cajun: | Dazu lässt sich inhaltlich beim Merkurist mehr finden. Der verschollene Mainzer Zoo Affen, Löwen und Bären: In den 60er Jahren gab es einen Zoo am Hauptbahnhof. Ein Dompteur leitete ihn privat. Doch der Tiergarten war umstritten. In Mainz gibt es einen Wildpark in Gonsenheim, ein Vogelhaus und einen Flamingoweiher im Stadtpark. Einen richtigen Zoo mit großen Raubtieren findet man nicht in der Stadt. Oder besser gesagt: Nicht mehr. Denn in den 60er Jahren standen am Linsenberg beim Hauptbahnhof Gehege mit Bären, Löwen, Lamas und vielen anderen Tieren. Mit ihnen war der Pivatzoo in Mainz einmalig - aber keineswegs unumstritten. Gegründet und betrieben wurde der Zoo von Leonhard Niebling, einem ehemaligen Tierfänger, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Dompteur mit einer Gruppe von Raubtieren durch Europa reiste. Als er sich dann 1960 in am Linsenberg in Mainz niederließ, blieben auch einige der Tiere bei ihm: ?Von dieser Gruppe, die mir lange half, meine Familie zu ernähren, stammen noch meine Löwen und die Bären?, Ohne finanzielle Unterstützung der Stadt war der Tierpark in einem schlechten Zustand. Niebling schreibt selbst in einem Brief: ?Es ist eine primitive Unterbringung.? Ein Mainzer erinnert sich auf der Facebookseite My Stadt - Mainz: ?Da waren wir 1962 mit der Schulklasse ein paar Mal. Affen, Löwen, Ziegen, alles da in armseliger Haltung. Ein Schandfleck.? Das ganze verschlimmerte sich nach einem Brand, bei dem zehn Tiere starben, wie ein anderer Mainzer berichtet. Die negativen Ereignisse häuften sich und die Stadt war immer mehr für eine Abschaffung der Raubtiere, die laut Niebling aber die Besucher anlockten. Dabei war es lange im Gespräch, den Tierpark zum städtischen Zoo zu machen: 1961 stellte die FDP den entsprechenden Antrag an die Stadtverwaltung. Sechs Jahre lang liefen die Verhandlungen, ob ein Zoo auf dem Hartenberg entstehen soll. Der damalige Mainzer Bürgermeister Stein wollte ihn ohne wilde Tiere wie Löwen und Bären - gerade die lagen aber Niebling am Herzen. Der Dompteur versicherte dem Bürgermeister in einem Brief 1966, dass noch nie etwas passiert oder ein Tier ausgebrochen sei. Doch anscheinend blieb es nicht dabei: Ein Mainzer erinnert sich heute, mitangesehen zu haben, wie Niebling von einem Bären in die Ferse gebissen wurde. ?Wir sind dann weggerannt. Er war lange im Krankenhaus?, schreibt er auf Facebook. 1967 entschloss sich das Bauverwaltungsamt dann gegen eine Verlagerung des Tierparks. Die Verhandlungen scheiterten daran, dass Niebling die Kosten trotz eines Fördervereins nicht aufbringen konnte, die Stadt aber nur das Grundstück und keine weiteren Gelder stellen wollte. Außerdem hatten beide so unterschiedliche Vorstellungen von dem Zoo, dass die Stadt schließlich Niebling zu einem ungeeigneten Verhandlungspartner erklärte. Was danach mit Niebling und seinen Tieren geschah, ist nicht dokumentiert. Das Gerücht, Niebling habe den Zoo für Tierversuche genutzt, ist dagegen nicht belegt. Allerdings interessierte sich ein Mainzer Professor für Untersuchungen an den Affen: Der Park war laut Psychologe Rudolf Bilz für wissenschaftliche Forschungen geeignet. Seiner Biographie nach wurde Bilz ein Mitbegründer des Fördervereins und besuchte die Tiere oft. Zuvor hatte er seit 1950 bei sich zu Hause Wildtiere gehalten, im Tierpark sah er nun neue Möglichkeiten, um seiner Verhaltensforschung bei Tieren in Gefangenschaft nachzugehen. Sein größtes Interesse galt dabei den Pavianen, wie es in der Biographie heißt. Niebling überließ ihm sogar einen Pavian, der bei dem Psychologen lebte. Was genau Bilz mit ihm gemacht hat, weiß niemand - aber dass Niebling den Tierpark für Tierversuche eingerichtet hat, bleibt ein Gerücht. Quelle:https://merkurist.de/mainz/stadtgeschichte-der-verschollene-mainzer-zoo_GAI (12.11.2020, 11:34) | ||
cajun: | Machmal taucht nach Jahren etwas auf im Netz. Ein alter Film, vermutlich von privat, verlinkt über die Zoo AG. https://www.youtube.com/watch?v=i8ubyoMMEN8 Es wundert mich gar nicht, dass es zum dem "Zoo" keinen Zooführer gibt! (12.11.2020, 11:29) | ||
Oliver Jahn: | Also ich wurde auf den Zoo das erste mal aufmerksam, als ich von ihm las in der Liste von Dirk Petzold auf seiner HP in der Rubrik "unerforschte Zoos". Dort stand in einer Liste von Rolf Stelly von 1963: Mainz, Nieblings Tierpark, Alexanderstraße am Haupbahnhof; Löwen, Bären, Affen (Alexanderstraße heißt heute Augustusstraße). Ich forschte dann etwas nach und konnte wenigstens dafür sorgen, dass der Zoo von dieser Liste weg, in die Liste der aufgelösten Zoos kam, denn ich erkundete im Netz, dass der Zoo 1968 geschlossen wurde und ein Großteil seiner Tiere an den Zoo Neunkirchen gingen. Mehr war leider nicht zu erfahren. In allen Internet-Antiquariaten ist seit mindestens 5 Jahren noch nie ein Zooführer von dort aufgetaucht. Vielleicht gab es auch nie einen. Ich habe Bekannte in Mainz, die auch nichts über den Zoo wissen, ich habe alle ihren alten Bildbände von Mainz eingesehen, nirgendwo ein einziges Foto vom Zoo. Also dieser Zoo ist wirklich fast wie ein Phantom! Mal sehen, ob wir hier was über ihn in Erfahrung bringen können. (18.05.2005, 00:00) | ||
Oliver Jahn: | Ein spannender Artikel für den Rundbrief. Unter der Rubrik "Verlorene Zoos" würde ich mir nach dem tollen Artikel über Düsseldorf mal einen über Nieblings Zoo in Mainz wünschen. Das soll ein ganz guter Zoo gewesen sein, mitten in der Stadt und heute ist nichts mehr davon da! Ich kenne keinen Zooführer von dort und auch im Netz ist sogut wie nichst zu finden! (17.05.2005, 00:00) |
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