Liz Thieme: | Jetzt kann man natürlich spekulieren... War es Variante 1: Die Wölfe haben auf der Jagd die Herde getrennt und dabei sind einige auf das Eis geraten. oder Variante 2: Die Wisente sind auf das Eis gegangen, eingebrochen und das Kalb blieb alleine am Ufer zurück und wurde dann von den Wölfen gerissen. oder gibt es noch weitere Varianten? (25.01.2022, 14:12) | ||
cajun: | Nach dem ausführlichen Beitrag aus dem TP Berlin zur Auswilderung von Zoowisenten im Kaukasus, (https://www.tierpark-berlin.de/de/aktuelles/alle-news/artikel/die-reise-der-wisente) hier zwei Meldungen aus Weißrussland. Auch in etablietren Projekten kan es zu natürlich bedingten Rückschlägen kommen. Wichtig ist die Etablierung und Freihaltung von Migrationsrouten. "Notlage auf dem Eis: 21 Wisente brachen im Rajon Swislotsch, Gebiet Grodno, durch das Eis Nach Informationen des Ministeriums für natürliche Ressourcenm die aus dem Nationalpark "Bjeloweshskaja Puschtscha" eintrafen, wurden in der Nähe des Dorfes Bolschije Masuschiny im Rajon Swislotsch im Gebiet Grodno 21 Wisente gefunden, die in das Eis eingebrochen waren. Die Tiere wurden im Aquatorium des Teiches am Fluss Medjanka ("Nowodworskoje osero") gefunden. Nach vorläufigen Angaben waren die Wisente Teil einer Herde von mindestens 100 Individuen, von denen einige starben, als sie ein Wasserhindernis auf dem Eis überwanden. Außerdem wurde am Flussufer ein toter junger Wisent im Alter von 10-11 Monaten) gefunden, der von Raubtieren (vermutlich Wölfe) gerissen wurde. Alle toten Tiere wurden aus dem Eis geborgen. Vor Ort arbeitet eine Kommission unter Beteiligung von Vertretern der Regionalinspektion für natürliche Ressourcen und Umweltschutz von Swislotsch, der Regionalabteilung für Notsituationen von Swislotsch, des Regionalen Veterinärdienstes und der Wissenschaftlichen Abteilung, der Abteilung für Biologie und des Veterinärdienstes des Nationalparks "Bjeloweshskaja Puschtscha"." Desweiteren fiel ein Wisent dem neu errichteten Grenzzaun zu Polen zum Opfer. Stacheldraht an der belarussisch-polnischen Grenze ist für Wisente zu einem tödlichen Hindernis geworden An der belarussisch-polnischen Grenze wurde ein toter Wisent gefunden. Mitarbeiter des Nationalparks "Bjeloweshskaja Puschtscha" fanden heraus: Das Tier stammte aus der polnischen Population. Normalerweise kommt die Herde im Herbst nach Belarus und kehrt im Winter wegen Futter nach Polen zurück. Aber nachdem ein Stacheldrahtzaun an der Grenze zur EU auftauchte, wurde diese Migration tödlich, berichtet der Fernsehsender MIR 24. Spuren an der Todesstelle des Tieres deuten darauf hin, dass der Wisent vergeblich versucht hat, durch den Stacheldraht zu gelangen. "Der Wisent sucht, geht. Er weiß, dass hier irgendwo seine Übergänge waren. Und sie existierten einfach nicht mehr. Der Ort ist sumpfig, er brach durch und blieb stecken", sagte Aleksej Bunewitsch, ein leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nationalpark "Bjeloweshskaja Puschtscha. "Höchstwahrscheinlich geschah dies aufgrund des Baus eines Zauns auf polnischer Seite und der Unmöglichkeit des Tieres, sich in seinen natürlichen Lebensraum zu bewegen", sagte der Chef des Grenzpostens, Iwan Naumowez. Um die Tiere zu unterstützen, brachten Mitarbeiter des Nationalparks Heu an die Grenze. Inzwischen bleiben etwa 30 Wisente Geiseln politischer Entscheidungen" Quellen:https://minpriroda.gov.by/ru/news-ru/view/chp-na-ldu-21-zubr-provalilsja-pod-led-v-svislochskom-rajone-grodnenskoj-oblasti-3989/ https://mir24.tv/news/16491775/kolyuchaya-provoloka-na-belorussko-polskoi-granice-stala-smertelnoi-pregradoi-dlya-zubrov Übersetzung Zoopresseschau (25.01.2022, 13:37) | ||
cajun: | Ich sage es mal ganz offen: Es wäre eine Schande, wenn dieses Projekt in Deutschland scheitert. "Wilde Wisente streifen seit 2013 durch das Rothaargebirge – ihre Zukunft ist ungewiss Wisente waren einst ausgerottet, doch infolge von Auswilderungsprojekten wächst die Population. Im Rothaargebirge streift seit acht Jahren eine Herde durch die Wälder – nicht zu jedermanns Freude Deutschlands einzige wilde Wisent-Herde demonstriert an diesem Novembertag, was Freiheit heißt: Keines der imposanten Riesenrinder lässt sich blicken. An welcher Stelle genau sie zur Zeit durch das Rothaargebirge streifen ist unbekannt. "Wir haben seit ein paar Tagen keinen Kontakt. Sie sind in irgendeinem Tal, wo wir kein GPS-Signal kriegen", sagt Wisent-Ranger Henrik Brinkschulte. "Sie sind halt freilebend", so der 24-Jährige schulterzuckend. Zukunft des Artenschutzprojekts Noch zumindest. Die anfangs achtköpfige Herde war 2013 ausgewildert worden. Acht Jahre später ist offen, wie es mit dem Artenschutzprojekt weitergeht. Seit Jahren läuft ein Rechtsstreit zwischen einigen Waldbesitzern und dem Trägerverein des Projekts, weil die Wisente in den Wirtschaftswäldern Baumrinden abknabbern, die Bäume dadurch absterben können Zuletzt bekamen die klagenden Waldbauern Recht: Sie müssen nicht hinnehmen, dass die Wisente ihre Grundstücke betreten und Schäden an den Bäumen anrichten, so das noch nicht rechtskräftige Urteil des Oberlandesgerichts in Hamm. Ungeachtet dessen soll ein von der Politik beauftragtes, noch nicht veröffentlichtes Gutachten Entscheidungshilfe geben, ob oder wie das Projekt weitergeführt werden kann. Es geht auch um Grundsätzliches: Wem gehört der Wald, der eben nicht Natur pur ist, sondern auch der Holzgewinnung dient und sich dazu in Nordrhein-Westfalen zu einem hohen Anteil von 63 Prozent in Privatbesitz befindet? Wie viel Wildnis soll es im bevölkerungsreichsten Bundesland überhaupt geben? Hintergrund der Projektidee Dicht besiedelt sind weder das Rothaargebirge noch der angrenzende Hochsauerlandkreis. Hier gibt es die größten zusammenhängenden Waldgebiete und höchsten Berge des Landes, das Straßennetz ist dünn. Als größter Waldbesitzer der Region hatte Richard Prinz zu Sayn Wittgenstein-Berleburg 2003 die Idee, die vom Aussterben bedrohte Tierart wieder auf seinem Territorium anzusiedeln. Ähnliche Projekte sind sonst mehrheitlich im Osten Europas zu finden: Die größte Population der europaweit mehr als 6800 Wisente in freier Wildbahn lebt laut europäischem Wisent-Zuchtbuch im polnisch-weißrussischen Urwald von Białowieża. "Auswilderungsprojekte waren und sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil, um die für die heimischen Ökosysteme so bereichernde Schlüsseltierart zu erhalten", erklärt Benjamin Bleyhl, Biogeograph der Humboldt-Universität zu Berlin. "Bei uns wissen viele Leute gar nicht, dass es die Tiere überhaupt gibt", sagt der Wildtierexperte. Es sei daher absolut wünschenswert den Wisent mitten in Europa auszuwildern - und damit auch ins Bewusstsein zu rücken. Denn Wisente waren hier einst heimisch - bis der Mensch sie jagte und ihren Lebensraum nahm. Im 20. Jahrhundert war der Europäische Bison, wie die Art auch genannt wird, in freier Wildbahn ausgerottet. Nur 54 Tiere überlebten damals in Zoos und Gehegen. In einer Studie haben Bleyhl und seine Kollegen Regionen identifiziert, die sich besonders gut zur Wiederansiedlung der Landsäuger eignen, darunter der Müritz-Nationalpark und der Harz. Die nordrhein-westfälischen Mittelgebirgsregionen gehören nicht zu den favorisierten Rückkehrregionen. Und doch: "Das heißt nicht, dass dort der Wisent nicht gut aufgehoben ist", so der Artenschützer. Futtersuche bereitet Probleme "Im Rothaargebirge ist wichtige Pionierarbeit geleistet worden", betont er. Möglicherweise sei der Wisent an anderen Standorten – etwa dort, wo es Schutzgebiete wie Nationalparks gebe– reibungsloser zu integrieren. Inzwischen ist die Herde auf 24 oder 25 Tiere angewachsen. Auf der Suche nach Futter ziehen sie eher gemächlich umher – bleiben jedoch längst nicht mehr im einst zugedachten Territorium im Wittgensteiner Land, sondern sind immer wieder auch weiter nördlich im Hochsauerlandkreis unterwegs – zum Ärger mancher Waldbauern. Denn: Ein ausgewachsenes Tier frisst 40 bis 60 Kilo am Tag – "alles was grün und saftig ist", sagt Brinkschulte und zeigt ein Waldstück, dass die freie Herde vor etwa vier Wochen passiert hatte. "Einige Buchen sind geschält", sagt der Ranger und deutet auf einen Baum mit einem Loch in der Rinde. Entstehen solche Schäden im Privatwald, gleicht der der Trägerverein sie aus, wie dessen Sprecher betont. 50 000 Euro stehen dafür jährlich in einem Fond zur Verfügung. Wildtier-Managerin Kaja Heising, die im Projekt die Forschung koordiniert, spricht im Bezug auf die Fraßspuren an den Bäumen lieber von "Einflüssen" als von "Schäden": "Mit seinem Fressverhalten formt der Wisent die Landschaft", sagt sie. Überall, wo er sich auf dem Boden gewälzt hat, erschaffe er etwa sogenannte "Mikro-Lebensräume": Es entstehen Mini-Lichtungen, wo durch das Mehr an Sonne neue Pflanzen wachsen, Schmetterlinge oder Eidechsen sich wohlfühlen - ein reich gedeckter Tisch für viele Vögel. Die Region profitiere außerdem ökonomisch von dem Prestige-Projekt, ein ganzer Tourismuszweig der Umweltbildung sei rund um die Wisente entstanden. Sie ist überzeugt, dass es gelingen kann, Möglichkeiten der Koexistenz von Mensch und Wisent auszuloten. Darin könne das Projekt auch beispielgebend für den Artenschutz in ganz Europa sein. "Ist es nicht am Menschen, nach Wegen zu suchen, mit dem Tier, das er einst ausgerottet hat, zusammenzuleben?", fragt sie." Quelle:https://www.geo.de/natur/wisente-sauerland--die-zukunft-der-wilden-wisente-ist-ungewiss-30948690.html (30.11.2021, 15:25) | ||
cajun: | Der schon angesprochene Transfer nun ausführlich. Der Florian ist jetzt Stellvertreter? Glückwunsch! :-) "One Way Ticket to Baku! Tierpark Berlin wildert mit dem WWF und dem Tierpark Bern Wisente aus Neun zottelige Wildrinder scharren auf dem Boden der abgelegenen Bergwälder im nordöstlichen Aserbaidschan. Das Bild der hier weidenden Wisent-Herde ist keine Selbstverständlichkeit. Denn vor mehr als 90 Jahren wurde der letzte Wisent im Kaukasusgebirge erschossen und die Tierart somit in ihrem natürlichen Lebensraum ausgerottet. Nun ist es dem Tierpark Berlin in Zusammenarbeit mit dem WWF und dem Tierpark Bern erneut gelungen, Wisente aus europäischen Zoos in ihre angestammte Heimat zu bringen. In den vergangenen Monaten waren im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms des Europäischen Zooverbandes EAZA sieben Wisente aus den Zoologischen Gärten Kolmarden und Boras (Schweden), Prag (Tschechische Republik) sowie Chemnitz, Köln, Bernburg und Karlsruhe (Deutschland) in den Tierpark Berlin gezogen. Nachdem die Tiere reichlich Zeit hatten sich aneinander zu gewöhnen, reiste die Berliner Wisent-Herde nun in einer Frachtmaschine ab Frankfurt mit einem One Way Ticket nach Baku. Zwei weitere Tiere aus dem Tierpark Bern werden in Aserbaidschan mit den sieben Berliner Wisenten vereint. Begleitet wurde die Reise u.a. von Dr. Florian Sicks, Stellvertretender Leiter des Tierpark Berlin: „Für mich persönlich war der Flug in der Frachtmaschine vermutlich genauso aufregend wie für die Wisente. Glücklicherweise haben wir alle die Reise gut überstanden“, berichtet er. Um sich an ihre neue Heimat zu gewöhnen, werden sich die Wildrinder dort zunächst in einem Eingewöhnungsareal aufhalten. Da einzelne Wisente im Vorfeld mit modernen GPS-Halsbändern ausgestattet wurden, wird die Herde auch zukünftig weiter begleitet werden. „Wir sehen es nicht nur als unsere Aufgabe, die Gäste von Zoo und Tierpark für die Tierwelt zu begeistern, sondern betreiben auch aktiv Artenschutz. Sei es durch Unterstützung unserer Partnerprojekte durch Ressource und Expertise oder – wie beim Wisent – mit der gezielten Auswilderung unserer Berliner Tiere“, erklärt Zoo- und Tierpark-Direktor Dr. Andreas Knieriem. „Im Großen Kaukasus finden die Wildrinder noch große zusammenhängende Bergmischwälder mit einem natürlichen Nahrungsangebot. Gleichzeitig bieten die riesigen Naturschutzgebiete genügend Platz und Schutz für Bestände mit mehreren hundert Tieren. Die Wiederbesiedlung des Wisents ist ein Kraftakt, der nur durch eine langfristige vertrauensvolle Zusammenarbeit von internationalen, nationalen und nicht zuletzt lokalen Partnern geleistet werden kann“, erklärt Aurel Heidelberg, Referent für die Ökoregion Kaukasus beim WWF Deutschland. Die frisch in Aserbaidschan eingetroffenen Wisente werden voraussichtlich im Frühjahr 2022 in der Kernzone des Nationalparks ausgewildert. Es wird sich um die zweite Herde handeln, die im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts entlassen wird. Eine erste Herde – bestehend aus 16 Tiere aus vorigen Transporten sowie vier vor Ort geborenen Kälbern – wird das Auswilderungszentrum noch Ende November dieses Jahres verlassen. Hintergrund: Der Wisent wurde 1927 in der Natur durch den Menschen gänzlich ausgerottet, als die letzten Wisente im Kaukasus erschossen wurden. Nur Dank weniger Tiere in der Obhut zoologischer Einrichtungen konnte diese Tierart vor dem endgültigen Aussterben gerettet werden. Um das weitere Überleben der Art zu sichern, wurde im August 1923 durch die Initiative europäischer Zoodirektoren und Wissenschaftler die „Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents“ im Zoo Berlin gegründet. Diese gemeinsamen Bemühungen sind somit der Vorläufer der heutigen Erhaltungszuchtprogramme für viele bedrohte Tierarten. Bereits seit 1872 zählen Wisente zum Tierbestand des Zoo Berlin. Auch der Tierpark trägt seit seiner Eröffnung 1955 beachtlich zur Erhaltungszucht der Wisente bei. Bis heute wurden in den Zoologischen Gärten Berlin über 200 Wisente geboren." Quelle: Pressemitteilung des TPs (30.11.2021, 13:24) | ||
cajun: | Soweit ich es weiß, sind alle ursprünglich freigesetzten Wisente im Kaukasus Hybride aus Bison/ Flachland/ Bergwisent. Die Population blühte ja bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion und brach dann aufgrund von Wilderei ein. In den Naturdokus der letzten Jahre sieht man allerdings wieder größere Herden, die phänotypisch schon recht unterschiedlich sind, aber doch sehr Wisent ähnlich. Daniel Foidl hat dazu in seinem Breeding back Blog einige Postings und das Thema war hier im Forum auch unter dem unten erwähnten "Bastarde"- Thread. Rein ökologisch kommen die "Kaukasus- Wisente" gut klar im Berghabitat. (05.10.2021, 16:49) | ||
W. Dreier: | Ein wichtige Möglichkeit, Tiere zu charakterisieren! Wenn ich an den Kaukasus denke - auch an die jetzigen Freilassungen - sind die dort schon länger Lebenden mit Sicherheit zu einem gewissen Grade mit Bison x Wisent Hybriden ``durchsetzt``. Das Problem ist sicher, dass jeweilige Tier nach dem Koten genau zu ``markieren`` - im Rothaargebirge sicher kein Problem. Aber die theoretischen und praktischen Befunde sind auch übertragbar! Schön! ``Zur Populationsgenetik in Zoos`` vom genannten Autor werden wir ja bald etwas im ``Tiergarten`` lesen! (05.10.2021, 15:20) | ||
cajun: | Das beim Wisent mehr zu tun ist, als nur Tiere auszuwildern, ist aufgrund der schmalen Gründerbasis (4,3 Flachlandlinie und 1,11 Kaukasus x Flachlandlinie) naheliegend. Anbei ein einkopierter Artikel aus der "Wisent- Welt" am Rothaarsteig, die die einzige, feilebende Herde in Deutschland beherbergt. Das lobenswerte Projekt wurde seit 2003 geplant und fand mit der Freisetzung einer kleinen Herde 2013 seinen Höhepunkt. Es kam immer mal wieder zu HWC, da die Wisente auch in privaten Wäldern Buchen schälten oder Rübenmieten plünderten. Aktuell befindet man sich wieder im Rechtsstreit mit einigen Waldbauern. Es bleibt daher spannend, ob sich diese Freisetzung in der Kulturlandschaft letztendlich etabliert oder die Tiere wieder komplett in menschliche Obhut genommen werden müssen. Es gibt aber auch einen zweiten Grund, den Artikel hier zu posten. Maßgeblich an der Entwicklung eines invasivarmen Markersystem zur Sammlung genetischer Informationen der Individuen (so habe ich es verstanden) war unser (EX?) Mitschreiber und Mitforist Gerrit Wehrenberg. Von ihm hatte ich gestern, beim Eintauchen in den Forumskeller ein paar interessante Postings u.A. im Thread "Bastarde" gelesen und war daher überrascht, beim nicht zielgerichteten weiter blättern im Netz zufällig auf seinen Namen zu stossen. Manche von uns lernen dann ja doch noch "was Vernünftiges" ( :o) schalke*) Aus welchem Jahr der Artikel ist, lässt sich leider nicht nachvollziehen. Ich möchte euch den Zufallsfund allerdings nicht vorenthalten. Wisent-Welt hilft bei der Entwicklung eines Markersystems für Populationsgenetik Molekulare Analysen der genetischen Diversität sind ein erfolgsversprechendes Werkzeug für das Management zum Schutz bedrohter Arten. Der Wisent wurde durch erhebliche Artenschutzbemühungen Anfang des 20. Jahrhunderts vor dem Aussterben bewahrt. Die heutige globale Population stammt von insgesamt nur zwölf Gründertieren, wodurch die Art einen starken genetischen Flaschenhals durchlaufen hat. Zwar ist die Population durch eine erfolgreiche Erhaltungszucht und Wiederansiedelungen in angestammten Regionen wie dem Rothaargebirge, wieder auf weltweit mehr als 8.400 Individuen herangewachsen, ist aber weiterhin bedroht durch eine sehr niedrige genetische Vielfalt und Inzucht. Verursacht durch diese niedrige genetische Vielfalt, versagen traditionelle molekulare Methoden für die Bewertung von genetischer Diversität oder für Verwandtschaftsanalysen erforderliche Auflösung für diese Art zu leisten. Dies hat genetische Untersuchungen, für das Management in Menschenobhut oder das nicht-invasive Monitoring von ausgewilderten und isolierten Populationen stark erschwert. Mit einer Studie hat Biologe Gerrit Wehrenberg im Rahmen seiner Masterarbeit (Goethe-Universität Frankfurt und Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt) ein sogenanntes SNP-Panel für nicht-invasiver Proben vom Wisent mit niedriger DNS-Qualität entwickelt. Solche Proben können Umweltspuren der Tiere wie Dung, Urin, Speichel oder Haare darstellen. Diese können nun beispielsweise von Nationalpark-Rangern im Feld gesammelt und anschließend im Labor analysiert werden, um so über Ihren Verursacher Aufschluss zu geben. So kann man die Tiere effektiv monitoren, ohne sie fangen, narkotisieren oder auch nur stören zu müssen – schließlich ein Primärziel von Auswilderungen. Insgesamt 96 Stellen im Genom der Wisente, sogenannte SNPs (gesprochen „Snips“ für Einzelnukleotid-Polymorphismen; engl.: single nucleotide polymorphisms), sind zu dem neuen SNP-Panel zusammengefasst und ermöglichen viele verschiedene Diagnosen und Einblicke in die Populationsgenetik der Wisente, die für die Artenschützer entscheidende Bedeutung haben. Nun kann man nur mit zum Beispiel einer Kotprobe das Geschlecht, die Eltern oder die genetische Diversität des Tieres bestimmen. Für artenschutzrelevante Entscheidungen, sowohl für die Erhaltungszucht in Menschenobhut oder bei ausgewilderten Beständen, sind solche Stammbaumrekonstruktionen oder die Untersuchung der genetischen Diversität von zentraler Bedeutung. Mit dem genetischen Fingerabdruck der Tiere kann man auch etwa individuelle Wanderbewegungen nachvollziehen oder Populationsgrößen abschätzen. Seit der Gründung der Artenschutzbemühungen vor rund 100 Jahren ist die Trennung der sogenannten Flachlandlinie und der Flachland-Kaukasus-Linie, welche genetisches Material des mittlerweile ausgestorbenen Bergwisents aus dem Kaukasus innehat, ein zentraler Grundsatz für das Management. Die Wisente im Rothaargebirge gehören letzterer Zuchtlinie an. Anhand des neuen SNP-Panels lassen sich die Individuen diesen beiden Zuchtlinien zuordnen, selbst wenn es sich um Hybride beider Linien handelt. Um im Feld genommene Proben von anderen Arten, wie dem genetisch ähnlichen Hausrind oder anderen Wildtieren unterscheiden zu können, erlaubt das SNP-Panel das Bestimmen anderer Spezies. Zusätzlich zur Entwicklung des Markerpanels, hat Wehrenberg eine optimale Methode für das Sammeln, Lagern und die DNS-Extraktion von und aus Wisentdung erstellt, welches den optimalen Probentyp im Freiland darstellt, da ausgewachsene Wisente täglich unglaubliche 5 – 7 kg Dung ausscheiden. Um eine für die globale Population repräsentative Probensammlung zu garantieren, haben europaweit 37 Zoos, Wildparks und andere Kooperationspartner über 1600 Einzelproben von etwa 300 Wisent-Individuen beigetragen. Davon konnte Wehrenberg im Rahmen seiner Masterarbeit 137 Wisente sowohl aus menschlicher Obhut, als auch aus der Wildnis erfolgreich analysieren. Auch die Wisent-Welt steuerte Proben von sowohl der freien Herde, als auch der Gehegeherde bei, die Wisent-Wildnis am Rothaarsteig, die von der wissenschaftlichen Koordinatorin Kaja Heising und dem ehrenamtlichen Unterstützer Reinhard Stark beprobt wurden. Aus derselben Probensammlung konnte Wehrenberg außerdem 116 Individuen zehn weiterer teils exotischer Rinderarten wie Wasserbüffel, Anoas oder Yaks analysieren. So konnte der Biologe feststellen, dass grundlegende Anwendungen des SNP-Panels, wie der Geschlechtsbestimmung und der Individualisierung über nicht-invasive Proben auch für Amerikanische Bisons, Hausrinder und asiatische Gaure sowie Bantengs funktionieren. So kann das ursprünglich strikt für Wisente entwickelte SNP Panel ohne Anpassungen in basalen Fragestellungen für teilweise ebenfalls naturschutzrelevante Wildrindarten sofort angewendet werden. Wehrenbergs entwickelte Methode ist für Artenschützer vor allem da hilfreich, wo Individuen nicht mehr auseinandergehalten werden können, da – anders als in Zoos und Gehegen – der menschliche Kontakt fehlt. In den meisten Wisentgebieten fehlt es (noch) an Korridoren, die den Tieren erlauben, sich selbstständig durch Abwanderung auszutauschen. Durch Wehrenbergs Methode können die genetisch geeigneten Individuen für den Austausch räumlich getrennter freier Populationen gezielt ausgewählt werden. Bei einem funktionierenden Monitoring wäre es mit dem Panel sogar möglich „natürlichen“ Genfluss, also die Verpaarung zwischen unterschiedlichen Herden und Metapopulationen nachzuvollziehen. Durch die niedrigen Kosten, die hohe molekulare Auflösungskraft, als auch die Anwendbarkeit für verschiedenste Probentypen, kann das neue SNP-Panel wichtige Aufgaben in den aktuellen Artenschutzbemühungen zum Wisent bewältigen. Dazu gehört ein präzises genetisches Monitoring von wiederausgewilderten Herden, als auch der molekulare Vergleich mit den ältesten Zuchtbuchdaten einer bedrohten Art die mehr als 100 Jahre zurückreichen. Letzteres ermöglichte eine unvergleichbare Gelegenheit dieses neuentwickelte genetische Werkzeug mit bereits vorhandenen Daten abzugleichen. Derzeit wird an einer peer-reviewten Publikation in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift der Studie gearbeitet. Auf einer internationalen Fachkonferenz in Frankfurt am Main traf die Studie bereits auf Interesse. Außerdem wird dieses neue SNP-Panel zum erstmaligen Monitoring wilder Populationen, zurzeit im Rahmen der aktuellen Auswilderungen in Rumänien eingesetzt (WWF Rumänien, Rewilding Europe und der Romanian Wilderness Society (EU-Life-Projekt)), wohin bereits Nachzuchten aus der Wisent-Wildnis am Rothaarsteig ausgewildert wurden. So konnten die Proben der Bad Berleburger Wisente einen wichtigen Beitrag für dieses Forschungsprojekt mit direkter Anwendung im Artenschutz für die freien Verwandten auch außerhalb von Deutschland leisten. Aufgrund seiner geringen genetischen Diversität und der mangelnden Korridore zwischen seinen Lebensräumen bedarf der Wisent weiterhin an intensivem Management. Wehrenbergs Ergebnisse tragen einen wichtigen Teil zum erfolgreichen Erhalt und zur kontinuierlichen Vermehrung dieser Art bei. Diese erfolgreiche Kooperation zwischen Artenschutz, Wisenthaltern und wissenschaftlicher Forschung zeigt erneut die Wichtigkeit solcher Einrichtungen wie der Wisent-Welt Wittgenstein e.V., Ihrer Arbeit und der engen Zusammenarbeit mit Partnern im Kampf gegen den weltweit zunehmenden Verlust von Biodiversität. Quelle: https://www.wisent-welt.de/molekulares-spurenlesen (05.10.2021, 14:27) | ||
cajun: | Auch Neumünster beteiligt sich an den Auswilderungen "Neue Hoffnung für die „Freiheit“, Wisentgeburt im Tierpark Neumünster Am 27.05.2021 hat die 9-jährige Wisentkuh „Kronika“ im Tierpark Neumünster ihr mittlerweile 5. Wisentkalb zur Welt gebracht. Das weibliche Kalb ist wohl auf und wurde vom Tierpark-Team auf den Namen „Houria“ getauft. Die Namen der in Neumünster geborene Wisente müssen, da sie aus der Holsteinischen Linie stammen, für die Zuchtbucheintragung immer mit den Buchstaben „Ho-„ beginnen. Der Name „Houria“ stammt aus dem Algerischen und bedeutet „Freiheit“. „Da hat sich das Tierpark-Team einen wirklich schönen und passenden Namen ausgedacht.“, erklärt Tierpark Chefin Verena Kaspari die Namenswahl. „Drei der bisher fünf Kälber von Mutter „Kronika“ und dem aus der Schweiz stammenden Vater „Lurano-Anthony“, konnten bereits mit Hilfe des WWF in den Rumänischen Karpaten ausgewildert werden. Insgesamt konnte, seit 2016 vier Neumünsteraner Wisente im Auswilderungsprojekt einen Platz finden. „Darauf sind wir wirklich sehr stolz, da nur Wisente mit sehr gutem Stammbaum für das Auswilderungsprojekt des WWF in Frage kommen.“, so Kaspari weiter. Erst vor gut zwei Wochen fanden, die in Neumünster geborenen Wisente „Hoima“ (*2018) und „Hope“ (*2019), im Tarcu Gebirge, in den südlichen Karpaten, ihre neue Heimat. Die beiden Tiere wurden in den Wisentgehegen Springe und Donaumoos über ein Jahr lang auf die bevorstehende Auswilderung vorbereitet und dort an ihre neuen Herden gewöhnt. Wisente sind die größten Landsäugetiere Europas und galten seit 1927 als in der Natur vom Menschen ausgerottet. Nur 12 Gründertiere überlebten seiner Zeit in menschlicher Obhut, in Zoos und Tierparks. Diese wenigen Gründertiere sind der Grund, dass es mittlerweile wieder rund 8500 Individuen gibt, von denen ca. 5000 wieder im Freiland leben. “Dieses WWF Projekt ist sowohl logistisch als auch finanziell sehr aufwendig und wir freuen uns sehr, mit der Hilfe vieler großzügiger Spender, das Projekt unterstützen und ein Teil davon sein zu können. Für einen Tiergärtner ist es die absolute Kür seine Nachzuchten wieder, mit sicheren Projekten, wieder ins Freiland entlassen zu dürfen. Dieses Wisent-Auswilderungsprojekt ist langfristig angelegt und die Wisente werden viele Jahre lang mittels GPS-Halsbändern überwacht.“, erläutert die Diplom Biologin, die während der ersten Auswilderung 2016 die Möglichkeit hatte, sich persönlich von der überragenden Arbeit des WWF vor Ort in Rumänien zu überzeugen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die kleine „Houria“ in naher Zukunft für das Auswilderungsprojekt ausgesucht wird und somit ihrem Namen alle Ehre machen kann Quelle: Pressemitteilung des Zoos (11.06.2021, 15:47) | ||
cajun: | Auch in Tschechien wird fleißig ausgewildert. taborsky.denik.cz – 31. März 2021 Zubřice se brzy dostanou ze zoo do svého přirozeného prostředà Wisentkühe werden bald aus dem Zoo in ihren natürlichen Lebensraum zurückkehren Am Donnerstag wird der Zoo Tábor zwei Wisentkühe in das Reservat in Milovice entlassen. Tara und Norisa werden aus Tabor in das große Naturschutzgebiet in der Nähe von Milovice reisen. Nach der Freilassung des Wisents Tábor in der Nähe von Rokycany im letzten Jahr ist dies ein weiterer Meilenstein im Wiederansiedlungsprogramm, das vor fünf Jahren in Tábor mit der Bildung einer Wisentherde begonnen wurde. "Das Programm zur Wiederansiedlung des Wisents in der tschechischen Natur ist ein Schlüsselprogramm des Zoos Tábor, dessen Hauptaufgabe der Schutz gefährdeter Tierarten ist", sagt Evžen Korec, Direktor des Zoos in Tábor. Ein drittes Weibchen, Karla, wird Tábor in diesem Jahr ebenfalls verlassen. Es wird im neu errichteten serbischen Reservat Stara Planina ein neues Zuhause finden. Der Zoo in Tábor widmet sich seit 2016 der Wiederansiedlung des Wisents in der Natur, als er im Mai erstmals vier Kühe der sogenannten Tieflandlinie des Wisents holte. Anfang Mai 2016 wurden zwei Wisentkühe, die damals fast zweijährige Usjana und die vierjährige Uselina, in das neue Gehege des Zoos Tábor gebracht, die aus einer deutschen Privathaltung auf Usedom stammen. Kurz darauf wurden zwei weitere, 2015 geborene junge Kühe - Norisa und Norma - aus dem Nürnberger Tiergarten in den Zoo Tábor gebracht. Ende 2016 gesellte sich zu diesen weiblichen Tieren Zuchtstier Poczekaj, der am 22. November aus Niepolomice, Polen, eintraf. (Autor der Quelle: Filip Sušanka, Zoo Tábor Übersetzung Zoopresseschau) Habe nur ich den Eindruck, dass es in Sachen Auswilderung bei den Wisenten enorm an Fahrt aufnimmt in den letzten zwei Jahren? (06.04.2021, 16:41) | ||
cajun: | Hierbei kooperieren nicht nur Kolmarden und Berlin: "Visent från Kolmården ska utplaceras i Azerbajdzjan Wisent aus Kolmården wird in Aserbaidshan ausgewildert Morgen zieht Kolmårdens 3-jähriger Wisentstier Knock nach Berlin, wo er mit sieben weiteren Wisenten eine neue Herde bilden wird. Es ist geplant, die neue Wisentherde in einem Nationalpark in Aserbaidshan auszuwildern, einem Gebiet, in dem Wisente einst frei lebten, bevor sie in den 1920er Jahren im Grunde ausgerottet wurden. Das europäische Auswilderungsprojekt ist Teil der Arbeit von Kolmården für die Erhaltung gefährdeter Arten. Knock wurde im Juni 2018 in Kolmården geboren. Am 24. März zieht er in den Tierpark Berlin, wo er sieben weitere Wisente aus vier verschiedenen europäischen Zoos kennenlernt. Im November wird die Herde erstmals in ein Akklimatisierungsgebiet von ca. 300 Hektar verlegt, wo sie sich an ihre neue Umgebung anpassen kann. Im Frühjahr 2022 wird die Herde im Shahdag-Nationalpark, einem Gebiet von über 40.000 Hektar im Kaukasus in Aserbaidshan, freigelassen.(Quelle: Pressemitteilung, Übersetzung Zoopresseschau) (06.04.2021, 16:29) | ||
Michael Mettler: | P.S. In alten B?chern findet man auch ?fter "der Guanako". Taucht wie die Beispiele Pony und Zebu u.a. in der von Ludwig Heck bearbeiteten Brehm-Ausgabe mit m?nnlichem Artikel auf. Wie auch der Wisent ;-) (03.03.2021, 23:31) | ||
Michael Mettler: | Lebendige Sprache. Manch Altvorderer w?rde wahrscheinlich den Kopf dar?ber sch?tteln, dass wir heute DAS Zebu und DAS Pony sagen (statt wie fr?her der Zebu und der Pony - ja, auch das Pferd, nicht nur die Frisur). In ?lterer Literatur findet man auch noch DEN Nyala (oder DAS Nyala), DAS Impala, DEN Aguti, DEN Paka und andere Beispiele. Das ist dann "r?ckw?rts gew?hnungsbed?rftig". ?brigens habe ich in neuerer Zeit in Zeitungs- und Fernsehberichten auch schon mehrfach "das Bison" gelesen/geh?rt. Daran werde ich mich auch nicht gern gew?hnen. (03.03.2021, 20:52) | ||
Sacha: | @cajun: ohje, peinlich, sorry (ich war so ?berzeugt, dass das noch niemand aufgegriffen hat, dass ich gar nicht nach unten gescrollt habe) (03.03.2021, 20:28) | ||
cajun: | @Sacha: DAS ?berlegte bereits Carsten Vick ganz unten im Thread im Jahre 2007. Ge?ndert hat er es dann wohl aber nicht... (03.03.2021, 17:25) | ||
Sacha: | Geht es nur mir so oder st?ren sich noch andere am "neuen" Pronomen (= DAS) f?r diese Art? F?r mich jedenfalls wird es immer DER Wisent bleiben. Die n?chstverwandte Art heisst schliesslich auch DER Bison oder DER Indianerb?ffel (und DER Anoa, DER Banteng, DER Gaur usw.) (03.03.2021, 14:39) | ||
cajun: | Auch schwedische Einrichtungen beteiligen sich an den Projekten zur Auswilderung in Rum?nien.mynewsdesk.com/se ? 10. Feb. 2021 Visenttjurens flytt fr?n H??r till Rum?nien Umzug des Wisentstiers von H??r nach Rum?nien Der Wisentstier Skrim ist von seiner Heimat Sk?nes Djurpark in H??r nach Rum?nien gezogen. Er ist Teil eines Projekts, dessen Ziel es ist, Wisente in freier Wildbahn wieder anzusiedeln. Am Freitag wurde der Wisentstier auf einen Sondertransport in die Fagaras-Berge in den rum?nischen Karpaten verladen. Er ist jetzt angekommen und wurde von der FCC, Foundation Conservation Carpathia, empfangen, die ihn auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereiten wird. Der Wisentstier Skrim wurde 2017 im Sk?nes Djurpark geboren. Hier ist er mit dem Rest der Wisentherde herangewachsen und heute ist er ein gro?er und stattlicher Stier. "Er ist wirklich gro?, obwohl er erst vier Jahre alt ist. Er wiegt deutlich mehr als seine Mitreisenden", sagt Anna Blinkowski, Zoologische Direktorin in Sk?nes Djurpark. Skrim reiste zusammen mit f?nf anderen schwedischen Wisenten, zwei aus Eriksberg und zwei aus Bor?s. Die Gruppe ist jetzt in Rum?nien angekommen und wurde von der FCC empfangen, die hinter dem Gr?ndungsprojekt steht. Zun?chst werden die Wisente einige Wochen in einem Quarant?negehege gehalten, wo sie einer engen tier?rztlichen ?berwachung unterzogen werden. Dann werden sie in ein gr??eres Gehege gebracht, wo sie sich akklimatisieren und sich an die neue Umgebung gew?hnen. Bereits im Fr?hjahr ist geplant, die Wisente freizulassen, wo sie zusammen eine neue Herde bilden oder sich den Wisenten anschlie?en k?nnen, die zuvor in der Region freigelassen wurden. Quelle:https://www.mynewsdesk.com/se/skanes_djurpark/pressreleases/visenttjurens-flytt-fraan-hoeoer-till-rumaenien-3071270 ?bersetzung Zoopresseschau (03.03.2021, 14:09) | ||
cajun: | Eine Meldung zu den neuesten Projekten im Kaukasus: Wisentbaby im Berliner Tierpark geboren Warum es Tian einmal in den Kaukasus ziehen könnte Das Adventsbaby im Tierpark ist dieses Jahr groß geraten: Wisentbulle Tian wird später bis zu 800 Kilo wiegen ? und lebt dann womöglich in freier Wildbahn. Ein wenig unsicher auf den Beinen stakst der kleine Wisentbulle Tian im Berliner Tierpark noch herum. Aber das wird schon. Tian, geboren am 12. Dezember, hat eine Perspektive, die für Zootiere selten ist: Er könnte später einmal im Kaukasus herumwandern - ohne Zäune. Bulle Beppo, der vor zwei Jahren im Berliner Zoo zur Welt kam, lebt seit November bereits im Norden Aserbaidschans. Dank solcher Auswilderungsprogramme in Kooperation mit Zoos nehmen europäische Wisente eine ungewöhnlich positive Entwicklung. Sie rutschten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) nun eine Stufe nach unten - und gelten damit als weniger bedroht. Vor rund 100 Jahren hätte das kaum ein Wisent-Freund für möglich gehalten. 1927 galt die Art nach dem Abschuss des letzten Bullen im Kaukasus als ausgerottet. Wären da nicht ein paar Zoodirektoren und Privathalter gewesen, die vier Jahre zuvor in Berlin die Gesellschaft zur Erhaltung der Wisente gegründet hatten. Als Vorläufer der späteren europäischen Erhaltungszuchtprogramme begannen sie, die Tiere in menschlicher Obhut zu züchten. Bereits seit den 1950er Jahren werden Wisente aus Zoos wieder ausgewildert. Waschechte Berliner leben heute zum Beispiel in Rumänien. In Aserbaidschan sollen sie ab dem Frühjahr im rund 130 000 Hektar großen Nationalpark Shahdag frei herumwandern. Noch sind sie in einem großen Gehege und üben, mit der Natur klarzukommen. Tian könnte mit zwei Jahren ausgewildert werden Auch Tians Mutter Oria sollte ursprünglich mit nach Aserbaidschan. Doch da sie trächtig war, reiste Bulle Beppo mit Artgenossen aus anderen europäischen Zoos erst einmal allein gen Osten. Tian könnte ihm folgen, wenn er zwei Jahre alt ist, sagt Florian Sicks, Kurator im Tierpark. ?Da spricht bisher nichts dagegen.? Auch für Oria, die in Berlin ihr erstes Junges bekam, gibt es gute Chancen. Die endgültige Entscheidung hängt nach Angaben des Tierparks aber von vielen Faktoren in den Auswilderungsprogrammen ab. Wisente sind die größten Landsäugetiere Europas Wuchtige Schädel und muskulöse Vorderkörper - Wisente sind auch in Zoos wilde Tiere geblieben. Mit einer gemütlichen Hausrind-Herde haben sie wenig gemeinsam. Die Absperrungen um das Gehege müssten sehr stabil sein, berichtet Sicks - und die Tierpfleger achtsam. Rund 800 Kilo können ausgewachsene Bullen auf die Waage bringen, fast 1,90 Meter groß und drei Meter lang werden. Es sind die größten europäischen Landsäugetiere - und durchaus kampfeslustig, wenn es um die Rangordnung in der Herde geht. ?Dass ein ehemals ausgerottetes Tier von der hohen Gefährdungsstufe wieder herunterkommt, das ist eine Ausnahme?, sagt Sicks. Nach IUCN-Angaben haben sich Wisente von 1800 Tieren im Jahr 2003 auf mehr als 6200 in freier Wildbahn vermehrt. Geht das so positiv weiter, könnten sie in naher Zukunft keine gefährdete Art mehr sein. Die größten Bestände gibt es nach IUCN-Angaben heute in Polen, Weißrussland und Russland. Auch Deutschland hat ein kleines Ansiedlungsprojekt im Rothaargebirge laufen. Aktuell würden in ganz Europa 47 große Herden beobachtet, heißt es bei IUCN. Dazu tragen einige Tiere Sender. Ein Problem bleibt aber der kleine Gen-Pool - und die weite Streuung der Tiere, oft ohne Begegnungsmöglichkeit. Mehr als 200 Wisente wurden schon in Berlin geboren So muss der Mensch weiter nachhelfen, um durch Zuchtbücher und mit gezielten Tiertransporten in die einzelnen Wisent-Regionen für ausreichend genetische Vielfalt zu sorgen. Zufüttern muss im Winter auch in der Natur manchmal sein - bis es ausreichend Weideland für die wilden Herden gibt, ohne Konkurrenz zur Hausviehhaltung. ?Bis das regional alles wieder zusammenwächst, dauert es noch Jahrzehnte?, sagt Sicks. In Aserbaidschan lebten nun rund 20 Tiere aus zahlreichen Zoos. Wisente sind aber keine Karnickel - sie vermehren sich sehr langsam. Auch in Berlin gibt es nicht jedes Jahr ein Jungtier. Dafür eine lange Tradition - schon seit 1872 zählen Wisente im Zoo zum Bestand, seit 1955 auch im damals neu eröffneten Tierpark. Mehr als 200 dieser Wildrinder sind in Berlin zur Welt gekommen. Auch Regionen wie der Kaukasus profitieren von der Wiederansiedlung. ?Durch ihren großen Nahrungsbedarf üben Wisente einen beachtlichen Einfluss auf die Vegetation aus?, erläutert Aurel Heidelberg, Experte für den WWF. ?Dank ihnen entstehen im Wald offene Flächen und damit Lichtungen und Sonneneinstrahlung bis zum Boden.? Dies unterstütze die Strukturierung der Bergwälder mit Nischen für viele andere Tier- und Pflanzenarten. Das Auswilderungsprojekt ist eine gemeinsame Initiative des aserbaidschanischen Umweltministeriums, des WWF und des europäischen Verbands der Zoos. (dpa) Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/wisentbaby-im-berliner-tierpark-geboren-warum-es-tian-einmal-in-den-kaukasus-ziehen-koennte/26745300.html (28.12.2020, 14:48) | ||
cajun: | Wisent News aus dem Neandertal: Nach dem Ableben zweier betagter Kühe, erhofft man sich einen Restart mit einer neuen Gruppe und Anlage. Trauer im Neandertal in Mettmann : Abschied von ?Nugana? und ?Nutella? ?Nutella? und ?Nugana?, mussten jetzt mit 22 beziehungsweise 23 Jahren aus Altersgründen eingeschläfert werden. Das Eiszeitliche Wildgehege Neandertal hat eine lange Tradition der Wisenthaltung und ?zucht. Ende der 1990er Jahre wurde die Wisentzucht aufgegeben und nur noch eine kleine Schauherde mit zunächst drei Kühen und einem kastrierten Stier gehalten. Nach und nach sind diese Tiere aus Altersgründen gestorben. Seit sieben Jahren lebten nur noch die beiden im Neandertal geborenen Kühe ?Nugana? und ?Nutella? in ihrem Gehege. Sie hatten beide ein schönes Leben auf den saftigen Wiesen im Neandertal und haben in jungen Jahren auch zur Wisentzucht beigetragen. Nun aber konnte man den beiden 22 und 23 Jahre alten Damen im letzten Jahr deutliche Alterserscheinungen anmerken. Besonders ?Nugana? konnte sich zunehmend schlechter bewegen, hatte eine Eintrübung des Augenlichts und nahm auch deutlich ab. Das Hegepersonal hat in regelmäßiger Absprache mit den betreuenden Tierärzten versucht, über Zufütterung den Allgemeinzustand der Tiere zu verbessern, konnte das Ende aber letztlich nur aufschieben. Da es keinem der beiden Tiere zugemutet werden konnte, alleine zu bleiben oder sich in ihrem hohen Alter noch an eine fremde Herde zu gewöhnen, mussten jetzt beide Wisente in Abstimmung mit und unter Aufsicht von Tierärzten eingeschläfert werden. Das teilten jetzt die Untere Naturschutzbehörde des Kreises als Träger des Wildgeheges und der Naturschutzverein Neandertal mit. Gleichwohl möchte der Kreis Mettmann zur Arterhaltung des vom Aussterben bedrohten Wisents beitragen und daher die Zucht wieder aufnehmen. Hierfür entsteht zurzeit auf den hoch gelegenen Flächen des Wildgeheges in Erkrath-Hochdahl mit dem ?Neandertalhof? eine Wisentzuchtanlage. Voraussichtlich im kommenden Frühjahr sollen die ersten Jung-Kühe im Gehege Einzug halten. https://rp-online.de/nrw/staedte/mettmann/neandertal-wisent-damen-nugana-und-nutella-mussten-altersbedingt-eingeschlaefert-werden_aid-54537613 (17.11.2020, 15:35) | ||
th.oma.s: | naja und nicht nur bialowieza. ist m.e. trotzdem bemerkenswert so eine sache in diesem land durchzuziehen. wenn ich daran denke, was mittlerweile für ein lebensraumpotential da ist und wie zögerlich man mit der freisetzung wegen allermöglicher besitzstände, zuständig-keiten umd meines erachtens auch gleichgültigkeit einfach nicht an die sache ran geht. (20.04.2010, 21:32) | ||
WolfDrei: | Bisher glaubte ich, Bialowieza läge auch in Europa (20.04.2010, 19:59) | ||
cajun: | Das nenne ich doch mal einen furiosen Start für das Projekt: Wisent-Projekt läuft nach turbulentem Start planmäßig Jungbulle suchte die Freiheit - Alle Tiere wohlauf Europaweit einmaliges Artenschutzprojekt beginnt Bad Berleburg, 24. März 2010. Die Freisetzung der Wisente im Rothaargebirge verlief turbulenter als geplant: Nach dem Öffnen der Lkw-Tür stürmte der dreijährige Jungbulle „Egnar" in die Freiheit, überwand den Zaun des Eingewöhnungsgeheges und suchte Schutz im angrenzenden Wald. Bereits wenige Minuten später gelang es den Tierpflegern und Kreisveterinär Dr. Wilhelm Pelger den Jungbullen mit Hilfe eines Betäubungsgewehrs so lange außer Gefecht zu setzen, bis er wohlbehalten ins vorbereitete Gehege zurück gebracht werden konnte. „Im Vorfeld der europaweit einmaligen Auswilderungsaktion haben unsere Experten verschiedene Szenarien durchgeplant und dabei auch einen Fall wie diesen durchgespielt. Wir waren also gut darauf vorbereitet. Es bestand zu keiner Zeit Gefahr für Tier oder Mensch. Wisente sind Wildtiere und verhalten sich eben entsprechend. Wichtig ist: es ist niemand zu Schaden gekommen und Egnar ist wohlauf", sagt Paul Breuer, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein und zweiter Vorsitzender des Wisent-Vereins. „Egnar geht es gut, es besteht keine Gefahr für ihn. Er befindet sich aktuell wieder im Gehege und wird morgen noch einmal untersucht. Auch alle anderen Wisente sind in sehr guter Verfassung", sagt Kreisveterinär Dr. Wilhelm Pelger. Nach dem turbulenten Start verlief die Aktion planmäßig. Mit zeitlicher Verzögerung konnten alle neun Tiere bis zum Abend in das Auswilderungsgehege entlassen werden. Die im ca. 4.326 Hektar großen Projektgebiet in Siegen-Wittgenstein eingetroffenen Wisente stammen vor allem aus Zuchtstationen und Tierparks und werden für voraussichtlich ein Jahr in einem großzügigen Eingewöhnungsgehege unter wissenschaftlicher Begleitung auf ihre spätere Freisetzung vorbereitet. Danach sollen mittelfristig bis zu 25 Wisente durch die Wälder des Rothaargebirges streifen. Die frei lebende Herde soll unter anderem dazu beitragen die genetische Variabilität der Art zu erhöhen. Das Eingewöhnungsgebiet selbst ist unzugänglich. Noch in diesem Jahr sollen Besucher daher in einem Erlebnisschaugehege einen Eindruck von Wisenten in freier Wildbahn gewinnen können. Geplant ist auch ein Informationszentrum über den Wisent.Initiator des Artenschutzprojektes, das unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers steht, ist neben der Wittgenstein-Berleburg'schen Rentkammer der auf die Umsetzung von Naturschutz-Großprojekten spezialisierte Verein Taurus Naturentwicklung e.V. (Jena). Große Unterstützung erfährt das durch das Bundesamt für Naturschutz durch Mittel des Bundesumweltministeriums und das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt durch den Kreis Siegen-Wittgenstein und die Stadt Bad Berleburg. Quelle: http://www.wisente-rothaargebirge.de/cms/front_content.php?idcat=36 Die HP scheint wieder regelmäßig aktualisiert zu werden. (20.04.2010, 19:18) | ||
Liz Thieme: | Ein im Rostocker Zoo geborener Wisentbulle wird sein Leben mit Artgenossen in freier Natur verbringen können. Das eineinhalbjährige Tier gehört zu einer neunköpfigen Wisentgruppe, die ab 3. Februar im westfälischen Rothaargebirge ausgewildert wird. Die ersten Tiere der Urviecher werden zunächst in einem Eingewöhnungsgehege aufgenommen, um sich später auf einem 4300 Hektar großen Gelände anzusiedeln. Das ist Teil eines der aktuell größten internationalen Artenschutzprojekte. Leitkuh Danga kommt aus Schleswig-Holstein, Bulle Egnar aus Hardehausen bei Paderborn. Männliche und weibliche Jungtiere komplettieren die Herde. Die Kosten für die Auswilderung wird mit 1,5 Millionen Euro beziffert. Der Ideengeber zur Ansiedlung frei lebender Wisente und Grundstückseigentümer Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg ist am Ziel seiner Träume. Kommenden Mittwoch werden die ersten Wisente ausgewildert. (12.02.2010, 21:10) | ||
cajun: | @IP66: Das vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings gibt der eingestellte link in meinem vorherigen Posting vielleicht eine Antwort, wie man den Lebensraum im Rothaargebirge beurteilt. Beim surfen bin ich noch auf eine andere Seite gestoßen, die ich noch mal als link einstellen werde. Ich weiß nicht ob sie schon anderweitig im Forum steht, aber sie liest sich sehr interessant und enthält auch einen Kommentar zum Unterartenstatus von Rotwild in Europa als Nebenprodukt eines Wisentnewsletters. Ohne Garantie auf Vollständigkeit oder Richtigkeit: einfach mal "drüber lesen". :-) http://biphost.spray.se/bison-info/bnd_204.htm (25.11.2008, 20:15) | ||
IP66: | Ist so eine kalte Mittelgebirgslandschaft denn ein geeignetes Biotop - ich verbinde Wisente eher mit den Wäldern Preußens, den Ebenen Masowiens oder den doch schon eher mediterranen Tälern des Kaukasus ... (25.11.2008, 17:55) | ||
cajun: | Gibt es eigentlich Neuigkeiten vom Wisentprojekt im Rothaargebirge? Die News enden im Februar diesen Jahres, allerdings ist der Zeitplan so, das eigentlich aktuell die Tier in ihr Eingewöhnungsgehege kommen müssten. http://www.wisente-rothaargebirge.de/ (24.11.2008, 23:06) | ||
?: | Wisente finden zumeist Abnehmer in Wildparks und Wildgehegen, Bisons teilweise bei Privatzüchtern , teilweise werden überzählige Tiere geschlachtet und verfüttert. (09.06.2007, 13:23) | ||
Herr Horst: | In vielen Zoos die ich kenne werden jedes Jahr Jungtiere bei den Wisenten bzw. Bisons geboren, wo kommen die denn alle hin? (09.06.2007, 11:34) | ||
IP66: | Hoffentlich wußte Heck das mit den Ariern und den Yaks - um einen nationalsozialistsichen Funktionsträger zu beruhigen, der sich über die falsch verpartnerten Auerochsen aufregen wollte. (27.03.2007, 11:10) | ||
Michael Mettler: | In Lutz Hecks "Tiere - Mein Abenteuer" von 1952 finden sich Teile der Wisent-Geschichte aus seinem Buch von 1941 wieder, wenn auch komplett umgeschrieben. So finden die früheren deutschen Machthaber hier keine Erwähnung mehr, die Einrichtung der Wisentzucht in Springe erfolgte lediglich "mit vollster staatlicher Unterstützung".... Erstaunlicherweise taucht hier in Zusammenhang mit der Verdrängungszucht und im Gegensatz zu seinem elf Jahre vorher erschienenen Buch auch Heck sen. auf: "Da entstand der Plan, der von meinem Vater verfochten und von meinem Bruder und mir in die Tat umgesetzt wurde...." (26.03.2007, 14:17) | ||
WolfDreier: | Das mit den Yaks im "deutschen" Zoo hat insofern eine "Berechtigung", da man die Herkunft der Arier nach nationalsozialistischer Sicht u.a. in Tibet geortet hatte. Ernst Schäfer ist unter Nutzung dieser "Theorie" so erst zu seinen Tibetforschungen gekommen. (26.03.2007, 13:41) | ||
IP66: | Ich frage mich mittlerweile, wo ich den entsprechenden Hinweis gelesen habe. Es kann natürlich sein, daß die Sache geplant war und man auch gerne die Mittel für ein weiteres Rindergehege in Anspruch nahm, dann aber doch auf die Yaks zurückgriff, die doch im "deutschen Zoo" selbst bei Zugrundelegung nationalsozialistischer Ausdehnungsbegriffe nicht recht etwas zu suchen hatten. Auf der anderen Seite finde ich es seltsam, daß derleichen in einer Diktatur möglich war, zumal an so prominenter Stelle. Man darf aber nicht vergessen, daß es wohl eine Beziehung zwischen Herrn Klös und der Familie Heck gab und er mir in Fragen nationalsozialistischer Belastungen gerade bei der jüngeren Heck-Generation immer sehr vorsichtig vorkam. In seinen Zoogeschichten habe ich zwar nicht den Eindruck, daß er Dinge beschönigen wollte, aber doch den, daß er die Rolle des Zoos vielleicht weniger politisch wahrnimmt, als sie es war, zumal er den Vorkriegszoo ja immer als ein Vorbild verstanden hat. Und ich halte es in der Tat nicht für so einfach, den beiden Hecks als Zooleitern in Berlin wirklich gerecht zu werden. Aber vielleicht finde ich meine Quelle ja doch noch, und es erübrigt sich, mit Tendenzen argumentieren zu müssen. (26.03.2007, 11:09) | ||
Karsten Vick: | Dass dieses von Ihnen genannte Gehege (entspricht ungefähr dem jetzigen Bartschweingehege) jemals eine Reserveherde Wisente beherbergte, dafür spricht weder mein 1941er Zooführer noch Klös' bauhistorisches Zoobuch. In letzterem wird es als Yakgehege betitelt, in ersterem gar keine Besetzung genannt, daneben standen 1,8 "Auerochsen", Yaks werden gar nicht erwähnt, die Wisente nur in ihrem Blockhaus. (25.03.2007, 22:46) | ||
IP66: | Waren die Wisente eigentlich Bestandteil des "deutschen Zoos" an der Rückseite des Rinderreviers. Jedenfalls könnte das den großen Bestand erklären, denn dann standen mit dem alten Wisentgehege am russischen Blockhaus und dem neuen neben den Auerochsen-Rückzüchtungen ja zwei Gehege zur Verfügung. Priemel hat also im Grunde so etwas organisiert wie ein nationales EEP - während in Sachen Milu und Hawai-Gans ja eher die Methode war, einen privaten Zuchtstamm in einer privaten Haltung zu installieren. (25.03.2007, 11:05) | ||
Karsten Vick: | Die Angabe auf Seite 126 bezieht sich auf den Bombenangriff November 1943, nicht auf das Kriegsende. Und sie waren zu der Zeit gar nicht in Berlin, siehe Zoo-Chronik "Von der Menagerie zum Tierparadies". S. 124 stehen sie zwar auch bei den Überlebenden der Bombennächte, S. 117 sind aber schon im April bis September 1943 12 Wisente nach Augsburg, Breslau und in die Schorfheide ausgelagert und S. 122 schreibt Lutz Heck: SÄMTLICHE Wisente sind (durch Auslagerung) gerettet. Man kann es auch so lesen, dass nach November 43 noch mal Wisente ausgelagert wurden, aber ich glaube nicht, dass Anfang 43 vierundzwanzig Wisente in Berlin standen. Erna Mohr wirds genau wissen. (25.03.2007, 10:15) | ||
Carsten: | Vielleicht ausgelagert oder irgendwo eingestellt? Oder da hat einfach jemand nen Bock geschossen, g... Dann ist natürlich die Frage, ob Seite 126 oder 240 richtig ist... (24.03.2007, 23:50) | ||
Michael Mettler: | Wie beim Davidshirsch stößt man auch beim Wisent auf interessante Widersprüche. In der Berlin-Chronik "Die Arche Noah an der Spree" steht auf S. 240: "Auch der alte Berliner Zoo besaß vor dem 2. Weltkrieg eine bekannte Zucht reinblütiger Wisente, die leider restlos vernichtet wurde." Auf S. 126 des selben Buches finden sich aber unter den Tieren, welche das Kriegsinferno überlebt hatten, auch "zwölf Wisente". Wie ist denn das zu erklären? (24.03.2007, 22:53) | ||
Michael Mettler: | @IP66: Priemel hat die Wisente nicht in Frankfurt zusammengeholt, die blieben doch weitgehend an ihren Standorten. Da, so weit ich mich erinnere, das Geschlechterverhältnis ohnehin relativ ausgeglichen war, hätte man eh viele Bullen getrennt unterbringen müssen - die wurden ja dann teilweise für die Verdrängungszucht genutzt. (24.03.2007, 19:06) | ||
Walter Koch: | Inzucht aus der Not, keine weiteren Tiere zur Verfügung, ist akzeptabel. Aber Inzucht aus Bequemlichkeit und organisatorischen Schwierigkeiten ist abzulehnen. Letzteres läuft der Aufgabe "letzte Zu- flucht Zoo" einfach zuwider. Auch die positiven Ergebnisse beim Milu und z.B. bei der Mendesantilope sind keine Frei- fahrtscheine für die bewußte Schaffung von Flaschenhälsen. Es war ein Wisent-Kenner, der selbst eine Herde betreut, der sagte: Der Wisent verkommt zur Ratte. Und weiter Sinngemäß: Die Zucht muß wieder ernst genommen werden. (24.03.2007, 16:20) | ||
IP66: | Ich will niemanden nerven und stimme Herrn Mettlers Berichten zur bevorzugten Gehegegröße von Herrn Heck sen. durchaus zu, muß aber darauf beharren, daß für die Wisente in Berlin denkbar viel Platz war, mehr als für ihre Artgenossen in Köln oder Duisburg zur Nachkriegszeit, denn das Gehege vor dem russischen Blockhaus ist das von Heck geschaffene. Und wenn Herr Priemel die Wisente wirklich in Frankfurt zusammengezogen hat, standen sie da doch nicht in größeren Gehegen als in Berlin. (24.03.2007, 16:05) | ||
Michael Mettler: | Laut Lutz Hecks "Auf Tiersuche in weiter Welt" von 1941, wo der Wisent-Erhaltung ein ganzes Kapitel gewidmet ist, geht übrigens die Gründung des Wisentgeheges in Springe allein auf die Initiative von Heck jun. zurück; sein Vater findet darin keine Erwähnung. Göring schaltete sich erst später (etwa 1933) in die Wisenthege ein, und es liest sich so, als sei auf seinen Erlass hin der damalige, bisonblütige Springer Bestand in die Schorfheide überführt worden, um die Zucht dort und in anderen Gattern auf breitere Basis zu stellen - unter anderem durch den Import von Bisonkühen aus Kanada. Sämtliche männlichen Nachkommen der Verdrängungszucht wurden abgeschossen, nur die Kühe immer wieder mit reinen Wisentbullen verpaart. (24.03.2007, 09:41) | ||
Karsten Vick: | Wer bei einem bekannten Bestand von fast 400 Tieren plus X im Kaukasus von Inzucht und Schwäche jammert, der wird sicher nicht mit den 18 definitiv letzten Artvertretern hoffnungsvoll ein Erhaltungszuchtprogramm beginnen, von der Platzfrage mal ganz abgesehen. (18 bezieht sich natürlich auf den Milu, aber die Themen sind ja sowieso vernetzt) (23.03.2007, 23:16) | ||
Michael Mettler: | Aus einer Textstelle seiner Lebenserinnerungen geht hervor, dass Heck senior trotz allen Lobes für den Münchner Geo-Zoo seines Sohnes Heinz nicht viel von großen Gehegen hielt, da das in seinen Augen ungünstige Verhältnis zwischen verbrauchter Fläche und dünnem Besatz für weniger Aufmerksamkeit beim Publikum sorge und dem Konzept der systematischen Tiersammlung im Wege stehe.... Folglich wurden auch nur in Maßen Freisichtgehege im Berliner Zoo seiner Ära angelegt, da kleine Käfige und Gitterausläufe eben mehr Tierarten auf der selben Fläche zuließen. Somit war auch kein Platz für die Bildung einer größeren Herde irgendeines bedrohten Huftieres, da Heck andere Aufgaben wichtiger schienen. "Bei Heck heckt alles" war zwar der Ruf, den er sich schon als junger Tiergärtner erworben hatte - aber das war noch zu seiner Kölner Zeit.... (23.03.2007, 16:55) | ||
IP66: | Vielleicht sah Heck Erhaltungszucht auch wirklich nicht als seine Aufgabe. Die Erhaltung des Wisent erfolgte ja erst einmal "in situ" und auf Initiative der russischen Krone, bei den Milus war es ein englischer Landadliger, der eben auch nicht sämtliche erreichbaren Hirscharten dieser Welt ausstellen mußte - oder konnte. Schließlich nahm man das Aussterben von Arten in den Zoos im 19. Jahrhundert vielleicht weniger ernst als heute - wobei ja auch heute manch seltenes Exemplar ohne große Aufmwerksamkeit des Publikums dahinlebt - man denke an die weißen Uakaris oder die Weißnasensakis in Köln. (23.03.2007, 16:45) | ||
Michael Mettler: | Wenn ich mir Hecks Einstellung vor Augen halte und dazu seine recht nüchterne Abhandlung des Themas Milu, wage ich zu bezweifeln, dass er oder auch jeder andere Zoodirektor seiner Ära sich wirklich mit Gedanken an etwas befasst hat, was wir heute Erhaltungszuchtprogramm nennen würden. Immerhin gehörten zu Hecks Lebzeiten Tiere wie Quagga, Burchellzebra, Schomburgkhirsch, Wandertaube oder Carolinasittich zu den Bewohnern verschiedener Zoos, bei denen man sich keine sonderliche Mühe machte, versprengte Einzeltiere zu Zuchtbeständen zusammen zu führen. Eine aktive Rolle des Berliner Zoos dieser Ära in der Artrettung scheint es nach meinem Empfinden und dem, was ich an älteren Quellen bisher gelesen habe, nicht gegeben zu haben. Wenn jemand mit aus dem reichhaltigen Berliner "Fundus" stammenden Tieren eine Art rettete, hatte man sicherlich nichts dagegen, aber von Eigeninitiative ist nirgends etwas Überzeugendes zu spüren. (23.03.2007, 16:31) | ||
Karsten Vick: | Schön, Ingo, dass du dich immerhin angesprochen gefühlt hast;-) Vielleicht findest du mal die Zeit, einige Zoodaten zu liefern. Dass Erna Mohrs Buch den Stand von 1952 darstellt, ist nicht weiter schlimm, denn die spannendste Zeit war davor. Danach gings eigentlich nur noch aufwärts. Die Einschätzung Hecks über den Wildbestand zu der Zeit sind eindeutig zu pessimistisch, aber er konnte es auch z. T. nicht besser wissen. Im Kaukasus haben zu der Zeit noch geschätzte 1000 Tiere gelebt, teils sogar noch auf der persischen Seite der Grenze, aber der europäischen Gelehrtenwelt war darüber kaum etwas bekannt. In Bialowieza waren die Tierzahlen genau bekannt und der damals ablesbare Trend konnte einen schon pessimistisch stimmen: 1803 verbot Zar Alexander I. die Wisentjagd und setzte eine Reihe von Maßnahmen zur Bestandssteigerung ein. Die Folge war ein Anstieg der Population mit dem Höhepunkt von 1898 Tieren im Jahre 1857. Von da an aber gings wieder bergab, natürlich nicht wegen "Inzucht", sondern wegen totaler Überbelegung des Reviers, damit steigender Krankheits- und Parasitenanfälligkeit. Bis 1890 war der Bestand auf 391 gesunken, kein Wunder, dass Heck an ein baldiges Aussterben glaubte. (23.03.2007, 15:04) | ||
Michael Mettler: | Nun, Heck erwähnt ja Unfruchtbarkeit und Schwächlichkeit der Nachzucht der kaiserlichen Wisente. Seine wenig zuversichtliche Einstellung dürfte dann vielleicht darin begründet sein, dass dies bei seinen eigenen Tieren nicht viel anders war. (23.03.2007, 12:42) | ||
IP66: | Interessant ist, daß Heck für seine Herde ja sogar einen - russischen - Stilbau nebst recht geräumigem Gehege errichtet hatte und es trotzdem mit der Zucht so recht nicht vorwärts ging. Köln hat doch bis in die 70er in einem verglichbar großen resp. kleinen Gehege Wisente gezüchtet. Und schließlich wird Alexander II. seine Prachtiere ja nicht nur nach Berlin verschenkt haben. (23.03.2007, 11:01) | ||
Michael Mettler: | In Ludwig Hecks "Lebendige Bilder aus dem Reich der Tiere" von ca. 1899 findet sich unter dem Bild zweier Wisente im Berliner Zoo ein Text, der eher nach Abschiedsrede als nach geplanter Artrettung klingt: "Die Tage ihres Daseins sind gezählt, sie sind unrettbar dem Aussterben verfallen. (...) Der russische Wisent wird zwar im Leibrevier des russischen Kaisers zu Bjelowjesha (polnisch Bialowiczka) streng geschont, geht dort aber an seiner eigenen Unfruchtbarkeit und der Schwächlichkeit der Nachzucht, die natürlich nur Inzucht ist, langsam zu Grunde. Im Kaukasus kommt er auch noch vor, aber so vereinzelt und unstät, dass dort ebenfalls bereits das Ende abzusehen ist. Durch die Gnade Kaiser Alexander II. wurden seinerzeit eine ganze Anzahl zoologischer Gärten mit den prächtigen Schaustücken versorgt. Nachschub ist aber inzwischen nicht erfolgt, und so ist heute unsere Zucht von 6 Stück die einzige forterhaltene in einem zoologischen Garten und neben einer kleinen Herde des Fürsten Pless auch die einzige ausserhalb Bialowiczkas." Um nochmals die Querverbindung zum Milu zu schaffen: Wenn man sich diese pessimistische Einstellung Hecks (quasi die Verwaltung des Untergangs) ansieht, kann man sich nur schwer vorstellen, dass eben dieser Heck zu den "Helden der Zoowelt" gehört haben soll, der seine Davidshirsche voller Hoffnung für eine Erhaltungszucht zur Verfügung stellte. Denn der Milu war zu dieser Zeit in einer absolut vergleichbaren Situation. (22.03.2007, 23:58) | ||
Ingo Rossi: | Leider fehlt mir im Moment die Zeit ausführlicher zu berichetn, aber das Buch von E.Mohr lohnt sich wirklich. Sie beschreibt recht ausführlich die Bestände der damaligen zeit, auch gubt es Ahnentafeln. Beigelegt ist eine Ahnentafel der Wisentkuh Avena (*23.08.48)aus der schwedichen Johnson-Herde. Auch beschreibt sie die zwischen den Kriegen bestehenden Bestände in Europa. Der Nachdruck ist, wie das Original, in der Neuen-Brehm-Bücherei erschienen und bestimmt auch bei Dr.Schüling zu bestellen. Erscheinungsjahr ist allerdings 1952 und da enden auch die Informationen. Würde gerne mehr daraus berichten, aber leider ruft die Arbeit zu laut. Bei Bedarf aber gerne nächste Woche. (22.03.2007, 18:00) | ||
Karsten Vick: | Ach ja, nicht nur ich bevorzuge bei Wisenten und Pythons den männlichen Artikel, hier gibt mir der Duden auch recht. Ich werde mir erlauben, den Threadtitel zu ändern... (22.03.2007, 17:26) | ||
Karsten Vick: | Nicht vor 7-8, sondern vor 13-14 Jahren, nämlich 1993 war das. Ansonsten gibt es zum Wisent im Gegensatz zum Davidshirsch eine Quelle, in der, so hoffe ich jedenfalls, ALLES drinsteht was wissenswert ist, und das ist die schon von mir genannte Wisentmonografie von Erna Mohr. Diese Frau kannte sicherlich alle 56 Restwisente nach dem I. Weltkrieg persönlich und hatte große Erfahrungen mit diesem Tier. Nach Werner Trenses Lebenserinnerungen konnte sie sogar liebesmüde Wisentstiere wieder zum Springen bringen (wie sie das machte weiß er nicht, da Erna keine Zuschauer dabei haben wollte). Jedenfalls muss hier erstmal ein Besitzer dieses Buches seine Stimme abgeben, ich werd hier nicht wieder anfangen zu orakeln;-) (22.03.2007, 17:24) | ||
WolfDrei: | U. a. ist einiges über die Gründung in einem Beitrag von Dr. Frädrich im "Bongo" zu finden-so vor 7-8 Jahren (22.03.2007, 13:14) | ||
IP66: | Nachdem sich so ziemlich alls Gewißheiten in Sachen Rettung des Milus in Luft aufgelöst haben, wollte ich die selbe Frage in Sachen Wisent stellen. Hier war immerhin ein Zoodirektor am Werk, Herr Priemel aus Frankfurt. Aber wo standen die Zuchtgruppen eigentlich? Wurden die Ausgangstiere zusammengekauft oder zusammengeschenkt? Wie sah die Mitgliederliste der Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents aus? (22.03.2007, 11:57) |
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