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Zuchtprogramme und deren Sinn



cajun:   Die bereits bekannte Geburt in Ruanda bei den ausgewilderten Spitzmaulnashörnern wird vom Zoo Krefeld hervor gehoben, um die Bemühungen zur Rettung der Art durch Zucht in menschlicher Obhut zu untermauern. Nebeninfo: Leider gibt es noch keine Trächtigkeit beim neu zusammen gestellten Zuchtpaar im Zoo Kre.:
"Erfolgreiche Nashorn-Auswilderung wird mit einer Geburt in Afrika belohnt
Spitzmaulnashorn Usoni wurde Urgroßvater – sein erster Urenkel wurde im Akagera Nationalpark in Rwanda geboren
Es gibt Geschichten, die lassen das Herz höher schlagen. So wie die Nachricht über die Geburt eines Spitzmaulnashorns in Afrika. Das Besondere daran: Das männliche Jungtier ist der erste Urenkel des Krefelder Nashornmannes Usoni. Nashornkuh Jasiri brachte ihren ersten Nachwuchs im Sommer 2023 zur Welt. Vater des Jungtiers ist Mandela, der 2015 in Dänemark geboren wurde und der Enkel von Usoni ist.
Hinter dieser Familiengeschichte steht eine erfolgreiche Auswilderung von fünf Spitzmaulnashörnern aus europäischen Zoos in den Akagera Nationalpark in Rwanda. 2021 zogen Mandela, Manny, Jasiri, Jasmina und Olmoti nach einer monatelangen Vorbereitung in Tschechien auf das Leben in der Wildnis nach Afrika um. Manny und Mandela sind die Enkel von Usoni. Sie wurden in Dänemark und Tschechien geboren und für die Auswilderung ausgewählt. Zu diesem Zeitpunkt galt das Spitzmaulnashorn in Rwanda seit 2007 ausgestorben.
Trotz der Rückschläge mit Jasmina und Manny, die eines natürlichen Todes starben, ist die Geburt eines Jungtieres ein Zeichen für den Erfolg der Wiederansiedelung in einem Land, in dem die Spitzmaulnashörner als ausgestorben galten.
Im Zoo Krefeld kümmert sich Usoni um seine neue Partnerin Mara, die 2022 aus Rotterdam eingezogen war, nachdem seine langjährige Partnerin Nane gestorben war. Mara und Usoni verstehen sich sehr gut und paaren sich regelmäßig. Noch ist der Erfolg ausgeblieben. Aber das Zooteam ist positiv und hofft auf weiteren Nachwuchs, der potentiell auch für eine Wiederansiedelung in Afrika ausgewählt werden könnte. Denn zukünftig sollen weitere Nashörner aus Zoos in die Wildnis gebracht werden"
Quelle:https://www.facebook.com/zookrefeld/?locale=de_DE
(26.01.2024, 09:53)
cajun:   @W.Dreier: Das es Unterarten waren, die gemixt wurden, wurde eigentlich ausgeschlossen per Testungen noch unter Marc Damen, dem damaligen Zuchtbuchführer.
Zu den Westafrikanischen Giraffen: Wie sich deren Population weiter enztwickelt nach dem Militärputsch, da bin ich auch erstmal pessimistisch.
(17.08.2023, 14:34)
W. Dreier:   Wollte gerade zum großen "Schlag" ausholen - aber, unter Giraffenunterarten , speziell der peralta, vor einem Jahr tat ich das schon.
siehe vom 22.9.22 mit @cajun und @W. Dreier
(17.08.2023, 14:19)
W. Dreier:   Und wie steht es parallel dazu mit den "Westafrikanern" - also peralta - wenn sie den überhaupt anerkannt werde,. Vor ca 40 Jahren gab es noch gegen 50 - besonders französischen Aktivitäten brachten sie in Niger (hört, hört) auf über 400 - und alles ohne Schutzgebiet - und Tiere die bei Flachwasser über den Niger nach Nigeria gelangten. landeten sofort in der Bratpfanne.
Übrigens haben die die antiquorum-Zoo-Bestände sicher 50 % peralta -Gene in sich.
(17.08.2023, 11:46)
cajun:   Da sich ein Frankfurter Zoobesucher aktuelle über den freiwilligen Artneschutz Euro aufregt und wieder mal "artgerecht ist nur die Freiheit" durch die Presse geht, ein übersetzter Artikel von der Mongabay Seite über den Freilandbestand der Kordofan Giraffen und die Notwendigkeit über das Ex situ Zuchtprogramm hier eine Reservepopulation zu etablieren:

"Kordofan-Giraffen sind in 15 Jahren lokal vom Aussterben bedroht, wenn die Wilderei anhält
Laut einer aktuellen Studie würde der Verlust von zwei Kordofan-Giraffen pro Jahr in nur 15 Jahren zum lokalen Aussterben der Unterart im kamerunischen Bénoué-Nationalpark führen.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei der wirksamste Weg sind, das Aussterben zu verhindern. Dazu gehören energische Wachpatrouillen, die Stärkung der Strafverfolgung und die Bereitstellung nachhaltiger Lebensgrundlagen für die Menschen rund um den Park.
Kordofan-Giraffen sind eine vom Aussterben bedrohte Unterart mit schätzungsweise 2.300 verbliebenen Individuen, von denen weniger als 300 im Bénoué-Nationalpark zu finden sind.
Die Autoren betonen außerdem, wie wichtig es ist, Wildniskorridore zu identifizieren, wiederherzustellen und zu schützen, um Giraffenpopulationen in der gesamten Region zu verbinden.
Wenn jedes Jahr nur zwei Kordofan-Giraffen getötet werden, könnte die Unterart im kamerunischen Bénoué-Nationalpark in nur 15 Jahren lokal ausgestorben sein. Dies geht aus einer neuen Studie der University of Bristol und der Bristol Zoological Society hervor, die im African Journal of Ecology veröffentlicht wurde.
„Wir gingen davon aus, dass die Wilderei zu einem Bevölkerungsrückgang im Park führen würde. Wir hatten jedoch nicht damit gerechnet, dass das Aussterben innerhalb einer so kurzen Zeitspanne erreicht werden könnte“, sagte der Co-Autor der Studie, Samuel Penny, Dozent am Institute of Conservation Science and Learning der Bristol Zoological Society, in einer E-Mail an Mongabay. „Das ist besorgniserregend.“
Kordofan-Giraffen (Giraffa camelopardalis antiquorum) sind eine vom Aussterben bedrohte Unterart der Giraffen, die in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan vorkommt. Die Gesamtpopulation beläuft sich auf rund 2.300 Individuen, von denen es im Bénoué-Nationalpark schätzungsweise weniger als 300 Individuen gibt.
Giraffen werden illegal wegen ihres Fleisches, ihrer Knochen, Haare und Schwänze gejagt. Ihre Häute werden auch für einige Luxusgüter und als Teppiche verwendet. Diese großen Säugetiere sind im Vergleich zu anderen Huftieren leicht zu töten, was bedeutet, dass Wilderer viel für ihr Geld und viel Fleisch bekommen.
„Jüngste bestätigte Berichte über die Wilderei von zwei Giraffen in einem Zeitraum von nur drei Monaten unterstreichen die Dringlichkeit von Naturschutzmaßnahmen“, sagte der Hauptautor der Studie, Kane Colston, der die Forschung im Rahmen seines Masterstudiums durchführte, in einer Erklärung.
Die politische Instabilität rund um Kamerun hat dazu geführt, dass die dortigen Kordofan-Giraffen durch Dinge wie Wilderei, illegale Weidewirtschaft und Übergriffe in den Bergbau stärker geschädigt werden.
Die Studie untersuchte verschiedene Möglichkeiten zum Schutz der Giraffenpopulation mithilfe von Populationslebensfähigkeitsanalysen. Die Forscher untersuchten, wie gut Strategien wie Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei, die Erhöhung der Giraffenpopulation und die Wiederherstellung von Lebensräumen funktionieren würden. Sie testeten diese Strategien einzeln und in Kombination, um herauszufinden, wie sie sich in den nächsten 100 Jahren auf die Giraffenpopulation und die Aussterbewahrscheinlichkeit auswirken würden.
Sie fanden heraus, dass die Entfernung eines Männchens und eines Weibchens alle fünf Jahre mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,1 % zum Aussterben in 100 Jahren führen würde. Die Entfernung von zwei Arten pro Jahr würde in nur 15 Jahren zum Aussterben führen.
Die Studie ergab, dass Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei der wirksamste Weg sind, dieses Aussterben zu verhindern. Dazu gehören starke Wachpatrouillen, eine verstärkte Strafverfolgung und mehr Engagement in der Gemeinschaft.
Die politische Instabilität rund um Kamerun hat dazu geführt, dass die dortigen Kordofan-Giraffen durch Dinge wie Wilderei, illegale Weidewirtschaft und Übergriffe in den Bergbau stärker geschädigt werden.
„Die durch den Klimawandel verursachte Wüstenbildung und die durch Terrorismus verursachte Vertreibung haben zu einem Zustrom von Flüchtlingen in die gesamte Region geführt“, sagte Penny. „Strafverfolgungsmaßnahmen allein können den Ressourcenabbau im Park nicht verringern. Stattdessen sollten diese Maßnahmen im Einklang mit Naturschutzinitiativen erfolgen, die darauf hinarbeiten, den Bewohnern des Parks eine nachhaltige Lebensgrundlage zu bieten.“
Kordofan-Giraffen sind mit einer Höhe von 3,8 bis 4,7 Metern (12,5 bis 15,4 Fuß) die kleinste Unterart. Sie ernähren sich von Blättern, Gräsern, Knospen, Trieben und Samen und kommunizieren über einen niederfrequenten Infraschallbereich, der für Menschen oft nicht hörbar ist, außer dem Ruf einer Mutter an ihre Jungen.
Die Wilderei von Weibchen beeinträchtigt die Lebensfähigkeit der Population deutlich stärker als die Wilderei von Männchen. Weibliche Giraffen können im Alter von etwa 4 Jahren schwanger werden
Männliche Giraffen hingegen erreichen die Geschlechtsreife noch später.
Die Studie ergab, dass es der Population helfen würde, mehr weibliche Giraffen in den Park zu bringen. Allerdings raten die Autoren davon ab, Giraffen von einem Ort zum anderen umzusiedeln. Sie stellen fest, dass es schwierig und teuer ist, eine Giraffe umzusiedeln, und dass die neuen Giraffen denselben Risiken ausgesetzt sind wie die einheimischen, bis Bedrohungen wie die illegale Jagd beseitigt werden.
Stattdessen schlägt die Studie vor, Wege zwischen Lebensräumen, sogenannte Korridore, zu schützen. Diese Korridore können das Wachstum von Giraffenpopulationen fördern, indem sie ihnen ermöglichen, sich auf natürliche Weise zwischen verschiedenen Gebieten zu bewegen, was der genetischen Vielfalt zugute kommt.
„In ganz Zentralafrika gibt es noch weniger als 2.300 Kordofan-Giraffen“, sagte Penny, „was die Notwendigkeit unterstreicht, die verbleibenden und oft isolierten Populationen vor dem Aussterben zu schützen.“
Quelle:https://news.mongabay.com/2023/08/kordofan-giraffes-face-local-extinction-in-15-years-if-poaching-continues/
(17.08.2023, 10:58)
cajun:   Die Meldung kommt über den Zoo Köln, der bereits eine andere Art erfolgreich nachzüchtet:
"Südlichster Krokodilmolch-Nachweis stellt überaus farbenprächtige und gleich schon bedrohte neue Art dar
In der neuesten Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift ZooKeys (https://zookeys.pensoft.net/) wurde soeben ein spektakulärer Krokodilmolchfund aus dem zentralen Hochland Vietnams veröffentlicht. „Es ist eine außergewöhnliche Entdeckung, da es sich um eine der farbenprächtigsten Arten der Gattung Tylototriton handelt“, sagt der Entdecker und Erstautor der Studie Trung My Phung. Dies ist auch das erste Mal, dass eine Krokodilmolchart aus dem zentralen Hochland Vietnams nachgewiesen wurde. Diese Entdeckung in Höhen von über 1.800 m über dem Meeresspiegel stellt gleichzeitig einen Höhenrekord für die gesamte Gattung dar.
Darüber hinaus stellt diese spektakuläre Entdeckung des vietnamesisch-deutschen Forscherteams, die von der Vietnam Academy of Science and Technology und dem Kölner Zoo unterstützt wurde, das südlichste bisher bekannte Verbreitungsgebiet der Gattung dar - etwa 370 Luftkilometer von der nächsten Krokodilmolch-Population entfernt.
Der Name „ngoclinhensis“ bezieht sich auf die Typuslokalität der neuen Art, Ngoc Linh Mountain. Der Ngoc-Linh-Krokodilmolch ist auf immergrüne Bergwälder beschränkt und derzeit nur aus dem Ngoc-Linh-Naturschutzgebiet in der Provinz Kon Tum im zentralen Hochland Vietnams bekannt. Dies ist das achte beschriebene Salamander-Taxon aus Vietnam und die 39. offiziell anerkannte Tylototriton-Art
Krokodilmolche, wissenschaftlich als Gattung Tylototriton bekannt, leben in Bergwaldgebieten in der gesamten asiatischen Monsunklimazone. Bemerkenswerterweise wurden in den letzten fünf Jahren 15 dieser Arten beschrieben, die äußerlich oft nur schwer zu unterscheiden sind.
Das 1986 gegründete Naturschutzgebiet Ngoc Linh ist ein wichtiges Biodiversitätsgebiet für seltene Arten wie den gefährdeten Goldflügel-Häherling und den Truong-Son-Muntjak. Der Ngoc-Linh-Krokodilmolch wird sicherlich eine weitere Flaggschiffart dieses Schutzgebiets darstellen.
Ngoc Linh hat sich zu einem Hotspot der Amphibienvielfalt mit zahlreichen endemischen Arten entwickelt. Ein im Jahr 2022 in Nature Conservation veröffentlichter Artikel hob die außergewöhnliche Endemismusrate von Amphibien im zentralen Hochland Vietnams hervor, „wo Vietnam mit 130 Arten die höchste Amphibienartenvielfalt verzeichnete und gleichzeitig mit 26 Arten die höchste Anzahl regional vorkommender mikroendemischer Amphibien“, sagt Prof. Dr. Truong Quang Nguyen, Vizedirektor des Instituts für Ökologie und biologische Ressourcen (IEBR), Hanoi und langjähriger Kooperationspartner des Kölner Zoos.
Der Ngoc-Linh-Krokodilmolch gehört zur Gruppe der sogenannten mikroendemischen Arten, die aufgrund ihres winzigen Verbreitungsgebietes und ihrer vermutlich geringen Populationsgröße am stärksten vom Aussterben bedroht sind. Nicht nur seine besondere zoogeografische Lage und Seltenheit, sondern auch sein besonders farbenfrohes Erscheinungsbild machen ihn mit großer Wahrscheinlichkeit zum Interesse illegaler Sammler. „Daher ist diese Entdeckung von hoher Artenschutz-Relevanz“, sagt einer der weiteren Autoren, Prof. Dr. Tao Thien Nguyen vom Institut für Genomforschung, Hanoi, der auch schon seit vielen Jahren mit dem Kölner Zoo kooperiert.
Die Art muss nun auf die Rote Liste gefährdeter Arten der IUCN. Alle Arten der Gattung Tylototriton sind bereits in den Anhängen des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) und auch im Regierungserlass Nr. 84/2021/ND-CP von Vietnam aufgeführt. Die neue Art ist somit automatisch durch diese Vorschriften geschützt.
Jetzt haben Schutzaktivitäten vor Ort Priorität, aber das Team arbeitet bereits an Erhaltungszuchtmaßnahmen, die im Einklang mit dem „One Plan Approach to Conservation“ stehen, der von der Conservation Planning Specialist Group der IUCN entwickelt wurde und In-situ- und Ex-situ-Bemühungen kombiniert und verschiedene Expertisen für den optimalen Schutz einer Art.
„Für eine weitere kürzlich entdeckte mikroendemische Krokodilmolchart aus Vietnam, Tylototriton vietnamensis, wurde dies bereits erfolgreich umgesetzt. Von dieser Art konnten im Kölner Zoo und auch in der Melinh-Station für Biodiversität in Vietnam bereits mehr als 350 Individuen erfolgreich vermehrt werden - ein vielversprechendes Beispiel für die Reverse the Red-Kampagne der IUCN und die Idee des Artenschutzzoos“ sagt Aquariumskurator und Vietnamprojektkoordinator des Kölner Zoos, Prof. Dr. Thomas Ziegler, der auch Mitautor der aktuellen Studie ist. "
Quelle:https://www.facebook.com/zoo.koeln/?locale=de_DE
(05.07.2023, 18:54)
cajun:   Passt doch ganz gut hierher oder? :-)
"Bartgeierpaar im Tiergarten adoptiert Küken
Das Bartgeierpaar im Tiergarten Nürnberg hat ein Bartgeierküken aus der Zuchtstation Haringsee in Österreich adoptiert. Das Junge mit dem Namen "Wastl" ist am 6. März geschlüpft und kam Mitte März in den Tiergarten. Die Nürnberger Bartgeier ziehen ihn in der 2016 eröffneten Voliere auf, die der Tiergarten mit Unterstützung des Vereins der Tiergartenfreunde e.V. gebaut hat. Sie haben das Küken als Ammenpaar gut angenommen, füttern und pflegen es. Der adoptierte Nürnberger Bartgeier stammt aus einer genetisch wertvollen Linie. Er soll später zur Zucht eingesetzt werden, um für Nachwuchs zu sorgen.
"In der Vergangenheit hat unser Bartgeierpaar schon mehrfach erfolgreich Junge aufgezogen. Leider hat es aber auch dieses Jahr wieder nicht mit Nachwuchs geklappt. Ein Ei war unbefruchtet, im anderen starb der Embryo noch vor dem Schlupf ab", sagt Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens. "Umso erfreulicher ist es, dass sie jetzt den kleinen Wastl adoptiert haben und sich fürsorglich um ihn kümmern – zumal sie bisher noch nie als Adoptiveltern eingesetzt waren. Dies zeigt, wie gut die Zusammenarbeit im Erhaltungszuchtprogramm für Bartgeier zwischen verschiedensten Einrichtungen in ganz Europa funktioniert."
Der Transport eines so jungen Kükens ist durchaus aufwendig: "Der kleine Bartgeier wurde nach einem Gesundheitstest behutsam, in einem warmen Nest und unter dauernder Betreuung durch eine erfahrene Pflegerin nach Nürnberg transportiert. Über die spezifischen Lautäußerungen des Winzlings konnte die routinierte Betreuerin erkennen, ob und wie sie reagieren muss, um das Wohlbefinden des empfindlichen Jungvogels sicherzustellen. So landete der Kleine nach vielen Stunden Autofahrt wohlbehalten bei seinen neuen Zieheltern in Nürnberg", sagt Dr. Hans Frey, Gründer und wissenschaftlicher Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee. "Das Brutpaar im Tiergarten Nürnberg ist eines der ältesten und erfolgreichsten im ganzen Zuchtnetz. Auch wenn es mit dem eigenen Nachwuchs nicht geklappt hat, kann es dennoch die überaus wichtige Rolle von Adoptiveltern erfüllen."

Adoptionen tragen zum Arterhalt bei
Bartgeier legen meist zwei Eier im Abstand von rund zehn Tagen. Bei der Bebrütung wechselt sich das Paar ab. Schlüpfen beide Jungvögel, so überlebt in der Natur in der Regel nur das ältere. Das jüngere Küken wird normalerweise entweder vom älteren getötet oder es verhungert, weil es sich gegen das ältere Geschwister nicht durchsetzen kann. Dieses Verhalten, auch Kainismus genannt, ist für die Art völlig normal. Das zweite Junge dient als Reserve, falls das ältere die ersten Tage nicht überlebt oder das Ei unbefruchtet ist.
Der Jungvogel aus Haringsee ist in sogenannter Kunstbrut geschlüpft. Das Ei wurde nicht durch die Eltern bebrütet, sondern in einem Inkubator, also einem speziellen Brutapparat. Allein in dieser Brutsaison sind bisher über 30 Geierküken in den Zoos und Zuchtzentren geschlüpft.
Wenn eines der Küken – wie im Fall des Adoptivgeiers in Nürnberg – von einem Ammenpaar aufgezogen wird, erhöht sich die Anzahl der Tiere, die für eine Auswilderung in Frage kommen oder innerhalb des europäischen Zuchtprogramms für den Fortbestand dieser Art sorgen können. Außerdem werden die adoptierten Küken von Artgenossen aufgezogen, was sich positiv auf das Verhalten der Tiere auswirkt.

Erfolgreiche Bartgeier-Zucht seit 1997
Der Tiergarten Nürnberg hält – mit nur kurzen Unterbrechungen – bereits seit 1965 Bartgeier. Sie sind Teil des europäischen Zuchtprogrammes EEP (EAZA ex situ-Programm), das den Erhalt der Art und auch deren Wiederansiedelung in der Natur zum Ziel hat. Zusammen mit dem Tiergarten Nürnberg beteiligen sich 40 Zoos und Zuchtstationen in Europa am EEP für Bartgeier. In Nürnberg wurde 1997 zum ersten Mal ein Jungtier erfolgreich aufgezogen. Mit seinen Nachzuchten unterstützte der Tiergarten bereits Auswilderungsprojekte in Spanien und Frankreich.
Das Nürnberger Bartgeierweibchen ist 1999 im Zoo Poznan in Polen geschlüpft. Das 43 Jahre alte Männchen kam im Alpenzoo in Innsbruck zur Welt. Das Nürnberger Paar hatte in der Vergangenheit bereits fünf Mal Nachwuchs, vier der Jungtiere wurden großgezogen, drei davon im Rahmen des EEP ausgewildert. "Zoos und Zuchtstationen spielen bei Auswilderungsprojekten eine entscheidende Rolle, da sie die hierfür notwendigen Tiere zur Verfügung stellen. Wir brauchen eine stabile sogenannte Reservepopulation an Tieren, die wir in menschlicher Obhut halten und züchten, um schließlich auswildern zu können", sagt Beckmann.

Über den Bartgeier und seine Wiederansiedelung
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Das Gefieder des Greifvogels setzt sich aus neuen und alten Federn zusammen. Die frischen Federn des Bartgeiers sind weiß, die älteren haben sich im Laufe der Zeit rostrot verfärbt. Dieser Farbwechsel entsteht durch das Baden in eisenoxidhaltigem Schlamm. Erwachsene Bartgeier ernähren sich hauptsächlich von Knochen, die sie im Ganzen schlucken. Sind diese zu groß, lassen sie sie aus luftiger Höhe auf Felsen fallen, um sie so zu zerkleinern. Im Spanischen wird der Bartgeier deshalb auch "Knochenbrecher" genannt.
Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. 1913 wurde der letzte Bartgeier der Alpen im italienischen Aosta Tal geschossen. Im Rahmen eines in den 1970er Jahren großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum junge Bartgeier ausgewildert. Dieses Zuchtprojekt ist 1993 in ein EEP überführt worden, das von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet wird. Seit Beginn der Auswilderungen im Alpenraum wurden rund 250 Bartgeier ausgewildert. Zusammen mit ihren Nachzuchten leben heute wieder ungefähr 300 Bartgeier in den Alpen, darunter mehr als 60 Zuchtpaare."
Quelle:https://tiergarten.nuernberg.de/en/discover/latest-news/detail/news/2023-03-28-bartgeierpaar-im-tiergarten-adoptiert-kueken.html
(29.03.2023, 15:52)
cajun:   Ein interessantes Projekt. Das Israel involviert ist, war mir gar nicht so bewusst:

"Arnheimer Seeadler behaupten sich am Himmel über Israel
Für eine Reihe von Tierarten bestehen Auswilderungsprojekte: Tiere, die in Zoos geboren wurden, werden unter der Aufsicht eines Biologen-Teams wieder in freier Wildbahn angesiedelt. Dies geschieht – in der Regel, wenn die Tiere noch jung sind – in Gebieten, die zum ursprünglichen Lebensraum der Art gehören, in denen das Tier jedoch lokal ausgestorben oder sein Bestand drastisch zurückgegangen ist. Oft sind Wiederansiedlungsprojekte viel aufwendiger, als es klingt, aber wenn es möglich und zu verantworten ist, arbeiten wir als Zoo sehr gerne daran mit. In dieser Ausgabe geht es um Arnheimer Seeadler, die in Israel erfolgreich ausgewildert wurden.
Der Seeadler hatte ursprünglich ein großes Verbreitungsgebiet, das sich über ganz Europa und Teile Asiens bis nach Indien und China erstreckte. Lange Zeit ging die Population in freier Wildbahn immer weiter zurück, aber zum Glück hat sich die Lage in den letzten Jahrzehnten verbessert. In den Niederlanden wurde erstmals 2006, nach einer mehrere hundert Jahre andauernden Abwesenheit, wieder ein erfolgreicher Brutversuch des Seeadlers beobachtet, und zwar in den Oostvaardersplassen, einem Feuchtgebiet südlich des IJsselmeers. Seitdem brütet der Vogel in den Niederlanden jedes Jahr und 2020 sind bereits etwa 20 Brutpaare gezählt worden. Der Seeadler ist also definitiv in die Niederlande zurückgekehrt.

In anderen Ländern hat man beschlossen, den Seeadlern unter die Arme zu greifen. Wir möchten in diesem Artikel über ein erfolgreiches Auswilderungsprojekt für Seeadler berichten, zu dem der Burgers’ Zoo einen wichtigen Beitrag leisten konnte. Wir hatten schon seit vielen Jahren Seeadler in unserem Bestand, als 1993 ein europäisches Populationsmanagement-Programm für diese Vogelart aufgelegt wurde. Ein Jahr später, 1994, wurden auch die Seeadler in israelischen Zoos in dieses Programm aufgenommen. Im nächsten Schritt brachte man vier männliche Vögel aus Israel in europäische Tierparks, wo sie sich mit den dort vorhandenen Weibchen paaren sollten. Ziel war es, die Population mit Blick auf die Zukunft genetisch gesund zu erhalten. Im Jahr 1995 kam schließlich ein Seeadler-Männchen aus Israel nach Arnheim, und wir schickten im Gegenzug ein in Arnheim geschlüpftes Männchen in den Nahen Osten. Dieser Tiertausch erwies sich als sehr erfolgreich: Das Männchen aus Israel hat im Burgers’ Zoo zahlreiche Nachkommen gezeugt.
Dank der intensiven Kooperation mit Israel kam unser Zoo 1995 auch mit dem Ramat Hanadiv Raptor Reintroduction Project in Kontakt, das sich dem Schutz und der Wiederansiedlung von Raubvögeln – insbesondere von Seeadlern – in Israel widmet. Dieses Auswilderungsprojekt war in enger Zusammenarbeit mit der Universität und anderen wissenschaftlichen Instituten in Tel Aviv ins Leben gerufen worden und wird von verschiedenen israelischen Biologen intensiv betreut. Schließlich bündelten das Ramat-Hanadiv-Projekt und das europäische Populationsmanagement-Programm ihre Kräfte, um den Seeadler in Israel in freier Wildbahn wieder anzusiedeln. Die Vögel waren dort seit 1957 ausgestorben. Im Burgers’ Zoo haben wir uns gefreut, an diesem professionell konzipierten, hoffnungsvollen Projekt mitwirken zu können.

Innerhalb weniger Jahre sind insgesamt neun junge Seeadler aus europäischen Zoos nach Israel übergesiedelt, von denen ganze sieben in Arnheim zur Welt gekommen waren. „Die Zusammenarbeit mit dem Burgers’ Zoo war entscheidend für den Erfolg des Projekts“, erklärt der Koordinator des Ramat-Hanadiv-Projekts. „Ein Auswilderungsprojekt hängt weitgehend davon ab, dass eine ausreichende Anzahl von Adlern innerhalb kurzer Zeit ausgesetzt wird. Die Vögel, die an einem bestimmten Ort freigelassen werden, sollten außerdem in etwa das gleiche Alter haben, um die Erfolgschancen zu erhöhen.“

Wie gestaltete sich die Wiederansiedlung in der Praxis? Als die jungen Seeadler im Begriff waren, das Nest zu verlassen, wurden sie von den Tierpflegern aus dem Nest geholt. Nach einer kurzen Untersuchung durch den Tierarzt traten die Vögel in Transportkisten den Flug nach Israel an. Die Fluggesellschaft El Al unterstützte dieses Projekt und beförderte die Vögel kostenlos. Am Zielort angekommen, durften sich die Jungvögel zunächst in einem speziell dafür entworfenen Ausgewöhnungsgehege langsam mit ihrer neuen Umgebung vertraut machen. Hier wurden sie täglich gefüttert und von den beteiligten Biologen sorgfältig überwacht. Irgendwann öffneten diese die Tür des Geheges und die Vögel unternahmen neugierig ihre ersten Flüge. Manchmal kamen sie auf einen Sprung zurück, um zu fressen, aber schon bald waren sie darauf nicht mehr angewiesen. Sie schafften es, ihre Nahrung selbst zu finden.

Dank dieser erfolgreichen Auswilderung fliegen heute mehrere Seeadler über Israel, die in Arnheim geschlüpft sind. Zudem konnten die Biologen im Laufe der Jahre beobachten, dass verschiedene Vögel, die im Rahmen dieses Projekts freigelassen wurden, einen Partner gefunden und erfolgreich Junge aufgezogen haben. Der Burgers’ Zoo durfte also einen wichtigen Beitrag zur Rückkehr des Seeadlers nach Israel leisten: ein bedeutendes Projekt, auf das unsere Biologen und Tierpfleger nicht ohne Stolz zurückblicken."
Quelle: https://www.burgerszoo.de/nieuws/2022/06/arnheimer-seeadler-behaupten-sich-am-himmel-uber-israel
(23.06.2022, 16:29)
cajun:   Eine Meldung aus Frankreich zum Thema:
"Wie kann ein im Zoo geborenes Tier wieder ausgewildert werden?
Am Mittwoch, dem 5. Januar 2022, flog ein im Bioparc in Doué-la-Fontaine (49) geborener Riesenotter nach Argentinien. Eine Premiere in Frankreich für ein Tier dieser bedrohten Art. Ziel ist es, Arirahna, ein siebenjähriges Weibchen, in Begleitung eines Männchens aus einem schwedischen Zoo in ihre natürliche Umgebung zu entlassen. Ein Projekt, das mehr als 20 Jahre in Anspruch nahm. Pierre Gay, Präsident von Bioparc Conservation, erklärt, dass er Ende der 2000er Jahre zum 40-jährigen Jubiläum des Bioparc die Idee hatte, Naturschutzprogramme zu unterstützen, die von lokalen Gemeinschaften verwaltet werden. Viele Reisen und Treffen führten 2005 zur Schaffung eines Zuchtprogramms für die Otter in Europa. Damals gab es in europäischen Zoos nur sieben Individuen, darunter nur ein vermehrungsfähiges Männchen. Gleichzeitig begrüßte der Bioparc 2007 endlich sein erstes Riesenotterpärchen, das mehrere Junge zur Welt bringen wird, darunter Arirahna im September 2013. Arirahna und das schwedische Männchen, das sie in Iberá im Herzen von Argentiniens größtem Naturpark begleiten wird, wurden vom wissenschaftlichen Koordinator für die Art in Europa aus der gesamten Population von Riesenottern in europäischen Zoos (etwa 80 Tiere) ausgewählt. Unter den berücksichtigten Kriterien: Alter, Reife und genetische Kompatibilität. Ein erstes Paar Riesenotter war 2019 wieder ausgewildert worden und hatte mehrere Würfe. Gute Nachrichten für diese Art, die von der IUCN in Argentinien als "wahrscheinlich ausgestorben" angesehen wird.
Schwierig, aber nicht unmöglich. In Russland gibt es deshalb ein Projekt mit den Persischen Leoparden. "Sie haben in europäischen Zoos in sehr großen Gehegen aufgezogene Tiere genommen, die sie in noch größere Gehege setzen. Ihre Absicht ist es, ihre Jungen freizulassen." Bei Primaten ist das Prinzip ähnlich. Es geht darum, Individuen fernab des Menschen in einer sozialen Gruppe leben zu lassen, um dann die nachfolgenden Generationen auszuwildern. Der Zoo Beauval hatte daher 2019 zwei seiner Gorillas in Gabun wieder ausgewildert. Schließlich müssen der Ort, an dem die Tiere freigelassen werden, der richtige Zeitpunkt sowie die Verfügbarkeit von Futter sorgfältig ausgewählt werden."
Quelle: https://www.geo.fr/environnement/comment-un-animal-ne-dans-un-zoo-peut-il-etre-reintroduit-dans-la-nature-207773
Übersetzung: Zoopresseschau
(03.02.2022, 16:29)
cajun:   Seit Jahren ein erfolgreiches Projekt- nicht nur in NBG:

"Ohne Zoos und Zuchtstationen gibt es keine Tiere zur Auswilderung"

Seit Juli 2021 ziehen die beiden Bartgeier-Weibchen Wally und Bavaria ihre Kreise in den Ostalpen: Ihre Auswilderung markierte den Beginn eines auf zehn Jahre angelegten Projektes, das dort wieder einen stabilen Bestand wildlebender Bartgeier aufbauen soll.

Jedes Jahr wollen der bayerische Naturschutzverband LBV und der Nationalpark Berchtesgaden dafür in Zusammenarbeit mit dem Tiergarten der Stadt Nürnberg und der Vulture Conservation Foundation (VCF) zwei bis drei weitere Jungvögel im Nationalpark Berchtesgaden auswildern. Einer der Vögel könnte in diesem Jahr aus dem Tiergarten Nürnberg kommen.

Das dort lebende Bartgeierpaar hat sich bereits gepaart und mit dem Nestbau begonnen. "Mit etwas Glück legt das Weibchen im Laufe des Januars ein bis zwei Eier, die auch befruchtet sind - und das Paar beginnt mit der etwa zwei Monate dauernden Brut", sagt der stellvertretende Tiergartendirektor Jörg Beckmann.

Die Zucht dieser Vögel wird im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) koordiniert, an dem auch der Tiergarten Nürnberg von Anfang an beteiligt war. "Natürlich haben wir die Hoffnung, dass im zweiten Auswilderungsjahr auch ein fränkischer Bartgeier in Berchtesgaden dabei sein wird", sagt LBV-Projektleiter Toni Wegscheider.

Der Tiergarten Nürnberg hält – mit nur kurzen Unterbrechungen – seit 1965 Bartgeier. Das Nürnberger Bartgeierweibchen ist 22 Jahre alt, das Männchen 42. Das Paar hatte in der Vergangenheit bereits fünf Mal Nachwuchs, vier der Jungtiere wurden großgezogen, drei davon im Rahmen des EEP ausgewildert.

"Zoos und Zuchtstationen spielen bei dem Auswilderungsprojekt eine entscheidende Rolle: Denn ohne eine stabile sogenannte Reservepopulation an Tieren, die in menschlicher Obhut gehalten und gezüchtet wird, gibt es auch keine Tiere, die ausgewildert werden können", erklärt Beckmann weiter.

Sollte das Bartgeierpaar aus dem Tiergarten erfolgreich brüten, wäre der Nürnberger Nachwuchs unter den Kandidaten für das Auswilderungsprojekt und könnte mit etwas Glück auch seine neue Heimat in Berchtesgaden und somit in den Ostalpen finden. Doch "auch wenn es in diesem Bartgeierjahr nicht mit Nachwuchs klappen sollte, arbeitet der Tiergarten Nürnberg weiter intensiv an der erfolgreichen Stabilisierung einer wildlebenden Bartgeierpopulation mit", ergänzt Beckmann.

In Zuchtzentren in Spanien und Österreich, woher ebenfalls zukünftige Bartgeier für das Auswilderungsprojekt stammen können, ist derzeit der Höhepunkt der Eiablage. "Mittlerweile sollten über viele der beteiligten Zoos und Zuchtzentren verstreut mehr als 20 Paare brüten. Wir sind schon gespannt, aus welchen Ländern die Jungvögel für unser Auswilderungsjahr 2022 stammen werden", sagt LBV-Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

Wally im Umfeld des Nationalparks unterwegs

Anfang Juni 2021 kamen die beiden im Vorjahr ausgewilderten Bartgeierweibchen Wally und Bavaria aus der Zuchtstation Guadalentín in Südspanien in die Außenstelle des Tiergartens Nürnberg in Schwaig. Dort wurden ihre Federn gebleicht und die Sender angepasst. Anschließend hat das Team des Tiergartens die Vögel in den Nationalpark Berchtesgaden gebracht.

Derzeit sind die jungen Bartgeier weiterhin im deutsch-österreichischen Grenzgebiet unterwegs. "Der GPS-Sender von Wally liefert regelmäßig Daten aus dem größeren Umfeld des Nationalparks, wo sie umherstreift und erfolgreich nach Nahrung sucht. Von Bavaria gab es vor wenigen Tagen eine mögliche Sichtung im Salzburger Land, die derzeit noch überprüft wird", so Nationalparkdirektor Dr. Roland Baier.

Zum Projekt:

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen"
Quelle Pressemeldung des TG
(19.01.2022, 23:16)
cajun:   Zum Thema noch ein sehr guter Beitrag des Magazins "Nano" mit dem Interview Partner Dag Encke aus dem Tiergarten Nürnberg.
Ich weiß nicht, wie lange es online steht, also schaut mal zügig. Es ist wirklich sehenswert und nicht unkontrovers.
https://www.3sat.de/wissen/nano/211011-toeten-nano-100.html
(19.10.2021, 16:03)
cajun:   Eine schöne Meldung aus Landau zum Thema:
"Überraschend kam es nicht, dennoch war die Freude und Erleichterung am 2. Oktober groß, als aus dem dem Affenhaus vermeldet wurde: „Die kleine Mangabe ist da, es ist alles okay.“ Beim jüngsten Mitglied der Landauer Gruppe der Weißscheitelmangaben handelt es sich bereits um das fünfte Jungtier des damit sehr erfahrenen Zuchtweibchens CONCHITA, das im Jahr 2008 im Zoo in London geboren wurde und seit September 2011 im Zoo Landau lebt. Demenentsprechend gelassen ist die Mutter und hat es die momentan insgesamt 11köpfige Gruppe des Zoos aufgenommen. Für Vater CHARLES ist es bereits das 12. Jungtier. Bei Primaten fällt der z.B. bei den Huftieren übliche Gesundheitscheck in den ersten Lebenstagen, bei denen die Tiere auch ihren Transponder zur eindeutigen Identifizierung gesetzt bekommen aus, um die wichtige Mutter-Kind-Bindung nicht zu stören. Aus diesem Grund ist auch das Geschlecht des Jungtieres noch nicht bekannt. Zoogäste durften sich bereits am Geburtstag des Kleinen freuen, denn CONCHITA zeigte sich bei schönstem Spätsommerwetter bereits im Außengehege. Die meisten konnten es kaum glauben, dass ein Affenbaby, das schon so aufmerksam in die Welt schaut, noch weniger als 24 Stunden alt ist. Weißscheitelmangaben gehören zu den bedrohtesten Affenarten der Welt. Sie kommen nur in wenigen verbliebenenen Waldstücken im Grenzgebiet von Ghana und der Elfenbeinküste in Westafrika vor. Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) nimmt der Bestand dieser Art noch immer rapide ab, da ihr Lebensraum weiter geschädigt wird und der Jagddruck, insbesondere in Ghana, zunimmt. Es wird davon ausgegangen, dass die Populationszahlen der Art in den letzten 27 Jahren um mindestens 50 % zurückgegangen sind, obwohl der Rückgang möglicherweise noch gravierender war, was eine Einstufung in der zweithöchten Gefährdungskategorie der Roten Liste (stark gefährdet) rechtfertigt. Der Nachzucht zum Erhalt einer gesunden und stabilen Reserverpopulation in Menschenobhut kommt also eine besondere Bedeutung zu. Neben der Teilnahme am Europäischen ex-situ-Programm (EEP) bemüht sich der Zoo Landau außerdem als Mitglied der West African Primate Conservation Action (WAPCA), einer vom Zoo Heidelberg geleiteten Artenschutzorganisation, für den Schutz der Art vor Ort. WAPCA ist sehr erfolgereich darin, die verbleibenden Lebensräume gemeinsam mit den ortsansässigen Gemeinden vor illegalem Holzeinschlag und die Fauna vor illegaler Jagd zu schützen. Die Organisation betreibt umfangreiche Umweltbildungsmaßnahmen und eine Auffang- und Zuchtstation für Weißscheitelmangaben und die ebenfalls stark bedrohten Roloway-Meerkatzen, die gemeinsam als Flagschiffarten für den Schutz des Upper Guinea Forest in Ghana und der Elfenbeinküste dienen. Aus dieser Station erreichte das Zooteam am Wochenende außerdem die Nachricht, dass der Landauer Zuchtmann CHARLES bereits zum zweiten Mal Großvater geworden ist. Seine erste Tochter, 2013 im Zoo Landau geboren, wurde im Jahr 2017 im Rahmen des EEP zurück in ihr Heimatland geschickt und zieht ihr inwischen zweites Jungtier erfreulicherweise erneut ohne Probleme auf. Der Zoo Landau scheut kaum Arbeit und finanzielle Belastungen, um dieses Projekt zu unterstützen. In diesem Frühsommer wurde bereits die zweite Nachzucht, ein im Jahr 2016 geborenes Weibchen, ebenfalls nach Ghana geschickt. Die Nachkommen der Landauer Tiere könnten möglicherweise zu den Tieren zählen, die zukünftig wieder durch gut geschützte ghanaische Wälder streifen. Mit einem naturnahen Gehege, in dem einige Mangaben unter „halb-wilden“ Bedingungen gehalten und von einem Forscherteam überwacht werden, ist WAPCA den ersten Schritt in Richtung Auswilderung von zoogeborenen Tieren bereits gegangen."

Mehr zur Arbeit von WAPCA finden Sie unter www.wapca.org
Quelle:https://zoo-landau.de/aktuelle-geburten/erfreulicher-nachwuchs-bei-den-weissscheitelmangaben.html
(12.10.2021, 13:29)
cajun:   Ein kleines Tutorial aus Basel.

Wenn Zootiere reisen: Der Weg zur gezielten Erhaltungszucht
Ein Tiertransport verlangt sorgfältige Organisation und Planung. Von den Formalitäten über die passende Transportbox bis zur tiermedizinischen Vorbereitung des Passagiers – es gibt einiges zu tun. Deshalb reisen Zootiere nicht «last minute» von Zoo zu Zoo.

Am Anfang jedes Zootiertransports steht die Frage: «Wer passt zu wem»? Wobei bei Zootieren immer das Genmaterial im Vordergrund steht und nicht Charaktereigenschaften oder Äusserlichkeiten. Viele Tierarten werden im Rahmen von internationalen Zuchtprogrammen gemanagt. Die Zuchtpaare werden in der Regel so zusammengestellt, dass die Partner möglichst wenig oder gar nicht verwandt sind. So bleibt die grösstmögliche genetische Vielfalt erhalten. Der Zoo Basel führt die Zuchtbücher für Kleine Kudus, Somali-Wildesel, Zwergflusspferde, Panzernashörner, Totenkopfäffchen und Türkisnaschvögel.

Viele Formalitäten

Sobald geklärt ist, welches Tier wohin reisen soll, beginnen die Transportvorbereitungen. Für Tierarten, die unter das internationale Artenschutzabkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) fallen, wie z.B. Elefanten, Somali-Wildesel oder der Fischer-Turako, werden zuerst die Export- und Importbestätigungen der jeweiligen Länder beantragt. Ohne diese Papiere würden unsere Zootiere zu Schmuggelware. Dazu kommt eine Proforma-Rechnung – pro forma, weil Zootiere zwischen wissenschaftlich geführten Zoos nicht verkauft, sondern getauscht oder geliehen werden. Lediglich die Transportkosten übernimmt meist der Empfängerzoo. Diese können rasch in die Höhe schnellen, wenn etwa ein Elefant transportiert wird. Als der Elefantenbulle Tusker im Zoo Basel eintraf, brauchte es allein zwei Kräne, um die Kiste vor dem Zoo auf einen kleineren Lastwagen zu verladen und um sie bei der Tembea-Anlage abzusetzen. Vorher wurde Tusker auf einem Tieflader von einem spezialisierten Zootiertransportunternehmen von Rhenen in den Niederlanden nach Basel gefahren.

Gesundheit geht vor

Zu den Transportpapieren gehört auch ein Gesundheitszeugnis der Zootierärzte sowie die Bescheinigung des Kantonstierarztes, dass das Zootier «fit for travel» ist. Die Tierärzte der jeweiligen Zoos stehen bereits vor dem Transport in Kontakt und beraten über Untersuchungen, die im jeweiligen Land oder Zoo nötig oder erwünscht sind, damit sichergestellt ist, dass das Tier gesund reist. Wenn immer möglich wird darauf verzichtet, das Tier nur für die Transportuntersuchung unter Narkose zu setzen. Viele wissenschaftlich geführte Zoos sind von den Behörden akkreditiert, was einen erleichterten Austausch ohne umfangreiche Untersuchungen ermöglicht. Dies, weil die Zoos den Behörden regelmässig nachweisen, dass sie gestorbene Tiere untersuchen lassen und Kotuntersuchungen durchführen, um infektiöse Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Die Gesundheit des Tieres steht bei einem Transport an erster Stelle. Obwohl die meisten Transportfahrzeuge der Zootiertransportunternehmen klimatisiert sind, müssen im Hochsommer oder in einem kalten Winter immer wieder Transporte wegen ungeeigneter Temperaturen verschoben werden. Sommerzeit gleich Reisezeit trifft also auf die Zootiere nicht zu, sie reisen eher in der Nebensaison.

Jedem Tier seine Transportkiste

Im Keller des Zolli-Betriebsgebäudes gibt es ein grosses Lager für Transportkisten aller Art, von einer kleinen Holzbox für einen Brillenvogel bis zu Kisten für einen Somali-Wildesel oder ein Zebra. Noch grössere Kisten werden meist von den Transportunternehmen gebracht oder extra für den Transport angefertigt. Es ist wichtig, dass die Kiste weder zu klein noch zu gross ist, ausserdem sollte sie dunkel sein, denn das wirkt beruhigend auf die Tiere. Falls nötig, wird sie direkt vor Ort durch die Zolli-Schreinerei angepasst. Durch Klappen in der Kiste wird der Passagier während des Transportes und am Zoll kontrolliert und kann gefüttert und getränkt werden.

Beim Einladen in die jeweilige Kiste ist die Erfahrung der Tierpfleger entscheidend. Um dabei Stress zu vermeiden, werden Somali-Wildesel bereits einige Wochen vor dem Transport in der Transportkiste gefüttert und gewöhnen sich so daran, selbständig hineinzulaufen. Vögel werden vor dem Transporttag in einem Fangkäfig mit Futterschale aus den grossen Volieren herausgefangen und bis zum Transport in kleineren Volieren untergebracht. So ist das Einladen für alle Beteiligten mit weniger Aufregung verbunden.

Nach dem finalen Kontrollblick in die Kiste gibt die Tierärztin oder der Tierarzt das «Go» und die Reise beginnt.
Quelle: https://www.zoobasel.ch/de/aktuelles/news/1359/wenn-zootiere-reisen-der-weg-zur-gezielten-erhaltungszucht/
(11.08.2021, 13:03)
cajun:   Zum Thema eine Meldung aus Rheine. Wer hätte gedacht, das man mittlerweile bei den Waldrappen "aussuchen" kann wer sich verpaart. Ein Erfolg?
"Geburtenkontrolle zur Arterhaltung
Die Waldrappen gehören nach wie vor zu den seltensten Vogelarten weltweit. Dank Schutzprogrammen und Ansiedlungsprojekten von in Zoos nachgezogenen Tieren bleiben die Bestände dieser Ibisvögel in Marokko und Südeuropa aber stabil.
In Zoos wird die Nachzucht über ein Zuchtprogramm (EEP) gelenkt: So sollen bevorzugt genetisch unterrepräsentierte Waldrappen heranwachsen.
Den Waldrapp-Paaren im NaturZoo wurde in diesm Jahr jeweils nur ein Ei je Nest gestattet. Somit wissen wir, dass die vier Jungen, die in diesem Jahr heranwachsen von - drei Paaren stammen. Ein Paar hat noch heimlich ein Ei nachgelegt..."
Quelle:https://www.naturzoo.de/aktuelles/artikel/geburtenkontrolle-zur-arterhaltung
(28.07.2021, 12:22)
cajun:   Auch Schweden beteiligt sich an Auswilderungsprojekt für Ziesel in Europa. Die Wiederansiedlung im Erzgebirge war nicht sonderlich erfolreich bisher. In Tchechien soll so die einheimische Population gestärkt werden. Die Tiere leiden unter dem milden Winterklima. Es gibt hohe Verluste durch Krankheiten und Nässe.
Junge Ziesel aus Nordens Ark werden in der Tschechischen Republik ausgewildert
Der kleine und charismatische Europäische Ziesel ist eines der am stärksten gefährdeten Säugetiere Europas. Um die Art zu erhalten, werden in mehreren Ländern Europas aktive Auswilderungsprojekte durchgeführt. In diesem Jahr schickt Nordens Ark alle diesjährigen jungen Ziesel an ein Auswilderungsprojekt in Tschechien. In der Tschechischen Republik wurde 2008 ein Maßnahmeprogramm für den Ziesel aufgelegt, dessen langfristiges Ziel darin besteht, eine lebensfähige Population der Art im Land zurückzugewinnen. Neben der Wiederherstellung und dem Schutz von Lebensräumen arbeiten sie auch aktiv mit Auswilderung. In Zoos geborene Individuen werden freigelassen, um bestehende Populationen zu stärken und die Art wieder in Gebieten anzusiedeln, in denen sie früher existierte. Seit 2016 hat das Projekt über 300 Ziesel an verschiedenen Standorten im Land ausgewildert. Die Auswilderungen waren bisher erfolgreich, da das Projekt bestätigen konnte, dass an den Auswilderungsstellen eine Reproduktion stattgefunden hat.
Quelle:https://nordensark.se/nyhetsarkiv/siselungar-fran-nordens-ark-slapps-ut-i-det-fria-i-tjeckien/
Übersetzung: Zoopresseschau
(16.07.2021, 10:02)
cajun:   Nicht nur die Geburtsmeldung, bereits an anderer Stelle gelinkt, ist wichtig.
Hier wird deutlich inwieweit Zoos heute bereits weltweit Projekte in den jeweiligen Lebensräumen fördern und untereinander per Zuchtprogramm kooperieren.
Neuer Erfolg für internationales Artenschutz-Programm Wertvolles Erbe von Dshamilja: Drillinge bei Schneeleoparden
Ein tapsiges Trio erobert in der Wilhelma alle Herzen. Kaum sind sie für die Gäste des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart besser zu sehen, sind Dawa, Karma und Nyima „Everybody’s Darlings“. Die Besucher und Besucherinnen begeistern sich an den kleinen Raubkätzchen mit der besonderen Familiengeschichte. Und die Zoologie-Fachleute freut der wichtige Zuchterfolg bei dieser seltenen Abstammungslinie der bedrohten Schneeleoparden. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Bestand dieser Tierart mit weniger als 4000 Tieren in der Natur als gefährdet ein. Am 11. April geboren, blieben die anfangs jeweils etwa ein halbes Kilo leichten Drillinge bis Mitte Juni mit Mutter Kailash in der Wurfbox. Nach der ersten Impfung durften sie dann das erste Mal vor die Tür. Meist frühmorgens und abends wagten sie die ersten Ausflüge unter den Argusaugen von Kailash. Vater Ladakh trifft seinen Nachwuchs vorerst nur als interessierter Zaungast hinter dem Netz zum Nachbargehege. Denn die zwölf Wochen alten Welpen sind noch ungestüm und teilweise unbeholfen auf den Pfoten. Deshalb sollen sie, bevor die Familie zusammengeführt wird, zuerst ohne den Kater in Ruhe die Gebirgslandschaft kennen lernen, ihre Kräfte ausprobieren und Körperkontrolle üben. Dafür wechseln sie ab Donnerstag auf die obere Anlage. Dort können die Gäste sie auf Augenhöhe beim Toben und Turnen, Raufen und Rangeln beobachten. „Zu erleben, wie die drei lebensfrohen Kätzchen unbekümmert aufwachsen, ist herrlich“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Wegen der ergreifenden Vorgeschichte sind unsere kleinen Helden aber für den Artenschutz heute schon große Stars. Es ist ein mustergültiges Beispiel, wie der Artenschutz in der Natur und den Zoos ineinander greift.“ Dass die drei Mädchen überhaupt auf die Welt kommen konnten, geht letztlich auf eine internationale Kooperation zurück. Denn als Töchter von Kailash sind sie Enkelinnen von Dshamilja. Ihr kommt eine spezielle Bedeutung innerhalb des Erhaltungszuchtprogramms der europäischen Zoos zu. Dshamilja, die im Jahr 2000 im zentralasiatischen Hochgebirge von Tadschikistan geboren wurde, war mit nur fünf Monaten in die Schlagfalle von Wilderern geraten und hatte dadurch ein Drittel ihres rechten Hinterfußes eingebüßt. Dies führte dazu, dass sie Zeit ihres Lebens stark hinkte. Eine Anti-Wilderer-Einheit entdeckte das verletzte Jungtier auf einem Schwarzmarkt in Bischkek, der Hauptstadt Kirgisien, und beschlagnahmte es. Ohne Mutter und mit dieser Verstümmelung war an ein eigenständiges Leben in der Wildnis nicht zu denken. Im Zoo Zürich mit seiner langjährigen Zuchterfahrung mit Schneeleoparden konnte Dshamilja in dem geschützten Umfeld menschlicher Obhut aufwachsen. Sie erreichte das hohe Alter von 19 Jahren und hatte sogar mehrfach Nachwuchs. Unter ihren drei Söhnen und vier Töchtern war 2010 auch Kailash, die Ende 2011 in die Wilhelma kam und die Familiengeschichte fortschreibt. „Es motiviert unheimlich zu sehen, dass durch die Zusammenarbeit nicht nur das Einzeltier vor dem Tod gerettet werden konnte, sondern dies über Generationen dazu beiträgt, dass die einmalige Großkatzenart noch eine Zukunft hat“, sagt Kölpin. Die Zoos halten und züchten viele bedrohte Arten als Reserve. Doch dafür soll kein gesundes Tier der Natur entzogen werden. Um im Zootierbestand die genetische Vielfalt zu erhalten und so eine robuste Gesundheit der Tiere zu gewährleisten, erfolgt in internationaler Absprache ein genaues Management, welche Kater und Katzen Zuchtpaare bilden. Kommt einmal über einen Sonderfall wie Dshamilja ein Tier aus der Wildbahn hinzu, ist es wichtig, diese seltene Abstammungslinie fortsetzen. „Für Kailash ist dies ihr dritter Wurf“, erklärt die Raubtier-Kuratorin, Dr. Ulrike Rademacher. „Bei dem wertvollen Nachwuchs sind wir besonders froh darüber, dass es wieder geklappt hat. Denn Kailash kommt mit elf Jahren in ein Katzenalter, in dem das keine Selbstverständlichkeit mehr ist.“ Kailash hat in der Wilhelma bereits einmal Drillinge und zuletzt Zwillinge aufgezogen. Die 2013 geborenen Kamal, Karim und Laila wurden damals über die Zuchtkoordinatoren an Zoos in Portugal, USA und Belgien vermittelt, um eigene Familien gründen zu können. Von den inzwischen ebenfalls herangewachsenen Jungtieren, die 2019 auf die Welt kamen, ist Askar im Juni im Parco Faunistico Le Cornelle bei Mailand platziert worden. Auf Malou wartet der Zoo Salzburg. Die Wilhelma hält seit 30 Jahren Schneeleoparden. Dabei gelang die Nachzucht insgesamt jetzt zum 13. Mal. „Dass wir jetzt so schnell zwei Würfe hintereinander hatten, zeigt, dass sich Kailash und Ladakh auf der neuen 2018 eröffneten Anlage sehr wohl fühlen und ihre Jungtiere dort gut aufziehen können“, sagt Rademacher. Mit Zuschüssen des Fördervereins hatte die Wilhelma auf 730 Quadratmetern eine geräumige Gebirgslandschaft gestaltet, die sich mehrfach unterteilen lässt, wenn es die Aufzucht erfordert. Direktor Kölpin betont: „Wie das Schicksal von Dshamilja zeigt, müssen der Schutz gegen die Bedrohung in der Natur, die Rettung verletzter Tiere und die Nachzucht Hand in Hand gehen. Die Wilhelma beteiligt sich daher an allen Aspekten aktiv. Dawa, Karma und Nyima sind sicher die besten Botschafterinnen ihrer Art. Wir würden uns freuen, wenn wir dadurch zusätzliche Unterstützung erhalten, die wir zielgerichtet investieren können.“ Die Wilhelma engagiert sich außer im Europäischen Erhaltungszuchtprogram auch direkt vor Ort, indem sie sich mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) im Lebensraum der Schneeleoparden für deren Schutz einsetzt. Mit Spenden fördert der Zoologisch-Botanische Garten unter anderem eine Anti-Wilderer-Einheit und ein Rehabilitationszentrum für beschlagnahmte und verletzte Tiere in Kirgistan. Die Gelder setzen sich zusammen aus dem eigene Artenschutz-Budget der Wilhelma, Tier-Patenschaften, dem Artenschutz-Euro, den Gäste beim Kauf von Eintrittskarten freiwillig beisteuern können, sowie gezielten Spenden für das Schutzprojekte.
Quelle: Pressemitteilung Wilhelma
(13.07.2021, 08:34)
cajun:   Hier hat es einen "Sinn". Landau ist was das angeht halt wirklich häufig Vorzeigezoo.

Zuchtprogramm bringt hochbedrohte Weißscheitelmangabe nach Ghana

"Im Rahmen des Zuchtprogramms reist eine Weißscheitelmangabe, eine hochbedrohte Affenart aus dem Zoo Landau in der Pfalz nach Ghana. Die Erleichterung war groß, als im Landauer Zoo am Freitagmorgen die Bestätigung eintraf: Weißscheitelmangabe KATE ist gut in Ghana angekommen!

Ghana ist das Heimatland der hochbedrohten Weißscheitelmangaben, einer Primatenart, die nur noch in wenigen verbliebenen Wäldern im Grenzgebiet zwischen Ghana und der Elfenbeinküste zu finden ist. Die auch durch den Landauer Zoo mitgegründete Artenschutzorganisation „West African Primate Conservation Action (WAPCA)“ betreibt im Zoo der Hauptstadt Accra eine Auffang- und Zuchtstation für Weißscheitelmangaben und weitere hochbedrohte Primaten. Hier hat das Weibchen Kate, das im März 2016 im Zoo Landau geboren wurde, nun eine neue Heimat gefunden. Sie soll dort mit einem weiteren Weibchen und einem jungen Männchen vergesellschaftet werden und hoffentlich auch für Nachwuchs sorgen.

Unterstützung von zahlreichen Zoos und Artenschutzorganisationen

Nachzuchten in Menschenobhut helfen, das Überleben der Art zu sichern, denn im natürlichen Lebensraum sieht es für die Weißscheitelmangaben nicht gut aus. Die fortwährende Zerstörung des Regenwaldes und illegale Wilderei brachten die Art nahe an den Rand der Ausrottung. Für den Erhalt des Regenwaldes in Westafrika, für Aufklärung der Bevölkerung zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes und gegen Wilderei setzt sich WAPCA ein. Die Artenschutzinitiative wird vom Zoo Heidelberg koordiniert. Mehrere Zoos und Artenschutzorganisationen unterstützen jährlich die Arbeit vor Ort mit finanziellen Mitteln und zudem durch Öffentlichkeitsarbeit.

Mögliche Auswilderung in geschützter Umgebung

Seit 2017 wird auch intensiv auf eine mögliche Auswilderung von Weißscheitelmangaben hingearbeitet. In einem umzäunten Waldstück lebt bereits eine Zuchtgruppe Weißscheitelmangaben geschützt, aber weitestgehend unter Freilandbedingungen. Sie werden dort intensiv beobachtet und erforscht. „Und wer weiß, vielleicht werden die Nachkommen der Landauer Weibchen eines Tages auch wieder durch gut geschützte Regenwälder streifen,“ sagt Landaus Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel."
Quelle: https://www.regenbogen.de/kategorie-nachricht/baden-pfalz/20210621/affendame-kate-darf-zurueck-die-heimat
(28.06.2021, 10:57)
Michael Mettler:   Ich habe ein Schopfgibbon-Zuchtbuch von 2005. Der siki-Bestand per 31.12.2004 lag bei 6,3, darunter zwei Weibchen von 35 und 42 Jahren. Das waren gleichzeitig die beiden einzigen Gründerweibchen der Population, auf männlicher Seite gab es sogar nur einen Gründer (falls nicht bis zum Erscheinen des ZOOQUARIA-Artikels fremdblütige Tiere in die Population gelangten).
(14.04.2014, 20:46)
BjörnN:   Danke für die Aufklärung...
(14.04.2014, 20:04)
Michael Mettler:   @BjörnN: Zum bewussten Zeitpunkt waren es 10,8,1 Ungkas. Bei Nomascus siki dürfte wohl auch das ungünstige Geschlechterverhältnis eine Rolle für die Überlegungen spielen, möglicherweise auch ein engerer Verwandtschaftsgrad?
(14.04.2014, 19:25)
BjörnN:   Viel mehr als 11 Ungkas dürfte es hingegen in Europa auch nicht geben.
(14.04.2014, 18:05)
Michael Mettler:   Laut ZOOQUARIA (ex EAZA NEWS) Nr. 76 (2011) wurden 2010 weltweit 330 Zwergflusspferde gehalten, von denen allerdings nur 150 in Zuchtprogramme involviert waren - 120 im EEP, die übrigen 30 in Nordamerika. Es besteht Bedarf an weiteren EEP-Teilnehmern.

Heft 71 befasst sich mit Menschenaffen inklusive der Gibbons. Für eins der Gibbon-Zuchtprogramme wird die Sinnfrage gestellt, weil die EAZA-Population zu klein ist (Südlicher Weißwangen-Schopfgibbon, Nomascus siki - seinerzeit 7,2,2 Tiere). Für Siamang und Lar heißt die Aufgabenstellung, unterartreine Tiere herauszufinden und die UA-Mischlinge auslaufen zu lassen. Die Zuchtprogramme für Gelbwangen- und Nördlichen Weißwangen-Schopfgibbon, Silbergibbon, Kappengibbon und Ungka suchen sämtlich zusätzliche Halter!
(14.04.2014, 09:46)
Michael Mettler:   Ich erinnere mich, dass die Entscheidung eines Zuchtprogramms für Blauducker (inklusive Maxwellducker und Mischlinge) seinerzeit nicht wegen einer besonderen Bedrohung dieser Art(engruppe) fiel, sondern quasi zum Einüben eines Duckerprogramms für den Ernstfall, sprich irgendwann für eine ganz andere und bedrohtere Art. Ähnlich sieht es m.W. mit dem Kirk-Dikdik-Programm aus (für das übrigens ebenfalls laut Liste noch Halter gesucht wurden). Damit sich Ducker und Dikdik nicht als Konkurrenten um die Planstelle "Zwergantilope" ins Gehege kommen, macht eine vorgegebene Obergrenze vermutlich Sinn. Nun kam ja auch noch die wachsende Rotduckerpopulation hinzu, und unter den Blauduckern gab (gibt?) es immerhin eine ganze Reihe mischblütiger Tiere. Vielleicht wird da ja auch allmählich "ausgeblendet", um Platz zu schaffen?

@WolfDrei: Die Vermutung hinsichtlich des Blyth-Tragopans dürfte stimmen, deren ESB-Tiere sind wohl eher bei Fasanenzüchtern als in Zoos zu finden. Im Gegenzug wurden für den Cabot-Tragopan (ebenfalls ESB) noch Halter gesucht.
(13.04.2014, 16:09)
Holger Wientjes:   Danke für die interessante Auflistung ! Also Blauducker bei den "Wir-sind-ausgelastet"-Arten überrascht mich doch sehr, vor allem auch nach einem Blick in die ZTL.
Die "Halter-gesucht"-Arten überraschen dagegen leider weniger. Aber wenn beispielsweise selbst der EEP-Führer der Perser die Haltung "seiner" Art beendet...
Die Huftiervielfalt ist ja leider zu Gunsten anderer augenscheinlich populärerer Tierarten in den letzten Jahren zurückgegangen. Aber zumindest gibt es auch hier Lichtblicke, wie die Blauschafe in Halle, die Weissnackenmoorantilopen in Leipzig oder die Kleinen Kudus in Osnabrück, wo in den letzten Jahren neue Haltungen etabliert worden sind.
(13.04.2014, 11:44)
WolfDrei:   @MM: : zu den “Wir-sind-ausgelastet”-Arten: Etwas irritiert war ich beim Blyth-Tragopan - außer jenen Tieren des TP, nun schon längst Historie, habe ich bisher keine weitere Haltung gesehen. Hier könnten allerdings Privathalter das Sagen haben. Auch genügend Blauducker? Beim Irbis, und um eine Antilope zu nennen, dem Bongo, haben natürlich die erst seit 30 Jahren guten Zuchterfolge Tiere in die Zoos “gespült”. Beim Marabu bin ich überrascht - überall ausgestellt, kaum Zuchten. Allerdings: so man Zuchtpaare hat, geht es gleich in die Zwanziger (siehe Prag und Cottbus).

“Die-noch-zu-Haltenden”: Beim Ameisenbär geht es aufwärts, die “West”Sitatunga überrascht mich, da man sie ausschließlich sieht, so gut wie nie die “Ost”Sitatunga”. Aber es stimmt schon, eigentlich sind es immer nur die “Stanmmhalter” - ich erinnere mich dabei an Poznan und Prag. Gleiches gilt wohl auch für die Mendes, habe ich sie ja seit 1967 im TP vor Augen. Buchara-Hirsch: ganz wichtig, fand jetzt neben den 3-4 ständigen Haltern noch Chomutov und Nordens Ark und wohl auch Edinburgh (die Schotten überraschen mich in den letzten Jahren sowieso!)
Zum Waldrentier kann ich Dienstag einige Zahlen nennen, der JB von Nordens Ark liegt vor. Die Zahlen sah ich schon, explodiert sind sie wahrlich nicht - hier besetzen die Hausrentiere den Platz. Die Blauschafe kommen zögerlich - da sind eher die Zooleitungen Schuld: Schon wieder eine Zicke/Schaf. Das gilt dann insbesondere für die Halbesel - wenn denn überhaupt welche gehalten werden! Die Zahlen von Kulan und Onager im Zuchtbuch enttäuschen mich seit Jahren immer wieder. Da hält man doch lieber Grantzebras! (Ironie). Einigermaßen tröstlich sind die Zahlen für die Somalis.
Großer Kudu: Irgendwie scheint das nicht zu laufen! Das galt für mein Jagdgebiet in Dvur Kralove, Warschau und Prag, nun auch “im Westen”: Hagenbeck und Zoo Berlin. Zu- und Abgang halten sich gerade so die Waage (dito Pudu - hier nicht genannt). Tröstlich nur, dass die in der Natur sprießen. Halten sollte man sie durchaus, da sie zu den wenigen Antilopen gehören, die noch etwas Anklang beim ONB finden.

(13.04.2014, 11:28)
Michael Mettler:   Beim Stöbern in den "EAZA News" stieß ich im Jahrgang 2006 auf einen Artikel in der Rubrik "Collection Planning", in dem aufgelistet wurde, welche Zuchtprogramme zum damaligen Zeitpunkt KEINE zusätzlichen Teilnehmer benötigten - beinhaltend die Bitte, sich Gedanken zu machen, ob man bei entsprechend freiem Platz nicht alternativ eine Art aus der daneben veröffentlichten, gut 4-mal so langen Liste jener Arten in den Bestand nehmen könnte, für die noch Erweiterungsbedarf bestand.

In der Liste der "Wir-sind-ausgelastet"-Arten waren 2006 aufgeführt: Stachel-Erdschildkröte, Schwarzstorch, Afrikanischer Marabu, Blyth-Tragopan, Rotbauchtamarin, Europäischer Otter, Eurasischer Luchs (auf Artniveau angegeben, also vermutlich alle UA eingeschlossen?), Amurtiger, Schneeleopard, Przewalskipferd, Rothschildgiraffe und Blauducker.

Bei den "Halter-gesucht"-Arten beschränke ich mich mal auf die größeren Säuger, bei denen ja der Platzbedarf eine größere Rolle spielt als bei Kleintieren und die deshalb eher mit anderen Arten/Unterarten um freie Plätze konkurrieren müssen: Drill, Großer Ameisenbär, Erdferkel, Lippenbär, Vielfraß, Amur- und Persischer Leopard, Sumatratiger, Onager, Bucharahirsch, Waldrentier, Netzgiraffe, Kleiner und Großer Kudu, Westliche Sitatunga, Mendesantilope, Weißnacken-Moorantilope, Moschusochse, Blauschaf. Die Großhuftiere machten mehr als ein Drittel der in der Liste angeführten Säugetierarten mit Halterbedarf aus.

Zumindest im deutschsprachigen Raum scheint sich die Halterzahl der genannten Arten allerdings seit 2006 nicht wirklich erhöht zu haben, oder?
(13.04.2014, 09:02)
Ulli:   Ich war gestern in Walsrode und habe folgende Ausführungen zum Balistar gefunden:
sehr kleines (Rest-)Verbreitungsgebiet
in Nordwest-Bali
zu Beginn der massnahme 15 Tiere auf Bali freilebend, durch Wiederansiedlung wurde bestand auf 55 Tiere angewachsen, heute gibt es dort nur noch rund 25 Balistare.

Gründe wurden in den Ausführungen offengelassen - einerseits werden 2000 Dollar pro Tier auf dem Schwarzmarkt geboten, andererseits bietet das Restareal vielleicht auch nicht einer größeren Anzahl hinreichend Ressourcen.
In Zoos leben zur Zeit rund 1000 Balistare
...
(09.02.2009, 09:32)
Michael Mettler:   Auf seiner Homepage gibt der Berliner Zoo noch immer an, die EEPs für Spitzmaulnashorn und Gaur zu betreuen... Allerdings scheinen die HPs für Zoo und Tierpark nicht sonderlich auf dem Laufenden gehalten zu werden, denn da heißt es z.B. immer noch "Der Tierpark wird 50!" - und dass jährlich "weit über eine Million Besucher" den Tierpark besuchen, ist ja leider auch nicht mehr aktuell.
(04.02.2009, 22:55)
BjörnN:   Diese Kombination + das ISB dürfte es in Leipzig noch für den Flachland-Anoa geben...
(23.01.2009, 20:49)
Michael Mettler:   Laut der EAZA-Seite ist das Hirscheber-EEP in Kronberg (Stand laut TAG 18.12.2007). Gibt es überhaupt irgendwo für ein und die selbe Tierart noch ESB und EEP? Die Kropfgazelle ist in der Liste der Antelope and Giraffe TAG (Stand 19.11.2008) nicht aufgeführt.

In Sachen ISB wüsste ich noch
- Afrikanische Wildesel im TP Berlin
- Asiatische Wildesel ebenfalls
- Prinz-Alfred-Hirsch in Landau

Sind die ISB für afrikanische Nashörner und Gaur noch im Berliner Zoo?
(23.01.2009, 20:07)
BjörnN:   @Michael Mettler
Karlsruhe müsste auch die Persische Kropfgazelle koordinatorisch betreuen. Von der Wilhelma auch müsste das Hirscheber EEP koordniert werden, während das ESB in Kronberg geführt wird.

- Leipzig führt das ISB für Tiger
- Rostock führt das ISB für Eisbären
- Frankfurt für Gorillas, Mähnenwölfe, Rostkatzen und Waldhunde
- Dortmund für Riesenotter
- Berlin Zoo für Bongos
(23.01.2009, 19:12)
Michael Mettler:   Auf der EAZA-Homepage www.eaza.net findet man einen kompletten Überblick über die in EEPs und ESBs betreuten Tierformen und deren Koordinatoren bzw. Zuchtbuchführer. Das reizte mich dazu, mal ein paar Zahlen zu den deutschen Zoos zusammenzustellen. Anders als im Thread-Titel geht es dabei zwar nicht um den Sinn der Programme, aber ich wolte nicht extra einen eigenen Thread aufmachen. Achtung: Internationale = weltweite Zuchtbücher (ISB) finden nachfolgend keine Berücksichtigung (habe dazu keinen entsprechenden aktuellen Stand), das Wiedergegebene beschränkt sich auf die "europäische Zuchtarbeit"!

Insgesamt werden nach dieser Liste in deutschen Zoos derzeit 54 Tierformen "gemanagt" (37 EEPs, 17 ESBs), bei 5 weiteren (3 EEPs, 2 ESBs) ist die Führung derzeit vakant. Aktive Koordinatoren bzw. Zuchtbuchführer befinden sich in 22 Zoos, 2 weitere Zoos tauchen unter den vakanten Programmen auf. Die Zahl der Koordinatoren/Zuchtbuchführer ist geringer als die der betreuten Arten/Unterarten, da manche Personen bis zu vier EEPs und ESBs gleichzeitig betreuen. Während es z.B. für den Vari ein alle Formen umfassendes EEP gibt, sind andere Tierarten aufgesplittet (z.B. Persischer Leopard/Münster und Chinaleopard/Hamburg). Je nachdem, wieviel Wert der Unterartzugehörigkeit innerhalb einer Art zugemessen wird, ist also die tatsächliche Zahl der betreuten Tierformen höher als die in der Liste angegebene.

Wie insgesamt liegt auch bei den deutschen Zoos das Schwergewicht auf den Säugetieren. Amphibien, Fische und Wirbellose werden hier nicht gemanagt (und sind auch europaweit nur Randgruppen), von den Reptilien gerade mal 2 aktive ESBs (Stumpfkrokodil/Leipzig, Smaragdwaran/Düsseldorf) und 1 vakantes (Nashornleguan/vorher Frankfurt). Bei den Vögeln sind es mit 8 Formen auch nicht gerade viele, die sich zudem auf nur 3 Personen und 1 vakante Stelle verteilen. Die restlichen 47 EEPs und ESBs (darunter 3 vakante) "gehören" den Säugetieren.

Von den 22 aktiven Zoos betreuen 10 jeweils eine Tierform, die übrigen mindestens zwei. Die "Top 3" bilden: 1. Köln (10 EEPs/ESBs, 2 weitere bisherige sind vakant), 2. Frankfurt (6, 1 weiteres bisheriges ist vakant), 3. Hannover (5). Sowohl in Frankfurt wie auch in Köln liegen jeweils 4 Arten in der Hand einer Person (einen dritten solchen Fall gibt es mit Duisburg, das auf Platz 4 folgen würde). Zum Vergleich: In Hannover sind die 5 Arten auf 5 verschiedene Betreuer aufgeteilt.

Interessant ist, dass ausgerechnet drei sehr artenreiche Zoos derzeit kein EEP oder ESB leiten: Walsrode (das bisherige ESB Weißnacken-Fasantaube ist vakant), Zoo Berlin (bisheriges EEP Gaur ist vakant) und Wilhelma Stuttgart. Weitere auf der "Karte" fehlende Namen großer Zoos wären z.B. Dresden, Gelsenkirchen oder Rostock. Ebenso bemerkenswert finde ich, dass Münster als einer der Vorreiter der Artenschutzzoo-Bewegung "nur" mit einer EEP-Führung (Persischer Leopard) vertreten ist.

Berücksichtigen muss man noch, dass der Aufwand je nach betreuter Tierart natürlich erheblich unterschiedlich groß ausfallen kann. So hat Karlsruhe, das ausschließlich den Orang-Utan betreut, damit sicher erheblich mehr Arbeit als München mit dem Silbergibbon oder Duisburg mit dem Nacktnasenwombat, von dem europaweit gerade mal eine Handvoll Tiere in drei Zoos gehalten werden und es seit Jahren keine Nachzucht gab.

In einigen Fällen werden EEPs von Zoos geführt, in denen die jeweilige Art nicht (mehr) gehalten wird: Matschie-Baumkänguru/Krefeld (hier auch Goodfellow-B.), Waldhund/Frankfurt, Hoffmann-Zweifingerfaultier/Halle (hier auch Gewöhnliches Z.), Hirscheber/Kronberg; beim Rothund/Erfurt bin ich mir nicht sicher, ich war lange nicht mehr dort.

Falls jemand einen Gesamtüberblick über ISB-Führung in deutschen Zoos hat, wäre das zur Vervollständigung sehr interessant!
(23.01.2009, 17:48)
th.oma.s:   probleme: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,509743,00.html
(07.10.2007, 09:56)
IP66:   Ich habe in dem Thread "Zoozwecke" versucht, die verschiedenen Ziele eines zoologischen Gartens zu berschreiben und dabei auch auf jene Diekrepanz hingewiesen, die sich jetzt bei den konkreten Angaben zur Zebrahaltung verdeutlicht. Erhaltung und Erforschung von Arten (meintehalben auch Unterarten) ist nur einer dieser Zoozwecke, und zwar ein solcher, der in der Öffentlichkeit seit den Diskussionen der 80er Jahre stärker hervorgehoven wird, als er in der Realität eine Rolle spielt. Gerade der Trend zu großen geographisch besetzten Huftieranlagen führt aber bei der Zebrahaltung dazu, daß besonders agressive Formen wie Grévy- oder Bergzebras ungern gehalten werden, da hier die Probleme mit dem Beibesatz größer sind, als wenn man ein paar billig erhältliche Böhm-Zebra-Stuten auf die Anlage läßt. Da aber die Unterhaltung und eine gewisse an Moden orientierte Konkurrenz auch zu den die Gestaltung zoologischer Gärten prägenden Grundsätzen zielen, kommt es zu jener Unterrepäsentation von bestimmten Einhuferarten. In Artenzoos wie Friedrichsfelde kann man die Zebras ja durchaus vorfinden, sogar nebeneinander und gut vergleichbar, und im Sinne einer taxonomischen Präsentation wird hierdurch auch der Zoozweck der Belehrung erfüllt und das Bewußtsein für die biologische Vielfalt geschärft, aber es wird gegen bestimmte und vor allem verbreitete Vorstellungen vom Aussehen eines "modernen" (sc. modischen) Zoo verstoßen.
(24.09.2007, 18:55)
Uakari:   Ich habe mehrmals darauf hingewiesen,
das nach wie vor zu viele unbedrohte bzw. unterartenvermischte Tiere
nachgezogen werden (Zoolöwe, Lar, Giraffenhybride etc.). Darum habe ich für solche Zoopopulationen hier schon
halb ernst, halb sarkastisch EEPs gefordert .
Ein Weisshandgibbon der jetzt geboren wird, nimmt z.B. in 30 Jahren noch den Platz in Anspruch, den ein seltener Schopfgibbon, Kappengibbon und v.a. Moloch brauchen würde.
Das dies alles keine Spinnerei von mir ist, zeigt der BONGO von 2007 mit folgendem Statement:
"Bei den in freier Wildbahn stark bedrohten Grevyzebras hielten sich Zu- und Abgänge die Waage.... da durch die guten Zuchterfolge Hengst "Raphael" im europ. Genpool fast überrepräsentiert ist. Aus diesem Grund soll er die Stuten - auf Empfehlung der Artkoordinatorin - ... möglichst nicht eindecken.
Für unsere Böhmzebras gibt es keine derartig restriktiven Empfehlungen, denn die UNBEDROHTE ZEBRAART KANN OHNE
INTERNATIONALES MANAGEMENT GEZÜCHTET UND ABGEGEBEN WERDEN. So verliessen den Zoo 2 der gut nachgefragten Jungstuten...

Nun ist gerade das Grevyzebra-EEP eines
der erfolgreichsten (monotypische Zuchtpopulation, hohe und steigende Individuenzahl, sinnvolle Hengst-gruppen). Wenn aber bedrohte Arten eingeschränkt gezüchtet werden und unbedrohte nicht, muss man sich stark wundern. Das führt den Sinn der EEPs ad absurdum. Das Populationsgenetiker auf züchterische Ausgewogenheit achten
ist wichtig, aber salopp gesagt halte ich 1000 Grevyzebras für den Erhalt der Art wichtiger als 500 (die Zahlen hierbei sind nur Bsp.) und jedes zoogeborene Grevyzebra für den Erhaltungszuchtgedanken bedeutender
als ein Böhmzebrafohlen.

Abgesehen davon und trotz seiner Bedrohung, dauerhaft sollte das Grevyzebra im Sinne des Kontrast-programms nur noch in einer Berliner Einrichtung leben.

Es stellt sich aber auch die Frage warum Zebrazucht überhaupt eingeschränkt wird und man nicht ganz natürlich die Zoolöwen mit ihnen füttert. Das Löwen Zebras fressen wissen doch selbst Kleinkinder, warum dann also nur in Afrika oder Nürnberg. Aber das ist natürlich wieder nicht vermittelbar an die lieben Tierfreunde.

Deswegen verlange ich keineswegs die Schlachtung aktueller Böhmzebras und schon gar nicht deren Totalausrottung im Zoo (!), falls der Einwand wieder kommt.

Das bedrohteste Zebra, das Kap-Bergzebra wird natürlich wieder nirgends ausserhalb Afrikas gehalten
und wird auch nicht gewünscht,
zumal das Hartmann-Bergzebra-EEP auch immer noch auf Recht niedrigem Niveau herumkrebst (danke Landau, danke Nordhorn).

Im Lichte obiger Äusserung von Dr. Lange aus dem Bongo, stellt sich erneut die Frage, ob man die EEPs nicht lieber für die unbedrohten Zootiere einrichten sollte...
(22.09.2007, 17:30)
Michael Mettler:   Eine perfekte Methode scheint mir ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, denn vielerorts mangelt es ja auch in der Natur an linearer Entwicklung. Selbst das Prinzip des aus vielerlei Zutaten gemischten "Zoolöwen" ist Bestandteil der Evolution: Z.B. scheint sich die Wissenschaft darüber einig zu sein, dass sich als Folge der Eiszeit in Nordamerika mehrere weit verteilte Rückzugsgebiete des Wolfes am Rande des Eisschildes erhielten, in denen sich die Populationen aufgrund ihrer langen Isolation eigenständig zu dem entwickelten, was wir heute als Unterarten bezeichnen. Als der Eisschild schmolz, drangen Wölfe quasi von allen Seiten in den frei werdenden Lebensraum ein - und da die vorangegangene Zeit offensichtlich nicht zur Artbildung gereicht hatte, entstand im Grunde genommen in einem riesigen Gebiet Nordamerikas ein Schmelztiegel dreier Unterarten. Wie soll man nun diese Mischwölfe klassifizieren? Aus einem Zuchtprogramm würde die selbe Mixtur herausfliegen... Ähnlich soll es mit den Steppenzebras sein, auch deren Verbreitungsgebiet war laut Kingdon schon einmal durch Lebensraumveränderungen zersplittert und floss danach wieder zusammen. Vielleicht sind sämtliche Steppenzebra-Unterarten nichts weiter als genetisch nicht trennbare Farbvarianten - für einige Giraffenformen wurde ja schon Ähnliches gesagt.

Und eins darf man auch beim kladistischen Modell nicht vergessen: Bei der Entwicklung von Unterarten, Arten, Gattungen usw. macht die Evolution ja nicht an einem bestimmten Punkt "klick" und präsentiert schlagartig ab dann ein völlig neues Modell, sondern es ist nach wie vor menschliche Willkür, welche eine Grenze festsetzt, die es eigentlich gar nicht gab. Als plumper Vergleich: Wenn das Blatt eines Baumes im Herbst von Grün zu Braun umfärbt und man das als Modellvorgang für die Entstehung einer neuen Art betrachtet (Ausgangszustand Grün: Vorfahrenart, Braun: neu entstandene Art), dann gibt es nur einen nach menschlicher Auffassung festgelegten, aber keiner neutralen Betrachtung standhaltenden Zeitpunkt, wann man das Blatt nicht mehr als grün, sondern nunmehr als braun definiert. Und auch das Grün war ja - symbolisch gesehen - nicht mehr als ein Zwischenschritt...
(26.06.2007, 21:37)
IP66:   Ich glaube nicht, daß die von Ihnen geschilderte Methode das Problem löst. Im Grunde scheint nur so nur der statische Idealtyp in die Vergangenheit verlagert zu werden. Zudem muß man die heuristische Technik des Beschreibens auch noch an einem Objekt üben, von dem man nicht einmal weiß, ob es wirklich existiert hat. Der Vergleich ist wohl weit hergeholt, aber vielleicht hilfreich: In der Archäologie gibt es bei der griechischen Skulptur das Dilemma, daß man aus der zeitgenössischen Literatur eine Reihe von viel beschriebenen und diskutierten Skulpturen kennt, deren Gestalt aber nur in Kopien römischer Zeit überliefert ist, die, wie sich das für Kopien gehört, manchmal erschreckend verschieden aussehen, auch wenn sie merkbar einem Prototyp nacheifern. Trotzdem kann man auch mit solchen Werken (Myrons Diskuswerfer ist eines davon, das viele kennen) Stilgeschichte treiben, wenn man es nicht übertreibt und sich bei jeder Untersuchung deutlich macht, daß man keine Originale mehr befragen kann.
Ein ähnliches Vorgehen würde ich auch in der Taxonomie vorschlagen - was in der Unterartenfrage heißt, daß nur solche feststellbar sind, die den Kriterien der jederzeitigen Nachprüfbarkeit der Bestimmungskriterien entspringen. Auch Erhaltungszuchtprogramme über lange Generationenfolgen sind ja möglich, nur wird es auch da nicht gelingen, Unterarten statisch zu konsverieren.
(26.06.2007, 19:29)
Michael Mettler:   Nun ja, diese neueren Einteilungen basieren ja bereits auf einer veränderten Sichtweise der Systematik, indem nun die Entstehungsgeschichte einer Tierform höher bewertet wird als das Endprodukt, und das kommt der im Flusse befindlichen Entwicklung der Lebensformen deutlich näher als das klassische System.

Ein Beispiel: Man war ja nach alter Systematik inzwischen so weit, dass die Regel galt, dass alle domestizierten Tierformen auf jeweils nur eine Stammform zurück zu führen sind. Nun gibt es z.B. unter den Hauskatzen eine Rasse namens Bengal, die dadurch erzeugt wurde, dass man wirkliche Bengalkatzen mit Hauskatzen kreuzte und deren Bastarde weiterzüchtete. Bei diesen Nachkommen handelt es sich also nicht nur um Art-, sondern sogar um Gattungskreuzungen, die aber trotzdem nur als Zuchtform der Hauskatze betrachtet werden.

Solche Möglichkeiten der Artentstehung, die hie und da auch in der Natur vorkommen können, sind im klassischen System nicht vorgesehen, da sie nicht in die Schublade passen. Beim anscheinend auf dem Vormarsch befindlichen kladistischen System spielen hingegen die Vorfahren eine große Rolle, da die heutigen Tiere deren Produkt sind; man versucht, Tierformen durch genetische Untersuchungen zu einem möglichen gemeinsamen Vorfahren zurück zu verfolgen, um auf diese Weise Verwandtschaften zu erkennen, ohne z.B. den Phänotyp überzubewerten. Und dabei kommen offensichtlich viele überraschende Ergebnisse zu Tage, dass eben Tierformen trotz äußerlicher oder anatomischer Übereinstimmung grundverschiedene Abstammungen, also so zu sagen "familiäre Hintergründe" haben können.

Würde man solche Überlegungen in den Zoo-Zuchtprogrammen ignorieren, hieße das genau genommen, man bremste nicht nur die Evolution, sondern schraubte sie sogar auf eine frühere Stufe zurück. Um das Beispiel Hulman zu nehmen: Wenn im Zoobestand die Gene von zwei oder gar mehr Ausgangsformen vermischt wurden, ist das Produkt nach meinem Verständnis und ganz streng genommen eine Art rückgezüchteter Ur-Hulman, denn man hat genetische Besonderheiten wieder zusammengeführt, die sich eigentlich längst getrennt hatten. Das wäre dann eigentlich keine in die Zukunft gerichtete Erhaltungszucht, sondern ein evolutionärer Rückschritt, den man flapsig mit "Gehe zurück auf LOS" umschreiben könnte... Hartes Brot für die Zoowelt und ihre Ziele, die sie sich selbst steckt bzw. die von ihr erwartet werden.

Wobei es auch eine positive Seite der Zoo-Mischzuchten gibt: Die genetische Vielfalt der Mischlinge sollte höher sein als die der spezialisierteren, reinblütigen Linien. Womöglich kann sich ein solcher Mischling bei einer Wiederauswilderung den seit dem Fang seiner Urvorfahren veränderten Lebensbedingungen sogar besser anpassen als sein reinblütiger Verwandter - eben WEIL durch die Zoo-Zucht unabsichtlich quasi die "Reset-Taste" gedrückt wurde....
(26.06.2007, 12:48)
IP66:   Ich möchte die Diskussion nicht rücksichtslos in philosophische wenden, aber doch eine Überlegung einfügen, die ich in Sachen Taxonomie schon anderenorts im Forum geäußert habe: Das taxonomische System ist ein Kind des 18. Jahrhunderts und geht von einer Art als statischem Begriff aus, definiert das zu beschreibende als sich nicht veränderndes Objekt. So lange man sich auf einzelne Exemplare und kurze Zeiträume bezieht, funktioniert das System recht gut. Im Grunde ist es aber nicht geeignet, evultionäre Zustände zu beschreiben, also Arten als Teil eines Systems, daß sich ständiger, wenn auch langsamer Veränderung ausgesetzt sieht. Wenn man nun einerseits aber in längeren Zeiträumen denkt oder, andererseits, den Artbegriff sehr eng definiert, gerät man in Schwierigkeiten. Wenn man nun Unterart als besonders eng deifnierte Art versteht, ist klar, warum sich da im System Schwierigkeiten einstellen, die man letztlich mit wissenschaftlichen Kriterien, insbesondere den überlieferten, nur schwer erfassen kann, weshalb Ergebnisse in die eine oder in die andere Richtung möglich sind. Ergebnisse sind diese neuen Unterarten-Bestimmungen aber vor allem dahingehend, daß sie die Fragwürdigkeit des taxonomischen Systems nachweisen. In einem Zoo, der der Idee einer Erhaltungszucht folgt, entsteht dann auch noch ein praktisches Problem, da die Erhaltung einer Art ja ebenfalls einen statischen Artbegriff voraussetzt - selbst eine geforderte breite genetische Grundlage ist ja ein philosophisches Ideal (um den Begriff Ideologie zu vermeiden), das, hält man Darwins Evolutionstheorie für wirksam, utopischen Charakter hat.
Sicherlich kannman das vorhandene taxonomische System nicht ohne weiteres ersetzten - wenn das so einfach wäre, bräuchten wir uns nicht mehr damit zu befassen - man sollte aber nicht versuchen, es über die Grenzen hinaus zu belasten - und mir scheinen die Begriffe "Unterart" und "Erhaltungszucht" gefährlich nah an diese Grenzen zu geraten.
(26.06.2007, 11:57)
Michael Mettler:   Die neuen Ansichten in der Systematik müssten eigentlich in der nächsten Zeit ziemliche Wellen in der Zoowelt schlagen. Nachdem man sich ja bei einigen Zuchtprogrammen dazu entschlossen hat, Unterarten nicht zu berücksichtigen, steht man doch nun vor dem Problem, es in manchen Fällen plötzlich mit ARTkreuzungen zu tun zu haben - vor allem bei Primaten. Wenn nach moderner Auffassungsweise z.B. der Hulman in sieben eigene Arten untergliedert wird, müsste auf diversen Gehegeschildern zukünftig eigentlich "Semnopithecus spec." zu lesen sein... Ähnlich sieht es z.B. mit Schweinsaffen, Großen Plumploris und Schlankloris aus (neuerdings jeweils zwei Arten), wenn Tiere unterschiedlicher Herkunft verkreuzt wurden. Beim Schlanklori sind aber m.W. einige Bestände art-/unterartrein gezüchtete nordicus, die nach der Neueinteilung als Unterart zum Formenkreis des Grauen Schlankloris (Loris lydekkerianus) zählen.

Das macht die Arterhaltung - ob nun für mögliche spätere Auswilderungszwecke oder "nur" für den Fortbestand der Zoopopulationen - nicht gerade einfacher und sorgt zudem dafür, dass die Bestände einiger Arten endgültig auf eine extrem schmale genetische Basis reduziert werden würden. Bei den bastardisierten Beständen bekäme die Bezeichnung "Modelltier" bzw. "Botschaftertier" eine ganz neue Bedeutung, denn wer z.B. weiße Tiger (eines unserer Lieblingsthemen) zu reinen Ausstellungszwecken dienenden Kunstprodukten erklärt, müsste zukünftig "Zoo-Hulmans" usw. noch stärker mit Argusaugen betrachten, denn unter ihnen finden sich ja sogar (nach neuer Definition) ARTkreuzungen....
(26.06.2007, 10:07)
Hannes:   Was denn? Ich finde es um den mensch traurig aber mein Ausspruch fiel automatisch auf die Tiere, ich kann mir nicht genau erklären warum. Wahrscheinlich aus den unten geschilderten Gründen.
Ich finde es wirklich schwer soetwas abzuwägen denn hat nicht jedes Lebewesen ein recht auf Leben?
Es ist für mich wirklich schwer zu sagen welches mehr "Wert" ist
(24.04.2006, 00:00)
Togo:   @Hannes
Was soll man denn auf soetwas noch antworten ? Ehrlich , mir fehlen die Worte !
(24.04.2006, 00:00)
Hannes:   Zu der Sache das das Überleben des menschen dem tier vorzuziehen ist.
Das ist eine schwierige Sache denn ich fuhr vor einiger zeit mit einigen Freundinnen (das weibliche Geschlecht ist ja hin und wieder gefühlbetonter als unsereins)im Auto durch die gegend und wir hörten radio als die Meldung kam das ein Viehtransport mit (lasst mich nicht Lügen)30-40 Kälbern verunglückt ist. Die Tiere sind alle VERBRANNT der Fahrer starb im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Mein Kommentar dazu "Die armen Tiere" worauf ich Ausrufe des blanken Entsetzens erntete wie ich sowas sagen könnte es sei schließlich ein mensch gestorben.
Mir war der Mann eigentlich egal da ich automatisch davon ausging das er unter ärztlicher Aufsicht und unter Schmerzmittel oder so starb während ich die verbrennenden Kälber vor mir sah.
Es ist um Mnsch wie Tier traurig aber es ist nun die Frage ist es wirklich so verwerflich zusagen dss einem das Tier mehr leid tut
(24.04.2006, 00:00)
th.oma.s:   @michael mettler: und letzterem ist nicht viel hinzuzufügen...
(24.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Ist schon etwas schwierig, sich zu diesem Thema zu äußern, ohne gleich in Verdacht zu geraten, man sei grundsätzlich FÜR das Schlachten von Tigern usw. - das bin ich keineswegs. Aber ich halte es für sehr schwierig, einem anderen Kulturkreis den eigenen Standpunkt nicht nur einfach aufzudrücken, sondern ihn davon zu überzeugen. Und da neigen Europäer und Amerikaner nun mal dazu, ihre Sichtweise als die einzig richtige zu betrachten.

Ich habe mal einen Vortrag von Roland Wirth über Artenschutz auf den Philippinen gehört. Da berichtete er, dass eine der größten Schwierigkeiten darin besteht, den Menschen vor Ort klar zu machen, dass es die von ihnen bejagten bzw. gewilderten Tiere eben NICHT überall auf der Welt gebe und der "Vorrat" nicht unerschöpflich sei.

Und da ist eben der Kontrast zu uns: Wir sitzen hier und begeistern uns hobbymäßig für Riesenrappenantilopen, Zwergseekühe oder irgendwelche anderen seltenen Tiere in fernen Ländern, während der Filipino vor Ort sich zuallererst um seine unmittelbare Umgebung kümmert (was uns auch manchmal gut täte...) und zusehen muss, wie er sich selbst und seine Familie über die Runden kriegt (auf dem Weg dorthin sind wir allerdings auch wieder). Da stelle man sich mal vor, wie der gute Mann reagiert, wenn plötzlich jemand sinngemäß zu ihm sagt "deine ganze Tradition ist wissenschaftlich betrachtet Blödsinn, und der Prinz-Alfred-Hirsch da vorn ist von jetzt an kein leckerer Braten mehr, sondern den musst du schützen".

Wie würden WIR wohl reagieren, wenn plötzlich die Chinesen vor uns stünden, unsere Schulmedizin für Humbug und uns für bescheuert erklärten, weil wir nutzlose Heimtiere durchfüttern, ohne sie hinterher aufzuessen.....

Eigentlich muss ich dafür nicht mal bis nach China gucken. Meine Schwiegermutter (84) versteht bis heute nicht, dass ich Kaninchen nur aus reinem Spaß an den Tieren halte und sie nicht schlachte. Auch bei ihr würde ich darauf wetten, dass es ihr wurscht wäre, ob eine Tierart bedroht ist, wenn ein Produkt daraus irgendein Leiden lindern würde - und das meine ich nicht mal böse (und sie in einem solchen hypothetischen Fall bestimmt auch nicht).

Ist es nicht auch paradox, wenn viele Menschen aus unserem Kulturkreis den Schutz von Pandas, Tigern oder Gorillas in fernen Ländern befürworten, aber hierzulande gegen die Wiederansiedlung von Wolf, Luchs und Bär sind und in "Natur" noch immer vor allem einem idealen Bauplatz für ihr Eigenheim sehen...?
(24.04.2006, 00:00)
Togo:   @Hannes
Ich denke, wenn Sie persönlich betroffen wären, das heißt Sie selber oder ein Verwandter schwer erkrankt wäre, und die einzige Heilung in der Verwendung von Medikamenten beruhrt, die aus Körperteilen von Tigern oder einer anderen bedrohten Tierart hergestellt wurden, dann würden Sie, und auch Ich, sicherlich die Prioritäten ganz klar in Ihrem eigenen Interesse setzen. Das Wohlergehen von Menschen ist dem von Tieren ganz klar vorzuziehen.
(24.04.2006, 00:00)
Hannes:   OK das stimmt es ist nur schade das zur Heilung auf seltene Tierarten zurück gegriffen werden muss und das ist für unser westliches verständnis nicht gemacht aber wir sind halt mit dem einem solchen denken aufgewachsen.
Vor kurzem sah ich erst einen bericht was in China wirklich in den Restaurants gegessen wird.
Das mit Hunden und Katzen kommt nicht von irgendwo.
Da kann man sich in Luxus restaurants in aller Ruhe seine Schildkröte oder was man essen möchte aussuchen aber da lebt wirklich alles noch.
Jeder Fisch, Krabbe und sonstwas und bei uns ekeln sich manche wenn das Schnitzel nicht schon Paniert ist und man noch erkennt das es mal Fleisch war.
(24.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   @Hannes: "Unsinnig" ist sehr relativ, wenn du auf meine Äußerung bezüglich der Tiger anspielst. In unserem ach so aufgeklärten Europa schütteln wir den Kopf darüber, was man in Ostasien alles als heilend betrachtet, und verweisen darauf, dass die Heilwirkung von Tigerknochen, Hirschpanten usw. nicht wissenschaftlich nachweisbar sei. Komischerweise glauben aber die Asiaten an die Heilwirkung und erzielen vielleicht gerade deswegen den Heileffekt. Immerhin kommen auch bei uns immer wieder Studien zu dem Ergebnis, dass bestimmte Substanzen UNSERER Medizin oder Naturheilkunde keine wissenschaftlich nachweislichen Wirkungen erbringen, obwohl es vielen anwendenden Patienten mit eben diesen Mitteln (oder sogar mit Placebos) ganz offensichtlich besser geht als ohne sie.

Man stelle sich mal vor, eine amerikanische Studie würde erweisen, dass Tigerknochen gegen Krebs helfen - dann würden auch in unserem "aufgeklärten" Westen ruck-zuck alle möglichen Betroffenen zu diesem Strohhalm greifen, und dann wäre es plötzlich UNSER Kulturkreis, welcher der Tigerwilderei Vorschub leisten würde. Und sage bloß keiner, sowas könne nicht passieren...
(22.04.2006, 00:00)
Hannes:   Also Tiere aus unsinnigen Gründen töten halte ich auch für Dumm aber warum nicht den Schwarzmarkt für solche Haustiere austrocknen.
(22.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Und noch etwas Zitierenswertes aus dem Kölner Jahresbericht für 2005, betreffend den Balistar:

"Auch im Bali-Barat-Nationalpark gibt es eine Zuchtstation, in der schon gut 260 Stare gezüchtet wurden. Jedes Jahr werden hieraus zwischen 15 und 25 Vögel in die Natur entlassen. Die meisten fallen jedoch Wilderern zum Opfer, denn auf dem Schwarzmarkt erzielen sie bis zu 2.000 US-Dollar pro Vogel. Davon kann eine indonesische Familie ein ganzes Jahr leben. Kein Wunder, dass der Freilandbestand zwischen 10 und 20 Individuen schwankt."

Da stellt sich mir doch die Frage, warum man nicht gleich nachgezüchtete Balistare zu möglichst hohen Preisen in den Handel gibt (und damit das Projekt sogar noch finanziell unterstützt). Auf diese Weise könnte man im Sinne der Arterhaltung vielleicht den Schwarzmarkt austrocknen und den mühsam aufgezogenen und ausgewilderten Vögeln einen möglicherweise verlustreichen Wiederfang ersparen.... SO ist das ganze jedenfalls "Artenschutz paradox".

Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es doch auch kurios, wenn in der Zoowelt z.B. bei Tigern Zuchtstopps verordnet werden und man sich Sorgen um genetisch überrepräsentierte Tiere macht, während ein anderer Kulturkreis den Tiger als eine Art "medizinisches Nutztier" betrachtet und für überzählige Tiere wahrscheinlich Verwendung hätte (und dafür vielleicht die frei lebenden Artgenossen in Ruhe ließe).... Aber da wären wir wieder bei der ethischen Grundsatzdiskussion.
(22.04.2006, 00:00)
Michael Mettler:   @IP66: Kleine Korrektur, da inzwischen auch drei Standorte (Halle, Leipzig, Chemnitz) mit Angola-Löwen bestehen (in der Literatur fand ich für diese Unterart übrigens mehrfach den Namen Katanga-Löwe).
(10.02.2006, 00:00)
IP66:   Ein noch besseres Beispiel für den Unsinn von sog. Zoopopulationen stellen die Schimpansen vor: Hier wird ja nur ganz vereinzelt unterartenrein gezüchtet. Wenn eine Gruppe aufgelöst wird, leigt das meist am zu kleinen Menschenaffenhaus und em Wunsch nach großen Gorillaanlagen, aber nicht daran, daß man sie durch eine reinblütige Unterart des Schimpansen ersetzen möchte. Beim Löwen scheint mir da an manchen Stellen ein Umdenken eingesetzt zu haben, allerdings bislang nur zugunsten der asiatischen Unterart.
(10.02.2006, 00:00)
Michael Mettler:   (Fortsetzung, da ich eben unterbrechen musste) Nun ist die Steppenelefanten-Zoopopulation in großen Teilen relativ jung, so dass sie sich in naher Zukunft keineswegs drastisch reduzieren dürfte. Ich frage mich jedoch, ob man wirklich noch neue Zuchtstandorte für Steppenelefanten einrichten sollte, falls die Möglichkeit bestünde, ein Zuchtprogramm für Waldelefanten aufzubauen. (Hat es überhaupt schon Überlegungen in diese Richtung gegeben?) Schließlich können die Zoos ja schlecht sagen "Okay, unsere Steppenelefanten brauchten wir nur zum Üben, jetzt schaffen wir sie ab und holen uns Waldelefanten...."

Ähnlich wie bei den Elefanten sehe ich übrigens die Situation bei den Erhaltungszuchten der Menschenaffen. Auch hier sind z.B. alle anderen Gorillaformen bedrohter als der weit verbreitete und "zoo-übliche" Westliche Flachlandgorilla - das Thema hatten wir schon mal unter "Berggorillas in Zoos".

Wie schon erwähnt, können die Zoos aber deswegen weder ihre jetzigen Steppenelefanten noch ihre Gorillas rausschmeißen (wohin auch?), um die Planstellen mit den anderen Formen zu bestücken. Aber auch dieses Prinzip sollte nicht nur für "Lieblingstiere" gelten: Bei anderen Tierarten, die beim Publikum weniger beliebt sind (und innerhalb der Zoowelt weniger Prestige bringen!), sind viele Zoos durchaus rigider: Ich erinnere an unser Dauerthema Artenschwund bei Antilopen, Meerkatzen usw.
(05.02.2006, 00:00)
Michael Mettler:   @Andreas Hartung: Habe mir den Beitrag von Dr. Perret eben nochmal durchgelesen, wo es allerdings um den Afrikanischen Elefanten im Ganzen geht, also nicht zwischen Wald- und Steppenelefant differenziert wird.
Es ist sicher nicht von der Hand zu weisen, d
(05.02.2006, 00:00)
Andreas Hartung:   @Michael Mettler
"... dass der Afrikanische Steppenelefant angesichts seiner Bestandszahlen im Freiland nicht gerade vorrangig einer Erhaltungszucht im Zoo bedarf."
Ich möchte zu dieser Frage gern auf den alten Thread "Sammlungen der Zoologischen Gärten"
(05.02.2006, 00:00)
Michael Mettler:   @Stefan: Habe ja schon an anderer Stelle im Forum meine Meinung kundgetan, dass der Afrikanische Steppenelefant angesichts seiner Bestandszahlen im Freiland nicht gerade vorrangig einer Erhaltungszucht im Zoo bedarf.

Neben eventuellen Einfuhrschwierigkei
(05.02.2006, 00:00)
Stefan:   @Michael Mettler: Sie haben einen sehr interessanten Aspekt angesprochen. Auch ich frage mich schon seit einiger Zeit, warum Zoos nicht versuchen, ihre erweiterten Haltungskenntnisse und Zuchterfahrungen auf Waldelefanten auszudehnen. Schließlich gab es E
(05.02.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Habe gerade ein hochinteressantes Buch entdeckt, das einen zum Nachdenken über die Zuchtprogramme der Zoos bringt (und das ist jetzt nicht mal negativ gemeint): "Wie der Wal zur Flosse kam - Ein neuer Blick auf den Ursprung der Arten" von Steve Jones. Inhaltlich dreht sich vieles um Gene - mit interessanten Infos: Eine schottische Freilandstudie, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzog, zeigte z.B. auf, dass "genetische Überrepräsentation", wie sie in den Zoos möglichst vermieden werden soll, etwas durchaus Natürliches ist. Forschungsobjekt war der europäische Sperber, und es stellte sich heraus, dass 90% der aufgewachsenen Jungvögel im Beobachtungsgebiet auf nur 20% der vorhandenen Altvögel zurückzuführen waren; regelmäßig starben Blutlinien aus: Evolution pur.

Außerdem wird erwähnt, dass Tiere innerhalb ihrer Art genetisch einheitlicher sind, je weiter ihr Verbreitungsgebiet vom Äquator entfernt ist (was hauptsächlich für Festlandsbewohner gilt, Inselbewohner sind ein Sonderfall). Unwirtliche klimatische Bedingungen rotten offensichtlich viele Blutlinien aus, so dass sich die erfolgreich Überlebenden und Vermehrenden ebenfalls auf natürliche Weise überrepräsentieren.

Und es wird deutlich darauf hingewiesen, dass sich auch Zootiere evolutiv anpassen, was man nicht mit Domestikation verwechseln darf: Blutlinien, die sich nicht an den Lebensraum Zoo mit seinen speziellen Bedingungen anpassen konnten, sind ohne Nachkommen erloschen.

Viel genetische Diversität ist zu den Glanzzeiten des Tierfanges schon bei Transport und Eingewöhnung auf der Strecke geblieben. Weitere Gründertiere pflanzten sich nicht fort, weil sie sich als Wildfänge entweder in den damaligen Zooanlagen zu unwohl fühlten und nicht in Fortpflanzungsstimmung kamen, weil die Haltungsvoraussetzungen insgesamt nicht stimmten (z.B. durch unbewusste Fehlernährung) oder weil sich z.B. die schreckhafteren Individuen mancher Huftierart bald das Genick an der Umzäunung brachen (früher eine sehr häufige Todesursache in den Zoos!).

Letztere Fakten sind ja jedem an der Materie Zoo Interessierten nicht unbekannt, aber es ist schon interessant, sie mal aus dem Blickwinkel der Evolution zu betrachten.
(04.02.2006, 00:00)
Michael Mettler:   Mir ist eben eingefallen, dass ich hinter meine Anmerkungen zu Jaguar, Leopard und Gepard in Klammern "Achtung, Ironie" hätte setzen sollen....
(09.11.2005, 00:00)
Michael Mettler:   Solange manche genetische Linien noch nicht "funktionieren", das heißt den gewünschten Nachwuchs bringen, sollte man "überrepräsentierte", also "funktionierende" Linien nicht mit Zuchtverboten belegen. Als Nicht-Zoomitarbeiter weiß ich allerdings nicht, ob es da eine allgemeine Richtlinie z.B. innerhalb des EEP gibt oder ob derartige Maßnahmen von den Koordinatoren individuell unterschiedlich gehandhabt werden.

Was die Verdrängung betrifft: Da spielen ja nicht nur Zuchtprogramme, sondern auch didaktische Wertigkeiten heutzutage eine Rolle, wenn es um weniger bedrohte Arten geht. So sollen sich ja z.B. bei Wölfen, Braunbären oder Rothirschen die amerikanischen Zoos mit den amerikanischen Formen befassen (also z.B. Timberwolf, Grizzly und Wapiti) und die europäischen Zoos mit den europäischen Verwandten (also Europäischem Wolf, - Braunbär und Rothirsch). Dadurch würden also die jeweils fremdländischen Arten verdrängt. (Finde ich persönlich bezogen auf die deutschen Zoos unsinnig. Solange für die "heimischen" Arten Haltungsressourcen in Wildparks u.ä. vorhanden sind, bleibt doch in den Zoos i.e.S. genügend Raum für Amerikaner.)
Besonders heftig wird es bei Arten, die weder bedroht noch didaktisch wertvoll sind (wobei nach meinem Empfinden eigentlich JEDE Lebensform didaktisch wertvoll ist), z.B. die Thomsongazelle: Da hieß es in den entsprechenden Auflistungen dann "should be managed to extinction" (natürlich nur auf Zoos bezogen...)! Die Kriterien für solche Einstufungen finde ich merkwürdig. Jeder x-beliebige Primat vom Galago bis zum Gorilla genießt eine höhere didaktische Wertigkeit, nur weil er mehr oder weniger mit uns Menschen verwandt ist, während Großtiere, welche durch ihre Biomasse ganze Lebensräume prägen und erhalten (z.B. Gnus) durchs Raster fallen! Und so weit ich verstanden habe, werden für Arten mit höherer Wertigkeit eher Zuchtprogramme ins Leben gerufen als für "minderwertige" (ich kann nicht anders, als jetzt dieses Wort zu verwenden).
Ich behaupte auch mal, dass z.B. der Jaguar-Rückgang in den Zoos auf die Ausweitung der Haltung bedrohter Leoparden-Unterarten zurück zu führen ist - EINE gefleckte Katze pro Zoo reicht ja schließlich, und wenn es schon eine zweite sein soll, dann lieber Geparden....

Die Hinzuführung von Wildfängen ist für die genetische Variabilität jederzeit wünschenswert. Und für Arten, deren in-situ-Erhalt fraglich bzw. logistisch überaus aufwändig ist (z.B. beim Äthiopischen Wolf, der durch Bastardisierung mit Haushunden genetisch verdrängt wird), halte ich die Überführung eines Zuchtstammes in Zoos für sehr sinnvoll. Die Frage ist nur wieder, welche Art dafür ihren Platz räumen muss - das ist das ewige Dilemma!

Und ich frage mich auch, warum man z.B. in Zoos noch jede Menge Anstrengungen betreibt, Afrikanische Steppenelefanten zu vermehren (und sogar noch zu importieren, siehe Dresden/Erfurt/Basel), die beleibe nicht bedroht sind, statt zu versuchen, mit Importen eine Zoo-Population des Waldelefanten aufzubauen, der ein Opfer des Regenwaldschwundes ist.
(09.11.2005, 00:00)
Dirk L:   Ich verweise auf Colin Tudge, "Letzte Zuflucht Zoo". Das sollten ja alle Zoo-Interessierten haben. Er faßt die Berechnungen von Soulé usw. sehr gut zusammen. Die Idee dahinter ist, über 200 Jahre 90 % der genetischen Vielfalt zu erhalten, und die Zahl der dafür benötigten Tiere hängt von Generationszeit, vorhandener genet. Vielfalt und auch der "Effektiven Population" ab, also abzuglich der aus welchen Gründen auch immer nicht zur Fortpflanzung kommenden Tiere.
Aber, wie schon erwähnt, werden sowohl Ziel (200 Jahre?) wie auch Methode ("unter 90 % macht es keinen Sinn") längst in Frage gestellt. Nach diesen Kriterien könnten wir wohl fast alle EEPs gleich einstampfen...

Verdrängung findet zwangläufig statt, solange die Bestände in den Zoos weiter reduziert werden. Wenn man die Bestände im Zoo erhalten will, müssen sich die Zoos halt zwangsläufig auf Arten einigen, die sie alle halten wollen, um dauerhaft genug Tiere zu haben. Erfreulicherweise hat man sich fast immer auch für die bedrohteren entschieden. Andere - teils auch bedrohte - fallen schon aus Platzgründen raus. Schuld sind da aber nicht die Zuchtprogramme, sondern der mangelnde Platz.

Ich persönlich halte es für überholt, zwischen "Gefangenschaft" und "freie Wildbahn" zu unterscheiden. Bei vielen Arten kommt es jetzt schon zwangsläufig zum gemeinsamen Management beider Gruppen. Das wird künftig noch viel stärker werden.
Der Zoo wird keine Arche sein können, in dem diverse Arten ohne Kontakt zur "Wildnis" nur als "Backup-Kopie" gehalten werden, sondern wird zunehmend mit dem Naturschutz-Magnagement gemeinsam die Arten "verwalten". Dazu gehören dann auch regelmäßige Transfers vom Zoo in die Reservate und umgekehrt. Findet bei vielen Arten ja schon statt, bei allen Problemen, die noch gelöst werden müssen.
Bei einigen Arten bleibt die Zoopopulation sicher noch längere Zeit unter sich, und bei Berggorillas dürfte der Aufbau einer Zoopopulation (neben mangelndem Platz für eine wirklich nachhaltige Zucht) auch am Widerstand der Anti-Zoo-Naturschützer und Tierrechtler scheitern, die den Tieren ihre "Freiheit" lassen wollen - unabhängig vom Gemetzel durch Bürgerkrieg, Bushmeat und Ebola...

Ich denke, wir müssen uns künftig an eine etwas weitere Sicht des Zoos gewöhnen, eingebunden in eine umfassendere Naturschutz-Strategie.
Da stehen wir natürlich noch ziemlich am Anfang.
(09.11.2005, 00:00)
IP66:   Aus der Berggorilla-Diskussion ist mittlerweile eine solche über Sinn und Unsinn von Zuchtprogrammen entstanden. Es ist schön, daß dieses Forum so lebendig ist, ich glaube aber, daß es klug wäre, hier einen eigenen Diskussionsfaden abzurollen. Folgende Fragen habe ich aus der Diskussion herauskristallisiert:
- Wie viele Individuen benötigt eine Gefangenschaftspopulation und wie bringt man diese unter?
- Wie wichtig ist es, bei den Zuchtpartnern auf gleichwertige Repräsentanz einzelner genetischer Linien Wert zu legen?
- Verdrängen Arten, für die ein Zuchtprogramm existiert, andere, die nicht dergestalt organisiert werden, aus unseren Zoos?
- Sind die von den Koordinatoren entwickelten Haltungsrichtlinien für die Zucht relevant?
- Ist es legitim, zur Bereicherung von Gefangenschaftspopulationen oder zum Aufbau solcher Individuen aus der freien Wildbahn zu entnehmen?
(09.11.2005, 00:00)

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