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Primaten im Zoo Berlin



Michael Mettler:   Im "Zoologischen Garten" habe ich Berliner Jahresberichte von 1957-1959 gefunden. Daraus lassen sich noch drei zusätzliche Formen ersehen: Zwergmeerkatze, Helle Weißnase und Budeng.
Helle Weißnase ist ein anderer Name für die Kleine Weißnase, könnte jedoch eine andere Unterart als die zuletzt gehaltene Nominatform betreffen. Daher ist es wenigstens eine Fragezeichen-Position auf der Liste.
(26.06.2006, 00:00)
Michael Mettler:   So, hier findet meine tagelange "Affensuche" nun ihren Abschluss, es folgt nach Duisburg, Frankfurt und Köln die Vollendung der - nee, Trilogie heißt es ja bei DREI Folgen, wie heißt sowas denn mit vier?

Auf Basis der Berliner Jahresberichte von 1960 bis 2004 (1964 und 1965 fehlen mir leider), der Zooführer vor 1960 und meiner Besuche habe ich alle nachweisbaren Primatenformen aufgelistet (der aktuellen Systematik folgend ohne Berücksichtigung der früher als Halbaffen betrachteten Spitzhörnchen). Nicht auszuschließen, dass im Zeitraum bis 1960 noch mehr Formen gehalten wurden, immerhin kamen damals noch häufig Einzeltiere in die Zoos.

Im Fall von Primaten, bei denen frühere Unterarten heute teilweise als eigene Arten betrachtet werden (Senegal- und Riesengalago, Totenkopfäffchen, Nachtaffe, Grüne Meerkatze, Mona-Meerkatze, Schimpanse), ist anhand der Angaben teilweise keine genauere Zuordnung möglich.

Nach einem Artikel von Klös über Tierfänger (im BONGO) erhielt der Berliner Zoo Mona-Meerkatzen von einem in Uganda tätigen Fänger (das müssen dann Dent-Meerkatzen gewesen sein) sowie aus dem „nördlichen Kongo“, wofür entweder ebenfalls Dent- oder aber Wolf-Meerkatzen in Frage kommen, die früher beiden als Unterarten zur Mona gerechnet wurden, heute aber als eigene Arten gelten. Möglicherweise hat es die „echte“ Mona in Berlin gar nicht gegeben.

Im Laufe der Jahre hielt der Zoo verschiedene Formen von Riesengalagos, von denen ich mindestens zwei, wahrscheinlich drei gesehen habe, wobei sich die Beschilderung nie geändert hat; heute teilt man die frühere Art in mindestens drei eigene Arten auf. Die Grauen Riesengalagos entsprachen im Aussehen Tieren in Antwerpen (wo es ebenfalls mindestens zwei Formen gab), die dort als Galago crassicaudatus montieri geführt wurden; diese Unterart blieb auch bei der Neugliederung bei crassicaudatus, und auch die Beschreibung in Kingdons „Field Guide to African Mammals“ passt auf die Berliner. Für eine andere Art (Galago argentatus, englisch „Silver Galago“ – aufgrund der sehr unterschiedlichen Ohrlänge von vorgenannter unterscheidbar) erwähnt Kingdon das Vorkommen von Schwärzlingen. Möglicherweise gehörten also das schwarze Berliner Tier und sein gleichzeitig erworbener „normalfarbiger“ Artgenosse zu dieser Art, für die ich keinen deutschen Namen fand. Leider habe ich nur den Schwärzling fotografiert. Nicht auszuschließen, dass auch die dritte Art, der Garnett-Galago oder Kurzohr-Riesengalago (Galago garnettii) in Berlin vertreten war. Diese braune Art war z.B. in den 80ern in Antwerpen und in holländischen Zoos vertreten

Folgende Primaten sind für den genannten Zeitraum nachweisbar:

Loriverwandte (13 Formen):
Riesengalago (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Riesengalago, Schwärzling (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Grauer Riesengalago
Senegalgalago (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Botswana-Moholi-Galago
Botswana-Moholi-Galago, cremefarbige Farbvariante
Zwerggalago (= Demidoff-Galago)
Schlanklori (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Nördlicher Schlanklori
Plumplori (mindestens 2 nicht näher bezeichnete Unterarten)
Zwergplumplori
Potto

Lemuren (12 Formen):
Grauer Mausmaki
Brauner Mausmaki (= Roter Mausmaki)
Fettschwanzmaki
Katta
Mongozmaki
Kronenmaki
Mayottemaki
Weißkopfmaki
Rotstirnmaki
Schwarzweißer Vari
Roter Vari
Vari-Unterartbastard

Krallenäffchenverwandte (8 Formen):
Schwarzrückentamarin
Weißfußtamarin
Schnurrbarttamarin
Lisztäffchen
Weißpinselohräffchen (= Weißbüscheläffchen)
Weißgesicht-Seidenäffchen
Schwarzpinseläffchen
Springtamarin

Kapuzinerverwandte (18 Formen):
Sumpfspringaffe
Weißkopfsaki
Totenkopfäffchen (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Bolivianisches Totenkopfäffchen
Nachtaffe (mindestens 2 nicht näher bezeichnete Arten)
Weißstirnkapuziner
Brauner Kapuziner
Schlankkapuziner (? Identisch mit vorigem?)
Weißschulterkapuziner
Gehaubter Kapuziner (= Apella)
Schwarzscheitelkapuziner (? Unterart des Apella?)
Gehörnter Kapuziner
Wollaffe
Klammeraffe (keine Artangabe)
Schwarzer Klammeraffe (Rotgesicht-Klammeraffe)
Roter Brüllaffe
Schwarzer Brüllaffe

Makaken (18 Formen):
Javaneraffe
Ceylon-Hutaffe
Indischer Hutaffe
Rhesusaffe
Rhesusaffe, „goldene“ Farbvariante
Südlicher Schweinsaffe
Wanderu
Magot
Bärenmakak
Japanmakak (= Rotgesichtmakak)
Schopfmakak
Mohrenmakak
Grauarmmakak
Heck-Makak
Grauarm- x Heck-Makak (im Zoo geboren)
Mohren- x Heck-Makak (im Zoo geboren)
Mohren- x Schopfmakak (im Zoo geboren)
Heck- x Schopfmakak (im Zoo geboren)

Paviane (6 Formen):
Mandrill
Drill
Mandrill x Drill (im Zoo geboren)
Mantelpavian
Anubispavian
Sphinxpavian

Mangaben (3 Formen):
Mohrenmangabe
Haubenmangabe (= Goldbauchmangabe)
Schopfmangabe

Meerkatzen (20-21 Formen):
Husarenaffe (keine Unterartangabe)
Schwarznasen-Husarenaffe
Grüne Meerkatze (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Tantalus-Meerkatze (= Gelbgrüne Meerkatze)
Weißgrüne Meerkatze
Rotgrüne Meerkatze (? = Vervet-Meerkatze?)
Weißkehl-Meerkatze
Pluto-Diademmeerkatze
Dunkle Weißnase (= Große Weißnase)
Kongo-Weißnase (keine Unterartangabe)
Schmidt-Weißnase
Kleine Weißnase
Blaumaul-Meerkatze
Mona-Meerkatze (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Dent-Meerkatze
Wolf-Meerkatze?
Diana-Meerkatze
Roloway-Meerkatze
Brazza-Meerkatze
Eulenkopf-Meerkatze
Vollbart-Meerkatze

Schlankaffen (6 Formen):
Weißschwanzguereza
Hulman
Haubenlangur, schwarze „Normalform“
Haubenlangur, rote Farbvariante
Rotschenkel-Kleideraffe
Nasenaffe

Gibbons (9 Formen):
Siamang
Sumatra-Siamang
Sumatra-Ungka
Weißhandgibbon
Laos-Weißhandgibbon
Kappengibbon
Silbergibbon
Kappengibbon x Weißhandgibbon (im Zoo geboren)
Kappengibbon x Silbergibbon (im Zoo geboren)

Menschenaffen (9 Formen):
Sumatra-Orang-Utan
Borneo-Orang-Utan
Sumatra- x Borneo-Orang-Utan
Westlicher Flachlandgorilla
Schimpanse (keine Unterart- bzw. Artangabe)
Westafrikanischer Schimpanse
Zentralafrikanischer Schimpanse
Westafrikanischer x Zentralafrikanischer Schimpanse
Bonobo

Zählt man alle „Fragezeichen-Formen“, die Hybriden und die Farbvarianten voll mit, beträgt die Gesamtzahl der seit Kriegsende in Berlin nachweisbaren Primatenformen 116.

Zu den verschiedenen Art- und Unterartbastarden ist hinzuzufügen, dass es sich dabei keineswegs um einmalige „Fehltritte“ handelt. Kappen- x Weißhandgibbon war ein langjähriges Zuchtpaar (der erste in Deutschland geborene Gibbon war ein Nachkomme dieses Paares!), und mit den Hybriden wurde in der Folge auch untereinander weitergezüchtet. Mandrill x Drill wurde insgesamt mindestens 9x gezüchtet, wobei aus den Jahresberichten nicht ersichtlich ist, ob es sich immer nur um die Ursprungskreuzung handelte (es scheint nur ein einziges Drill-Weibchen im Zoo gegeben zu haben). Die in den 80ern gehaltene Mandrillgruppe soll jedenfalls meines Wissens komplett (!) mischblütig gewesen sein, was ein Grund für deren Abgabe gewesen sein soll (pers. Mitt.). Die vier Formen der Celebesmakaken wurden über viele Jahre gemeinsam auf dem Affenfelsen gehalten und verkreuzten sich regelmäßig untereinander. Bei der Aufteilung der Gruppe siedelten schließlich die (reinen) Mohrenmakaken ins Tropenhaus über, während auf dem Felsen ausschließlich Hybriden verblieben – bis zu deren Abgabe.

Die Farbvarianten bei Botswana-Moholi-Galagos und Rhesusaffen wurden im Zoo von normalfarbigen Eltern gezeugt. Im Falle der Goldrhesus ist das nicht verwunderlich, da die normalfarbigen Rhesusaffen aus Frankfurt stammten, wo die Farbvariante bereits etabliert war. Die cremefarbigen Moholi-Galagos (keine Weißlinge, wenn auch irgendwo so tituliert) hatten jedoch Wildfänge als Vorfahren. Der schwarze Riesengalago war ein Importtier, ebenso die ersten roten Haubenlanguren.

Auffällig ist, dass sich der Zoo Berlin mit wenigen Ausnahmen nicht in der Haltung der in den 60ern und 70ern in diversen Arten importierten Sakis und Languren versuchte. Auch das „Sortiment“ der Krallenäffchen war deutlich kleiner als z.B. in Köln oder Frankfurt, dafür sticht die Formenvielfalt der Makaken ins Auge. Da selbst eine Art wie das Goldgelbe Löwenäffchen fehlt, das zeitweise sogar als Heimtier gehandelt wurde, hege ich den Verdacht, dass manche Krallenäffchen als "Kleinsäuger" vielleicht keine Erwähnung in den Veröffentlichungen fanden?

(20.06.2006, 00:00)

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