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Kürzungen im Allwetterzoo!!!



Hannes:   Dachte mir ich benutze einfach mal diesen Thread. Hab gelesen das Grizmek über den alten Zoo Münster nen Film gemacht hat. Den hat zufällig niemand? Oder ne Idee woher der zu bekommen ist.
(31.07.2006, 12:12)
Werner Weyler:   Es ist immer und überall das Gleiche. Sobald Komunalpoliker mitreden, bestimmen Laien die Geschicke einer zoologischen Institution. Weitsicht und Fachkunde darf man bei den wenigsten Politikern erwarten. Außerdem liegen deren Interessen zumeist in anderen Bereichen. Ich denke hier an den Aquazoo und den Neubau der Arena in Düsseldorf. Obwohl das alte Rheinstadion noch gar nicht so alt war, mußte es einem imposanten Neubau weichen. Das Domizil eines drittklassigen ( oder in welcher Liga spielt Fortuna Düsseldorf überhaupt? )Fußballvereins trägt sich einfach nicht. Den Bürgern werden jedoch immer wieder neue Zahlen präsentiert, natürlich nach unten korrigiert, so dass man kritischen Bemerkungen entgegen treten kann.
Der Aquazoo entstand aus einer Notlösung heraus. Das Aquarium an der Brehmstraße war nicht mehr haltbar, die Zoofreunde Düsseldorf machten Druck, also fand man im Aquazoo die kostengünstigste Lösung. Jeder kann es derzeit sehen, dass in all den Jahren des Bestehens nicht viel investiert wurde. Die wenigen Änderungen und Verbesserungen kann man nur rührigen Liebe der dort Beschäftigten verdanken. Die Stadt dagegen läßt den Aquazoo links liegen. Seit vielen Jahren liegen die Pläne für eine große Erweiterungshalle vor. Es geschieht jedoch nichts und dies ist halt Politik. Versprechen kann man viel, aber eine Legislaturperiode dauert nun mal nicht so lange. Aber die Leute des Aquazoo und auch die Bürger können ja warten, bis wieder mehr zoologisch- als fußballinteressierte Mitglieder im Stadtrat und -Verwaltung sind.

Während ich schreibe, wird meine Wut immer größer. Man könnte ganze Bücher füllen, was den Umgang der Komunalpolitik mit ihren zoologischen Einrichtungen anbelangt. Ich kann mir deshalb meine zynischen Bemerkungen nicht verkneifen. Also warum will man in Münster Rücklagen schaffen ? Es führt ja doch nur dazu, dass städtische Mittel gestrichen werden. In einem familären Haushalt legt man auch nichts auf die Seite. Wenn man Geld für das Nötigste braucht, dann geht man halt zum Sozialamt. Also, warum soll ein Kulturinstitut nicht auch um jeden Cent betteln müssen. Die örtliche Presse greift dies gerne auf
und die Komunalpoliker lassen sich dann auch gerne als echte Gönner ihres Zoos für die Zeitung ablichten. So was macht sich gut für die nächsten Wahlen.
Ich muß jetzt Schluß machen, da mir bei der Thematik richtig schlecht wird und meine Argumente dürften immer mehr von meiner Wut gesteuert werden.
(22.10.2005, 00:00)
Dirk Hambloch (MS):   Von Landois zum Allwetterzoo. 125 Jahre Zoo Münster. Herausgegeben vom Zooverein Münster im Jubiläumsjahr 2000. Autoren: Michael Sinder und Ralf J. Günther. Hier kann man die Entstehungsgeschichte des Allwetterzoos nachlesen. Im Zoo wurde umgestaltet und modernisiert, nicht renoviert. Das Delphinarium wurde Mitte der 90er renoviert und für die Tiere optimiert. Hier war auch eine andere Bausubstanz genutzt worden. Wir stehen in Münster am Anfang einer Diskussion. Wie diese verlaufen und geführt werden kann hat Dr. Schüling hier bereits dargestellt. Der Zoo hat mit den Verbesserungen: Orangerie, Menschenaffen (Affricaneum) und Pferdepark immer wieder Highlights gewonnen. Elefantenfütterung, Lorifütterung, Delphinarium und Pinguinmarsch sind Attraktionen, die uns helfen. Für weitere Verbesserungen wird gesammelt werden und wurde gesammelt. Hier sind in der Zukunft Rücklagen mittels Stiftung unverzichtbar. Wenn es zu einem Punkt kommt, der die Öffentlichkeit fordert, wird ein Verein mit über 6.500 Mitgliedern diesen Weg , wie hier schon erörtert, auch gehen. Das oben angeführte Buch ist bei Herrn Schüling erhältlich.
(21.10.2005, 00:00)
IP66:   Münster ist das klassische Beispiel einer Neubauaktion und läßt sich gut mit den Großsiedlungen der 70er Jahre vergleichen: Man baut alles neu, weil es ja "billiger" ist, vergißt die Renovierungsrücklagen (deshalb ist die ganze Sache ja "billiger") und nach 30 Jahre kommt das böse Erwachen. Die DDR beschloß in den 60ern, ihren Wohnungsbestand alls 20 Jahre neu zu bauen, was zum Verfall der Stadtkerne und zu den Plattenbausiedlungen à la Marzahn führte. Das Ergebnis des Experiments wurde 1989 bekannt und sollte von jedem, der über den Erhalt eines Affenhauses von 1870 zu entscheiden hat, berücksichtigt werden.
(21.10.2005, 00:00)
Klaus Schüling:   Ich bin davon überzeugt, dass die harten Jahre noch vor uns liegen.
Letztendlich erinnert mich diese Diskussion an die gesamtdeutsche Wirtschaftslage.
Glaubt man an eine Politik des "deficit spending" oder ist man so ehrlich zuzugeben, dass die Politik des Investierens in der Hoffnung auf einen verringerten Zuschussbedarf in der Folge eben nicht aufgegangen ist.
Ich kann, will und darf gerade was Münster angeht nicht konkreter werden.
Soviel sei aber gestattet: Vor 15 Jahren verfügte der Allwetterzoo aufgrund seines soliden kaufmännischen Wirtschaftens im Nachlauf der Neubau-Jahre über ein beachtliches finanzielles Polster (notwendig zur Instandhaltung und Neuinvestition).
Dieses Polster wurde dem Zoo von der Kommunalen Politik abgezogen (indem der Betriebskostenzuschuß vorübergehend eingefroren wurde).
Damit wurden die Weichen gestellt, der Zoo abhängig vom Auf und Ab des kommunalen Haushalts und damit zum Bittesteller gemacht. Alleine der kumulierte Zinsertrag der letzten 15 Jahre würde und erheblich heute entlasten - und es wäre weise, diesen als Grundstock für eine Stiftung nachhaltig einzusetzen.
Hätte, könnte, würde: die Situation sieht leider anders aus.
Wir sollten das eine (Spendensammeln für ein konkretes Projekt) weiterhin tuen und das andere (Stiftung starten lieber spät als nie) nicht versäumen. Das entscheidende Argument für eine solche zweigleisige Strategie ist, dass sich so die Gesamtsumme der gespendeten Mittel unter dem Strich steigern läßt.
Ich bin davon überzeugt, dass manch einer am Ende seines Lebensweges seinen Nachlass lieber nachhaltig in einer Stiftung treuhänderisch erhalten weiß, als sein Geld ins gerade anstehende Neubauvorhaben zu stecken.
(21.10.2005, 00:00)
Susanne:   Stimmt gundsätzlich schon, nur: im Moment sind eben keine Fetten Jahre, und ob der Patient, dessen Alterssicherung man in 30 Jahren sichern will, dann noch existiert, wenn man nicht jetzt etwas tut, ist auch eine Frage.
Und im Fall Zoo denke ich da noch weiter: Soll man wirklich jetzt Gelder anlegen (sprich: sie über Banken irgendwelchen Firmen als Kredite für Invesitionen zur Verfügung zu stellen), um dann ein paar Prozent im Jahr herauszuholen? Oder besser direkt in den Zoo investieren, damit Besucherzahlen und Renommee steigern? Und damit Einnahmen, mögliche Drittmittel, usw...
In der Entwicklungshilfe nennt man das Hilfe zur Selbsthilfe. Da schickt man auch direkte Hilfe und nicht einen Gutschein über spätere Zinsen.
Ich denke, Geld ist direkt im Zoo besser angelegt als auf der Bank und bringt da sofort etwas - und langfristig wahrscheinlich auch mehr "Ertrag".
(20.10.2005, 00:00)
Klaus Schüling:   Das Spezifische einer Stiftung ist doch gerade die Nachhaltigkeit.
Wenn man in den fetten Jahren nur wenige Prozent nachhaltig in Stiftungen weggepackt hätte, dann hätten wir nicht die Probleme, die wir haben.
Mit so einer Stiftung ist das wie mit einer Alterssicherung: Kurzfristig hat man gar nichts davon - aber langfristig kann sie das Überleben sichern. Oder zumindest einen gewissen zusätzlichen Handlungsspielraum schaffen.
(20.10.2005, 00:00)
Susanne:   Herr Schüling, beim "aktiven Widerstand" wäre ich sofort dabei...!
Stiftung klingt auch gut, solange da nicht wie in anderen Fällen erstmal Gelder ins Grundkapital versenkt werden, statt direkt genutzt.
Was heißt denn "Aufgabenkritik im Zoo" - Überdenken der bisherigen Aktivitäten? Überflüssige Stellen? Wo soll da denn was sein - ich denke immer, alle Leute im Zoo haben reichlich und wichtiges zu tun, oder nicht?
(20.10.2005, 00:00)
Klaus Schüling:   Man hat das Gefühl der wirkliche Spardruck kommt erst jetzt in Münster an:
Heute wurde die Schließung von 4 städtischen Schwimmbädern verkündet, eines davon wurde erst vor Kurzem für eine schlappe halbe Million saniert.
Auch im Allwetterzoo wird diese allgemeine Verschiebung Wirkung zeigen.
Konkret in der Diskussion ist ein absoluter Investitionsstop - es geht also nicht um die Details einer angedachten Umgestaltung der Elefantenhaltung.
Wir stehen aber erst an dem Beginn der Diskussion - und auch einer Aufgabenkritk im Zoo.
Mein Ding ist in erster Linie der Zoo-Verein. Der ist jetzt in besonderer Weise gefordert zum Beispiel Gelder für den Zoo zu sammeln. Denkbar wäre auch eine Rolle als "Katalysator des Widerstandes" bis hin zum Bürgerbegehren, aber das sind einstweilen alles noch ungelegte Eier.
Einen kleinen Schritt haben wir getan: Wir sind dabei, die "Professor-Hermann-Landois-Stiftung" zu gründen. Das braucht zwar unendlich viel Zeit mit Kleinspenden einen nenneswerten Kapitalstock zu bilden der groß genug ist, um einen spürbaren Beitrag zur Finanzierung des Zoos leisten zu können, aber wir wollen nichts unversucht lassen und auf einen eventuellen Nachlass o.ä. vorbereitet sein. Spenden sind jederzeit herzlich willkommen!
(20.10.2005, 00:00)
Susanne:   ja, leider. Ich glaube, für das Elefanten-Badebecken waren 1,5 Mill. eingeplant.
Es geht hier aber um mehr als einen Pool. Die Stadt Münster (die sich wer weiß was auf das Prädikat "lebenswerteste Stadt" einbildet - und der Zoo hat da seinen Anteil!!) bricht ihre Zusagen. Wie schon gesagt, ich fürchte vor allem um die Aspekte, die den Zoo so bekannt gemacht haben, aber in den Augen der Stadt nicht wichtig sind, wie die Zooschule, der Artenschutz und die neue Forscherwerkstatt. Da hängt mehr dran. Letztlich schneidet sich die Stadt selbst ins Fleisch, denn sehr viel ist inden letzten Jahren über Drittmittel gemacht worden - die benötigen aber Eigenanteile und jemanden, der es organisiert. Das alles droht zu stoppen bei so radikalem Sparkurs, und mittelfristig ist dann wieder der alte Investitionsstau samt niedrigerer Besucherzahlen da. Das kostet dann erst recht.
(20.10.2005, 00:00)
Dirk K:   Ist es denn so kostspielig z.B den Elefanten irgendwie den Kormoranteich als Wasserbecken zu erschliessen?
(20.10.2005, 00:00)
Michael Mettler:   Wenn die Verhältnisse bei Zoobauten ähnlich sind wie bei "normalen" Bauten, dann sind heutzutage leider Abriss und Neubau oft billiger als Renovierung und Umbau - insofern können Sparzwänge auch GERADE zur "Beseitigung" alter Bauwerke führen.....
(20.10.2005, 00:00)
IP66:   Ich denke, daß Münster da nicht alleine stehen wird. So wie manches Museum auf kostspielige Ausstellungen verzichten werden muß und manche Behörde auf Neubauten, wird es auch in den Zoos sein. Ich sehe darin aber eine Chance, sich auf die vorhandenen Anlagen zu konzentrieren und Modelle zu entwickeln, wie man tiergartenbiologische Kenntnisse umsetzen kann, ohne alles zu planieren und neu zu bauen.
(20.10.2005, 00:00)
Susanne:   Das Folgende habe ich bei westline.de gefunden - muß lokal wohl in der Zeitung gestanden haben.
Wenn ich das richtig verstehe, heißt das
a) in den nächsten Jahren wird nichts mehr gebaut bei uns, damit rutscht der Allwetterzoo zwangsläufig wieder hinder die anderen Zoos zurück. Mit Elefantenbad oder gar Wasserpark wird nix.
b) es werden eventuell sogar Stellen gestrichen. Und wo wohl zuerst? Bei der Besucherbetreuung, der Information und im Naturschutz...! Also überall da, wo wir was davon haben oder der Zoo auch international bekannt wurde.

Weiß jemand mehr? Können wir was tun??
Herr Schüling, sie sind doch im Aufsichtsrat, oder?
Gruß, Susanne
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Datum / Uhrzeit: 18.10.2005 um 21:24 Uhr
Artikel: Sparprogramm: Der Zoo muss Federn lassen
Münster (wl) - Der Zoo ist zurzeit ein bevorzugtes Ziel von Kommunalpolitikern sowie von Vertretern der Stadtverwaltung und des Zoo-Vereins.Sie alle treffen sich dort aber nicht, um gemütlich zwischen Gehegen zu schlendern, sondern brüten über der Finanzformel, nach der entschieden wird, wie viel Geld die Einrichtung aus dem Stadtsäckel erhält. Die Atmosphäre ist offenbar konstruktiv. Alle nehmen die Sache sehr ernst, konzediert Zoo-Chef Jörg Adler. Ernst ist aber offenbar auch die Lage selbst. Jedenfalls ist sicher, dass der Zoo angesichts allgemeiner Sparzwänge sein Scherflein beitragen muss. Der Tiergarten-Direktor, dem ein kaufmännischer Geschäftsführer zur Seite steht, hatte erwogen, auf Protest und lautstarke Lobby-Arbeit zu setzen, ich hatte ein paar spektakuläre Ideen, sagt Adler, an dessen Talent in dieser Hinsicht wohl keine Zweifel bestehen. Doch der Wahl-Westfale hält sich im Zaum. Er akzeptiere, dass auch seine Wirkungsstätte Federn lassen müsse. Tatsache sei zu!
gleich aber auch, dass die letztjährigen Betriebskostenzuschüsse von 1,7 Millionen Euro (Sockelbetrag) nicht gereicht hätten. Statt einer Erhöhung nun gar ein Rückgang?Wie weit der Aderlass gehen soll, ist noch längst nicht ausgemachte Sache. Es gibt keine Zahlen, betont Dr. Wolf Heinrichs, Personaldezernent der Stadtverwaltung und städtischer Vertreter im Aufsichtsrat. Den Stand des Verfahrens, das erst im Dezember mit dem Einbringen des städtischen und des Zoo-Haushaltes im Rat beendet ist, beschreibt Heinrichs so: Der Zoo müsse Einsparmöglichkeiten nennen, um den Zuschussbedarf zu begrenzen. Es gelte, Abläufe und Standards zu überprüfen. Letztlich, so Heinrichs, eine Frage der Findigkeit der Geschäftsführung. Die Attraktivität des Zugpferdes Zoo solle nicht leiden.Jörg Adler treibt indessen die Frage um, wie weit das Knausern gehen muss. Das Sparen hat eine Grenze. Eine Schmerzgrenze. Die sei erreicht, wenn es um die gut 80 fest angestellten Mitarbeiter und den Tierbesta nd gehe. Radikal-Einschnitte wie die Aufgabe des Delphinariumshält Adler für höchst gefährlich. Auch den Abschied von der Elefanten-Haltung im bisherigen Stil, wie kurzzeitig erwogen, werde es nicht geben. Millionenschwere Investitionen für die Dickhäuter, für Löwen oder Giraffen seien aber in den nächsten Jahren kein Thema mehr.
Dienstag, 18. Oktober 2005 | Dietrich Harhues
(20.10.2005, 00:00)

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