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Asiatische Schildkröten in Deutschland



Dennis:   ja im sundagavialbecken lebt eine Grüne spitzkopfschildkröte und eine einzelne Borneoflußschildkröte seit april dieses Jahres.
warum allerdings nur ein einzeltier hat weiß ich nicht.
(08.07.2006, 13:41)
Johannes Pfleiderer:   Die sind aber noch nicht lange dort, oder? Ich war im Oktober letzten Jahres im Ulm, damals wurde eine Grüne Spitzkopfschildkröte zusammen mit dem Sunda-Gavial gehalten.
(08.07.2006, 13:35)
Dennis:   Im ulmer Aquarium gibts eine Gruppe Amboniascharnierschildkröte und eine
einzelne Borneo-flußschildkröte beim sundagavial
(08.07.2006, 10:23)
Michael Mettler:   Alles eine Frage der Präsentation. Ein Wüsten-Stachelleguan auf einem Stück Korkrinde begeistert Otto Normalbesucher nicht, wenn sich die gleiche Echse dagegen auf einem ausgeblichenen Rinderschädel sonnt, sieht das Bild schon anders aus. Und weil wir hier sowieso schon auf Kleinsäuger abgeschweift sind: Die momentan in Mode befindlichen Mäuse-Küchen, Ratten-Dachböden usw. zeigen doch, wie man solche Tierarten aufwerten kann. Aber auch das steht und fällt natürlich mit den handelnden Personen.

Die Nil-Stachelmäuse, die im Leipziger Löwenfelsen untergebracht sind (und deren Vorfahren ich selbst 1987 in die DDR eingeschmuggelt habe...), wurden z.B. in Ägypten auch schon in alten Tempelanlagen vorgefunden, wo sie die Mumien angeknabbert hatten. Da ließe sich doch mal eine interessantere Käfigdeko gestalten als nur ein paar trockene Zweige....
(07.07.2006, 22:45)
Dortmunder:   Finde es ja echt mal interessant, auch über unscheinbare Pfleglinge zu lesen, die in einem Zoo eigentlich nicht immer die nötige Beachtung finden, obwohl ich ja z. B. die Zwergmausvitrine in Wuppertal immer sehr interessant fand ! Aber für den "gemeinen" Zoobesucher sind halt Großtiere wichtig, und die gehen bei Nagern erst ab Meerschweinchen-, Kaninchen-, Mara-Größe los... Und bei Reptilien finde ich es noch extremer, da interessieren sich die Leute zwar für Riesenschlangen, Krokodile, Meeres- und Riesenschildkröten, aber die kleineren Arten + Amphibien bleiben komplett auf der Strecke...
(07.07.2006, 20:53)
Michael Mettler:   @IP66: Vor den Nagervitrinen in Hannover hielten sich viele Besucher deutlich länger auf als vor den Großkatzen - außer zu deren Fütterung, da waren Maus & Co. abgemeldet. Aber Kleinsäuger hatten es im Zoo Hannover ohnehin schwer, es gab das geflügelte Wort "für Dittrich fangen Tiere erst ab Affengröße an". Das schlug auch durchaus auf die Pfleger durch; einige schüttelten den Kopf darüber, dass da "Tiere durchgefüttert werden, die WIR in unseren Revieren totschlagen". Da darf man sich dann auch nicht wundern, wenn ein "Springer" mal die Wieselmeerschweinchen mit Wellensittichfutter und die Zwergmäuse mit Rattenpellets (die sind dreimal so groß wie die Maus!) "versorgt".

Zurück zu den Schildkröten: Auch eine gut gemachte "Schildkrötensammlung" kann Zoobesucher begeistern, siehe Schlangenfarm in Friedrichsfelde. Nach persönlichem Eindruck schneidet die übrigens hinsichtlich des Besucherinteresses besser ab als die Terrarienetage im Berliner Aquarium - und ich habe beide etliche Male besucht, da dürfte der Eindruck nicht zu sehr täuschen.
(07.07.2006, 20:23)
IP66:   @Herr Mettler: Ich bedaure Ihre Erfahrungen sehr, denn mir scheint für manches der Raubtierhäuser der 70er die Idee von Nagetiervitrinen ein gute zu sein, man braucht aber eben auch versierte Nagetierpfleger - in Friedrichsfelde scheint das wohl der Fall zu sein. Die Besucher interessieren die Tiere auch, wenn meine Beobachtungen verallgemeinert werden dürfen.
Über das münsteraner Schildkrötenzentrum bin ich nicht ganz so glücklich. Zum einen kann man ja nur einen Bruchteil der Arten sehen und vergleichen, zum anderen zeigt die recht liebevolle Didaktik des Ausstellungsraumes so gut wie keine Wirkung auf die Besucher. Bei meinen Besuchen war der Raum trotz gut besuchtem Zoo leer, und wenn sich ein Besucher dorthin verirrte, verweilte er nur wenige Minuten, da es keine Tiere zu sehen gab. Meine Empfehlung wäre gewesen, von ein paar Arten, die sich ausstellen lassen, auszugehen und die gewünschte Umweltgefährdung vom Tier aus deutlich zu machen. Das muß nicht die Renaissance des Gehegeschildes der Marke Hediger bedeuten, doch schon eine gewisse Anknüpung der Ausstellungskonzeption an irgend ein Exposit - im Zoo denn dann doch meist das Tier.
(07.07.2006, 19:32)
Jana:   Wie das Haltung und Zucht von Schildkröten (und auch anderen Reptilien) in jede Zoo aussieht, hängt fast ausschlieslich mit Besetzung von verantwortliche Reptilienkurator- oder Pflegerstelle. Wenn da ein begeisterte (Schildkröten-) Fan sitzt, kann er durchaus in ein Paar Jahren eine schöne Sammlung inklusive Nachzuchterfolgen erzielen, wenn da aber keine Interesse ist.... Bei "höheren" Tieren ist diese Abhängigkeit nicht so stark meine ich, zB bei Neuanschafung und Pflege von Elefanten (ein bisschen übertriebene Beischpiel, ich weiss) mischt sich nat¨rlich sehr stark der Direktor, der Zuchtkoordinator, das Besucher-Meinung kann man auch nicht ignorieren, dagenen bei Reptilien hat der Kurator fast freie Hand, ob er in eine vorhandene Anlage Schmuckschildkröten oder doch McCords Scharnierschildkröten stosst.
Und die Zusammenarbeit von Privatzüchter und Zoos ist eine Frage von beiseitigen Vertrauen (zwischen konkteten Leuten), und wir sind wieder bei Personalbesetzung im Zoo...
(07.07.2006, 15:37)
Michael Mettler:   OK, dem stimme ich zu. Dazu braucht es natürlich eine gute Zusammenarbeit zwischen Privatleuten und Zoos. Und da besteht ein gewisses Risiko: Man stelle sich vor, der erfolgreiche Privathalter X übereignet dem Zoo seiner Heimatstadt seinen wertvollen Tierbestand für eine Zuchtstation. Ein paar Jahre später wechselt die Zooleitung und gibt einen neuen Kurs aus: Was interessieren und Reptilien, wir brauchen den Platz für eine Nasenbärenanlage... Und nun?

Das ist keineswegs so abwegig, wie es sich anhört. Ende der 80er machte ich gemeinsam mit dem Zoo Hannover eine Nagetierausstellung im Raubtierhaus, die größtenteils mit Tieren aus meinem Privatbestand bestückt wurde. Ursprünglich nur für drei Monate gedacht, blieb diese Anlage dann mehrere Jahre stehen. Allerdings hatte ich mich relativ frühzeitig wieder daraus zurück- und meine Tiere abgezogen, als ich feststellen musste, dass diese an manchen Tagen nicht richtig versorgt wurden (falsches Futter, fehlendes Trinkwasser,vergammelnde Futterreste nicht entfernt, sondern nur mit neuer Streu überdeckt). Ein extremes Beispiel: Ein Zoo sollte wissen, dass Wühlmäuse eben wühlen und somit auch mal ihren Futternapf verscharren. Die Pfleger stellten allerdings - ob aus Zeitmangel oder aus Bequemlichkeit - lieber ein neues Futtergefäß hinein, statt nach dem verschütteten zu suchen. Bei einer Säuberung der Vitrine mit Schilfmäusen fand ich sage und schreibe neun (!) Futtergefäße vor - und da zwischenzeitlich die "richtigen" Näpfe ausgegangen waren (warum wohl), gehörten dazu auch gläserne Kompottschälchen und Ölsardinendosen!! Zudem wurde ich über Verluste nicht informiert bzw. diese wurden nicht mal notiert. Bleibt nur noch anzufügen, dass all dies in der Ära Dittrich passierte, obwohl Hannover nach Meinung Vieler hier im Forum damals "noch ein richtiger Zoo" war.

Wenn die Zusammenarbeit bzw. Koordination SO aussieht, denkt man sich als Privathalter natürlich "nicht mit mir". Und meine Pfleglinge waren ja noch nicht mal vom Aussterben bedroht...
(07.07.2006, 15:12)
Johannes Pfleiderer:   Sicher werden die meisten Reptilienarten von privaten Züchtern weitaus erfolgreicher gezüchtet.
Doch gerade bei sehr kleinen Beständen in Menschenhand, wie hier bei vielen der Scharnierschildkröten, die wohl z.T. im Freiland bereits ausgestorben sind, halte ich ein zentral gelenktes Zuchtprogramm in Zoos und Zuchtstationen für sinnvoller. Umso besser, wenn private Züchter, wie hier Elmar Meier, ihren Bestand derartigen Einrichtungen zur Verfügung stellen, aber gleichzeitig weiter betreuen.
Trotzdem sollten die Zoos auch Schauanlagen für asiatische Schildkröten nicht vernachlässigen, um so auf deren Bedrohung aufmerksam zu machen. Ich denke, dass die Besucher diese viel mehr wahrnehmen, wenn sie die betreffenden Tiere lebend betrachten können und nicht nur auf den Fotos der Shellshock-Infotafeln. In diesem Zusammenhang finde ich auch die neue Infoaktion "bedrohte Amphibien" des Zürcher Zoos sehr gut, bei der man sich direkt neben den Vitrinen mit Pfeilgift- und Schmuckhornfröschen über den dramatischen Rückgang der Amphibien informieren kann.
(07.07.2006, 14:44)
Michael Mettler:   Schildkröten gehören zu den Tiergruppen, von denen große Bestände in Privathand vorhanden sind (auch der Münsteraner Bestand geht ja zu größten Teilen auf einen einzigen Liebhaberbestand zurück) und die z.T. von engagierten Liebhabern wesentlich erfolgreicher und regelmäßiger gezüchtet werden als von Zoos. Ähnliches gilt für eine Vielzahl weiterer Reptilien und Amphibien, und nicht wenige der erfolgreichen Privatzüchter haben keine besonders hohe Meinung von vielen Terrarienhaltungen in Zoos, z.B. wenn bestimmte Tiere dort unnatürlicherweise ganzjährig unter gleichen Klimabedingungen gehalten werden.

Wenn Bedingungen gegeben sind wie in Münster (wo meines Wissens der vorherige Besitzer der Schildkröten weiterhin "seine" Tiere betreut und vor allem seine Erfahrung einbringt) oder Frankfurt (das Exotarium genießt unter Terrarianern einen hervorragenden Ruf), fände ich ein vermehrtes Engagement der Zoos wichtig. Wo Terrarientiere nur als optische Auflockerung in irgendwelchen Themenhäusern untergebracht werden, wäre erstmal ein Sinneswandel nötig, und bis dahin sollten sich solche Zoos auf weniger diffizile Arten beschränken.
(07.07.2006, 14:27)
Johannes Pfleiderer:   Mit dem Internationalen Zentrum für Schildkrötenschutz im Zoo Münster befindet sich nun die wichtigste Zuchtstation für asiatische Sumpfschildkröten in Deutschland. 21 Arten bzw. Unterarten werden derzeit dort gehalten:
-McCords Schlangenhalsschildkröte
-Chin. Dickkopfschildkröte
-Chin. Rothalsschildkröte
-Amboina-Scharnierschildkröte (Philippinen-Form)
-Goldkopf-Scharnierschildkröte
-Gelbrand-Scharnierschildkröte (Ryukyu-Inselform)
-Hinterind. Scharnierschildkröte in 3 Unterarten
-McCords Scharnierschildkröte
-Pans Scharnierschildkröte
-Dreistreifen-Scharnierschildkröte in 2 Unterarten
-Zhous Scharnierschildkröte
-Flache Erdschildkröte
-Celebes-Erdschildkröte
-Annam-Schildkröte
-Dreikiel-Erdschildkröte
-Plattrücken-Schildkröte
-Chin. Streifenschildkröte
-Dickhalsschildkröte
(Quelle: ZGAP-Mitteilungen/Juni 2006)

Jedoch kommt diese Reptiliengruppe ansonsten in deutschen Zoos, etwa im Vergleich zu Tschechien, ein wenig zu kurz.
Folgende Haltungen sind mir bekannt:
-Amboina-Scharnierschildkröte: Berlin TP, Dresden, Reptilium Landau
-Chin. Dreikielschildkröte: Berlin TP, Dresden, Kronberg
-Gelbrand-Scharnierschildkröte: Aquarium Erfurt, Berlin TP, Erfurt, Münster
-Dreistreifen-Scharnierschildkröte: Hamburg
-Malay. Dornschildkröte: Berlin TP
-Vietnam. Dornschildkröte: Berlin TP
-Spenglers Zacken-Erdschildkröte: Aquarium Erfurt, Dresden
-Riesen-Erdschildkröte: Aquarium Erfurt, Berlin TP
-Stachel-Erdschildkröte: Aquarium Erfurt
-Indische Dachschildkröte: Dresden, Leipzig
-Braune Dachschildkröte: Leipzig
-Chin. Streifenschildkröte: Berlin TP, Dresden
-Jap. Wasserschildkröte: Berlin TP
-Gelbe Sumpfschildkröte: Bochum, Münster
-Schwarzbauch-Erdschildkröte: Bochum
-Borneo-Flussschildkröte: Berlin Zoo(rezent?), Dresden
-Vieraugen-Wasserschildkröte: Dresden

Dies mag zwar auf den ersten Blick nicht so gering erscheinen, aber viele Haltungen bestehen bestimmt nicht mehr, da ich sie schon eine Weile nicht mehr besucht habe und sie damals oft aus Einzeltieren bestanden. Zudem findet man fast alle Arten des Schildkrötenzentrums in den Zoos überhaupt nicht, während sie etwa in englischen, niederländischen oder tschechischen Zoos gehalten werden. Was meint ihr? Sollten sich die deutschen Zoos hier noch mehr engagieren?
Und: Wer kann Ergänzungen bzw. Aktualisierungen der obigen Liste liefern?
(07.07.2006, 14:04)

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