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Heinz Graffunder



Michael Mettler:   Ich möchte, aufbauend auf einem schon unter "Dickhäuterhäuser" angerissenen Gedanken, ein paar Daten und Ereignisse aus den DDR-Zoos der 60er Jahre und ihrer Architektur nebeneinander stellen.

Im Juni 1963 werden mit der Cafeteria und dem Alfred-Brehm-Haus im TP Berlin zwei Großbauten eröffnet, für die Graffunder bzw. sein Büro Berlin-Projekt (oder dessen Vorgänger-Firmierung) in maßgeblicher Position tätig ist. Zu einem mir noch nicht genauer bekannten Zeitpunkt danach wird mit dem Bau der Graffunderschen Dickhäuteranlagen begonnen, die jedoch nicht über das "Grundgerüst" des Tapirhauses hinauskommen.

Im September 1963 wurden vom VEB Berlin-Projekt alle Projektierungsarbeiten für Zoologische Gärten aufgekündigt und erst nach einer Eingabe der Zoodirektoren an das zuständige Ministerium bis 1966 weiter bearbeitet.

In Magdeburg bestätigt der Rat der Stadt im Juli 1964 den Perspektivplan des Zoos, die Projektierung des Dickhäuterhauses wird weitergeführt oder neu aufgenommen, Anfang 1965 beginnen die Bauarbeiten, Ende 1967 ist Eröffnung. Es ist das erste große Warmhaus des Zoos.

In Dresden liegt der Stadtverwaltung ab 1962 ein Perspektivplan von Wolfgang Ullrich vor. Zu dieser Zeit ist der Neuaufbau des Raubtierhauses noch nicht ganz abgeschlossen, das erst 1963 nach zehnjähriger (!) Bauzeit fertig ist. 1964 wird der Neubau eines Affenhauses verkündet, das Ende 1967 eröffnet wird.

In Rostock, wo der Bau des Zoos nach Perspektivplan relativ gut voranschreitet, wird 1967 das Vogel-Reptilien-Haus eröffnet und mit ihm für längere Zeit der letzte Großbau. Die geplanten Dickhäuteranlagen - die Unterbringung der Elefanten im jetzigen Haus war nur vorübergehend geplant - entstehen nicht mehr.

In Erfurt entsteht ein Raubtierhaus (1963), das nur als erster Bauabschnitte gedacht ist und eigentlich durch einen zweiten Teil sowie Freianlagen ergänzt werden soll, wozu es aber nicht kommt. 1966 wird das Affenhaus eröffnet. Die Standorte beider Gebäude entsprechen nicht der erst wenige Jahre alten Perspektivplanung. Ich habe leider keine Info, wann mit dem Bau des Elefantenhauses begonnen wurde, aber der erste Bauabschnitt (für die vorher provisorisch untergebrachten Elefanten) ist 1974 im Bau (im Zooführer ist das Betonskelett des Parterres auf einem Foto zu sehen), fertig wird es erst zehn Jahre später.

In Cottbus wird 1966-1968 das Raubtierhaus als erstes großes Warmhaus und Meilenstein in der Entwicklung vom Heimattiergarten zum Zoo (eine Parallele zu Magdeburg) errichtet.

In Halle ist 1964 das Raubtierhaus nach mehrjähriger Renovierung fertiggestellt. Zum Bau des geplanten Dickhäuterhauses kommt es nicht mehr.

In Leipzig richtet Puschmann 1964 (wenige Monate vor dem Amtsantritt Seiferts) eine Denkschrift an den Rat der Stadt, in welcher er den Zustand der Haltungsbedingungen für eine große Zahl volksbildnerisch wichtiger Tierarten beklagt. In der Folge entsteht ein Perspektivplan unter Mitwirkung Graffunders, der vom Stadtrat 1966 bestätigt wird, aus dem aber nur das Vogelhaus (1969) und das Rosental-"Schaufenster" (erst 1976) verwirklicht werden. Das Menschenaffenhaus entsteht in völlig anderer Form in neunjähriger Bauzeit (1973-1982).

Das ist eine grobe Zusammenfassung der Situation der acht DDR-Zoos in den 60ern (Schwerin wurde erst in den 70ern zum Zoologischen Garten "befördert"). Was mir auffällt: Genau nach Eröffnung der beiden Großprojekte im TP und zwischenzeitlicher Aufkündigung der Projektierungsarbeiten durch das Graffundersche Büro für die DDR-Zoos kam es zu einem kurzzeitigen Bauboom, in dem in mehreren Zoos wichtige Großprojekte (vor allem aufwändige Schauhäuser) entstanden. Danach gab es - auch in Berlin! - einen Knick in punkto solcher Gebäude; sie entstanden entweder gar nicht mehr oder benötigten überlange Bauzeiten.

Wie ist dieser kurze Boom zu erklären? DHH Magdeburg, Affenhaus Dresden, Affenhaus Erfurt, Raubtierhaus Cottbus und Vogel-Reptilien-Haus Rostock entstanden praktisch gleichzeitig, alle hatten wir bereits unter "Graffunder-Verdacht" oder seine Planung dafür ist sogar gesichert, gleichzeitig ging es in Berlin nicht mit großen Häusern weiter. Verglichen mit den Umbau- und Bauzeiten anderer Zoohäuser auf DDR-Gebiet davor und danach liegen bei den genannten erstaunlich kurze (oder nach anderen Begriffen: normale) Bauzeiten vor. Und das alles ausgerechnet in jenem Zeitraum nach der Aufkündigung der Zoo-Projektierungsarbeiten durch Berlin-Projekt. Nach Zufall sieht mir das nicht aus. Aber wie könnte der Zusammenhang aussehen?

Variante A: Die Zoos außerhalb Berlins erhoben Anspruch darauf, dass das Graffunder-Team sich nicht auf den TP Berlin konzentrierte, sondern (die von ihm zumindest teilweise selbst entworfenen) Perspektivpläne endlich in die Tat umsetzte. Ein - womöglich durch das Schreiben der Direktoren ans Ministerium ausgelöster - Kompromiss könnte dann so ausgesehen haben, dass der TP vorübergehend mit Häusern zurückstecken musste und den anderen Zoos kurzfristig jeweils ein besonders wichtiges Projekt zugestanden wurde (und das waren nun mal Schauhäuser, die auch im Winter Anreize für den Besucher bieten). In dieser Variante wäre die Wahrscheinlichkeit der Mitwirkung Graffunders an den Projekten entsprechend groß.

Variante B: Nach der bewussten Aufkündigung wurde den Stadträten klar, dass es für die Entwicklung der jeweils eigenen Zoos riskant war, ganz auf Graffunder/Berlin-Projekt zu setzen bzw. zu warten. Deshalb drückten sie per Kraftakt eigene Lösungen durch, um zu signalisieren, dass sich auch die Zoos ihrer Städte (nicht nur der TP Berlin) mit großen Schritten entwickeln, hatten danach aber auf längere Sicht ihr Pulver verschossen. Bei dieser Variante wäre der Einfluss Graffunders auf die Bauten wesentlich unklarer. Die Spannweite der Möglichkeiten reicht von der plangemäßen Umsetzung seiner Idee (Cottbus) über eine indirekte Mitwirkung (die diskutierte "Konsultation" in Magdeburg oder einen Bau in seinem Stil an anderer als geplanter Stelle) bis zu einem völligen Eigenentwurf der jeweiligen Stadt ohne Mitwirkung Graffunders (was natürlich nicht ausschließt, dass gestalterische Elemente von ihm bereits Schule gemacht hatten).
(21.10.2011, 10:43)
Michael Mettler:   Au weh, der ist mir noch nie aufgefallen. Ein Abgrenzungskriterium weniger...

Übrigens, wenn auch off-topic: Die Eisbärenanlage in der Leipziger Bärenburg sah anfangs gar nicht so aus, wie man sie heute noch sehen kann. Im Gegensatz zu den anderen Anlagen war sie nicht voll verklinkert, sondern mit grünlichem Glas verkleidet, was wohl "arktisch kühl" wirken sollte (auf den alten s/w-Fotos wirkt es wie Sichtbeton). Keine Ahnung, wann das geändert und die Anlage stilistisch den anderen angepasst wurde.
(19.10.2011, 18:46)
Liz Thieme:   Michael, die Eisbärenanlage im TP Berlin hat einen Wasserfall. Links an der Seite, der in den Graben führt.
Hier ein Foto aus dem Winter 2008.
(19.10.2011, 18:33)
Michael Mettler:   Da ich bedingt durch die Diskussion unter „Dickhäuterhäuser“ ohnehin gerade dabei bin, meine Quellen in Bezug auf die Architektur der DDR-Zoos zu durchforsten, bietet es sich an, diesen Thread wiederzubeleben.

Im MILU, aus dem das Foto meines vorangegangenen Beitrags stammt, ist eine ganze Reihe von Architekten und Ingenieuren aufgeführt, die bei der Schaffung des TP Berlin mitgewirkt haben. Neben Graffunder (BDA) sind dort namentlich genannt und abgebildet: Lothar Köhler (enger Mitarbeiter Graffunders), Karl-Heinz Koch (Architekt), Ditha Bendig (BDA), Oskar Köster (enger Mitarbeiter Bendigs) und als Oberbauleiter Bauingenieur Helmuth Kurzawski. BDA dürfte wohl für „Bund Deutscher Architekten“ stehen, was bei Koch nicht erwähnt ist (aber bei den anderen Namen auch nicht bei jeder Nennung). Ditha Bendigs Spezialgebiet war Gartenarchitektur.

Nun frage ich mich mangels Spezialkenntnissen in der Materie natürlich, ob nicht jede Person aus dem Kollektiv ein Spezialgebiet hatte und Graffunder vor allem der Mann für den Hochbau war, denn er war ja in entsprechenden VEBs tätig. Soll heißen: Wenn die Eisbärenanlage im TP auf dieses Architektenkollektiv zurückging, war dann Graffunder eventuell nur für den Stallbereich und eventuell den Unterbau der Felskonstruktion „verantwortlich“? Außengestaltung mit Naturstein und Steinsetzarbeiten – auch wenn es in diesem Fall sehr mächtige sind – fallen doch gemeinhin eher in den Aufgabenbereich von Gartenarchitekten, denn sie müssen sich optisch in das Parkkonzept und die Perspektive des Betrachters einfügen. Auch beim Magdeburger Perspektivplan, den wir unter „Dickhäuterhäuser“ in der Diskussion haben, war neben Graffunder auch ein Gartenarchitekt (Schöne vom Stadtbauamt Magdeburg) mit von der Partie. Im Grunde beweist nicht mal, wie ich es vielleicht etwas voreilig geschrieben hatte, das Foto von Graffunder über dem Entwurf der Reihervoliere im TP, dass diese Voliere vollständig von ihm entworfen wurde – es beweist im Grunde lediglich, dass er daran gearbeitet hat, aber nicht, ob als Hauptverantwortlicher.

Tatsächlich waren es aber in unserer bisherigen Diskussion ganz überwiegend Häuser bzw. andere Hochbaumaßnahmen wie Käfige und Pergolen, die mit dem Namen Graffunder verbunden sind, eher nicht Freianlagen. Beim Leipziger Rosental wäre es doch z.B. möglich, dass nur die Stallgebäude, nicht aber die Form und Anordnung der Freianlagen aus seiner Feder stammten.

Eine Bärenanlage wie die Rostocker ist gestalterisch natürlich ein Grenzfall. Ihre nicht naturalistische, sondern geometrische Struktur lässt sie für mein Laienempfinden eher unter Bauwerk als unter Landschaftsgestaltung fallen, womit ein Gartenarchitekt vielleicht eher außen vor war bei der Planung. Übrigens fiel mir jetzt eine gewisse Strukturähnlichkeit der Rostocker Eisbärenanlage mit der Leipziger Bärenburg auf: Ein Turm als optisches Ausrufezeichen (in Leipzig gleich mehrere), geometrisch geformte Stufen als Terrassierung, Verzicht auf Naturstein und ein „Wasserfall“ – alles Merkmale, welche die Anlage im TP Berlin NICHT hat. Die gravierende Änderung gegenüber dem möglichen Leipziger Vorbild besteht in der Umkehr der Hufeisenform: Die Bärenanlagen liegen an der Außenseite, der Pflegerbereich im Inneren statt wie in Leipzig umgekehrt. Auch die Bärenanlage im Magdeburger Perspektivplan zeigt dieses „umgekrempelte Hufeisen“.

Unter den verwirklichten (!) und für ihn belegten Graffunder-Bauten fällt mir zudem jetzt auf, dass er zumindest in seinem ersten Jahrzehnt als Zooarchitekt offenbar auf bestimmte Bauten spezialisiert war (oder auftragsmäßig darauf festgelegt wurde). Darunter Raubtierhäuser, die gern gleichzeitig der Unterbringung von Tropenvögeln und Reptilien dienten (TP Berlin, Cottbus, Erfurt), und vor allem pergolaartige Strukturen, in welche entweder Käfiganlagen für Affen oder Papageien eingebunden waren (Menschenaffenhaus Rostock, Affenrondell Erfurt als Grundstock einer solchen Pergola, Regenhalle TP Berlin an der Flamingolagune mit Papageienvolieren) oder aber Serviceeinrichtungen für Besucher (Eingang Erfurt, Cafeteria und Kindercafe TP Berlin). Schauhäuser für andere Tiere als Raubtiere, die aus seiner Feder stammten, wurden entweder nie verwirklicht oder wir haben bislang - zumindest nach dem, was ich dem Thread entnehme - keine Belege dafür, dass verwirklichte Bauten der 50er und 60er Jahre tatsächlich von Graffunder stammen (z.B. Affen-, Giraffen-, Dickhäuter-, Vogelhäuser, Aquarien).
(19.10.2011, 11:11)
Michael Mettler:   Wenn es eines letzten Beweises bedarf, dass die Reihervoliere im TP Berlin von Graffunder ist ;-) Gefunden im MILU Bd. 3, Heft 4.
(15.10.2011, 18:30)
IP66:   Das "Signieren" von Bauten begann tatsächlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, und man kann an manchem Bau dieser Jahrzehnte eine solche Aufschrift finden. Allerdings behagte dergleichen den Bauherren gar nicht, und im Marxismus wurde die Sache noch ein wenig komplizierter, weil man da die Werktätigen und Arbeiter für viel wichtiger halten mußte als die Planer und Ideengeber. Deshalb tauchen in den fraglichen Diktaturen meist Kollektive auf, nicht nur als Urheber von Bauten, sondern auch von Büchern, manchmal sogar von jenen Monumentalmalereien, die die Regime so innig liebten. Der Wegfall des Urheberrecht hatte aber noch einen anderen Vorteil, konnte man sich doch, unter Umgehung von Urhebern und ihren Erben, ohne sorge deren Ideen ins kapitalistische Ausland verkaufen, was gerade die DDR ziemlich ausgiebig praktizierte.
Bei manchem der Masterplanentwürfe habe ich den Eindruck, daß das Büro Graffunder (um den Kollektivbegriff einmal zu vermeiden) für Bauaufgaben, die das zuließen, schon vorhandene Risse verwendete, die in ganz anderen Zusammenhängen entstanden waren. Gerade die hier von Michael Mettler eingestellten Reproduktionen scheinen mir das zu bestätigen, auch wenn es natürlich nahe lag, für ein Aquarium die Idee eines mehrstöckigen Großraumgebäudes wie eines Kaufhauses zu adaptieren. Bei den Bauten Graffunders gibt es allerdings unterschiedliche Ergebnisse - das Brehm-Haus hängt ja durchaus mit zeitgenössischen Mehrzweckhallen zusammen, zeigt aber doch, ähnlich wie das Dickhäuterhaus in Magdeburg, eine sehr tierbezogene und originelle Gestaltung, während das rostocker Papageienhaus ja tatsächlich auch einem ganz anderen Zweck dienen könnte. Insofern scheint der Bauherr - oder das Kollektiv? - doch wieder ins Spiel zu kommen, wenn man nicht an die einfache Tatsache glauben mag, daß sich viele der Pläne eben erst in der Detailgestaltung zu dem entwickelt haben, was die Welt vorbildliche Tierhäuser nennt.
(24.08.2009, 20:36)
Michael Mettler:   Ich kenne die Abläufe bei architektonischen Entwürfen nicht, aber könnte es dann nicht sein, dass manche Bauten eigentlich von den Planern vor Ort entworfen wurden und Graffunder als Planungschef lediglich seine Zustimmung für die Einfügung in den Generalplan gab oder verweigerte? Das würde ja die Frage, was "ein echter Graffunder" sei, ziemlich verwässern.
(21.08.2009, 09:21)
Gudrun Koball:   Wenzel, der als Architekt fürs Ostseeaquarium angegeben ist, scheint zum Mitarbeiterkreis von Graffunder in Berlin gehört zu haben.
Er taucht auch im 1960er Erfurt-Zooführer auf. (unter "Zeichnungen" ist u.a. zu lesen: Wenzel, Berlin: S.54, 60/61)) Im Zooführer wird eindeutig die Gesamtverantwortung für den Hochbau Heinz Graffunder zugerechnet. Als Architekten tauchen bei bestimmten Bauten dann auch Planer auf, die in Dresden bzw. Halle / Saale ansässig waren, die aber anscheinend direkt zum Stab von Graffunder zu zählen waren.

(21.08.2009, 00:29)
Karsten Vick:   Der Haupteingang wäre zwischen den Eingang Trotzenburg und der den Zoo teilenden Straße hingesetzt worden, der eigentliche Kassenbereich auf Höhe der Pyramideneichenallee.

Ich bin auch in der Panthera zum Thema Graffunder fündig geworden: 1987, eine Würdigung Seiferts zum 60. Geburtstag des Meisters.
In Kurzfassung: Seifert lernt Graffunder ~1956 im Berliner TP kennen, mit Zustimmung Dathes engagiert er ihn für den Aufbau des Rostocker Zoos, dessen Direktor er gerade geworden war. 10 Jahre Zusammenarbeit dort, Planung und die Verwirklichung erster Abschnitte, in Zusammenarbeit mit dem Rostocker Chefarchitekten Urbanski (im Rostocker Plan erwähnt und später auch Prof.). Als Seifert nach Leipzig soll, will er Graffunder dort auch verpflichten, er wirkte dort aber nur kurz, jedoch nachhaltig in einer wichtigen Sache mit: die Planung fürs Rosental.
(21.08.2009, 00:14)
Michael Mettler:   @Oliver: Siehe Karsten Vicks Beitrag vom 30.7., der sich auf diesen Plan bezog. Der Architekt BDA Pilz, der das Elefanten- und Nashornhaus gezeichnet hat, wird im "Impressum" allerdings nicht erwähnt. Auch unter dem von dir schon weiter unten eingestellten Affenhaus, das als dritte Großzeichnung im Plan enthalten ist, steht keineswegs der Name Graffunder, sondern "Architekt DBA Ricken, Berlin". Der eigentliche Zooplan ist mit gar keinem Namen gezeichnet.
(20.08.2009, 21:19)
Oliver Jahn:   Interessante Entwürfe, aber stehen da nicht andere Architekten drauf?
(20.08.2009, 19:31)
Michael Mettler:   Ebenso wie dieser. Soll zwar ein Haupteingang mit Ostseeaquarium sein, sieht aber für meinen Geschmack eher wie ein Kaufhaus aus....
(19.08.2009, 23:56)
Michael Mettler:   Diesen Entwurf hatten wir noch nicht im Bild - stammt aus dem mehrfach erwähnten Rostocker Perspektivplan von 1962.
(19.08.2009, 23:52)
Oliver Jahn:   Der Thread hat sich gut entwickelt, aber das macht ihn auch etwas unübersichtlich. Denn hier tauchen immer wieder "falsche Graffunder" auf, die bereits wiederlegt wurden. In den Panthera-Heften findet man für sehr viele Bauten den Architekten. Daher ist Graffunder eben aus dem Rennen bei Vogelhaus und Tigerfarm, wie ich bereits geschrieben habe. Nur beim Menschenaffenhaus findet man in einem eigentlich recht ausführlichen Artikel nichts zum Architekten. Allerdings gibt es ein Foto von der Eröffnung und da findet man Graffunder zumindest nicht unter den geladenen Gästen, die dort abgebildet sind.
(05.08.2009, 19:27)
Mel:   @GK: Das wäre kein Einzelfall in Punkto nicht vorhandene "Akten". Leider hat nicht jede zoologische Einrichtung ein Archiv bzw. ihre eigene Historie in Schrift und Bild.
(05.08.2009, 00:55)
Gudrun Koball:   In Erfurt haben sie zum Zoojubiläum Schilder an die einzelnen Tierhäuser gehängt (Baugeschichte, welche Maurerbrigade am Werk war, Geldgeber, wann und durch welchen Bürgermeister eingeweiht, Vorgängerbauten ...) nur wer's projektiert hat, steht nur bei den Nach-Wende-Bauten dran. Vielleicht wissen die es im Zoo selbst nicht genau, oder sie haben die Akten grad nicht zur Hand!? :-D
(05.08.2009, 00:46)
Mel:   @AF: Dies bezüglich habe ich neulich auch schon die Chronik durchforstet und war arg entäuscht...also bleibt es weiter eine Art Schnitzeljagd. ;-) Aber das lieben wir doch oder??? ich sag ja nur Halle - Flußpferd ;-)
(05.08.2009, 00:29)
Alexander Fuchs:   Was ich gerade echt vermisse in der leipziger Chronik, ist die Benennung der Architekten der Bauwerke. Es wird nur kurz darauf hingewiesen, dass Heinz Graffunder einen Persoektivplan ermittelte und das einige Sache umgesetzt wurden. Tja, da kann man nur späkulieren.
(05.08.2009, 00:17)
Mel:   @AF: Was das Menschenaffenhaus betrifft bin ich mir im Moment nicht sicher, mir ist so als wäre ich in einer alten architektur Zeitschrift (Deutsche Architektur 7) aus dem Jahre 1962 auf eine Bemerkung dazu gestoßen. Zeitlich passt es jedoch in die Perspektivplanung der Friedrichsfelder-M.Affenhäuser, und könnte, sollte es ein "echter graffunder" sein auch als ene Art "Probebau" gesehen werden.
(05.08.2009, 00:04)
Karsten Vick:   @Alex: Ich kann eine Mittelmeermöwe von einer Steppenmöwe und einer Silbermöwe unterscheiden, andere Leute können, wenn sie ein Bild sehen, den Maler benennen und sicher gibts auch Leute, die sofort einen echten Graffunder erkennen, wenn sie ihn sehen, aber mir wärs sympathischer, wenn der Name des Architekten auf irgendeinem Backstein stehen würde :-)
(04.08.2009, 23:57)
Mel:   @MM: Das stimmt schon, allerdings habe ich im "Archiv" mehrere Hinweise und Skizzen gefunden, die auf zeigten das H.Graffunder für die Entwicklung von Elefanten sprich Dickhäuterhäusern sehr viel recherchierte und viele schon existente Dickhäuterhäuser genauestens analysierte, so fand ich zum Beispiel etliche Notizen zum und vom Leipziger Elefantenhaus, von denen er einige Details adaptierte und andere modifizierte. Dies würde sich mit dem Magdeburger Bau in so fern decken, da davon aus zu gehen ist, das er bei der Konzeptionierung dieses Hauses die adaptierten und modifizierten Ideen einbrachte. Genau genommen finden sich auch sehr viele Elemente im heutigem Friedrichfelder Bau wieder. Also könnte man in gewisser Weise von einer Art Probebau oder Probelauf sprechen.
(04.08.2009, 23:54)
Alexander Fuchs:   @Karsten Vick Sind denn nicht Architektens Stilelemente, die Signatur ;) und da gibt es kein copiright, um es einfallsfrei zu erkennen.
(04.08.2009, 23:46)
Michael Mettler:   @Mel: Aber das Magdeburger Dickhäuterhaus basiert trotz Graffunder auf "gesamtdeutschem" Gedankengut, wie Oliver und ich bei einem Besuch erfahren haben. Es soll nämlich zumindest in seinem Inneren eine Art Extrakt aus den drei getrennten Dickhäuterhäusern des Berliner Zoos (Elefantenhaus, Flusspferdhaus, Nashorn-Tapir-Haus) darstellen, die schon vorher entstanden waren.
(04.08.2009, 23:45)
Alexander Fuchs:   @Mel Da fäällt mir das Rondell in Dresden ein mit den Berberaffen. Wäre auch eine Möglichkeit.abe ein wenig in der Chronik von Leiptig rumgestöbert und man nannte Graffunder und einzelne Bauten der "Neuzeit", bloß nicht welche. Aber bin mir aber sicher, dass das Menschenaffenahus auch von Graffunder stammt, nur sehr sehr später entstand.
(04.08.2009, 23:43)
Karsten Vick:   Signierung von Bauten ... Die Pläne sind ja sicher alle signiert, aber kann man denn in der Wirklichkeit, an den Häusern selbst irgendwie irgendwo irgendwann ein Architekten-Signum finden?
(04.08.2009, 23:37)
Mel:   @GudrunK: Das Magdeburger Dickhäuterhaus ist, ich zitiere: „in Zusammenarbeit mit der Zoodirektion unter Konsultation des Architekten Herrn Graffunder vom VEB Berlin-Projekt durch den VEB Hochbauprojektierung Magdeburg, Betriebsteil Halberstadt, erarbeitet.“ Aus: „Das Dickhäuterhaus, Volkstimme Magdeburg“

Es kann somit zu den „echten Graffundern“ gezählt werden.

(04.08.2009, 23:33)
Gudrun Koball:   Das Folgende passt, denke ich, ganz gut hier in uinsere "Architekten-Rätsel-Ecke". =D

Die Zeitschrift „Berliner Architekturwelt“ zitiert in ihrem redaktionellen Teil auf S. 174 des Jahrgangs 1914/1915 einen Leserbrief bzw. eine Antwort darauf, die zuvor in der „Vossischen Zeitung“ veröffentlicht wurden:

.
DIE SIGNIERUNG DER BAUTEN wurde erneut in einer Zuschrift eines ausländischen Architekten an die Voss. Ztg. gefordert. In einer Erwiderung wurde treffend ausgeführt, daß eine Reihe von Bauten nicht signiert werden könne, da niemand wisse, wer der eigentliche Urheber sei. Der eigentliche Schaden liege also tiefer. „Was uns fehlt, ist die Ausbildung der Persönlichkeitsrechte, von denen das Urheberrecht vielleicht noch nicht das wichtigste ist.“ Immerhin, dort wo die Urheberschaft zweifellos ist, sollte kein Architekt es unterlassen, seinen Namen unauffällig, aber doch mit dokumentarischer Deutlichkeit anzubringen, nicht um sich zu rühmen, sondern um dem berechtigten Verlangen des Kunstliebenden nachzukommen, den Künstler zu kennen, der ihm ein künstlerisches Genießen vermittelte. Und noch einen Grund führt der fremde Baumeister an: „Die Anonymität wirkt erziehlich miserabel, der Zwang zur Namensnennung wirkt anstachelnd. Mancher würde sich mehr anstrengen, wenn er sein Werk vor aller Welt mit vollem Namen decken müßte!“
(04.08.2009, 23:32)
Mel:   @AF: Also die tigerfarm ist denke ich kein graffunder, dafür weicht sie zu sehr von seinem Raubtierprinzip ab. Was die "Kleine Panda" Anlage betrifft da bin ich mir nicht ganz sicher, sie ist jedenfalls nach dem selben Prinzip gestrickt wie die Friedrichsfelder Kl. Pandaanlage und die ehemalige Otteranlage, und wenn man es ganz distanziert betrachtet hat sie auch noch Ähnlichkeiten mit der Stachelschweinanlage in Friedrichsfelde.
(04.08.2009, 23:27)
Gudrun Koball:   Ist eigentlich das Magdeburger Dickhäuterhaus ein echter Graffunder-Bau? Hat jemand Pläne und Entwürfe gesehen?
(04.08.2009, 23:20)
Alexander Fuchs:   Leider findet sich auch gar kein Hinweis auf Graffunder für leipziger Bauten. So dachte ich bis vorhin ich finde selbst noch was im Zoo und setzte mich in den Biergarten der Hacienda las Casas und schaute mir das Rondell des kleinen Pandas an und genoß meinen Feierabend.
So wie ich da schaute, zur Tigerfarm und zu dem Rondell kam mir plötzlich der Gedanke ob nicht auch dies von Herrn Graffunder aus der Feder stammt.

(04.08.2009, 23:18)
Oliver Jahn:   Ich habe auch noch eher zufällig etwas herausgefunden. Seifert war Direktor in Rostock und hat dort den Masterplan von Graffunder entwerfen lassen. Dann ging er als Direktor nach Leipzig und er arbeitete weiterhin mit Graffunder zusammen und so stammt auch der Leipziger Masterplan von ihm.
Das gleiche finden wir dann auch bei Klaus Witstruk. Er ließ den Masterplan für Magdeburg von Graffunder erstellen, dessen Anfänge er allerdings in Magdeburg nicht mehr erlebte, denn er ging 1961 als Direktor nach Halle. Dort aber ließ er dann von 1961 bis 1966 den Masterplan für Halle ebenfalls von Graffunder erstellen. Die sehr lange Zeit für diesen Plan beruht darauf, dass am 09.09.1963 von der Firma VEB Berlin-Projekt ALLE Projektierungsarbeiten für Zoologische Gärten aufgekündigt wurden. Erst nach einem Schreiben aller Zoos an das Ministerium für Kultur der DDR nahm die Firma die Arbeit wieder auf. Das lässt natürlich vermuten, dass einige der umgesetzten Projekte in Halle aus den Jahren 1961 bis 1966 aus der Feder von Graffunder stammen müssten. Dem ist wohl aber nicht so, denn es heißt, dass Graffunder so viel für den TP Berlin baute, dass er KEIN Projekt im Einzelnen für den Zoo Halle ausführte.
Dennoch scheint die Einschaltung von Graffunder wohl ein wenig auch mit dem jeweiligen Direktor zu tun zu haben, denn man findet keinerlei Angaben von Graffunder im Zusammenhang z.B. mitden Zoos von Dresden oder Schwerin.
(04.08.2009, 20:31)
Karsten Vick:   Die erste Auflage des Buches "Tiere um uns" stammt nur von Günter Pilz, und zwar ist sie von 1963. Sie ist so ähnlich aufgebaut wie die hier besprochene dritte. Alle Zoos der DDR werden besucht, beschrieben und Lagepläne abgebildet. Für Rostock und Erfurt sind interessanterweise die Perspektivpläne grafisch umgesetzt und nicht der Ist-Zustand. Cottbus, obwohl früher als Berlin entstanden, spielte damals noch nicht in der 1. Liga, sondern wird unter "ferner liefen" bei den Heimattierparks besucht. Und da fällt der entscheidende Satz: Ich sah einige neue Großgehege und Tierparkbauten, die, wie alle diese Bauwerke in allen Tierparks und Zoos der DDR, das Signum "Kollektiv Graffunder, Berlin" trugen.

Also auf zum fröhlichen Suchen...
In Cottbus fühlte ich mich letztes Jahr nicht nur im Raubtierhaus an ein Mini-Alfred-Brehm-Haus erinnert, sondern auch beim Durchblick von der Kamel- zur Lamawiese an die entsprechenden Durchblicke in Friedrichsfelde - nur eben kleiner.
(04.08.2009, 20:00)
Gudrun Koball:   @Oliver Jahn:
Gut, dass wir hier nochmal über das Erfurter Affenhaus geredet haben. Gestern sah ich dieses hier:
(03.08.2009, 17:39)
Oliver Jahn:   Zur Rosentalerweiterung siehe meinen Beitrag vom 28.07. zwischen Michaels und Svens Fotos.
(02.08.2009, 13:41)
Alexander Fuchs:   Ich habe noch den Volierenkomplex in Verdacht, von 1973 mit dem Klinkerbauprinzip.

In Leipzig hat man auch sehr viel mit Klinkerbau gearbeitet. Der Sockel des Menschenaffenhauses war aus Klinker und auch die Stallungen im Rosenthal. Ich würde auch das Rosenthal mit hinzu ziehen und unter Verdacht stellen. Ähnelten die 3 Huftieranlagen ja mehr dem TP-Prinzip.
(01.08.2009, 08:54)
Michael Mettler:   Was stünde denn in Leipzig außer Vogelhaus und Menschenaffenhaus noch unter Graffunder-Verdacht? Die Rosental-Freianlagen? Im Zooplan in "Tiere um uns" (muss kurz nach Seiferts Wechsel von Rostock nach Leipzig erschienen sein) sind die jedenfalls noch Zukunftsmusik.

Übrigens scheinen die Wegepläne der DDR-Zoos extra für dieses Buch angefertigt worden zu sein, da sie mit den sehr vielgestaltigen aus den Zooführern gestalterisch wenig Ähnlichkeit haben. Das Buch stellt also eine offenbar recht brauchbare Momentaufnahme der Großzoos der DDR zum Zeitpunkt X dar (und bietet auch einige Infos über die Lebensläufe mancher Zoodirektoren).
(31.07.2009, 23:24)
Karsten Vick:   Der Beginn einer Karriere, nach DATHE "Aus den Kindertagen des Tierparks" MILU Bd. 3 H. 2 mit Anmerkungen in Klammern von mir: (14.7.1954, Dathe und Schneider reisen nach Berlin, beim stv. OB Fechner werden Nägel mit Köpfen gemacht, der Bau des TP beschlossen) Nachmittags waren wir zu Prof. H. Henselmann, dem damaligen Berliner Chefarchitekten (Stalinallee, Haus des Lehrers) eingeladen. ... Hier erhielt ich nun den offiziellen Auftrag, einen neuen Zoo in Friedrichsfelde nach meinen Ideen zu projektieren. Dann meinte Prof. Henselmann, er habe einen jungen, vielversprechenden Architekten, den er mir gleich einmal vorführen wolle. Es war Herr Heinz Graffunder. "Sagen Sie, Graffunder, wie alt sind Sie eigentlich?" "27 Jahre, Herr Professor." "27 - 27 -" Brille auf den Oberkopf hochgeschoben, mit den Gläsern senkrecht zum Himmel, leichtes Wischen über das Gesicht: "Als ich 27 war (geb. 1905), war meine Zukunft schon Vergangenheit!" (Danach folgt die für mich schönste Szene des Berichts, hat aber nichts mit Graffunder zu tun, sorry! Prof. Schneider hatte darum gebeten, nicht eher an die Presse zu gehen, als bis er persönlich Katharina Heinroth von den Plänen informiert hatte. Also setzte er sich mit Dathe in die S-Bahn und fuhr zum Zoo.) Am Ende unserer geschäftlichen Dinge sagte dann Prof. Schneider: "Nun noch eins, was Sie durch uns erfahren sollen. Es soll ein neuer Zoo in Ostberlin gemacht werden." "Ach, das ist schon so oft gesagt worden." "Aber diesmal wird es Ernst." "Na ja, selbst wenn man unsere Zerstörung rechnet, sind wir 50 Jahre voraus." "Und den Direktor soll Herr Dathe machen." "Na so was, da hätte er auch zu mir kommen können, ich hätte ihn gerne als Assistenten gehabt. Aber meine Mutter hat immer gesagt: Du kannst ihn doch Schneider nicht wegnehmen!"

Und so was steht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift der DDR im Jahre 1971...
(31.07.2009, 23:08)
Michael Mettler:   Ultimatives Forschungs-Objekt ;-)
(31.07.2009, 19:43)
Oliver Jahn:   ...Karsten, verzeih mir...also korrekt:
Das eventuelle Graffunder-Ufo
;-)
(31.07.2009, 19:37)
Karsten Vick:   Oliver, du wirst doch wohl ein Graffunder-Haus nicht "Ufo" nennen - DAS hätt ich von dir nicht gedacht...
(31.07.2009, 19:34)
Michael Mettler:   @Oliver: Ja, genau das UFO im Walde :-)
(31.07.2009, 19:25)
Oliver Jahn:   Das passt hier perfekt rein! Und was tat Seifert? Er ging nach Leipzig und seine dortigen Planungen erarbeitete er zusammen mit wem? Genau, den dortigen Masterplan hat ihm ebenfalls Heinz Graffunder erstellt!!!
Ist mit dem Papageienpavillon das Ufo gemeint??
(31.07.2009, 18:56)
Michael Mettler:   Wird jetzt schwierig, wo der Beitrag nun richtiger aufgehoben ist, hier oder im Rostock-Thread:

"Der Papageienpavillon und das Menschenaffenhaus wurden zu Beginn der Amtsperiode von Zoodirektor Dr. Schwarz vollendet. Die Bauunterlagen für diese Tierunterkünfte und alle vorher fertiggestellten Häuser und Anlagen erarbeitete in Gemeinschaft mit Berliner Architekten der erste Leiter des Rostocker und jetzige Direktor des Leipziger Zoos, Siegfried Seifert. Sein Nachfolger wird bei der weiteren Gestaltung des Geländes die Pläne dieses erfahrenen Mannes berücksichtigen." Gefunden in: "Tiere um uns" von Pilz/Puschmann. Schwarz trat seinen Dienst im September 1964 an.

Ich weiß nun nicht, wieviele Berliner Architekten sich um Zoogestaltungen kümmerten, aber "graffundert" das nicht ganz gewaltig für einige der diskutierten Gebäude?
(31.07.2009, 15:31)
Michael Mettler:   Mit dem "Zoologischen Garten" gab es zudem noch ein gemeinsames Organ der West- und Ost-Zoos, in dem in den 50er und 60er Jahren viele Artikel über Neubauten, aber auch viele Jahresberichte verschiedener Zoos veröffentlicht wurden. Auch das ist eine Form des Ideenaustausches, ganz ohne Reisen. Im Laufe der 60er Jahre wurden allerdings solche Beiträge immer unaktueller (Jahresberichte erschienen z.B. bis zu acht Jahre verspätet). In Zusammenhang mit dem von Oliver Jahn im Erfurt-Thread erwähnten Austritt der meisten DDR-Zoodirektoren aus dem VDZ 1968 wäre es interessant mal zu betrachten, ob sich seit diesem Zeitpunkt auch die Architekturen auseinanderentwickelten...

@Karsten Vick: Deine Bemerkung zum 1. Bauabschnitt des jetzigen Rostocker Menschenaffenhauses "ohne jede Funktion" hat mich auf eine Idee gebracht. Da wir nach wie vor keine sichere Graffunder-Mitwirkung wissen, verlagere ich die aber in den Rostock-Thread.
(31.07.2009, 10:02)
Gudrun Koball:   Den Berliner Zoo zählte Dathe bis Ende der 50er Jahre noch zu den Zoologischen Einrichtungen auf dem Gebiet der DDR.
Dies und die von Dir beschriebene, bis Ende der 50er Jahre bestehende relative Reisefreiheit der DDR-Bürger erwähnte ich ja auch im Erfurt-Thread. Inwieweit sich die Veränderungen nach 1961 (Mauerbau) auch auf die DDR-Zoo-Archtektur auswirkten, kann nur vermutet werden. Jedenfalls musste man ab sofort die Konkurrenz und den Vergleich mit Westdeutschen und anderen Westeuropäischen Zoos nicht mehr fürchten, da das Publikum dort ja nicht mehr hin konnte.
(31.07.2009, 00:21)
Karsten Vick:   In Basel... Na dat passt ja... Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Dathe damals Westdeutschland schon zum Ausland zählte. Auf der Hinreise übernachtete er übrigens im Privathaus von Dr. Grzimek in Frankfurt. Also gerade in den 50er Jahren, von denen wir hier reden, kannten sich viele Zooleute in Ost- und Westdeutschland noch persönlich und es gab auch für die ostdeutschen Kollegen die Möglichkeit, zu Tagungen u. ä. zu reisen.
(30.07.2009, 23:52)
Gudrun Koball:   Alexander Fuchs schrieb:
(Zitat)
Ich denke mal nicht das Herr Dathe sich das abgeschaut hat oder ein Herr Graffunder. Es war ja nicht so als ob man uneingeschränkt reisen durfte. Ein Austausch zwischen Ost und West war ja mehr als schwierig, gerade für die Bürger der DDR.
Deshalb denke ich eher das es einen Austausch gab, aber im Ostsektor von Berlin. Und wer sich da von wem etwas ageschaut, dass lässt sich denk ich mal nicht rekonstruieren.
(Zitat Ende)
In einem Tabellarischen Lebenslauf von Dathe ist folgendes zu lesen:
(Zitat)
Mai/Juni 1954
Erster Auslandsaufenthalt Dathes im Ausland nach dem Krieg.
Teilnahme am Internationalen Ornithologenkongress in Basel.
(Zitat Ende)
Dort war es Dathe bestimmt auch möglich, sich mit den geplanten Baumaßnahmnen im dortigen Zoo vertraut zu machen. Vielleicht wurde Dathe ja auch zu seiner Meinung befragt. Dass er davon dann auch Graffunder berichtete ist mehr als anzunehmen.
(30.07.2009, 23:39)
Karsten Vick:   Wenn sie Pläne für die alten Bundesländer entworfen hatten, warum sollten sie die dann nicht verkaufen?
(30.07.2009, 23:13)
Alexander Fuchs:   Habe da trotzdem meine Zweifel daran, denn so einfach war es doch nicht, der gedankliche Austausch.
Aber was ganz interessantes habe ich gerade erfahren, man hatte Tiefbaupläne, für die alten Bundesländer entworfen und an sie verkauft. Die Mitarbeiter des BMK hatten es am Reißbrett entworfen und dem Leiter vorgelegt und der hatte es verkauft . Na da denk ich als Schelm ähnliches ;)
(30.07.2009, 22:44)
Karsten Vick:   @Alexander: Hab darum mal keine Sorge, der Herr Dathe konnte schon nach Westdeutschland reisen und sich Anregungen holen. Vom Herrn Graffunder weiß ich es nicht, kann es mir aber auch gut vorstellen. Rauskriegen kann man so was aber auf jeden Fall, nämlich imdem man alte Akten liest. Selbst beim Lesen der alten Milu-Hefte ging mir ab und zu ein Licht auf.

Zu Rostock: der Perspektivplan stammt aus dem Jahre 1962. Die Urheberschaft liest sich so: Planverfasser die Zooplanungsgruppe mit Zoodirektor S. Seifert, Dr.-Ing. Urbanski, Rostock und Tierpark-Kollektiv Architekt BDA Graffunder mit Architekt Wenzel und Dipl.-Ing. W. Koch im VEB Berlin-Projekt. Im Jahre 1972 wurde ein überarbeiteter Plan rausgebracht unter der Federführung von Architekt Gerd Vogt, der von da an Chef der Bauabteilung des Rostocker Zoos war und (fast) alle Bauten bis zum Ende der DDR geplant hat: die Huftieranlagen im Erweiterungsgelände, Stelzvogelanlage, Großkatzenanlage (das von Michael fotografierte "Löwenhaus", befand sich ungefähr da, wo jetzt die Löwenfreianlage ist), Seebärenbecken und Großvoliere daneben. Die sind also Graffunder-unverdächtig.
Bei den Bärenfreianlagen ist die Urheberschaft gesichert. Ansonsten entstanden in der Zwischenzeit an endgültigen (!) Anlagen der Papageienpavillon, die Gibboninsel und das Vogel-Reptilienhaus, nur das erste davon einigermaßen entsprechend dem Perspektivplan. Und gerade bei dem sollte es mich nicht wundern, wenn auch Herr Graffunder die Finger im Spiel hätte.
Das jetzige Elefantenhaus war lt. Plan Teil des zukünftigen Menschenaffenhauses, auch genannt "Eine Mehrzweckhalle, die sowohl einige Elefantenkühe beherbergen kann als auch zum Spielkäfig für Menschenaffen umgebaut werden kann". Vom noch existierenden Menschenaffenhaus stand damals auch schon der 1. BA, der liegt lt. Plan am Rande des geplanten Kinderzoos, ohne besondere Funktion. Und auch bei diesen Bauten ... KÖNNTE ...
(30.07.2009, 22:30)
Alexander Fuchs:   Ich denke mal nicht das Herr Dathe sich das abgeschaut hat oder ein Herr Graffunder. Es war ja nicht so als ob man uneingeschränkt reisen durfte. Ein Austausch zwischen Ost und West war ja mehr als schwierig, gerade für die Bürger der DDR.
Deshalb denke ich eher das es einen Austausch gab, aber im Ostsektor von Berlin. Und wer sich da von wem etwas ageschaut, dass lässt sich denk ich mal nicht rekonstruieren.
(30.07.2009, 21:29)
Michael Mettler:   Zu Basel: "Die Entwürfe für das Haus wurden von den Architekten Rasser und Vadi in Zusammenarbeit mit der Direktion des Gartens hergestellt." Im Artikel präsentiert sich Basel nicht direkt als Erfinder, nennt aber die Vorgaben, die im Entwurf zusammengefasst werden sollten: Ausrichtung der Außenkäfige nach Süden (beim alten Haus war ausgerechnet dies die ungenutzte Seite); reichlich Wurfboxen als Rückzugsmöglichkeiten (im alten Haus kaum vorhanden); ein repräsentativer Baukörper sollte vermieden werden, um die Tiere in den Vordergrund zu stellen; gute Ventilation mit bestmöglicher Vermeidung von Geruchsbelästigung; möglichst wenig gehinderte Sicht auf die Tiere (deshalb leichtes Gitterwerk; Freisichtanlagen waren in Basel aus Platzgründen nicht möglich); Berücksichtigung der Erfahrung, die man mit der Kalthaltung anderer Raubtiere (Geparden, Hyänenhunde) gemacht hatte (die Temperatur im Haus sollte im Winter nicht unbedingt höher als 12 Grad sein). Mit Ausnahme der Südausrichtung der Käfige also so ziemlich genau der Gegenentwurf zum klassischen Großraubtierhaus der damaligen Zoos.
(30.07.2009, 21:18)
Oliver Jahn:   Vielleicht Herr Graffunder??
:-))))
(30.07.2009, 21:17)
Liz Thieme:   Kennt ihr denn den Architekten von Basel? Dann könnte man evtl vlt etwas darüber herausfinden.
(30.07.2009, 20:59)
Oliver Jahn:   Die spannende Frage bleibt ja, haben sich die Baseler das in Berlin abgeguckt und nur schneller gebaut, oder war es Dathe, der das von den Baselern übernahm.
Gibt Basel denn selber an, "Erfinder" dieses Modells zu sein?
(30.07.2009, 20:59)
Liz Thieme:   Nochmal zu Meißener Porzellan in Großbauten. So wurde das "Terrassencafé Espresso" im Palast der Republik in Berlin innen mit braun-gelbe Wandfliesen aus Meißener Porzellan gekachelt.
Und nun wieder der Zusammenhang zum ABH: Eine Milliarde Mark soll der 1976 eröffnete Palast gekostet haben: das teuerste Bauwerk der DDR-Geschichte. Fünf Geschosse, 32 Meter hoch, 180 Meter lang. Architekt: Heinz Graffunder!
(30.07.2009, 20:56)
Michael Mettler:   @Oliver: Die Baseler Planer haben spätestens 1954 eine Studienreise u.a. durch Deutschland gemacht, das muss nicht nur der Westen gewesen sein. Wäre immerhin möglich, dass sie dabei mit Graffunder zusammentrafen und Ideen diskutierten.

Auch in Hannover hat man anscheinend für das Baseler Modell die Ursprungsplanung gekippt. Aus dem Vorentwurf von Osterlen aus den 50er Jahren für die Neugestaltung des Zoos ist eigentlich nur das Tropenhaus umgesetzt worden, ansonsten hat der Entwurf mit dem dann umgesetzten Zooplan kaum Ähnlichkeit. Z.B. sind nahezu alle Gebäude des Oesterlen-Planes streng rechteckig, wobei weder Bäreninsel noch Raubtierhaus an ihrem Platz zu finden sind. Offenbar hatte Osterlen andere Pläne in Sachen Raubtiere, die aber nicht verwirklicht wurden. Warum sollte Vergleichbares nicht auch für Graffunder gelten? In anderthalb Jahren Planungszeit für das Alfred-Brehm-Haus konnte schließlich viel passieren...
(30.07.2009, 20:50)
Mel:   für Erfurt habe ich nur Unterlagen der genannten Objekte gesehen. War aber auch kein kompletter Ordner.
(30.07.2009, 20:15)
Mel:   sorry habe ich vergessen mit reinzuschreiben.
War aber auch nicht bei den Unterlagen im Archiv mitdabei.
(30.07.2009, 20:13)
Oliver Jahn:   Jetzt wird es aber eng mit Basel und dem ABH. Es wäre ja auch möglich, dass zwei Tiergärtner in Berlin und Basel auf die gleiche Idee kamen? Denn das Graffunder die Baseler Pläne hatte, das glaube ich kaum. Das Haus selber aber gesehen haben kann er erst 1955. Was hat er dann bis dahin geplant? Oder hatte er lediglich die Boxen erst anders geplant und hat sie dann nachträglich nach Baseler Modell geändert?
Was mir jetzt an der Liste von Mel noch aufgefallen ist, dass das magdeburger Dickhäuterhaus gar nicht genannt wird, allerdings tauchen auch das Affenhaus und das Raubtierhaus in Erfurt nicht auf.

(30.07.2009, 20:05)
Mel:   @MM: Nach dem ich mich jetzt auch mit der Basel-Idee auseinander gesezt habe, denke ich Du könntest Recht haben. Gut möglich das Graffunder sich die Basler Idee zu eigen gemacht hat und modifiziert "nachbaute". Es liegt ja das gleich Konzept vor. Daher wäre das Baselerprinzip die Standartversion, das ABH die Aufgemotzte und Cottbus und Erfurt eine Sparversion.

(30.07.2009, 19:54)
Mel:   So, heute hab ich etwas mehr zeit und da hab ich mich noch mal an alle meine Notizen gesetzt und diese mit den hier erwähnten Daten verglichen, auch entschuldige ich mich für das Chaos durch meine Liste. Als ich diese geschrieben habe hatte ich nicht daran gedacht das Planungszeitrum und Bauzeitraum gemeint seien könnten.
@OJ: mit dem ABH hast Du nur bedingt recht, die Bauzeit alleine betrug rund 7 Jahre die Planungszeit ca. 2 Jahre.
Beschluss zur Entstehung des TP Berlins und damit Planungsbeginn war im August 1954.
Ich hab das jetzt mal versucht besser auf zu schlüsseln:

Berlin Tierpark: „ABH“ / Planung: Ende 1954 - Anfang 1956 Bau: 04.10.1956 – 30.06.1963
Berlin Tierpark: „Tapirhaus“ / Planung: ca. 1964 Baubeginn: ??? (Fundament existierte)
Berlin Tierpark: „Huftieranlagen“ / Planung: ca. 1988
Berlin Tierpark: „Dickhäuterhaus“ / Planung: ca. 81-82 tlw. bis Baubeginn Bau: 1986-1989
Cottbus: „Raubtierhaus“ / Planung: zwischen 1956 bis 1960 Bau: 1966-1968 weitere Objekte: Bärenanlage, Huftierställe, Otteranlage, Raubvögel, Stelzvögel
Erfurt: „Asienhalle“ / Planung: ca. 1958-61 weitere Objekte: Eulenvolieren, Hirschhäuser, Greifenvolieren, Affenrondell, Masterplan
Leipzig: „Giraffenhaus“ / Planung: ca. 1967 (grob im Masterplan von 1966) Bau: nie gebaut
Magdeburg: „Masterplan“ / Planung: ca. 1960
Neustrelitz: „Gesamtplan“ / Planung: 1956-57 weitere Objekte: Wildschweinhaus, Bärenanlage, Raubvogelvolieren, Hirschhäuser, Stelzvogelhaus ? Masterplan?
Rostock: „Bärenkomplex“ / Planung: ca. 1955/56 (eher 56) Bau: 1958 – 1959
Rostock: „Raubtierhaus“ / Planung: ??? Bau: ??? keine Vermerke
Rostock: „Masterplan“ / Planung: ???

So ich hoffe jetzt ist es etwas übersichtlicher. Zu Berlin sei noch folgendes erwähnt auf dem alten Masterplan und dem aus dem Jahre 1988 gibt es noch etliche Bauwerke mehr die teils auch erbaut wurden.
@MM: Mir ist auch die Graffunderplanung für die Schimpansen untergekommen (sollte an der Stelle des heutigen Affenhauses stehen), leider hab ich mir dazu keine Notizen und Skizzen gemacht (Ich und Menschenaffen ;-) ) allerdings sind die heutigen Dschelada-Aussenanlagen gleich der geplanten Anlagen bei den Schimpansen.
LG Mel

(30.07.2009, 19:48)
IP66:   Das Säbelzahntigerrelief scheint mir weder vom Material her noch in seinen Proportionen zum Restgebäude zu passen.
Das angeführte Denkmal für Wilhelm I. war eines der wichtigsten frühen dynatischen Bauprojekte Wilhelms II., der nicht nur seinen Großvater als Reichsgründer angemessen feiern, sondern auch seine Legitimation als Hohenzoller, als Preußenkönig und eben als deutscher Kaiser monumental zu signalisieren. Insofern kommen für mich eigentlich nur die Skupturen der Heldenallee im Tiergarten als ähnlich eng mit der Dynastie verbunden in Frage (das Konzept entstand jedoch ein wenig später), allenfalls noch das Mosaik in der Eingangshalle der Gedächtniskirche (das aber keine Skulptur ist).
(30.07.2009, 19:44)
Liz Thieme:   @MM Richtig es ist ein „Diego“. Dieser ist in Zusammenarbeit mit Eduard Gerhard Clauß entstanden.
Er hat in den 60ern noch weitere Kachelmosaike aus Meißener Porzellan gelegt, ua in Dresden. Warum sollte es daher nicht schon sehr früh mit eingeplant worden sein? (AHB Baubeginn 4.10.1956; Eröffnung 30.6.1963)

Bei den Löwen frage ich mich allerdings, was die mit Hohenzollern zu tun haben.
Die Löwen stammen vom Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal am Berliner Stadtschloss an der Spree. [Bild 1900] Für dieses Denkmal wurde 1889 ein Wettbewerb ausgerufen, welcher 1891 wiederholt wurde. Verschiedene Künstler haben hier mitgewirkt. Der Hauptentwurf für das Denkmal stammt von Reinhold Begas. Der linke Löwe stammt von August Gaul, welcher in Großhanau geboren wurde und an der Königlichen Zeichenakademie Hanau lernte. Später ging er bei Adolf Hildebrand in die Lehre an der Berliner Bildhauerschule, welches den Gegenpol zu R. Begas darstellte.
Der zweite Löwe stammt von August Kraus, geboren in Ruhrort. Dieser lernte an der Berliner Akademie der Künste als Schüler von Ernst Herter und später als Meisterschüler von R. Begas. Nach 1900 schloss er sich Hildebrands neoklassischer Richtung an.
Als 1950 das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal bis auf den Sockel abgetragen wurde, wurden die Löwen vor dem ABH 1964 aufgestellt.

(30.07.2009, 17:40)
Michael Mettler:   Mir fällt erst jetzt auf, dass dieses Mosaik gar keine im Haus gezeigte Tierart darstellt, sondern einen Säbelzahntiger (lange Eckzähne, kurzer Schwanz).
(30.07.2009, 15:09)
IP66:   Bei dem Keramikrelief am Brehm-Haus bin ich mir nicht so sicher, ob es von Anfang an geplant war - normalerweise dekorierte man derartige Kuben mit abstrakter Kunst, doch dergleichen wurde schon früh vom Politbüro verboten. Hohenzollersche Hofkunst dagegen gibt es gleich gegenüber dem Eingang vom Haustierring her, nämlich die beiden Löwen, die man vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal gegenüber des Schlosses in den Tierpark versetzen ließ.
(30.07.2009, 14:19)
Gudrun Koball:   Wir haben in Erfurt das Problem, dass fast keines der Gebäude dort zu finden ist, wo es im Graffunder'schen Plan von 1960 vorgesehen war. Die Tiere, für die man (begehbare) Tierhäuser vorgesehen hatte, waren ja nicht fürs Terrassenquartier / 1. Bauabschnitt bestimmt. In diesem Bereich finden wir nur die Zebra-Anlage, die "Zebuanlage" früher: "Ungarische Pußta" (heute von Zackelschafen bewoohnt) und das besagte Kassenhäuschen im Originalzustand und am Originalstandort vor. Alles andere wurde verworfen oder an einem anderen Standort gebaut oder ist schon längst wieder Vergaangenheit. Somit ist es kein zuverlässiges Indiz, dass im Plan von 1960 das Affenhaus nicht an der heutigen Position zu finden ist, ob es sich nun um einen Graffunder-Bau handelt oder nicht. Das Raubtierhaus ist ja auch ein Graffunder, obwohl es von der Originalplanung erheblich abweicht und auch nicht für diese Position vorgesehen war.
Die Umbauten am Affenhaus bedeuteten in erster Linie eine Erweiterung. Die östliche, innen nicht behehbare, Käfigreihe wurde damals angebaut. Ebenso entstand im Versatz zwischen beiden Gebäudeteilen der großräumige Käfig, der lage Zeit für die Guerezas genutzt worden war. Ob damals auch die Glasscheiben im Innenbereich eingefügt wurden, weiß ich leider nicht. Sie zählten aber meiner Meinung nach nicht zur Originalausstattung, sondern wurden eingefügt, um die Affen bei Übertretung des Fütterungsverbotes in den Innenkäfig zu holen und dort von den Folgen der menschlichen Unvernunft kurieren zu können, ohne dass das Publikum auf den Anblick der Tier verzichten musste.
(29.07.2009, 23:14)
Oliver Jahn:   IP66, den Vorschlag bitte ich bei Bedarf aufzugreifen, denn selbst beim Erfurter Affenhaus ist ja nicht mal sicher, ob es in diesen Thraed gehört. Was für mich nämlich eigentlich dagegen spricht, ist die Tasache, dass dieses Affenhaus im Masterplan gar nicht auftaucht. Graffunder hatte nämlich vor, an der Stelle, an der heute das Nashornhaus steht, die Asienhalle zu bauen, und diese sollte Vögel, aber auch Anlagen für asiatische Affen enthalten.
@Liz, dieses Mosaik hat mich schon immer fasziniert.
(29.07.2009, 20:11)
Liz Thieme:   Hab noch was Interessantes zum ABH. Das Raubkatzenmosaik an der linken Seite wurde aus Meißener Keramik gesetzt.
(29.07.2009, 20:00)
IP66:   Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir dem basler Haus einen eigenen Thread widmen könnten. Was sich für die Folgegauten ergibt, könnte man ja hier einstellen, aber die Struktur des Gebäudes selbst und das anscheinend interessante Verhältnis zu Zürich ließe sich dort besser und nachvollziehbarer klären.
Eine Unterteilung von Niederaffenkäfigen durch Glasbausteine gab es auch in einem der früheren Affenhausbauten der Bundesrepublik, nämlich dem Äquatorium in Duisburg. Auch dort wurden die Käfige von oben beleuchtet, allerdings durch direkte Oberlichter. Die gläsernen Wände sorgten so für ein wenig Seitenlicht. Herr Graffunder hat ja im Brehm-Haus recht systematisch mit keramischen Wandverkleidungen gespielt, allerdings die klassische glasierte Fliese nur dort verwandt, wo für die Wand stärker strukturierende Produkte kein Platz war. In Frankfurt oder Duisburg, vielleicht auch in Erfurt boten die farbigen glasierten Fliesen einen Hintergrund für das Tier, der erheblich leichter zu reinigen war als eine Backsteinwand oder gar eine Holz- oder Kunstfelsverkleidung. Zudem bedeutete die Herstellung der Glasuren und Farben wie der Brand der Keramik ein aufwendiges Verfahren, die Produkte besaß kaum jemand in seiner Privatwohnung, man bot den Tieren also daß, was als Villenluxus nachgerade verschrien war. Die Verbindung von Glas, Licht und keramischer Wandverkleidung, die leichten, kunstvoll geschweisten oder genieteten Gitter, das alles gehörte zu einem gehobenen Haltungsstandard, den man selbst in einem Bau wie dem magdeburger Dickhäuterhaus, daß ja architektonisch eine monumentalere Sprache spricht, nicht vorenthalten wollte.
(29.07.2009, 19:41)
Michael Mettler:   @Gudrun Koball: Was wurde eigentlich an diesem Haus umgebaut? Gab es eventuell die Glaswände vor den Innenkäfigen nicht von Anfang an, und man zog die Decke über dem Besucherraum tiefer, um diese Glasfronten nicht zu groß (und damit deutlich teurer) machen zu müssen?
(29.07.2009, 19:30)
Gudrun Koball:   Ich habe gerade in der Capra von 1972 ein Bild vom Affenhaus vor dem Umbau gesehen. Die Käfigreihe wird hier gleicmäßig durch Wände (anscheinend aus Glasbausteinen) unterteilt, während heute einzelne Käfige durch geflieste Wände abgeteilt sind. Die Wand zwischen den beiden ersten Käfigen wurde (erst nach der Wende?) ganz entfernt. Ãœber das Innere gibt das Foto keinerlei Aufschluss. Bleibt auch noch die Frage, aus wessen Feder das Haus stammt.
(29.07.2009, 16:38)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich hatte unten in Mels Beitrag für das Cottbuser Haus "ca. 1956-60" gelesen und gar nicht in dortigen Zooveröffentlichungen nachgesehen. Und zum Erfurter Affenhaus: Zumindest die Käfigreihe hatte ja etwas davon, wenn Glas einen Eintritt von Licht ermöglichte.

@Gudrun Koball: Wie auf meinem alten Video zu sehen war das Erfurter Robbenbecken offenbar mit dem gleichen Fliesenmaterial ausgekleidet, mit dem das Affenhaus verblendet ist. Die Ähnlichkeit mit einem Schwimmbad ist dadurch frappierend, und wenn es eine Tiergruppe gibt, deren Unterbringung im Zoo einer Turnhalle nahekommt, dann sind das nun mal Affen... Vielleicht sollte die Turnhallen-Ähnlichkeit tatsächlich die Akrobatik ihrer Bewohner symbolisieren?

@IP66: Ich kann die Abbildungen aus dem ZG-Artikel zum Baseler Raubtierhaus einstellen. Würde aber dafür einen passenderen Thread vorschlagen, denn offenbar hat dieses Haus diverse andere sehr beeinflusst, und das führt dann ja vom Thema Graffunder weit weg.
(29.07.2009, 16:27)
Oliver Jahn:   @MM, Mels Beitrag, nach dem das Cottbusser Haus eine abgespeckte Version des ABH war, passt aber doch. Da sind ein paar Zahlen durcheinander gekommen.
Das ABH hatte eine Planungs- und Bauphase von 1956 bis zu seiner Eröffnung 1963.
Das Cottbusser Haus aber wurde erst 1966 begonnen und 1968 eröffnet. Somit wurde Cottbus erst 1968 zum Zoo, bis dahin war dort nur ein Tierpark.
(29.07.2009, 15:18)
IP66:   Milchgls hat noch zwei weitere Vorteile: Im Innenraum wird das Licht gestreut, so daß bei der vergleichenden Affenbetrachtung störende Schlagschattenkanten vermieden werden, und am Außenbau wirkt es als opake Fläche, die die Unruhe der Gitterkäfige im Untergeschoß kontrastiert. Transparente Scheiben hätten dagegen weniger an Mies van der Rohe als an Gewächshausbauten der Gründerzeit erinnert, und letztere galten damals als entschieden unschick.
(29.07.2009, 15:05)
Gudrun Koball:   Das Affenhaus wurde 1977 umgebaut / erweitert. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch im Kindergarten-Alter war, kann ich mich so gut wie gar nicht daran erinnern, wie es davor ausgesehen hatte.
Die kleinen Außenkäfige auf der Rückseite sind mir aber schon immer in Erinnerung. In denen lebten damals Fenneks. Ob vor dem Umbau ein heller lichter Innernraum bestand, weiß ich leider nicht mehr. Ich hatte mich aber (seit ich durch die Hinweise hier im Forum auf solcherlei Dinge aufmerksam gemacht wurde) auch schon über den Sinn der Milchglasverkleidung gewundert.
Allerdings ist der schon geäußerte Vergleich mit Sportanlagen (Turnhallen und Schwimmbäder) aus der gleichen Zeit hier wirklich nicht von der Hand zu weisen.
(29.07.2009, 15:03)
IP66:   Hat jemand Bilder vom alten basler Raubtierhaus? Ich würde zwar den zürcher Bau für im Zweifelsfall wichtiger halten, denke aber, daß, vor allem in Hinblick auf die Rhythmisierung der Käfigreihe durch Wurfboxen, man dieses Gebäude noch einmal genau betrachten sollte.
(29.07.2009, 15:02)
Oliver Jahn:   Michael, mein WARUM bezog sich mehr auf die Frage, WARUM dort überhaupt ein lichtdurchlässiges Material, wenn das Haus innen davon nichts hatte.
(29.07.2009, 15:02)
IP66:   Hat jemand Bilder vom alten basler Raubtierhaus? Ich würde zwar den zürcher Bau für im Zweifelsfall wichtiger halten, denke aber, daß, vor allem in Hinblick auf die Rhythmisierung der Käfigreihe durch Wurfboxen, man dieses Gebäude noch einmal genau betrachten sollte.
(29.07.2009, 14:59)
Michael Mettler:   @Oliver Jahn: Dass das Material am Erfurter Affenhaus Milchglas ist, habe ich gar nicht registriert, auf Gudruns Foto sieht es wie lasiertes Holz aus. Aber ich habe inzwischen ein eigenes, etwas frontaler aufgenommenes Foto angesehen, und da sieht man deutlich Gegenstände durchschimmern. Warum Milchglas, ließe sich allerdings mit praktischen Erwägungen erklären: Zum Putzen müsste man innen wie außen häufig auf die Käfige klettern - an Milchglas fällt Verschmutzung nicht so auf....
(29.07.2009, 14:48)
Michael Mettler:   Ich bin mal wieder in die Falle getappt, dass man dazu neigt, die Bauten in den PR-trächtigsten Zoos an den Beginn von Entwicklungen zu stellen. Denn mir ist gerade erst klar geworden, dass das Alfred-Brehm-Haus erst NACH den Raubtierhäusern in Cottbus und Hannover entstanden ist, so dass diese nicht abgespeckte Versionen von ihm darstellen können bzw. konnten...

Damit rückt in den Bereich des Möglichen, dass die Graffundersche Innengliederung selbst schon ein Vorbild hatte, nämlich das Raubtierhaus in Basel, über das ich inzwischen einen Artikel im unerschöpflichen "Zoologischen Garten" gefunden habe: Dortige Planung abgeschlossen 1954, erster Bauabschnitt (Leoparden, Hyänen, Kleinkatzen) eröffnet 1955, endgültige Fertigstellung nach Hinzufügen des Löwen/Tiger-Traktes 1956. Hier findet sich nicht nur exakt das für Hannover beschriebene Prinzip der teilbaren Innenkäfige und der zwischengelagerten Abteile mit Pflegerzugang und Wurfbox, sondern auch ein treppenförmig zu den Katzen hin abgestufter Besucherraum, Vitrinen für Kleintiere (allerdings nicht zwischen den Katzenkäfigen, sondern ihnen gegenüber), sogar ein Affenkäfig, und nicht zuletzt volierenartige, beiden den größeren Katzenarten mit Zwischenraum von der Hauswand herausragende Außenkäfige mit festem, überdachtem Liegeplatz am Haus und "Naturboden" (Sand, Mergel, Gras)im Rest des Außenkäfigs. Nach Anblick der Abbildungen im Artikel zu urteilen hat Hannover eindeutig das Baseler Haus nachgebaut, aber - vermutlich aus Platzgründen, z.B. wegen der übernommenen Felsenfreianlage - nur für Tiger und Löwen die dortige Form der Außenkäfige übernommen. Und dann würde ich jetzt behaupten, dass auch die umgesetzten Graffunder-Planungen in Cottbus und Berlin auf dem Baseler Prinzip und dortigen Erfahrungen basierten. Basel erwähnt sowohl im Artikel als auch im Jahresbericht für 1956 bereits "unerwartet gute Zuchterfolge mit fast allen Arten" (Leopard, Tiger, Karakal, Serval, Schabrackenhyäne - ausgerechnet die Löwen ließen ein Jahr länger auf sich warten), wie sie im Vorgängerhaus nie zu verzeichnen waren, sowie eine rapide Verbesserung des Gesundheitszustandes und deutlich höhere Aktivität der aus dem alten Haus hierher umgezogenen Tiere. Diese Nachricht dürfte wie Donnerhall durch die damalige Zooszene geklungen sein, also wäre es kein Wunder, wenn alle gerade anstehenden Raubtierhausplanungen nach Basel geschielt hätten. Frankfurt hatte dafür leider zu früh umgebaut (1954 eröffnet), vielleicht deshalb die dort fehlenden Wurfabteile - Basel könnte in dieser Hinsicht der Wendepunkt gewesen sein (nahm aber übrigens selbst offenbar eine Neuerung aus Frankfurt auf, nämlich den durch Glas einsehbaren "Hyänenhof" hinter dem Haus - lustigerweise lösten in beiden Zoos später Mähnenwölfe die Hyänen ab).
(29.07.2009, 14:39)
IP66:   Zu den Bärenanlagen in Friedrichsfelde: Ich denke, daß Herrn Dathes Wünsche nach Nürnberg oder Berlin nachahmenden Naturfelsanlagen Herrn Graffunder einigermaßen schwer im Magen lagen - im Brehm-Hau konnte er sie durch sein architektonisches System gleichsam einfagen und rahmen, im Inneren durch das Shed-Dach regelrecht neutralisieren, aber bei den Bären hatte er wohl keine Chance. In dem Zusammenhang ist auch die Cafeteria, die mittels der Betonstreben die riesigen Tierparkwiesen mit ihren heimatstiligen Ställen durch einen prononciert modernen Entwurf zu neutralisieren versucht.
Die Dachform und die Käfigbeleuchtung im erfurter Affenhaus hat mich bislang nicht irritiert. Mir scheint bei all' den frühen DDR-Tierhausbauten zwar das Ziel von Modernität und Größe angestrebt worden zu sein - doch dies äußerte sich eher in der architektonischen Form als in großen Anlagen. Das mag, wie oben dargelegt, dem traditioneller planenden Herrn Dathe und seinen Vorbildern gar nicht recht gewesen sein, zieht sich aber auch durch den Entwurf des Brehm-Hauses, wo wir ja auch keine besonders großen Innenkäfige finden. Beim Affenhaus sehe ich das ähnlich - angemessene, aber nicht riesige Außenanlagen werden einem schwungvollen, eleganten und leichten Pavillion so vorgelegt, daß dieser nicht als Anlage, sondern als architektonische Invention begriffen wird und zugleich auch noch ein indirektes Licht in die Innenanlagen dringen läßt, das dann auch den Besucherraum erhellt.
zum leipziger Vogelhaus: In dem Gebäude selbst habe ich nicht den Eindruck, daß die einzelnen Bauelemente über das normale handwerkliche Niveau hinaus besonders gestaltet wurden und zudem das, was vom alten Antilopenhaus noch übrig war, irgendwie modern maskiert werden mußte. Die Idee, einen Kubus an Außenstreben aufzuhängen, taucht sonst bei Herrn Graffunder, so weit ich das übersehe, nicht auf, gerade die berliner Tierparkcafeteria macht deutlich, daß dergleichen in diesem Büro anders verstanden und gesehen wurde. Mit solchen Adaptionen tat man sich, wenn man nicht gerade Heimwerker war, in der DDR meines Wissens nach eher schwer, zumal ja auch der historische Bruch zur Legitimation der Diktatur zu dienen hatte.
Zu der Vorbildlichkeit der DDR-Bauten im Westen: Ich habe den Eindruck, daß, von einigen durchaus wichtigen Ausnahmen abgesehen, den westlichen Zoos weniger Gestaltungskapazitäten für die Bauprojekte zur Verfügung standen, und diese wegen des ausgeprägt nichtkulturellen Selbstverständnisses der meisten Zoos auch weniger Beachtung fanden. Die DDR mit ihren wenigen, aber außerordentlich anspruchsvollen Tierhausgroßbauten stellte da eine andere, von manchem westlichen Zoobeschäftigten vielleicht in dieser Hinsichta auch für besser gehaltene Welt vor, deren Ideen man zumindest kennenlernen wollte. Diese Vorbildfunktion galt vielleicht für die Pläne stärker als für die ausgeführten Bauten, bei denen ja je länger desto mehr Probleme auftauchten. Ich denke, daß mit den großen Zooneubauten in Hannover, München oder Münster dieses Verhältnis verschwand, auch wenn diese Pläne eher Großanlagen denn Großbauten enthielten. Auf der anderen Seite mag gerade in den 80er Jahren, als die Zookritik sich auch durch Neuplanungen wie das duisburger Delphinarium nicht zufriedenstellen ließ, der Blick wieder in den Osten geschweift sein. Ich weiß allerdings nicht, was ein durchschnittlicher West-Zooleiter im Angesicht des friedrichsfelder Dickhäuterhaus gedacht haben könnte: Dergleichen paßte, trotz einer Art Plattenbaukuppel, nicht zur Postmoderne, hatte auch nichts mit den ersten Erlebniszooideen zu tun und war auch noch so geräumig, daß es einen mittleren Westzoo zur Hälfte überdacht haben würde, wobei man der Dichtigkeit der Überdachung nicht einmal recht trauen konnte.
(29.07.2009, 14:35)
Oliver Jahn:   Ich will nicht zu weit vom Thema abschweifen, aber bzgl. des Erfurter Afffenhauses habe ich gerade festgestellt, dass die Verkleidung ja aus Milchglas besteht. Da stellt sich natürlich wirklich die Frage, wozu man das gemacht hat.
(29.07.2009, 14:26)
Oliver Jahn:   @Michael, leider hat Erfurt nie sehr viel publiziert, daher kann ich nur auf die allseits bekannten Druckwerke zurückgreifen. Und da findet man das Haus nur mit der Unterschrift "Das Affenhaus von 1966" bereits mit Verkleidung. Das Bild sieht schon recht ursprünglich aus, denn es gibt keinerlei Begrünung drum herum. Die Decke im Innenraum kann aber natürlich auch erst später eingezogen worden sein. Ich kenne den Zoo erst ab Mitte der 70er Jahre und da war die Decke bereits so niedrig, wie heute auf meinem Bild. Aber vielleicht hat Gudrun da mehr Erinnerungen.
(29.07.2009, 14:14)
Oliver Jahn:   @Gudrun, genau das ist es ja, Graffunder arbeitete für VEB Berlin-Projekt. Rainer Grube aber nicht. Deshalb macht es mich ja so stuzig. Dass Graffunder ein ganzes Team von Architekten (oder besser ein Kollektiv ;-)) beschäftigt hatte, davon gehe ich aus. Grube aber gehörte nicht dazu, daher meine Verwunderung.
(29.07.2009, 14:01)
Michael Mettler:   @Oliver Jahn: Ich wundere mich nur über die Wandverkleidung, die eigentlich wenig Sinn ergibt. Denn wozu diese Höhe, wenn doch sowohl Außen- als auch Innenkäfige so viel niedriger sind? Mit Glas ergibt das dagegen einen Sinn: Affen-Außenkäfige wurden klassischerweise zur Sonnenseite hin ausgerichtet, und diese konnte man durch die Pultform auch zur Ausleuchtung des Hausinneren nutzen. Durch Einbringen von Pflanzen hätte das Haus dann ein wenig Tropenhallen-Charakter gehabt, bis hin zu den ebenfalls durch eine solche Glasfront ausgeleuchteten Vitrinen an der gegenüberliegenden Seite (hatten die überhaupt von Anfang an Außenkäfige?).
(29.07.2009, 14:01)
Gudrun Koball:   Dass die Entwürfe wohl von verschienen Architekten stammen, wohl aber in der zeichnerischen Umsetzung identisch sind, könnte daher rühren, dass Graffunder ja mit einem ganzen Stab an Mitarbeitern - also auch Architekten - im VEB Hochbau zusammen arbeitete. Die Zeichnerische Umsetzung könnte dann für mehrere Architekten zentral von den zuständigen Bauzeichnern erledigt worden sein. (Ãœber die innere Struktur und Größenordnung des VEB Hochbau weiß ich nichts Näheres, würde aber von ähnlichen Betrieben der DDR darauf schließen.) Hat eigentlich jemand aus Graffunders Familie auch im VEB mitgearbeitet? Ich war bei einer Zeichnung im Erfurter Zooführer (1960)darüber "gestolpert" dass als Zeichner einer Abbildung "E. Graffunder" verzeichnet war.
So wie viele "echte" Cranach-Gemälde wohl aus seiner Werkstatt nicht aber vollständig von seiner Hand angefertigt wurden, müssen wir uns wohl auch bei Graffunder im klaren sein, dass hinter der Marke "Graffunder" wohl auch mehrere andere Architekten zu vermuten sind. Beim ursprünglich geplanten Erfurter Dickhäuterhaus (Nähe Axmanns Hof) stand beim Entwurf ein gewisser K. Tempel aus Dresden verzeichnet.
(29.07.2009, 13:37)
Oliver Jahn:   Dann müsste die Innendecke im Besucherraum später abgehängt worden sein, denn sie ist ja nur auf der Höhe der Käfigreihe eingezogen. Das erste Bild dieses Hauses im Capra Heft zeigt bereits eine Verkleidung über den Käfigen. Obwohl ich sagen muss, dieses Haus erinnert mich immer eher an Hannover und die Oesterlen-Schule.
War das jetzt richtig IP66?
(29.07.2009, 12:27)
Michael Mettler:   Hatte das Erfurter Affenhaus möglicherweise oberhalb der Außenkäfige im Originalzustand eine Glasfront und demzufolge einen lichtdurchfluteten Innenraum...?
(29.07.2009, 12:24)
Oliver Jahn:   ...und die Anlage für Robben und Delphine in Warnemünde.
(29.07.2009, 11:57)
Oliver Jahn:   Hier aber noch zwei gesicherte Graffunder für Rostock, die leider auch nie umgesetzt wurden.
Das Affenhaus.
(29.07.2009, 11:56)
Karsten Vick:   @Michael, Mel & Oliver: Genaueres zu Rostock kann ich erst heute abend beisteuern, aber damit ihr nicht bis dahin falschen Theorien nachjagt, mal was zur Raubtierhaltung. Das "Löwenhaus" ist nicht von 1956, sondern aus den 70er Jahren. Die Käfige waren immer so groß wie 1990 und nie auf die Fläche der erhöhten Plattformen beschränkt. Es ist irgendwie schon eine abgespeckte Variante des von Mel eingestellten Plans, aber eigentlich sollte das Raubtierhaus im Erweiterungsgelände gebaut werden. Das Tiger-, jetzige Binturong-Mandrillhaus war in der ursprünglichen Planung (Perspektivplan von Graffunder) für Tropenbären, mit Freianlagen bestimmt. Zur Zeit des Perspektivplans bestand es noch nicht, kam aber kurz danach und kann durchaus von Graffunder sein.
(29.07.2009, 11:50)
Oliver Jahn:   Giraffen sind keine Dickhäuter? Jetzt bin ich ja platt... ;-) Aber genau deshalb schrieb ich ja, es blieb bei den nichtumgesetzten Plänen Graffunders durchaus nicht nur bei Affenhäusern. Und so hatte ich deinen Satz verstanden. :-)
Aber damit dieser Thraed hier noch mal mehr ein Gesicht bekommt:
Ãœber wen reden wir hier eigentlich?
(29.07.2009, 11:42)
Michael Mettler:   @Oliver: OK, aber Giraffen sind weder Dickhäuter noch Großraubtiere :-) Worauf ich hinaus will: Wurden Affenhausprojekte eventuell eher nachrangig behandelt, weil die "Planstelle Affe" mit robusten und leicht verfügbaren Arten (Makaken, Paviane, Grüne Meerkatzen, Kapuziner) leichter in weniger aufwändigen Anlagen oder sogar Provisorien unterzubringen waren als Elefant, Tiger & Co.?
(29.07.2009, 11:37)
Oliver Jahn:   ...und hier bin ich nun wirklich ratlos. Das ist eine Planung für den Bau des Vogelhauses in Leipzig. Dieses Haus steht so noch heute, allerdings sind einige Teile des alten Antilopenhauses integriert. Wer diesen Entwurf sieht, wird feststellen, dass er dem garantierten Graffunder für das Giraffenhaus sehr ähnlich ist, sogar die stilisierten Menschen sehen gleich aus. Dennoch finden sich eindeutige Aufzeichnungen, die Graffunder mit dem Umbau des Vogelhauses überhaupt nicht in Verbindung bringen. Hier wird eindeutig Rainer Grube als Architekt benannt, und der arbeitete auch nicht zufällig in Berlin, sondern in Leipzig.
(29.07.2009, 11:34)
Gudrun Koball:   Hier mal das Erfurter Affenhaus - Graffunder oder nicht? Weiß jemand Genaueres?
(29.07.2009, 11:30)
Oliver Jahn:   Nicht ganz Michael, hier noch ein paar andere nicht umgesetzte Häuser.
Giraffenhaus in Leipzig
(29.07.2009, 11:27)
Michael Mettler:   Was mir gerade auffällt: Ist es nur Zufall, dass wir in der Graffunder-Diskussion vor allem Häuser und Freianlagen für Großkatzen, Bären und Dickhäuter finden? Blieb es bei Affen(um bei weiteren Besucherlieblingen zu bleiben, die gewöhnlich Schauhäuser bekommen) eher bei nie umgesetzten Planungen als bei den genannten Artengruppen?
(29.07.2009, 11:13)
Michael Mettler:   Und auf Wunsch von IP66 noch das Alfred-Brehm-Haus im TP Berlin mit den originalen Graffunderschen Außenkäfigen (1990 aufgenommen).
(29.07.2009, 11:08)
Michael Mettler:   Löwenhaus Rostock, 1990. Sieht mir danach aus, als seien die Außenkäfige nach 1956 (Baudatum) nachträglich erweitert worden und hätten ursprünglich nur den aufgesockelten Bereich eingenommen.
(29.07.2009, 11:06)
Michael Mettler:   @Mel: Ich tippe eher auf Braunbären links, eben wegen der abteilbaren kleinen Anlage, die man auch als Mutter-Kind-Gehege nutzen könnte. Aber: Es war auch noch ein Bärenschaufenster vorgesehen, was ebenfalls Potenzial für Braunbären (auffälliger als Tropenbären) barg. Wenn ich mir die Position von Dickhäuter- und geplantem Raubtierhaus in der Magdeburger Zielplanung ansehe, müsste die untere Bärenanlage nach Süden weisen, was dann wiederum für die Nutzung als Tropenbärenanlage spräche. Vorstellbar wäre: Im Bärenschaufenster Braunbären (robust und unübersehbar), in der mehrteiligen Anlage rechts Eisbären (kühlere Ostseite; Zucht schwierig, deshalb kein Mutter-Kind-Gehege), unten Malaien- und/oder Lippenbären (sonnigste Anlage; Zucht siehe Eisbär), links Kragenbären (als Westseite immer noch relativ warm; Zucht wahrscheinlicher als bei anderen Tropenbären, deshalb mit Mutter-Kind-Gehege).
(29.07.2009, 11:04)
Mel:   Oli, nein ;-) direkt hat graffunder nix mit dem Berlin Zoo Raubtierhaus zu tun, nur eben das Konzept von Schaubereich-Schiebern-Wurfbox usw. bzw. dren Ableitung. Und die Fotos hatte ich auch gerade parat.

@MM: was das Hannoversche Raubtierhaus betrifft meinte ich die "großen" Käfige auf der längst Seite gegen über der Empore ;-)
In Punkto Geschäftbeziehungen ;-) das erinnert mich immer wieder an die Grundrisse von Nürnberg und Hannover in den den alten Graffunderunterlagen fand, also gab es in dem Sinne die Innerdeutsche Grenze nur bedingt in Zoologischen Kreisen ;-)

Der vergrößerste Ausschnitt von Magdeburg zeigt mir deutlich die Ähnlichkeit zu Rostock. Ich würde mal sagen: rechts wie Du schon sagtest die eisbären, unten Braunbären, links unten eine Tropenbärart und links oben Jungbären Anlage. So war es zumindest auf dem Papier für Rostock gedacht.
(29.07.2009, 09:57)
Oliver Jahn:   Nur noch mal so zum Verständnis, das Raubtierhaus im Zoo Berlin hat aber nichts mit Graffunder zu tun, oder?
Der Entwurf für Rostock sieht gut aus, ist aber auf keinen Fall der Tigerkäfig. Eher ist es das letzte Löwenhaus, wenn man sich statt der Besucherhalle einen für Besucher nicht begehbaren Innenhof vorstellt.
(29.07.2009, 09:41)
Michael Mettler:   Anbei die Graffundersche Magdeburger Bärenplanung.

@Mel: Es gab in Rostock ZWEI Großkatzenhäuser, dein Grundriss dürfte dann wohl das Löwenhaus zeigen, das auf der Fläche der heutigen Großkatzenanlagen stand. Das Tigerhaus steht wie gesagt noch heute, nur dass eben keine Katzen mehr darin gehalten werden. Weiter unten habe ich ein Foto von 1990 eingestellt. Vom gleichen Besuch habe ich auch eines vom Löwenhaus, suche ich noch mal raus.

Je nachdem, was du unter Vollbesatz verstehst (mit Jungtieren?) war eine Innenreinigung im Hannover-Typ des Raubtierhauses durchaus möglich, ohne Tiere nach draußen zu schiebern. Immerhin hatte fast jedes Paar zwei Innenkäfige (bzw. einen großen mit Trenngitter) zur Verfügung, zum benachbarten Paar hin gab es eine von beiden Seiten her nutzbare Wurfbox, und jeder (Teil-)Innenkäfig hatte einen eigenen Pflegerzugang mit Futterluke in den "Zwischen-Räumen". Somit konnte man als die beiden Tiere in drei "Räumen" so lange hin und her schiebern, bis der jeweils freie gesäubert war, ohne auch nur einmal den Schieber nach außen öffnen zu müssen. Alle Schieber wurden übrigens vom vor den Käfigen entlang laufenden Pflegergang aus bedient, die Hydraulikhebel (früher eventuell Griffe von Seilzügen?) befanden sich unterhalb des Frontgitters am Käfigsockel. Das gab bei der öffentlichen Fütterung einen zusätzlichen (beabsichtigten?) Show-Effekt, da die Katze Auge in Auge mit dem Pfleger durch den Schieber kam und oft erst mal auf ihn (und damit auch auf das hinter ihm wartende Publikum) zusteuerte, bevor sie sich ihr bereitliegendes Fleischstück griff.

Anhand deiner Skizzen und Schilderungen und der Chronologie scheint es mir durchaus wahrscheinlich, dass das hannoversche Prinzip ein (durch Zusammenlegen von Treibgang und Wurfbox) an engere Raumverhältnisse angepasster Nachbau bzw. eine rationelle Weiterentwicklung der Graffunder-Struktur im ABH ist, allerdings kombiniert mit mehreren Außenkäfigen nach Baseler Vorbild (vom dortigen Haus weiß ich leider nichts über den Innenaufbau und kann mich auch nicht an ihn erinnern). Da Ruhe überall Kontakte hatte und auch selber in Sachen Haltung und Schaustellung kreativ war, wäre es eine logische Folge, dass er sich Brauchbares für seine Zoos abguckte, wo immer er auf seinen Dienstreisen war, und andererseits den dortigen Zoochefs auch eigene Ideen bzw. bewährte Vorbilder lieferte. Und zumindest die großen DDR-Zoos unterhielten Geschäftsbeziehungen zu Ruhe, wie aus Jahresberichten und Chroniken zu ersehen ist.
(29.07.2009, 09:38)
Mel:   @MM: Was die Magdeburger Planung und den darin enthaltenen Bärenkomplex betrifft, das sieht nicht nur stark nach Rostock aus ;-) das ist fast (bis auf ein paar Kleinigkeiten) genau das gleiche Konzept.
(29.07.2009, 08:14)
Mel:   Ha gefunden ;-)
Dies ist wie erwähnt ein Nachbau an Hand meiner Notizen zu Graffunders Unterlagen, leider gab es kein Datum bzw. Datumsvermerk in dem entsprechenden Schriftgut.
(29.07.2009, 07:41)
Mel:   @MM: Leider hab ich kein Bild vorm Innerenauge was das Tigerhaus betrifft jedoch gab es in den Unterlagen zum Bärenkomplex eine Skizze von Graffunder für ein Rostocker Raubtierhaus ich habs mal am PC nach gebastelt. ;-) ich such mal die Abbildung.
(29.07.2009, 07:34)
Mel:   Und noch eine Abbildung, wieder Zoo Berlin, drei Schaueinheiten der vierer Kombi des Tigertraktes bei geöffneten "Großschieber".
(29.07.2009, 07:30)
Mel:   Hier noch zwei Bilder der Vorrichtungen im Zoo Berlin, die eine Fütterung auch ohne Aussperrung der Tiere im Beispiel 3 ermöglicht.
(29.07.2009, 07:26)
Mel:   So ich habe mal zur optischen Verdeutlichung eine Skizze angefertigt in der man das erwähnte wiederkehrende Prinzip erkennen kann.
Teil 1 in der Abbildung zeigt das im Alfred Brehm Haus angewendete Schema, Teil 2 das Cottbusser Schema und Teil 3 ein Schema welches in abgewandelter Form im Zoo Berlin und im alten Raubtierhaus in Hannover (Leopardentrakt)zu finden war.
Bei der Planung im ABH (1) wurde von Anfang an das Hauptaugenmerk auf die Ausstellung so vieler Arten wie möglich und deren Zucht gelegt. Dies bedeutete viel Platz und die Einplanung von je einer Wurfbox je Schaueinheit. Aufgrund des gewünschten Alleinstellungsmerkmales des zu errichtenden Hauses, und der vorhandenen Freifläche, war wohl Platz das geringste Problem und so wurde für einen entsprechenden größeren „Pflegerbereich“ je Schaueinheit gesorgt, dieser Bereich beinhaltete eine Wurfbox (diese ist auch dem Pfleger zugänglich) einen Treibgang, Zugang zu der vorgelagerten Vitrine, Zugang zu der Innenanlage und die Schieberkontrollen. Die Fütterung erfolgt über den Zugangsschieber. Aufgrund des separierten Treibganges ist es möglich ein Tier durch die komplette Hausseite von einem Ende zum anderen Ende zu „leiten“, ohne die entsprechenden Bewohner zwingend auf die Außenanlagen schiebern zu müssen, da diese auch während des Vorganges in die Wurfbox gesperrt werden können. Auch bei Reinigungsarbeiten ist so das „Absperren“ der Tiere mit zwei Optionen möglich. Je Schaueinheit ist hier je eine Außenanlage angesetzt.

Teil 2 (Cottbus) ist ein „abgespeckte“ Variante dieses Prinzips, ermöglicht aber auch ein komplettes „Durchleiten“ eines Tieres, jedoch müssen bei dieser Variante (Treibgang und Wurfbox fungieren als eine kombinierte Einheit) die Bewohner der einzelnen Schaueinheiten hierzu auf die Außenanlagen geschiebert werden. Allerdings ist ein „Durchleiten“ während der Geburtsphase und der Aufzuchtsphase (in den ersten Wochen) nicht möglich. Auch hier erfolgen Fütterung und Zugang durch die Schieber im Pflegerbereich. Den Innenanlagen waren ursprünglich zum größten Teil eine Außenanlage angesetzt. Jedoch gab es im Bereich der Löwen eine größere Außenanlage der zwei Schaueinheiten angeschlossen Waren.

Teil 3 zeigt eine Variante bei der das Augenmerk je Tierart auf einem größeren Schaubereich liegt. Hier liegen Wurfboxen und Pflegerzugänge jeweils an den Endseiten des Komplexes. Ein Durchleiten der Tiere ist nur bei „Aussperrung“ der Bewohner auf die Außenanlage möglich. Ach reinigungsarbeiten bei Vollbesatz des Komplexes ist nur während Außenaufenthalt der Tiere möglich. Die Fütterung erfolg bei den beiden zentralen Schaueinheiten über die Gitterfront. Die Anzahl der angesetzten Außenanlagen variiert hier. Auch die Größe der Verbindungschieber variiert hier, im Zoo Berlin handelt es sich bei dem , der Besucherseite naheliegenden Schieber um einen „Großschieber“, der über mehr als die Hälfte der Tiefe der Schaueinheit reicht.

(29.07.2009, 07:14)
Michael Mettler:   @Gudrun Koball: Im Gegensatz zu der von dir geschilderten Methode hat das Prinzip mit der Futterluke zum Nebenraum den Vorteil, dass das Tier nicht ausgesperrt werden muss, weil nämlich der Pfleger die Käfigtür gar nicht erst öffnen muss. Und empfindliche Pfleglinge müssen im Winter nicht zwecks Käfigreinigung in die Kälte ausgesperrt werden, sondern man kann sie in der Wurfbox absperren. So gesehen wäre das Erfurter Haus also auch nur für robuste Arten konzipiert gewesen.
(28.07.2009, 23:40)
Gudrun Koball:   Gefüttert wurde meiner Erinnerung nach in Erfurt immer im Innenkäfig. Hierzu wurden die Tiere in den Außenkäfig gesperrt und der Pfleger betrat den Innekäfig durch die jeweilige Gittertür.
(Jeweils im linken drittel des Käfiggitters war eine halbhohe Tür - auf dem Bild von Oliver Jahn gut zu erkennen) Wenn die Portion platziert und der Käfig wieder frei und verschlossen war, wurden die Tiere wieder hereingelassen.
Was Magdeburg betrifft, kann ich nur dieses Bild eines Löwenkäfigs beisteuern. (Mehr ein "Doppelportrait" als ein Anlagenfoto, aber was anderes hab ich von damals nicht)
Nachtrag zu Erfurt: Da in Erfurt nicht gezüchtet wurde - mir ist jedenfalls kein Wurf bekannt - waren natürlich auch keine Wurfboxen vonnöten. Dafür standen neben dem eigentlichen Raubtierhaus noch drei völlig separat stehende Einzelkäfige, deren Innenbereiche aber nicht einsehbar waren. Diese standen aber mit dem Haupthaus optisch in direkter Beziehung.
(28.07.2009, 23:25)
Michael Mettler:   Allen diesen Raubtierhäusern ist noch gemeinsam, dass sie keine dicken Eisenstangen mehr als Gitter verwendeten, sondern leichtes, "durchsichtigeres" Gitter. Damit musste dann aber auch die "Bedienung" umgestellt werden, denn der Pfleger konnte die Fleischportion nicht mehr wie in alten Häusern zwischen den Stäben durchstecken. Die Zwischenabteile für Wurfboxen boten also gleichzeitig den Vorteil, von dort aus durch Luken füttern zu können.

Beim Nachlesen in der Magdeburg-Chronik fand ich erwähnt, dass Graffunder 1960 auch die Zielplanung für den dortigen Zoo erstellte, die ich im Magdeburg-Thread schon mal eingestellt hatte. Und da fiel mir jetzt noch besonders die Planung der Bärenanlagen auf: Ein Innenhof für den Pfleger, umgeben von den Stalltrakten, und umlaufend mehrere grabenbegrenzte Freianlagen, davon eine aufgrund des großen Wasserteils wohl für Eisbären. Die eingezeichneten Strukturen und Trennwände würde ich eher als Naturstein denn als Beton a la Rostocker Eisbärenanlage interpretieren. Zwar wurde die Magdeburger Anlage nie gebaut, aber der 1965 bis 1969 errichtete Komplex für Eis- und Tropenbären im Berliner Zoo zeigt für meinen Geschmack ein nur wenig modifiziertes Prinzip der Graffunder-Idee....
(28.07.2009, 22:56)
Oliver Jahn:   Ich habe die "aufgelockerte Käfigreihe" für ein Graffunder-Merkmal gehalten, welches man im TP Berlin und auch in Cottbus findet. Daher empfand ich Erfurt eher als eine Abkehr davon, also nicht so ganz typisch, für seine sonstigen Bauten. Bei den Außenkäfigen hingegen, wie sie auch von Guddy dargestellt sind, trifft dieses Prinzip wieder sehr genau zu.
(28.07.2009, 22:54)
Mel:   Danke ;-)

Naja abkehr nicht wirklich, diese direkt aneinander liegenden Käfig sind auch in Berlin Zoo vorhanden, die Wurfboxen sowie Pflegerzugänge liegen dann an jedem ende der Käfigreihen. In gewisser Weise ist dies eine noch abgespecktere Version des ganzen, in der man sich auf einzelne Arten konzentriert. Bei der Variante würde ich es so deuten das die Austellung mehr im Vordergrund stand als die Zucht.
(28.07.2009, 22:42)
Oliver Jahn:   Es waren nach meiner Erinnerung auch nur 4 Käfige in einer Reihe und einer an der Stirnseite.
(28.07.2009, 22:40)
Oliver Jahn:   O.K., damit kann ich leben! ;-)
Erfurt wäre dann aber eine Abkehr von dem unten beschriebenen System der unterbrochenen Käfigreihen. Hier lagen ja die Käfige direkt an einander.
(28.07.2009, 22:34)
Mel:   Tut mir Leid da bin ich vorhin selber mit all den Städten nicht mehr klar gekommen.


Für das Cottbusser Raubtierhaus habe ich die Planungsunterlagen gesehen, mit in diesen Unterlagen waren Notizen und bermekungen zu Rostock und Erfurt.

(28.07.2009, 22:32)
Mel:   Oh oh ...Kiloweise Asche auf mein Haupt
*schäm* meinte das Erfuter Raubtierhaus...bin durcheinander gekommen.

Sorry
(28.07.2009, 22:25)
Oliver Jahn:   Jetzt wird es ganz verwirrend...an welchem Leipziger Raubtierhaus war Graffunder beteiligt? Beide Häuser sind doch viel älter und wurden auch nicht umgebaut.
(28.07.2009, 22:04)
Michael Mettler:   @Mel: Weißt du, ob das Rostocker Tigerhaus (heute Binturongs/Mandrills) "ein Graffunder" ist? Ich habe inzwischen wenigstens sein Entstehungsdatum herausfinden können: 1956, also noch vor dem Graffunderschen Bärenkomplex (in drei Abschnitten 1958-60 errichtet) - und weit vor der Leipziger Tigerfarm (1968) als spezielles Gebäude für Tiger (denn es gab in Rostock noch ein Löwenhaus).
(28.07.2009, 21:43)
Mel:   Sofern ich mich richtig erinnere, soll auch am Leipziger Raubtierhaus das Kollektiv Grafunder beratend tätig gewesen sein.
An der Eisbären-Anlage TP Berlin war Grafunder ebenfalls beteiligt. Die hinter den Anlagen liegenden Stallgebäude zeigen eindeutig das gleiche Grundprinzip.
Den von MM erwähnte innerdeutsche Informationsaustausch muss es gegeben haben, da ich in den Planungsunterlagen zum Leipziger Giraffenhaus (nie gebaut) Kopien der Grundrisse vom Nürnberger und Hannover'schen Giraffenhaus vorfand, welche teils handschriftliche Notizen und Veränderungen von Grafunder enthielten.
Beim Cottbusser Raubtierhaus handelt es sich um eine abgespeckte Version des ABHs, welche Grafunder zeitgleich zum ABH-Bau entwarf und an ihr aus Platzmangel leichte Veränderungen (verkleinerter Pflegerbereich zwischen den Innenanlagen) vornahm. Das hier von MM erwähnte Prinzip, lässt sich in sehr vielen Raubtierhäusern vorfinden.
(28.07.2009, 21:17)
Gudrun Koball:   Hier ein Bildermix aus alten (1984) Erfurter Raubtier-Fotos. Alle (bis auf den Geparden) stammen vom alten Erfurter Raubtierhaus.
Oliver Jahn hatte im Erfurt-Thread noch aussagekräftigere Bilder eingestellt.
(28.07.2009, 20:35)
Michael Mettler:   @IP66: Was die Auflockerung von Käfigreihen betrifft, so sorgte in Hannover das Zwischenschalten von Wurfboxen (gab es im alten hannoverschen Haus und wohl überhaupt in vielen alten Raubtierhäusern nicht) in gewisser Weise dafür. Nur befinden/befanden sich in Hannover und Cottbus keine Vogelvitrinen vor diesen Zwischenblöcken, sondern die Pflegertür zu diesen Abteilen, von deren Vorraum aus auch der Innenkäfig betreten werden kann, weist/wies zum Besucher hin. Zu den Innenkäfigen der Tiger und Löwen fiel der Besucherraum schräg ab (stolpersicherer als mit Stufen - aus Problemen eventueller Vorbilder gelernt?), vor der Reihe der Leoparden- und Jaguar-Innenkäfige gab es neben dem normalen Besucherwegniveau parellel eine leicht erhöhte Empore, deren Rückwand mit einem Wandgemälde über die volle Länge des historischen Haustraktes geschmückt war. Den Haupteingang zierte das Mosaik eines schwarzen Panthers, allerdings nicht an der Hauswand, sondern quasi als "Fußmatte" vor der Tür - es war also keineswegs nur ein Zweckbau, wenn auch mit dem Hintergrund bestmöglicher "Produktion" für den Ruheschen Tierhandel umgebaut, für die das Haus im Original offenbar wenig taugte. Die Bäreninsel (eigentlich Löweninsel) war im Original von 1924 nur ein Erdhaufen, dessen Böschung mit ein paar hineingesteckten Felsblöcken mehr schlecht als recht abgefangen wurde. Man hatte um gewachsene Erde herum einen Wassergraben ausgehoben (es gibt Fotos vom Bau), von einem quadratischen Sockel kann keine Rede sein. Die Komplettverfelsung der Anlage ist wahrscheinlich auf die erste Zeit nach der Pachtübernahme durch Ruhe zurückzuführen, nachdem man vorher schon eine inselförmige Felskuppe mit Trockengraben für kleinere Bären an anderer Stelle errichtet hatte. Im Grunde stellen die Eisbärenanlagen beider Berliner Gärten lediglich pompösere Versionen der hannoverschen dar.

Ist eigentlich die TP-Eisbärenanlage auch ein Graffunder-Entwurf? Sie bietet ja einen auffallenden Kontrast zu der Rostocker.
(28.07.2009, 19:52)
IP66:   Für die Bärenanlagen im Tierpark würde ich eher die faschistischen Vorbilder heranziehen, die man allerdings auf die hannoveraner Anlage zurückführen könnte. Mir scheint allerdings, daß diese erste Anlage nicht viel mehr vorstellt als einen mit markigen Natursteinen verkleideten viereckigen Sockel, während die Löwenanlage in Berlin und auch die beiden berliner Bärenanlagen landschaftsarchitektonische Effekte anstreben. Das war in Hannover wegen des angrenzenden Raubtierhauses und der symmetrischen Umgebung sicher nicht so einfach und muß nicht als Defizit betrachtet werden, macht aber eine direkte Einflußnahme unwahrscheinlich, gerade weil diese quadratische Grundform noch ein wenig an Bauhaus-Konzepte gemahnt.
Zum Umbau des hannoveraner Raubtierhauses kann ich nicht genug sagen, weil ich das Gebäude, vor allem in den Details, zu wenig kenne. Charakteristika der Graffunder Häuser wären meinen Einblicken nach die Vermeidung von Käfigreihen durch Isolierung der Haltungseinheiten voneinander, die inszenierten Blicke in die einzelne Anlage hinein sowie eine sehr sorgsame Gestaltung der Wand- und Deckenverkleidungen, aber auch der Gitter und Besucherebenen. Allerdings, und das macht die Sache schwieriger, kennen wir bisher ja nur Neu-, keine Umbauten dieses Architekten, in Hannover mußte ein mehrfach adaptierter Altbau hergerichtet werden. In Hinblick auf den Bauherren scheint mir ein Blick auf Gelsenkirchen nützlich, wo das Raubtierhaus der konventionellste Tierbau war, mit Käfigreihe, Walmdach und kleinstdenkbarem Besucherraum praktisch ohne architektonische Ambition. Mit Blick auf Gelsenkirchen scheint mir Herr Ruhe, ganz im Gegensatz zu Herrn Graffunder, eher auf ins Geschäftskonzept passende und ihm austellungstechnisch geeignete Bauten geschaut zu haben, ohne Blick auf den architektonischen Diskurs seiner Zeit oder einen gewissen, den ganzen Zoo erfassenden Gestaltungswillen. Das machte den alten Ruhrzoo interessant, paßt aber wenig zu den durch sehr ambitionierte Masterpläne festgelegten Ostzoos, in denen, zumindest in den ersten drei Jahrzehnten entweder Provisorien oder auf der Höhe des architektonischen Diskurs stehende Prachtbauten errichtet wurden. Doch vielleicht fand Herr Ruhe ja sein gelsenkirchner Gebäude, nachdem er in die Pläne Graffunders geschaut hatte, doch ein wenig mickrig und war bestrebt, in Hannover nicht nur mit all' der altertümlichen und unpraktischen Neugotik aufzuräumen, sondern auch eine Raubtierunterbringung zu schaffen, in der die Tiere auf neue Weise zur Geltung kamen.
(28.07.2009, 19:21)
Michael Mettler:   Ich habe das Innere des Cottbuser Hauses nicht in Erinnerung, aber wenn ich die Bilder von Oliver sehe, dann fühle ich mich sehr an das hannoversche Raubtierhaus erinnert, das 1959/60 umgebaut worden war, also in den Zeitrahmen passt. Mel vermutete tatsächlich schon mal einen Zusammenhang zwischen dem hannoverschen Umbau und dem Graffunder-Stil. Nun hatte Fa. Ruhe geschäftliche Kontakte in die DDR und wollte ihr im Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogenes, altertümliches Raubtierhaus in eine moderne Zuchtstation für Großkatzen umwandeln; an modernen Vorbildern dafür scheint es aber im Westen gemangelt zu haben, auch das heutige Westberliner Raubtierhaus war ja zu dieser Zeit noch nicht gebaut. Vielleicht kam es da zu einem Planungsaustausch über die innerdeutsche Grenze hinweg? Die Eisbärenanlage des Berliner Tierparks aus den 50er Jahren erinnert immerhin in ihrer Halbinselform mit langer Schwimmbahn an die um Jahrzehnte ältere in Hannover, wenn auch mit felsverkleideter Rückfront.
(28.07.2009, 15:21)
IP66:   Der Durcharbeitungsgrad scheint auch beim cottbusser Raubtierhaus recht hoch zu sein, auch wenn es von außen recht monumental gedacht wurde und sich darin vom Brehm-Haus unterschiedet. Es gibt dort ja nicht eine monumentale Eingangssituation, eher verbirgt das Gebäude seine Größe, während in Magdeburg und anscheinend auch in Cottbus angestrebt wurde, das Gebäude deutlich massiver wirken zu lassen, als es war. Dieser Gegensatz zwischen Monumentalität und Detailverliebtheit prägt allerdings auch die Reihervoliere im Tierpark, wo ja gar nicht so viele Gestaltugnsenscheidungen zu treffen waren.
Ich würde schon sagen, daß Herr Graffunder in starkem Maße als Teil des totalitären Systems funktionierte und gerade deshalb bei so vielen Tierausstellungsbauten herangezogen wurde. Dieser Vereinheitlichungsdrang scheint die DDR-Architektur stark bestimmt und ja letztlich auch in den Ruin getrieben zu haben - während man bei vielen nationalsozialistsichen öffentlichen Bauten den Eindruck hat, daß sich die Architekten aus verschiedenen Richtungen auf die Ideologie des Regimes zubewegen - man merkt das, wenn man die beiden NS-Zoos in Nürnberg und Duibsurg vergleicht.
Auf der anderen Seite fehlt ja jede Untersuchung zu den Vorgaben der Machthaber, denen sich Herr Graffunder zu fügen hatte - man könnte sich vorstellen, daß er seine eigenen recht modernen und extravaganten Ideen ganz bewußt eher dort anbrachte, wo sie nicht sofort auffallen, und daß er gerade bei dem so monumental gewünschten Brehmhaus viel Mühe darauf verwandte, die totalitäre Geste so lange zu gestalten, bis sie in der intenationalen Moderne nicht mehr auffiehl. Wichtig für das Verständnis dieses Gebäudes wäre es, einmal ein Bild einzustellen, das die noch nicht erweiterten Außenkäfige zeigt - da wird das Understatement dieser Käfigreihe deutlich.
(28.07.2009, 14:49)
Oliver Jahn:   Wenn ich die Bilder von Sven sehe, und das mit meinen eigenen Erinnerungen verbinde, die ich an beide Häuser habe, dann sehen sich die Raubtierhäuser in Cottbus und Erfurt im Inneren total ähnlich!
Leider habe ich über Erfurt so gut wie nichts. Kann es sein, dass das ehemalige Raubtierhaus ebenfalls ein Graffunder ist?
(28.07.2009, 13:37)
Oliver Jahn:   ...und hier die Cafeteria an der Lamawiese, ebenfalls 2007.
(28.07.2009, 13:33)
Oliver Jahn:   Jetzt noch zwei Klassiker
DAS Haus aller Häuser!
:-)
Brehmhaus 2007
(28.07.2009, 13:31)
Sven P. Peter:   und noch eins
(28.07.2009, 13:19)
Sven P. Peter:   Das Haus in Cottbus nochmal innen.
(28.07.2009, 13:19)
Oliver Jahn:   Das von mir vermutete leipziger Vogelhaus kann ich ausschließen, ich habe den Architekten gefunden, es ist der leipziger Dipl. Ing. Rainer Grube. Ebenso scheiden die leipziger Tigeranlagen aus, diese sind vom leipziger Gartenarchtikten Gerhard Scholz.
Die Rosentalerweiterung in Leipzig ist zwar nicht von Graffunder umgesetzt, aber sie beruht zumindest auf seinen Plänen von 1966.
Zum Menschenaffenhaus konnte ich leider den Architekten nicht finden.
(28.07.2009, 13:11)
Michael Mettler:   Und nun wegen gewisser Ähnlichkeit ein "verdächtiges" Bauwerk: Tigerhaus in Rostock, 1990 (mit Bengaltigern!).
(28.07.2009, 12:45)
Michael Mettler:   Detail der Katzenkäfige am Cottbuser Raubtierhaus, nochmals 1990.
(28.07.2009, 12:42)
Michael Mettler:   Raubtierhaus Cottbus, ebenfalls 1990. Vom Besatz her im Grunde ein Mini-Alfred-Brehm-Haus: Großkatzen, Kleinraubtiere, Affen und Großreptilien, eine dunkle Erinnerung meine ich auch an Vögel (Papageien) zu haben. In anderen Zoos hätte man es wohl einfach nur Warmhaus oder Mehrzweck-Warmhaus genannt.
(28.07.2009, 12:39)
Michael Mettler:   Ich habe unter meinen relativ wenigen Gebäudefotos von Zootouren zwischen 1987 und 1990 - der Zeitraum, in dem ich die viele Zoos der Ex-DDR erstmals besuchte - ein paar der schon genannten, "sicheren" Werke gefunden und ein paar (für mein Laienauge) "Verdachte". Zum Anfang das Dickhäuterhaus im TP Berlin 1990, damals noch in "schonungsloser Offenheit".
(28.07.2009, 12:34)
WolfDrei:   nachgeschaut im "Milu": Band 3, Heft 4 (1973): Aus den Kindertagen des Tierparks Berlin, Fortsetzung 2(aha, nicht Berlin-Friedrichsfelde),Seite 376, Abb 1: Architekt Heinz Graffunder , vor ihm der Entwurf zum Reiherflugkäfig!
(28.07.2009, 11:59)
Oliver Jahn:   Also das mit den "heimlichen" bzw. bisher unerkannt gebliebenen Graffundern dürfte noch einiges an Ãœberraschungen bieten.
"Am 17. März 1966 bestätigte der Leipziger Stadtrat einen Perspektivplan für die Entwicklung des Gartens. Vorausgegangen war eine intensive Zusammenarbeit mit Heinz Graffunder, dem Architekten des Berliner Tierparks. Voller Optimismus trat Seifert Tage nach der Entscheidung vor die Presse."
Ohne Zweifel ist von diesem Perspektivplan nur ein Bruchteil umgesetzt. Spannend aber wäre ja nun, was davon tatsächlich auf Graffunder zurück fällt.
Sehr im "Verdacht" habe ich da heute noch existierende Vogelhaus und auch das ehemalige Menschenaffenhaus könnte eine etwas abgewandelte Form des geplanten Tieraffenhauses gewesen sein.
(28.07.2009, 11:35)
Sacha:   So Leute, ich dachte eigentlich, Ihr hättet den Wink mit den "kommunistischen Profanbauten" verstanden. Er war eigentlich mehr eine kleine Stichelei gegen IP66, der bei jeder Gelegenheit auf die "nationalsozialistischen Bauten" hinweist.
Nichts desto trotz (schreibt man dies nun auseinander oder zusammen?) hatte ich bei meinen Besuchen vor und kurz nach der Wende das Gefühl, ich könnte anhand der Gebäude erkennen, ob ich mich im Westen oder Osten befinde. Das gilt auch für viele Zoobauten. Irgendwie unterschieden und unterscheiden sich die DDR-Plattenbauten von denen im Westen. Ich kann aber nicht genau sagen, an was es liegt (Material, Umgebung?).

@IP66: Ich habe Herrn Graffunder in keinster Weise als Unterstützer des Unrechts-Regimes in der DDR dargestellt. Jedenfalls nicht durch seine Arbeit als Architekt. Was er quasi nebenbei als offenbar überzeugter Kommunist (Agitation?) dazu beigetragen hat, weiss ich nicht. Ausserdem finde ich es doch befremdlich, anhand DEINER BEISPIELE den westdeutschen Politikern vorzuwerfen, sie hätte die DDR-Regierung unterstützt. Ich denke, jeder Häftling war froh, dass er freigekauft wurde und nicht mehr wegen seiner politischen Ueberzeugung die Schikanen/Gewalttätigkeiten in einem DDR-Knast erdulden musste. Und einige Kredite für die DDR kamen ja indirekt auch den westdeutschen Bevölkerung zu Gute (z.B. Transitautobahnen).
(28.07.2009, 10:23)
Mel:   @WolfDrei: Du hast recht, und genau genommen wurde mit der Planung für das Dickhäuterhaus und vielen anderen Bauten im Tierpark ja schon viel eher begonnen, im Falle das Dickhäuterhauses so gegen 1960, auch bei den anderen von mir angegebenen Jahreszahlen handelt es sich immer um circa-Angaben, leider stand nicht unter jeden Plan ein Datum und teilweise war nicht eindeutig erkennbar wann die Planungen zu den einzelnen Profekten begannen, teils waren auch nur die Zeiten des geplanten Baubeginns angegeben. Beim Dickhäuterhaus handelte es sich zu der Zeit um einen ganz anderen Entwurf bzw. um ein ganz anderes Modell, daß eigentliche Haus wie wir es kennen bzw. dessen Vorgänger, aus dem sich im Laufe der Planungen das heutige Modell entwickelte ist aus der Zeit von 81-82 jedoch wurde auch noch kurz vor und im Zeitraum der Errichtung einiges geändert. Die Zuständigkeit lag beim „Kollektiv Graffunder“ viele der Pläne sind entsprechend unterzeichnet.
@OJ: Mit der Bärenanlage in Cottbus verhält es sich so wie mit der Asienhalle in Erfurt, es wurde angefangen aber nie beendet (leider habe ich das in Klammern gesetzte „nie gebaut“ vergessen) .
Mit dem Affenrondell ist wirklich der Kapuzinerrundkäfig gemeint, dieser sollte einen Pergolaartigen Anbau erhalten an dessen mittig gelegener Mauer zusätzliche kleine Affenkäfige liegen sollten. Hier zu kann ich allerdings nur handschriftliche Skizzen bieten.

So mehr heute Abend ;-)


(28.07.2009, 10:14)
Michael Mettler:   Beim Stichwort Erfurter Affenrondell fielen mir gleich der Affen- und der Bärenspielkäfig im Kinderzoo des TP Berlin ein, waren das womöglich auch "echte Graffunder"? Und die Regenhalle neben der Wolfsanlage?
(28.07.2009, 10:09)
IP66:   Leider kenne ich nicht alle angeführten Beispiele aus eigener Anschauung, und manche kenne ich gar nicht - insofern ist es für mich schwer, einen gemeinsamen Stil zu ermitteln. Das zweite Problem liegt darin, da Herr Graffunder wegen der vielen Projekte, an denen er beteiligt war, sicher ein über ein großes Büro gebot, was vermutlich "Kolelktiv" hieß, aber auch eigenständige Entwerfer umfaßt haben dürfte. Wenn man sich das stark in der organischen Nachkriegsarchitektur verankerte Brehm-Haus anschaut und neben den eher burtalistisch gedachten magdeburger Bau stellt, sieht man schon, daß man dort im Büro die aktuellen Architekturzeitschriften laß und bestrebt war, die neusten Moden mitzumachen. Wenn man noch den "Palast der Republik" hinzunimmt, denkt man zwar weniger an aktuelle Architekturzeitschriften, stellt aber fest, daß man auch da wußte, was man im Nachbarstaat von einer aktuellen Stadthalle erwartete. Am wird es sein, sich die angeführten Anlagen genau anzuschauen - da werden noch neue Beispiele auftauchen und die Gemeinsankeiten trotzdem deutlich.
(28.07.2009, 10:03)
WolfDrei:   @Mel: eine Bemerkung zum Dickhäuterhaus, ohne zu wissen, ob Herr Graffunder "dahintersteckte". Der "Kuhdamm" ist ja schon 1980 beräumt worden, nach damaligen Planungen sollte das Gebäude schon 1985 eröffnet werden. Zum Nachschauen: In Professor Dathes "Erinnerungen" im Milu geht er auch auf das "Planungskollektiv des TP" inklusive Graffunder ein.
(28.07.2009, 07:35)
Oliver Jahn:   Wenn auch eine Dopplung, so doch zur Vollständigkeit hier dann auch nicht zu vergessen, der Eingang in Erfurt.
(28.07.2009, 00:41)
Oliver Jahn:   Also da kann sicher IP66 weiterhelfen. Und ich hoffe, wir bekommen dazu noch ein paar Bilder zusammen. Einige Bauten, die in Mels Liste fehlen, hatte ich noch stark unter Verdacht. Andere hingegen sind mir völlig schleierhaft. Ich wusste z.B. nicht mal, dass Cottbus eine Bärenanlage hat. Und ist mit dem Affenrondell in Erfurt der ehemalige Rundkäfig für die Kapuziner gemeint? Welche Hirschhäuser sind in Erfurt gemeint? Und ist das Elefantenhaus im TP Berlin wirklich noch ein Graffunder?
Es bleibt spannend!!
(28.07.2009, 00:32)
Michael Mettler:   Gibt es typische Stilelemente, die Graffunder in verschiedenen Perioden seines Schaffens immer wieder einsetzte und an denen man seine Werke erkennt?
(28.07.2009, 00:05)
Alexander Fuchs:   @Mel vielen Dankfür die Infos. Es wird deutlich das man in Cottbus und Berlin viele Pläne umsetzte, obwohl in Cottbus zur damaligen Zeit viel weniger an Geld da war und eher als Versuchspark diente. Was natürlich in Berlin nicht ginge oder in den andern Zoos der DDR.
(27.07.2009, 20:54)
Mel:   Mehr als eine kurze Liste kann ich im Moment nicht bieten, habe Besuch und daher fehlt mir ein bissel die Zeit aber genauere Ausführungen reiche ich nach. ;-)

Berlin - Alfred Brehm Haus ca. 1954
Rostock - Bärenkomplex ca. 1955-56, Raubtierhaus (nie gebaut)
Neustrelitz - Gesamtplan ca. 1956-57 (Wildschweinhaus, Bärenanlage, Raubvögel, Hirschhaus, Stelzvogelhaus
Erfurt - Asienhalle ca. 1958-61 (nie gebaut), Eulenvolieren, Hirschhäuser, Greifenvoliere, Affenrondell
Berlin - Dickhäuterhaus ca. 1986
Berlin - Tapirhaus ca. 1964
Berlin - Huftieranlagen ca. 1988
Cottbus - Raubtierhaus ca. 1956-60, Bärenanlage, Huftierställe, Otteranlage, Raubvögel, Stelzvögel,
Leipzig - Giraffenhaus ca. 1967 (nie gebaut)
1961 Anfangsarbeiten für die Entstehung eines Großzoos in Leningrad.

Mehr hab ich jetzt auf die Schnelle nicht gefunden.

LG Mel


(27.07.2009, 20:44)
Oliver Jahn:   Na ja, in Erfurt wurde auch kaum etwas davon umgesetzt, in Rostock war es eine frühe Anlage und auch Magdeburg und Cottbus sind da eher sparsam bestückt. Wenn man dem hallischen Chronisten Ludwig Baumgarten folgt, so war Graffunder einfach zu stark in Berlin eingebunden, als dass man eine wirklich Chance hatte, ihn für größere Projekte zu erhalten.
Zum anderen sind es ja immer nur die Pläne, die von einem Architekten kommen. Welche davon gebaut werden, und welche nicht, das entscheidet dann ja eher die Finanzlage des jeweiligen Zoos und nicht der Architekt.
Außerdem bin ich gespannt darauf, ob nicht auch in diesen Zoos noch "heimliche" Graffunder auftauchen.
(27.07.2009, 20:31)
Alexander Fuchs:   Auch für Leipzig? Kann es sein das er auch das Menschenaffenhaus konzipierte und auch ein Graffunder ist?
(27.07.2009, 20:27)
Alexander Fuchs:   War das so? ;)
Naja, wie ich schon schrieb, habe ich ein anderes Verhälniss zu Magdeburg :D

Für die damaligen Masterpläne glaube ich es dir, aber es ist nie umgesetzt wurden. In allen drei Großzoos nicht, Halle, Leipzig und Dresden.
(27.07.2009, 20:22)
Oliver Jahn:   ...und weiterhin gibt es traumhafte Graffunder-Entwürfe für Leipzig!
Wann schaltet sich Mel denn hier endlich mal zu?? :-)
(27.07.2009, 20:20)
Oliver Jahn:   Grrrrr Alex...Magdeburg war selber Bezirksstadt!!! Wie kann dann dieses Haus das modernste im Bezirk Halle gewesen sein??? ;-)
Zu deiner Theorie bzgl. der neuen und der alten Zoos kann ich nicht zustimmen, denn den Masterplan für den Komplettumbau des Zoo Halle unter Einbeziehung der Klausberge hat ebenfalls Graffunder entwickelt.
Für die Umsetzung konnte man ihn sich leider nur nicht leisten!
(27.07.2009, 20:14)
Alexander Fuchs:   So muss ich meine Aussage wiederrufen, da ja Rostock doch ein wenig älter ist.
(27.07.2009, 20:12)
Alexander Fuchs:   Ich finde das innere des Hauses sehr gelungen, da es die Abteile der großen Tiere wirklich gut präsentiert und man auf einer Augenhöhe ist.

Entweder findet man Gebäude ästhetisch oder unästhetisch, so gehe ich an die Sache, denn ich bin kein Architekturfachmann und habe auch nicht die Zeit es zu studieren. Bin ja froh wenn ich weis, wann ca. das Gebäude errichtet wurde.

Ich habe einen anderen Bezug zu Magdeburg und seinen Zoo, als Oli. Liegt denk ich auch mal an etwas anderem :)
Aber das Haus und finde ich echt klasse, mit dem Pilz und war bis Ende der 80er;,Anfang der 90er, der modernste Bau für Tiere, im Bezirk Halle.

Wieder zurück zu Herrn Graffunder. Er hat ja in Magdeburg, Erfurt, Cottbus, Berlin und Neustrelitz Gebäude entwickelt. Schaut man sich die Geschichte an, dann fällt einem auf das alle Zoos/ Tierparks erst zu DDR-Zeiten entstanden. So behaupte ich einfach mal das man zwei Schienen fahren wollte. Die der modernen und der historischen Zoos. Was in Berlin Eindrucksvoll gelungen ist und Herr Graffunder hat seinen Stempel, der modernen, aufgedruckt.
(27.07.2009, 20:00)
Oliver Jahn:   Und hier kommt schon der nächste Graffunder. Dieses Forum verleitet immer wieder aufs neue, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man vorher eher seltener beachtet hat, denn diesen Bau kenne ich schon sehr viele Jahre, aber es ist bisher immer an mir vorüber gegangen, dass es sich dabei um einen Graffunder handelt.
Dieses mal kein kommunistischer Plattenbau, dafür vielleicht jetzt ein sowjetisches Marine-Ehrenmal? ;-)
Die Bärenanlage im Zoo Rostock, erbaut 1958.
(27.07.2009, 19:42)
IP66:   Man wird Herrn Graffunder, wie ich glaube, nicht gerecht, wenn man ihn mit dem Plattenbausystem der letzten DDR-Jahrzehnte in Verbindung bringt. Sicherlich war er Teil dieses Systems und hat vielleicht mehr als andere diesem totalitären Staat bei seiner Existenz geholfen - wie sehr, weiß ich nicht, und ich finde, daß man, gerade wenn man ohne genaue Kenntnisse über Systembewahrer in der DDR spricht, daran denken sollte, daß selbst die Bundesrepublik via Häfltingsfreikauf und durch diverse Kredite lange Zeit ähnliche Dienste geleistet hat. Wenn ich neue Ideen zur Plattenbauforschung recht verstanden habe, so könnte dieser Architektur sogar eine gegenteilige Funktion zu geschrieben werden, nämlich die, das System zum Einsturz zu bringen. Das Grundproblem liegt nicht in der Errichtung von Bauten aus vorgefertigten Elementen - die entsprechenden Ideen wurden, wie unten angemerkt, vielenorts praktiziert, wobei die Vorgeschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. In gewisser Weise systemtypisch und, wenn man so möchte, totalitär sehe ich dagegen den Gedanken, das gesamte Territorium der DDR ausnahmelos mit einer sehr begrenzten Reihe von solchen Plattentypen neu bebauen zu wollen. Auch hier gab es die Idee einer dergleichen Staatserneuerung auch in westlichen Demokratien, nur dort begriff man dank einer Reihe von Kontrollmechanismen recht bald, daß dies weder wirtschaftlich leistbar noch sozial wünschenswert wäre. Wie gesagt, ich halte die Idee, daß ein solches Bestreben allein die Revolution von 1989 herbeigeführt hat, für eine zu monokausale Erklärung, doch kann man den Wahnwitz, der der Baukunst aus vorgefertigten Elementen innewohnte, recht gut ermessen, wenn man sich im Dickhäuterhaus in Friedrichsfelde umschaut.
Dergleichen Zusammenstecken von Betonteilen steht das magdeburger Großtierhaus fern, im Gegenteil, es versucht ja, jeden einzelnen Bautrakt aus der gehaltenen Tierart heraus zu verstehen und zu einem sehr modernen, ja modischem Gebäude zusammenzufügen. Der brutalistische Gestus mag es mit wetlichen Betonbauten, etwa den Elefantenhäusern von London oder Stuttgart, verbinden, doch scheint es mir sorgsamer durchgearbeitet und an vielen Stellen sehr individuell gedacht, eine Eigenschaft, die ich auch dem Brehm-Haus zuschreiben würde.
Daß dieser Bau in einem Heimattierpark entstand und daß man so viele Mittel investierte, dürfte mit der Funktion zusammenhängen, die die Diktatur dergleichen repräsentativen Volksbauten zumaß, doch das mindert ja nicht die Verdienste des Gestalters.
Interessant und auch in Hinblick auf Herrn Graffunders Biographie spannend scheint mir die Antwort auf die Frage, wie häufig solche Bauten errichtet wurden und wann es zu dem Notwendigkeit kam, auch die Tierhäuser dem Plattenzwang zu unterwerfen. Das friedrichsfelder Dickhäuterhaus war wohl das letzte öffentliche Gebäude, daß die DDR-Diktatoren eröffnen konnten - da war man also der Meinung, daß nicht mehr konventionell gebaut werden durfte, doch die Wendung wird sich wohl schon früher angebahnt haben.
(27.07.2009, 18:41)
Michael Mettler:   Ich finde Liz' Anmerkung interessant. Zwar hatte ich bislang nicht die Assoziation, das Gebäude mit einer Schule zu vergleichen, aber wenn ich mir das Foto ansehe und die Außenanlagen wegdenke, funktioniert das bei mir tatsächlich auf Anhieb - und das, obwohl auch meine Heimatstadt Hannover nachweislich nie in der DDR lag und trotzdem Plattenbau kannte :-)
(27.07.2009, 18:41)
Oliver Jahn:   Also ich kenne das Haus seit rund 35 Jahren und natürlich steht es in meinem Heimatzoo, daher habe ich sicher eine andere Bindung zu ihm. Dennoch ist das Haus keinesfalls ein Profanbau, sondern es gibt innen wie außen etliche künstlerische Elemente.
Und Schönheit, das war ja schon immer so, liegt wirklich nur im Auge des Betrachters.
Was mich aber immer wieder erstaunt, warum diese Form von Glas und Betonplatten, die ich fast ganz genau so in Berlin (West), Münster und Hannover finde, immer wieder mit dem Begriff kommunistisch in Zusammenhang gebracht wird. Glas gab es auch im Westen, Betonplatten ebenfalls reichlich, was also macht diesen Bau, im Gegensatz zu den Glas- und Beton-Plattenbauten in Münster und Hannover zu einem kommunistischen Bau? Nur ein Architekt wie Heinz Graffunder, der Kommunist war und Nationalpreisträger?
(27.07.2009, 18:07)
Liz Thieme:   also sie waren auf jeden Fall schon vor der DDR im Westen.
Denn die Frauen des Außenlagers Sasel (KZ Neuengamme) haben in HH-Poppenbüttel eine Plattenbausiedlung errichten müssen für die ausgebombten Hamburger.
Aber um es genauer zu sagen:
>Die ersten Häuser, bei denen vorgefertigte Großplatten in Stahlbetonbauweise verwendet wurden, entstanden ab 1910 im Gartenstadtprojekt Forest Hills Gardens in Queens, einem Stadtteil von New York.<
>In Deutschland wurden die ersten Gebäude in Tafelbauweise in den Jahren 1926 bis 1930 in Berlin-Lichtenberg, Ortsteil Friedrichsfelde, nach Entwürfen des damaligen Stadtbaurats Martin Wagner errichtet.<

Allerdings erinnert mich das Dickhäuterhaus aus Magdeburg bisschen an meine Grundschule bzw deren Sporthalle :D
(27.07.2009, 18:07)
Alexander Fuchs:   Es erstaunt mich immer wieder das die Platte ein Erfindung des Ostens sei. Korrigiert mich wenn ich da falsch liege, aber es stammt doch von einem französischem Architekten Anfang des 20. Jhr. Auch sehe noch in den alten Bundesländern "Plattenbauten", keine großen Siedlungen, aber an Stadträndern durchaus vorhanden.

(27.07.2009, 17:58)
Sacha:   @Alexander Fuchs: Okay, ich gebe zu, ich verstehe nichts von Architektur. Aber "schön" in Zusammenhang mit diesem kommunistischen Platten-Glas-Profanbau zu verwenden, finde ich doch erstaunlich. Klar, in der DDR hatte man nicht das Geld, um Gebäude im "imperialen Kolonialstil" (richtig so, IP66?:)) zu bauen, aber etwas weniger "urbanes" wäre doch möglich gewesen.
Ich kann mir andererseits gut vorstellen, dass damals im Westen ähnlich gebaut wurde. Jedenfalls ist etwa das zur gleichen Zeit im Zoo Zürich entstandene Afrikahaus (und später auch das dortige Elefantenhaus) nicht "schöner". Na ja, ist wahrscheinlich vor allem Geschmackssache....
(27.07.2009, 17:49)
Alexander Fuchs:   So hatte ich es nicht gemeint. Eher so, dass er es noch in der Planung sah. Man brauchte ja noch eine ganze Weile bis zur tatsächlichen Umsetzung. Da sind doch 10 Jahre gar nichts gewesen.
(27.07.2009, 16:31)
Oliver Jahn:   Nein Alex, es enstand zu Zeiten von Manfred Bürger.
(27.07.2009, 16:08)
Alexander Fuchs:   Ja noch steht es.
Dann hat er auch den polarisierenden riesen Pilz und doch einzigartigen Pilz entfurfen? Das Haus finde ich sehr schön, innen. Fände es schade wenn es irgendwann nicht mehr steht. Muss ja noch zu Witstuks Zeiten entstanden sein.
(27.07.2009, 15:59)
Oliver Jahn:   Dem Vorschlag von Michael Mettler folgend möchte ich diesen Thread gern eröffnen.
Auch wenn Graffunder längst nicht nur Zoobauten entworfen hat, so ist er doch der einzige Architekt der DDR, dessen Name noch heute untrennbar mit deren Zoos verbunden bleibt.
Ich hoffe, dass viele Teilnehmer hier noch den ein oder anderen Schatz zu Tage fördern. Besonders unter den geplanten und leider nie realisierten Bauten dürfte es noch manchen "Hingucker" geben.
Und ich fange selber gleich mal an mit einem "Echten Graffunder".
Das Dickhäuterhaus aus Magdeburg:
gebaut von 1965 bis 1967, Außenanlagen 1968
gebaut von der Firma Gerling & Rausch Magdeburg, projektiert vom VEB Berlin-Projekt unter Leitung von Heinz Graffunder.
Und noch steht es!!! ;-)
(27.07.2009, 15:43)

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