noch völlig anderem Text - erschien 1963, darin ist nicht mal von der Hausplanung die Rede. Keine Ahnung, wann Auflage 2 erschien, aber da habe ich glatt den Verdacht, die Schilderung gibt die ursprüngliche Planung wieder und wurde versehentlich in Auflage 3 nicht aktualisiert...

Zum Haus in Liberec: Der Beckenzugang von der rechten Seite hat laut meinem Foto nicht ein halb so breites Tor wie der andere, sondern im Gegensatz zur Elefantenseite ein zweiflügeliges Tor, das zusammen genauso breit ist wie sie Pendant. Man sieht auf dem Bild eine Kette, mit der die Torflügel zusammengebunden sein dürften. Und sowohl das Tor als auch das feste Gitter daneben sind genauso massiv wie auf der Elefantenseite - für Tapire m.E. reichlich überdimensioniert. Und wie sieht die Stallkante zum Graben hin aus? Abgeschrägt - eine "Magdeburger Fußbremse"...?
(24.09.2011, 19:13)
Oliver Jahn:   Michael, nur hat Prag von diesen Ställen zwei (einen auf jeder Beckenseite) und noch einen Bereich dahinter.
In Liberec habe ich ja das Panzernashorn noch in dem Stall gesehen, von daher will ich mir gar nicht vorstellen, wie das mit zwei Breitmäulern gewesen sein muss.
(24.09.2011, 15:59)
Michael Mettler:   Ist der Flusspferdstall in Prag nicht genauso groß/klein wie die rechte Stallbox in Liberec? Auf einem der Fotos auf www.hipposworld.de ist zu sehen, dass die Stallbreite ziemlich genau der Länge des Prager Flusspferdbullen entspricht - und auf einem zweiten Foto, dass in diesem Stall sogar DREI Flusspferde zusammen liegen.

Zwar habe ich auf meinem Foto aus Liberec nur das Elefantenpostament als Größenvergleich, aber wenn das die gleichen Abmessungen hat wie die, die ich von früher aus Hannover kenne, käme die vermutete Breite der Box durchaus hin. Immerhin müssen sich ja auch zwei erwachsene Breitmaulnashörner darin umgedreht haben können.
(24.09.2011, 15:43)
Oliver Jahn:   Michael, der Zugang von der Nashornseite ist schmaler, man sieht es sogar auf deinem Bild, denn das Tor, welches ihn verschließt, ist nur halb so breit, wie das gegenüberliegende auf der Elefantenseite.
Ebenso ist es bei den Treppen ins Becken genau andersherum, als von dir beschrieben. Die Elefantentreppe geht viel flacher ins Becken und leicht um die Ecke herum, die auf der Tapirseite beginnt im Stall und hat einen steileren Abgang, der auch nur gerade ins Becken läuft.
Was enge Flusspferdhaltungen angeht, ja, natürlich habe ich da auch an Halle gedacht, aber selbst die allererste, winzige Anlage in Halle hatte zwei Ställe, das war 1921. Jetzt aber reden wir über die 70er, und da baute sogar Witstruk in Halle für die Flusspferde um, und sowohl das Becken war jetzt teilbar, als auch die Stallungen wurden in ihrer Größe erweitert, so dass sie um einiges größer waren, als in Liberec bei einem Neubau.
Zur Einzeltierhaltung ist es mir neu, dass Magdeburg nur mit einem Nashorn plante. Bereits im Sonderheft zum Dickhäuterhaus heißt es, dass ein weiblicher Partner für den jungen Bullen dazubesorgt wird und auf dem Modellplan heißt es bereits Nashörner in der Mehrzahl.
Was nun aber die gitterlose Grabenabgrenzung im Innenbereich angeht, so hat man da viel experimentiert, das habe ich ja bereits geschrieben und einige Beispiele für Nashörner und Tapire benannt.
Allerdings habe ich trotz weiterer intensiver Suche keine einzige solche Haltung bisher mit einem so kleinen und vor allem schmalen Graben wie in Liberec, für Flusspferde gefunden. Von daher bleibt die Frage, warum in dieser Zeit gerade Liberec, trotz all der Neubauten, an denen man sich anlehnen konnte, dieses erstmalig bei den Flusspferden versuchen sollte.
Die heutige Abgrenzung kann durchaus ja nach Auslaufen der Tapirhaltung zum Einzug der Nashörner dort entstanden sein, deutlich sieht man aber eben, dass sie nachträglich entstand, und somit nicht bei der Ursprungsplanung gegeben war. Selbst die Elefantenabsperrung ist, entgegen meiner ursprünglichen Vermutung (wegen der festen Verankerung im Graben) erst später entstanden. Hier wundert mich das nicht, da die Tiere ja auch angekettet waren.
Aber wie bereits gesagt, garantiert kann ich mich da nicht festlegen, und auch ich finde, dass einiges dafür spricht. Allerdings spricht auch einiges dagegen und gerade die Haltung von Flusspferden in einer so winzigen Anlage mit einem so knappen Graben und gänzlich ohne Gitter zum Besucher hin, die wäre für mich einzigartig in einer Anlage, in der die Tiere auch noch über dem Niveau der Besucher stehen.

(24.09.2011, 15:35)
Michael Mettler:   Zur Ergänzung noch die Innenansicht mit Becken - sieht das immer noch genauso aus?
(23.09.2011, 14:09)
Michael Mettler:   @Oliver: Wie gesagt, auf meinem nebenstehenden Foto von 2007 wirkt es so, als seien beide Beckenzugänge gleich breit. Vor Ort hatte ich mir das damals nicht im Detail angesehen.

Wie Jana im Tschechien-Thread einmal schrieb, wurde vor dem einzelnen Panzernashorn zwischen 1976 und 1987 ein Paar Breitmaulnashörner in dieser Anlage gehalten. Wenn zwei Breitmaulnashörner in diesen einzelnen Innenstall reinpassten, hätten theoretisch auch zwei Flusspferde reingepasst, denn die sind nicht größer und könnten im Gegensatz zu den Rhinos sogar noch die Fläche des Beckens nutzen. (Man stelle sich die Situation für die damaligen Nashörner im Winter vor!)

Wie eng man Flusspferde in manchen Zoos hielt - auch nach dem Umbau von Altanlagen - haben wir doch am Beispiel unserer Halle-Recherchen gesehen. Selbst in dem von Hediger als Quantensprung der Tiergartenbiologie postulierten Züricher Afrikahaus (eröffnet 1965) ist das Hippo-Innenbecken aus Gründen der Wasserersparnis so klein, dass Spötter die Ursache für die erfolgreiche Zucht damit begründeten, der Bulle habe eben aus Platzmangel immer auf der Kuh liegen müssen... Ich habe selbst kaum Erinnerungen an dieses Haus (einziger Besuch vor 17 Jahren), aber laut dem Grundriss, den ich habe, gibt es in Zürich nicht mal Stallboxen an Land für die Hippos! Die Anlage in Kronberg (Beginn der Flusspferdhaltung 1955) könnte im Urstadium sogar kleiner als die Möglichkeiten in Liberec gewesen sein, denn das zweite Becken wurde erst 1963 gebaut (als man das Paar wegen Unverträglichkeit trennen musste), der "Weidebereich" kam erst sehr viel später hinzu. Und gerade Kronberg ist auch ein Beispiel, wie nahe Besucher an Hippos herankommen konnten. Sicherheitsbedenken gab es früher eben wesentlich weniger, da würde die eher symbolische Abgrenzung in Liberec durchaus ins Bild passen.

Was die Grabenabgrenzung im Haus betrifft: Ab den 60er Jahren wurde mit sichtfreien Innenboxen für Dickhäuter experimentiert. Ich weiß nicht, ob Hannover mit dem 1962 eröffneten Elefantenhaus der erste Zoo war, in dem Nashörner und Tapire innen hinter Gräben statt Gittern gezeigt wurden, auf jeden Fall folgte Berlin mit dem Nashornhaus schnell nach. Auch Nashörner können mit ihren Schädeln über den Graben reichen und theoretisch Besucher mit einem Hornstoß verletzen, trotzdem stellte man sie hinter schmale Gräben. Ich selbst habe früher die hannoverschen Breitmaulnashörner am Graben der Außenanlage bis an die Ohren kraulen können, und vom Nördlichen Breitmaulnashornbullen des Zoos ist überliefert, dass er einmal mit seinem Vorderhorn über den Graben hinweg das Besuchergeländer plattgedrückt hat!

Ob man damals noch für Einzeltiere plante, weiß ich für Liberec nicht. Aber war nicht z.B. für Magdeburg ursprünglich auch nur EIN Nashorn eingeplant, obwohl auch diese Tiere schon in Zoos gezüchtet wurden und noch regelmäßig Importe ins Land kamen (die Breitmaulnashorn-"Schwemme" hatte zudem gerade eingesetzt, und die wurden grundsätzlich paarweise von den südafrikanischen Nationalparks abgegeben)?

Es gibt Details im Haus von Liberec, die es in meinen Augen unwahrscheinlich machen, dass die rechte Box von Anfang an für Tapire (oder meinetwegen auch Zwergflusspferde) gebaut war. Da wäre zum einen die Stalltür zur Außenanlage, die dann nicht so groß hätte sein müssen - immerhin passten dann sogar Nashörner hindurch. Okay, die könnte nachträglich vergrößert worden sein, das weiß ich natürlich nicht. Aber da wäre auch der Zugang zum Innenbecken: Auf der Elefantenseite sitzt dieser außen an der Stallfläche an und besteht (laut meinem Foto) aus einer relativ steilen Treppe. Auf der rechte Beckenseite aber greift der Einstieg weit in die Stallfläche hinein. Egal, wie steil die Treppe (oder Rampe?) dort ist - daran kann ich mich nicht erinnern, und das Foto gibt es nicht her: Tapire sind erheblich kleiner und wendiger als Elefanten. Warum also dieser Platzaufwand auf Kosten der Stallfläche, wo Tapire doch noch viel leichter "um die Kurve" kommen konnten als die Elefanten gegenüber...?

Mag sein, dass auch DAS nur eine nachträgliche Veränderung und das Becken ursprünglich NUR für die Elefanten begehbar war. Aber auch die fragliche Außenanlage hat einen für große Tiere nutzbaren Becken/Grabenzugang, und der wirkt nicht wie nachträglich eingebaut.

Eine ursprüngliche Planung für ein einzelnes Großtier - Nashorn oder Nilpferd, oder gar "multifunktional" - würde ich deshalb nicht für abwegig halten. Immerhin hat der Zoo auch 12 Jahre lang (1989-2001) ein einzelnes Panzernashorn dort gehalten, und da waren die Zeiten schon erheblich moderner als bei Planung des Hauses. Vielleicht hatte man sogar für zwei Flusspferde geplant und dann Gewissensbisse bekommen, sie dort hineinzustopfen - gerade WEIL inzwischen die Zucht andernorts florierte und zeigte, dass dafür eine zweite Box und ggfs. ein zweites oder teilbares Becken notwendig werden konnten. Andererseits hatte der Zoo keine Hemmungen, stattdessen zwei Breitmaulnashörner dort einzupferchen, und nach damaligem Kenntnisstand hätte man sich von denen wohl auch Nachwuchs erhofft...
(23.09.2011, 14:08)
Oliver Jahn:   @Michael, ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass der Beckenzugang von der Tapirseite nur halb so breit ist, wie der von der Elefantenseite.
(22.09.2011, 21:02)
Oliver Jahn:   Nun noch mal ein paar Gedanken zum Dickhäuterhaus in Liberec.
Ich zähle nicht zu den Leuten, die schreiben, das Haus wäre GARANTIERT nie für Flusspferde geplant gewesen. Was einigermaßen gesichert scheint, ist der Fakt, dass es keine Flusspferde in Liberec gab. Was nun das Haus angeht, da habe ich ja bereits in meinem ersten Beitrag geschrieben, dass ich die Außen- und die Innenanlagen unterschiedlich sehe, nur ist es eher unüblich, erst die Außenanlage, und dann das Haus zu bauen.
Also möchte ich einfach noch mal ein paar Gedanken zum Haus zur Diskussion stellen.
Ein Vergleich zu Häusern aus der Vorkriegszeit möchte ich nicht unbedingt heran ziehen, denn in der langen Zeit der Haltung von Flusspferden hat man ja auch viel dazu gelernt und dem entsprechend ihre Haltung weiter entwickelt.
Weiterhin gehe auch ich davon aus, dass man bereits bei Planungen auf Erfahrungen und moderne Bauten anderer Zoos zurück griff, warum auch sollte jeder Zoo für sich das Rad neu erfinden müssen?
Von daher habe ich mir mal die Häuser angeschaut, die ich selber kenne, und die nach dem Krieg entstanden, oder, wie in Frankfurt, nach dem Krieg grundlegend neu gestaltet wurden.
Und da fallen mir so einige Punkte auf, die im Inneren des Hauses gegen eine geplante Flusspferdhaltung sprechen.
Wenn überhaupt, dann wäre bei den Abmessungen von Stall und Becken nur die Haltung eines Einzeltieres möglich gewesen. Ein solcher Neubau für ein einzelnes Flusspferd ist mir aus der Zeit nicht mehr bekannt, insbesondere, da Flusspferde zu der Zeit schon gut und regelmäßig züchteten.
Weiterhin kenne ich ebenfalls aus dieser Zeit kein Haus mehr, in dem sich Elefanten und Flusspferde ein Becken teilen mussten.
Bleibe ich beim Becken, so ist es für eine dauerhafte Haltung von Flusspferden, die in dem Zoos innen oft die meiste Zeit IM Becken gezeigt werden, nicht nur sehr klein (das gab es auch anderswo), sondern es ist das für Besucher und vor allem für Kinder gefährlichste Becken, welches ich kenne. Man kommt direkt an den Rand, Kinder können diesen ganz leicht erklettern und er ist nur mit einem ganz kleinen Geländer gesichert (selbst das Miniaußenbecken in Halle hatte ein höheres Geländer). Beim Elefantenbaden ist immer ein Pfleger dabei und hier kann man die Besucher gezielt anweisen, die Kinder nicht auf die Brüstung zu stellen. Wäre ein Flusspferd darin geplant gewesen, hätte es ständig eines Wärters bedurft, der darauf achtet, dass kein Kind mal so eben schnell auf den Beckenrand klettert und damit sein Leben gefährdet.
Natürlich ist das nicht unmöglich, ich aber halte es für unwahrscheinlich.
Schaue ich mir nun den Stall an, so wachsen meine Zweifel noch stärker.
Von all den Häusern, die ich kenne, gibt es nicht ein einziges Haus, in dem Flusspferde, im Gegensatz zu Elefanten, Nashörnern und auch Tapiren (trotz ihrer Sprungkraft) auf einer gitterlosen Anlage nur durch einen schmalen Graben vom Besucher getrennt gehalten wurden. Bei den Abmessungen hätte es genügt, wenn das Flusspferd einfach nur den Kopf über den Graben hält, und die Schnauze hätte schon in den Besucherbereich hinein gereicht.
Magdeburg hatte dicke Gitter zum Besucher hin, trotz eines deutlich breiteren und tieferen Grabens, Prag ebenfalls. Das Haus in Ostrava, von dem ich nur Bilder kennen, müsste ebenfalls aus dieser Zeit sein und weist diese Gitter ebenfalls auf, genau so ist es mit dem Haus im Zoo Berlin, obwohl hier der Besucher gar nicht so dicht heran kam.
Tapire hingegen kenne ich auf solchen Anlagen ohne Gitter aus Berlin, und als Magdeburg seinen ersten Flachlandtapir bekam, da stand der nicht etwa im Nashorn- oder Flusspferdbereich hinter Gittern, sonder er stand auf der Anlage der Elefanten, die nur durch den Graben zum Besucher hin getrennt war.
In Frankfurt wurden die Flusspferdbereiche zum Besucher hin dick vergittert. Die Tapire in Hannover hielt man hingegen nur hinter einem flachen Graben.
Das alles ist natürlich kein endgültiger Beweis, es sind lediglich Indizien, die aus meiner Sicht gegen eine ursprüngliche Planung sprechen, oder aber dafür, dass man nach Fertigstellung des Hauses merkte, dass man hier nie Flusspferde wird halten können, und man deshalb als Erstbesatz neben den zwei Elefanten gleich zwei Tapire mit einquartierte.

(22.09.2011, 20:56)
Andreas:   Aus gegebenem Anlaß mal ein Dickhäuterhaus, deren Fundament kein Kopfzerbrechen verursacht :-)
Quelle: Dschungel des Internets
(26.11.2008, 05:22)
IP66:   Das müßte das Bild wohl im letzten Jahrzehnt des Zoogeschehens angefertigt worden sein - was ja im Bereich des Möglichen liegt. Das Gebäude dürfte eines der gar nicht so zahlreichen Beispiele für den englischen Einfluß beim Bau von Tierausstellungsgebäuden vorstellen, auch wenn der Seitenflügel auf die häufiger verwendet "Schweizerhaus"-Muster zurückgreift. Ich finde das insofern interessant, als der antwerpener Zoo ja zum Vorreiter des durch exotisierende Bauten auffallenden Aktionärszoos werden sollte und sich im selben Land und in einer Stadt mit ähnlichem Sozialprofil doch eine andere Entwicklungs ergeben konnte. Vielleicht stehen die Gestaltungsunterschiede aber auch für die Zukunftsträchtigkeit der Konzepte - Gent verschwand, das antwerpener Modell hat die kommenden Krisen erfolgreich überstanden.
(10.11.2008, 11:30)
Michael Mettler:   @IP66: Der Zoo in Gent wurde ca. 1904/05 geschlossen.
(08.11.2008, 12:00)
IP66:   Damit müßte das Suchbild ja richtig einsortiert sein - wobei ich noch gerne wüßte, wann der genter Zoo geschlossen wurde, da es sich um keine ganz frühe fotographische Aufnahme handelt.
Generell gilt für Lithgraphien das Problem, daß sie gezeichnet wurden, und zwar meist von Lohnzeichnern für den Tagesgebrauch. Gerade bei Zoogesamtansichten und -panoramen entstand dabei das Problem, daß man, anders als bei Einzelbauten oder Portraits, keine Fotos als Vorlagen verwenden konnte. Insofern ergab sich bei Proportionen und Anordnungen oft ein Moment darstellerischer Entscheidung wo nicht künstlerischer Freiheit. Da gerade für die Zeitschriften, die dergleichen Zooabbildungen publizierten, häufig im Akkord und schlecht bezahlt gezeichnet wurde, ergaben sich zudem Anreize zur Vereinfachung und Verkürzung.
(08.11.2008, 11:26)
Michael Mettler:   ...und der Kirchturm im Hintergrund ist in diesen 3 Jahren auch noch um mindestens die Hälfte seines Volumens geschrumpft :-D
(07.11.2008, 23:20)
Andreas:   Nicht so doll grübeln :-) Ich gehe davon aus, daß der Künstler aus Gründen der Ãœbersichtlichkeit, und ganz einfach auf grund der komplexen Darstellung "Ihrer" Lithographie einge Details weg gelassen, b.z.w. stilisiert hat. Ab und an habe ich auch schon mit der Feder herumgestümpert und gerade bei größeren Ãœbersichten genau zu diesem "Hilfsmittel" gegriffen, ohne die Gebäude an sich zu verändern. Um einen Kompromiß einzugehen, wenn nicht zeitgleich, dann "meine" 3 Jahre später. Neuer Dachaufbau, neues Zelt :-))
(07.11.2008, 23:08)
Michael Mettler:   Dem fehlt auf "meiner" Litho vor allem das Gehege drumherum! Und wieder mal frage ich mich: Zeigt die Litho einen tatsächlichen oder lediglich einen geplanten Zustand?
(07.11.2008, 22:49)
Andreas:   Das Zelt für die Kamele auch ? :-)
(07.11.2008, 22:26)
Michael Mettler:   Super! Und damit hätten wir mal wieder einen Beleg dafür, dass man alte Darstellungen nicht immer als detailgetreu betrachten darf, denn das Haus hat eindeutig die gleiche Grundform auf beiden Bildern, sieht aber in Details (unser Punkt mit den Fenstern) unterschiedlich aus - bliebe natürlich die Möglichkeit, dass ein zweites Haus auf den Grundmauern des ersten errichtet wurde. Anbei eine Detailvergrößerung aus "meiner" Gent-Lithografie zum Vergleich, leider sehr zerpixelt.
(07.11.2008, 22:12)
Andreas:   Sorry, im Ãœberschwang das Bild vergessen
(07.11.2008, 22:05)
Andreas:   @Michael Mettler: Found by ... :-) Gent, Elefantenhaus
(07.11.2008, 22:03)
IP66:   Ich habe in er letzten Woche leider hier nicht lesen können und versuche, die Wünsche abzuarbeiten, wobei ich mit den historischen Threads beginne. Fragen, die weniger Aufschub dulden, kann man mir natürlich auch gerne per E-Mail zuschicken.
Ich beginne mit dem hamburger Gebäude: Es stellt, wie vieles in Hamburg, einen sehr englisch geprägter Bau vor, ohne exotisierende Elemente, aus Backstein, wenig verziert, allerdings mit der großsen Besucherhalle und den geräumigen Ställen wohl doch nicht ohne kontinentale Einflüsse entstanden.
Wegen der relativ schlichten Backsteinfront, den Korbbögen und des herzlich unrepräsentativen Kniestockgeschosses mit der Fensterreihe würde ich den noch nicht bestimmtern Bau eher in einem englischen denn in einem kontinentalen Kontext vermuten. Allerdings weisen die stilistischen Merkmale eher in das dritte denn in das vierte Jahrhundertviertel, sind als noch vom Stil der Architektengeneration "nach Schinkel" geprägt und zeigen keinen Einfluß jenes Historismus, den man hier Gründerzeit, dort Viktorianismus zu nennen sich angewöhnt hat. Cincinnatis Zoo soll sehr stark von stellinger Vorbildern geprägt gewesen sein. Für das Haus, daß ja recht auffällige orientalisierende Elemente zeigt, scheint es dort kein Vorbild gegeben zu haben. Allerdings gab es um die Hagenbeck'sche Dressurhalle eine Menge von Ställen und Käfigen, und dieses Gebäude diente auch als zentrales Winterhaus. Wenn man sich den ebenfalls von den neuen Ideen geprägten alten Zoo in Nürnberg ansieht, so zeigte dieser ein Cincinnati vergleichbares Wintergebäude, in dem allerdings keine Elefanten untergebracht waren und das auch kaum orientalisierende Elemente aufwies. Dennoch halte ich es für denkbar, daß man auch in dem Wiederkäuergebäude jenseits des Ozeans eine solche Idee verfolgte, diese aber doch den kontinentalen exotisierenden Bauten annähern wollte, auch wenn man sich dabei stilistisch eher an schuckärmeren Vorbildern der Reformbewegung orientierte.
(05.11.2008, 10:52)
Michael Amend:   Zum Kopenhagener Dickhäuterhaus: Da der zoo nächstes Jahr sein 150 jähriges Jubiläum feiert, soll im alten Elefantenhaus eine Austellung zur Geschichte des Zoos aufgebaut werden.(was so mancher deutsche Zoo, der 150 Jahre alt wurde, leider versäumt hat)Danach soll ein Restaurant rein, und eventuell eine Dino-Austellung.
(28.10.2008, 19:04)
Michael Mettler:   @MA: Danke, das war ja ein irres Sammelsurium. Und 20 Arten für 13 Ausläufe...
(28.10.2008, 19:03)
Michael Amend:   So, alos zu dem Haus.Für 1923 verzeichnet der Führer, im Plan sind 13 Ausläufe eingezeichnet,asiatische und afrikanische Elefanten,Giraffen, das Panzernashorn sowie Känguruhs, und zwar Graue und Rote Riesenkänguruhs,Bennet-Känguruhs,Bürstenschwanz-Felsenkänguruhs und Bergkänguruhs, desweiteren Wasserbüffel,Zebus,Flußpferde,Lamas,Alpakas,Zwergesel,südl.Steppenzebras,Flachlandtapire,Nilgau,Hirschziegen und Strauße. War Recht voll, das Haus...

Leider sind die nachfolgenden Führer systematsich gegliedert und geben dadurch keine Auskunft über die Besetzung der Häuser.Mitte der 50 iger jahre wandelte es sich dann aber langsam zum Großsäugerhaus. Es steht ja noch heute. 2002 sah ich es noch mit Giraffen,Elefanten und Okapis besetzt und zwar sehr geschickt restauriert. Der in der Mitte ebfindlcihe Besucherraum, durch zwei Eingänge betretbar, wuurde dichtgemacht und für großflächige Innenanlagen für die drei Arten umgebuat, mit dahinter befindlcihen Boxen. Links und rechts davon enstanden zwei kleien Besucherräume, von dort aus sind die Elefantena ufd er einen, die Giraffen/und OKapis auf der anderen Seite sichtbar gewesen. Das ist inzwischen passe, das gesamte Haus wird jetzt nur noch für Elefanten genutzt, die Giarfefn bezogen im Juni eine neue Anlage, wofür wieder ein Teil des Parkplatzes verschwunden ist,die Okapis zogen in die ehemalige Bongo-Anlage im African Veldt(das Innen schlimm ist, so das mich sogar damals der Kuator, der mich durchd en zoo führte, davor gewarnt hat.Vielleicht wurde es ja renoviert, es ist aber eh nicht für die Besucher geöffnet),die Bongos bezogen die Riesenelen-Anlage, die dafür verschwunden sind,tja, that's life. Der Zo will aber unbedingt wieder Elefanten züchten.
(28.10.2008, 18:53)
Michael Mettler:   @MA: Vielleicht reicht sogar der 1923er, die Gehegeaufteilung scheint sich ja über lange Zeit nicht verändert zu haben. Wahrscheinlich gehörten auch die Flusspferde, Zwergflusspferde und das 1923 erworbene Panzernashorn zum Besatz des Hauses; auf einem leider sehr schwer zu entziffernden Plan von 1942 sieht es jedenfalls nicht so aus, als habe es anderweitig im Gelände ein Haus für diese Tiere gegeben (auch nicht für Giraffen).
(28.10.2008, 09:12)
Michael Amend:   qMM. Der Ältetse Ciny-Guide,d en ich da habe, ist von 1923, einer von 1912 ist egrade unterwegs aus Amiland. Mehr dazu später, muß gehen.
(28.10.2008, 07:34)
Michael Mettler:   Hier gibt es mehr Bilder des Herbivora Building sowie insgesamt eine fantastische Kollektion historischer Cincy-Aufnahmen:
http://www.cincinnativiews.net/zoo_part_4.htm
Das auf der gleichen Seite zu sehende Bild einer Zebrastute mit Fohlen in der Stallbox könnte z.B. auch aus dem Herbivora Building stammen.
(27.10.2008, 21:02)
Michael Mettler:   @MA: Hast du zufällig einen Zooführer aus Cincinnati von 1906 oder den näheren Folgejahren? Ich musste eben zu meiner Verwunderung feststellen, dass ich ein Buch über die Geschichte des Zoos habe - wohl vor Jahren gekauft und gleich wieder vergessen... Darin (und auch auf dem Titel) ist das spätere Elefantenhaus zu sehen (siehe nebenstehendes Bild), das 1906 ursprünglich als "Herbivora Building" eröffnet wurde. Mich würde der ursprüngliche Besatz interessieren; es gab damals mindestens Elefanten und Giraffen darin, und die schmalen Ausläufe auf der rechten Bildseite dürften für Antilopen gedacht gewesen sein. (Auf dem Titelbild des Buches, das wahrscheinlich nachkoloriert wurde, stehen im ersten Gitterauslauf zwei waldbockartige Tiere; vielleicht wurden die aber nachträglich einmontiert, denn auf dem S/W-Foto ist davon m.E. nichts zu sehen.) Im Internet fand ich eine Angabe, dass auch Nashörner zum Erstbesatz gehört haben sollen. Noch auf dem Zooplan von 1958, der leider ohne Beschriftung im Buch abgedruckt ist, muss dieses Gebäude ausschließlich Gitterausläufe gehabt haben; acht ganz schmale auf der vermutlichen Antilopenseite, zwei etwas größere in der Mitte der Gegenseite, die von zwei deutlich größeren flankiert wurden. Die Schmalseiten des Hauses waren gehegefrei, da sich dort die Zugänge befanden. Heute hat das Haus doch wohl Freisichtanlagen?

Im Prinzip wäre dieses Haus dann wohl ein spätes Beispiel für die im Thread "Elefantenhaltung im 19. Jh." diskutierte "Exotenkarawane". (Es gab übrigens viele Verbindungen zwischen Cincinnati und Deutschland und dementsprechende Einflüsse aus dem alten Kontinent - einer der im Zoo verwirklichten Architekturstile wird im Buch "Teutonic" genannt.) Zum Thema Exotenkarawane passt auch, dass es auf einem Zooplan von Cincinnati aus 1900 einen "Elephant and Camel Stand" gab.

Und das Buch zeigt auch auf, dass man zeitgenössische zeichnerische Darstellungen nicht global für dokumentarisch halten darf; auf einer Lithografie von 1878 steht der erste Elefant des Zoos, damals noch im Büffelhaus untergebracht, zusammen mit einem Bison, einem Kaffernbüffel und einem undefinierbaren Rind im selben Außengehege!
(27.10.2008, 20:33)
Michael Amend:   Eine Ansicht des Dickhäuterhauses im Hamburger Zoo mit dem berühmten Bullen"Anton".
(27.10.2008, 07:24)
Andreas:   @Michael Mettler Stimmt, Sie haben doch die besseren Augen. Wären die Gauben(Fenster in Dachschräge) später verändert worden, d.h. Schräge beseitigt, 1/2 Stock und neuer Traufbereich aufgesetzt, würde die Ornamentik in der Fassade nicht so schön, aus einem Guß, sein.
@Oliver Jahn Das Haus in Königsberg ist, zumindest der Teil ür die Flußpferde, ist ein Fachwerk, mit verschiedenfarbigen Klinkern ausgemauert. Rautenmuster sind, ob ihrer Einfachheit beim Mauern, als auch ihrer dekorativen Erscheinung, von je her ein beliebtes Dekor. Meist lassen sie keine Datierung oder Festlegung auf einen Ort zu. Der Fachmann könnte evtl. durch den Ziegel an sich (Mischung, Brenntemperatur,Format ) auf die Ziegelei, bzw. Epoche schließen. Eine ganze Wand mit Fenstern ist da schon aussagekräftiger
(26.10.2008, 22:58)
Michael Mettler:   @Andreas: Die Farbe der dargestellten Gebäude habe ich nicht mal überbewertet, schließlich sind alle Zoohäuser hell und alle Nicht-Zoohäuser dunkler dargestellt - daraus schloss ich schon auf künstlerische Freiheit, wie auch beim Weglassen der Gehegegitter.

Die Fensterreihe auf dem Foto befindet sich doch aber nicht in der Dachschräge wie in der Litho?

(26.10.2008, 22:18)
Andreas:   @Michael Mettler Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß das Gebäude auf dem Foto identisch ist mit dem, von Ihnen auf der Lithogrphie Benanntem. Giebel mit einem großen Eingang(rechts gedacht)vom Foto - könnte der Giebel sein, der auf der Litho dem Betrachter zugewendet ist.Betrachten Sie bitte die Fensterreihe, den Traufbereich, der von Weitem wie ein Fries wirken können. M.E. ist dies auf der Litho angedeutet. Etwas irritierend für den Laien ist allerdings, daß auf der Graphik alle Gebäude hell sind. Das ist m.E. aber künstlerische Freiheit. Gerade bei so einer komplexen Zeichnung verzichtet man gerne auf noch mehr Schraffur.Bei schwarz/weiß Darstellung hat man nur diese Möglichkeit "farblichen" Unterscheidung. Wenn der Künstler dieses noch machen würde, geht das zu Lasten von Tiefendarstellung und Kontrast zur Umgebung(Büsche, Bäume)
(26.10.2008, 22:06)
Oliver Jahn:   Nein Michael, ich meine das Vorkriegshaus. Das Nachkriegshaus kann man auch in dem Kourist-Artikel über den Zoo Königsberg finden. Aber das alte Haus war für Elefanten und Flusspferde und es hatte auch solche Rauten, darum fühlte ich mich an diesen Bau erinnert.

(26.10.2008, 22:03)
Michael Mettler:   @Oliver: Meinst du mit dem Königsberger Haus einen Vorkriegs- oder einen Nachkriegsbau? Von letzterem sind nämlich noch Fotos im Net zu finden, es handelt sich um ein nachträglich für die Dickhäuterhaltung umgebautes Gesellschaftshaus...
(26.10.2008, 21:58)
Michael Mettler:   Eine leider undatierte und nicht näher beschriftete Lithografie des Zoos in Gent, auf der für meinen Geschmack viele typische Zoogebäude der Mitte des 19. Jh. zu erkennen sind - etliche übrigens ohne eingezeichnete Außengehege (die aber mit Sicherheit vorhanden waren), womit ich noch mal an die Diskussion um das Maurische Haus in Frankfurt erinnern will. Zu dem fotografisch belegten Elefantenhaus sehe ich auf der Litho nirgends eine Parallele, also war es vermutlich nicht von Anfang an vorhanden. Das Haus ganz hinten links zeigt ein recht massives Auslaufgitter und dahinter ein großes Stalltor und könnte seinerzeit als Elefantenhaus gedient haben, bevor das fotografierte gebaut wurde.

Ansonsten wage ich mal eine Typisierung des Zoos: Rechts vorn der Eingang, links vorn ein Restaurant/Gesellschaftshaus (der große Platz, vor dem es steht, spricht für eine Restaurant-Außenfläche, dazu passt der Musikpavillon. Weiter im Uhrzeigersinn vielleicht ein Giraffenhaus (wegen der Höhe des Baukörpers), dann das vermutete Elefantenhaus, ein Kamelzelt, davor eine Großvoliere, eine Bärenburg, ein Rundbau für Was-auch-immer (Kängurus?), am hinteren Weg vielleicht zwei Huftierställe (das rechte würde zu einem Schweinehaus passen, das linke auch zu einem Straußenhaus), davor mittendrin weitere Huftierställe (der linke sieht wie ein für diese Zeit typisches Hirschhaus aus); rechts hinten tippe ich auf ein Affen- und/oder Vogelhaus - könnte zwar auch eine Raubtiergalerie sein, aber danach sieht mir eher der lange Flachbau neben dem Eingang aus.
(26.10.2008, 21:34)
Oliver Jahn:   @Andreas, ne sorry, da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt, nur das Foto ist von 2007, das Haus ist knapp 100 Jahre alt.
(26.10.2008, 21:26)
Andreas:   Echt Klasse!!! Wenn so etwas dabei heraus kommt und zugleich optimal den Zweck erfüllt, trauere ich manch einem Altbau nicht mehr ganz so viel nach.
(26.10.2008, 21:13)
Oliver Jahn:   Das ist doch mal ein Dickhäuterhaus!!
:-)
Budapest 2007
(26.10.2008, 21:00)
Oliver Jahn:   Es gab sie, und sie waren sogar recht gut. Leider ist die Seite vom Netz gegangen und mit ihr sind auch die Bilder weg.
(26.10.2008, 20:43)
Michael Amend:   Der Zoo Cleveland hat mit dem Bau einer ca 2 ha großen Elefanten-Anlage begonen, direkt an das Dickhäuterhaus. Ob sich auch die Innenhaltung der Elefanten ändert, war aus den Plänen nicht ersichtlich, müßte aber, denn die Anlage ist für bis zu 10 Elefanten inklusive Bullen konzipiert. Afrikaner übrigens, denn die Anlage heißt"African Elephant crossing" und wird zusätzlich Nacktmulle, Flesenphytons und diverse Vogelarten aufnehmen. 2011 soll sie eröffnet werden. Die drei Clevelander Elefantendamen reisten bereits im September nach Columbus und werden dort bis zu ihrer Rückkehr von zwei ihrer Pfleger weiterbetreut !
(26.10.2008, 20:43)
Michael Amend:   Gibt's denn Bilder vom Königsberger Haus ( Sabber) ?
(26.10.2008, 20:38)
Oliver Jahn:   Ich bin mal wieder faszineirt, welche Schätze hier zu tage gefördert werden. Das ist ein absolut interessantes Haus! Und jetzt mal IP66 an die Front!! Lass uns bitte nicht zu lange im Dunkeln tappen! Ich hoffe, der Bildausschnitt reicht wenigstens dazu, das Haus zeitlich einzuordnen.
Als ich die Karte sah fühlte ich mich sofort an einen Zoo erinnert, der nicht in die nähere Wahl fällt, aber Königsberg hatte ein sehr ähnliches Haus!
(26.10.2008, 20:32)
Michael Mettler:   Also, zu SM sage ich jetzt mal nix, Jana Watson :-D

Gent hatte einen Zoo von ca. den 1850er Jahren bis ca. 1905 (wurde geschlossen), wird in der Antwerpener Chronik erwähnt. Die belgische Herkunft der Karte erklärt dann auch den französisch-holländischen/flämischen Aufdruck.
(26.10.2008, 20:24)
Jana:   @Andreas Bin zwar nich SM, doch kann ich vielleicht helfen. Gand ist französische Variente von der Stadt Gent in Belgien. Da gabs mal ein Zoo, zu Elefanten dort (und so zum Datierung von dem Bild) habe ich nur diese Quelle gefunden.
http://www.elephant.se/location2.php?location_id=1108

(26.10.2008, 19:55)
Michael Amend:   @MM. Das kann ich nicht sagen, immerhin liegt Whipsnade ein ganz schönes Stück außerhalb von London, zudem ist e snicht ganz einfach,dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzukommen, ich glaube, in den Sommermonaten verkehrt ein direkter Bus von Victoriastation zum Park. Aber ehrlich gesagt glaube ich nciht, das wirklich viele Londoner nach Whipsnade rausfahren...Ähnlich verhält es sich wohl mit berlin, welcher"West"Berliner fährt schon nach Freirichsfelde raus,wenn der Zoo viel schneller zu erreichen ist ? Mich würden durchaus die Besucherzahlen Londons vor und nach Abgabe der Elefanten interessieren.

Wien hatte in seiner geschichte nie ein klassisches Dickhäuterhaus. Die Elefanten hatten ein eigenes Haus, direkt daneben, in einem eigenen Gebäude, waren Nahörner,Tapire und Flußpferde untergebracht. Nach dem 2.Weltkrieg wurden alle"Dickhäuter"Arten in getrennten Häusern untergebracht.

@Andreas. DAs Bild wäre eien harte Nuss für die Zoologische Knobelei gewesen. Ich bin recht sicher,das die Aufnahme nicht in einem französischen Zoo gemacht wurde.Oder ist mit"Gand"die Stadt gemeint ? Habe ich jedenfalls noch nie von gehört.
(26.10.2008, 19:35)
Andreas:   Hier ein Fall für Sherlock Mettler! Außer dem Aufdruck"Gand, Jardin Zoological" Elefant und Wärter, ist nixchts zu erkennen. Rückseite französisch und holländisch bedruckt. Im Internet habe ich nichts über diesen Zoo rausbekommen.
(26.10.2008, 19:22)
Michael Mettler:   @MA: Fahren denn potenzielle Londoner Zoobesucher alternativ ohne Weiteres nach Whipsnade? Oder sparen die sich ganz einfach den Zoobesuch, wenn man nicht mehr "um die Ecke" Elefanten zu sehen bekommt?
(26.10.2008, 17:56)
Michael Amend:   Die Nshorn,-und Elefantenhaltung wurde nicht ohne Grund in diesem Haus aufgegeben. Natürlich ließe sich das Haus für Nashörner oder Elefanten nutzbar machen, aber nur nach gewaltigen und kostenintensiven Umbauarbeiten, die sich der arme Zoo London auch aus dem Grund nicht leisten kann und will, weil es Elefanten und Nashörner in Whipsnade gibt.
(26.10.2008, 17:50)
IP66:   Das londoner Dickhäuterhaus dürfte für die Entwicklung der englischen Tiergartenarchitektur eine ähnlich epochemachende Bedeutung entfaltet haben wie die Pinguinanlage von Lubetkin, da es auf der Insel nur sehr wenige Bauten des Brutalismus gab und gibt. Ich neige zu der Ansicht, daß diese Gebäude in wenigen Jahren ebenso geschätzt werden wie heute die Bauten des Historismus, weshalb ich die Umnutzung für Trampeltiere für keine schlechte Lösung halte. Noch interessanter fände ich es, falls man das Gebäude ohne große Veränderungen für eine Dickhäuterart verwenden könnte.
(26.10.2008, 16:09)
Karsten Vick:   Es gab ja auch 2007 nur noch 1,0 Hirscheber und dessen Mischlingskinder.

Auf allen Planzeichnungen zum neuen Elefantenhaus ist das alte mit drauf - also irgendeine Nachnutzung wird ihnen schon vorschweben.
(26.10.2008, 00:27)
Ingo Rossi:   @Oliver Jahn: Ich habe keine Hirscheber mehr gesehen, was mich auch wunderte.
@Michael Mettler: Ich habe nichts gegen Gitter, aber eine fast ununterbrochene Gitterfront ringsherum in einem düsteren Haus hat auf mich eine ganz ander Wirkung als z.B. das wesentlich aufgelockerte Haus in Rhenen. Da haben die Gitter für mich nicht die dominierende Wirkung gehabt wie im alten Haus in Kopenhagen. Amersfoort will ein neues Haus bauen, angeblich Baubeginn noch dieses Jahr... Unabhängig von dem Paltzangebot, welches in Rhenen doch auch etwas grösser ist, denke ich, sollte ein Zoo, der im wesentlichen für die Besucher gebaut wird, auch seine Bewohner vorteilhaft präsentieren.
(26.10.2008, 00:15)
Michael Mettler:   Na gut, mit der gleichen Phantasie könnte es auch eine Gruppe Kamele an einer Oase symbolisieren, aber dann müsste London auf Dromedare umsteigen...
(25.10.2008, 22:16)
Michael Amend:   Also, ich hab ja viel Phantasioe, aber für die Vorstellung dieses Architekten reicht sie nicht aus...

Das haus wurde übrigens schon 1965 eröffnet, in den Zoofürhren der 70 iger jahre werden im Kapitel"Elephants"auch Schabrackentapire aufgeführt, ich glaube aber nicht, das die im Dickhäuterhaus untergebracht waren.
(25.10.2008, 21:50)
Michael Mettler:   Ich glaube, es steht in einem der Durrell-Bücher: Die Architektur des Londoner Hauses soll eine Gruppe Elefanten an einem Wasserloch symbolisieren.
(25.10.2008, 21:16)
Michael Amend:   Eines der größten Dickhäuterhäuser Europas, und zugleich eine der größten Fehlplanungen überhaupt, stellt das 1967 eröffnete Elefantenhaus in London da, das von Beginn an nur für Elefanten und Nashörner konzipiert war. London hat von Beginn seiner Flußpferdhaltung an diese immer getrennt von Nashörnern und Elefanten gehalten. 1960 hat der zoo die Flußpferdhaltung beendet und das paar nach Whipsnade transferiert. Trotzdem frage ich mich, warum man im Neubau nicht auch eine Flußpferdhaltung eingeplant hat. So zogen letzten Endes Breit,-und Spitzmaulnashörner sowie Elefanten ein. Inzwischenw urde ja sowohl die nashorn,-als auch elefantnehaltung darin aufgegeben und London kann sich rühmen, nun das größte Kamelhaus der Welt zu besitzen,neben den Trampeltieren leben noch Bartschweine und Zwergflußpferde darin.
(25.10.2008, 19:49)
Michael Amend:   Warum aus dem Kopenhagener Dickhäuterhaus nicht ein Nachttierhaus machen ? Ich habe erst kürzlich den 2007er JB von Kopenhagen gelesen, kann mich aber nicht daran erinnern, ob da auch etwas über die Nachnutzung des Hauses steht.
(25.10.2008, 17:43)
Michael Mettler:   @Ingo Rossi: Beklemmungen? Anbei ein Foto aus dem NEUEN Elefantenhaus in Rhenen, wenn auch in umgekehrter Blickrichtung. Da kann man genausogut die Kopenhagener Gitterfronten stehen lassen. In den neueren Elefantenhäusern von Amersfoort oder Dierenrijk sieht es auch nicht viel anders aus. Elefanten kommen eben zunehmend wieder hinter dicke Gitter, da kann man in historischen Häusern auch gleich beim Altzustand bleiben...
(25.10.2008, 16:29)
Oliver Jahn:   Haben denn die Hirscheber ein neues Domizil oder sind sie ganz weg aus dem Zoo?
(25.10.2008, 13:03)
Ingo Rossi:   Ob das Gebäude leer bleibt oder abgerissen wird weiss ich nicht und mag daher die Dänen noch nicht verurteilen. Die letzten Elefanten sind erst kurz vor meinem Besuch dort ausgezogen. Aber ohne Umbauten wird es bestimmt nicht mehr nutzbar sein ohne bei den Betrachter Beklemmungen hervor zu rufen. (Blick aus einer Box in den Besucherraum)
(25.10.2008, 10:54)
IP66:   Ich halte es für problematisch, wenn man Tierhäuser und Anlagen dauerhaft nicht nutzt. Sicherlich gibt es sinnentstellende Umbauten, die ebenfalls den Nachvollzug eines Denkmals behindern, und der Totalabriß bedeutet einen noch größeren Verlust - doch mir scheint, daß ein Tierausstellungsbau nur dann begreifbar, wenn seine ursprüngliche Verwendungsform erlebbar ist. Das heißt nicht, daß man in jedem alten Elefantenhaus Elefanten halten muß, aber doch, daß ein leeres Gebäude für den Besucher ebenso wenig aussah wie ein kleines Schild, das darauf hinweis, daß hier einst das Elefantenhaus stand.
(25.10.2008, 10:22)
Michael Mettler:   OK, diesmal streikt die Bildeinfügung bei mir. Dann nehmen wir eben den Link, unter dem die Postkarte zu finden ist:
http://www.newyorkcityzoos.com/bronx.html
(24.10.2008, 20:43)
Michael Mettler:   @MA: Ich dachte auch eher an deine Zooführersammlung... Bin mir zwar sicher, auch irgendwo mal eine alte Innenaufnahme gesehen zu haben (Nashorn und Elefant hinter dicken Eisenstangen), aber mir will nicht einfallen, wo. Im Net fand ich noch die nebenstehende Postkarte vom Haus.
(24.10.2008, 20:32)
Michael Amend:   @MM. Leider habe ich keine selbstgemachten Bilder des Bronxener Dickhäuterhauses, ich war ja noch nicht in New York, ich müßte folglich in den Zooführern nachsehen. In der "Abenteuer Zoo"Folge sieht man zumindestens das Innere. Wunderschönes Haus, vor allem die Tierköpfe außen sehen ja toll aus.

Im gleichen Stil wurden ja auch die übrigen Tierhäuser gebaut, das ehemalige Raubtierhaus wurde in ein Madgaskar-Haus umgebaut,das demnächst eröffnet werden müßte.
(24.10.2008, 19:39)
Oliver Jahn:   @Ingo, tolle Fotos von einem faszinierenden Haus. Ich habe dieses Haus einmal im Tiergartenrundbrief gesehen und habe von Karsten Vick Bilder dieses Hauses gesehen, die er selber gemacht hat, zu einem Zeitpunkt, als noch Elefanten im Haus waren, aber dort waren auch die Hirscheber. Ich fand gerade Hirscheber eine tolle Wahl als Nachnutzer, galten doch Schweine auch lange Zeit als Dickhäuter. Schade, dass das Haus leer steht. Kennt irgendwer die weiteren Pläne des Zoos mit diesem Haus?
(24.10.2008, 19:19)
Ingo Rossi:   @IP66: Mir ist über eine neue Nutzung noch nichts bekannt. Wird es denn abgerissen? Davon war zumindest im Sommer noch nichts zu merken.
(24.10.2008, 15:19)
Michael Mettler:   Die vier oberen Fotos vermitteln einen ganz guten Eindruck von der Architektur - wenn auch nicht von der (früheren) Tierhaltung im Haus:
http://www.nyc-architecture.com/BKN/BKN-007.htm
(24.10.2008, 14:41)
Michael Mettler:   @MA: Zu den den Tapiren, die das Bronx-Haus bewohnten, zählte auch der erste US-Bergtapir. Im Buch "Im Zoo daheim" von Lee Crandall wird das erwähnt, und auf einem Foto mit Nashorn und Elefanten ist im Hintergrund ein Stück Hausfassade zu sehen, architektonisch interessant mit steinernen Elefantenköpfen. Hast du ein Außenfoto des Gebäudes?
(24.10.2008, 13:19)
IP66:   Das kopenhagener Haus ist wohl das größte Beispiel für einen im Klassizismus der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts gestalteten Gebäude - jenes "Mehr sein als scheinen"-Stils, den Herr Rathenau auf seinen Gütern pflegte, der aber auch Museumsbauten, etwa Messels Landesmuseum in Darmstadt prägt. Ich finde es sehr schade, daß die Dänen keine Verwendung für das Gebäude des in ihrem Land wenig verbreiteten Stils finden. Sicherlich ist das Gebäude nicht so populär wie die exotisierenden Stilbauten in Köln, Antwerpen doer Berlin, dafür ist es aber deutlich besser erhalten und auch sicher einfacher zu nutzen als diese Bauten.
(24.10.2008, 11:04)
Ingo Rossi:   Und ein Blick ins Innere.
(24.10.2008, 09:49)
Ingo Rossi:   Oliver, es klappt wieder, hurra! ;-)
Daher noch ein Bild von der Rückseite.
(24.10.2008, 09:48)
Ingo Rossi:   Hier das alte Dickhäuterhaus in Kopenhagen,im Vordergrund übrigens Teile des Neuens. Im alten Haus von 1914 (?) wurden zumindest Elefanten, Spitzmaulsnashörner, Flusspferd und Zwergflusspferde gehalten. Heute ist es leer.
(24.10.2008, 09:47)
Michael Mettler:   @IP66: Muss mich korrigieren, das Baseler Haus wurde 1953 eröffnet (und beherbergte anfangs neben den jungen Afrikanischen Elefanten auch das Panzernashornpaar), das Berliner Haus erst 1954. Vor Eintreffen der Afrikaner hatte der Zolli über zwei Jahre lang keine Elefanten mehr gehabt, nachdem man die letzte Kuh Matadi zwecks Räumung des Gebäudes (sollte abgerissen werden) nach Frankfurt abgegeben hatte. Das alte Haus wurde dann aber doch noch für die 1951 und 1952 importierten Panzernashörner genutzt und erst nach Fertigstellung des Neubaues abgerissen. Für die 1952 importierten Afrikanerkälber war deshalb kein Platz mehr im Altbau, weshalb sie bis zur Fertigstellung des Neubaues im Baseler Pflanzenkeller aufgestallt wurden.

In einem alten International Zoo Yearbook fand ich noch ein weiteres Dickhäuterhaus, nämlich in Chester: beide Elefantenarten (darunter zwei adulte Afrikanerbullen), Spitzmaulnashörner, Nilpferde, Schabrackentapire. Ist das möglicherweise das heute noch bestehende Elefantenhaus?
(23.10.2008, 20:58)
Michael Amend:   Korrektur,es gibt doch Nashörner in Toledo, Breitmäuler, die im Afrika-Bereich leben, wie die Elefanten udn Hippos,ich kann mich jetzt aber nicht erinnern, ob das Nashornhaus begehbar war, die Fotos werden's zeigen.

Im Lincoln Park Chicago gab es auch ein klasssiches Dickhäuterhaus mit beiden Elefantenarten,Spitzmäulern,Giraffen,Zwergflußpfderen,Tapiren und Capybaras. In habe 2005 gerade noch ein Spitzmaulnashorn darin gesehen, deren Anlage ist jetzt mit Dromedaren besetzt, Elefanten,Tapire und capybaras gibt es nicht mehr im Zoo und das Dickhäuetrhaus wurde aufwendig in das 2Regesntein Africa Jouirney"umgebaut, darin befidnet sich auch die Indoor-Anlage für die Zwerghippos. Ein Foto davon habe ich im "Flußpferd-thread"eingestellt.
(23.10.2008, 20:29)
Michael Amend:   Noch existent ista uchd as alte Dickhäuterhaus im Bronx-Zoo, früher mit Elefanten,Nashörnmern,Flußpferden,Zwergflußpferden und Tapiren besetzt, war es bis Ende 2005 Heimat für Elefanten,Tapire und"Rapunzel",das Sumatra-Nashorn.

Vielleicht kann Sacha beantworten,was heute darin lebt, außer den Elefanten ?

Flußpferde selbst gibt es wohl schon seit etlichen Jahren nicht mehr im Bronx-Zoo.

Auch ind en USA verschwinden nach und nach die systematischen Tierhäuser.

Auch Saint Louis verfügte über ein riesiges Dickhäuterhaus. Noch bis in die 70 iger jahre war es mit beiden Elefantenarten,Hippo,Zwerg-Hippo,Flachland,-und Schabrackentapir und Breitmaulnashörnern besetzt. Zud er Zeit hatte der zoo noch ein Paar Manatis, könnte mir durchaus vorstellen, das die im Dickhäuterhaus untergebracht waren, die Zooführer geben darüber keine Auskunft. Im letzten Zooführer des Zoo Saint Louis von 1990, werden keien Flachland-Tapire mehr genannt und die Breitmäuler sind gegen Spitzmäuler ersetzt. Das Haus wurde längst abgerissen.Elefanten,Spitzmäuler und Hippos leben jetzt in einem gänzlich neuen Komplex,"Rivers Edge",in zwei getrennten Häusern, die nicht mehr für die Besucher begehbar sind.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es in Toledo. Das alte Elefantenhaus, ind em auch Flußpferde und Zwergflußpferde lebten( Nashörner gibt es bis heute nicht in Toledo)wird heute als Eduacation Department genutzt, Elefanten und Flußpferde bezogen neue Anlagen, wobei nur das Elefantenhaus auch für Besucher geöffnet ist.
(23.10.2008, 20:20)
Michael Mettler:   @Oliver: Vielleicht war der Leipziger Amerika-Vergleich ja gar nicht auf Dickhäuterhäuser beschränkt, sondern auf Tierhäuser allgemein bezogen. Es heißt ja nicht "Dickhäuterhaus, wie es höchstens in Amerika üblich ist", sondern "Dimensionen, wie sie ..."

@MA: Müsste nicht New York Bronx ein Dickhäuterhaus haben / gehabt haben?

@IP66: Das jetzige Baseler Elefantenhaus könnte jünger als das Berliner sein, ein Einfluss in diese Richtung wäre also möglich. Die in den 50er Jahren importierten Panzernashörner wurden nämlich noch in drei Außengehegen des alten Elefantenhauses zusammengewöhnt, nachdem die Elefanten ins neue Haus umgezogen waren. Vielleicht finde ich darüber etwas in den Büchern von Hediger, der damals noch Direktor in Basel gewesen sein müsste.
(23.10.2008, 20:01)
Oliver Jahn:   Michael, das Haus sieht gut aus, aber ich dachte eher an historiche Häuser, und dieses hier ist doch recht neu, oder täuscht das Bild? Der Artikel über das leipziger Haus, in dem auf die großen Dimensionen der DHH in den USA hingwiesen wird, ist von 1924!! Gibt es aus dieser Zeit noch DHH und wenn ja, sind sie noch besetzt?
(23.10.2008, 19:58)
Michael Amend:   @Oliver Jahn. Offensichtlich waren Dickhäuterhäuser mit Elefant,Nashorn und Flußpferd auch ind en USA nicht sehr häufig. 2005 habe ich noch ein solches Haus im Zoo Birmingham gesehehen, allerdings gibt es dort jetzt keine Elefanten mehr. Dallas hatte ebenfalls ein DHH ( ich weiß, du magst keine ABK's, aber ich will nicht ständig diese langen Wörter ausschreiben), da wraen zusätzlich noch Giraffen drin. Die Nashörner zogen aber gegen Beginn der 80iger Jahre aus.

In wichita gibt es noch das Africa Veldt Building, mit Hippo,Elefant,Nashorn und Giraffe.

Ein riesiges Dickhäuterhaus gibt es heute noch im Brookfield Zoo , früher mit beiden Elefantenarten, Panzer,-Breit,-und Spitzmaulnashörnern,Hippos, zwergflußpferden und Tapiren besetzt! bei den tapiren könnten es Flachland,-und Schabrackentapire gewesen sein ! Ist das nicht ein traumhafter Besatz ? Inzwischen ist es fast leer, 2005 habe ich 30der 4 Elefanten, Spitzmaulnashörner, ein Flußpferd und ein Zwergflußpferd darin gesehen, an Tapire kann ich mich nicht mehr erinnern.

Anbei ein Foto in die Besucherhalle. Das Foto ist per Scanner etwas aufgehellt, das Haus ist sehr dunkel und der Blitz hat nichts gebracht. Man bekommt aber schon einen guten Eindruck von der Größe des Hauses.
(23.10.2008, 19:51)
Oliver Jahn:   Es gab auch noch ein Dickhäuterhaus im Zoo von Düsseldorf. Leider gibt es darüber kaum Informationen. Aber auf jeden Fall gab es in diesem Haus Elefanten und Flusspferde. Ãœber Nashörner konnte ich leider nichts finden, allerdings steht mir auch lediglich der Artikel von Werner Weyler aus dem Tiergarten-Rundbrief zur Verfügung.
(23.10.2008, 19:28)
IP66:   Interessant ist, daß das von Katharina Heinroth konzipierte berliner Elefantenhaus, das ja zunächst auch für diverse Dickhäuter genutzt wurde, vom Architekturstil und Plan dem basler Bau ähnelt - wobei Frau Heinroth allerdings die geräumigen Innenställe an den Schmalseiten der Pagode als Bullenställe zitieren ließ.
Auf die Idee, das leipziger Dickhäuterhaus in irgend einer Hinsicht mit Bauten der USA zu vergleichen, wäre ich nie gekommen. Eher schien mir der Bau bislang dafür zu sprechen, daß der Zoo, der ja mit allen bisherigen Prachtarchitekturen weit hinter den berliner Beispielen zurückgeblieben war, nun endlich einmal monumental und unübersehbar bauen wollte - gleichsam ein kölner Elefantenpark auf Expressionistisch ...
(23.10.2008, 19:26)
Michael Mettler:   Mir ist eben noch ein "Dickhäuterhaus in Etappen" eingefallen: Das alte (nicht mehr existente) Baseler Elefantenhaus. Mehr als zwei Arten gleichzeitig waren vielleicht nie drin, aber es müsste im Laufe der Zeit beide Elefantenarten, das Ursprungspaar Panzernashörner, die Ursprungszucht der Zwergflusspferde und zeitweise ein eingestelltes Circus-Nilpferd beherbergt haben.
(23.10.2008, 19:21)
Oliver Jahn:   @Michael Amend, deine Aussagen zu den US-Zoos erstaunt und verwundert mich. Das habe ich echt nicht erwartet. Wenn es ein Land gibt, in dem ich große und vollständig besetzte Dickhäuserhäuser vermutet hätte, dann wären es die USA gewesen.
Zum einen ist dieser Gigantismus und Größenwahn ja fast schon sprichwörtlich für dieses Land. Zum anderen aber habe ich die Aufzeichnungen zu Leipzig gelesen. Hier war das größte Dickhäuterhaus Europas geplant, mit Elefanten (inklusive Bullenstall), Flusspferden mit großem Wasserbecken, Nashörnern und Seitengelassen für Tapire und Zwergflusspferde. Und auch wenn das Haus in dieser Konstellation nicht vollendet wurde, so liest man zu einer Eröffnung (obwohl nur die eine Hälfte stand) "...entstand ein Dickhäuterhaus von Dimensionen, wie sie höchstens in Amerika üblich sind..."
Nach diesem Satz dachte ich wirklich, es wimmelt in den Statten nur so von diesen Häuser. Schade, sollte ich also doch mal irgendwann rüber kommen, brauch ich also in diese Richtung gar keine Hoffnungen hegen.
(23.10.2008, 18:49)
Michael Mettler:   Bezeichnenderweise nannte sich das Gebäude über lange Zeit auch nicht Dickhäuterhaus, sondern Warmhaus, denn wie in der Zoogründerära wurden darin in der kalten Jahreszeit zusätzlich kleinere, wärmebedürftige Tiere eingewintert. Ich meine anderswo gelesen zu haben, dass noch bis Anfang der 70er Jahre inmitten der Halle im Winter Käfige und "Kisten" mit Tieren standen...
(23.10.2008, 15:37)
IP66:   Das münchner Haus wird wohl in der ersten Phase seiner Existenz einen sehr eingeschränkten Betrieb erlebt haben und wurde dann während der Schließungszeit des Zoos nicht genutzt - wenn ich recht informiert bin, hat man sogar Teile der Innenausstattung in dieser Phase verkauft. Dennoch finde ich den Idealplan interessant, sieht er doch planmäßig zwei Nashornarten vor und denkt auf diesem Wege, in Kenntnis der neuen stellinger Ideen, das Modell des großen systematischen Tierhauses noch einmal neu - im nicht so weit entfernten Nürnberg dagegen wurden die Tierhäuser bewußt bescheiden gehalten.
Allerdings gab es noch einmal nach dem zweiten Weltkrieg den Versuch, Dickhäuter zusammenzufassen, nämlich beim Neubau auf den zerstörten Logengeländen in Schönbrunn. Hier wurden zwar mehrere Häuser errichtet, doch diese bildeten ein eigenes Dickhäuterviertel, wie es dies vor dem zweiten Weltkrieg nicht gegeben hatte.
(23.10.2008, 14:28)
Michael Mettler:   @IP66: Das Gebäude wurde 1914 eröffnet und Giraffen waren schon zur Jahrhundertwende wieder verfügbar, also war es wohl wirklich als reines Dickhäuterhaus geplant. Leider gibt der Text nicht her, ob es bei seiner Eröffnung auch wirklich so war oder schon erste Nicht-Dickhäuter eingezogen waren - das Eröffnungsjahr fiel ja etwas unglücklich mit dem Beginn des 1. Weltkriegs zusammen. Das separate Nashornhaus wird jedenfalls erst mit Eröffnungsjahr 1930 angegeben.
(23.10.2008, 10:25)
IP66:   Ihren Informationen nach gab es in keinem der münchner Turmställe Giraffen? War der Mahdi-Aufstand der Grund dafür, oder wollte man ein reines Dickhäuterhaus? Das Gebäude bedeutet im Maßstab eine neue Stufe, zudem hat Herr von Seidl, der Architekt, den im Vergleich mit dem berliner Antilopenhaus ausgesprochen "späthistoristisch" wirkenden Schritt getan, die Raumstruktur zu vereinfachen und zu vereinheitlichen, in dem man in einem riesigen Besuchersaal unter einer Flachkuppel stehend von einem Tierstall zum anderen schauen konnte, die Dickhäuter also alle gleichzeitig im Blick hatte. Ich würde bei diesem Gebäude auch nicht unbedingt auf axialität setzen, da diese in einem solchen Zentralbau ohnedies kein dominierendes Kriterium vorstellt, zum anderen aber die Turmställe nach innen wie nach außen die bewohner auch durch architektonsiche Würdeformeln auszeichnen. Die durch die Raubtierterrassen bedingte Parkachse durchquerte das Haus bezeichnenderweise nicht auf der Linie Besuchereingang-Flußpferde, sondern kreuzte diese.
(23.10.2008, 10:16)
Michael Amend:   @IP66. Von Philadelphia frühestens im nächsten Sommer,nachdem ich dort war...

Ich habe mal flüchtig die Dickhäuterhäuser einiger älterer Us-Zoos anhand von Zooführern unter die Lupe genommen, die wenigsten davon hatten Nashörner darin, die waren fast überall schon von Anfang an getrennt untergebracht , also trifft Oliver Jahns Aussage auch auf die USA zu.
(22.10.2008, 18:31)
Michael Mettler:   In Deutschland steht noch ein weiteres Dickhäuterhaus - zumindest eins, das als solches geplant wurde: das Warmhaus in München. Der Ursprungsentwurf, zu finden in der Chronik "Nilpferde an der Isar", sah noch eine komplette Symmetrie des Hauses und seiner Außenanlagen vor: Dem Eingang gegenüber Flusspferde, in den vier Ecktürmen Einzeltiere von Afrikanischem und Indischem Elefanten, afrikanischem und indischem Nashorn (also wohl Spitzmaul- und Panzernashorn) mit zwischen den Türmen befindlichen Absperrkäfigen für diese vier Tiere, und rechts und links des Einganges Tapire.
(22.10.2008, 13:54)
IP66:   Gibt es Bilder?
(20.10.2008, 18:17)
Michael Amend:   Philadelphia besitzt noch heute ein altes, klassisches Dickhäuterhaus mit den Big Three,dazu ..Okapis !


(20.10.2008, 14:14)
IP66:   Interessant in diesem Zusammeng finde ich, daß man sich schon im 19. Jahrhundert darüber im Klaren war, daß die zusammen ausgestellten Dickhäuter systematisch nicht zusammengehörten. dennoch hat sich der Bautypus sehr lange gehalten, wobei ich die enge Bindung von Flußpferd- und Elefantenhaus in Hannover und Stuttgart als Versuch deute, die Baumassen architektonisch zu entschärfen - in Stuttgart wegen des Erhalts des Rosensteinparks, in Hannover wegen der Vorstellung von Herrn Oesterlen, die gerne ephemär wirkende, elegante Bauten vorsah.
Ich würd allerdings in usnere Überlegungen auch das große Elefnatenhaus in Friedrichsfelde einbeziehen, das in mancher Hinsicht den bislang zuletzt errichteten Vertreter dieser Gattung in Europa vorstellt.
Die Genese des Bautyps scheint mir letztlich auf das Warmhaus für Großsäuger zurückzuführen zu sein. Letztlich läuft ja Tierhaltung auf zwei Typen von Unterbringungen, nämlich den geschlossenen Käfig und das nach oben geöffnete Gatter hinaus, und wenn man von einer Trennung beider Typen in Häusern ausgeht, so stehen wir recht schnell vor den begehbaren Gatter-Ställen, eben den Großsäugerhäusern. In den systematischen Zoos kam es zu einer Aufspaltung dieser Bauten in verschiedene Typen, von das Dickhäuterhaus mit mehr oder weniger vollständiger Besetzung einen der frühesten vorstellte.
(20.10.2008, 11:04)
Oliver Jahn:   Stimmt, eigentlich bin ich auch ein Gegner von Abkürzungen! :-)
Prag hatte auch noch das ganze Programm!
(19.10.2008, 21:50)
Michael Mettler:   @Oliver: Elo ist 'ne Hunderasse, zählt nicht als Dickhäuter :-)
(19.10.2008, 21:27)
Oliver Jahn:   Leipzig war geplant, der Nashornteil wurde aber nie vollendet (also nicht für Nashörner). Und mit der Kombi Elo-Nashorn und Zwergflusspferd kenne ich noch Tallinn, bis heute so.
(19.10.2008, 21:15)
Oliver Jahn:   Also für die großen Drei kennen ich von historischen Aufnahmen noch Budapest, zeitweilig auch noch zusätzlich mit Tapir. Heute sind noch die großen Flusspferde und die Elefanten drin und die Schliefer.
(19.10.2008, 20:41)
Michael Mettler:   @Oliver: Sorry, Münster hatte ich überlesen. Anbei eine Aufsicht des Rotterdamer Rivierahallen-Komplexes (sieht ein bisschen aus wie ein gelandetes Raumschiff, nicht wahr?). Der obere von den drei langgestreckten Baukörpern ist der (ehemalige) Dickhäuterbereich, das Rondell an seinem linken Ende der Menschenaffenbereich. Darüber oben rechts die große Außenanlage der Elefanten (heute Giraffen), links daneben die der Nilpferde (heute Zwergflusspferde) und noch eins weiter (schlechter erkennbar) das Nashorngehege (heute Warzenschweine). Die Innenanlagen befinden sich längst eines schnurgeraden Besucherweges nebeneinander.
(19.10.2008, 20:37)
Michael Amend:   Also ich meine wirklich die klassische Dreier-Konstellation Eelefant,Nashorn,Flußpferd. Hätte es in berlin damals den Flußpferd-Unfall nicht gegeben, ist anzunehmen,das die Flußpferde in der Pagode geblieebn wären und dieses Haus also das Dreier-haus geblieben wäre.Zählenw ir Zwerg-Hippos zu den "Flußpferden"dazu, lasse ich Rene Manteis Einwurf gelten,das Krefeld tatsächlich noch ein Dickhäuterhaus mit den Big Three hat. Mageburg nach Abgabe der Hippos nicht mehr, und auch FFm hat nach Abgabe von"Baroda"seit 1984 kein Dickhäuterhaus mehr. Stuttgart fällt somit ebenso flach. Im hamburger Zoo bin ich mir nicht sicher, ob dort im dickhäuterhaus Nashörner gehalten wurden, in beiden ZF, die ich habe(1901 und 1927 )gibt es keine Nashörner im Bestand, im Dickhäuterhaus werden nur Elefanten,Flußpferde,Tapire und teilweise auch Einhufer gehalten. da der zoo aber auch nashörner gehalten hat, darunter auch Sumatra-Nashörner, müssen die theoretisch auch im Dickhäuterhaus gehalten worden sein.

Wie sieht es denn europaweit aus ? London hatte nie ein Dickhäuterhaus mit den Big Three, sondern hatte die Flußpferde immer getrennt von Elefant und Nashorn.
(19.10.2008, 20:27)
Oliver Jahn:   @Michael, ich erkenne es an, nur traf es nicht die Beschreibung von MA, der den Thread eröffnete. Und Münster habe ich bereits genannt. Rotterdam kenne ich nicht.
(19.10.2008, 20:24)
Michael Mettler:   @Oliver: Du erkennst Hannover (den Bau der 60er Jahre) und Stuttgart nicht als Dickhäuterhäuser i.e.S. an, weil es sich lediglich um bauliche, wenn auch in unmittelbarer Verbindung stehende Gebäudekomplexe handelt. Wie definieren wir andersherum die frühere Rotterdamer Haltung von Elefant, Flusspferd und Nashorn unmittelbar nebeneinander - nur war es kein gesondertes Haus, sondern "nur" ein eigener Flügel der Rivierahalle? (Heute besetzt mit Giraffen, Zwergflusspferden und Warzenschweinen.) Ãœbrigens: Im hannoverschen Elefantenhaus lebte zeitweise außer den Elefanten und Nashörnern auch das letzte Zwergflusspferd :-)

Das historische Elefantenhaus war allerdings wirklich ein Parade-Dickhäuterhaus, denn in ihm standen Elefant, Nashorn und Nilpferd sowie zeitweise sogar noch Tapir. Die drei erstgenannten muss es auch im alten Hamburger Zoo im selben Gebäude gegeben haben, und der Allwetterzoo Münster wurde auch noch nicht genannt. Köln ist ein witziger Sonderfall, war es doch eigentlich ein Antilopenhaus, in das sich nach und nach die Dickhäuter einschlichen. Längere Zeit - noch bis weit in die Nachkriegszeit - hielten sich die beiden Tiergruppen etwa im Gleichgewicht, dann "siegten" die grauen Riesen - aber bis heute gibt es noch Antilopen im Haus, dafür keine Elefanten mehr.

Wenn zwei "Typen" für die Klassifikation eines Dickhäuterhauses reichen, dann hatte auch der Ruhrzoo Gelsenkirchen eins, ebenso Hagenbeck, München (ähnlicher Sonderfall wie Köln), Leipzig, Dresden, der Landois-Zoo in Münster (kurzzeitig), Nürnberg, Zoo Berlin (zeitweise Nashörner im Elefantenhaus)... Und Wuppertal konnte über längere Zeit immerhin vier Dickhäuterarten im selben Haus präsentieren: Afrikanischen und Asiatischen Elefanten, Nilpferd und Flachlandtapir!
(19.10.2008, 20:04)
Oliver Jahn:   Ich habe natürlich bei den historischen wieder mal Hannover vergessen. Grenzen gibt es da keine, alle die genannten Häuser sind Dickhäuterhäuser, denn sie beherbergen ja solche. Nur sprach Michael Amend das klassiche, umfassend besetzte Dickhäuterhaus an, welches ja mindestens dir drei Großen beinhaltet. Und von denen gab es in Deutschland m.E. doch nicht so viele, wie ursprünglich angenommen. In abgespeckter Version gibt es noch etliche dieser Häuser. Erfurt z.B., auch hier waren mal Elefanten und Nashörner. Wuppertal steht ebenfalls noch, heute zumindestens mit Tapiren besetzt.
(19.10.2008, 19:38)
Michael Mettler:   @Oliver: OK, dann hat Stuttgart sogar zwei Dickhäuterhäuser: Nashörner/ Elefanten und Nilpferde/Zwergflusspferde/Schabrackentapire (die Hirscheber mal nicht eingerechnet).
(19.10.2008, 19:18)
Rattus:   Frankfurt hat ja auch noch ein gemeinsames Haus mit Flusspferd und Nashorn. Und in Karlsruhe sind Elefanten und Flusspferde in einem Haus (das müsste sogar für genau diese Konstellation gebaut worden sein...?)
Ab wann darf man denn von einem Dickhäuterhaus sprechen? Wo ist denn die Grenze?
(19.10.2008, 19:11)
Oliver Jahn:   Na ja, ich wollte gerade noch ergänzen, da kam MM mit seinem Beitrag.
Gerade diese beiden Beispiele treffen es nicht so gut, denn Stuttgart benutzt mehrere Häuser, in Berlin fehlten die großen Flusspferde.
Und dazu wollte ich so aus der Erinnerung einfach mal bemerken, dass die klassichen Dreier-Häuser schon in den historischen Zoos eher selten waren.
Elefant-Hippo-Nashorn (Zwergflusspferd und Tapir waren eher Zugaben) gab es doch gar nicht so viel.
Breslau, Köln und Frankfurt fallen mir da ein und für kurze Zeit Berlin in den Anfängen der Pagode, nur zogen hier die Flusspferde ja schon bald wieder aus. Alle anderen, die mir jetzt so einfallen, hatten mindestens eine der drei großen Arten gar nicht oder wo anders untergebracht.
Und nach dem Krieg fallen mir da auch wieder erst mal nur Magdeburg und Münster ein. Hannover hatte die Hippos zwar daneben, aber eben nicht im gleichen Haus. Von daher scheint es wohl so typisch das Dickhäuterhaus mit dem Großen Dreibesatz nicht gegeben zu haben.
(19.10.2008, 19:06)
Michael Mettler:   Und dann wären da ja noch die Dickhäuterhäuser im Tierpark Berlin und in der Wilhelma...
(19.10.2008, 18:58)
Oliver Jahn:   Nun, es gibt diese Häuser noch. Sie sind ja oft so groß und wuchtig, dass ein Zoo sich nur selten von ihnen schnell trennen kann. Und fast alle diese Häuser werden auch nach wie vor für die Haltung von Dickhäutern genutzt, schließlich gehörten ja auch Schweine lange zu den Dickhäutern. Nur sind diese Häuser eben heute oft nur noch mit deutlich weniger Arten besetzt. Ãœberwiegend waren es die Flusspferde, die es traf. Zunehmend gehen die Zoos eben dazu über, für jeden Dickhäuterart ein eigenes Haus zu bauen. Und das sind eben in den letzten Jahren vornehmlich die Elefanten, die davon profitieren.
(19.10.2008, 18:58)
Rene Mantei:   Krefeld hält Elefanten,Spitzmaulnashörner und ein Zwergflußpferd in einem Haus.Also ist dies ja eigentlich ein Dickhäuterhaus...
(19.10.2008, 18:38)
Michael Amend:   Zum Schluß noch eine von zwei Innenboxen für die Elefanten, die nicht angekettet werden.
(19.10.2008, 18:22)
Michael Amend:   Könnte abera uch ein Blick in den Besuchergang sein,Ha,ha. Hier das richtige Bild.
(19.10.2008, 18:21)
Michael Amend:   Innenbecken für Zwerglußpferde.
(19.10.2008, 18:19)
Michael Amend:   Die Innenbox für Warzenschweine.
(19.10.2008, 18:18)
Michael Amend:   Das klassische Dickhäuterhaus, umfassend besetzt mit den "Dickhäuter"Arten Elefant,Nashorn,Flußpferd resp. Tapir/Zwergflußpferd ist ja mittlerweile fast gänzlich aus den Zoos von heute verschwunden und teilt damit das Schicksal mit anderen sytematischen Tierhäusern. In Deutschalnd sind Dickhäuetrhäuser gar nicht mehr vorhanden, hätte es Oliver Jahn nicht einmal wegen Breslau erwähnt, wäre es mir wahsrcheinlich kaum aufgefallen,das Häuser mit dieser Besetzung ja fast überhaupt nicht mehr existieren, allenfalls sind alte Dickhäuterhäuser noch mit Elefant und Flußpferd besetzt.

Ich habe 2005 im Zoo von Cleveland noch ein traditionell besetztes Dickhäuterhaus vorgefunden, besetzt mit dem Grundbesatz Elefant(Afrikaner),Flußpferd, Zwergflußpferd und Schabrackentapir,nur die Nashörner , Spitzmäuler,wenn ich mich richtig erinnere, waren zu diesem Zeitpunkt in ein eigenes Haus umgesetzt worden.Als Ersatz zogen Warzenschweine in das Haus ein, das in den nächsten Jahren ebenfalls umgebaut werden soll.

Das Foto zeigt den Blick in das Innere des Hauses vom Längstrakt(Hippos,Tapire,Warzenschwein )in den Querflügel(Elefanten)
(19.10.2008, 18:16)

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