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Zoodirektoren gestern und heute



W. Dreier:   Habe mal kurz einige seiner Buchbeiträge "gescannt" (Auswahl aus Wikipedia):

Unsere haarigen Vettern. Neueste Erfahrungen mit Schimpansen.
Wilde Diplomaten. Versöhnung und Entspannungspolitik bei Affen und Menschen.
Good natured: the origin of right and wrong in humans and other animals.
Der gute Affe. Der Ursprung von Recht und Unrecht bei Menschen und anderen Tieren.
Bonobos. Die zärtlichen Menschenaffen. (zusammen mit Frans Lanting)
Eine schöne Verwandtschaft. Das Familienleben der Menschenaffen.
Der Affe und der Sushimeister. Das kulturelle Leben der Tiere.
Der Affe in uns. Warum wir sind, wie wir sind.
Primaten und Philosophen. Wie die Evolution die Moral hervorbrachte.
Das Prinzip Empathie. Was wir von der Natur für eine bessere Gesellschaft lernen können.
Der Mensch, der Bonobo und die zehn Gebote.
(25.03.2024, 15:11)
W. Dreier:   Wenn auch kein Zoodirektor: der niederländischen bekannte Primaten- und Verhaltensforscher Frans De Waal ist verstorben. Bekannt sind seine Forschungen an Schimpansen. Später ging er in die USA; immer mal wieder zurück zu seinen Schimpansen, sollen diese ihn immer wieder begrüßt haben - nach Schimpansen-Art (aus "Berliner Zeitung") - haben wohl immer viel Spaß mit ihm gehabt - und umgekehrt!
(25.03.2024, 14:59)
cajun:   Eine PM der Wilhelma:
"Die Wilhelma in die Zukunft führen
Lokführer, Astronaut, Zoodirektor: Wilhelma-Chef Dr. Thomas Kölpin hat einen der Jobs, der bei vielen Kindern früher ganz oben auf der Berufs-Wunschliste stand. Seit zehn Jahren ist der gebürtige Hamburger Direktor des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart. Dabei wollte er als kleiner Junge eigentlich Tierforscher werden. Nach dem Biologiestudium arbeitete er vier Jahre im Hamburger Tierpark Hagenbeck, 2009 übernahm er die Leitung des Thüringer Zooparks in Erfurt. 2014 wurde er Direktor der Wilhelma. „Es hatte mich gereizt, einen großen, international renommierten Zoo zu führen“, sagt Kölpin. Allerdings ist sein Beruf eher ein Manager- als ein Traumjob, wie sein eng getakteter Terminkalender zeigt: Kölpin trägt nicht nur die Verantwortung für 330 Mitarbeitende und ein jährliches Budget von 26 Millionen Euro, sondern letztlich auch für die rund 11.000 Tiere und 8.500 Pflanzenarten auf dem 30 Hektar großen Gelände am Neckar.

In den letzten zehn Jahren hat der Zoologisch-Botanische Garten Stuttgart seine Attraktivität massiv gesteigert: Im europäischen Zoo-Ranking ist er von Platz 14 auf Platz 5 gerutscht, auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis liegt die Wilhelma weit vorne. „Mir ist es wichtig, dass sich Familien den Besuch leisten können“, betont Kölpin. 2023 konnten rund 1,8 Millionen Besucher*innen empfangen werden – eine halbe Million mehr als 2016. Dazu haben sicher auch die von ihm neu eingeführten Veranstaltungsformate wie die Artenschutztage, der Kindertag und der Christmas Garden beigetragen. Einen Run auf die Eintrittskarten gibt es auch an Halloween: Seit 2015 ergänzt an diesem Tag schaurig-schöner Gruselspaß das Zoo-Erlebnis.

Zehn große Bauprojekte wurden unter Kölpins Ägide in der Wilhelma verwirklicht, darunter die Schneeleopardenanlage, das neue Haus für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren und als „absolutes Highlight“ die im Juli 2023 eröffnete Terra Australis. „Ich bin sehr stolz, dass wir es geschafft haben, dass die Koalas dort jetzt auf dem Baum sitzen“, sagt er. Vier Jahre hatte der Umbau des alten, nicht mehr zeitgemäßen Menschenaffenhauses in die attraktive Anlage mit Nachttierhaus-Segmenten gedauert, beharrlich und über Jahre hinweg hat der Wilhelma-Direktor darauf hingearbeitet, die zwölf Tierarten, die nun in der Terra Australis wohnen, an den Neckar holen zu können.

Auch das Engagement für den Artenschutz hat Thomas Kölpin energisch vorangetrieben. Wurden 2014 etwa 30.000 Euro für Artenschutzprojekte ausgegeben, ist dieser Betrag im letzten Jahr (2023) auf über eine Million Euro angestiegen – auch dank des Artenschutzeuros, der seit 2018 im Eintrittspreis enthalten ist. „Meine Vision von der Wilhelma ist eine Artenschutzorganisation, die einen zoologisch-botanischen Garten betreibt“, sagt Kölpin. Die Tiere und Pflanzen im Zoo sind für ihn auch Botschafter für ihre Artgenossen in der freien Natur, die vom Klimawandel und anderen menschlichen Eingriffen bedroht sind. „Mit ihnen können wir auf eine sympathische Art und Weise auf wichtige Themen aufmerksam machen, ohne gleich den erhobenen Zeigefinger auspacken zu müssen“, so der Direktor.

Ein Zoo muss sich stetig weiterentwickeln, in die Haltung und den Bau neuer Anlagen fließen stets die neuesten Erkenntnisse zum Tierwohl ein. Als seine „Schicksalsanlage“ bezeichnet Kölpin den Neubau des Elefantengeheges. Die menschenbezogene Haltungsform, wie sie jahrzehntelang in Zoos praktiziert wurde, ist mittlerweile out. Stattdessen soll die Wilhelma eine neue Elefantenwelt bekommen, die in drei Bereiche unterteilt werden kann, um den natürlichen sozialen Bedürfnissen der Dickhäuter entgegenkommen zu können: „Elefanten sind Tiere, die in Phasen ihres Lebens Zusammenleben und Trennung brauchen“, sagt Kölpin, der seit März 2018 Vorsitzender der Elefanten-Spezialistengruppe der europäischen Zoovereinigung EAZA ist. In einer solchen „Fission-Fusion“-Anlage ist eine getrennte Haltung der Geschlechter möglich: Elefantenkühe mit ihrem Nachwuchs, eine „Junggesellenherde“ und einzelne Bullen können wie in der Natur getrennte Wege gehen. Die Wilhelma wird der erste Zoo weltweit sein, der diese Vorgabe erfüllt. Ob es die neue Anlage wie geplant 2025 in den Landeshaushalt schafft, steht allerdings noch in den Sternen: „Wir stehen da natürlich in Konkurrenz zu anderen Bauprojekten des Landes“, so Kölpin.

Die größte Herausforderung der letzten zehn Jahre ist die Corona-Pandemie gewesen – und das nicht nur wegen der Einnahmen, die während der sieben Monate währenden Schließzeit komplett weggefallen waren. In den Phasen, in denen der Zoologisch-Botanische Garten Stuttgart öffnen durfte, mussten die sich ständig ändernden Hygienekonzepte umgesetzt und Sicherheitskräfte eingestellt werden, die die Einhaltung der Maßnahmen überwachten. Das Personal wurde in zwei Teams aufgeteilt, die sich nicht begegnen durften: „Es musste vermieden werden, dass zum Beispiel die Orchideengärtner*innen oder die Elefantenpfleger*innen komplett ausfallen“, so Kölpin. Aktuell sind die gestiegenen Energiepreise und die hohe Inflation sehr belastend, die die Kosten für Futter, Löhne und die aktuellen Bauprojekte in die Höhe treiben.

Ans Aufhören denkt der 55-Jährige, der mit seiner Familie auf dem Gelände der Wilhelma wohnt, noch lange nicht. Daneben ist Dr. Kölpin seit 2016 Mitglied im Führungsgremium (Council) der europäischen Zoovereinigung EAZA und seit 2022 Schatzmeister der Organisation. Viel Spaß macht ihm auch die Lehrtätigkeit an der Uni Stuttgart im Fachbereich Tiergartenbiologie und Systematik: „Ich freue mich, dem Nachwuchs etwas mit auf den Weg geben zu können.“

Und was ist das Lieblingstier eines Zoodirektors? „Schon von Berufs wegen liegen mir alle Tiere am Herzen“, betont Thomas Kölpin. Derzeit sind aber die drei Quokkas in der Terra Australis seine Favoriten: „Eigentlich kleine unscheinbare Kängurus, aber mit einer positiven Ausstrahlung“, sagt er. Die Wilhelma ist übrigens der einzige Zoo in Europa, der Quokkas halten darf. Außerhalb Australiens gibt es die putzigen Beuteltiere nur noch in einem weiteren Zoo in Japan zu sehen."
Quelle:https://www.wilhelma.de/aktuelles/aktuelles/news-presse/meldung/die-wilhelma-in-die-zukunft-fuehren
(02.01.2024, 15:58)
cajun:   Ein Interview mit Theo Pagel:
"Der Kölner Zoo – ein Blick hinter die Kulissen
Im Gespräch mit Zoodirektor Theo Pagel
Im vergangenen Jahr verbuchte der Kölner Zoo etwa 1,2 Millionen Besuche. Neben der Tatsache, dass Tierfreunde hier mehr als 10.000 Tiere beobachten können, dürfte der Erfolg des Zoos vor allem darin begründet liegen, dass er sich stetig weiterentwickelt und in puncto Artenschutz und Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnimmt.

DIEWIRTSCHAFT: Sie haben Ihr gesamtes akademisches und berufliches Leben der Zoologie gewidmet – woher kommt diese Leidenschaft und was hält sie am Leben?
Theo Pagel: Bereits als kleiner Junge bin ich durch meinen tierlieben Vater mit Tieren aufgewachsen und habe so die Liebe und Leidenschaft für Tiere quasi fast mit der Muttermilch aufgenommen. Schon früh habe ich verschiedenste Vogelarten, aber auch Säuger bis zum Waschbären daheim gehalten und gezüchtet. Natur, Tiere im Speziellen begeistern mich. Mich für ihren Erhalt einzusetzen ist meine Passion und Leidenschaft.

DIEWIRTSCHAFT: Wenn man für mehr als 10.000 Tiere verantwortlich ist: Besteht da noch das Bedürfnis, privat Haustiere zu haben?
Theo Pagel: In der Tat war ich niemals ohne Hund daheim – mein Vater züchtete früher Cockerspaniels und später Englische Setter. Momentan beherbergen wir einen Hund und einen Dackel, genauer gesagt einen Korthals Griffon und einen Kurzhaarteckel. Richtig gelesen, Hund und Dackel – das sind unterschiedliche Wesen, glauben Sie mir. Zudem habe ich daheim noch Schildkröten und Eidechsen.

DIEWIRTSCHAFT: Neben Ihrer Arbeit als Zoodirektor arbeiten Sie auch als Honorarprofessor an der Universität zu Köln: Welche Lücken füllt diese Tätigkeit, die Ihnen in Ihrer Arbeit als Zoodirektor fehlen?
Theo Pagel: Die Tätigkeit mit den Studierenden füllt keine Lücke, sondern gehört für mich zum Bildungsauftrag des Kölner Zoos. Bei der Lehre an der Uni – übrigens finden unsere Kurse immer im Zoo statt – werde ich durch verschiedene Mitarbeiter*innen auf Abteilungsleiterebene unterstützt. Es ist uns wichtig, die jungen, angehenden Biologen über Diversität, Tiergartenbiologie und unsere Arbeit zu informieren. Erwachsenenbildung. Zudem ermöglicht uns diese Arbeit, immer wieder über Praktika bis hin zur Promotion interessante Themen bearbeiten zu lassen.
Ansonsten ist der Kölner Zoo ja von der Vorschule bis zur Besucherbildung aktiv. Unsere Zooschule wird von rund 22.000 Schüler*innen besucht.

DIEWIRTSCHAFT: Sie teilen sich die Zooleitung seit 2007 mit Herrn Landsberg. Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile einer Doppelspitze?
Theo Pagel: Angefangen habe ich in der Tat als Einzelvorstand, wusste aber, dass die Stadt Köln – wir sind ja eine Beteiligungsgesellschaft der Stadt Köln – das Vieraugenprinzip wünscht, und schon bald waren wir zu zweit. Wir beide ergänzen uns gut und bekanntlich können vier Schultern mehr stemmen als zwei. Wir können viele Dinge gemeinsam besprechen und hinterfragen. Das hilft und der Erfolg zeigt, dass wir ein gutes Team sind. Und ehrlich gesagt hat Christopher Landsberg vor allem die Themenfelder zu besetzen, die mir nicht ganz so viel Freude machen – z. B. Bilanzen.

DIEWIRTSCHAFT: Auf welche Veränderungen, die seit Ihrer Zeit als Zoodirektor im Zoo umgesetzt wurden, sind Sie besonders stolz?
Theo Pagel: Stolz bin ich darauf, dass ich ein sehr gutes Team habe, das gemeinsam an unserer Weiterentwicklung arbeitet und sich sehr einsetzt. Nur gemeinsam konnten wir all das erreichen, was wir geschaffen haben.
Stolz bin ich nicht nur auf die zahlreichen herausragenden Zuchterfolge, unseren Masterplan und die bauliche Weiterentwicklung des Kölner Zoos. Für mich sind vor allem auch die Ziele Bildung, Forschung und Artenschutz wichtig. Und hier spielen wir auch in der Champions League. Der 2022 eingeführte Artenschutz-Euro hilft uns, unsere weltweiten Naturschutzprojekte voranzutreiben, Arten zu erhalten. Noch 2023 werden wir im Zuge der sogenannten Reverse-The-Red-Initiative der Weltnaturschutzunion (IUCN) und des Weltzooverbandes (WAZA) eine Stelle für Artenschutz einrichten. Damit wird der Kölner Zoo der erste Zoo in Deutschland sein, der ein sog. Center for Species Survival einrichtet – das ist zukunftsweisend und zukunftssichernd. Letztes Jahr haben wir zudem eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die wir nun mit Leben füllen.
Der Zoo als mittelständisches Unternehmen

DIEWIRTSCHAFT: Erst die Pandemie, dann die Inflation mitsamt ihren steigenden Energie- und Futterkosten: Wie gelingt es Ihnen, den Zoo unter all diesen Umständen in Betrieb halten zu können?
Theo Pagel: Letztlich sind wir ein mittelständisches Unternehmen, das eben auch entsprechend haushalten muss. Wir haben es geschafft, dass wir rund 80 Prozent dessen, was wir benötigen, selbst erwirtschaften. Neben den Einnahmen aus den Eintritten sind Sonderveranstaltungen wie China Light und natürlich unsere beiden Tochterunternehmen zu nennen. Die Zoo Shop GmbH und die Zoo Gastronomie GmbH erwirtschaften zusätzliche Gelder für uns. Darüber hinaus versprechen wir uns viel von unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Ein Energie-Audit läuft und unsere Leuchtmittel sind bereits alle auf LED umgestellt worden – so etwas hilft bei Einsparungen.

DIEWIRTSCHAFT: Welche finanziellen Förderungen oder Unterstützungen erhalten Sie, von den Eintrittsgeldern der Besucher abgesehen, um gewährleisten zu können, dass die Betriebskosten immer gedeckt werden können?
Theo Pagel: Der Zuschuss der Stadt liegt derzeit bei rund 3,5 Millionen Euro. Früher war er deutlich höher, aber wir machen uns mehr und mehr unabhängig davon. Doch ganz verzichten möchten wir nicht darauf, schließlich erfüllen wir wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Außerdem sind wir ein Leuchtturm für Köln und die Region.

DIEWIRTSCHAFT: Unter Tierfreunden gibt es zum Thema Zoo zwei unterschiedliche Lager: das eine, das Tiere gerne anschaut, regelmäßig in den Zoo geht und der Meinung ist, dass die Tiere dort ein behütetes, sicheres und gutes Leben haben. Und das andere, das Gehegehaltung als Einschnitt in die Freiheit und Tierquälerei betrachtet.
Was entgegnen Sie den Kritikern?
Theo Pagel: Erfreulicherweise ist die große Mehrheit der Gesellschaft pro Zoo – sie haben das Modell Zoo verstanden: erholen, erlernen, erforschen, erhalten. Das zeigen auch die Besucherzahlen. Jährlich besuchen 64 Millionen Menschen in Deutschland einen Zoo – das sind mehr als doppelt so viele Besucher, wie die Erste und Zweite Bundesliga haben! Der Kölner Zoo verbuchte 2022 über 1,2 Millionen Besuche. Tiere sind auch in der Wildnis nicht frei, hier haben sie auch Reviergrenzen. Das Leben in der Wildnis ist nicht das Paradies, sondern „survival of the fittest“. Im Zoo ist es wichtig, dass die Tiere beschäftigt werden und ein verhaltensgerechtes Leben haben. Ein gutes Beispiel dafür ist bei uns die Elefantenhaltung. Unsere Asiatischen Elefanten leben in einer Familienherde, so wie in der Wildnis, und werden nicht mehr wie früher angekettet. Tierschutz und Tierwohl haben bei uns oberste Priorität. Das gewährleisten wir mit gelernten Zootierpflegern, Biologen und Veterinärmedizinern. Uns liegen unsere Tiere am Herzen und deshalb verbessern wir stetig ihre Pflege und Haltung.

DIEWIRTSCHAFT: Gibt es eine Tierart, die noch nicht in Ihrem Zoo vertreten ist und die Sie gerne aufnehmen würden? Welche wäre das und warum?
Theo Pagel: In der Tat hätte ich einen Wunsch, der sich aber nicht erfüllen wird. Das australische Schnabeltier. Ein Eier legendes Säugetier mit Giftstachel und Entenschnabel. Kein Witz. Das würde ich gerne zeigen, da es so außergewöhnlich ist. Aber es wird kaum möglich sein, solche Tiere aus Australien zu importieren, obgleich es mehrere Zoos dort gibt, die diese außergewöhnlichen Tiere halten und züchten.

DIEWIRTSCHAFT: In der mehr als 150-jährigen Geschichte des Kölner Zoos fand ein stetiger Wandel statt. Was sind Ihre Visionen für die Zukunft des Zoos?
Theo Pagel: Unsere Visionen kann man sich bei uns auf der Homepage anschauen. Dort haben wir unseren Masterplan hinterlegt. Wir haben uns Gedanken gemacht, welche Tiere und wie wir diese halten wollen. Eine tiergeografische Gliederung, naturnahe Gehege. Und in diesem Jahr ist es uns gelungen, die Wiesen vor dem Zoo noch zu bekommen, die wir aber zugegebenermaßen im Masterplan schon verplant hatten. Zudem möchten wir einen roten Faden durch den Zoo ziehen, z. B. mit Bildungsthemen, was kann ich selbst tun. Wir möchten unsere Gäste in die Lage versetzen, vorab ihren Zoobesuch besser zu planen, den Tag interessanter zu gestalten. Über moderne Medien wollen wir zusätzliche Informationen anbieten und unsere Gäste auch nach dem Zoobesuch mit uns in Verbindung halten. Artenschutz geht uns alle an."
Quelle:https://www.diewirtschaft-koeln.de/der-koelner-zoo-ein-blick-hinter-die-kulissen-_id9649.html
(04.12.2023, 13:26)
cajun:   Ein Interview mit Arne Lawrenz:
"Wegbereiter der Transformation:
Vom Zoo zum Artenschutzzentrum
Seit über zehn Jahren leitet Dr. Arne Lawrenz als Direktor den „Grünen Zoo Wuppertal“. Im Mittelpunkt steht für ihn der Arten- und Naturschutz. In wenigen Jahren soll der Zoo auch CO2-neutral sein.
Name: Arne Lawrenz
Beruf: Tierarzt/Zoodirektor
Im Bergischen seit: 1998, als ich als Tierarzt im Zoo anfing und von Berlin ins Bergische zog

Was hat Sie als Berliner an den Wuppertaler Zoo gebracht?
Ein wichtiges Kriterium war damals, sowohl für mich als auch die Führung hier, dass ich als Tierarzt zuvor anderthalb Jahre im Süden Afrikas das Leben und Verhalten der Schwarzfußkatzen im Zuge einer Feldforschung studiert hatte, und in Wuppertal das Zuchtbuch geführt wurde. Da konnte ich einsteigen und wertvolle Impulse liefern. So wurde ich Wuppertaler, wohne heute direkt um die Ecke vom Zoo.

Sie haben dann schnell den Namen „Grüner Zoo Wuppertal“ etabliert, warum?
Um deutlich zu machen, dass wir uns auf den Weg gemacht haben. Dass es uns mit der Transformation von einer Menagerie, in der man Tiere zur Schau stellt, hin zu einem Arten- und Naturschutzzentrum, ernst ist. Dafür konnten wir Kooperationspartner wie die Bergische Universität und das Wuppertal Institut gewinnen. Hier setzt auch das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit 4,4 Millionen Euro unterstützte Modellprojekt zur CO2-neutralen Energieversorgung an. Dabei soll ein Nahwärmenetz auf Basis erneuerbarer Quellen entstehen, das die dezentrale Versorgung mit fossilen Energieträgern ersetzt.

Die Kritik gegenüber Zoos lautet immer wieder, dass die Tiere grundlos gefangen gehalten werden.
Wir halten die Tiere nicht zum Spaß, sondern, um bedrohte Tiere vor dem Aussterben zu bewahren. Das Tierwohl steht bei uns immer an erster Stell. Klar, grundsätzlich würde ich mir wünschen, dass wir irgendwann keine Zoos mehr bräuchten. Wenn der Mensch im Einklang mit der Natur leben, nachhaltig mit den Ressourcen umgehen und der Natur zwei Drittel des Kontinents zur Verfügung stellen würde, dann bräuchte es vielleicht solche Institutionen wie einen Zoo nicht mehr. Aber da die Situation eine andere ist, benötigen wir das Wissen aus der Forschung von Zoos wie unserem, um etwa bedrohte Populationen zu erhalten. Die Frage ist doch: Wie können Menschen und Tiere gut zusammenleben? Man muss es leider coachen und managen. Sonst kann es daneben gehen.

Eines der nächsten großen Projekte ist der Aufbau einer „afrikanischen Savanne“, wie geht es da voran?
Seit Mai arbeitet in unserem Team ein Bauingenieur, der das zusammen mit einer noch zu findenden Firma umsetzen wird. Wir wissen ganz gut, was wir wollen – ein best practice-Beispiel, das dreimal so groß sein wird wie das jetzige Terrain. Vor allem die Elefantenherde wird davon profitieren, das ist uns sehr wichtig. Aber es stehen auch noch andere Projekte an in diesem Jahr, etwa dass die Seelöwen die Eisbären-Anlage mitbenutzen, eine Anlage für die Roten Pandas sowie eine neue, große Anlage für unsere Takins. Das ist eine Mischung zwischen einem Kampfstier und einer Gams, die Art stammt aus dem Himalaya, wo sie extremst bedroht ist. Mit Unmengen von Natursteinen konnte der natürliche Lebensraum in den Hochgebirgen nun besser nachempfinden werden. Langfristig wollen wir durch unsere Arbeit eine Wiederaufforstung eines natürlichen Lebensraumes und dann eine Wiederansiedlung von Takinen im ursprünglich angestammten Lebensraum erreichen.

Neben den „großen“ Tieren tun Sie auch viel für die weniger augenfälligen, heimischen Arten …
Ja, denn am Ende geht es ja um den Schutz von Ökosystemen, weil alles mit allem zusammenhängt. Uns geht es nicht um das letzte Sensations-Ding, sondern darum, dass wir Spezies erhalten, die einander bedingen. So konnten wir vor einiger Zeit etwa die Rückeroberung des Bergischen Landes durch den Uhu erleben, eine echte Erfolgsgeschichte, denn er war jahrzehntelang im Bergischen Land ausgestorben. Gerade widmen wir uns dem Feuersalamander. Im Grunde war er hier im Bergischen, vor allem am Lauf der Wupper, heimisch. Doch seit ein paar Jahren macht ihm massiv ein Amphibien-Hautpilz zu schaffen und die Tiere sind nun fast ausgestorben. Wir versuchen sie immun zu machen, vielleicht mithilfe von Bakterien oder einer Impfung, arbeiten auch mit neuen Technologien wie KI, um die letzten vielleicht schon immunen Tiere ihrer Art zu finden und nachhaltig zu vermehren. Wir wissen selbst, dass wir nicht die ganze Welt retten können. Aber wir versuchen es an einzelnen Beispielen – vor allem, wenn eine Spezies direkt vor unserer Nase droht zu verschwinden.

Mehr Tierwohl im Zoo, wie geht das?
Wir kämpfen dafür, natürliche Verhaltensmuster aufzuzeigen. Dazu gehört auch, dass wir uns von dem Schema F, dass wir zwei Vorstellungen am Tag haben und der Seelöwe am Ende winkt, verabschieden wollen. Ich möchte lieber zeigen, wie gigantisch schnell die schwimmen können. Das ist ein Spagat und daran arbeiten wir. Natürlich möchten wir die Besucher und Besucherinnen mit all unseren Tieren begeistern, um sie für den Naturschutz gewinnen. Das ist unsere Mission. Besucher zu Handelnden zu machen, im Sinne des Umweltschutzes. Deshalb legen wir auch viel Wert auf Umweltbildung. Und in dem Kontext bin ich auch ein bisschen stolz darauf, dass man vielleicht den Löwen ab und zu nur in der Ferne sieht. Weil er artgerechte Rückzugsmöglichkeiten von uns geboten bekommt.

Fleischfresser und der Kreislauf des Lebens – auch das ist ein Thema …
Ja, wir werden den Löwen nicht zum Vegetarier machen können … Ich will, dass meine Tiere so naturnah wie möglich leben und sich fortpflanzen können. Deshalb kastrieren wir hier kein Tier und geben selten Verhütungsmittel. Junge Tiere sind immer sehr niedlich. Aus diesem Grund wirft man uns fälschlicherweise vor, zu züchten, um mit den Tierbabys Besucher in den Zoo zu locken. Die Wahrheit ist aber, dass besonders zum natürlichen Leben die Fortpflanzung mit Jungtieraufzucht und das Leben im Sozialverband gehört. Diese gibt es aber nicht, wenn man sich die Tiere nicht fortpflanzen lässt. Da wir Zoos in der Regel viel besser sind als die Natur und bei uns viel mehr Tiere als in der Natur erwachsen werden, haben wir das Problem mit überzähligen Tieren, die wir nicht mehr für den Arterhalt benötigen. So gehört auch zur Wahrheit, dass wir überzählige Tiere verfüttern So geben wir dem natürlichen Kreislauf von Fressen und Gefressen-werden auch wieder etwas zurück. Für mich zählt die Qualität des Lebens mehr als die Länge eines Lebens. Deshalb ist das Verfüttern ganzer Tierkörper aus unserem Zoo, wo die Tiere ein gutes Leben hatten, für die Löwen und Co. in vielerlei Hinsicht viel besser als Wurst aus Massentierhaltung.

Wie kann man den Zoo bei seiner Arbeit unterstützen?
Zu uns kommen und sich begeistern lassen, Zusammenhänge und Natur besser verstehen, um nachhaltiger mit der eigenen Umwelt umzugehen. Aber es ist auch eine super Sache, Mitglied im Zoo-Verein zu werden. Das kostet für Einzelpersonen 20, für Firmen 40 Euro, und man kann sogar viermal im Jahr an einer Führung teilnehmen. Mit Großspenden können wir große Projekte vorantreiben und aktiv Arten- und Naturschutz finanziell überall auf der Welt unterstützen, auch dafür sind wir sehr, sehr dankbar. So konnte auch unsere begehbare Freiflughalle Aralandia verwirklicht werden – indem durch bürgerschaftliches Engagement 6,5 Millionen Euro zusammengekommen sind.

Was gefällt Ihnen besonders am Bergischen?
Die Wupper. Sie hat der Stadt Reichtum gebracht, wurde fast zerstört und konnte auch dank des Wupperverbandes wieder weitgehend renaturiert werden. So wurde ein einzigartiges Ökosystem geschaffen, für das ich diese Stadt liebe. Für mich ´ne mega coole Stadt, in der ich alt werden möchte.

Ihr Geheimtipp im Bergischen?
Das Waldgebiet unter und um die Müngstener Brücke, auch der Brückenpark. Da trifft auf ganz einzigartige Weise Technik auf Natur, das gefällt mir. Und, ja, Achtung, Werbung in eigener Sache: unsere Freiflughalle Aralandia. Dieses naturinklusive Design und das Gefühl, mittendrin zu sein in der Natur, ohne Barrieren, zusammen Aras, Sonnensittichen, Chile-Flamingos und einem Pudu, das ist alles, wofür der Zoo steht, und das finde ich begeisternd."
Quelle:https://bergische-wirtschaft.net/80-2939-wegbereiter-der-transformation%3A.html
(21.08.2023, 08:59)
cajun:   Mal ein Zoodirektor nicht gestern, nicht heute, sondern "mittendrin".
Gratulation an Dr. Kauffels zu 25 Jahren Opel Zoo:
"Mit Tatkraft und Weitblick für den Opel-Zoo
Dr. Thomas Kauffels ist seit 25 Jahren Direktor im Kronberger Freigehege
Seit 25 Jahren ist der Biologe Dr. Thomas Kauffels Direktor des Opel-Zoo. Seither hat er mit unermüdlichem Engagement die Weiterentwicklung des Kronberger Freigeheges wegweisend geprägt und maßgeblich dazu beigetragen, dass der Opel-Zoo heute ein moderner, weit über die Grenzen der Region bekannter Zoo und eine der beliebtesten Freizeit- und Kultureinrichtungen Hessens ist, der in nationalen wie internationalen Zooverbänden ebenso wie in der Forschung eine anerkannte Größe darstellt.
Als der gebürtige Neusser Dr. Thomas Kauffels am 1. Juli 1998 aus dem Rheinland in den Taunus kam, gab es viel zu tun: Für die Entwicklung des privat geführten Freigeheges hatten die Zooverant-wortlichen ehrgeizige Ziele gesteckt; in dem gelernten Tierpfleger und promovierten Zoologen sahen sie den Richtigen für deren Umsetzung. Seine Tierpflegerausbildung absolvierte Thomas Kauffels im Zoo Krefeld, es folgten weitere Stationen in den Zoos San Diego (CA), Hannover und Köln.
Anfang Februar 1999 stellte der neue Direktor die „Zoovision“ des Freigeheges vor, die nicht weniger als eine Neugestaltung weiter Teile des 27 ha großen Zoogeländes vorsah und mit Blick auf nachfolgende Generationen auch langfristig die Sicherung des Zoobetriebs erreichen sollte.
Bereits kurz darauf wurde die Zooschule im Opel-Zoo eröffnet, anschließend gab es kaum ein Jahr, in dem nicht weitere Investitionen in neue Anlagen folgten. Unter den tiergärtnerischen Meilensteinen sind dabei die Anlage Afrika Savanne mit der Gemeinschaftshaltung von Giraffen, Zebras, Gnus und Impalas (Eröffnung 2006) nebst Neubau von Zooverwaltung und Restaurant „Lodge“, die große Freiflugvoliere am Hardtweiher (2008) oder die Elefantenanlage, die bei ihrer Einweihung 2013 eine der modernsten Europas war (ebenfalls mit neuer Restauration). Es folgten 2016 die Anlage für Brillenpinguine und 2021 die Madagaskar-Voliere, in der die Kattas und Roten Varis die Besucher begeistern.
„Mit viel Sachverstand und Weitblick hat Dr. Kauffels es bei der Umsetzung all dieser Vorhaben verstanden, die zu seiner Zeit wegweisenden tiergärtnerischen Ideen des Zoogründers mit zeitgemäßen Anforderungen zusammenzuführen“ so Gregor von Opel, Vorstandsvorsitzender der den Zoo tragenden ‚von Opel Hessische Zoostiftung‘, und er ergänzt: „Unter seiner Leitung konnte das Potential des Kronberger Freigeheges entfaltet und ein Angebot geschaffen werden, das heute allen Ansprüchen an einen modernen Zoologischen Garten genügt - für dieses herausragende Engagement danken wir ihm sehr herzlich!“
Die „Zoovision“ habe Dr. Kauffels zu seiner eigenen gemacht und sie keinen Tag aus den Augen verloren, auch wenn die Rahmenbedingungen mitunter herausfordernd gewesen seien, fügt der Vorstandsvorsitzende noch hinzu.
Ein wichtiger Schritt für die langfristige Perspektive des Opel-Zoo war die Übergabe der Trägerschaft vom Verein ‚Georg von Opel Freigehege für Tierforschung e.V.‘ an die neu gegründete ‚von Opel Hessische Zoostiftung‘ im Jahr 2007, die Dr. Kauffels unterstützte und aktiv begleitete.
15 Jahre später setzte die Stadt Kronberg den Beschluss der Stadtverantwortlichen um, den durch den Zoo verlaufenden Teils des Öffentlichen Weges zu schließen, was ebenfalls für die Zukunftssicherung des Freigeheges von großer Bedeutung ist.
Im Mittelpunkt stehen für den Zoologen Kauffels dabei immer die Tiere. Über 1600 Individuen aus 200 Arten leben aktuell im Opel-Zoo, darunter eine zunehmende Zahl gefährdeter Arten, denen bei Veränderungen im Tierbestand der Vorzug gegeben wird. Sie in ihren Bedürfnissen gemäßen Anlagen zu zeigen, die Besucher für die bedrohte Vielfalt der Arten zu begeistern und für die Erhaltung der Biodiversität zu sensibilisieren, Naturzusammenhänge besser zu verstehen und Arten zu erhalten – diese Ziele sind es, die ihn tagtäglich antreiben.
Mit Erfolg: Mit zuletzt über 600.000 Jahresbesuchern wird der Opel-Zoo von Besuchern aller Altersgruppen, Nationalitäten und Kulturkreise gleichermaßen als Ausflugs- und Erholungsort geschätzt, die mehrfach ausgezeichnete Zoopädagogik im Opel-Zoo macht den Opel-Zoo mit über 20.000 zoopädagogisch betreuten Besuchern im Jahr zu einem der bestbesuchten außerschulischen Lernorte Hessens und regelmäßig werden im Opel-Zoo geborene Nachzuchten gefährdeter Arten in Wiederansiedelungsprojekte abgegeben.
Auch verhaltensbiologische Forschungsarbeiten werden seit vielen Jahren im Opel-Zoo, dessen eigentlicher Name „Georg von Opel Freigehege für Tierforschung“ lautet, durchgeführt. Zur Weitergabe dieses Wissen an die nächste Generation empfahl Dr. Kauffels dem Vorstand der ‚von Opel Hessische Zoostiftung‘ die Einrichtung und Dotierung einer Stiftungsprofessur Zootierbiologie an der Goethe-Universität Frankfurt, in der seit 2014 Forschungsarbeiten mit fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Forschungsschwerpunkten integriert sind. Sie mündeten bereits in zahlreichen Veröffentlichungen und Abschlussarbeiten.
Das Bauvorhaben „Panzernashörner“ im Opel-Zoo hatte Dr. Kauffels Anfang 2019 bereits der Öffentlichkeit vorgestellt und die Planungsarbeiten für das Großprojekt liefen schon, als der Ausbruch der Corona-Pandemie in den folgenden Jahren noch einmal die „rheinische Zuversicht“ und Flexibilität des Zoodirektors forderte. Unermüdlich war er an jedem einzelnen Tag im Zoo, um nach Mitarbeitern und Tieren zu schauen, den Zoobetrieb unter den außergewöhnlichen Bedingungen sicherzustellen und durch die auch wirtschaftlich wechselvollen Zeiten zu steuern.
Nun sollen die Anlagen für die Panzernashörner und sechs weiteren asiatischen Arten bald in erreichbare Nähe rücken. Dr. Kauffels jedenfalls hat diesen weiteren großen Baustein der „Zoovision“ und deren Verwirklichung fest im Blick.
Über seine Aufgaben im Opel-Zoo hinaus übernimmt Dr. Kauffels in nationalen wie internationalen Verbänden Verantwortung als Zoologe: So war er von 2007 - 2019 Mitglied im Vorstand des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ, früher: Verband Deutscher Zoodirektoren), war von 2010 - 2012 dessen Präsident und beriet als kompetenter Ansprechpartner in allen zoo- und wildtier-relevanten Fragen Entscheidungsträger aus Politik, Administration und weiteren gesellschaftlichen Gruppen. Auch in einer Expertenkommission des Bundesumweltministeriums zur Überarbeitung der Mindestanforderungen für die Haltung wildlebender Säugetiere arbeitete er mit.
Von 2016 - 2022 war er außerdem Vorsitzender der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA), dem größten Zooverband der Welt mit ca. 430 Mitgliedern in Europa und im Nahen Osten. Auch auf dieser Ebene war er Ansprechpartner und Berater für Gremien, die sich mit dem Natur-, Tier- und Artenschutz befassen. Im Weltzooverband (WAZA, World Association of Zoos and Aquariums) bringt er sich darüber hinaus als Vorsitzender des Finance committees und Mitglied des Executive committtes ein.
Für dieses umfangreiche ehrenamtliche Engagement im In- und Ausland wurde Dr. Thomas Kauffels vom Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier im Oktober 2022 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Seine Begeisterung für die Tiere hat indes auch nach so vielen Jahren nicht nachgelassen: mit unvermindertem Engagement setzt sich Dr. Thomas Kauffels für die Tiere im Freigehege ebenso ein wie für die Erhaltung der Arten in deren Herkunftsgebieten. Und wenn es Nachwuchs bei den Roten Pandas gibt, kann man auch schon mal ein glückliches Lächeln über das Gesicht des Direktors huschen sehen."
Quelle:https://www.opel-zoo.de/de/detailansicht-news__481/NewsDetail__2880/fromItid__369/
(30.06.2023, 15:10)
cajun:   Passend zum Theadthema ein Artikel aus Dresden:
"Ein Interview mit dem heutigen Zoodirektor Karl-Heinz Ukena:
Die Geschichte vom Zoo Dresden: So hat sich alles verändert
Am 20. Juni jährt sich der Geburtstag zweier ehemaliger Zoo-Direktoren. Karl-Heinz Ukena, der heute den Zoo Dresden leitet, erinnert an deren Verdienste und erklärt, was sich seitdem verändert hat.
Albin Schöpf hat sich zweifellos große Verdienste um die Gründung und Etablierung des Zoo Dresden erworben. Dem Zeitgeist entsprechend, lag das Hauptaugenmerk damals darauf, möglichst viele exotische Tiere zur Schau zu stellen. Jedoch gab es kaum Erfahrungen bei der Haltung dieser Tiere, und die Veterinärmedizin steckte quasi noch in den Kinderschuhen. Vieles musste ausprobiert und mit Fehlschlägen bezahlt werden. Umso beeindruckender sind daher die späteren Zuchterfolge, zum Beispiel bei den Löwen.

Welchen Herausforderungen musste sich der auf den Tag genau 100 Jahre nach Albin Schöpf geborene siebente Zoodirektor Wolfgang Ullrich stellen?
Professor Wolfgang Ullrich baute den völlig zerstörten Zoo nach dem Zweiten Weltkrieg neu auf: Nicht nur vor dem Hintergrund des permanenten Geld- und Materialmangels in der DDR war das eine gewaltige Leistung. Hinzu kam, dass der Hauptstadt-Tierpark Berlin mit seinem berühmten Direktor Heinrich Dathe in jeder Hinsicht bevorzugt wurde. Manche hiesige Vision konnte so nicht verwirklicht werden; statt dessen profilierte Ullrich den Zoo Dresden mit dem Erwerb seltener Arten zum „Zoo der kleinen Raritäten“. Und er legte viel Wert auf die Bildung der angehenden Tierpfleger und der Dresdner Schüler. In seiner 23-jährigen Amtszeit wurde unter anderem die Zooschule gegründet, die noch heute als praxisnaher außerschulischer Lernort fester Bestandteil unseres Zoos ist.

Was unterscheidet Ihre Arbeitsbedingungen von denen Ihrer Vorgänger?
Natürlich ist die wirtschaftliche Situation heute nicht mit den damaligen Bedingungen vergleichbar – mit der Stadt Dresden haben wir einen starken Gesellschafter, der verlässlich hinter uns steht, und auch politisch haben Zoos heutzutage einen anderen Stellenwert. Forschung und Ausbildung sind auf einem ganz anderen Niveau, und die weltweite Vernetzung ermöglicht einen schnellen fachlichen Austausch mit anderen Zoos. Der Zoobetrieb ist auch längst nicht mehr so stark auf die Person des Direktors zugeschnitten wie zu Schöpfs oder Ullrichs Zeiten: In einem Unternehmen wie dem unseren können die Probleme nur im Team gelöst werden.
Wie lässt sich das heutige Profil des Zoo Dresden beschreiben?

Wir sehen uns als modernen Zoo, der sich im Artenschutz engagiert. Wir verstehen unsere Tiere als Botschafter von Lebensräumen und möchten unsere Besucher motivieren, sich für deren Schutz zu engagieren.

Die Ziele von heute unterscheiden sich daher stark von denen zu Zoogründungszeiten: Dem Interesse der Besucher entsprechend, wird heutzutage ein reduzierter Tierbestand in naturnah und großzügig gestalteten Anlagen präsentiert. In erster Linie ist der Zoo jedoch damals wie heute ein Ort der Erholung, an dem unsere Gäste ihre Freizeit verbringen.

Welche Ziele und Wünsche haben Sie für die nächsten Jahre?
Nach Fertigstellung des Orang-Utan-Hauses möchten wir den Streichelzoo sanieren sowie das Thema regenerative Energien anpacken. Unseren Weg im Artenschutz möchten wir konsequent weiter verfolgen: Insgesamt eine Million Euro konnten wir durch den freiwilligen Artenschutzeuro im Zoo-Eintritt an 25 verschiedene Artenschutzprojekte vergeben. Wünschen würde ich mir, dass die nächste Generation über uns sagt: Die waren richtig gut unterwegs.

Zwei runde Hunderter: Die Jubiläen ehemaliger Zoodirektoren

Albin Schöpf, geb. 20.6.1823
Von der Idee eines neuen Zoos ließ sich der studierte Pharmazeut aus Hirschberg an der Saale durch den Dresdner Hofapotheker Schneider begeistern. Schöpf beteiligte sich finanziell und bereiste bereits bestehende Zoos, um dort Erfahrungen zu sammeln. Wenige Monate nach Gründung des Zoologischen Gartens Dresden wurde er zum Inspektor berufen, war damit für technische wie für zoologische Belange verantwortlich. Ab 1870 durfte er sich offiziell Direktor nennen. Dank guter Beziehungen zu anderen Tiergärten und zu Tierhändlern konnte Schöpf attraktive Tierarten nach Dresden holen; bei Löwen und Tigern gelang sogar die Zucht. Ein Jahr nach seinem Tod 1881 wurde im Rosarium die heute noch bestehende Gedenkstelle errichtet.

Wolfgang Ullrich, geb. 20.6.1923
Auf den Tag genau 100 Jahre nach Albin Schöpf wurde Wolfgang Ullrich in Dresden geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Biologie/Zoologie und wurde kurz nach dem Abschluss Deutschlands damals jüngster Zoodirektor. Unter seiner Führung konnte der kriegszerstörte Zoo innerhalb relativ kurzer Zeit wiederaufgebaut werden und Erfolge vor allem in der Primatenzucht verbuchen. Zudem machte sich Ullrich mit Schriften und Filmen um die naturwissenschaftliche Bildung verdient. Nachdem er 1958 promoviert hatte, wurde er für sein Wirken 1961 mit dem Professorentitel geehrt. An einer schweren Krankheit starb der beliebte Zoodirektor mit nur 50 Jahren. Viele seiner Visionen konnten unter DDR-Bedingungen nicht verwirklicht werden, fanden jedoch Eingang in spätere Konzepte."
Quelle:https://www.saechsische.de/anzeige/so-hat-sich-der-zoo-dresden-veraendert-31781.html
(16.06.2023, 12:01)
cajun:   Eine kleine Zusammenfassung der Vita von Katharina Heinroth aus der BZ:

"Katharina Heinroth: Berlins erste und bisher einzige Zoodirektorin
Schon als Zoologie-Studentin machte Katharina Heinroth von sich reden. Doch ihre große Stunde schlug 1945, als der Berliner Zoo in Trümmern lag.
Als Kind beobachtet und sammelt Katharina Schnecken, Würmer und Frösche. Ihr Puppenhaus dient als Heim für weiße Mäuse, bis es zu viele werden. Sie muss die Tiere in eine Zoohandlung bringen – und kommt zurück mit zwei Axolotl, Schwanzlurchen aus der Familie der Querzahnmolche. Von Anfang an unterstützen die Eltern die Ambitionen ihrer einzigen Tochter, die vier Brüder hat: Sie kaufen ihr Bücher zum Bestimmen von Tieren und Pflanzen sowie Sammlungskästen und Terrarien.
Im Jahr 1916 macht Katharina Berger ihr Abitur und hätte am liebsten sofort Zoologie studiert. Doch ihr Vater, ein Kaufmann, besteht auf einer Ausbildung zur Lehrerin. Dann endlich, drei Jahre später, darf sie am Zoologischen Institut der Universität Breslau ihr Wunschstudium beginnen. Obwohl sie nebenbei arbeitet, um ihre Eltern finanziell zu entlasten, meistert sie das Studium mit Bravour. Sie wird 1923 die erste weibliche Doktorandin an ihrem Institut. Für ihre Doktorarbeit über die Hörfähigkeit von Reptilien erhält sie die Bestnote.
Über Umwege – eine kurze Ehe, die sie nach München verschlägt – kommt sie 1932 nach Berlin. Sie beginnt als Assistentin am Kaiser-Wilhelm- Institut für Biologie. Dort lernt sie ihren späteren Mann kennen, den Ornithologen Oskar Heinroth, Gründungsdirektor des Aquariums im Zoologischen Garten. Die Heinroths leben auf dem Zoogelände, es sind glückliche und schaffensreiche Jahre. Doch im Mai 1945 liegt auch der Zoo in Trümmern. Von über 3000 Tieren haben nur 91 überlebt, darunter Schimpansin Suse und Flusspferd Knautschke. Die Gehege sind kaputt, das Aquarium ist zerbombt, die Kanalisation, die Strom- und die Gasversorgung sind zusammengebrochen. Katharina Heinroth schlimmster Schicksalsschlag: Am 31. Mai 1945 stirbt ihr Mann an Entkräftung.

Zoodirektor Lutz Heck, ein überzeugter Nationalsozialist, hat sich einige Wochen zuvor in den Westen abgesetzt, um seiner Verhaftung zu entgehen. Während des Krieges organisierte das SS-Fördermitglied die Verschleppung von Kamelen und Elefanten aus den Zoos besetzter Gebiete. Silvester 1939 nahm Heck an einer Art Großwildjagd in Warschau teil, zur Jagdgesellschaft gehörte auch Hermann Göring. Die Teilnehmer erschossen die letzten Tiere im Warschauer Zoo.
Als der Nazi-Direktor abhaute, war Heinroth zur Stelle
Im Frühjahr 1945 steht der Berliner Zoo also ohne Leitung da. Nun schlägt die Stunde von Katharina Heinroth. Sie wird am 26. September 1945 zur Zoodirektorin ernannt. Die Lage ist katastrophal und wird es noch länger bleiben. Aber Heinroth hat Ideen: Zirkusdirektorin Paula Busch tritt im Zoo auf, Boxkämpfe finden statt, eine Berliner Version des Oktoberfests wird zum Publikumsmagneten. Alle diese Veranstaltungen bringen Geld in die leeren Zookassen, sodass erste Gehege wieder aufgebaut werden können.

Während der Berlin-Blockade gibt es Pläne, den Zoo zu schließen; er soll einer landwirtschaftlichen Nutzfläche weichen. Doch Katharina Heinroth kämpft. Und die Berliner stehen an ihrer Seite: Sie bringen Kartoffelschalen und andere Küchenabfälle als Notfutter für die Zootiere.
Auch auf wissenschaftlicher Ebene leistet die Zoodirektorin herausragende Arbeit. Sie initiiert eine Zucht-Kooperation: Flusspferd Knautschke bekommt Damenbesuch aus dem Leipziger Zoo. Später zieht Bulette, Knautschkes Tochter, von Leipzig nach Berlin.

Konservative Zooaktionäre berufen Katharina Heinroth ab
Die Rufe der Kritiker nach ihrer Amtsenthebung begleiten Katharina Heinroth von Anfang an. Eine Frau auf diesem Posten? Für die konservativen Zoo-Aktionäre eine Ungeheuerlichkeit. Ein Mann soll her. Eine Dekade lang bleibt sie Zoodirektorin, 1956 wird sie abberufen.
Gerne hätte sie weitergemacht: „Eigentlich hätte ich ja denken können: Nach mir die Sintflut! Aber es war mir nicht gleichgültig.“ Von 91 Tieren, die den 2. Weltkrieg überlebt hatten, vergrößerte Katharina Heinroth den Bestand auf 1937 Tiere aus 467 Arten. Im April 1957 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, nur eine von vielen Auszeichnungen. Am 20. Oktober 1989 starb sie im Alter von 92 Jahren in Berlin. Sie hätte noch lange Zoodirektorin bleiben können."
Quelle:https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/katharina-heinroth-berlin-erste-und-bisher-einzige-zoodirektorin-li.309841
(25.01.2023, 09:05)
Carsten Horn:   Zum 01. 10. 2023 sucht Krefeld einen neuen Zoodirektor und Geschäftsführer, falls jemand Ambitionen hat: https://karriere.krefeld.de/jobposting/b6ed90af59838c7357a688ac086631a241c1ff4c
(04.01.2023, 14:22)
W. Dreier:   Darf nicht wahr sein - -100 ? Ich dachte zunächst, das wäre Professors Schneiders Andenken - der dürfte dann 150 geworden sein.
Die Zeit vergeht!
(02.01.2023, 17:33)
cajun:   Der Zoo Leipzig hat zum 100. Geburtstag seines ehemaligen Direktors einen, wie ich finde. lesenwerten Artikel veröffentlicht:
"Wegweisende Entscheidungen, die in die Gegenwart hineinwirken
Zum 100. Geburtstag von Siegfried Seifert
Von Jörg Junhold und Maria Saegebarth
Es war im Jahre 1922, als Siegfried Seifert in Rodewisch das Licht der Welt erblickte. Seine Kindheit, Jugend und das frühe Erwachsenenalter waren gezeichnet durch die Nachwehen des 1. Weltkrieges und dem 2. Weltkrieg. Doch schon früh wusste der junge Seifert, dass er sich in den Dienst der Gesellschaft und für die Gesellschaft stellte, so dass er sich zum Lehrer ausbilden ließ. Wissen und Werte vermitteln, Interesse wecken und andere begeistern – das gehörte zu den selbstdefinierten Aufgaben von Siegfried Seifert. Und so wundert es nicht, dass er die Anfrage der Stadt Leipzig entsprach und am 1. September 1964 zum Zoodirektor in Leipzig berufen wurde, um für die naturwissenschaftliche Bildung und die Vermittlung der Liebe zum und das Wissen über Tiere einzutreten. Zahlreiche intensive Erfahrungen in dem Amt hatte er zuvor bereits in Rostock gesammelt, wo er zehn Jahre lang den Zoologischen Garten geleitet hatte.

20 Jahre waren seit dem 2. Weltkrieg bereits vergangen, doch die Spuren innerhalb des Leipziger Zoos waren noch deutlich sichtbar. Seiferts Aufgabe war es fortan, die Einrichtung weiterzuentwickeln und den Zoo wieder zu einem anerkannten Ort der Erholung, Bildung, Wissenschaft und des Naturschutzes zu machen. Der geneigte Zookenner weiß, dass sich diese Zielstellungen später in der Welt-Naturschutzstrategie des Weltverbandes der Zoologischen Gärten und Aquarien (WAZA) wiederfanden, den Prof. Seifert von 1991 - 1993 als Präsident führte. Zur Realisierung bedurfte es aufgrund des Zustandes des Zoos jedoch weitreichende Baumaßnahmen und Investitionen.

Am 17. März 1966 bestätigte der Rat der Stadt einen Entwurf Seiferts, der die Erweiterung des Zoogeländes, Modernisierung von Altbausubstanz und zahlreichen Neubauten enthielt.

Die beiden Raubtierhäuser und das Tieraffenhaus wurden ebenso überarbeitet wie die Bärenburg und das Elefantenhaus. Neu erbaut wurden in den Folgejahren das Vogelhaus (1969), die Huftierfreianlage am Rosental (1977) und ein Menschenaffenhaus (1982). Auch das 1910 errichtete Aquarium erfuhr unter der Leitung von Prof. Seifert eine Rekonstruktion und Erweiterung (1986). Das heutige Ringaquarium (1992) stammt in seiner ursprünglichen Fassung aus seiner Schaffensperiode.

Auch zoologisch erfuhr der Zoo eine Neuausrichtung. Prof. Seifert legte großen Wert auf die Haltung von Tierarten, die vom Aussterben bedroht waren. Auch verlagerte er den Schwerpunkt bei der Erhaltungszucht von den Löwen („Leipziger Löwenfabrik“) auf den stark vom Aussterben bedrohten Tiger – seinen Lieblingstieren. So kam es folgerichtig neben dem Bau der Tigerfarm für intensive Zuchtbemühungen auch zur Gründung des Internationalen Tigerzuchtbuches in Leipzig, dass Prof. Seifert gemeinsam mit dem späteren Direktor Peter Müller 1973 aus der Taufe hob. Zahlreiche internationale Tagungen betonen die intensive Einflechtung Seiferts in internationale Gremien und die internationale Bedeutung seiner wissenschaftlichen Arbeit. Auch die Zusammenarbeit mit der damals noch Karl-Marx-Universität Leipzig heißenden Hochschule wurde durch Unterzeichnung eines Rahmenvertrages intensiviert und hat heute noch Bestand. Die wissenschaftliche Arbeit war Prof. Seifert nicht nur im universitären Rahmen wichtig, sondern auch auf schulischer Ebene und in der Berufsausbildung.

So fungierte Siegfried Seifert viele Jahre als Vorsitzender bei den Facharbeiterprüfungen für Zootierpfleger, die seit den 50er Jahren damals wie heute zwei Mal jährlich in Leipzig stattfanden und -finden.

Auch die Gründung der Zooschule am 1. September 1969 gehört zu den bis heute nachwirkenden Leistungen von Prof. Seifert, der damit den Grundstein für den Biologie- und heute fachübergreifenden Schulunterricht im Zoo legte. Mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler besuchten damals wie heute jedes Schuljahr diesen spannenden und naturnahen Unterricht.

Prof. Seifert verstand es in seiner Amtszeit auch, den Zoologischen Garten Leipzig nachhaltig im gesellschaftlichen Leben zu implementieren und das Zoogeschehen auch für die Nachwelt zu bewahren. Der 1965 gegründete „Freundeskreis Leipziger Zoo“ hatte zur Aufgabe, die Öffentlichkeit bei Vorträgen, Führungen und Exkursionen zu informieren und verschiedenste Möglichkeiten zu bieten, sich aktiv über den Zoo zu bilden und in die Entwicklung einzubringen. Die erfolgreiche Arbeit des Freundeskreises zeigte sich nicht zuletzt im Anwachsen der Mitgliederzahl auf 300. Das Fundament dieser Institution wurde in den folgenden Jahrzehnten weiter genutzt und ausgebaut. Der daraus hervorgegangen „Freundes- und Förderverein des Zoo Leipzig“ ist heute noch mehr als aktiv und mit seinen Vereinsmitgliedern und Tierpaten ein wichtiger Partner des Zoo Leipzig.

Ab dem Jahr 1970 veröffentlichte der Zoo alljährlich unter dem Namen Panthera, ebenso wie der Jahresbericht heute noch heißt, eine Rückschau auf das zurückliegende Jahr. Mit der ersten Veröffentlichung endete eine Durststrecke von etwa zehn Jahren, in der keine Jahresberichte erschienen waren und der kompakte Überblick somit fehlt.

Diese Ausführungen machen deutlich, dass zahlreiche Jubiläen, die in den vergangenen Jahren im Zoo Leipzig gefeiert wurden und in den kommenden Jahren gefeiert werden, ohne das Schaffen und Wirken von Prof. Siegfried Seifert nicht möglich gewesen wären. Das 50. Jubiläum der Zooschule, die seit Jahren von Dr. Axel Kästner erfolgreich geleitet und inspiriert wird, der 50. Geburtstag des Freundes- und Fördervereins der heute unter der Leitung von Präsident Michael Weichert mehr als 1.700 Mitglieder umfasst, der 50. Geburtstag des Tigerzuchtbuches im nächsten Jahr – um nur drei zu nennen.

Auch die Gestaltung des Zoogeländes weist heute noch Merkmale und Vermächtnisse des einstigen Zoodirektors auf. Vieles davon ist inzwischen erneut entsprechend aktueller Erkenntnisse in der Zootierhaltung und Bedürfnissen von Zoobesuchern weiterentwickelt worden. Aber die Kiwara-Savanne am Rosental, der Bärenburg-Spielplatz im Herzen des Zoos und das im Jahr 2022 modernisiert und umgebaut wiedereröffnete Aquarium zeugen von den Ideen oder dem Erhalt von historischen Anlagen in Seiferts Amtszeit.

Am 21. September 2022 wäre Prof. Siegfried Seifert 100 Jahre alt geworden. Eine lange und schwere Krankheit führte im Jahr 1998 zu seinem Tod. Sein Wirken als vierter Zoodirektor von 1964 bis 1993 im Zoologischen Garten Leipzigs wirkt jedoch bis in den Zoo der Zukunft hinein. Wir ehren und schätzen dieses Vermächtnis!"
Quelle:https://www.zoo-leipzig.de/artikel/wegweisende-entscheidungen-zum-100-geburtstag-von-siegfried-seifert-1373/
(02.01.2023, 15:18)
Tim Sagorski:   Sehr sympathischer Typ vor allem...

Und ein sehr guter Redner!
(21.07.2022, 13:44)
Adrian Langer:   @Tim: Danke dir! Krasser Typ!
(21.07.2022, 12:11)
Tim Sagorski:   @Adrian:

Und seit Ende Juni auch 2. stellvertrender Vorsitzender bei der ZGAP.

P.S.: Mein Kommentar ergibt nur mit Adrians Verlinkung Sinn ;o)
(21.07.2022, 09:33)
cajun:   Ein neues Beispiel für "Zoodirektoren von heute", in diesem Falle Herr Dressen. Ein sehr gut geschriebener Artikel zum Tod des Zürcher Elefantenkalbs,mit einem Fingerzeig auf die zunehmende Vermenschlichung von Tieren. Woran übrigens die Social Medienseiten vieler Zoos nicht gerade unschuldig sind....:
"Zum Tod des Elefanten Umesh

Zoodirektor Severin Dressen über schmerzliche Verluste, unseren Umgang damit und unsere Beziehung zu Leben und Tod.

Tagelang kämpfte unser Elefanten-Team im Hintergrund des Kaeng Krachan Elefantenparks um das Leben Umeshs. Jeden Tag standen mehrere strenge und zeitintensive Behandlungen an. Die Kuratorin, die Tier*ärztinnen und Tierpflege*rinnen wechselten sich bei der Arbeit ab und gaben ihr Bestes. Doch ihr grosser Einsatz, verbunden mit viel Hoffnung, wurde am Ende nicht belohnt. Die medizinischen Behandlungen halfen nicht. Am 28. Juni verstarb unser zweijähriger Elefantenbulle Umesh.

Das sind keine schönen Momente. Gerade für ein Team, das täglich eng mit Tieren zusammenarbeitet. Und ganz besonders bei Tieren wie Elefanten, zu denen man individuelle Bindungen aufbauen kann.

Aber bei aller Emotionalität ist allen Mitarbeiter*innen auch immer bewusst, dass in der Natur das Sterben genauso dazugehört wie die Geburt.

Auch wenn wir dies in unserer menschlichen Gesellschaft manchmal auszublenden versuchen. Tod und Krankheit sind Teil des Lebens. Auch bei Tieren. Auch im Zoo.

Das Interesse und die Anteilnahme in den letzten Tagen waren riesig. Unsere E-Mail-Postfächer quollen über und auf den Sozialen Medien nahmen die User*innen im Sekundentakt digital Abschied. Wir wurden sogar gefragt, ob es für Umesh eine Art Gedenkstein oder eine Grabstätte gibt.

Die Antwort ist: nein, so etwas wird es nicht geben. Das würde viel zu weit führen und ist nicht mit unserer Grundhaltung zu vereinbaren.

Wir begegnen all unseren Tieren mit dem gleichen Respekt und derselben Wertschätzung.

Wir gewichten kein Tier höher als ein anderes, nur weil es vermeintlich schöner, beliebter, wertvoller, einzigartiger, berühmter oder lustiger ist. Oder eben ein: kleines Elefäntli.

Eine Art «Trauerritual» hat es aber trotzdem gegeben. Allerdings unter den Elefanten selbst: damit die anderen Tiere realisieren, dass Umesh nicht mehr lebt, haben wir ihn die ganze Nacht bei seiner Familie gelassen. Die Tiere konnten so ihr Herdenmitglied auf ihre Art verabschieden.

Dass Umesh nur zwei Jahre alt wurde, ist traurig. Sein Tod steht für viele junge Asiatische Elefanten, die an der Folgeerkrankung des Elefantenherpesvirus sterben – in Zoos, aber auch in wildlebenden Populationen.

Als Zoo haben wir neben dem Artenschutz, dem Naturschutz und der Bildung auch die Aufgabe, bei der Forschung im Tierbereich mitzuwirken. Aus diesem Grund haben wir den Körper Umeshs nach seinem Tod genau untersuchen lassen. Tierärzt*innen der Pathologie entnahmen Proben, um das Virus und die Krankheit besser zu verstehen. Und um die Forschungsteams mit – vielleicht entscheidenden – Hinweisen zu beliefern, die in Zukunft zur Entwicklung eines Impfstoffes führen könnten. Ein Impfstoff der anderen jungen Asiatische Elefanten das Leben retten kann."
Quelle:https://www.zoo.ch/de/zoonews/zum-tod-des-elefanten-umesh
(07.07.2022, 16:24)
cajun:   Eine gute Idee Bildung zur "Chefsache" zu machen": Ein Beispiel für einen Zoodirektor "von heute".

"In Sorge um Pustelschwein und Panda
Dr. Sven Hammer hat in Besigheim Abitur gemacht und leitet heute den Zoo in Görlitz. Am Montag sprach er in der Bissinger Schillerschule über bedrohte Tierarten.
Zoos sind beliebt, insbesondere bei Kindern. Jede Menge Hände gehen nach oben, als Dr. Sven Hammer am Montag die in der Mensa versammelten Schüler der Klassen 1 und 2 der Bissinger Schillerschule fragt, wer schon einmal in einem Zoo war. Hammer (53) leitet seit 2011 selbst einen, den Tierpark Görlitz, wo er zugleich auch Tierarzt ist, und er ist mit seiner Frau Catrin, der Kuratorin des Zoos, gekommen, um den Kindern von seiner Arbeit zu berichten. Zuvor war er schon bei den Klassen 3 und 4. Doch es geht nicht nur um schöne Tiergeschichten: Hammer will die Schüler in seinen Vorträgen für den Artenschutz, das heißt die Bewahrung bedrohter Tierarten, sensibilisieren.
Elf Jahre in Katar

Zustande gekommen ist der Kontakt durch Konrektorin Sandra Haumann. Sie hat mit Sven Hammer die Schulbank gedrückt, denn dieser stammt aus der Region, wie man am Dialekt unschwer hören kann. Geboren 1969 in Heilbronn, hat er in Besigheim sein Abitur gemacht.
Danach ist er viel herumgekommen: In Gießen studierte Hammer Tiermedizin, später arbeitete er im Natur-Zoo Rheine, bevor er 2000 als Direktor der privaten Al Wabra Wildlife Preservation nach Katar ging. Unter seiner Leitung gelang dort die Vermehrung des in freier Natur ausgestorbenen Spyx-Aras. 2011 übernahm Hammer einen befristeten Lehrauftrag an der Veterinärfakultät der Universität Zürich, und im September 2011 wurde er schließlich Direktor des Tierparks Görlitz.

Nachzucht von Wildtieren
Darüber hinaus ist Sven Hammer seit 2012 erster stellvertretender Vorsitzender der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz, die weltweit über 50 Projekte betreibt. Ein besonderes Anliegen ist es ihm denn auch in dieser Funktion, so Hammer gegenüber der BZ, auf wenig bekannte, aber bedrohte Tierarten aufmerksam zu machen. Wie zum Beispiel auf das in Südostasien beheimatete Pustelschwein, das zum „Zootier des Jahres 2022“ erklärt wurde. Den Tiger kenne jeder, sagt Hammer, das Pustelschwein hingegen nicht. Ähnlich sei es mit dem Streifenkaninchen oder dem Blauen Baumwaran.

In seinem mit vielen Fotos und Filmen unterlegten Vortrag brachte der Zoodirektor das ernste Thema seinem jungen Publikum auf kindgerechte und humorvolle Weise nahe. Die Schüler erfuhren, dass die 980 Zoos in Deutschland neben ihrem Erholungs-, Bildungs- und Forschungsauftrag eine wichtige Rolle beim Artenschutz erfüllten. Zum einen, indem sie sich um seltene Tiere kümmerten und diese durch Züchtung wieder vermehrten, zum anderen, indem sie diese teilweise wieder auswilderten. „Viele Tiere wären ohne die Zoos heute schon ausgestorben“, sagte Hammer.

Er nannte als Beispiele unter anderem den Alpensteinbock, den Bartgeier und den Wisent. „Alle 20 Minuten kommen auf der Erde 3500 Menschen hinzu, gleichzeitig verlieren wir eine Tierart“, erklärte der Referent den Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Artensterben. Hammer selbst hat viele Jahre seiner beruflichen Tätigkeit schwerpunktmäßig der Nachzucht stark bedrohter Wildtierarten und gleichzeitig dem Erhalt ihrer natürlichen Lebensräume gewidmet.
Mit Fragen bombardiert

Besonderes angetan hatten es den Erst- und Zweitklässlern der auf der Roten Liste stehende Rote Panda oder der Stimmen imitierende Beo-Vogel, von denen Hammer aus seinem Zoo berichtete. Die zahlreichen Fragen, mit denen der Zoodirektor in den eingeschalteten Fragerunden bombardiert wurde, zeigten das rege Interesse der Schüler am Thema. Am Ende forderte Hammer die Schüler auf, selbst Artenschützer zu werden, nachdem er zuvor erläutert hatte, dass der Artenschutz mit Blick auf Blumenwiesen für Wildbienen bereits vor der Haustür beginne.

Für die Schillerschule, die sich in Projekten dem Thema „Bedrohte Tierarten“ annimmt, war der spannende Vortrag des Zoodirektors das Impulsreferat zur Einführung in die Thematik. Laut Rektorin Alexandra von Ostrowski sollen die Projekte in einen Präsentationsnachmittag am 2. Juni münden."
Quelle: https://www.bietigheimerzeitung.de/inhalt.zoodirektor-sven-hammer-an-der-bissinger-schillerschule-in-sorge-um-pustelschwein-und-panda.c584a86e-edc1-4319-aaef-de313321824d.html
(26.04.2022, 12:53)
Sacha:   Find ich gut.
(27.03.2022, 14:10)
Gudrun Bardowicks:   Ein wirklich tolles Interview mit vielen bedenkenswerten Thesen und auch Infos.
(11.02.2022, 12:21)
Sacha:   Dem kann ich nur zustimmen. Hoffentlich regt es auch viele Nicht-Zoo-Fans zum Nachdenken an...
(11.02.2022, 10:27)
cajun:   Ein spannendes Interview mit dem Züricher Zoodirektor aus der NZZ:

"Sind wir Menschen mehr wert als Tiere?»
Severin Dressen ist der Direktor des Zoos Zürich und Naturschützer. Grundrechte für Tiere lehnt er jedoch ab. Wie passt das alles zusammen?
Warum streicheln wir Katzen und lassen sie in unserem Bett schlafen, während wir Hühner schlachten und sie auf den Grill werfen? Ist es in Ordnung, jedes Jahr Milliarden Schweine, Kälber und Fische zu töten? Ist es richtig, wenn wir Tiere im Zoo einsperren, um sie zu beobachten?

Das Verhältnis von Mensch und Tier ist kompliziert, und es beschäftigt viele Menschen zunehmend. In zwei Wochen stimmen die Basler über eine Initiative ab, die Primaten Grundrechte geben soll. Die Massentierhaltung sehen längst nicht mehr nur Aktivistinnen kritisch. Der Klimawandel zwingt uns alle dazu, über Nachhaltigkeit nachzudenken und über unser Verhältnis zur Natur.

Severin Dressen, 33, ist Biologe, Tiere faszinieren ihn seit seiner frühen Kindheit. Dass er Zoodirektor werden wollte, wusste er schon als Teenager – er verfolgte sein Ziel hartnäckig, gerade auch, um die Umwelt und die Tiere zu schützen. Aber ist das der richtige Weg? Oder läuft gerade grundsätzlich etwas schief?

Es ist ein Mittwoch Ende Januar, Severin Dressen geht langsam und aufmerksam durch seinen Zoo am Zürichberg. Vor der Elefantenanlage bleibt er stehen. Er erklärt, wie das Futter automatisch an verschiedenen Stellen ausgeworfen wird, damit die Tiere danach suchen müssen. Im Innenbereich sind gerade Pfleger bei der Arbeit, die Tiere bleiben in dieser Zeit draussen, Mensch und Tier sind im Zürcher Zoo nie im selben Gehege.

Der Zoo gilt als einer der modernsten der Welt. Gerade wurde er zum zweitbesten Europas gewählt. Wir sitzen mittlerweile in einem Raum, von dem wir direkt auf die Lewa-Savanne sehen können, wo sich Grevyzebras, Giraffen und Breitmaulnashörner versammeln. Wir wollen vom Direktor wissen, wie es um das Verhältnis von Mensch und Tier steht – und wie es sich als Tier im Zoo lebt.

Herr Dressen, haben Sie als Zoodirektor auch Haustiere?

Nein. Zwei kleine Kinder, das reicht.

Ist das ein bewusster Entscheid?

Ja, es ist ein bewusster Entscheid. Viele Haustiere werden nicht adäquat gehalten. Sie haben zu wenig Platz, oder sie kriegen zu viel zu essen oder bekommen das falsche Futter. Ich würde zu wenig Zeit finden für ein Tier wie einen Hund, ich könnte ihm keinen Rudelersatz bieten. Und gleichzeitig könnte ich auch nicht fünf Hunde halten, um so ein Rudel zu bilden.

Viele Leute würden jetzt vielleicht sagen: Der Zoodirektor hat ein Problem damit, einen Hund zu halten, aber kein Problem, Nashörner, Giraffen und Elefanten einzusperren.

Ich habe kein Problem damit, dass jemand einen Hund hält. Ich persönlich hätte einfach ein Problem damit, den Bedürfnissen eines Hundes nachzukommen. Wenn ich meinen Hund den ganzen Tag allein zu Hause lassen und am Abend zwanzig Minuten mit ihm verbringen würde, dann wäre das keine hundegerechte Haltung. Deswegen habe ich keinen Hund.

Dennoch prägen Tiere Ihren Alltag. Im Zürcher Zoo leben 375 Tierarten, wie viele haben Sie heute schon gesehen?

Genauso viele wie Sie. Was waren das? Fünf oder so? Sechs, sieben? Ich bin eigentlich fast nur zu solchen Terminen wie heute mit Ihnen im Zoo unterwegs.

An einem durchschnittlichen Arbeitstag sehen Sie keine Tiere?

Keine – ausser uns Menschen.

Sie haben also einen Bürojob?

Es ist mein Traumjob, und ich liebe ihn über alles. Aber letztlich leite ich ein KMU. Wir haben 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wir finanzieren uns inklusive Subventionen von Stadt und Kanton zum grössten Teil selbst. Früher habe ich als Tierpfleger gearbeitet, als Kurator, als wissenschaftlicher Mitarbeiter. In diese Arbeiten bin ich nicht mehr aktiv eingebunden.

War es nicht viel schöner, näher bei den Tieren zu sein?

Ich habe etwas aufgegeben, das mir viel Spass macht. Ich mochte auch die körperliche Arbeit, sie hat einen grossen Wert. Aber wenn ich etwas vorantreiben, bewirken und verändern möchte, dann habe ich in meiner jetzigen Position deutlich mehr Möglichkeiten.

Was möchten Sie bewirken?

Ich sorge mich sehr um den Zustand der Natur. Ich fürchte, dass wir auf eine Katastrophe zusteuern – und hoffe, als Zoodirektor etwas dagegen unternehmen zu können.

Das geht in einem Zoo?

Gerade in einem Zoo!

Sehen Sie keinen Widerspruch darin, Tiere zu schützen, sich für Artenvielfalt einzusetzen und in einem Zoo zu arbeiten?

Wenn es heute keine Zoos gäbe, müsste man sie erfinden. Sie werden mehr denn je gebraucht, gerade weil so viel schiefläuft. Das heisst nicht, dass wir alles perfekt machen. Es gibt auch bei uns Defizite. Ich sehe, dass es grosse Unterschiede zwischen Zoos gibt. Manche Zoos auf der Welt haben nicht die moderne Ausrichtung, die wir im Schweizer und im europäischen Dachverband vertreten. Aber das hat mich nie an meiner Grundüberzeugung zweifeln lassen.

Was ist Ihre Grundüberzeugung?

Ich denke, ein Zoo hat vier grosse Aufgaben: Bildung, Naturschutz, Forschung und Artenschutz. Es gibt keine andere Institution, die es schafft, diese vier Facetten unter einem Dach zu vereinen. Ich wurde schon gefragt: Wie sehen Zoos in hundert Jahren aus? Dann antwortete ich: Das hängt davon ab, ob man ein Optimist oder ein Pessimist ist. Als Optimist denke ich, in hundert Jahren gibt es keine Zoos mehr. Dann hätten wir es geschafft, den Wert der Natur und der Tiere in unserem Denken zu verankern. Und dann brauchte es zum Schutz der Tiere keine Zoos mehr. Als Pessimist antworte ich: In hundert Jahren gibt es Tiere nur noch in Zoos.

Zoos sind in unserer Zeit also eine Art Auffanglager in der Not.

Zoos sind unter anderem auch ein Ort, wo Reservepopulationen gehalten werden. Es darf aber nie der Eindruck entstehen, dass wir die Arche Noah seien und es egal sei, was in der realen Welt passiere. Wir haben in westlichen Zoos 15 000 bis 20 000 Tierarten, die in vernünftigen Populationsstärken gehalten werden. Da draussen gibt es aber 10 Millionen Tierarten.

Sie sagen also: Man muss zum Beispiel eine Giraffe einsperren dürfen, um sie zu schützen. Geht das wirklich nicht anders?

Zuerst ein Wort zum Einsperren: In einer guten, modernen Tieranlage werden alle Bedürfnisse einer Giraffe befriedigt. Und genau das empfindet die Giraffe: Meine Bedürfnisse sind befriedigt. Eine Giraffe kann sich nicht eingesperrt fühlen, dafür müsste sie ein Verständnis vom menschlichen Konzept der Freiheit haben. Und das hat sie nicht.

Sind Giraffen vom Aussterben bedroht?

Vor vierzig Jahren gab es in Afrika noch 160 000 Giraffen. Heute sind es noch 70 000. Der Bestand nimmt weiter ab, der Lebensraum ist zersplittert. Wenn der Trend so weitergeht, dann gibt es Giraffen bald nur noch in Zoos und eingezäunten Nationalparks. Eine Giraffe im Zoo hat ganz unterschiedliche Aufgaben: Sie ist Teil einer Reservepopulation, sie kann uns in der Forschung helfen, ihre Biologie besser zu verstehen und sie so besser zu schützen. Gleichzeitig ist sie ein Teil unserer Bildungsarbeit und motiviert unsere Gäste, sich für den Schutz von Tieren einzusetzen.

Was verbindet Sie persönlich mit Tieren?

Eine unglaubliche Faszination, ich finde Tiere enorm spannend. Ich könnte eine Stunde lang hier sitzen und nur dabei zusehen, wie sich unsere Impalas miteinander beschäftigen.

Was für eine Rolle haben Tiere in Ihrer Kindheit gespielt?

Ich komme aus keiner traditionellen Tierliebhaber-Familie, ich bin nicht auf dem Bauernhof aufgewachsen. Meine Mutter ist Germanistin, mein Vater ist Jurist. Wir hatten eher Bücher als Tiere. Mir selber haben es besonders Amphibien angetan.

Hatten Ihre Eltern Verständnis für Ihre Faszination? Oder dachten sie, etwas stimme nicht mit Ihnen?

Von beidem ein bisschen. Ich bin in der sehr privilegierten Situation, dass ich Eltern habe, die mich in diesem Spleen unterstützt haben, Zoodirektor zu werden. Obwohl ihr eigenes Herz nicht daran hing.

Mit dreizehn Jahren standen Sie in einer Tropenhalle und dachten, Sie möchten Zoodirektor werden. Wie kam das?

Ich bin in Aachen aufgewachsen. Dort in der Nähe, in Arnheim in den Niederlanden, gab es den Burgers’ Zoo. Die haben schon früh angefangen, grosse Tierhallen zu bauen, wie heute der Masoala-Regenwald hier in Zürich. Für mich war es ein Schlüsselerlebnis, als ich dort in der Tropenhalle stand und sah, wie begeistert die Leute waren.

Wie haben Sie das gemerkt?

Am Verhalten der Menschen. Schauen Sie hier drüben, die Leute dürfen gerade Giraffen füttern. Nicht nur die Kinder reagieren, wenn das Tier sie mit der Zunge berührt oder sie anschaut. Das löst etwas in den Leuten aus. Die Menschen werden im Zoo häufig ruhig, stelle ich fest, sie beobachten und entschleunigen ihr Leben für eine Weile.

Hängt die Begeisterung der Menschen für Tiere nicht stark damit zusammen, dass diese vermenschlicht werden?

Es gibt einen starken Hang, Tiere zu vermenschlichen, gerade wenn wir enge Beziehungen zu unseren Haustieren aufbauen. Wir müssen es im Zoo schaffen, die Leute zu begeistern, sie emotional zu packen und gleichzeitig die Tiere nicht zu vermenschlichen. Das fängt schon bei den Namen an. Unser Nashornbulle heisst Kimba und nicht X3256. Dadurch ist die Hemmschwelle viel niedriger, ihm menschliche Eigenschaften zuzuschreiben: Kimba war heute motzig. Oder der Kimba hat etwas ausgefressen. All das vermenschlicht Kimba, denn ein Nashorn kann zum Beispiel keine Schuld haben. Aber pragmatisch gesehen, ist es einfacher, sich den Namen Kimba zu merken anstatt X3256.

Haben Sie Ihren Kindheitstraum, eines Tages als Zoodirektor zu arbeiten, immer weiterverfolgt?

Ja. Mit vierzehn war ich am Gymnasium und musste eine Praktikumsstelle suchen. Meine Mitschülerinnen und Mitschüler gingen zu einer Anwaltskanzlei, zu einem Arzt, einem Steuerberater, zu einer Zeitungsredaktion. Ich arbeitete als Tierpfleger im Kölner Zoo. Mein Lehrer war nicht gerade begeistert. Für mich war es ein erster Schritt auf dem Weg zum Zoodirektor.

Nach dem Gymnasium haben Sie Biologie studiert.

Als ich in Deutschland studierte, merkte ich, dass die Ausrichtung sehr mikrobiologisch ist. Ich ging dann nach England, um besser Englisch zu lernen, aber vor allem auch, weil es dort Masterstudiengänge in klassischer Biologie gibt, die sich mit dem Tier beschäftigen.

Sie arbeiteten später in verschiedenen Zoos, auf Teneriffa oder in Valencia – und in einem Nationalpark in Argentinien. Was haben Sie dort gelernt?

Ich habe die Zoos bewusst ausgewählt, weil dort Tiergruppen leben, von denen ich nicht viel Ahnung hatte. In der Papageienhaltung ist Teneriffa eine wichtige Institution. In Valencia gibt es eines der grössten Aquarien Europas. Was mich immer beeindruckt hat, war die Passion der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Keiner arbeitet im Zoo, um reich zu werden, die Leute leben für ihren Beruf.

Wird man auch als Zoodirektor nicht reich?

Wenn ich reich hätte werden wollen, wäre ich in die Forschung gegangen. Die meisten meiner Kommilitonen aus dem Grundstudium arbeiten jetzt in der Pharmaindustrie. Und sie dürften mehr verdienen als ich.

Haben Sie von Tieren auch etwas über den Menschen gelernt?

Nur wenn man sich erlaubt, dem Tier eine bewusste Handlung zu unterstellen, und nicht von Instinkt oder natürlichem Verhalten spricht. Zum Beispiel könnte ich sagen, ich hätte gelernt, zu entspannen wie ein Löwe, weil der sechzehn Stunden am Tag schläft. Aber das würde ja implizieren, dass der Löwe sich bewusst entspannen möchte, was er nicht macht.

Hat sich Ihr Verhältnis zu Tieren seit Ihrer Kindheit verändert?

Ja, ich glaube schon. Als Kind interagiert man mit Tieren auf eine emotionale, vermenschlichende Art. Man redet mit dem Tier, schreibt ihm Attribute und Charaktereigenschaften zu, die eigentlich den Menschen vorbehalten sind. Ich bin heute sicher rationaler. Gleichzeitig bin ich noch immer emotional berührt und ergriffen von Tieren.

Sie versuchen die Menschen auch für Ihre Faszination zu begeistern, indem Sie aussergewöhnliche Tiergeschichten erzählen. Sie schreiben im «Blick» Kolumnen über Tiere. So haben wir erfahren, dass Pinguine manchmal homosexuell sind. Zwei Männchen haben einem Weibchen ein Ei geklaut und es zu sich genommen. Warum machen sie das? Und wie funktioniert das nachher?

Es geht eher um elterliche Pflege als um Sexualität. Was man sieht, sind zwei Männchen, die gemeinsam ein Jungtier grossziehen. Eigentlich sagt man, dass das nur passiert, wenn keine Alternativen bestünden, es also kein Weibchen gebe. Aber bei uns im Zoo hatte es Weibchen. Fest steht: Pinguine haben eine starke Präferenz für ein anderes Individuum. Diese Präferenz kann offenbar so stark werden, dass ein eierloses Pinguinpaar ein anderes Ei entwendet, um zusammen ein Jungtier aufzuziehen.

Sie verhalten sich also wie eine Kleinfamilie?

Das ist eine sehr vermenschlichende Perspektive. Pinguine lernen nichts von ihren Eltern. Das Aufziehen bezieht sich nach dem Ausbrüten des Eis auf das regelmässige Wärmen des Kükens und auf das Füttern. Irgendwann verlieren die Jungpinguine ihr Jugendgewand, wir nennen das Durchmausern, und dann haben sie ein wasserabweisendes Federkleid, womit sie tauchen können. Sie gehen zum ersten Mal ins Wasser und wissen instinktiv, wie sie jagen.


Geblieben ist uns auch die Geschichte von Jumbo und Nigrita. Das sind die einzigen Galapagos-Riesenschildkröten in Europa, die zusammen Kinder haben. Warum ist das so?

Wir verstehen bei manchen Tierarten nicht so genau, nach welchen Parametern sie sich ihren Partner aussuchen. Erschwerend kommt bei den Galapagos-Riesenschildkröten dazu, dass es nur wenige erwachsene Tiere in Europa gibt, so dass die freie Partnerwahl stark eingeschränkt ist. Wir haben wahrscheinlich Glück, dass sich diese beiden bei uns gefunden haben. Und es funktioniert ja schon lange. Die eine ist in den vierziger, die andere in den sechziger Jahren geschlüpft.

Haben wir richtig gerechnet: Die sind etwa 80 Jahre alt?

Ja, das ist so. Man kennt Riesenschildkröten, die 175 Jahre geworden sind. Wir wissen nicht, wie alt die beiden hier im Zoo werden. Sicher werden sie mich als Zoodirektor überleben.
Wir sind fasziniert von solchen Geschichten, dennoch ist das Verhältnis von Mensch und Tier kompliziert.
Wir Menschen haben ein widersprüchliches Verhältnis zu Tieren. Das gilt auch für mich.

Essen Sie Fleisch?

Eigentlich sage ich immer einfach Ja. Ich könnte sagen: Ja, aber wenig. Das ist allerdings eine feige Antwort, weil für mich mein Fleischkonsum ein Zeichen meiner persönlichen Willensschwäche ist. Ich weiss um den ökologisch negativen Effekt, den es hat, Tiere zu essen. Wir müssen unseren Konsum drastisch senken. Nur vier Prozent der Biomasse aller Säugetiere auf der Erde sind heute Wildtiere. Alles andere sind Menschen oder unsere Nutztiere. Das ist eine enorme Menge, die so nicht notwendig ist. Es ist wahnsinnig, welche Ressourcen wir dafür brauchen: Fläche, Futter – und dann der Methanausstoss. Das ist desaströs für die Umwelt. Eigentlich dürfte ich kein Fleisch mehr essen. Aber ich bin inkonsequent, weil es mir schmeckt.

Sie verhalten sich also komplett widersprüchlich.

Das stimmt mich an schlechten Tagen pessimistisch. Ich verstehe die Implikationen sehr gut und esse dennoch Fleisch. Wie kann ich dann von jemand anderem erwarten, dass er damit aufhört? Unser menschliches Verhalten ist auf zwei Ebenen widersprüchlich. Wir produzieren so viele Tiere, obwohl es desaströs für die Umwelt ist. Gleichzeitig haben wir enorm unterschiedliche Standards im Umgang mit Tieren. In Deutschland ist faktisch die Käfighaltung von Legehennen weiterhin erlaubt. Inzwischen ist zwar die Rede von Kleingruppenhaltung, aber effektiv ist es so: Früher hatte eine Henne ein DIN-A4-Blatt Platz zur Verfügung. Jetzt sind es ein DIN-A4-Blatt und zwei Smartphones. Auf der einen Seite akzeptieren wir also diese Massentierhaltung. Auf der anderen Seite findet heute eine zum Teil ungeheuerliche Vermenschlichung von Tieren statt. Haustiere erhalten eigene Social-Media-Accounts oder tragen Designerkleidung. Was in beiden Fällen dem Tier nichts bringt.

Was läuft da schief?

Wenn alle Leute einmal durch einen Käfighennenbetrieb gehen müssten, würde die grosse Mehrheit anfangen, Freilandeier zu kaufen. Was ich nicht sehen muss, ist leicht zu ignorieren. Wenn wir Tiere eigenhändig schlachten müssten, wären viel mehr Leute Vegetarier.

Wäre es nicht eine gute Idee, wenn Tiere beziehungsweise Primaten das bekämen, worüber in Basel-Stadt abgestimmt wird: Grundrechte?

Ich finde die Idee grundsätzlich spannend und habe darüber schon oft Diskussionen geführt.

Das sagt man immer dann, wenn man etwas falsch findet.

Ich befürworte Grundrechte für Tiere tatsächlich nicht. Aber nicht, weil ich den Ansatz für falsch halte, sondern die Folgen in der Gegenwart. Die Tierrechtsphilosophie sagt, aus dem Selbstzweck der Tiere leite man ab, dass Tiere eine Würde hätten. Daraus leiten sie wiederum ab, dass Tieren Grundrechte oder sogar Menschenrechte zustehen.

Was ist verkehrt daran?

Grundrechte würden ein Verfügungsverbot über Tiere bedeuten. Wenn Sie und ich gleiche Rechte haben, dann darf ich aus gutem Grund nicht über Sie bestimmen. Plakativ könnte man sagen: Die Tiere würden vor dem bösen Menschen geschützt. Aber auch die guten Menschen könnten nicht mehr über sie verfügen.

Warum wäre das schlecht?

Der Mensch ist die einzige Art auf der Welt, die Verantwortung für andere Arten übernehmen kann. Wir sind auch die Einzigen, die dafür sorgen, dass Tierarten komplett ausgelöscht werden. Positiv wie negativ sind wir die Extreme. In einer idealen Welt wären Grundrechte für Tiere ein phantastischer Ansatz. Aber wir leben in einer Welt, in der wir Verantwortung für Tiere und für die Populationen übernehmen müssen. Dazu müssen wir über sie verfügen.

Was bedeutet das konkret?

Nashörner müssen manchmal von einem Schutzgebiet in ein anderes umgesiedelt werden. Invasive Ratten bedrohen ganze Inseln, wenn man sie nicht ausrottet. Streunende Katzen müssen zur Bestandsregulierung kastriert werden. All das wäre mit Grundrechten nicht machbar.

Tierrechte und Artenschutz sind unvereinbar?

Das ist so. Das Tierrecht priorisiert immer das Individuum – der Artenschutz immer die Population. Beide sorgen sich auch um den Tierschutz und das Tierwohl. Aber ein Artenschützer kann nie ein Tierrechtler sein. Weil er in letzter Konsequenz das Wohl der Population über das Wohl des Individuums stellen muss.

Was passiert, wenn zum Beispiel Löwen aussterben sollten?

Grundsätzlich gilt es, das Aussterben jeder Art durch den Menschen zu verhindern. Es ist Teil unserer Verantwortung in dieser Welt, eine maximale Biodiversität zu sichern, auch aus Eigennutz. Wir können nicht ohne die Natur überleben. Wir verstehen die komplexen Netzwerke der Biodiversität viel zu wenig, um den Effekt einer aussterbenden Art im Vorfeld abschätzen zu können. Das gilt für die Waldzerstörung durch Borkenkäfer bis hin zum Bienensterben. Schon kleine Veränderungen können für uns Menschen grosse Effekte haben – derzeit vor allem erst wirtschaftlich. Was man aber mit Sicherheit sagen kann: Stirbt eine ökologische Schlüsselart wie der Löwe aus, dann verändert sich die Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt in dem Lebensraum nachhaltig.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mensch und Tier?

Wenn ich einen religiösen Ansatz vertrete, sage ich: Wir sind die Krone der Schöpfung. Als Naturwissenschafter würde ich sagen, wir Menschen sind klar abgegrenzt von allen anderen Arten, die es heute gibt. Wir haben kognitive Fähigkeiten, die keine andere Art hat.

Wir sind allen Arten in jedem Bereich überlegen?

Sicher haben manche Arten bessere Augen, können schneller laufen oder haben Organe, über die wir nicht verfügen. Aber im Gesamtpaket übertreffen wir diese einzelnen Fähigkeiten. Bei den Tieren kann ich aus meiner wissenschaftlichen Perspektive keine seriöse Abstufung machen. Für mich haben alle Tiere auf einer theoretischen Ebene den gleichen Wert. Dass wir eher eine Mücke töten als einen Hund oder einen Affen, ist klar. Aber ich tue mich schwer damit, aufgrund von Intelligenz oder Schmerzempfinden eine Wertigkeit innerhalb der Tierwelt einzuführen. Selbst wenn es Unterschiede gibt, wissen wir in vielen Fällen noch viel zu wenig. Und warum sollte ein Tier, das Schmerz empfindet, mehr wert sein als ein Tier, das dies nicht kann?

Ein Schimpanse hat zu 98,5 Prozent die gleichen Gene wie ein Mensch. Diese 1,5 Prozent sind matchentscheidend.

Zwischen Mensch und Schwein gibt es nach neusten Erkenntnissen 2 Prozent Unterschied. Sind 1,5 Prozent oder 2 Prozent matchentscheidend? Ich glaube, wir können seriös nur sagen, dass wir Menschen uns als Art von allen anderen Arten abgrenzen.

Die Grenze zwischen der Spezies Mensch und allen anderen Tieren können Sie ziehen? Nicht aber Grenzen bei den Tieren?

Wir sind zwar eine Art von vielen, aber wir haben extreme Fähigkeiten. Wir sind die einzige Art, die es schafft, den ganzen Erdball zu dominieren und nachhaltig zu formen – positiv wie negativ. Die Frage, die sich dahinter verbirgt, ist eher die der Wertigkeit. Sind wir Menschen mehr wert als Tiere? Da würde ich wiederum sagen: auf einer theoretischen Ebene nein. Aber unser gesamtes Businessmodell Mensch basiert auf Ungleichheit. In unserer modernen Gesellschaft kennen wir keine Gleichwertigkeit von Pflanzen, Tier und Mensch. Zu sagen, wir lebten im Einklang mit der Natur, wäre eine Verzerrung der Tatsachen. Das ist nun einmal die Realität, mit der wir konfrontiert werden müssen.

Wie würde denn ein ideales Zusammenleben von Mensch und Tier aussehen?

Es wäre viel gewonnen, wenn wir den Wert der Natur und den Wert von Tieren anerkennen würden. Hier im Zoo versuchen wir etwas dazu beizutragen. Dass die Besucherinnen und Besucher merken: Tiere haben einen Wert, eine Daseinsberechtigung. Und sie sind es auch wert, dass ich mein eigenes Verhalten ändere. Wir haben jedes Jahr über eine Million Gäste. Wenn wir von ihnen nur schon die Hälfte erreichen und überzeugen, hat das ein riesiges Potenzial.

Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp, welches Tier man sich im Zoo Zürich anschauen sollte?

Ich empfehle allen, bei uns in den Masoala-Regenwald zu gehen. Dort finden Sie innovative Tierhaltung und die Nachbildung eines komplexen Naturraums. Das ist extrem gut gelungen. Ein NZZ-Kollege von Ihnen hat einmal ein Plädoyer für die Nacktmulle gehalten. Auch diesem Tipp schliesse ich mich gern an. Nacktmulle sind die mit Abstand hässlichsten Tiere bei uns im Zoo. Sie sind die Underdogs. Und wir brauchen ein Herz für die Underdogs. Ausserdem haben sie eine enorm spannende Biologie. Eine Königin herrscht über ihren Staat, wie bei den Bienen. Und es sind die einzigen Tiere, die gleich schnell vorwärts- und rückwärtslaufen können. Die Nacktmulle sollte man wirklich nicht verpassen."
Quelle:https://www.nzz.ch/gesellschaft/wir-menschen-haben-ein-widerspruechliches-verhaeltnis-zu-tieren-das-gilt-auch-fuer-mich-ld.1667912
(11.02.2022, 08:57)
cajun:   Der ehemalige Emmener "Zooleiter" ist verstorben:
Ehemaliger Direktor des Noorder Dierenpark (92) verstorben
Jaap Rensen, ehemaliger Direktor des Noorder Dierenparks in Emmen, ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Er und seine Frau Aleid Rensen-Oosting (1938-2016) leiteten 25 Jahre lang den Drenther Zoo. Unter ihrer Führung entwickelte sich der Park zu einem der führenden Zoos in Europa. Im Jahr 1970 übernahm das Ehepaar Rensen den Noorder Dierenpark von Willem Oosting, Aleids Vater. Der Zoo befand sich zu dieser Zeit in einer Notlage. Um sich über Wasser zu halten, verkauften sie die Hälfte der Anteile an die Gemeinde Emmen. Rensen war ursprünglich Architekt und nutzte sein Wissen, um den Noorder Dierenpark radikal zu erneuern. Natürliche Lebensräume wurden so weit wie möglich nachgeahmt und viel Wert auf Bildung gelegt. Das erwies sich als erfolgreiche Strategie. Der Zoo wurde mehrfach ausgezeichnet und zog in seiner Blütezeit jährlich mehr als 1,7 Millionen Besucher an. Das Ehepaar Rensen machte 1995 einen Schritt zurück, wonach der Noorder Dierenpark seinen Glanz zu verlieren begann. Ende 2015 schloss der Zoo, der inzwischen in Dierenpark Emmen umbenannt wurde, für immer seine Pforten. Viele Tiere sind in den neuen Wildlands Adventure Zoo Emmen gezogen. Am alten Standort befindet sich nun der Rensenpark, der nach den ehemaligen Direktoren benannt ist.
Quelle:https://www.looopings.nl/weblog/18624/Oud-directeur-Noorder-Dierenpark-92-overleden.html
Ãœbersetzung: Zoopresseschau
(12.01.2022, 12:18)
cajun:   Ein weiterer Todesfall aus der "Reihe der Ehemaligen":
Antoni Gucwiński - der legendäre Zoodirektor und Popularisator der Natur, ist gestorben
Der Wrocławer Bürgermeister Jacek Sutryk gab am Mittwoch den Tod des 89-jährigen Antoni Gucwiński bekannt. Gucwiński war in den Jahren 1966–2006 promovierter Veterinärmediziner, Zootechnik-Ingenieur und Direktor des Zoologischen Gartens in Wrocław. Während dieser Zeit, in den Jahren 1971-2001, verbreitete er das Wissen über die Natur, indem er zusammen mit seiner Frau Hanna Gucwińska eine Fernsehsendung auf TVP mit dem Titel "Mit der Kamera unter Tieren" erstellte und leitete. In den 1990er Jahren gründete und leitete er das Programm "Freunde aus dem ZOO". Er war auch der Schöpfer von Naturfilmen oder Drehbüchern für solche Filme."
Quelle:https://www.zachod.pl/356759/zmarl-antoni-gucwinski-legendarny-dyrektor-zoo-i-popularyzator-przyrody/
Ãœbersetzung: Zoopresseschau
(21.12.2021, 15:30)
Klaus Schueling:   hier das Bild zur Pressemeldung (von Klaus Rudloff)
(20.12.2021, 12:13)
cajun:   Von beiden Berliner Zoos gibt es nun auch eine gemeinsame, offizielle Pressemitteilung:

Zum Tod von Dr. Bernhard Blaszkiewitz
Die Zoologische Gärten Berlin würdigen die Verdienst des ehemaligen Direktors.
In der vergangenen Woche verstarb Dr. Bernhard Blaszkiewitz. Der studierte Biologe war von 1991 bis 2014 Direktor des Tierpark Berlin und von 2007 bis 2014 außerdem Direktor des Zoologischen Garten Berlins und damit der erste gemeinsame Direktor von Zoo, Tierpark und Aquarium in Personalunion.

Leben und Wirken

Bernhard Blaszkiewitz wurde am 17.2.1954 in Berlin geboren und kannte den Zoo Berlin bereits seit seiner Kindheit. Während seines Biologiestudiums an der Freien Universität Berlin (1974-1978) war er dort Tierpfleger-Volontär. Nach Stationen im Zoo Frankfurt und Gelsenkirchen kam er 1984 als Kurator zurück in den Zoo Berlin. 1987 promovierte er an der Universität Kassel bevor er 1991 die Nachfolge von Tierparkgründer Prof. Dr. Heinrich Dathe als Direktor des Tierpark Berlin antrat. Seit 2007 war er darüber hinaus auch Direktor des Zoologischen Gartens Berlins, wo er Dr. Jürgen Lange ablöste. Mit Zoo und Tierpark Berlin war er Zeit seines Lebens eng verbunden und er machte sich – insbesondere in den politisch instabilen Zeiten nach dem Mauerfall – für den Erhalt des Tierparks in seiner bisherigen Form und Größe stark. Der Tierpark hatte in den 1990er Jahren als Folge der wirtschaftlich schwierigen Situation in der Zeit vor dem Mauerfall einen hohen Modernisierungsbedarf. Während der über 20-jährigen Amtszeit von Dr. Blaszkiewitz wurden im Tierpark Berlin die zuvor teils nur provisorisch gebauten Stallungen und Anlagen bis zum Jahr 2000 durch Neubauten ersetzt. So entstanden unter anderem weitläufige Anlagen für afrikanische Huftiere, Haustiere und Gebirgstiere. Darüber hinaus wurden in seiner Amtszeit das Affenhaus sowie das Giraffenhaus, aber auch die beliebten begehbaren Tieranlagen wie der Vari-Wald, der Streichelzoo und die Känguruanlage gebaut. Im Zoo Berlin eröffnete er 2013 das Vogelhaus.

Dr. Bernhard Blaszkiewitz begeisterte sich für die Vielfalt des Lebens und besaß eine umfangreiche Artenkenntnis. Zu seinen persönlichen Lieblingstieren gehörten die Dickhäuter – insbesondere Seekühe und Nashörner. Von seinem breitgefächerten Interesse an Tieren bis hin zu zoohistorischen Themen zeugen über 600 wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen aus seiner über 40-jährigen Laufbahn als Tiergärtner. Seine Reisen führten ihn nicht nur in die Zoologischen Einrichtungen der Welt, sondern auch in die natürlichen Lebensräume der Tiere; besonders gern reiste er nach Afrika. Der „Zoologe der alten Schule“ war in der internationalen Zoogemeinschaft bekannt und in zahlreichen zoologischen Verbänden aktiv.

Zoologische Schwerpunkte

Dr. Bernhard Blaszkiewitz trieb als Direktor die Weiterentwicklung eines artenreichen Tierbestands für Zoo und Tierpark Berlin voran. Besondere tiergärtnerische Höhepunkte waren die erfolgreiche Erhaltungszucht von Afrikanischen und Asiatischen Elefanten sowie Panzernashörnern. Die ersten beiden Koalas auf deutschem Boden waren im Tierpark Berlin als Leihgabe aus dem Zoo San Diego (1994) zu sehen, im gleichen Jahr kamen auch die ersten Rundschwanzseekühe in den Tierpark. Während seiner Zeit als Direktor standen auch schwierige Entscheidungen an: Bis Mitte der 1990iger Jahre erfolgte die Abgabe aller Menschenaffen aus dem Tierpark, weil dort keine artgemäße Haltung mehr möglich war.

Weitere Höhepunkte waren:

1991 Europäische Erstzucht Weißlippenhirsch
1992 Welterstzucht Brillenpelikan
2003 Welterstzucht Kampfadler

Würdigung seines Verdienstes für die Zoologischen Gärten

„Er war ein leidenschaftlicher Tiergärtner und hat vor allem den Tierpark in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt“, resümiert Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem den Verdienst seines Vorgängers. „Wir verdanken es unter anderem auch seinem Einsatz, dass wir heute diese zwei herausragenden zoologischen Einrichtungen in unserer Hauptstadt haben, die an Artenvielfalt weltweit ihresgleichen suchen.“ Frank Bruckmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Zoologischer Garten Berlin AG, fügt hinzu: „Die Zoologischen Gärten Berlin werden Dr. Bernhard Blaszkiewitz in ehrendem Gedenken behalten. Geleitet von einem festen Wertegefüge, ist er stets unbeirrt seinen Weg gegangen und hat sein Leben in den Dienst der Zoologischen Gärten Berlin gestellt. Im Namen des Aufsichtsrates möchte ich seinen Hinterbliebenen unser aufrichtiges Beileid aussprechen.“
Quelle: https://www.tierpark-berlin.de/de/aktuelles/alle-news/artikel/zum-tod-von-dr-bernhard-blaszkiewitz
(20.12.2021, 12:07)
cajun:   Nur Urenkel oder auch Urgestein? :-)
"Carl Claus Hagenbeck wird 80 Jahre alt – der Tierpark gratuliert
Der Ur-Ur-Enkel des Tierpark-Gründers ist mit Löwen, Tigern und Tapiren großgeworden. Am 1. November feierte er seinen 80. Geburtstag. Der Tierpark Hagenbeck ist ein Hamburger Original und gehört zur Hansestadt wie Hafen, Michel und Elbphilharmonie. Der Name steht aber auch für eine Familie mit langer Geschichte und Tradition, untrennbar mit dem Park und seinen tierischen Bewohnern verbunden. Carl Claus Hagenbeck wird 1941 als direkter Nachfahre des legendären Fischhändlers Carl Gottfried Clas Hagenbeck (1810-1897) und Ur-Ur-Enkel des Tierpark-Gründers Carl Hagenbeck (1844-1913), in Hamburg geboren. Ställe ausmisten, Futter schneiden, Tiere pflegen - schon als Kind verdient er sich sein Taschengeld mit der Arbeit im Tierpark. Später studiert er Veterinärmedizin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, wird dort promoviert und arbeitet anschließend als Tierarzt im Park, bis er 1977 die Nachfolge seines Vaters Carl-Heinrich Hagenbeck (1911-1977) in der Geschäftsführung des Tierparks antritt. 35 Jahre lang leitet Carl Claus Hagenbeck gemeinsam mit Joachim Weinlig-Hagenbeck den Tierpark. Er hat die Infrastruktur des Tierparks, der immer noch auf dem Stand von 1945 war, modernisiert – von der Ofenheizung zur Wärmepumpe. Unter seiner Führung begann die systematische Zucht von indischen Elefanten. Mit seither 24 Geburten wurden die Bemühungen von Erfolg gekrönt. 2004 entstand eines der Highlights im Park: das Orang-Utan-Haus. Unter einer 16 Meter hohen Glaskuppel, die sich bei warmem Wetter öffnen lässt, lebt hier eine Sumatra Orang-Utan-Gruppe zusammen mit Zwergottern auf einer Fläche von mehr als 450 Quadratmetern. „Ich bin stolz darauf, das Erbe meines Ur-Ur-Großvaters mehrere Jahrzehnte erfolgreich weiter entwickelt zu haben. Noch heute ist der Tierpark Hagenbeck in der ganzen Welt bekannt und gilt als Wegweiser für eine moderne Zootierhaltung“, so Carl Claus Hagenbeck. Seit mehr als 50 Jahren wohnt Carl Claus Hagenbeck mit seiner Frau Rosita auf dem Gelände des Tierparks. Claus Hagenbeck glaubt fest an die Zukunft von Zoos: „Nur wer Tiere erlebt, wird das Bedürfnis entwickeln, sie auch zu beschützen“, so das Credo des Jubilars. Als Gesellschafter hat er die Geschehnisse des Tierparks auch weiterhin im Blick. „Wir danken Dr. Claus Hagenbeck für sein langjähriges Engagement und wünschen ihm zu seinem Jubiläum nur das Beste“, so die Geschäftsführung und Mitarbeiter des Tierparks."
Quele: Pressemitteilung des Zoos
(08.11.2021, 10:57)
cajun:   Der "Nachwuchs" rückt auf.
Große Ehre für den Alpenzoo – Zoodirektor Dr. André Stadler ist in den Rat des Weltzooverbandes gewählt worden
Dem Alpenzoo ist eine sehr große Ehre zuteilgeworden. Zoodirektor Dr. André Stadler wird ab Oktober im Rat des Weltzooverbandes (WAZA) als Repräsentant für Europa und den Nahen Osten vertreten sein. Der Weltverband der Zoos und Aquarien ist eine der wichtigsten und renommiertesten Organisationen seiner Art, gegründet 1935 in Basel, Schweiz. Die circa 400 Mitgliederinstitutionen haben sich der Pflege und Erhaltung von Tieren und ihren Lebensräumen auf der ganzen Welt verschrieben und verzeichnen insgesamt fast 700 Millionen Besucher pro Jahr. Die WAZA vertritt ihre Mitglieder in anderen internationalen Organisationen, wie der International Union for the Conservation of Nature (IUCN); arbeitet mit dem Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES), dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und dem Übereinkommen über wandernde Arten (CMS) zusammen. André Stadler ist der WAZA seit 2018 verbunden. Die erstmalige Berufung als Ratsmitglied im Weltzooverband zeigt die Wertschätzung der Arbeit des Alpenzoo, seiner Person als Zoodirektor sowie als Artenschützer in verschiedensten Gremien. So ist er z.B. seit 15 Jahren in internationalen Organisationen tätig, wo er sehr verantwortungsvolle Positionen bekleidet. Beispielhaft sei die Leitung des Technical Assistance Komitees in dem Europäischen Zooverbandes (EAZA) genannt. Aber auch im Artenschutz für Katzen, Hirsche, Vögel oder Insekten engagiert er sich in verschiedenen Gremien seit Jahren.
Quelle: Pressemitteilung des Zoos
(19.10.2021, 14:13)
cajun:   Kein Platz für wilde Hirsche :0)
"Vom Tierparkchef zum Filmpreisträger - Dr. Axel Gebauer gewinnt Deutschen Naturfilmpreis
Mit seinem Film „Das geheime Leben der Rothirsche“ setzte sich der ehemalige Direktor des Naturschutz-Tierparks Görlitz-Zgorzelec in einer von zwei Hauptkategorien gegen zehn weitere Bewerber durch. Der seit dem Jahr 2008 von der Deutschen Naturfilm-Stiftung verliehene Preis ist mit je 10 000 Euro dotiert. Die Stiftung will laut eigener Aussage mit der Ehrung für Filmschaffende das Genre Naturfilm für Macher, Sender, das Publikum, aber auch für Naturschutz und Politik zugänglicher machen. Dr. Axel Gebauer leitete den Görlitzer Tierpark in der Zeit von 1985 bis 2011. Ihm verdankt der Tierpark die Ausrichtung auf die Hauptaufgaben einer Zoologischen Einrichtung (Naturschutz, Bildung, Forschung, Erholung) sowie die Weiterentwicklung zu einem Zoo mit den Schwerpunkten Haltung einheimischer und zentralasiatischer Wild- und Haustiere. Ein zentraler Anspruch war die Schaffung von Möglichkeiten, Haustiere im direkten Kontakt zu erleben. Das größte Projekt seiner Amtszeit wurde 2005 mit dem Bau von Deutschlands einzigem Tibetdorf begonnen und wird bis heute unter seinem Nachfolger Dr. Sven Hammer fortgeführt. "
Quelle Pressemitteilung des Zoos
(19.10.2021, 14:11)
cajun:   Das ist schon eine große Ehre:
"Nationales und internationales ehrenamtliches Engagement für Natur-, Tier- und Artenschutz Dr. Thomas Kauffels, Direktor des Opel-Zoo, wird mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
Er ist nicht nur Direktor des Opel-Zoo und hat in dieser Position mit unermüdlichem Engagement seit nahezu einem viertel Jahrhundert das Kronberger Freigehege zu einem modernen, weit über die Grenzen der Region sowie Deutschlands zu einem international bekannten, in der Fachwelt hoch angesehenen Zoo vorangetrieben. Dr. Thomas Kauffels übernimmt zudem auf nationaler und internationaler Ebene Verantwortung als Zoologe und das ausschließlich im Ehrenamt. So war er von 2007 bis 2019 Mitglied im Vorstand des Verbandes der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ, früher: Verband Deutscher Zoodirektoren) und hatte von 2010 bis 2012 das Amt des Präsidenten inne. Dem VdZ gehören 71 wissenschaftlich geleitete Zoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz an; sein gesellschaftlicher Auftrag liegt im Erhalt der biologischen Vielfalt. Dr. Kauffels brachte in seiner Amtsperiode die Geschicke des Vereins entscheidend voran, schuf die Grundlage für die Geschäftsstelle in Berlin, war kompetenter Ansprechpartner in allen zoo- und wildtierrelevante Fragen und berät Entscheidungsträger aus Politik, Administration und weiteren gesellschaftlichen Gruppen. So war er nicht zuletzt in dieser Zeit Mitglied einer Expertenkommission des Bundesumweltministeriums, das die Mindestanforderungen für die Haltung wildlebender Säugetiere überarbeitete. Seit 2016 ist er Vorsitzender der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA), dem größten Zooverband der Welt mit ca. 430 Mitgliedern in Europa und im Nahen Osten. Auch auf dieser Ebene ist er Ansprechpartner und Berater für Gremien, die sich mit dem Natur-, Tier- und Artenschutz befassen. Darüber hinaus bringt er sich ein als Vorsitzender des Membership committees des Weltzooverbandes (WAZA World Association of Zoos and Aquariums). Damit dieses Wissen an die nächste Generation weitergegeben wird, empfahl er dem Vorstand der ‚von Opel Hessische Zoostiftung‘, dem Träger des Opel-Zoo, die Einrichtung einer Stiftungsprofessur Zootierbiologie an der Goethe-Universität Frankfurt, in der seit 2014 Forschungsarbeiten mit fachwissenschaftlichen (Verhaltensforschung, Mikrombiomanalysen, Bioakustik) und fachdidaktischen Forschungsschwerpunkten (Umweltbildungsforschung, Besucherstudien, Conservation Education) integriert und den Studierenden angeboten werden. Für sein umfangreiches ehrenamtliches Engagement im In- und Ausland wurde Dr. Thomas Kauffels am 6. Oktober das Bundesverdienstkreuz am Bande vom Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier verliehen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass die Leistung von Dr. Thomas Kauffels, dem Direktor unseres Opel-Zoo, auf diese Weise Würdigung gefunden hat und geehrt wurde“, so Gregor von Opel, Vorsitzender des Stiftungsvorstands. Er ergänzt, dass man sich als Außenstehender wohl keine Vorstellungen mache, was es bedeute, Tag für Tag – einschließlich unzähligen Diensten an Wochenenden und Feiertagen - die Geschicke des Zoos mit rund 550.000 Besuchern pro Jahr zu leiten, für 65 Mitarbeiter und rund 1700 Tiere verantwortlich zu sein, große Investitionen wie Afrika Savanne, die Elefantenanlage und viele mehr abzuwickeln, Bildungsaufgaben mit der Zoopädagogik wahrzunehmen und Forschungsprojekte am Tierbestand durchzuführen …., sondern darüber hinaus dann noch seine Expertise in den Zooverbänden einzubringen. „Da muss man schon für seine Aufgabe, die Biodiversität zu erhalten, brennen und sich seiner Verantwortung der nächsten Generation gegenüber nicht nur bewusst sein, sondern auch aktiv stellen“, ergänzt Gregor von Opel."
Quelle: Pressemiteilung Opel Zoo
(19.10.2021, 14:09)
cajun:   Gleich zwei "Große" gingen in innerhalb einer Woche

Die Tiergartenfreunde trauern um den langjährigen Zoodirektor Dieter Poley.

Man kann wohl sagen, dass Dieter Poley den Zoo wie kaum ein anderer und vor allem bis heute, nachhaltig prägte. 1972 trat er die Stelle als Zoodirektor an und sollte sie 26 Jahre lang begleiten, ehe er sich in den Ruhestand verabschiedete und der heutige Zoodirektor, Dr. Klaus Wünnemann, seine Nachfolge antrat.
Unter der Zeit Poleys wurden zahlreiche Ideen und Projekte zur Wirklichkeit, die bis heute das Bild des Zoos prägen:
Eine der ersten Errungenschaften war die Robbenanlage. 1973 eingeweiht, ist sie bis heute, bei der Fütterung der Tiere, eine beliebte Attraktion bei groß und klein.
Ende der 70er folgten noch die Afrikaanlage und das Raubtierhaus.
In den 80er Jahren dann das Bärenschaufenster, Vogelanlagen und das Menschenaffenhaus.
Ein weiterer markanter Punkt im Zoo: das Küstenpanorama – eröffnet 1991 ebenfalls unter der Leitung Poleys.
Doch nicht nur Poley selbst, auch seine Frau hatte sich voll und ganz dem Zoo verschrieben und so zog sie Mitte der 70er Jahre den ersten Orangutan von Hand auf, zehn weitere sollten folgen.
Poley hatte sich stets dem Tier- und Naturschutz verschrieben und hatte es zum Ziel, den Zoo zu einem Ort des Artenschutzes und der naturkundlichen Bildung werden zu lassen. Diese Handschrift trägt der Zoo durch die Mitarbeit (teils in leitender Funktion) an zahlreichen Artenschutzprojekten noch heute und man darf sagen, dass Herr Dr. Wünnemann das „Erbe“ Poleys gebührend weiterführt.
Mit Dieter Poley verliert die Welt einen Menschen, der sich dem Natur- und Artenschutz wissenschaftlich gewidmet hatte und keine Mühen scheute, diesen den Menschen näher zu bringen.

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie – die Tiergartenfreunde werden ihm stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.
Quelle: https://www.tiergartenfreunde.de/aktuelles
(31.08.2021, 11:30)
cajun:   Ein Nachruf des Zoo Hannover.
"Wegbereiter des modernen Zoologischen Gartens - Zum Gedenken an Professor Dr. Lothar Dittrich
Der Erlebnis-Zoo Hannover trauert um den ehemaligen Zoodirektor. Professor Dr. Lothar Dittrich verstarb am 6 August 2021 mit 89 Jahren in Hannover.
„Ein langer und oft auch verschlungener Weg musste zurückgelegt werden, damit entstehen konnte, was der Zoo Hannover heute darstellt.“ So hat Prof. Lothar Dittrich im Jahr 1990 die Entwicklung „seines“ Zoos in die Moderne beschrieben – er selbst war maßgeblicher Bereiter, Begleiter und Gestalter dieses Weges. Und hat damit Zoogeschichte geschrieben. Lothar Dittrich wurde am 20. April 1932 in Magdeburg geboren. Nach dem Abitur in Grimma (Sachsen) studierte er von 1950-55 Biologie an der Universität Leipzig, wo er 1960 auch promovierte. 1954 begann er als wissenschaftliche Hilfskraft im Zoo Leipzig, wurde Assistent und ab 1958 Stellvertreter des Zoodirektors. 1961 verließ Dittrich die damalige DDR aus politischen Gründen.
Den beruflichen Neubeginn läutete er zunächst als Tierpfleger bei der Tierhandelsfirma Ruhe in Alfeld ein, bis er im September 1961 zum wissenschaftlichen Leiter des seit 1931 von der Firma Ruhe gepachteten Zoo Hannover aufstieg. Im Jahr 1972 ging der Zoo wieder in den Besitz der Stadt Hannover über und von nun an leitete Lothar Dittrich die Geschicke des Hannoverschen Zoos als Zoodirektor. Mehr als 20 Jahre lang bewies er Mut, Weitsicht und stellte immer das Tierwohl in den Mittelpunkt. Er entwickelte das neue System der symbolischen Gehegebegrenzung, das unter dem Begriff „Hannoversches Grabenprinzip“ Weltruhm erlangte. Beobachtungen im täglichen Zoobetrieb hatten gezeigt, dass eingewöhnte Zootiere eine sehr starke Bindung zu ihrer vertrauten Anlage haben und diese Bindung sogar in Extremsituationen bestehen bleibt. Statt die Anlagen mit unüberwindbaren Barrieren zu begrenzen, wurde die Idee einer symbolischen Begrenzung geboren, die territoriales Verhalten ermöglicht. Denn Tiere betrachten ihre Anlage als ihren sicheren Lebensraum, in dem ihre Bedürfnisse gestillt werden. Darauf beruht ihr freiwilliges Bleiben. Lothar Dittrich selbst bezeichnete diese Erkenntnis als „die größte Leistung unseres Zoos für die Fortentwicklung der Tierhaltung“. Dittrich etablierte darüber hinaus die Streichelwiese, damals europaweit einmalig und bis heute eine Idee, die Klein und Groß über Generationen hinweg begeistert. In den 1980er Jahren erzielte der Zoo Hannover unter der Leitung von Professor Dittrich große Zuchterfolge, der Zoo beteiligte sich zudem an vielen Auswilderungsprogrammen. 1972 beispielsweise war die Arabische Oryxantilope in ihrem ursprünglichen Lebensraum ausgestorben. Der Zoo Hannover beteiligte sich erfolgreich am Erhaltungszuchtprogramm, in den 1980er Jahre konnte die Antilopenart wieder in der Wildbahn angesiedelt werden. Ein ähnlicher Erfolg gelang dem Zoo unter Dittrichs Leitung mit den Mendesantilopen, auch Addax genannt: Eine nach wie vor bedrohte Art, für deren Schutz sich der Erlebnis-Zoo bis heute besonders engagiert und damit an Lothar Dittrichs Wirken anknüpft und es weiterführt. Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war der Neubau des Urwaldhauses für Primaten, das 1981 eröffnete. Das Urwaldhaus setzte neue Maßstäbe – architektonisch und als naturnah gestaltete Anlage, in der sich die Blickachsen auf die Tiere öffneten wie Lichtungen im Urwald. Üppig bepflanzt setzte das markante Bauwerk ganz neue Akzente. Über die Tore Hannovers hinaus wirkte Dittrich zudem als Fachberater für den Bau moderner Zoo-Anlagen. So plante er die Neuanlage des Zoologischen Zentrums in Ramat Gan (Tel Aviv) und begleitete jahrelang alle Baumaßnahmen sowie die Planung des Tierbestands. Lothar Dittrich setzte sich leidenschaftlich dafür ein, dass der Zoo als Bildungseinrichtung wahrgenommen wurde. 1971 erhielt er an der renommierten Tierärztlichen Hochschule Hannover den Lehrauftrag für „Biologie und Haltung der Zootiere“, acht Jahre später wurde er zum Honorarprofessor berufen. Seine Vorlesungen galten als wegbereitend für ein sich entwickelndes Ausbildungsangebot der Tiergartenbiologie und Zootiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule. Bis zum Ende seiner Lehrtätigkeit 1993 trug er zur wissenschaftlichen Ausbildung zahlreicher junger Menschen an der Hochschule bei. Er verfasste eine Vielzahl wissenschaftlicher sowie zoohistorischer Arbeiten, darunter den Grundlagenband „Zootierhaltung – Tiere in menschlicher Obhut“, eine Biografie Carl Hagenbecks und den Band „Ein Garten für Menschen und Tiere“ (mit Annelore Rieke-Müller) zum 125-jährigen Jubiläum des Zoo Hannover. Als Gründungsmitglied des Vereins der „Zoofreunde Hannover e.V.“ schrieb Lothar Dittrich für die Zeitschrift „Der Zoofreund“ mehr als 100 Beiträge und engagierte sich als stellvertretender Vorstand. Seine Expertise nutzte Dittrich zudem, um mit Themen wie Tierschutz und Wildtierhaltung regelmäßig in den Medien Präsenz zu zeigen. So war er seit 1966 wissenschaftlicher Berater und Textautor für das Tiermagazin „Tele-Zoo“. 1993 beendete Prof. Dr. Lothar Dittrich seine Laufbahn im Zoo Hannover und widmete sich wissenschaftlichen Arbeiten. Professor Lothar Dittrich war zoologischer Visionär, leidenschaftlicher Wissenschaftler und ein Kenner der Geschichte des hannoverschen Zoos wie kaum ein anderer. Auch nach seiner aktiven Zeit blieb er dem Erlebnis-Zoo verbunden. Er wird sehr fehlen.
Wir sind in Gedanken bei seiner Familie."
Quelle: pressemitteilung des Zoos
(31.08.2021, 11:19)
cajun:   Zwei Meldungen aus Warschau und Plock:
WÅ‚odzimierz Konrad, stellvertretender Direktor des Warschauer Zoos, ist gestorben
Włodzimierz Konrad starb am 8. Juli im Alter von 86 Jahren in Warschau. Ab 1980 war er Angestellter des Städtischen Zoologischen Gartens in Warschau. 28 Jahre lang war er stellvertretender Direktor für technische Angelegenheiten, ein Jahr Direktor des Zoos (1981-1982) und nach seiner Pensionierung war er Berater des Zoos der Hauptstadt (2009-2015). In den Jahren 2005-2021 war er Vorsitzender des Rates der Stiftung für die Entwicklung des Warschauer Zoologischen Gartens "Panda".

Tadeusz Taworski, langjähriger Zoodirektor, ist im Alter von 90 Jahren gestorben
Tadeusz Taworski wurde in Buenos Aires, Argentinien, geboren, kam vor dem Zweiten Weltkrieg nach Polen und 1956 nach Płock – davor begann er seine berufliche Laufbahn im Zoo in Wrocław. Das Rathaus betonte, dass Tadeusz Taworski – mit Unterbrechungen – 40 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung der Direktor des Zoos in Płock war.
Quellen:https://www.rdc.pl/informacje/zmarl-tadeusz-taworski-wieloletni-dyrektor-zoo-w-plocku/
https://www.rdc.pl/informacje/zmarl-wlodzimierz-konrad-dlugoletni-wicedyrektor-warszawskiego-zoo/
Ãœbersetzung Zoopresseschau
(27.07.2021, 17:13)
cajun:   Der Zoo Krefeld würdigt seinen Ex- Chef.
Zoo Krefeld 19.01.2021
Ehemaliger Zoodirektor Dr. Walter Encke feiert 90. Geburtstag ? Gebürtiger Kölner gestaltete Tierpark zu einem modernen Zoo um
Der ehemalige Direktor des Krefelder Zoos, Dr. Walter Encke, feiert am Dienstag, 19. Januar, seinen 90. Geburtstag. Als er im Jahr 1959 mit 28 Jahren Deutschlands jüngster Zoodirektor wurde, war der Zoo an der Uerdinger Straße noch der Krefelder Tierpark. Bevor der gebürtige Kölner die Leitung übernahm, studierte er in der Domstadt sowie in Tübingen und Bonn die Fächer Zoologie, Botanik und Physiologische Chemie. An seine Promotion 1957 schlossen sich verschiedene Forschungsaufträge in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn an. Mit einer neuen Konzeption, Zuchterfolgen bei vom Aussterben bedrohter Tierarten und dem Bau von modernen Tierhäusern erreichte Encke den Wandel in einen international anerkannten Zoo. Encke setzte sich zudem für die Einrichtung einer Ausweich- und Quarantänestation im denkmalgeschützten städtischen Hausenhof im Greiffenhorstpark in Krefeld-Linn ein. Viele Gehege und die Zooschule im Fachwerkbau tragen seine Handschrift. Zeitweilig war Encke Vorsitzender des Verbands der Deutschen Zoodirektoren. Für das Washingtoner Artenschutzabkommen fungierte er als Sachverständiger. Den Zoo leitete er bis Januar 1996. Er wohnt in Krefeld.
Quelle: Pressemeldung des Zoos
(25.01.2021, 15:48)
cajun:   Hat der TP Berlin dazu eigentlich was raus gegeben?

Erinnerung an Heinrich Dathe
Der Todestag des berühmten Berliner Tierparkdirektors aus Reichenbach jährt sich heute zum 30. Mal. Der "Grzimek des Ostens" starb am 6. Januar 1991 - hochgeehrt und am Ende ungerecht behandelt.

Heinrich Dathe mit einem Katzenbär. Seine Heimatstadt Reichenbach ehrte ihn mit der Neuberin-Medaille (1980), der Auszeichnung als Ehrenbürger (1982), dem Heinrich-Dathe-Kolloquium im Ratssaal und der Prägung eines Stadttalers (2010). An seinem Geburtshaus in der Weinholdstraße 3 hängt eine Gedenktafel, 2016 kam der "Dathe-Hain" hinzu. Dathe wurde mit dem Goethe-Preis des Berliner Magistrats, dem Nationalpreis für Wis
Heinrich Dathe mit einem Katzenbär. Seine Heimatstadt Reichenbach ehrte ihn mit der Neuberin-Medaille (1980), der Auszeichnung als Ehrenbürger (1982), dem Heinrich-Dathe-Kolloquium im Ratssaal und der Prägung eines Stadttalers (2010). An seinem Geburtshaus in der Weinholdstraße 3 hängt eine Gedenktafel, 2016 kam der "Dathe-Hain" hinzu. Dathe wurde mit dem Goethe-Preis des Berliner Magistrats, dem Nationalpreis für Wis Foto: wovi (Repro)

Von Dr. Wolfgang Viebahn

Reichenbach - Der Vogtländer Heinrich Dathe hatte in der DDR in 36 Jahren aus dem Areal Schloss Friedrichsfelde den Tierpark Berlin und damit einen der führenden Tiergärten im Weltmaßstab gemacht - mit neuen Konzepten der Haltung und Präsentation von Tieren. So nimmt es nicht Wunder, dass er Zoo-Papst genannt und als "Grzimek des Ostens" bezeichnet wurde.
Dann kam der Mauerfall 1989 - und die offene Grenze fachte die Rivalität zwischen den beiden Berliner Tiergärten an: Zoo (West) gegen Tierpark (Ost). Dathes Tierpark drohte, zu einem Hirschgarten zurückgestuft zu werden.
Natürlich ging es ums Geld: Dathe war trotz aller wirtschaftlichen Probleme in der DDR über das Kulturministerium großzügig finanziert worden - und hatte viele Freiheiten. Der Westberliner Zoo gehörte zur Finanzverwaltung - und dorthin wurde auch Dathes Tierpark zugeordnet. Im Zuge der Umstrukturierungen wurde Tierparkdirektor Dathe die Dienstwohnung gekündigt - zudem ohne Beachtung der Kündigungsfrist. Das empfanden viele Ostdeutsche als große Ungerechtigkeit. In dieser Zeit war Dathe schon unheilbar erkrankt - er starb am 5. Januar 1991.
Der Reichenbacher war nicht nur ein herausragender Tierparkdirektor. Zu seinen Verdiensten gehörten auch 1774 Auftritte "Im Tierpark belauscht" des Berliner Rundfunks und die über 300 Fernsehsendungen "Tierpark-Tele-Treff".
Dathe führte den Beruf eines Zootierpflegers ein, er hat weit über 1000 (populär)wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben, gab fünf Fachzeitschriften heraus, leitete den Zentralen Fachausschuss des Kulturbundes der DDR für Ornithologie, war Vorsitzender der staatlichen Kommission für Tiergärten (die Zahl der zoologischen Gärten der DDR wuchs von drei (1949) auf neun Zoos und 130 kleinere Tiergärten (1990). Dathe gründete die Forschungsstelle für Wirbeltierforschung als einen Ableger der Akademie der Wissenschaften der DDR, er hatte vielfältige internationale Kontakte zwischen China und Amerika.
Dathe brannte schon als kleiner Junge für Tiere und las mit 8 Jahren "Brehms Tierleben". 1923 beschrieb er in einem Aufsatz als Zwölfjähriger seine Vision von einem großen Garten mit einer von unten geheizten Halle für ausländische Pflanzen und Tiere wie Schlangen, Kolibris, Faultiere, fliegende Hunde und Affen. Diese Vision erfüllte sich 1963 im Tierpark Berlin mit dem "Alfred-Brehm-Haus" und seiner 1100 Quadratmeter großen Tropenhalle.
Heinrich Dathe war am 7. November 1910 in der Weinholdstraße 3 geboren worden. Er besuchte die Gymnasien in Reichenbach und in Leipzig, studierte an der Leipziger Universität Biologie und promovierte hier 1936. In jenem Jahr begann seine tiergärtnerische Laufbahn als Assistent von Professor Karl Max Schneider, dem Direktor des Leipziger Zoos. Im Krieg am Oberarm verwundet, von 1945 bis 1950 in englischer Kriegsgefangenschaft bzw. anschließend in einem Leipziger Verlag arbeitend, wirkte Dathe ab 1950 erneut als Assistent Schneiders. Nach dessen überraschenden Tod 1955 leitete über zwei Jahre lang sowohl den Zoo Leipzig, als auch den im Aufbau begriffenen Berliner Tierpark.
Dem kunstsinnigen wie humorvollen Dathe lag von Beginn an eine Rekonstruktion des Schlosses Friedrichsfelde am Herzen, das 1967 auf Abbruch stand. Er setzte jedoch die Restaurierung durch. Für die Innenausstattung lieh sich Heinrich Dathe aus dem Reichenbacher Kreismuseum 44 Veduten aus, die einst im Schloss Friesen hingen: kleinformatige Bilder von Städten, Schlössern, Plätzen und Parks. Heute sind sie wieder in der Burg Mylau zu bewundern.
Dathes Lebenswerk wäre nicht zu verstehen ohne seine aus Gettengrün im Vogtland stammende Frau Elisabeth, eine Lehrertochter: "Übrigens bedarf der Tiergärtner als sehr wichtige Ergänzung auch einer verständnisvollen Frau, einer echten Gefährtin, die mit ihm durch dick und dünn geht ?" Die Dathes hatten drei Kinder, Almut, Holger und Falk, die später alle promovierten.
Neben Dathes tiergärtnerischen und wissenschaftlichen Leistungen ist auch immer wieder hervorzuheben, wie er bei aller Strenge in der Sache seinen manchmal hintergründigen Humor ins Spiel brachte. Als die Frau seines im Tierpark angestellten Architekten Tellbach 1954 ein Mädchen zur Welt brachte, erhielt die junge Familie von Dathe prompt eine Glückwunschkarte, die "zum ersten Zuchterfolg des Tierparks Berlin" gratulierte.

Wer die humoristischen und anderen Seiten von Heinrich Dathes kennenlernen möchte, dem sei das Büchlein "Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Dathe. Vom Reichenbacher Stadtkind zum Tierparkdirektor in Berlin. 88 humorvolle und nachdenkliche Geschichtchen" von Dr. Wolfgang Viebahn empfohlen, das gerade in Druck gegangen ist. Infos unter 03765 / 150 67.
Quelle: https://www.vogtland-anzeiger.de/vogtland/erinnerung-an-heinrich-dathe-artikel11280558
(11.01.2021, 13:30)
Ralf Seidel:   @IP66, mit meinem Beitrag möchte ich auch in keinster Weise die Leistungen des Dr. Bürger schmälern (so haben Sie das aber wohl auch nicht aufgefasst). Mit dem Schwerpunkt heimische Tierwelt und z.B. auch Kleinkatzen (wie ich das heute vermisse...) schuf er für MD durchaus ein Alleinstellungsmerkmal unter den Zoos der damaligen DDR, ähnlich wie der frühere Zoodirektor Dr. Altmann,ein Veterinär, für den Zoopark in Erfurt mit seinem Fimmel für Haustiere.
Insbesondere die Biberzuchten waren ja gerühmt, nur eben für den Besucher nicht wirklich interessant auf Dauer, die waren eben nie zu sehen in ihrem großen Betonbecken. Mit dem Bau des Dickhäuterhauses erfuhr der Zoo einen gewaltigen Qualitätssprung, ein für damalige Verhältnisse modernes, helles Haus mit Chic und Charme - das gab es weit und breit nicht noch mal. Elefanten, Spitzmaulnashöner (ich glaube die Erstzucht Ende der Siebziger war die erste im gesamten Ostblock) und Flußpferde in einem Haus konzentriert..., war schon toll. Meine ersten Balistare habe ich in den Siebzigern hier gesehen, die ersten Rappenantilopen - aber viele attraktive und vom Besucher gewünschte Arten kamen erst viel später: Giraffen, Pinguine, Großkatzen (nur Löwen waren im Bestand)...Seelöwen oder Großbären gab es nicht zu sehen, der Primatenbestand war sehr überschaubar.
Ein Artensammler wie Dr.Witruk war im halleschen Zoo viel besser aufgehoben, hier gab es mehrere Warmhäuser und viele kleine Gehege, wie sie für einen alten Zoo eben typisch waren...
Jeder der Magedeburger Zoodirektoren hat den Garten auf seine Art geprägt -so soll es ja auch sein.
Wolfgang Puschmann kam nicht zu spät -er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
(28.08.2008, 13:04)
IP66:   Ich denke auch, daß Herr Puschmann den Zoo in Magdeburg bleibend geprägt hat - ich finde zwar, daß der erste Schritt zum Zoo schon vor seinem Amtsantritt gemacht wurde und halte es für ein großes Verdienst von Herrn Bürger, mit dem Großtierhaus eines der interessantesten Zoogebäude der DDR durchgesetzt zu haben, doch Herr Puschmann hat, in schwieriger Zeit und über manchen Wechsel hinweig, so gut wie alle Chancen genutzt, die ihm der Rahmen bot - und ist in seiner Zoochronik, die auch zu den bleibenden Leistungen zählt, auch mit den Leistungen seiner Vorgänger sehr achtungvoll umgegangen und seine Neubaupläne in diesen Kontext eingeordnet und nicht als heilsbringende und den alten Zoo ablösende Titanentaten herausgestellt. Ähnlich wie Herr Gewalt in Duisburg kam er als Gründergestalt für seinen Zoo vielleicht ein wenig zu spät, hat wohl aber gerade auf dem Fundament seiner Vorgänger den magdeburger Zoo geprägt.
(28.08.2008, 11:37)
Ralf Seidel:   Herrn Puschmann's großer Verdienst war neben seinen Veröffentlichungen zweifellos die Tatsache, den Zoo Magdeburg aus seinem Image eines Heimattiergartens herauszuführen. Unter Dr. Bürger gab es ja nicht allzu viele Exoten - das Dickhäuterhaus immerhin, Löwen, Schimpansen, verschiedene Aras und noch ein paar "Standart"-zootiere. Dr. Bürger bemängelte immer wieder, dass die Schulkinder den Unterschied zwischen Afrikan. und Asiatischen Elefanten kannten, nicht aber den zwischen Hasen und Kaninchen, Feldhamster nicht vom Goldhamster zu unterscheiden vermochten. An sich ja eine lohnenswerte Sache - aber die Menschen wollten Exoten sehen. Einer der ersten Direktoren im Mitte der 50er Jahre gegründeten Magdeburger Zoo war der hallesche Biologe Dr. Witstruk, der muss wohl heilfroh gewesen sein, als ihm 1961 die Stelle des Zoochefs in Halle angeboten wurde. Umso bedeutender sind die Leistungen von Puschmann einzuschätzen - er, ursprünglich ja aus Leipzig Kommend, hat dem Zoo ein Profil gegeben und zu einer international renommierten Einrichtung entwickelt.
(27.08.2008, 12:39)
Ralf Sommerlad:   Herzliche Beileidswünsche auch von mir.
(27.08.2008, 11:40)
IP66:   Das ist wirklich traurig - für Magdeburg war Herr Puschmann ja so etwas wie eine Gründergestalt, so daß nicht nur der Zootierhaltungsband an ihn erinnert.
(27.08.2008, 11:17)
Shensi-Takin:   Mein herzlichstes Beileid an die Angehoerigen. Sein Standardwerk haelt seit jeher einen festen Platz in meinem Buecherregal inne.
(26.08.2008, 22:24)
WolfDrei:   Dipl. Biologe Wolfgang Puschmann, langjähriger Direktor des Madgdeburger Zoos, gewesener Präsident des VDZ und Autor des Säugetierbandes der "Zootierhaltung"sreihe ist kurz vor Vollendung seines 75. Geburtstages verstorben. Nach Erscheinen der 1. Auflage 2004 hatte er bereits an einer erweiterten Fassung unter neuen systematischen Gesichtspunkten gearbeitet.
(26.08.2008, 17:10)
Ralf Sommerlad:   IP66: Ich stimme vollinhaltlich und aus tiefem Herzen zu....
(19.10.2007, 14:12)
IP66:   Frankfurt wäre sicher nicht ein in aller Welt bekannter Zoo, wenn nicht die letzten drei Vorgänger von Herrn Schildger sich, oft gegen eine wenig kooperative Stadtverwaltung und -regierung, um die Anlage dergestalt verdient gemacht hätten - und zwar sowohl im Bereich des Tierbestandes, wie auch in den der Parkpflege und der Architektur.
(17.10.2007, 11:24)
Ralf Sommerlad:   Grummelnd hinzufügt, dass auch Christian Schmidt eine Menge für den Frankfurter Zoo bewegt hat, auch wenn der eben kein grosser Kommunikator war und vielleicht das eine oder andere Defizit hatte: Immerhin hat ihn die EAZA - mit vollem Recht, wie ich finde - auf der letzten Konferenz persönlich geehrt!
(17.10.2007, 10:06)
Benjamin Grabbe:   Ein ein gedenkens video zu ehren,und gedenken am Steve Irwin.
In stiller Trauer
Benjamin Grabbe
http://sevenload.de/videos/CQgWIUe
(09.09.2006, 14:57)
Nils Kley:   Zwar nur randläufig hier einzuordnen:
Der aus dem TV bekannte durch seine etwas exaltierte Art bekannte Leiter des Australia Zoos, Steve Irwin, ist bei Unterwaserdrehaufnahmen tödlich verunglückt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Steve_Irwin
(04.09.2006, 09:17)
th.oma.s:   @jana: war wohl der richtige mann zur richtigen zeit am richtigen ort
(13.04.2006, 00:00)
Jana:   Nachtrag - letzter Jahr kamen in prager Zoo 1,2 mio Besucher.
(13.04.2006, 00:00)
Jana:   @Zoosammler Es war ein Tat von reine Verzweiflung. Nach der Wende waren eigentlich in allen Zoos die Besucherzahlen halbiert, auch prager Zoo war betrofen (von 850 tausend 1989 auf weniger als 500t), es tauschten sich da 3 Direktoren ohne jeder Erfolg, fast alle Anlagen oder Hauser waren mehr als 20 Jahren ohne jeder Modernisierung, Stadt musste immer mehr Geld ausgeben aber ohne Auswirkung. Der Zoo war "konzerviert" in diesem Zustand. Im Jahr 1997 war ein Konkurz ausgeschrieben, und Fejk hat sich angemeldet. Er war vorher taetig als Literaturlehrer, dann war er ein Rock-Klub-Besitzer (er ging nach 2 Jahren Pleite) und dann war er ohne Job, mit Frau und kleinem Kind am Hals (er war damals 32 glaube ich). Er hat an dem Konkurz teilgenohmen als einziger Nicht-Zoologe. Er hatte einen kurzen und einfachen Plan - den Besuchern besseren Servis zu bieten und den Tieren bessere Anlagen zu bauen. Und Stadt gibte ihm fuer die Investitionen Geld, dagegen der Zuschuss fuer Betriebkosten war seitdem limitiert. Es war ein Risiko, aber es hat sich geloehnt. Aber der Anfang fuer ihm war sehr schwer, er hat sich geaussert, wenn er wuesste, was an ihm wartet, wuerde er sich das nicht nochmal antun.
(13.04.2006, 00:00)
Michael Amend:   Herschaftszeiten nochmal.....
Der letzte Beitrag ist natürlich von mir, nicht von Michael Mettler.Sorry, Michael, vergib mir, ich bin über 30....
(13.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Hast du nicht, ein früherer Zoodirektor des Landauer Zoos( der Vorgänger von Dr. Neurohr)war zugleich Zoodirektor und Leiter des Landauer Schlachthofes zugleich.Praktisch, oder ? Auf dem Schlachthofgelände wurde für eine Weile auch ein aggressiver Dromedarhengst gehalten....
(13.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   @Zoosammler: Gab es nicht in Deutschland (oder war es Holland?) sogar schon mal einen Zoochef, der vorher beruflich ausgerechnet mit Schlachthöfen zu tun hatte? Oder habe ich da was falsch in Erinnerung?
(13.04.2006, 00:00)
krümmel:   In Tschechien kann ma als Literat sogar Staatspräsident werden - im Volk der Dichter und Denker wäre das unmöglich!
(13.04.2006, 00:00)
Zoosammler:   Arbeiten nicht auch Duisburg und Muenster mit einer Doppelspitze?

Auch wenn ich das als Nicht-Oesterreicher schlecht beurteilen kann: Hat der scheidende Wiener Direktor Pechlaner vielleicht einen aehnlich hohen Bekanntheitsgrad (in Oesterreich), wie einst Grzimek und Dathe (in Deutschland)? Man hoert viel von ihm, er hat den Zoo voellig umgestaltet, grosse Pandas nach Wien geholt und er hat seine eigene Fernsehsendung. Er ist zumindest der einzige oesterreichische Direktor, der auch in Deutschland eine gewisse Bekanntheit geniesst.

@Jana: Wie wird man den als Literaturlehrer Zoodirektor? Ein sehr interessanter Werdegang, ich glaube in Deutschland waere das nicht moeglich.
(13.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   @IP66: Die alten Bärenzwinger in Stuttgart habe ich noch kennengelernt, auch die Verwendung der Damaszenerhalle als Kleinraubtierhaus usw. Aber mal ehrlich: Frankfurt unter Grzimek, das waren auch nicht nur richtungweisende Großbauten. Ich erinnere an den Luchskäfig am Kinderzoo, den Leopardenkäfig am Exotarium usw. Grzimek konnte in Frankfurt wenigstens auf ein (wenn auch zerbombtes) "Fundament" eines Zoos zurückgreifen und es wieder mit Leben füllen, Schöchle hat dagegen bei Null angefangen und musste die Tiere - man lese seine Lebenserinnerungen - in die Wilhelma regelrecht "einschmuggeln"; z.B. indem er Ausstellungen wie "Tiere der Steppe" initiierte und die lebende Exponate dann einfach zu Dauergästen erklärte (und ihre provisorischen Unterkünfte zu Dauereinrichtungen...). Hätte er den "normalen" Weg beschritten und seinen übergeordneten Stellen verkündet "Ich baue jetzt als neue Attraktion ein großes Affenhaus in die Wilhelma", wäre der Garten womöglich noch heute ein rein botanischer, denn man hätte sein Vorhaben unterbunden. Also bezogen die Affen eben "vorübergehend" eine Baracke. Schöchles Verdienst liegt also weniger in der Qualität der Anlagen seiner Amtszeit, sondern darin, überhaupt einen Zoo gegründet, durchgesetzt und aufgebaut zu haben (der heute immerhin Weltruf besitzt).

Dass ich Schöchle mit Grzimek vergleiche, liegt an der Schlitzohrigkeit beider, die im Interesse ihres Zoos manches "Ding" gedreht haben. Grzimek hat ja z.B. nach dem Krieg einfach eine an den zerbombten Zoo grenzende Straße abgesperrt und die Fläche dem Zoogelände einverleibt.... Wäre das nicht für Duisburg eine Methode, die störende Autobahn aus dem Zoo zu bekommen? :-)
(10.04.2006, 00:00)
IP66:   Ich weiß nicht, ob Sie die Schöchle-Wilhelma noch kennen - das quadratische Giraffengehege, die Pony-Anlage mit Grévy-Zebras und Bärenkäfige in der Größe einer gehobenen Transportkiste habe ich noch kennen gelernt. Sicher war auch in Berlin nicht alles geräumig (und im frankfurter Rundbau schon gar nicht), ich fand aber die zoologischen Anlagen vor der Errichtung der Häuserfolge im Rosensteinpark (AAffen, Raubkatzen, Elefanten und zuvor das Aquarium) wenig zukunftsweisend und ambitioniert. Manches mußte Schöchle wohl so machen, ich finde es dennoch schade, das nichts aus dieser Anfangsphase der Wilhelma übrig bleiben konnte, weil nichts irgendwie ambitioniert war. Man kann ja über Frankfurts Affenhäuser und Klös' Nashornhaus urteilen, wie man möchte - es waren Anlagen, die weit über ihren Zweck hinaus Aufsehen erregten und die Standards ihrer Zeit voranschoben. Daß es dergleichen in Stuttgart vor den angeführten Anlagen nicht gegeben hat, finde ich schade, und ein wenig leidet die Erinnerung an Schöchle bei mir darunter.
(10.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Ich nehme an, dass die "Doppelspitze" (zoologischer plus kaufmännischer Leiter) in näherer Zukunft Standard bei den Großzoos sein wird - wer von beiden mehr in der Öffentlichkeit steht, dürfte dabei unterschiedlich, weil auch personen- bzw. persönlichkeitsabhängig sein. War nicht München der erste deutsche Zoo, der mit einer solchen Doppelspitze gearbeitet hat (und es auch heute noch tut)?

Zu den von IP66 aufgeführten "Gründervätern" der Nachkriegszeit zählt übrigens auch der Stuttgarter Schöchle, der den vormals ausschließlich botanischen Garten Wilhelma um den zoologischen Bereich erweiterte und dabei - wenigstens nach seinen Lebenserinnerungen zu urteilen - ähnlich frech und erfolgreich vorging wie Grzimek in Frankfurt. Und dieser Vergleich zeigt sehr schön, wie unterschiedlich bekannt Zoodirektoren bei ähnlicher Ausgangsbasis sein können: Grzimek war ein schnell überregionaler, später dann globaler Medienprofi, der Ruf Schöchles scheint hingegen mangels entsprechender Auftritte kaum über Baden-Württemberg hinausgedrungen zu sein. Der Duisburger Gewalt wurde durch den Beluga im Rhein bekannt und steigerte dies durch seinen Coup, das erste Delphinarium in Deutschland zu bauen. Dathe hatte dem "Tierparkteletreff" im Fernsehen, und Klös profitierte anfangs davon, dass der Berliner Zoo eben schon lange vor seiner Zeit ein Mythos war - da steht man automatisch mehr im Blickfeld als z.B. in Karlsruhe, Augsburg oder Dortmund und muss zwangsläufig ein ganz anderes Profil entwickeln. Das soll jetzt nicht heißen, dass Klös sich nur im Glanze des Zoos zu sonnen brauchte! Ich denke ganz im Gegenteil, dass diese Kombination perfekt passte, und was Klös in Berlin alles auf die Beine gestellt hat, ist sehr beachtlich - wenn auch die Artensammelei in manchen Bereichen mangels ausreichender Unterbringungsmöglichkeiten etwas übertrieben wurde....
(09.04.2006, 00:00)
Zoosammler:   Wenn kein Zoologe, dann herrschen in Deutschland Marketingfachleute, kaufmaennische Experten, sprich meist Betriebswirte vor.
Es ist aber (noch) nicht so verbreitet.
In Hannover ist es so, allerdings gibt es hier einen "Zoologischen Leiter", in Berlin ist es meines Wissens umgekehrt. Hagenbeck in Hamburg hat, naheliegend, da es sich um ein Privatunternehmen handelt, mit Joachim Weinlig-Hagenbeck einen der zwei Direktoren mit einem Wirtschaftsfachmann besetzt.
Der Leipziger Direktor ist zwar Veterinaer oder Zoologe, hat aber vorher bei einer Tiernahrungsfirma (?) gearbeitet, kennt sich also auf beiden Gebieten aus.
(09.04.2006, 00:00)
Jana:   Wie oft kommt es in Deutschland, dass der Zoo-Direktor kein Zoologe oder Veterinär ist? In Tschechien gibts nur einen - der prager Direktor Fejk, der vorher ein Literatur-Lehrer war.
(09.04.2006, 00:00)
IP66:   Wichtig scheint mir zu sein, daß die erste Generation von Zooleitern ausprochene Gründungsväter waren. Frankfurt ist noch heute der Zoo Grzimeks, Klös war zwar historisch sehr interessiert, aber auch er hat seinen Zoo entschieden geprägt, Dathe und Gewalt haben Friedrichsfelde und Duisburg überhaupt erst aufgebaut. Jauch in Stuttgart hat den Zoo, wie ich finde, von seinen Provisorien befreit, die noch in meinem Kindertagen die Wilhelma prägten. Und Nogges kölner Erfolge hängen auch mit dem Erneuerungsstau zusammen, der unter seinem Vorgänger entstanden war. Vielleicht bewundern die heutigen Kinder ja die Neugestalter von Hannover und Gelsenkirchen?
(09.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Nun ist die Wilhelma bekanntlich ein Zoologisch-botanischer Garten, weshalb ein "Botanikfan" nicht gerade am falschen Platz ist.... Will sagen, dass man wohl schwerlich jemand finden wird, der auf den beiden doch sehr verschiedenen Gebieten gleichzeitig "top" ist.

Nebenbei bemerkt: Der zoologische Leiter in Hannover ist von Haus aus Spezialist für Süßwassermuscheln, und trotzdem entwickelt sich der Zoo kontinuierlich weiter!

Was mich auf ein interessantes Thema bringt: Mit welchen Themen haben eigentlich verschiedene Zoodirektoren ihre Doktorarbeiten gemacht? Vom Ex-Hannoveraner Prof. Dr. Dittrich weiß ich, dass er über die Jugendentwicklung des Braunbären schrieb. Der Berliner Tierparkleiter Dr. Blaskiewitz hat über die im Berliner Zoo gehaltenen Säugetierformen eines bestimmten Zeitraumes und deren Bestandsentwicklungen promoviert. Weiß jemand was über andere Arbeiten?
(08.04.2006, 00:00)
Dennis:   Die einen sagen er vernachlässigt seine
Arbeit für die Moderniesierung des Zoos und sei für einen Zoodirektor zu wenig mit Tieren vertraut.
Er ist vielmehr ein Botanikfan, andererseits hat er die Wilhelma mit Insektarium und Amazonashaus auch die Wilhelma berreichert.

(08.04.2006, 00:00)
ZooFanKarlsruhe:   @Dennis: Warum ist Dr. Jauch umstritten ?
(07.04.2006, 00:00)
Dennis:   Ach ja, Dieter Jauch heißt er.
(07.04.2006, 00:00)
Dennis:   Den Zoodirektor der Wilhelma- ups ich hab den namen vergessen- ist auch ein sehr umstrittener Mann.
(07.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Nachtrag: Das die Worte der damaligen Zoodirektoren "mehr Gewicht" hatten, wie Oliver Jahn schrieb, liegt für mein Empfinden aber auch daran, dass extrene Kritik weniger verbreitet war als heute. (Täusche ich mich da? Lasse mich von Zeitzeugen gern eines Besseren belehren.) Heute sind doch auch wir alle, die wir hier im Forum unsere Meinungen vortragen, sehr schnell mit dem "ja, aber" zur Hand, hinterfragen und versuchen, an allem Möglichen einen Haken zu finden - eine Eigenschaft, die ja nun nicht auf Zoofans beschränkt, sondern für unsere heutige Gesellschaft typisch ist. Somit stehen unsere Zoos und ihre "Aushängeschilder" in Form der zoologischen Leitungen heute viel mehr im Brennpunkt als damals, wo die "erlauchten" Doktoren und Professoren noch einen ähnlichen Status in der Öffentlichkeit hatten wie die "Halbgötter in Weiß" der Ärzteschaft. Die Entwicklung hat es nun mal erzwungen, dass der heutige "Zoodirektor" (diese Bezeichnung wird sich vermutlich ähnlich lange halten wie der "Tierwärter") eine Mischung aus Biologe, Kaufmann, Event-Manager, Medienprofi und Gesellschafts-Promi sein muss - ob er will oder nicht.
(07.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Die Ausgangsdiskussion zu diesem Thema ist im Thread "Zoo Köln" zu finden.

Beim Vergleich der früheren Zoodirektoren mit der heutigen Generation muss man fairerweise sagen, dass natürlich auch wir und unsere Erwartungen und Wissensgrundlagen sich seitdem sehr verändert haben, so dass wir heute andere Maßstäbe anlegen.

Als Grzimek noch Chef in Frankfurt war, war ich in einem Alter, in dem mein keimendes Wissen über Tiere aus Büchern wie "Bunter Kinder-Kosmos" usw. stammte. Ich wäre zwar an richtiger Fachliteratur interessiert gewesen, aber die fand ich nicht mal in der hannoverschen Stadtbibliothek; die dortigen Bücher "für Erwachsene" waren im Niveau auch nicht viel besser, nur aufwändiger gestaltet.

Also sog ich alles, was über Grzimeks Lippen kam oder in seinen Büchern zu lesen war, begierig auf. Hätte der gute Mann erzählt, dass Afrikanische Elefanten am Mount Meru eine Winterruhe halten, ich hätte wenigstens mal drüber nachgedacht.... So werden Mythen geboren.

Und heute? Bin ich in bestimmten Interessengebieten relativ gut belesen und habe Sachen wie die Wanderung der Gnus bis zum Abwinken in -zig Fernsehdokus gesehen. Also braucht es logischerweise andere Dinge, um mich zu beeindrucken, als vor dreißig Jahren. Will sagen: Wäre ich heute Kind und einer der Zoodirektoren der jetzigen Generation wäre im TV regelmäßig präsent, hätte ich vielleicht ein ähnliches Bild von ihm wie früher von Grzimek, Gewalt & Co. (bzw. den nicht zoo-gebundenen Leuten wie Sielmann).

Und was die Zooleute aus der "zweiten Reihe" betrifft: Angesichts von Grzimeks häufiger Abwesenheit (Afrikatouren usw.) und der Tatsache, dass auch ein damaliger Zoodirektor mehr Zeit mit Menschen (Verwaltung usw.) als mit Tieren verbrachte, gebührt ein großer Teil des tiergärtnerischen Ruhms eigentlich Menschen wie dem damaligen Vize und späteren Chef Faust - und wenn man es noch genauer nimmt, eigentlich am meisten den jeweiligen Tierpflegern!
(07.04.2006, 00:00)

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