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Historie des Frankfurter Zoos



Liz Thieme:   die herzoglichen Sammlungen umfassen eine Menge an interessanten Tieren. Ein Großteil steht im Naturkunde Museum in Coburg, ganz nettes Museum, dass sich über die Jahre sehr verändert hat und noch immer (glaube seit 10 Jahren bauen die nun um/an) ganz fertig sind.

aber nu gehts weiter mit den Geschenken für Frankfurt

März 1863
Geschenk:
grüner Lori (Psittacodes sinensis) von Herrn Krickler dahier.
Geboren wurden:
Eine Eland-antilope (Antilope oreas), wohl die erste, die auf deutschem Boden das Licht der Welt erblickt.
Ein Bennett'sches Känguruh (Halmaturus Bennetti).
Ein Schweinshirsch (Cervus porcinus)
Ein im Freien neu errichtetes geräumiges Süßwasseraquarium, welches 6 Ohm Wasser hält, beherbergt eine Anzahl an Wasserbewohnern, unter denen wir besonders folgende hervorheben: Kammmolch (Triton cristatus), Flußbarsch (Perca fluciatilis), Kaulbarsch (Acerina vulgaris), Stichling (Gasterosteus aculeatus), Goldfisch (Cyprinus auratus), Weißfisch (Cyprinus alburnus), Schlammbeißer (Wetterfisch) (Cobitis fossilis). Auch die niederen Thiere sind mehfach vertreten, namentlich in Gestalt von Larven, verschiedenen Schneckenarten.
April
Geschenk:
Ein Haidschnuckenschaf und einen afrikanischen Zwergbock von Seiner Hoheit dem Herzoge von Coburg
Geboren wurden
Ein Axishirsch, ein Zackelschaf, zwei Haidschnucken, ein sardinischer Muflon, ein Yak, 10 Maskenschweine. Die Dauer der TRächtigkeit der Yakkuh betrug 264 Tage. Das Kalb ist männlichen Geschlechts, weiß mit schwachen graulichen Flecken am Kopfe und den vorderen Extremitäten.
Mai:
Geburtsfälle
Sechs Wölfe. Vom 8. bis 20. März hatten wiederholte Begattungen stattgefunden und die Geburt erfolgte am 23. Mai, woraus sich, vom letzten Sprunge gerechnet, eine Tragzeit von 63 Tagen, wie beim Hunde, ergibt. Die Zahl der Jungen betrug, soweit sich dies ermitteln ließ, anfangs 8 Stück, doch fanden sich später nur noch 6 vor, so dass der Verdacht nahe liegt, es möchte die Mutter, wie dies bei Raubthieren und Schweinen nicht selten vorkommt, die Fehlenden verzehrt haben.
Juni
Geschenk:
Einen Riesensalamander von Japan (Salamandra maxima), von Hrn Bauduin aus Yokohama in Japan, durch die freundliche Vermittlung des Hrn. Richars Nestle von hier.
Zwei junge Grizly-Bären (Ursus ferox). Aus Californien. Dieses interessante Pärchen ist ein Geschenk der Herren A Varrentrapp und B. Andreae-Winckler dahier.
Zwei junge Kronenkraniche (Grus pavonina), sehr interessant, weil eben im Ãœbergangskleid. Von Hrn Simon Oppenheim in London.
Geboren
Zwei braune Damhirsche. Ein weißer Damhirsch, fast isabellfarbig und bis jetzt viel dunkler als seine ganz weißen Eltern. Eine männliche Säbel-Antilope (Antilope leucoryx), das dritte Junge, das wir von dem aus Schönbrunn bei Wien stammenden Paare erhielten.
Erkauft wurden;
Ein weiblicher asiatische Elefant (Elephas indicus). Wir schätzen das Alter dieses äußerst zutraulichen und munteren Thieres auf etwa zwölf Jahre. Über seine Lebensgeschichte wissen wir nur so viel, dass es aus Ostindien über Englanmd nach Deutschland kam. Genauere Mittheilungen über ihn und über die heute noch lebenden Elephanten-Arten überhaupt, behalten wir uns vor.
Ein männlicher Jaguar (Felis onca). Dieses prächtige, auffallend hell gefärbte, ziemlich bösartige Exemplar des südamerikanischen Tigers, wie man den Jaguar mit Recht nennen kann, ist im Regentspark bei London geboren. Der stämmige, niedere, weit kräftigere Bau, sowie die Augenflecken unterscheiden ihn auf den ersten Blick von seinem Nachbar, dem ostindischen Leopard (Felis leopardus).
Ein männlicher Wapiti (Cervus Canadensis). Riesenhirsch aus Nordamerika.
Ein Wombat (Phascalomys ursinus). Aus Neu-Holland.
EIn Malbrouck-Affe (Cercopithecus cynosurus). Eine langschwänzige Meerkatze aus Afrika mit sehr eigenthümlichen Färbungen einzelner Körperteile.
Eine graugrüne Meerkatze (Cercopithecus griseoviridis). Afrika
Eine Anzahl Makaken (Macacus cynomolgus). Java.
Einige Purpurreiher (Ardea purpurea)
Einige junge Löffelreiher (Platalea leucorhodia)
Ein Schuppenmolch (Lepidosiren annectens).
Juli
Geschenk
Ein Paar weiße Dromedare, Geschenk des Herrn Henry Schwabacher in Alexandrien. Ein männlicher Löwe, Geschenk des Herrn C. M. Morpurgo, Ritter des Medjidié-Ordens in Cairo. Ein weiblicher Strauß von demselben. Mehrere Gazellen von Frau Consul Lautz in Cairo. Ein Paar Fettschwanzschafe von Herrn R. Baumann in Alexandrien. Ein Paar Buschkänguruh von Herrn A. Landau in Alexandrien. Ein männlicher Jaguar von Herrn M.Wollheim & Comp. Eine Springmaus von Herrn Doerr, dahier
Erkauft wurden:
Ein Paar langschwänzige Adler (Aqulia audax) von Neuholland. Ein Mönchsgeyer. ein weißbrüstiger Seeadler (Haliaetus vocifer). Mehrere Affen, worunter einige Drill (Cynocephalus leucophaeus) und Seidenäffchen (Hapale Jacchus). eine Anzahl Papageien und andere Vögel, unter denen wir besonders einen langschwänzigen Glanzstaar (Lamprotornis aeneus) hervorheben.
August
Geschenk:
Von Seiner Kaiserl. königl. Hoheit dem Erzheroge Stephan von Oesterreich einen braunen Bären. Von Herrn S Rinz, dahier, zwei Araucaria exelsa (Australische Riesentanne).
Als eine weitere Gabe haben wir zu verzeichnen die Actie des verstorbenen Herrn Georg von Saint George, die derselbe laut testamentarischer Verfügung unserem Eablissement zugewiesen hat.
Gestorben
weibliche Giraffe (Camelopardalis giraffe). Sie hat ihr Leben auf nur etwa 3 Jahre gebracht und auch die Krankheit, an der sie verendete, war wesentlich eine Entwicklungskrankheit.
September
Am 17. September wurde ein Yak weiblichen Geschlechts geboren, bereits das zweite dieser schönen Thieratz im laufenden Jahre. Das Mutterthier ist ebenfalls in unserem Garten gezogen und noch nicht ganz dreijährig.
Zum besseren Verständnis des Nachfolgenden müssen wir bemerken, dass unser garten einen Yaktier nicht besitzt und wir daher, wie schon früher, auch im vergangenen Jahre unsere Kühe nach dem Favoritpark nach Ludwigsburg sendeten, um sie von dem dortigen S. M. dem König von Württemberg gehörigen Yaktiere bespringen zu lassen. Nach der uns von dort seiner zeit mitgetheilten Notiz über die Zeit des Sprunges ergab sich für den vorliegenden Fall eine TRächtigkeitsdauer von nur 252 Tagen. Diese Zeit schien uns zu kurz, und erhielten wir auf undere deßfallsige an Herrn Hofdomänenrath von Schmitz in Stuttgart gerichtete Anfrage die unten unter Correspondenzen stehende interessante Mittheilung, auf welche wir den geehrten Leser hiermit verweisen.
Antowort
24. September 1863
Ich freue mich über den neuen Zuwachs Ihrer Yak-herde. Der Wärter Kirschbaum hat die Tage, an welchen er bemerkte, dass Ihre Kalbel rindere, d.h. sich dem Farren näherte und von ihm umgetrieben wurde, genau verzeichnet. Es sind der 10. September, der 1. October 1862 und der 8 Januar 1863. Den Sprung, von dem die Kalbel trächtig wurde, hat er nicht beobachtet; er sah überhaupt den Farren, der bekanntlich mit den Kühen geht, nicht springen, sondern nur die Kalbel den Tag über umtreiben. Das der fruchtbare Sprung am 8 Januar geschehen sei, schloß ich mit dem Wärter aus dem Umstande, weil die Kalbel nachher nicht mehr rinderte, und ich glaube jetzt um so mehr, dass dieser Tag den Beginn ihrer TRächtigkeit anzeigt, als eine unsere Yak-Kühe, die ein vollständiges reifes Junges brachte, 255 Tage trug. Sie wurde am 24. August 1862 belegt und brachte am 7. Mai 1863. [...]


Wenn es interessiert, kann ich auch noch eine genaue Auflistung zu den Geburten 1862/1863 geben. Sprich Arten, Geschlecht, Anzahl etc


(23.07.2009, 20:03)
IP66:   Der Akklimatisationsgedanke taucht in interessanter Form auf: Einmal bei den äyptischen Eseln, die man Verbesserung der heimischen Zucht verwenden möchte, und dann ganz konkret in der Masenschweinabgabe, die sich die entsprechenden Gutsbesitzer kaufen konnten.
Der schenkenden Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha war der unmittelbare Amtsvorgänger jenes Herrn, nach dem unsere Alfred-Hirsche heute heißen.
(21.07.2009, 12:12)
Liz Thieme:   Frankfurt 1862
Als Geschenk erhielt der zoologische Garten:
Ein Paar schwarzkehlige Turteltauben (Peristera capensis) und ein Paar Halsbandpapageien (Pltycercus torquatus) von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst von Coburg.
Erkauft wurden: Ein Lämmergeier (Gypaetus barbatus) aus der Schweiz. Dieser prächtige europäische Raubvogel zeichnet sich von den übrigen Geierarten unserer Sammlung durch verhältnismäßig große Flügel und einen längeren Schwanz aus. Es lässt sich hieraus auf eine bedeutende Flugkraft schließen, die ihn zu seiner, von anderen Geierarten sehr abweichenden Lebensweise wohl besonders befähigt.
Ein Paar fliegende Eichhörnchen. Nordamerika. Kleine etwa sechs Zoll lange Thierchen mit großen Augen und glattem nur an beiden Seiten behaartem Schwanz. Sie haben eine längs der beiden Seiten des Körpers laufende Hautfalte, welche die vorderen mit den hinteren Extremitäten verbindet und ihnen bei weiten Sprüngen als Fallschirm dient. Man hat sie deshalb "fliegende" Eichhörnchen genannt, obwohl sie nicht eigentlich "fliegen" können.
April 1862
erkauft: Ein Stamm Zackelschafe aus Ungarn. Auffallend durch lange, gerade, aufwärts gerichtete Hörner, die nru um ihre eigene Achse gewunden sind. Die Wolle ist schlicht, lang und grob.
Ein Paar Mino (Cracula religiosa) aus Westindien.
Eine größere Anzahl von Papageien, unter welchen besonders folgende Arten zu erwähnen sind: Gelbköpfiger Plattschwanz (Platycercus palliceps), Neu-Holland; rothbauchiger Schönsittich (Psephotus haematogaster), Neu-Süd-Wales; Gold-Sittich; grauköpfiger Papagei (Pionus senegalus); West-Afrika; Flaumkopf-Papageien; Schnurrbart-Papageien; ein für uns neuer Kakadu u. f.f.
Juli 1862
Geschenk:
Von Herrn L. Oplin dahier ein Paar gelbköpfige Plattschwanz-Papageien (Platycercus palliceps) von Neuholland
Erkauft wurden:
Ein Aristoteles-Hirsch (Cervus Aristoteles) von Bengalen. Ein Paar Sporengänse (Anser gambiensis).
Eine weibliche Giraffe (Camelopardis Giraffa). Das Thier ist etwa 1 1/2 Jahr alt, aber traotzdem hat es bereits eine Höhe von ca 11 Fuß [3,35m]. Seine Nahrung besteht aus Bohnen, Klee und Kleeheu. Im wilden Zustand nähert sich die Giraffe vorzugsweise von Baumblättern, für welche sie auch in Gefangenschaft große Vorliebe verräth. Zur Erlangung dieser Nahrung bedient sich die Giraffe ihrer langen dünnen Zunge, welche sie 8 bis 10 Zoll aus dem Maul hervortreten kann und mit deren Spitze sie die Baumzweige umschlingt und diese herabzieht. Außerdem ist der Hals trotz seiner Länge im Verhältnis zu den Vorderextremitäten so kurz, dass dies Thier, um mit dem Maule den Boden berühren zu können, die Vorderbeine weit auseinander spreizen muss, wodurch die Stellung höchst unbequem und unsicher wird und zum Abweiden dich auf der Erde wachsender Pflanzen dem Thiere nicht die genügende Festigkeit bieten würde. Die Giraffe gewöhnt sich leicht an den Menschen und lernt bald ihren Wärter unter anderen Personen herauszufinden. Auffallend war die große Ruhe unseres Exemplares während des Transportes auf der Eisenbahn, in dem es gleich Anfangs vor dem vielen Geräusch und selbst vor rasch vorüberlaufenden Lokomotiven durchaus nicht scheute.
Ein weibliches weißes Dromedar. Ein Paar weiße Esel aus Oberägypten, zugeritten und mit Original-Sattl und Zaum versehen. Es sind stattliche Exemplare, weit größer als die Esel hiesiger Gegend und dürften sich wohl recht gut zur Aufbesserung der Race verwenden lassen. Ein Paar junge Paviane, wahrscheinlich Cynocephalus Hamadryas.
Geboren wurde
Zwölf Maskenschweine, welche, wie die früheren, demnächst käuflich abgegeben werden.
September 1862
Geschenk:
Ein Paar Klippschliefer (Hyrax capensis) von Südafrika.
Erkauft:
Ein weiblciher Aristoteles-Hirsch (Cervus Aristotelis). Ein Paar Mähnenhirsche (Cervus hippelaphus)
Außerdem sind als besonders werthvolle Geschenke aus dem letzten Monat zu erwähnen:
Ein Paar prächtige Dromedare von den Herren Baron Emil von Erlanger in Paris und Rudolph Sulzbach dahier.
Oktober 1862
männlicher Leopard, Geschenk des Hrn J. Jansen in Calcutta, nach langer Seereise dahier ein. Es ist ein Thier von auffallender Größe und Schönheit und ganz zahm und zutraulich.
Erkauft wurden:
Ein Paar Nestorpapageien (Corydon galeatus) von Neu-Holland. Eigenthümlich gebaute, Kakadu-ähnliche Vögel, schwarzgrau mit rothem Kopf. Sehr selten im Handel vorkommend.
November 1862
Nhylgau-Antilope (Antilope picta) weiblichen Geschlechts geboren. Es ist dies bereits das vierte Junge, welches dieses fruchtbare Antilopenpaar in unserem Garten produziert hat. Erfreulich ist das rasche Gedeihen des jungen Thierchens trotzde der unsgünstigen Jahreszeit und es lässt dich daraus schließen, dass die Nhylgau-Antilopen gegen diese Einflüsse unseres Klimas nicht allzu empfindlich sind und somit zur Acclimatisation sehr geeignet sein müssen. Die Produktivität dieser Thiere ist erstaunlich und haben die Beobachtungen und Erfahrungen, welche man in den meisten zoologischen Gärten hierüber gemacht hat, ergeben, dass Zwillingsgeburten bei Weitem häufiger vorkommen als Einzelgeburten, so dass auch nach dieser Seite hin diese Spezies sich zur Acclimatisation sehr empfiehlt.
Dezember 1862
Geschenk:
Von herrn Gustav Kunze in Offenbach eine Sammlung nordamerikanischer Land- und Wasserschildkröten, von denen wir namentlich folgende Arten erwähnen: Dosenschildkröte (Cistudo Carolina), gemalte Sumpfschildkröte (Emys picta), Pennsylvanische Moschusschildkröte (Cinosternon pennsylvanicum) und andere.
Januar 1863
Geschenk:
von Herrn S. U. von Barischnikoff ein Paar Närze (Mustela lutreola) aus Russland.
Erkauft wurden:
Ein Madrill (Cynocephalus Maimon) aus Afrika. Das beinahe ausgewachsene Exemplar dieser prachtvollen Pavian-Art zeichnet sich durch seine Größe und Stärke aus, ist aber dabei völlig zahm und gutmüthig, besonders gegen Personen, welche öfter mit ihm verkehren. Die Anschaffung dieses höchst werthvollen Affen wurde dadurch ermöglicht, dass einige Mitglieder der Gesellschaft wesentliche Beiträge zu der hohen Kaufsumme schenkten.
Einige Magot (Inuus syvanus). Ein Mähnenschaf (Ovis tragelaphus) aus Afrika. Ein afrikanischer Luchs (Lynx caracal). Mehrere egyptische Mangusten (Herpestes ichneumon). EIn Bonelli-Adler (Aqulia Bonelli). Mehrere chinesische Turteltauben (Peristera tigrina) aus China. EIne große Sammlung an Schmuckvögel aus Asien und Afrika von denen die Dubletten käuflich abgegeben werden.

Zählung 1862 (Säugetiere und Vögel)
1190 Exemplare, welche 362 Arten und Racen angehören
Affen 14 Arten in 30 Exemplaren
Raubthiere 22A 36E
Beutelthiere 2A 6E
Nagethiere 14A 70E
Einhufer 2A 3E
Wiederkäuer 37A 87E
Vielhufer 3A 8E
Summe der Säugethiere 94 Arten in 243 Exemplaren
Tagraubvögel 16A 32E
Eulen 6A 14E
Papageien 42A 106E
Singvögel 57A 282E
Tauben 44A 153E
Hühnerartige 43A 164E
Stelzvögel 17A 38E
Schwimmvögel 39A 150E
Laufvögel 4A 8E
Summe der Vögel 262 Arten in 947 Exemplaren
(20.07.2009, 20:32)
Michael Mettler:   Zumindest für die Säbelantilopen ist überliefert, dass sie nicht im Maurischen Haus gehalten wurden - siehe Startbeitrag des Threads. Ob der Zoo Frankfurt bzw. Max Schmidt nun als Erfinder der kalten Ãœberwinterung von Wüstenantilopen gelten kann, weiß ich allerdings nicht; da es sich immerhin um ein kostbares Zuchtpaar und nicht "nur" um ein einzelnes Schaustück handelte, würde ich eher vermuten, dass man diesbezüglich schon auf Erfahrungen aus anderen Haltungen aufbauen konnte und die Tiere, deren Nachwuchs einen erheblichen Handelswert darstellte, nicht für erstmalige Experimente nutzte.
(12.07.2009, 16:44)
IP66:   Wenn ich mich recht erinnere, habe ich ja von Dir gelernt, daß die nordafrikanische Region vom Tierhandel recht früh erschlossen wurde - wofür die frankfurter Artenliste ein erneutes Beispiel stellen würde. In der Rezeption orientalischer Bauformen ist das ähnlich, allerdings überwiegt hier bis zum Jahrhundertende das Interesse an den spanischen Beispielen, die über entsprechende Stichwerke gut erschlossen waren und für deren Adaption es auch schon eine Reihe Beispiele gab. Interessant wäre es, ob die fraglichen Tiere auch im großen frankfurter Warmhaus ausgestellt waren - zumindest bei den Antilopen könnten da Tiertransport und Bauformenrezeption an einem Ort zusammengefunden haben.
(12.07.2009, 15:43)
Michael Mettler:   Die alten Artbezeichnungen stiften manchmal etwas Verwirrung. Auf den zeitgenössischen Darstellungen ist zu sehen, dass die Säbelantilopen in Frankfurt auch wirklich die Tierart waren, die wir heute mit diesem Namen bezeichnen; der wissenschaftliche Artname leucoryx gehört dagegen zur Arabischen Oryx. Diese Verwechslungsmöglichkeit hielt sich noch bis ins die frühe Nachkriegszeit. So fand ich einen Artikel im "Zoologischen Garten" über einen Afrika-Import, der aus Khartum nach Hannover gelangt war und ein Paar "Weiße Oryx (Oryx leucoryx)" enthalten haben soll - glücklicherweise sind die Tiere durch Foto illustriert, und es waren Säbelantilopen. Für die Arabische Oryx findet sich dagegen in alter Literatur hie und da der Name Beatrix-Antilope.

Die von Liz zitierte Kuhantilope war die heute ausgestorbene Nordafrikanische Kuhantilope.
(11.07.2009, 11:53)
IP66:   Gerade an den Antilopen kann man erkennen, daß einige Arten durchaus gezüchtet haben, manche Wüstenarten sogar besser als bei heutiger Wiesenhaltung. Die Angaben der Spender zeigen, wie der Zoo sich mit Geschenken der Oberschicht, di ihn auch besuchte und bezahlte, gefüllt hat. Dabei schenkten offensichtlich auch ausgewiesene Konservative wie Otto von Bismarck, der pikanterweise an jene Stadt, die er bzw. sein König 1866 annektieren sollte, was auch in Zookreisen dazu führte, daß Einladungen nur dann angenommen wurden, wenn dort ein "s. p." vermerkt war: sans prusse, ohne Preußen. Ob man die Bären dann wieder nach Berlin zurückgeschickt hat?
(11.07.2009, 11:36)
Liz Thieme:   Frankfurt 1862
Säbel-Antilope (Antilope-leucoryx) hat am 15. april ein männliches Kalb geworfen. Trächtigkeitsdauer wahrscheinlich 248 Tage.
Es sind bis jetzt geboren im Garten sechs Antilopen, nämlich Kuh-Antilope (Antilope bubalis), Nylghau (Antilope picta) einmal Eine dann Zwillinge, Säbel-Antilope (Antilope leucoryx) zweimal Eine.

April 1862
kamen ein schwarzer und ein brauner Klammeraffe aus Brasilien von Herrn S. Kohn-Speyer. Leider ertragen diese merkwürdigen Thiere das europäische Klima nicht auf die Dauer, sondern sterben gewöhnlich schon nach einer Gefangenschaft von kaum einigen Monaten.
Ein gemeiner Makake (innuus cynomolgus) aus Java von Herrn Carl Baubel in Offenbach. Ein Paar junge braune Bären aus Russland von Hernn von Bismark-Schönhausen in Berlin. Eine Heidschnucke von Herrn Fasanenmeister Kurzius in Coburg.
Ein Nasenkakadu aus Neuholland von herrn Hermann Strauß, hier.
Ein Leadbeater's Kakadu (Cacatua Leadbeateri) aus Neuholland von Frau Bernhard Andreae-Winkler, hier. Ein rothaubiger Kakadu von Frau Hofrath Schott, hier. Ein Paar große gefleckte Eidechsen (Lacerta ocellata) aus Nizza von herrn Schmidt-Polex, hier.
Erkauft wurden: Ein Paar Seehunde
Geboren wurden: eine Säbelantilope und ein Schweinshirsch

(10.07.2009, 19:57)
IP66:   In diesen Zusammenhang scheint mir eine Beobachtung zu passen, die ich schon einmal im Forum geäußert habe: Das berliner Straußenhaus sah, neben 6 Boxen für goße Strauße, nicht weniger als 12 Abteilungen für Kasuare vor. Das Gebäude wurde 1901, also knapp vier entscheidende Jahrzehnte nach dem diskutierten Kasuarimport errichtet, und man mag auch noch ein oder zwei Boxen für Emus abziehen, doch zeigt die Architektur, daß Herr Heck in dieser Abteilung der Vogelkunde mit einer ziemlichen Serie von erhaltbaren unterschiedlichen Exemplaren wo nicht Arten rechnete. Beides scheint mir hier wichtig zu sein, sowohl die Tatsache, daß er mit regelmäßigen Importen wie auch mit Vögeln unterschiedlichen Aussehens rechnete.
(09.07.2009, 18:36)
Michael Mettler:   :-) Kasuarbullen wurden also nicht transportiert... Sorry, sollte natürlich KasuarKÃœKEN heißen.
(09.07.2009, 14:34)
Michael Mettler:   Die klassische Systematik der Kasuare mit vielen Unterarten soll ja tatsächlich daran kranken, dass von den den Beschreibungen zugrundeliegenden Vögeln teilweise nur der Absendeort, aber nicht die wahre Herkunft bekannt sein soll, und die Eingeborenen ihre eingefangenen Kasuarkühen tatsächlich auch über große Strecken zu Handels- oder kultischen Zwecken transportierten. So mag auch über vielleicht sogar mehrere Zwischenstationen der Frankfurter Kasuar nach Java gelangt sein. Der alte Artname "indicus" müsste sich nicht mal auf Indien beziehen, vielleicht war der Indik alias Indische Ozean der Namenspatron - dann kämen wir der Inselwelt als Heimat der Kasuare schon etwas näher.
(09.07.2009, 12:32)
IP66:   Ich meine einmal gelesen zu haben, daß Kasuare zumindest von der Frühneuzeit an innerhalb Hinterindiens gehandelt worden sein sollen. Gerade in den 1860er Jahren kann ich es mir gut vorstellen, daß ein Konsul oder europäischer Händler in Java auf einen solchen Vogel gestoßen ist und diesen dann nach Europa experdiert hat, entweder als Geschenk oder als Ware. Ähnlich muß es ja auch mit dem Kasuar Kaiser Rudolfs geschehen sein, da im späten 16. Jahrhundert weder Neuguinea noch Nordaustralien europäischerseits erschlossen waren.
Der Vorteil solcher bereits eingewöhnten Tiere bestand ja auch darin, daß sie sich für den Schiffstransport und die Haltung in Europa besonders gut eigneten.
(09.07.2009, 11:10)
Michael Mettler:   Nochmal zum Thema Ursprung vs. Verschiffungsort: Man beachte den von Liz zitierten alten Artnamen des Helmkasuars (indicus) und seine Verschiffung von Java aus!
(08.07.2009, 23:56)
Walter Koch:   Zum 100. Geburtstag von Bernhard Grzimek
gibt es eine Ausstellung im Oberschle-
sischen Landesmuseum Ratingen(Hösel).
Diese Ausstellung wurde jetzt bis zum
11.Oktober 2009 verlängert: Web:oslm.de
Tel.:02102-9650.
Zu erreichen u.a. mit der S-Bahn
Düsseldorf-Essen Bahnhof Hösel.

(08.07.2009, 22:59)
IP66:   Interessanterweise ist der Saruskranich, der dem Brolga-Kranich überraschend ähnlich aussieht und wohl auf in Australien vorkommt, schon in Menagerien des 18. Jahrhunderts anzutreffen, wenn auch nicht so häufig wie der Kronenkranich. Insofern könnte es sich bei den Paradieskranichen auch um eine Fehlbestimmung oder aber einen über einen australischen Geflügelhof nach Frankfurt gelangte Tiere handeln.
Interessant für den Bericht von 1861 ist das Art-Exemplarverhältnis, das pro Art deutlich mehr als ein Paar vorsieht. Daß heißt nicht, daß jede Art, insbesondere die kostbaren Stücke, auch in zwei Exemplaren vorhanden war, aber doch, daß der Zoo noch nicht in der Lage war, Artenreihen in Einzelexemplaren auszustellen, wie sie mit Aufkommen der Evolutionsidee und des Artensammelns alsbald die Zoos prägen sollten. Überrascht bin ich davon, daß keine Paarhufer angeführt sind.
(08.07.2009, 11:14)
Sacha:   @Liz Thieme: Stimmt, da hast Du recht.
Allerdings ist es doch seeeehr unwahrscheinlich, dass damals ein internationaler Tierhändler südafrik. Paradieskraniche in Australien zwischengelagert hat....:)
(08.07.2009, 10:53)
Liz Thieme:   @Sacha 1862 wurde der Melbourner Zoologischen Garten als erster australischer Zoo eröffnet. Also gibt es Zoos in Australien auch schon länger.
(07.07.2009, 19:21)
Liz Thieme:   Frankfurt
Bestand von 1861
1061 Exemplare, 332 Arten und Rassen (Säugetiere & Vögel)

Affen 14 Arten in 25 Exemplaren
Raubthiere 22 ... 40
Beutelthiere 2 .... 9
Nagethiere 16 .....86
Einhufer 1 ..........1
Summe der Säugetiere 90 ..... 242
Raubvögel 17 .... 38
Eulen 6 .............19
Papageien 32.....71
Singvögel 51......221
Tauben 38.........129
Hühnerartige 43...148
Stelzvögel 16 .....41
Schwimmvögel 35 .. 144
Laufvögel 4 .......8
Summe der Vögel 242....819

20 Arten Reptilien, ebenso viele See- und Süßwasserthiere
[zB] amerikanische Landschildkröte (Testudo polyphemus), zwei große Exemplare einer amerikanischen Süßwaserschildkröte (Emys rugosa), ferner Elaphis flavescens, quadrilineatus, quaterradiatus, Tropidonotus natrix, Var. atra und bilineata, sodann Vipera ammodytes, die italienische Viper und Pseudopus Pallasii.

(07.07.2009, 19:12)
Liz Thieme:   in dem Buch steht leider nichts weiter, was nähere Hinweise zur geographischen Herkunft liefert.
Allerdings steht da halt "von Neuholland", was sich für mich wirklich fast nur als Herkunftsort der Art und nicht des Kauforts anhört.

Wie gesagt ich wurschtel mich da noch weiter durch das Buch, so dass andere Zoos auch noch ihre Infos kriegen. Bzw ab und an vlt auch mal Arten.
(07.07.2009, 18:01)
Sacha:   @Liz: Ein weiterer Beweis, dass wie u.a. von IP66 und MM in anderen Threads erwähnt damals die importierten Tiere nicht in ihrem Ursprungsland gekauft sein müssen. Beim Paradieskranich gibt es diesbezüglich zwei Möglichkeiten: Entweder handelte es sich um einen Brolgakranich (Neuholland = Bezeichnung für Australien im 17. bis 19. Jahrhundert) oder es wurde damals auch Südafrika oder ein Bereich davon als Neuholland (viele Buren waren/sind holländischen Ursprungs) bezeichnet. Einen Import eines echten Paradieskranichs aus Australien halte ich dann doch - Tierhändler hin oder her - für ziemlich unwahrscheinlich. Zumal es damals in Australien m. W. noch gar keine Zoos und damit keinen Bedarf gab.
(07.07.2009, 17:46)
IP66:   Die Kasuarhaltung war schon in der frühen Neuzeit recht beliebt - so besaß etwa Kaiser Rudolph II. in Prag einen solchen Vogel. Ich vermute, daß das einmal mit der leichten Haltbarkeit der Vögel zusammenhängt, zum anderen mit der Praxis im Herkunfsland, Jungvögel aufzuziehen und dann wegen zunehmender Angriffe verkaufen oder schlachten zu müssen. Ich denke, daß sie auch in den Menagerien des neuzeitlichen Chinas vorkamen und so auch für die Zoos in der Mitte des 19. Jahrhunderts erhältlich waren, allerdings, wie man in Frankfurt sieht, dann nicht mehr an die Höfe, sondern in die Aktienzoos wanderten. Daß man ein Paar zusammenstellen wollte, ist so ungewöhnlich nicht - bei allem Liberalismus sah der Bildungsbürger seine Exoten dann doch gerne in monogamen Familien, wie das auch die Stiche in der "Gartenlaube" zelebrierten. Ich denke, daß man schon 1861 von Zooleitungs- und Pflegerseite her wußte, daß die Art nur schwer zu verpaaren sein würde, doch besaßen die meisten Straußenhäuser mehrere Kasuarabteile, das berliner Beispiel sogar zehn Stück.
Frühe Elenantilopenimporte interessieren mich sehr - Bodinus besaß eine züchtende Herde in Berlin, allerdings knapp 10 Jahre nach dem frankfurter Import.
Paradieskraniche kenne ich aus den Menageriebeständen des 18. Jahrhunderts nicht.
(07.07.2009, 17:39)
Liz Thieme:   habe gerade angefangen ein uraltes Zoobuch zu lesen. hier ein paar interessante Zeilen von mir zusammengefasst:


1861 - Frankfurt
Geschenk: jungen weiblichen Helmkasuar (casuarius indicus) aus Java von Hr Hermann Weinberg
Nach mehrmonatiger Seereise ist das Tier unbeschadet in Frankfurt angekommen. Auf das Weibchen wartete schon ein etwas älteres, schon im adulten Kleid, Männchen.
Gekauft wurden noch ein Paradieskranich (Grus paradisea) von Neuholland und ein Paar Elen-Antilopen (Antilope oreas) aus Südafrika

(07.07.2009, 16:16)
IP66:   Ich vermute, daß der Besucher sich über die für ein gründerzeitliches Empfinden doch sehr bescheidenen maurischen Allusionen mokierte und die erwähnte Umdekoration dergleichen Kritik vorzubauen versuchte.
(21.12.2008, 16:15)
Michael Mettler:   Aus einem Besuchsbericht über den Frankfurter Zoo (ZG Bd. 44/1903) über das "Dickhäuterhaus": "Es ist ein in brauner Ölfarbe gestrichener Verputzbau von länglich-rechteckiger Grundform." (Laut einem Jahresbericht des Zoos im ZG erhielt das Haus allerdings 1903 einen Anstrich, der zum maurischen Stil des Hauses passte - also wohl Querstreifung.) Der Besucher erwähnt als Besatz ein Indisches Elefantenweibchen, einen jungen Afrikanischen Elefanten, ein Flusspferd, ein Panzernashorn und - mein Verdacht angesichts des Nashornfotos im Frankfurt-Thread hat sich damit bestätigt - ein Paar Flachlandtapire, das ohne jegliche Bademöglichkeit gehalten wurde. Ein Badebecken für die Elefanten war dagegen gerade im Bau. Ein anderer Bericht gibt für 1911 eine Renovierung des Hausinneren an, ohne jedoch darüber weiteren Aufschluss zu geben.
(20.12.2008, 11:25)
IP66:   An dergleichen Gefahren muß man sicher denken. Auf der anderen Seite scheint man in vieler Hinsichtim 19. Jahrhundert weniger Sicherheitsmapnahmen getroffen zu haben als heute - ich denke da an die Fütterung von Bären, Elefanten und Hirschen durch die Gitter oder an die Zebraställe im maurischen Haus, die direkten Kontakt zuließen. Vielleicht war die Bevölkerung, die noch mit Pferdeverkehr lebte und engeren Kontakt zum Landleben hatte, diesbezüglich weiger sorglos als heutige Zoobesucher, die den Braunbären mit ihrem Plüschteddy verwechseln.
(21.11.2008, 11:22)
Michael Mettler:   @IP66: Die Schreckhaftigkeit von Antilopen war sicher nicht der einzige Grund für die Besucherbarriere. Arten wie Elen- oder Säbelantilope, die dort gehalten wurden, waren ja ohne Weiteres in der Lage, durch die senkrechten Gitterstäbe hindurch einen zu nahe ans Gitter getretenen Aktionär oder gar ihren eigenen Spender aufzuspießen... Das speziell der Elenbulle dazu neigte, seine Hörner gegen alles Mögliche einzusetzen, wurde sogar extra erwähnt. Ich habe auch noch gut das nach außen verbogene Boxengitter des Rappenantilopenbullen im hannoverschen Giraffen-Antilopen-Haus in Erinnerung (jetzt Nyala-Stalltrakt) und habe solche Attacken gegen das Gitter (bzw. eigentlich gegen den Besucher davor) auch mehrfach selbst erlebt, als dieser Hausbereich noch öffentlich zugänglich war; bei senkrechtem Gitter und ohne Schutzabstand wäre das schon eine sehr gefährliche Angelegenheit bei manchen Arten.
(20.11.2008, 13:23)
IP66:   Ich glaube, daß Käfigsockel noch ein wenig älter sind - zumindest gab es in der Gründungsphase des berliner Zoos schon aufgesockelte raubtierkäfige. Grzimek hat allerdings in seinem Giraffenhaus die Idee von Herrn Böckmann aus dem berliner Antilopenhaus übernommen, das Gehege logenartig in den Besucherraum ragen zu lassen und so einen gerundeten und deshalb noch wirkungsvolleren Sockel zu verwenden.
Der Plegergang im Antilopenhaus mag aber auch dafür stehen, daß man, gerade bei diesen schreckfhaften Arten in einem Neubau nach praktikableren Lösungen suchte.
(20.11.2008, 12:15)
Michael Mettler:   Im Antilopenhaus bestand vor den Stallungen ein umlaufender Pflegergang, da die Besucher dort durch ein Geländer vom direkten Herantreten ans Gitter abgehalten wurden. Zwischen den Einzelställen gab es - anders als im Elefantenhaus - Verbindungstüren mit Schiebern, die von jenem Pflegergang aus bedient werden konnten. Zur Reinigung der Ställe wurden die Tiere ins Nebenabteil umgeschiebert, wobei zu diesem Zweck ein Abteil im Haus entweder leer gelassen wurde oder man verträgliche Tiere kurzzeitig zusammensperrte. Die Stalltore führten aber direkt ins Freie, ohne hinterliegenden Pflegergang; der Zugang zu den Ställen erfolgte wie im Elefantenhaus durch Türen in den besucherseitigen Gittern.

Übrigens wies schon Max Schmidt darauf hin, dass die Tiere imposanter wirkten, wenn sie gegenüber dem Betrachter etwas erhöht standen; Grzimek war also nicht der Erste, der in Frankfurt Antilopen "aufgesockelt" hat, allerdings waren seine Podeste erheblich höher.
(19.11.2008, 14:06)
IP66:   Das Verschwinden der Bezeichnung "maurisches Haus" würde ich mit dem Stilwandel zum Hochhistorismus verbinden. Man kann diesen recht gut nachvollziehen, wenn man in den Neustadtvierteln an den frankfurter Wällen spaziert, und dann wird auch recht schnell klar, daß angesichts der prachtvollen Neorenaissance-Bauten - der bekannteste Vertreter ist wohl derzeit die alte Oper oder die Börse - die wenigen und dezenten maurischen Stilelemente altbacken wirken mußten. Dabei trug das Gebäude den Verhältnissen im kleinen Park ja durchaus Rechnung, auch wenn es, verglichen mit den Wilhelma-Bauten, bescheiden genannt werden muß. Da lag es nahe, das einst das Publikum ob seiner Gestaltung anziehende Gebäude, in dem man auch Tieren begegnete, in einen Zweckbau umzubenennen und langsam zum Dickhäuterhaus umzuwidmen. Interessant wäre, ob die Stallungen im Antilopenhaus ähnlich archaische Bedienungsstrukturen aufwiesen - Bodinus hatte dort in Berlin ja ein System von Pflegergänger bauen lassen. Doch in dem Neubau spiegelt sich ein Schritt zum sysmtematischen Zoo, selbst unter finanziell eingeschränkten Umständen, wie sie Herrn Schmidts Amtszeit in Frankfurt prägten.
(19.11.2008, 10:54)
Michael Mettler:   Der Name "Maurisches Haus" scheint sich nicht lange gehalten zu haben, denn schon 1876 schreibt Schmidt "Das gegenwärtig als Elephantenhaus bezeichnete Gebäude". Der Artikel bestätigt auch die Vermutung, dass das Haus am alten Standort an das schon vorhandene Zebragehege gebaut wurde, während der erste Zebrastall dafür weichen musste. Ãœber die zweite Etage heißt es, dass am alten Standort Bibliothek und Sitzungszimmer des Verwaltungsrates darin untergebracht waren (Kein Wort über die Aquariumanlage! Womöglich war diese Einrichtung nur von kurzer Dauer?) und dies provisorisch auch noch für den neuen Standort galt, später aber eine Schmetterlingssammlung darin aufgestellt werden solle.

Der vordere Teil des Hauses enthielt eine zum hinteren Teil mit drei Türen (genau gegenüber den drei Eingangstüren) abgeschlossene Vorhalle von 6 m Breite und 3,5 m Tiefe, im rechten Turm das Treppenhaus und eine Wärterstube und im linken Turm auch am neuen Standort noch einen Elefantenstall, der 4,2 m im Quadrat maß und einen 1874 angeschafften, jungen Afrikanischen Elefanten beherbergte. Die Asiatenkuh Betsy aus dem alten Zoo war nunmehr in den rückwärtigen Anbau umgezogen und hatte dort eine Stallfläche von 8,7 x 5,2 m zur Verfügung; der Stallraum war mit 8 m Höhe genauso hoch wie der Besucherraum, der 14 m lang und 7 m breit war. Jede der acht Stallboxen an den Längsseiten war 3,25 m breit und 4,25 m tief, die Deckenhöhe betrug hier am Besucherraum 4,5 m, an der Außenmauer 3 m.

Pflegergänge gab es nicht; bei den Elefantenställen waren die Gitterabstände so weit, dass die Pfleger hindurchsteigen konnten. Nur vor diesen Ställen gab es ein Besuchergeländer. An die 2 m hohen Gitter der Huftierställe konnten die Besucher dagegen ohne Abschrankung herantreten; in diese Gitter waren Türen eingebaut. Da man nach dem Standortwechsel in diesem Haus keine Antilopen mehr unterbringen musste, für die es nunmehr ein eigenes Gebäude gab, ging man davon aus, dass die anderen Bewohner zahm genug seien, dass der Pfleger jederzeit den Stall betreten konnte. Deshalb gab es nicht mal Verbindungstüren zwischen den Abteilen zum Umschiebern der Tiere. Das heißt im Umkehrschluss, dass im Winter, wenn die Tiere nicht in die Außengehege gelassen wurden, der Pfleger z.B. in Anwesenheit eines Zebras dessen Stallbox reinigen musste!

Bei den Elefanten verzichtete man auf Türen in den Gittern, weil man befürchtete, dass die Tiere sie aufdrücken könnten. Aus diesem Grund gingen auch die Elefanten-Stalltore nach innen auf, die Huftier-Stalltore dagegen nach außen. Die Böden aller Ställe bestanden aus gebrannten Steinen, nachdem sich Holzbohlenboden für die Elefanten am alten Standort aus hygienischen und daraus folgend geruchlichen Gründen nicht bewährt hatte. Alle Stallböden lagen zum Besucher hin 15 cm über dem Niveau der Halle und stiegen nach hinten etwas an, so dass Flüssigkeit nach vorn in flache Auffangrinnen und von dort in Kanaleinläufe abfließen konnte.

Über das Äußere des Hauses geben die nebenstehenden Abbildungen Aufschluss. Die Art und Aufteilung der Außengehege findet im Artikel ebensowenig Berücksichtigung wie die Bewohner der Huftierställe, abgesehen von Zebras.

Bezüglich der Heizung verweist der Artikel auf den zuvor erschienenen über das neue Antilopenhaus, und daraus lässt sich schließen, dass es wie bei allen neu errichteten Häusern des Zoos einen Heizkeller gab, vermutlich unterhalb des rechten Turmes (wegen des dort ohnehin vorhandenen Treppenhauses). Es wurde eine Luftheizung eingesetzt, die Heizungsrohre verliefen in einem unterirdischen Kanal mitten im Besucherraum und über fast dessen volle Länge, dessen Oberseite wahrscheinlich wie in anderen Häusern mit durchlöcherten Eisenplatten abgedeckt war.
(18.11.2008, 21:15)
IP66:   Man wird sich die Besucherzahlen im Aktionärszoo wohl anders vorzustellen haben als in heutigen Einrichtungen. Im Grunde handelte es sich ja um einen Club von Herren oder Damen, die sich regelmäßig im Gesellschaftshaus trafen sowie um vom Dienstpersonal begleitete Kinder der Aktionäre. Nur ein Teil davon wird entlegenere Tierhäuser besucht haben, und dies wohl auch eher in der warmen Jahreszeit. Insofern war es wohl kein Problem für einen Winterbesucher, sich durch einen Tierpfleger, womöglich gegen Donativ, in einen der Ställe führen zu lassen. Man darf nicht vergessen, daß manches Tier durch einen Aktionär gestiftet worden war und der Weiterbestand des Zoos von dieser Trägergemeinschaft abhing.
(18.11.2008, 18:18)
Michael Mettler:   @Ralf Sommerlad: Wir prüfen bereits erste Angebote :-)
(18.11.2008, 13:54)
Ralf Sommerlad:   Das ganze macht mir Freude: Wie wärs mit einer Artikelserie im TR?
(18.11.2008, 13:30)
Michael Mettler:   @IP66: Nein, der maurische Stil wird in dem "Wintertag"-Artikel außer der Benennung des Hauses nicht erwähnt. Erst für den "neuen" Zoo gibt es einen detaillierten Artikel über das Haus, versehen mit Abbildungen; darauf komme ich noch zurück.

Vielleicht wäre für das Straußenhaus der Name "Laufvogelhaus" (im tiergärtnerischen, nicht im zoologischen Sinne) treffender gewesen, falls die erwähnten, ebenfalls bodenbewohnenden Nicht-Straußenvögel auch im Sommer dort untergebracht waren. Aber "Straußenhaus" ist schon eine attraktivere Bezeichnung.

Bemerkenswert finde ich noch den Hinweis im genannten Artikel, dass die in ihren ungeheizten Hütten überwinterten Antilopenarten und Lamas (sinngemäß) "den gelegentlichen Besucher verwundert anschauten". Da diese Tiere den Winter komplett innen verbrachten, ließe das nur den Schluss zu, dass ihre Häuser tatsächlich für Besucher begehbar waren (wenn auch vermutlich unter sehr engen Verhältnissen).

Ein weiterer Artikel über den "ersten" Zoo an der Bockenheimer Landstraße, der sich mit dem dortigen Affenhaus befasst, schildert die Schwierigkeiten der Überwinterung von Affen, die u.a. in unbefriedigenden Heizmöglichkeiten bzw. schlechten Belüftungsverhältnissen begründet waren. Es wird darin erwähnt, dass man deshalb in manchen Zoos (nicht in Frankfurt) Experimente machte, die Affen in Käfigen in Kuhställen zu überwintern, um die Kühe als lebende Heizkörper zu nutzen. Auch das Hinzusetzen von Hunden, Kaninchen oder anderen Tieren als gewissermaßen lebende Wärmflaschen wird erwähnt; vielleicht war das der Ansatz, der in abgewandelter Form später zum Brauch führte, "Martertiere" in Affenkäfige zu setzen - Gürteltiere z.B. sind ja nicht gerade sonderlich kuschelig. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass die Lösung wegen der zu unterschiedlichen Lebensweise der Affen und ihrer Untermieter nicht sonderlich glücklich sei.
(18.11.2008, 11:34)
IP66:   Die Raubtiergalerie im maurischen Haus im alten frankfurter Zoo würde ich als Belegt dafür sehen, daß das Prinzip eines zentralen Warmhauses sich als Haltungsmöglichkeit vom Bidermeierzoo in Berlin bis zu dem Großbau im alten nürnberger finden läßt. Finder der maurische Stil denn besondere Erwähnung? Immerhin wurde er aus den königlichen Sphären der Wilhelma in den bürgerlichen Zoo an der bockenheimer Landstraße herunterversetzt. Interessant finde ich zudem, daß das Straußenhaus dort gleichzeitig Stelzvögel beherbergte. Das Einstellen von Tieren aus Sommerquartieren in den Innenräumen von Tierhäusern scheint mir eine viel geübte Praxis, auch wenn gerade in Berlin dergleichen unter Heck nur noch hier und dort vorkam.
(18.11.2008, 10:57)
Michael Mettler:   Wie unter "Zoo Frankfurt" schon angekündigt haben Oliver Jahn und ich dieser Tage eine kleine "Zeitreise" unternommen und in einer Bibliothek etliche Jahrgänge des "Zoologischen Garten" aus dem 19. Jahrhundert eingesehen. Dabei kam eine ganze Artikelserie aus der Feder des Zoodirektors Max Schmidt über die Gebäude des "neuen" Zoologischen Gartens (nach der Ãœbersiedlung von der Bockenheimer Landstraße auf den heutigen Standort Pfingstweide) zu Tage, die uns u.a. interessante Details über das unter "Zoo Frankfurt" schon reichlich diskutierte Maurische Haus = Elephantenhaus lieferte. Deshalb möchten wir das Thema in einem eigenen Historien-Thread weiterführen.

Wie schon mal erörtert ist das 1860 errichtete (dieses Jahr wird in der Literatur bestätigt) Maurische Haus beim Standortwechsel übernommen worden, wurde aber beiderseits um ein Stallabteil verlängert. Es war ja seinerzeit die Frage entstanden, was sich am alten Standort innen an seiner Rückwand befand bzw. ob der spätere Elefantenstall am neuen Standort ebenfalls eine Neuerung war. Das lässt sich nun auflösen: Auch im Artikel über den "neuen" Zoo findet sich nur der Hinweis auf die Verlängerung des Hauses um zwei Stallabteile, nicht aber auf einen neu errichteten Anbau. Daraus lässt sich schließen, dass es diesen schon in der ersten Version gab, er aber noch nicht für Elefanten genutzt wurde. Praktischerweise fanden wir auch einen Artikel über den "alten" Zoo, "Ein Wintertag im Zoologischen Garten" von ZG-Herausgeber Weinland, erschienen im Januar 1861. Einen Elefanten gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Zoo, und so sind als Winterbesatz des Hauses angegeben: "Kameele, Dromedare, Zebus, vier verschiedene Antilopen, das Zebra und im Hintergrunde des Hauses die ganze Gallerie von Raubthieren". Was am späteren, neuen Standort als großer Elefantenstall genutzt wurde, war also im Ursprung ein Einwinterungsraum für Raubtiere! Das Haus hatte eine "Luftheizung". Lamas, Nilgaus und Säbelantilopen wurden übrigens nicht im Maurischen Haus eingewintert, sondern blieben in ihren ungeheizten, Sommerställen, die von außen mit Stroh und Mist isoliert wurden. Aus dem Artikel sei auch gleich noch erwähnt, dass diverse kleinere Schmuckvögel im Affenhaus überwintert wurden und größere Papageien, Gaukler usw. im Straußenhaus, und zwar dort ÜBER den Straußen, Kranichen, Marabus und Seriemas.
(17.11.2008, 17:50)

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