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Fleischflosser (Quastenflosser u. Lungenfische)



W. Dreier:   Und da ich gerade alte Madagascar-Dias scenne: möglicherweise ist der bei Madagascar (Nosy Be) angelandete Quastenflosser mit diesem in der Zoologie der Uni von Anatanarivo ausgestellten identisch. Allzuviele kommen ja außerhalb der Komoren nicht vor.
(20.08.2021, 13:58)
WolfDrei:   Beim Besuch der Madagascarstation auf der Internationalen Tourismusbörse fiel mir wieder ein, daß in der meeresbiologischen Station im Orte Helleville auf der madagassischen Insel Nosy Be ein Quastenflosser längere Zeit am Leben blieb.
(13.03.2010, 18:25)
Gerrit Wehrenberg:   Richtig.

Hier noch mal ein Zitat:
So schreib Lothar Frenz in Riesenkraken und Tigerwölfe

„Auch wie sich die Urtiere in der Dunkelheit orientieren, ist noch ein Geheimnis: Wahrscheinlich jagen sie nachts mit Hilfe des «Rostralorgans», eines elektrischen Sinns, mit dem sie ihre Beute orten können. Um das zu testen, baute Fricke eine Attrappe, die dem Fisch elektrisch erzeugte Beutefelder vorgaukelte. Die Quastenflossler ließen sich täuschen und an das Boot heranlocken. Die Forscher konnten die Fische unter Wasser regelrecht spazieren führen – es wäre eine geeignete und relativ schonende Methode gewesen, Quastenflossler lebend zu fangen, um sie in Aquarien zur Schau zu stellen.
Doch sollte man das überhaupt tun? Fricke ist sich mittlerweile sicher, dass die Tiere den Transport nicht überstehen würden. Und wenn es gelänge, dann würden weitere Aquarien ebenfalls solche urtümlichen Fische besitzen wollen. Bei den Tauchfahrten wurden den Wissenschaftlern aber klar, wie selten der Quastenflossler ist. Jegliche Versuche, die Fische zu fangen, würden daher zu ihrer Ausrottung beitragen. Gerade die Japaner aber waren lange hinter dem Urzeitfisch her: weil sie vermuten, dass ein so «alter» Fisch im Besitz einer besonderen Langlebigkeitssubstanz sein muss. 1989 war eine drei Millionen Mark teure, von Mitsubishi gesponserte Expedition unterwegs, die drei Quastenflossler für das japanische Toba-Aquarium fangen sollte. Fricke war entsetzt, als er davon hörte, und organisierte weltweit Proteste; der Präsident der Komoren verbot schließlich sogar den Export lebender Quastenflossler.
Die Japaner ließen aber von ihren Ansinnen nicht ab und brachten dennoch Reusen ins Meer, Mit seinen Tauchboot näherte sich Fricke den Fallen und brachte dort ein Schild an: «Lasst die Quastenflossler, wo sie sind!» Der japanische Expeditionsleiter soll mehrere Tage später die Fangversuche wütend abgebrochen haben.
Schon ohne solch gezielte Fänge gerät das lebende Fossil vor den Komoren zunehmend in Bedrängnis. Das zeigten zumindest die regelmäßigen Populationszählungen von Frickes Team. 1989 und 1991 schien die Population vor Grande Comore noch stabil zu sein: etwa 650 Tiere. Schon 1994 schätzten die Forscher den Bestand nur noch auf 450, 1995 sogar nur auf 300 Fische. Der Quastenflossler scheint aufs höchste bedroht zu sein.“

Etwas detaillierteres habe nicht gefunden. Aber ich glaube es Veranschaulicht ganz gut wie die Situation damals war.

(03.03.2010, 20:55)
Henry Merker:   Wenn die Dinge so stehen, dann ist also nicht damit zu rechnen, dass es überhaupt zur Haltung von Quastenflossern in Zoos kommen wird. Wichtiger ist vielmehr, dass die Tiere überhaupt erhalten bleiben!
(03.03.2010, 17:39)
Gerrit Wehrenberg:   @ HM: Soweit ich weiß wurden keine Tiere gefangen. Der Präsident der Komoren hat auch die Ausfuhr lebender Exemplare strängstens verboten...
(02.03.2010, 21:53)
WolfDrei:   @HM: Der Gesamtbestand ist begrenzt! Prof.Fricke würde bei Hochrechnung der geeigneten Lebensräume wohl auf 500-800 Tiere im Komorengebiet kommen. An der südostafrikanischen Küste hoch bis Mozambique sind ee swohl nur an die 50. Interessanterweise sind das offensichtlich über Strömung abgedriftete tragende weibliche Exemplare und deren Nachwuchs - natürlich mit hoher Inzuchtrate.
(02.03.2010, 20:57)
Henry Merker:   Wenn noch so viele Fragen zur Biologie dieser Tiere noch offen geblieben sind, dann denke ich, dass auch ihre tatsächlichen Bestände ebenfalls unbekannt sein dürften, oder? Jedenfalls weißt meiner Meinung nach die hohe Anzahl an bislang gefangenen Tiere, die derzeitig (!) zusammen mit den Lungenfischen in die Klasse (!) der Fleischflosser gestellt werden, darauf hin, dass sie zwar nicht unbedingt sehr häufig sein müssen, aber immerhin auch nicht gerade selten...

@Gerrit Wehrenberg:
Der Artikel ist sehr interessant; zumal ich ehrlicherweise nicht damit gerechnet hätte, so schnell eine Antwort zu bekommen!
Ist Ihnen bekannt, was aus dieser japanischen Expedition geworden ist?
(02.03.2010, 19:54)
Sacha:   Sehe ich auch so. Ich könnte mir vorstellen, dass eine (längere) Gefangenschaftshaltung möglich ist, wenn man die Quastenflosser in einer Art Druckkammer/Druckaquarium fängt (Köderfalle), und den Druck beim Auftauchen ausgleicht resp. erhöht.
(02.03.2010, 09:59)
Jennifer Weilguni:   Sowas liest sich doch mit sehr gemischten Gefühlen. Einerseits wurde auch mal gesagt man könne Menschenaffen in menschlicher Obhut nicht lange am Leben halten und heute sieht es da ganz anders aus. Und ich habe auch mal eine Reportage gesehen in der gezeigt wurde, wie Einheimische einen Quastenflosser aus dem Wasser zogen um ihn zu verspeisen. Von daher spricht ja nun nicht unbedingt etwas dagegen einen Versuch zu starten. Jede Zootierhaltung hat schliesslich einmal so begonnen. Die Frage ist nur, was das alles auslösen würde. Geht es hier um Haltung, Nachzucht und Biologie des Tieres oder vieleicht doch nur um seinen eventuellen Nutzen für die Menschheit als lebende Apotheke?
(02.03.2010, 08:25)
Gerrit Wehrenberg:   Ein interesanter Artikel aus dem Spiegel 36/1989 (vom 04.09.1989) zu dem Thema:

"Traumwandler im Meer

Die Japaner wollen den raren urzeitlichen Quastenflosser fangen - deutsche Verhaltensforscher sind entsetzt.

Grahamstown/Port Elizabeth: "Habe zuverlässige Informationen, daß die japanische Mitsubishi Corporation die ,Pacific Oak' gechartert hat." Das Schiff, so die Hiobsbotschaft aus Südafrika, werde am 18. September aus Kapstadt auslaufen. "Ziel: Komoren."

Schon die ersten Zeilen des Telegramms, das am Dienstag letzter Woche im bayerischen Seewiesen ankam, elektrisierten den Empfänger Hans Fricke, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie. Gewährsmann Michael Bruton aus Grahamstown wartete noch mit weiteren Details auf: Die japanische Expedition wolle "drei lebende Coelacanthus fangen. Budget 1,5 Millionen US-Dollar".

Die Kunde von der Millionen-Dollar-Hatz auf den Coelacanthus, einen urzeitlichen Fisch aus der Familie der Quastenflosser, war dem Fricke-Kollegen Bruton vom JLB Smith Institute of Ichthyology in Grahamstown aus Kapstadt zugetragen worden. Das Unterfangen, vom Mitsubishi-Konzern finanziert und von der japanischen Fang-Crew in aller Heimlichkeit vorbereitet, löst bei Experten blankes Entsetzen aus. Frickes Kommentar zu der erklärten Absicht der Japaner, sie wollten das Meeres-Urviech Quastenflosser erstmals in einem Aquarium für wissenschaftliche Zwecke züchten: "Bullshit."

Die Aufregung über die Nippon-Expedition zur Inselgruppe der Komoren nordwestlich von Madagaskar gilt einem Lebewesen, das für Fischkundler (Ichthyologen) und Evolutionsforscher, so Fricke, von "unschätzbarem Wert" ist. Sollte das einzigartige Lebewesen nun dem Werbeetat eines Konzerns und dem "kommerziellen Interesse eines japanischen Aquariums" zum Opfer fallen, klagte Fricke, sei das eine "Tragödie für die Wissenschaft".

Vor mehr als 350 Millionen Jahren tauchten, wie Fossilienfunde beweisen, die ersten Quastenflosser in den Weltmeeren auf. Seit dem Ende der Kreidezeit, vor rund 65 Millionen Jahren, hat sich das Aussehen der klobigen Tiere nicht mehr geändert.

Mit seinem grob geschuppten Leib und den ausgefransten, flügelähnlichen Flossen gebärdet sich der plumpe Coelacanthus ("Hohlstachler") wie ein Traumwandler der Meere. Als Nachtschwärmer haust das urige Lebewesen in Tiefen von etwa 200 Metern am lichtlosen Meeresgrund. Die einzig bekannte Überlebensnische des Fossils findet sich vor den Küsten der Komoren-Inseln Grande Comore und Anjouan.

Lange Zeit galt als gesicherte Forscherkenntnis, daß die Urzeitfische, mutmaßlich ein Bindeglied in der Entwicklung vom Fisch zum landgängigen Vierbeiner, zeitgleich mit den Dinosauriern ausgestorben seien. So rührte Paläozoologen im Dezember 1938 der Donner, als in der südafrikanischen Hafenstadt East London der erste Quastenflosser der Neuzeit auftauchte. Der Kapitän des Trawlers "Nerine", dem der zwei Meter lange Fisch ins Netz gegangen war, schenkte das bläulich schimmernde Monstrum der Zoologin Marjorie Courteney-Latimer. Der von ihr herbeizitierte Fachmann James L. B. Smith war beim Anblick des Urtieres so perplex, als wäre ihm "auf der Straße ein Dinosaurier begegnet".

Seit 1952 vor den Komoren der nächste Quastenflosser aus der See gezogen wurde, gingen den Fischern etwa 150 weitere Exemplare der lebenden Fossilien an den Haken. Nie lebten die aus der Tiefe geköderten Fische länger als einige Stunden.

Als wissenschaftliche Sensation wurde im Januar 1987 die Leistung des Max-Planck-Forschers Fricke gewürdigt, dem es erstmals gelang, sechs der Fabelwesen aus grauer Vorzeit in ihrem natürlichen Habitat aufzuspüren und vor die Kamera seines Mini-U-Bootes zu locken. Gelassen schwebten die Urfische im Scheinwerferlicht, trieben mal mit dem Bauch nach oben in der Meeresströmung, mal standen sie minutenlang vor den Kameralinsen kopf.

Auch bestätigten die abgeklärten Veteranen gleichsam ihren Ruf, nahe Verwandte jener Urtiere zu sein, die einst das Meer verließen, um an Land weiterzuleben. Fricke beobachtete, daß die faulen Schwimmer ihre vier Seitenflossen, zwei an jeder Seite, im Rhythmus von Vierbeinern bewegen.

Trotz jahrzehntelanger Forschungsbemühungen bewahrten die Urfische in der Tiefsee ihr Geheimnis. So ist unbekannt, ob die Komoren ihre einzige Lebensnische sind. Kein Fischkundler weiß zu sagen, wie lange die trägen Räuber leben, wie viele Nachkommen die Tiere hervorbringen und bis zu welcher Tiefe sie in den Ozean tauchen.

Unter vielen Wissenschaftlern, Forschungsinstituten und Aquarien wuchs so die Begehrlichkeit, Studien an in Gefangenschaft lebenden Urfischen zu treiben. Ein schlimmes Beispiel "für kommerzielle Fangsucht unter dem Deckmantel der Wissenschaft", so Fricke, sei die Expedition der Japaner.

Der Max-Planck-Forscher bezweifelt, daß es gelingen werde, die Urweltler in Aquarien am Leben zu halten. Noch verhängnisvoller aber sei, daß "die Nachahmer erfolgreicher Fangexpeditionen den Quastenflosser unausweichlich ausrotten werden". Von einem kanadischen Kollegen, dem Vertraute auf den Komoren die Mitsubishi-Pläne steckten, hörte Fricke, was die Nippon-Crew womöglich noch im Schilde führt: In dem mit Flüssigkeit gefüllten, rückgratähnlichen Knorpelstrang der Quastenflosser wollen die Japaner nach einem Lebenselixier fahnden, das, wie sie glauben, dem Urtier seine Lebenszähigkeit verleiht."
> hier auch eine pdf-Datei des Artikels: http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=13496520&aref=image036/2006/05/15/cq-sp198903602550256.pdf&thumb=false

> Am 22. Mai 2007 gelang vor der Insel Sulawesi einem indonesischen Fischer der Fang eines Manado-Quastenflossers (Latimeria menadoensis). Der 1,3 Meter lange und 50 Kilogramm schwere Fisch, der zweite, der in Asien lebend gefangen worden war, starb nach 17 Stunden in Gefangenschaft. Meeresbiologen untersuchten anschließend den Körper gründlich. Das Problem bei der Haltung dieser Tiere, ist wohl vorrangig der Druckunterschied bzw. die Tiere ohne "Druckschäden" aus dem Meer zu bekommen.
(01.03.2010, 20:37)
Henry Merker:   Gibt es eigentlich schon Erfahrungen in Sachen "Quastenflosser und menschliche Obhut"? Oder wurden die noch nie gehalten; immerhin ist ja schon seit längerem bekannt, dass es diese Tiere noch gibt.
(01.03.2010, 18:17)

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