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Tierhändler



Tim Sagorski:   So umstritten er auch war, schade um einen sehr ambitionierten Geschäftsmann und wohl auch Tierfreund!

Habe in den letzten Jahren einige Male sein Geschäft besucht und immer recht viele Raritäten und persönliche Erstsichtungen auf die Liste setzen können...

Bin gespannt, wie es jetzt mit dem Geschäft weitergeht, Norbert Zajac war auf jeden Fall ein, aus der Zeit gefallenes, Original mit einem hohen Wiedererkennungswert, das keiner Diskussion mit Tierrechtlern aus dem Weg ging und in den letzten Jahren die modernen Medien gut zu nutzen wusste!
(15.12.2022, 12:58)
cajun:   Er war nicht unumstritten. Norbert Zajac verstorben. Ein Artikel aus der WAZ:

"Er machte „Zoo Zajac“ in Neumühl zum weltweit größten Zoofachgeschäft, das aber auch umstritten ist.
Norbert Zajac ist tot. Eine Mitarbeiterin bestätigte die Nachricht am Donnerstagmorgen. Weitere Angaben machte sie nicht. Das Geschäft „Zoo Zajac“ am Konrad-Adenauer-Ring in Duisburg-Neumühl ist das größte der Welt.
Wie Norbert Zajac zum größten Zoofachhändler der Welt wurde
Wie Norbert Zajac (65) zu seinem Imperium kam, ist auf 222 Seiten in seinem Buch „Geschichten aus Norberts Welt“ zu lesen. Schon sein Vater brachte Norbert und seinem Bruder Wolfgang demnach bei, wie man sich um Lebewesen kümmert. Der Vater liebte Pflanzen, säte und pflegte sie im heimischen Garten. Die Jungen hielten Wellensittiche, Meerschweinchen, Schildkröten und sogar Blindschleichen.
„Mein Bruder und ich fingen auch mal Eidechsen und fütterten die dann“, erzählte der Duisburger. Vater Zajac hatte ein Credo: „Ihr dürft alles halten, was ihr wollt, aber wenn auch nur ein einziges Tier wegen eurer Vernachlässigung stirbt, dann schaffe ich alle komplett ab.“ Das beherzigte Norbert Zajac. „Unsere Zöglinge waren unser Heiligtum.

Norbert Zajac machte sich schon mit 13 Jahren und 200 Wellensittichen einen Namen als anerkannter Sittich- und Papageienzüchter – mit Sondergenehmigung des Amtsveterinär, weil der Junge bei den Prüfungen damals ein enormes Fachwissen bewiesen habe. Ein Wellensittich kostete damals vier Mark.

Schließlich kamen irgendwann zwei Kaimane bei den Zajacs ins Haus, weil eine Zoohandlung aus Essen die verkaufte und Norbert Zajac unbedingt zwei haben wollte.
Zoo Zajac seit 2004 in Neumühl
Nach abgeschlossener Lehre zum Stahlbauschlosser übernahm Norbert Zajac zusammen mit Ehefrau Jutta 1975 eine Zoohandlung in Meiderich, um schließlich 2004 eine leerstehende Fertigungshalle in Neumühl zum Ladenlokal mit zunächst 6000 Quadratmetern ausbauen. Heute hat „Zoo Zajac“ dort eine Ladenfläche mit einer Größe von rund 13.000 Quadratmetern und 12.000 Tieren, die zu 3000 verschiedenen Arten gehören.
Norbert Zajac, der zu einem Youtube- und TV-Star mit eigenen Autogrammkarten wurde, stand aber auch immer wieder in der Kritik – unter anderem wegen des Verkaufs von Hundewelpen, mit dem er 2012 einen Tabubruch vollzog.
Schon damals war der Protest von Tierschützern bundesweit groß. Zuletzt kritisierte auch der bekannte Hundetrainer Martin Rütter aus Duisburg noch mal den Welpenhandel."
Quelle: https://www.waz.de/staedte/duisburg/zoo-zajac-haendler-norbert-zajac-aus-duisburg-ist-tot-id237157101.html
(15.12.2022, 10:59)
Ralf Sommerlad:   Sacha und IP66: Ich weiss nicht, wie die derzeitige Rechtslage in Ecuador ist ( hinsichtlich Galapagos), da aber Ecuador gerade Mohrenkaimane exportiert, scheint es da kein generelles Verbot zu geben. Natürlich ist mir die Situation in Schwarzafrika, wenngleich nur sehr wenig aus eigener Anschauung, bekannt. Aber man kann ja durchaus gute Vorschläge machen, die mit kolonialer Ãœberheblichkeit wenig zu tun haben und vor allem: Den Menschen in den Herkunftsländern nutzen. Das Schlagwort von der "community-based conservation" mag allerdings fundamentalistischen Artenschützern ein Dorn im Auge sein. Genau das ist aber der einzige, wirklich erfolgversprechende Weg des Naturschutzes: Die Menschen müssen materiell etwas davon haben.

China ist in der Tat ein Sonderfall und ich selbst habe grosse Probleme, etwa Projekte wie die zum Schutz des China-Alligators zu unterstützen. Fakt ist, dass Organisationen wie IUCN und WCS eine Menge Geld ausgegeben haben und die Chinesen selbst nichts tun, ausser Profit mit den Farmtieren zu machen. Und selbst das, nämlich der legale Export von lebendtieren, geht nicht ohne Korruption ab. Kein Wunder also, wenn sich der seriöse Wildtierhandel da nicht engagiert hat, aber Direktexprte durch engagierte Privatliebhaber und durch einen sattsam bekannten und einschlägig vermerkten Händler erfolgten - allerdings auf ganz offiziellem Wege. Für den Artenschutz haben diese Europa-Exporte leider bislang garnichts gebracht..
(07.07.2009, 12:37)
IP66:   Ich denke, daß man einen grenzüberschreitenden Handel nie vollständig gesetzlich erfassen und kontrollieren kann. Was wäre denn gewesen, wenn die DDR sämtliche Großtrappen des Ostblocks eingefangen und an westliche Tierhändler verkauft hätte. Wäre es in einem solchen Falle "legal" gewesen, die Tiere zum Zwecke der Ausstellung und Zucht anzukaufen? Das ist gar kein so utopisches Beispiel, denn im Bereich der Museumsbestände ist man dort so vorgegangen und hat ganze Magazine an Kunsthändler verkauft.
Ähnlich war die Lage ja auch bei den Steinböcken: Die Tiere waren nach italienischem Recht Privatbesitz des Hauses Savoyen, also der italienischen Könige. Die haben davon sogar ab und an ein oder zwei Exemplare als Staatsgeschenke abgegeben, sich aber nicht um eine Erweiterung des Bestandes gekümmert. Ab wann war der ein gegen die italienischen Gesetze verstoßender Import illegal? Mit dem ersten Putsch von Mussolini, schon vorher oder gar nicht. Und, um das Beispiel des faschistischen Italiens heranzuziehen: Sollte man einen Steinbockschmuggler an den faschistischen Staat ausliefern oder im eigenen Lande bestrafen, während man einen Flüchtling, der durch die Rassegesetze diskriminiert wurde, aber nicht? Ich denke, daß für einen solchen Fall auch auf demokratischem Wege erstellten Gesetze nicht wirklich greifen. Und Diktaturen gibt es auf dieser Erde ja genug, und man kann durchaus die Frage Stellen, ob die chinesischen Gesetze, die sich auf den Export von Wildtieren beziehen, eine andere Qualität haben als jene, die die Unterdrücklung von Tibetern und Uiguren regeln.
(07.07.2009, 11:14)
Michael Mettler:   Vor etlichen Jahren erzählte mir ein Mitarbeiter einer Universität, dass Institute wie seines eher als Zoos die Möglichkeit hätten, bestimmte Tiere aus den Ursprungsländern zu bekommen, weil man für reine Forschungszwecke eher eine Genehmigung erhielte als für Schaustellungszwecke (auch wenn gleichzeitig Forschung betrieben wird). Ist das noch immer so?
(06.07.2009, 19:14)
Sacha:   Edit: Mit dem Hinweis auf die Sumpfhirsche ist die Zurückhaltung aller lateinamerikanischen Behörden (gilt somit für Ekuador und Brasilien) gemeint.
(06.07.2009, 18:27)
Sacha:   @Ralf Sommerlad: Bez. Kompromissbereitschaft: Das ist natürlich Dein Recht. War auch gar nicht meine Absicht, diese einzufordern.
Ich darf natürlich auch anderer Meinung sein, vor allem was das Nördl. Breitmaulnashorn angeht. Du kennst die Verhältnisse in Schwarzafrika durch Deine Reisen und Kontakte sicher auch (vermutlich sogar besser als ich). Darum: Legal hätte man die letzten Nördlichen Breitmäuler wohl nie bekommen (man hat es meines Wissens sogar versucht). Die dortigen Staaten sind alles andere als homogene Gebilde und man hätte sie (sprich die lokalen Behörden) durch den Abtransport der Nashörner als unfähig dargestellt (was im Prinzip ja auch stimmt). Dort unten wird aus unserer Sicht vernünftiges Eingreifen schnell als postkoloniale Massnahme empfunden und nicht geduldet. Ausser man überzeugt = besticht die Verantwortlichen mit Geld und/oder Waffen. Aber auf diesem Weg zu einer "legalen" Ausfuhrgenehmigung zu gelangen ist aus unserer/europäischer Sicht ja auch nicht das wahre, oder?

Der Frankfurter Ganges-Gavial war vielleicht ein legaler Import. Aber hätten die indischen Behörden auch zugestimmt, wenn es sich um eine erprobte Zuchtgruppe zwecks Etablierung eines ex-situ-Bestandes gehandelt hätte? Angesichts der ablehnenden Haltung der Inder bei anderen Tierarten zur Zusammenarbeit (z.B. Export von Lippenbären zur Blutauffrischung) darf dies bezweifelt werden.

Seit den Zeiten, als Frankfurt und New York Meerechsen hielten, hat sich in der Terraristik einiges verändert (was ich Dir als Herpeto-Profi sicher nicht zu sagen brauche). Meines Wissens ist es inzwischen aber längst so - ich lasse mich von Dir aber gerne korrigieren - dass aus rechtlichen Gründen auf legalen Weg keine Tierarten mehr von den Galapagos in die USA oder nach Europa gelangen können. Es bräuchte demzufolge nicht nur das Interesse der westlichen Zoos (und die von Dir zu recht erwähnten hohen finanziellen Mittel zum Bau der Anlage und dem teuren Unterhalt der Tiere), sondern eben auch ein Entgegenkommen (sprich Ausnahme-Export/Importgenehmigung) der entsprechenden Behörden. Und da bewegt sich gar nichts, wie z.B. unter anderem auch die vielen vergebenen Bemühungen des Zoo Berlin zeigen, wieder Sumpf- bzw. Pampashirsche zu bekommen.

Drusenköpfe sind gegenwärtig nicht in Ihrem Bestand bedroht, das ist richtig. Aber eine Umweltkatastrophe genügt und schon hat sich das geändert. Demzufolge sähe ich den Aufbau einer ex-situ-Population quasi als Versicherung für durchaus erstrebenswert. In einem Punkt gebe ich Dir aber absolut recht: Durch ihr "blasses" Aeusseres dürften sie dann wohl nicht zu den Publikumslieblingen zählen:)

Uebrigens ist Dr. Gewalt und der Belugawal ein gutes Beispiel für eine Teilerfolgs-Geschichte: Viele Fakten über die Biologie der Weisswale verdanken wir sicher diesen nicht über alle Zweifel erhabenen Fang- und Haltungsversuchen der Duisburger. Irgendjemand muss aber mal den Anfang machen und zwar am besten, bevor es fünf vor Zwölf (oder gar schon Zwölf) ist. Für den guten Zweck darf man meiner Ansicht nach auch mal die Regeln zurechtbiegen. Hätte sich B. Grzimek immer an die Vorschriften gehalten, gäbe es heute wohl keinen Frankfurter Zoo mehr und viele Naturschutzreservate und -projekte wären nie entstanden.

@MM: Nun ja, wie so oft im Leben entscheidet am Schluss Erfolg resp. Misserfolg über die Sicht der Geschichte. Nur das mit dem Tierschmuggler ist nicht korrekt bzw. da hast Du mich wohl falsch verstanden. Ich schrieb Explizit von einem Fang, der nicht auf finanziellen Interessen basisert. Das ist aber bei einem Tierschmuggler normalerweise der Fall. Handelt es sich dabei um einen erfahrenen Privathalter, der für den "Eigengebrauch" schmuggelt, dann hast Du mit dem Hinweis auf die australischen Reptilien gleich selbst die Sicht entschärft. Viele dieser Privathalter sind erfolgreiche Züchter, denen das Wohl des Tieres, im Gegensatz zum kommerziellen Schmuggler, am Herzen liegt. Dank diesen Privathaltern ist es u.a. auch möglich, Käufer zu befriedigen, ohne auf Wildbestände zurückzugreifen.

Im Prinzip habe ich mir das ganze aber sowieso anders vorgestellt. Mir ging es vor allem darum, dass wissenschaftlich geleitete Zoos (und von mir aus auch in Fachkreisen anerkannte Privathalter) leichter, sprich ohne Berge an Bürokratie, an Wildfänge gelangen. Dafür wären diese Institutionen und Privatzüchter dann aber bei der Weitergabe bzw. Abgabe von Zuchttieren eingeschränkter (= Abgabe nur an wissenschaftl. anerkannte Personen, genaue Buchführung über das Tier, evtl. Tiere Eigentum einer übergeordenten Kontrollkommission - was in ähnlicher Form von EEP und ESB ja schon existiert).

Uebrigens halte ich die Vorschriften gerade in Australien tatsächlich für "zu blöd". Wombats, Koalas und diverse Känguruharten, aber auch Reptilien werden en Masse auf Australiens Strassen totgefahren. Aber Versuche diese mal auf legalem Weg zu bekommen. Einfach idiotisch! Und wegen früherer SELBSTGEMACHTER Fehler (z.B. Agakröte) herrscht bez. Import NACH Australien dort ebenfalls Paranoia. Es ist darum abzusehen, dass neben Raubtieren und Primaten dort über kurz oder lang kaum noch Exoten in den Zoos zu sehen sein werden. Und das bei diesen klimatischen und räumlichen Möglichkeiten, die das Land bietet!!
(06.07.2009, 18:20)
Michael Mettler:   @Sacha: Hätte der Schweizer Steinbockdiebstahl damals mit dem Tod der Tiere geendet bzw. wäre die Ansiedlung missglückt, würde sich der Vorfall auf einen illegalen Akt beschränken... Ansonsten könnte sich ja jeder Tierschmuggler darauf berufen, dass er schließlich das Wohl der Art im Auge habe und genau seine Tiere dazu auserkoren seien, Stammeltern eines Ex-situ-Bestandes zu werden. Und wenn das nicht klappen sollte, sei es ja schließlich nicht seine Schuld, denn er könne die Tiere ja nicht zur erfolgreichen Zucht zwingen...

Es gibt mit Sicherheit etliche Beispiele, die - dann aber in der Regel vor kommerziellem, nicht ideellem Hintergrund - die Steinbock-Geschichte widerspiegeln. Meines Wissens basieren z.B. viele Zuchtstämme australischer Reptilien in Europa auf über die Jahrzehnte hinweg geschmuggelten Tieren - also auf der Einstellung "die Gesetze dort sind mir zu blöd, also hole ich mir die Tiere eben selbst". Mit diversen Papageien dürfte es nicht anders aussehen, und gehen nicht auch die Zuchtgruppen von Strahlenschildkröten in den Zoos teilweise auf beschlagnahmte Schmuggeltiere zurück?
(06.07.2009, 17:09)
Ralf Sommerlad:   Ich bin da nicht kompromissbereit, Sacha: Man hat diese Tiere illegal entnommen und damit ideelles Eigentum eines fremden Landes gestohlen.
Die Beispiele hinken: Als man das Nördliche Breitmaulnashorn als valide Art erkannte, war es schon fast verschwunden. Aber selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte man die Tiere legal auf diplomatischem und fachlichen Weg beschaffen können. Der Frankfurter Ganges-Gavial war ein legaler Import. Galapagos-Leguane gelangten vor vielen Jahren ebenfalls ganz legal nach Frankfurt( importiert von Eibl-Eibesfeld). Vielleicht hat es niemand seither wirklich versucht diesen Export zu wiederholen - die Haltung von Meerechsen dürfte übrigens extrem teuer sein..Und Drusenköpfe sind ebenfalls nicht sonderlich im Bestand bedroht, es fragt sich, ob ein Zoo zur Haltung dieser recht unauffälligen Großleguane sich wirklich die sehr aufwändige Beschaffungsprozedur antun will.
Ich erinnere übrigens auch an die abenteuerlichen und nicht legalen Beschaffungsaktionen von Duisburgs Direktor Dr.Gewalt.
(06.07.2009, 16:37)
Sacha:   @Ralf Sommerlad und @IP66:
Einerseits stimmt es (leider), dass die Vorgehensweise von Munro bez. der Gaviale illegal war UND ist. In diesem Fall konnte man die verbotene Ausfuhr offenbar noch nicht einmal mit nachträglichen Zuchterfolgen "legitimieren", wenn ich das richtig verstanden habe.
Andererseits sollte man nicht vergessen, dass illegale Fangaktionen auch positives bewirkt haben. So haben die Schweizer einst in einem ital. Nationalpark die damals streng geschützten Alpensteinböcke geklaut und erfolgreich wiederangesiedelt (einige davon kamen, wenn ich das Gelesene recht in Erinnerung habe, zumindest vorübergehend auch in einen Tierpark ((Peter und Paul St. Gallen?)). Und soviel ich weiss, haben auch die Israelis ohne Erlaubnis Tierarten gefangen, die nicht (mehr) auf ihrem Hoheitsgebieten lebten und sie in ihre Zoos und Reservate gebracht.

Damit wir uns recht verstehen: Ich bin grundsätzlich gegen den illegalen Fang von Wildtieren (vor allem, wenn er auf finanziellen Interessen basiert). Andererseits denke ich, dass in vielen Fällen die Gesetzgebung bez. Tierbeschaffung über das Ziel hinaussschiesst, indem sie für Zoos und Privathalter gleich schlechte Bedingungen schafft. Ich bin überzeugt, dass einige Tierformen vielleicht vor der Ausrottung gerettet (hätten) werden können, wären die Vorschriften im In- und Ausland weniger streng für Zoos. Ich denke da an das Nördliche Breitmaulnashorn und viele andere Huftiere, aber auch an viele Vetreter der austalischen Fauna oder der Galapagos. Wer weiss, ob der heutigen Technik und dem heutigen Wissensstand nicht eine ex-Situ-Population von Meerechsen aufgebaut werden könnte.

Klar ist, dass man nur vernünftigeere Gesetze schaffen kann, wenn sich Händler UND Abnehmer ihrer Verantwortung bewusst sind.
(06.07.2009, 14:44)
Ralf Sommerlad:   @IP66: Auch da bin ich anderer Meinung - der Händler hätte nicht tricksen müssen, wenn sein Vorgehen legal gewesen wäre. Man wusste schon, was man da tat.
(06.07.2009, 13:25)
IP66:   Heute würde ich das zumindest in halbwegs rechtsstaatlich funktionierenden Ordnungen auch so sehen. Ich finde es nur nicht besonders klug, diese Auffassung in die Vergangenheit zurückzuprojizieren und Tierimporte und -käufe gleichsam postum zu verurteilen. Wer weiß, was kommende Generationen zu Entscheidungen heutiger Zoodirektoren oder EE-Koordinatoren sagen werden?
(03.07.2009, 11:30)
Ralf Sommerlad:   @IP66: Ich kann Ihrem Rechtsverständnis in keiner Weise folgen, auch nicht Ihrer Auffassung, dass ein Zoo - um seinem Bildungsauftrag Genüge zu tun - illegale Handlungen fördern kann. Im Gegenteil: Ein Zoodirektor, der das wissentlich tut, gehört umgehend abgesetzt und international isoliert.
(03.07.2009, 09:29)
Karsten Vick:   @Ralf Sommerlad: Danke, das war aufschlussreich.
@Guddy: Die gesammelten Elefantendaten stammen nicht aus dem Buch, die sind Ergebnis einer Recherche über Elefanten in Ostdeutschland, die ich mir aus verschiedenen Jahresberichten u. ä. zusammenstückelte. Das Ergebnis kann ich dir mal als Exceltabelle zumailen, wenns dich interessiert. Zu den von dir genannten Kühen aus Erfurt hab ich aber nichts weiter herausgefunden, als was in http://www.asianelephant.net/ in der Database steht: Ankunftsjahr, Todesjahr und mutmaßliches Geburtsjahr - keine Herkunft...
(02.07.2009, 00:05)
IP66:   Da man zu jener Zeit auch die Bestechung entsprechender Fachbeamten in vielen Staaten, auch in dem hiesigen, steuerliche geltend machen konnte, sollte man wohl von einem anderen Rechtsverständnis sprechen: Das nur in gewissen Grenzen als Rechtsstaat angesehene Indien - es gab keine demokratisch gewählte Legislative - mußte selbst dafür sorgen, daß seine Tiere im Lande blieben. Der europäische Zoo hingegen hatte seinem Bildungsauftrag zu genügen und möglichst viele Arten zu zeigen, und der Tierhändler fand einen Weg, beiden Systemen zu genügen. Sicherlich ergab sich aus solchen Konstellationen die Zookritik der 80er Jahre, auf der anderen Seite dürfte vieles, was wir heute über Gavialhaltung wissen, genau diesen Importen verdanken. Jedenfalls würde ich die fraglichen Importe nicht illegal nennen und die damals Beteiligten dergestalt kriminalisieren wollen, nur weil die Arche-Ideologie derzeit eine Art Weltzoogesetzgebung anstrebt.
(01.07.2009, 18:07)
Ralf Sommerlad:   @Karsten Vick: Ja, das war schon damals illegal mit den Gavialen, zumindest die Ausfuhr.Und häufig waren die Ganges-Gaviale in diesem jahrhundert nie, wenngleich nicht in der derzeitigen verzweifelten Situation. Da es 1960 und davor keine bekannten Nachzuchten in Menschenobhut gab, waren die Tiere mit Sicherheit Wildfänge.Dass Munro da - und sicherlich auch anderweitig - getrickst hat steht für mich fest. Vermutlich wollten aber auch die Zoos der damaligen Zeit nicht unbedingt Ausfuhrpapiere sehen und die Legalität prüfen: Vielen genügte sicher einfach die Erhältlichkeit seltener Zootiere.
(01.07.2009, 12:06)
IP66:   Demnach gäbe es bei den indischen Elefanten wenig Chancen, Zuordnungen durchzuführen, zumindest bei älteren Tieren. Auf der anderen Seite bietet ein Elefantenmarkt natürlich auch gute Möglichkeiten, nach Bedarf auszusuchen, also besonders kleine oder große Tiere, Bullen mit schönen Stoßzähnen usf.
Bei den afrikanischen Elefanten müßte der Fall dann aber anders liegen, da es dort keinen einhemischen Markt für den Eigenbedarf gab.
Was die Gaviale angeht, so halte ich den Transport, gerade wegen der verbrauchenden Haltungen dieser Zeit, für problematisch. Inwiefern allerdings das fragliche Verbot in dem zumindest halddiktatorischen Staatsgebilde rechtsstaatlichen Kriterien entspricht, wäre zu prüfen.
(01.07.2009, 11:53)
Guddy:   @Karsten Vick:
Enthält das Buch auch Informationen über die Erfurter Asiaten - Kuh Kandy?
(geboren ca. 1946 / in den Zoopark gekommen 19??)
Über die Kühe Sita und Bombay wird vermutlich nichts drinstehen, da diese wohl erst 1970 in den Zoopark kamen.
(01.07.2009, 00:45)
Karsten Vick:   @Ralf Sommerlad: Ich hab mir die Stelle mit den Gavialen noch mal durchgelesen. Wörtlich steht dort (gekürzt): "In einem kleinen Betonbecken liegen zwei Gangesgaviale. Diese Gaviale stehen in Indien unter Schutz. Um dennoch ihre Ausfuhr zu ermöglichen, bezeichnen die Tierhändler sie bei den Zollbehörden als "golden lizards", als "Goldechsen", die nicht auf dem Index stehen." Munro hat jedenfalls einige Gangesgaviale ausgeführt, vergl. die ehemaligen Haltungen bei zootierliste.de . Gab es denn damals (1960) auch die Möglichkeit, auf legalem Wege an Gaviale zu kommen oder müssen wir davon ausgehen, dass alle damaligen Zootiere dem Zöllner als Goldechsen unter die Nase gerieben wurden?

@Guddy: Der von dir erwähnte Transport kam erst 1963 in die DDR, aber er kam tatsächlich von Munro. Es war der 4. Elefantentransport Munros in die DDR. Berger erwähnt in seinem Buch, dass Munro noch mehr Elefanten nach Europa bringen wollte, aber durch Aufstände in Assam daran gehindert wurde. Schon am 18.11.1960 traf aber der nächste Transport per Flugzeug in Berlin ein. Wie auch der nächste Transport standen sie kurz in Friedrichsfelde und werden daher in Dr. B.s Elefantenchronik erwähnt. Es waren 0,2: Sura (Rostock) und ein Weibchen, deren Verbleib mit "im Transit nach Hamburg für Zoo Dresden" angegeben wird. Mal abgesehen von der seltsamen Wegstrecke ist für die Zeit in Dresden gar kein Elefantenzugang registriert.
Der nächste Transport kommt am 22.2.1962 in Berlin an. Er besteht aus 5 Elefanten, die in den Zoos der DDR ihre Spuren hinterlassen: der Bulle Assam (Erfurt), Bupari III, Rani II (Halle), Delhi (Leipzig), Gaya (Rostock). Der 4. Transport, mit Oly und Pia, kommt am 7.6.1963 an. Nur die Kuh, die ans Zoozentrum Moskau vertauscht wird, geht über Berlin, die beiden Dresdner Kühe heißen Bombay und Star (Star war 1 Tag nach Ankunft in DD tot). Rätselhaft ist, warum ein Bulle für Erfurt dabei sein sollte, da lebte zu der Zeit schon Assam.
(30.06.2009, 23:35)
Ralf Sommerlad:   na ja...meine Begeisterung hält sich in Grenzen: Der Export von Ganges-Gavialen unter dem Decknamen "golden lizards " ist schlicht illegal und lässt mein jahrzehntelang gewachsenes Misstrauen gegen den Wildtierhandel nicht sinken.Schlitzohrigkeit ist der falsche Begriff für organisierten Wildtierschmuggel.
(30.06.2009, 14:00)
Michael Mettler:   @IP66: In Indien gab es früher große Elefantenmärkte, zu denen ähnlich wie bei unseren mitteleuropäischen Viehmärkten Tiere auch aus weit entfernten Gegenden gebracht wurden. Auch über die Landesgrenzen hinaus wurden Elefanten in Süd- und Südostasien gehandelt. Aus diesen "Pools" bedienten sich dann auch die europäischen Importeure mittels ihrer Aufkäufer, da sie natürlich die Auswahlmöglichkeit zwischen sehr vielen Elefanten schätzten. Aufgekaufte und selbst gefangene Tiere wurden dann gern in Sammellagern zu Transporten zusammengestellt. John Hagenbeck unterhielt z.B. ein solches Sammellager auf Ceylon, wohin auch Elefanten aus Indien verbracht wurden. Wenn also ein Elefant von Ceylon aus nach Europa verschifft wurde, heißt das nicht unbedingt, dass es auch ein Ceylonese war.

Interessant wäre, ob es auch den umgekehrten Weg gab. John Aspinall gibt in dem Buch über seine Tierparks Howletts und Port Lympne nämlich an, den heute in Köln lebenden Bullen Bindu zusammen mit zwei Kühen auf einem indischen Elefantenmarkt gekauft zu haben. Allerdings wird ja heute behauptet, dass Bindu ein Ceylonese sein soll.
(30.06.2009, 12:06)
Guddy:   Ich denke, hier kann die Webseite der Familie/Firma Munro den besten Aufschluss geben. In der Fotogallerie gibt es eine Gallerie über deb Fang, das Training und den Tansport von Elefanten aus Indien.
Hier der direktr Link:
http://users.skynet.be/munrozoo/photo%20elephannewt.htm
Das Buch von Zapff gibt hie und da gute Hinweise, wenn Elefanten vom Zirkus in den Zoo wechselten, wie beispielsweise die Tiere von Epi Vidane.
Etwas abweichend vom Thema muss ich feststellen, dass dies in der DDR anscheinend relativ problemlos war, da sowohl der Staatszirkus als auch die Zoos "Volkseigen" waren, und kein Zirkus es aus wirtschaftlichen Gründen nötig hatte, alte Elefanten nur zu Tierschau-Zwecken als Publkumsmagnet mitzuführen. (Hierbei will ich nichts in der DDR beschönigen, aber mir scheint, dass es im Zirkus-Bereich doch einige gute Ansätze gab.)
(30.06.2009, 11:33)
IP66:   Wir haben uns hier im Forum ja schon öfter gefragt, ob die Tierhändler ihre Ware in der Umgebung besorgten oder sie aus weiter entfernten Gegenden ankauften. Gibt das Buch von Herrn Zapff da irgendwelche Hinweise?
(30.06.2009, 11:03)
Guddy:   Es muss natürlich heißen "im Austausch"
(30.06.2009, 01:30)
Guddy:   Laut dem Buch "Jumbo auf dem Drahtseil" von Gerhard Zapff, Henschelverlag Berlin 1984, das mir in manchem anderen Fall schon die eine oder andere recht präzise Information geliefert hat, wird ein 1960 eingetroffener Transport aus Kalkutta mit folgender Zusammensetzung beschrieben:
1,0 für Thüringer Zoopark Erfurt, unterwegs gestorben
0,2 an VEB Zentral-Zirkus "Oly" & "Pia" (Werner Hädrich)
0,1 an UdSSR im Austaus gegen zwei junge Eisbären, die später zur Dressurgruppe von Ursula Böttcher gehörten
0,2 an Zoo Dresden, eines der Tiere starb dort nach kurzer Zeit
Ich vermute mal, dass auch dieser Transport auf Munro zurückgehen dürfte)
(30.06.2009, 01:16)
Guddy:   Zum Thema Munro habe ich folgende Webseite gefunden.
Hier stellt sich die Firma selbst vor.
http://users.skynet.be/munrozoo/index.htm
Zur Firma Ruhe bin ich für jeden Hinweis dankbar, da ich wegen einiger Erfurter Tiere (Giraffenbulle 1964...usw.)noch einige Informationen suche und einiges bei Ruhe zusammenläuft.
(30.06.2009, 00:43)
Karsten Vick:   Das von Paul Mehring erwähnte Buch hab ich mir beim Forumtreffen in Aschersleben gekauft und nun endlich zu Ende gelesen.
Gotthard Berger, der spätere Direktor des Dresdner Zoos berichtet davon, wie er den ersten Elefantentransport von Munro aus Kalkutta in die DDR begleitete. Das war im Sommer/Herbst 1960. Da die DDR damals noch keine eigene Schifffahrtslinie nach Indien hatte, mussten sie mit einem bundesdeutschen Frachter über Hamburg reisen. Es waren 4 Elefanten an Bord, von denen heute wahrscheinlich noch einer lebt: Schoepfi in Dresden. Die anderen waren Hati (Rostock) und Sonja (Magdeburg), jeweils die ersten Elefanten in diesen Zoos, sowie der kleine Bulle Jonny, der erst in den TP Berlin kam, 1962 nach Rostock kam und von da 1963 über Riga nach Moskau verschickt wurde, wo sich selbst für die akribischen Sucher von elephant.se seine Spur verliert.

Mr. Munro wird geschildert als ein kleiner Händler, der aber gerne groß rauskommen möchte, der auf seinem Hof in Kalkutta etliche Tiere zwischengelagert hat und ansonsten auf Bestellung fängt. Berger und seine Begleiter sahen u. a. ein Paar Hulocks, die für den Zoo Rom bestimmt waren. Gangesgaviale exportierte das Schlitzohr unter dem Decknamen "golden lizards". Er bot Berger auch ein Panzernashorn an. Aus dem Deal wurde aber nichts und bekanntlich musste der TP Berlin und damit die DDR noch 6 Jahre auf das erste Panzernashorn warten. Das (Kanchi) wurde dann aber wirklich von Munro geliefert.
(29.06.2009, 23:58)
Paul Mehring:   Munro hat einst u.a. Elefanten für diverse deutsche Zoos beorgt.
Nachzulesen in:
"Mit Elefanten unterwegs" G. Berger (Zoo Dresden)

Darin wird viel über den Tierhandel vor Ort berichtet.

(25.11.2006, 17:54)
Zoosammler:   Wir müssen bereits enträtselte Fragen ja nicht wieder neu erforschen, insofern empfehle ich, sich mal im Forum umzuschauen, über Munros Tierpark in Bremen gibt es hier schon einiges zu lesen.
(09.11.2006, 16:24)
Ulli:   Ich weiss nur aus dem Buch von Herbert Sprado über den Zoo Osnabrück, daß der Zoo Osnabrück in den sechziger Jahren zwei Bengaltiger aus der KOnkursmasse eines von Munro in Bremen betriebenen Zoos übernommen hat.
(09.11.2006, 13:20)
Michael Mettler:   @Andreas Wilting: Die Firma Ruhe ist vor über zehn Jahren erloschen, die Tierkartei ihres Stammsitzes in Alfeld (bei Hannover) wurde vernichtet, der letzte Geschäftsführer Hermann Ruhe lebt nicht mehr. Einzige Hoffnung wäre eine direkte Anfrage beim Zoo Hannover, der seinerzeit per Pachtvertrag als "Handelslager" für Fa. Ruhe diente. In der dortigen Kartei sind noch Aufzeichnungen früherer Ruhe-Tiere vorhanden, die teilweise bis in die frühen 60er Jahre zurück reichen, allerdings in den frühesten Jahren teilweise unvollständig sind.
(07.11.2006, 17:22)
Andreas Wilting:   Die Arbeiten werden natürlich wissenschaftlich veröffentlicht. Die Phylogeographie Ergebnisse sind so gut wie fertig und werden hoffentlich noch dieses Jahr zur Veröffentlichung eingeschickt. Außerdem arbeite ich noch an der Genotypisierung der Nebelparder in den Europäischen Zoos. ~20Tiere habe ich dafür analysiert. Dies wird dann anfang nächsten Jahres eingeschickt. Da es sich hier aber jeweils um internationale peer-reviewed journals handeln wird, könnte ich mir auch vorstellen, bei Interesse Ihrerseits, nochmal eine kurze Zusammenfassung für Ihren Verlag zu schreiben.
(07.11.2006, 13:35)
Klaus Schüling:   Zur Sache kann ich leider keine Informationen beisteuern.
Zum Stichwort "Munro" empfehle ich, einmal hier im Forum zu suchen, es handelt sich wohl um einen Inder.
Zur Firma Ruhe melden sich hoffentlich einige an dieser Stelle zu Wort, die auch schon einmal vor einer ähnlichen Frage gestanden haben.
Ich möchte die Einladung aussprechen, am Ende Ihrer Analyse diese zu veröffentlichen - entweder als Arbeit (ohne Druckkostenbeitrag) in unserem Verlag oder als Beitrag im Tiergarten Rundbrief (www.tiergarten-rundbrief.de).
(07.11.2006, 12:40)
Andreas Wilting:   Ich arbeite gerade an einer phylogeographischen Analyse von Nebelpardern und versuche den Ursprung von einigen Tieren heraus zu bekommen. Wäre super wenn mir jemand helfen könnte:
Das eine kam weibchen "Alfa" kam in die WIlhelma in Stuttgart am 11.10.67 vom einem Tierhändler Munro aus Bremen. Kennst jemand diesen Tierhändler oder kann mir seinen Kontakt vermitteln. Oder weiß zummindest jemad von wo dieser Tierhändler seine Tiere bezog?
Das zweite Tier weöches ichbisher nicht zuordnen kann, kam von einer Tierhandelsgesellschaft Ruhe aus
Hannover am 18.04.1961 in den Zoo Frankfurt. Kann mir hier vielleicht jemand mit einem Kontakt helfen.
Ich bedanke mich jetzt schonmal für alle Hilfe.
Kontakt: andreas.wilting@stud-mail.uni-wuerzburg.de
(07.11.2006, 10:11)

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