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Wie alles begann: Das erste Zoosammlertreffn 1990



Michael Mettler:   Nachtrag: Falls sich jemand über meine Kritik an der Stadt als damaliger Trägerin des Zoos wundern sollte: Der Zoo Hannover feierte im Jahr des 1. Zoosammlertreffens sein 125-jähriges Bestehen (ist mir nachträglich noch eingefallen, dass auch dies zur Wahl des Veranstaltungsortes beigetragen hatte). In anderen Zoos werden zu solchen Anlässen neue, vielleicht sogar spektakuläre Tieranlagen errichtet. Die Stadt Hannover beschränkte sich darauf, die sechs alten Rinderanlagen zu dreien zusammenfassen zu lassen (aber nur, weil die alten Anlagen nicht mehr den Vorschriften entsprachen) und Ähnliches mit der Fasanerie zu tun. Beides allerdings - wie im damaligen Jahresbericht nachzulesen - wohl weniger wegen des Jubiläums als vielmehr deshalb, weil man gerade auf ABM-Kräfte zurückgreifen konnte....
(09.09.2006, 10:19)
Michael Mettler:   Das 1. Internationale Zoosammlertreffen am 26. Mai 1990 in Hannover

Es scheint noch gar nicht SO lange her zu sein, aber betrachten wir doch mal die Umstände 1990: Es gab noch einen Staat namens DDR, auch wenn erst kürzlich eine neu entdeckte Tierart namens „Mauerspecht“ tatkräftig dazu beigetragen hatte, die Grenze nieder zu reißen. Im „alten“ Zoo Hannover war an Sambesi-Bootsfahrt und Maharadscha-Festsaal noch nicht zu denken, es regierte noch ein (wie es manche Puristen nennen) „richtiger“ Zoodirektor – und gleichzeitig die Angst vor der Zukunft, denn wie schon mehrmals in seiner Geschichte stand der Fortbestand des Zoos wieder einmal auf der Kippe. Die selbe Stadt, die sich heute im Glanze eines modernen Erlebniszoos sonnt, dessen Trägerin sie längst nicht mehr ist, hielt es damals nicht für nötig, ihr hungerndes „Kind“ mit mehr als dem Notwendigsten zu füttern.

Wie viele Sammler von Zoomaterialien es gab, wusste niemand. Jeder kannte ein paar, mit denen er in mehr oder weniger regelmäßigem Austausch stand – mit manchen, ohne sie jemals in natura kennen gelernt zu haben, nur per Post. Und natürlich war auch noch nicht daran zu denken, sich neu erschienene Zooführer usw. bequem über einen Versandhandel bestellen oder gar per Internet ersteigern zu können.

Um das Wichtigste vorweg zu nehmen: Die Idee, ein Sammlertreffen zu veranstalten, wurde nicht in Hannover geboren, mit diesen Federn können und wollen wir uns hier nicht schmücken. Es spricht für die zwar spärliche, aber weite Verbreitung unseres merkwürdigen Hobbys, dass die Idee im Gespräch zwischen einem Züricher und einem Westfalen (das Wort „Hammer“ könnte zu Fehldeutungen führen) entstand: Die geistigen Väter des Treffens waren Martin Ramsauer aus Zürich (der leider nur noch die ersten Treffen erleben durfte) und Rolf Bruhns aus Hamm (von dem ich seit einer Ewigkeit nichts mehr gehört habe).

Ramsauer war langjähriger Tauschpartner von Frank-Dieter Busch, Bruhns seit einem Weilchen Tauschpartner von mir – ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wie wir zueinander gekommen waren, zumindest kannten wir uns nur per Brief. Frank und ich kannten uns über die Zoofreunde Hannover schon über zehn Jahre und tauschten ebenfalls untereinander. Falls man das „Tausch“ nennen konnte, denn ich hatte selten etwas zu bieten, was Frank fehlte. Und so war mein Part eigentlich eher der eines „Abstaubers“: Wenn Franks Tauschpartner mit irgendwas versorgt waren und danach noch Reste übrig waren, landeten die oft in meiner noch bescheidenen „Sammlung“. Ich nahm alles, was ich bekommen konnte, an meine heutige Spezialisierung war noch nicht zu denken.

Aber zurück zum Sammlertreffen: Ramsauer und Bruhns müssen sich wohl gedacht haben „Mensch, in Hannover sitzen gleich ZWEI Sammler, vielleicht können die ja so was organisieren?“ Die Idee hatte was, allein schon wegen der geografischen Lage: Wir kannten ein paar Sammler aus den Niederlanden und auch welche aus der DDR, da lag Hannover zwar nicht genau in der Mitte, hatte aber unseren Zoo für das Rahmenprogramm zu bieten. Und da sich bei Hannover die Autobahnen aus allen vier Himmelsrichtungen kreuzen, auch eine optimale Verkehrsanbindung.

Also nahmen Frank und ich die Herausforderung an. Die Frage nach dem „Wo“ konnte Frank relativ schnell klären, denn dank guter Verbindung zum Zoopädagogen wurde uns die Zooschule zur Verfügung gestellt, die am Wochenende ohnehin ungenutzt und direkt neben dem damaligen Haupteingang auch optimal für unser Vorhaben platziert war. Man konnte zum Be- und Entladen mit dem Auto bis direkt vor die Tür fahren und dort bequem rangieren, ohne Platz- und Zeitnot und weite Schlepperei – angesichts mancher nachfolgender Treffen eine richtig wehmütige Erinnerung. Ich erinnere mich noch gut, dass ich beim zweiten Treffen in Köln mit einer kurz vor dem Achsbruch stehenden Gepäckkarre voller Kisten von der Zooschule bis zum Haupteingang ächzen musste, also einmal längs durch den ganzen Zoo....

Das Rahmenprogramm stand relativ schnell fest. Am Samstag Besichtigung des hannoverschen Zoos, Tauschbörse (Ja, im ersten Entwurf genau in dieser Reihenfolge!), abends gemütliches Beisammensein. Am Sonntag, da ihn viele Sammler ohnehin dafür genutzt hätten, gemeinsamer Besuch des Vogelparks Walsrode. Alles noch ohne offizielle Führung, denn wir wussten nicht definitiv, ob wir so was überhaupt würden organisieren können.

Und die Ãœbernachtung der teilweise von weit her anreisenden Teilnehmer? Wer sich ein Hotel suchte (auf der Einladung führten wir nur die nahe gelegene Jugendherberge an), war eigentlich selbst Schuld, denn als Gastgeber im eigentlichen Sinn des Wortes hatten wir die „hemdsärmelige“ Variante organisiert: Es fanden sich über Frank problemlos hannoversche Zoofreunde, die dazu bereit waren, wildfremden Menschen kostenlos ein Obdach zu bieten – und zwar mehr, als wir letztendlich brauchten. Auch bei mir übernachteten damals zwei Sammler, deren Namen ich bis zu diesem Tag lediglich vom Anmeldeformular her kannte.

Apropos: Die Einladung zum Sammlertreffen wurde natürlich noch per Schreibmaschine verfasst. (Für alle Jungsammler: Das war so eine Art MultiFunctionCenter, eine Kombination aus Tastatur und Drucker, die auf geheimnisvolle Weise sogar ohne Rechner und Bildschirm, ja sogar ohne Strom funktionierte. Fragt mal eure Eltern.) Die gestrichelte Linie, an der das Anmeldeformular abgeschnitten werden sollte, war damit kein Problem – aber das kleine Scherensymbol musste dann doch per Hand reingemalt werden....

Wie sollten wir die Veranstaltung eigentlich nennen? „Zoo-Sammlertreffen“ (Man achte auf den Sitz des Bindestriches, schließlich sammeln wir ja keine Zoos!) lag auf der Hand, war aber irgendwie noch zu nüchtern. Also „1. Zoo-Sammlertreffen“ – das war ja nun nicht von der Hand zu weisen, auch wenn keiner wusste, ob es jemals ein zweites geben würde. Frank grinste sich eins: „Du, wir nennen das ‚1. INTERNATIONALES Zoo-Sammlertreffen. Martin (Ramsauer) kommt schließlich aus der Schweiz, und du bist doch Österreicher.“ Faktisch hatte er Recht (und ich bin hiermit geoutet), auch wenn es sich ein wenig größenwahnsinnig las. Und so stand es dann auf den Einladungen. ( Und wir hatten beim Treffen schließlich Teilnehmer aus SECHS Nationen – denn es waren auch Holland und Polen vertreten, und die DDR war im Mai noch immer ein eigener Staat!)

Nächstes Problem: An wen verschicken wir die Einladungen eigentlich? Es gab schließlich kein „Zentralverzeichnis der Zoosammler“ oder so. (Okay, für einige Sammler existierte so was möglicherweise - wegen ihres Tauschverkehres per Post - bei der Stasi, aber das nützte uns nichts.) Blieb also nichts anderes übrig, als das Kettenbriefverfahren anzuwenden: Wir schickten Einladungen an alle Sammler, die wir kannten, und baten sie darum, Kopien des Schreibens an weitere Interessenten weiter zu leiten. Hat offensichtlich funktioniert, denn zum Meldeschluss hatten wir 40 Anmeldungen!

Zwar kamen dann nicht alle, aber alle, die kamen, kamen auf ihre Kosten. 29 Sammler sowie eine Handvoll Begleitungen trafen sich schließlich in der Zooschule. Das Tagesprogramm hatten wir längst umgedreht (erst tauschen, dann Zoo besuchen) und genossen nun die Möglichkeit, angebotenes Material auf Tischen und in Kisten vor dem Erwerb SEHEN zu können, statt es nur als Position auf einer Liste vorzufinden. Wenn ich mich recht erinnere, war die „offizielle Begrüßung und Eröffnung“ schon damals nur eine kurze Störung im längst auf vollen Touren laufenden Basar-Trubel (und ein Gruppenfoto gab es auch noch nicht). Vor allem ein offensichtlich bestens organisiertes „Rudel“ junger Sammler aus Köln war gleich zu Anfang zielsicher ausgeschwärmt und trieb sich nun gegenseitig die Beute zu. (Die anscheinend so reichhaltig war, dass die Kölner beschlossen „Das zweite Treffen machen wir bei uns!“)

Um meine eigenen, spärlichen „Schätze“ war ich ein wenig besorgt – schließlich musste ich ja meinen Tisch verlassen, wenn ich woanders schauen wollte, nicht dass da jemand lange Finger macht.... Aber diese Sorge war schnell zerstreut, mir kam nichts abhanden (was natürlich auch gegen den Wert meines damaligenMaterials sprechen konnte...). Und bis heute ist „Schwund“ solcher Art zum Glück eine seltene Ausnahme bei den Treffen gewesen.

Ganz stolz war ich damals darauf, von einem Besuch im Tierpark Berlin kurz zuvor eine ganze Reihe älterer Tierparkführer mitgebracht zu haben (übrigens vom Tierpark im Tausch gegen diverse Kleinsäuger erhalten), die ich sorgfältig auf meinem Tisch drapiert hatte. Und als ich just zu diesem zurückkehrte, gähnte da eine große Lücke und es stand jemand, der NICHT zu den Teilnehmern gehörte, mit dem ganzen Stapel „Berliner“ in der Hand vor mir und fragte „Wieviel kosten die zusammen?“ Klatsch, das saß – ich hatte keine Ahnung, was ich verlangen konnte, und hätte auf einen Schlag kaum noch wertvolles Tauschmaterial gehabt. (HEUTE wäre ich bei den gleichen Tierparkführern wahrscheinlich FROH, mal eine solche Anfrage zu bekommen!) Also sorgte ich mit der Antwort „bedaure, nur im Tausch“ für meine weitere Handlungsfähigkeit und ein säuerliches Gesicht des Interessenten. Das ging ja gut los....

Und doch war ich zum Schluss mehr als zufrieden. Von einem Magdeburger, dem damals D-Mark lieber waren als „Altpapier“, erwarb ich für einen Preis, der mir peinlich günstig (und ihm peinlich hoch) erschien, etliche Jahrgänge des „Zoologischen Garten“ – Grundstock für meine heute recht umfangreiche Sammlung dieser Zeitschrift. Und in der Kiste eines Berliner Sammlers entdeckte ich einen alten hannoverschen Zooführer (ich glaube, es war der grüne mit dem gezeichneten Tiger), den ich liebend gern gehabt hätte, aber ich hatte doch nichts Gleichwertiges zum Tauschen.... „Dann nimm ihn halt so mit, ist schon in Ordnung!“ Mit diesem Satz hat sich ein mir vorher völlig unbekannter Sammler, der auch heute noch zum harten Kern der Sammlertreffen zählt, bei mir unsterblich gemacht!

Was gibt es noch zu erzählen? Wir machten nach unserer Tauschbörse die Zoorunde; ich erinnere mich nicht mal, ob wir dann doch noch eine Führung arrangiert hatten, wahrscheinlich war mein Kopf mehr bei meiner „Beute“ und der wunderbar unkompliziert abgelaufenen Börse (worauf ich als Mitveranstalter mächtig stolz war). Abends kutschierte ich dann meine beiden Logiergäste nach Hause, wo wir noch ein paar Folgen „Tierparkteletreff“ bzw. „Zoobummel international“ schauten, die ich aus dem DDR-Fernsehen auf Video aufgenommen hatte (im „West-Fernsehen“ gab es schließlich keine Zoosendungen – heute schon fast unvorstellbar), und dann todmüde ins Bett bzw. auf die IKEA-Klappliege fielen.

Falls jetzt jemand fragt „Und was war mit der Auktion?“ Ganz einfach: Die war „noch nicht erfunden“, dieser Programmpunkt existiert erst seit dem Treffen in Magdeburg 1993.

Vom zweiten Tag in Walsrode ist mir eigentlich nur in Erinnerung geblieben, dass wir herrliches Wetter und wie am Tag zuvor viel Spaß hatten – und dass beim Abschiedstreffen auf der Terrasse des Rosencafès jemand fragte, ob wir nicht einen Verein gründen sollten. Vielleicht war meine Antwort „Welche Vorteile hätten wir denn dadurch?“ etwas uncharmant – im Nachhinein fand ich sie sogar ziemlich dreist – aber einen solchen Verein gibt es bis heute nicht, also scheint mein Einwand berechtigt gewesen zu sein.

Aber in einem Punkt waren wir uns an jenem Nachmittag in Walsrode alle einig: Das sollte nicht das einzige Sammlertreffen gewesen sein, so was machen wir wieder! Und so entstand eine lieb gewonnene Tradition, der Saison-Höhepunkt für jeden Sammler, aus der Idee zweier Zoofreunde, die leider schon lange nicht mehr in unserem Kreis zu finden sind.
(08.09.2006, 20:44)

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