Forum

-> alle Kategorien des Forums (hier geht es auch zur Stichwortsuche)


Beitrag hinzufügen
Name: (= Nachname) Passwort: (= Kundennummer)
Sie haben noch keine Login-Daten? Hier können Sie sich anmelden!
Beitrag:
Bei längeren Beiträgen empfehlen wir, den Text in einem Textprogramm zu verfassen und aus der Zwischenablage einzukopieren.
Link zu anderen Medien:
Bitte anklicken, wenn Ihr Beitrag in erster Linie einen Link zu anderen Medien (Zeitungsmeldung etc.) darstellt.
Foto:
(gif/jpg/png / Dateigröße max. 2MB)

Nerze



Ulli:   ein interessanter Artikel aus der NOZ vom 20.10.2015:

Osnabrück. Einst besiedelten Europäische Nerze große Teile Europas. Heute versucht der Zoo Osnabrück, das Aussterben dieser pfundschweren Marder mit dem weißen Kinn und rotbraunen Fell zu verhindern. Tierpfleger Wolfgang Festl hat dazu seinen Garten in eine Paarungsstation umgebaut. Dort geht es für zuchtfähige Nerze einmal im Jahr richtig „zur Sache“.
Bedrohte Tierarten seien oft solche, die nicht im Bewusstsein der Menschen sind, sagt Wolfgang Festl. So auch der Europäische Nerz. „Selbst wenn sie für den Zoobesucher meistens nicht so interessant sind, gehören sie in Tierparks, denn dort können sie die nötige Aufmerksamkeit bekommen.“ Seit 1997 setzt der Revierleiter sich für das Überleben der Nerze ein, die zu den bedrohtesten Säugetierarten des Kontinents gehören.
Höchstens 15.000 Exemplare in freier Natur
Festl kennt mittlerweile die Eigenarten der Marder, aber auch für ihn ist die Zucht jedes Jahr wieder eine Herausforderung: „Es kommt darauf an, den richtigen Moment zu finden, an dem sie nicht aggressiv aufeinander reagieren.“ Die 25 weiblichen Tiere, auch Fähen genannt, werden nach der Verpaarung an Tierparks verteilt und bringen insgesamt 60 bis 80 Jungtiere zur Welt. 20 davon bleiben jeweils im Zuchtprogramm, während die anderen Tiere ausgewildert werden.
Nur noch etwa 10.000 bis 15.000 Europäische Nerze leben in freier Wildbahn, schätzt Wolfgang Festl. Die Jagd auf den Pelz der Tiere sei dabei nicht der ausschlaggebende Grund für das drohende Aussterben gewesen. Anders als sein amerikanischer Verwandter, der Mink, wurde der Europäische Nerz auch nie auf Farmen gehalten.

Menschen zerstören Lebensraum
„Die Lebensraumzerstörung durch die Begradigung von Gewässern und das Abholzen der Uferbereiche hat die Marder verdrängt“, sagt der Tierpfleger. Die von Nerzfarmen entlaufenen oder befreiten Artgenossen machten dem Europäischen Nerz zudem die wenigen Lebensräume streitig. „Ein Tier stirbt aus, das wir nicht kennen“, bedauert Festl. Den Menschen fehle das Bewusstsein für die kleinen Raubtiere. Selbst für die Forschung sei der Nerz teilweise ein unbekanntes Wesen: „Wir wissen heute noch nicht alles über diese Tiere.“
In seiner Ausbildung zum Tierpfleger lernte Wolfgang Festl nur wenig über denEuropäischen Nerz. Das Meiste davon ist heute wiederlegt. Festl war an der Universität Osnabrück beschäftigt, als ein paar der seltenen Exemplare für die Forschung dorthin kamen. „Mir gelang die erste Nachzucht in Menschenhand in Westeuropa“, berichtet er heute stolz. Weil die Universität aber nicht für die Erhaltungszucht zuständig sei, „taten wir uns mit ein paar Leuten zusammen. Wir wollten tun, was wir können, um zur Arterhaltung beizutragen“, sagt Festl. Und so wurden Tierparks gesucht, welche die Marder aufnehmen.

Mardern haftet schlechtes Image an
Allerdings: Es gibt noch immer wenige Zoos mit Nerzen. „Die Tiere haben ein schlechtes Image“, stellt der Tierpfleger fest, denn sie werden mit der Pelzzucht und kaputtgenagten Kabeln in Autos in Verbindung gebracht. Gegen eine Unterbringung im Zoo spreche außerdem, dass die Nerze Einzelgänger und nachtaktiv sind, womit sie für die Besucher nicht attraktiv scheinen. Hier sollten Zoopädagogen ansetzen, um die Akzeptanz für diese Marder zu steigern, findet Festl. (Weiterlesen: Waschbär und Marderhund – pelzige Einwanderer auf dem Vormarsch)
Er hat mit seinem Verein Euronerz bereits viele der Tiere in Zoos untergebracht und wildert jedes Jahr 40 bis 60 Nachkommen an zwei Standorten aus. Doch diese Zahl ist im Vergleich zu der Fläche, auf der sich die Nerze verteilen, verschwindend gering. „Die Zwischenergebnisse im Saarland sind nicht positiv. Zwar gibt es immer mal Nachweise, aber die Tiere vereinzeln zu stark und finden in der Paarungszeit nicht zueinander. Am Steinhuder Meer sieht es dagegen ganz gut aus“, fasst Festl zusammen.

Geld fĂĽr wirksame Aufzucht fehlt
Obwohl es immer Verluste durch Verkehr, Füchse oder Greifvögel gebe, haben sich die Europäischen Nerze an diesem See westlich von Hannover angesiedelt. Um mehr Tiere auswildern zu können, benötigt der Verein allerdings eine größere Paarungsstation als die in Festls Garten. Dafür fehle jedoch das Geld.
Das wollen die Mitglieder ändern, indem sie stärker auf die bedrohte Art aufmerksam machen. Auch der Zoo habe die Aufgabe, an der Arterhaltung mitzuwirken, meint der Tierpfleger: „Wichtig ist es, auf das Gesamtgefüge der Natur hinzuweisen. Eine Tierart allein kann nicht geschützt werden, sie steht immer auch im Zusammenhang mit anderen.“

(07.11.2015, 07:29)

alle Beiträge