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Elefantenhaltung im 19. Jahrhundert



Sacha:   Liz gibt mir mit ihrer Entdeckung Schützenhilfe für ein anderes Thema:

@MM: Wir hatten doch die Diskussion, warum Südliche Breitmaulnashörner vor den Nördlichen (und zudem sehr spät) in unsere Zoos gelangten. Anhand von Marnos/Casanovas Expedition frage ich mich, warum diese nebst den Elefanten im Sudan nicht auch Breitmäuler (die damals sicher ein grösseres Verbreitungsgebiet hatten und ähnlich schwierig oder leicht zu fangen waren wie Elefanten) gefangen wurden. An der Unzugänglichkeit des Gebietes kann es ja nicht liegen, sonst hätte man auch keine Elefanten gefangen und raustransportiert. Oder liegen die Gebiete dermassen weit auseinander, dass ein Fang beider Arten sich ausschliesst?

(Diskussion evtl. im entprechenden Thread weiterführen)
(16.09.2009, 10:38)
IP66:   In den 60er Jahren gab es ja eine ganze Reihe recht wohlhabender Aktienzoos und Wandermenagerien als Abnehmer für die Tiere. Interessant wäre, wer davon die Mittel hatte, die angeführten Elefanten zu erwerben.
(15.09.2009, 14:26)
Liz Thieme:   Ernst Marno begleitete 1866 den Tierhändler Casanova in den Sudan. Mit Hilfe von Homrarern und Menna-Arabern bekamen sie 11 Elefanten (fast alles Weibchen inkl Jungtiere) zusammen. Mehrere Tiere gingen auf dem Rückmarsch nach Dydda (von ca Kassala aus) zugrunde. Von Dydda ging es nach Triest wo die Tiere an Hagenbeck und Jamrach verkauft wurden.
Was ich interessant finde, die Elefanten (Wildtiere) waren ggü den Europäern freundlich und ließen sie sehr schnell an sich ran, im Gegensatz zu den Arabern (so beschreibt es Marno). Also haben sie zwischen denen Menschengruppen unterschieden.
(15.09.2009, 12:08)
Michael Mettler:   Nachtrag für Amsterdam: "In der Nähe (der Bärenkäfige) steht ein für kleinere Säugetiere bestimmtes Haus, in dessen Innerem sich auch ein halbwüchsiger indischer Elefant befindet." Na, was mag man dann in Amsterdam erst als GROSSES Säugetier bezeichnet haben...? :-)
(20.12.2008, 11:16)
Michael Mettler:   Laut einem Besuchsbericht von 1889 im "Zoologischen Garten" war an den Enden der Raubtiergalerie in Amsterdam je ein Elefanten- und Nashornstall angebracht; zu diesem Zeitpunkt gab es dort einen Indischen Elefanten "von mittlerer Größe", der Nashornstall war leer. Anderorts im Garten gab es ein "nur bei günstiger Witterung besetztes Gehege für Elefanten" - möglicherweise war das der Sommerauslauf für den Galerie-Elefanten.

Ich fand auch eine Besuchsbericht über den Düsseldorfer Zoo von Sommer 1889. Dort gab es im Elefantenhaus einen kleinen Indischen Elefanten sowie jeweils ein Dromedar und Trampeltier (da hätten wir wieder mal die Benachbarung dieser Tierarten).
(20.12.2008, 10:59)
IP66:   Vielleicht gab es auf dem Gelände der amsterdamer Freianlage ja eine Art Stall, der von der Galerie aus betretbar war. Manche der Zooberichte der zitierten Zeitschrift stellen ja Reseibeschreibungen vor, die nach Notizen, die vor Ort gemacht wurden, zusammengefügt wurden, wodurch gewisse Ungenauigkeiten entstehen können.
Die Unterbringung der afrikanischen Elefanten in Hannover würde ich damit begründen, daß das dortige Antilopenhaus das größte Gebäude für Huftiere im Zoo vorstellte, wo doch im selben Zeitraum einem Gemälde im Landesmuseum zufolge auch Giraffen untergebracht wurden. Daß Herr Lühr diesem Bauwerk nicht die Ausmaße der dem selben Zweck dienenden frankfurter oder kölner Bauten gegönnt hat, würde ich als Zeichen des anderen, stärker am Landschaftsgarten orientierten Konzepts verstehen. Allerdings zeigte sich, daß mit den Tierbeständen, wie sie mit der Gründerzeit für die Aktienzoos selbstverständlich wurden, die Bedürfnisse über die hannoveraner Bauten hinausreichten, wobei man zunächst einmal mit Elefanten- und Raubtierhaus beim alten Stil blieb und erst mit dem Antilopenhaus die Errungenschaften der erfolgreicheren Nachbarn übernahm.
(17.11.2008, 11:20)
Michael Mettler:   In einem "Zoologischen Garten" von 1868 fand ich heute die Information, dass zu dieser Zeit in der Raubtiergalerie des Amsterdamer Zoos auch ein "kräftiges Exemplar" des Panzernashorns und ein alter Elefant aus Sumatra gehalten wurden. Da die Galerie noch existiert und ich sie gerade erst im September gesehen habe, frage ich mich allerdings, wo in diesem Gebäudekomplex Platz für zwei riesige Dickhäuter war; eigentlich kommt nur die Fläche der erst sehr viel später entstandenen Löwenfreianlage in Frage. An zwei anderen Stellen im Zoo waren damals laut Artikel noch ein junger Afrikanischer und ein ausgewachsener Indischer Elefant vertreten. Etwa gleichzeitig hielt auch Rotterdam einen Elefanten im selben Haus wie die dortigen Großkatzen. Laut einem anderen alten ZG lebte ein junger Afrikaner auch im Antilopenhaus des Hamburger Zoos, bevor das dortige Dickhäuterhaus errichtet wurde.
(15.11.2008, 22:10)
Michael Mettler:   Gut möglich. Aber auch die provisorische Freianlage, das "Sommergehege", war ja eigentlich nicht mehr als ein Stück zaunumfriedeter Wiese mit einem offenen Unterstand.
(10.11.2008, 13:20)
IP66:   Vielleicht hat man ja eine spezielle Fläche im Zoos mit Bohlen oder Stangen abgegerenzt und die Tiere dort ausgestellt oder tatsächlich zu bestimmten Zeiten Vorführungen veranstaltet
(10.11.2008, 12:14)
Michael Mettler:   @Oliver: Ich kann mir das auch nur schlecht vorstellen, dass man die Elefanten so lange dem Publikum vorenthalten konnte, das ja nicht an deren Stall herankam.
(07.11.2008, 19:24)
Oliver Jahn:   @Michael, ich bin mir da nicht sicher, ob der Chronist wirklich richtig recherchiert hat.
Dr. Bürger schreibt nämlich selber bereits 1967 über die Beschaffung der beiden ersten Magdeburger Elefanten, dass über das Nationale Aufbauwerk die provisorische Freianlage bereits 1961 erstellt wurde. Das ändert allerdings nichts daran, dass diese Unterkunft schon denen des 19. Jahrhunderts recht ähnlich war und das Bild, auf dem sich die eine Elefantenkuh durch die Tür quetscht, das ist schon "beeindruckend"!
Allerdings denke ich gerade an die Elefantenhaltung in Cottbus. Ist die nicht bis heute so?

(07.11.2008, 18:58)
Michael Mettler:   ...und da ich gerade die entsprechende Chronik in der Hand hatte, stelle ich fest, dass die 1960 begonnene Elefantenhaltung in Magdeburg sich anfangs eigentlich nicht sehr von den anderweitigen Verhältnissen 100 Jahre zuvor unterschied. 1960 kam eine junge Elefantin von 1,59 m Rückenhöhe in den Zoo und bezog einen Stall auf dem Wirtschaftshof, der eigentlich wohl für "normalgroße" Huftiere gedacht war; das Stallgebäude diente zudem noch als Winterunterkunft für "Zebras und andere Huftiere". Im gleichen Jahr ging man an die Planung für ein Dickhäuterhaus. 1961 kam die zweite Elefantin hinzu, aber erst 1962 entstand ein provisorisches Schaugehege - vorher bekamen Besucher die Elefanten nur bei deren Spaziergängen durch den Park zu Gesicht, die Tiere wurden also quasi hinter den Kulissen gehalten! (So ähnlich begann übrigens im selben Zoo auch die Schimpansenhaltung.) Das Dickhäuterhaus war erst 1967 fertig, zu diesem Zeitpunkt passten die Rüsseltiere in ihrem sieben Jahre lang genutzten "Notstall" kaum noch durch die Tür...

EINEN Unterschied gab es aber wohl doch zum 19. Jh.: Anscheinend wurden die Magdeburger Elefanten nicht als Reittiere für Besucher(kinder) genutzt.
(07.11.2008, 18:11)
Michael Mettler:   Die Anfänge mancher Zoos in der Elefantenhaltung erinnern mich sehr an das, was bei privaten Tierhaltern mit Recht kritisiert wird: Sich einen jungen Kaiman oder Tigerpython anzuschaffen, ohne sich Gedanken darum zu machen, dass er bald seine Unterkunft sprengen wird, und dann ganz erstaunt sein, wenn es so weit ist und man schnell eine bessere Lösung finden muss.
(26.10.2008, 16:43)
IP66:   Mir scheint, daß wir doch eine Menge provisorisches oder sehr einfacher Elefantenställe beisammen haben, die man beliebig ins 20. Jahrhundert verlängern kann. In der Tat kann man eine ähnliche Dichte provisorischer Bauten bei anderen Dickhäutern, ja überhaupt im Rahmen der Tiergartenarchitektur kaum vorfinden.
(26.10.2008, 16:31)
Michael Mettler:   @Oliver, um dein Feinschmeckerdeutsch abzurunden: ... mit einem Dialog von Mensch und Elefant :-)
(25.10.2008, 16:36)
Oliver Jahn:   Und hier noch mal der erste Elefantenstall in Leipzig aus der Zeit von vor 1900. Ein wunderschöner Bau, nicht zu monumental, nicht zu kitschig, eher eine Komposition von Schlichtheit an einer Minimalität des Ãœberzeugenden und Praktischen.
(25.10.2008, 13:35)
Oliver Jahn:   Das Bild ist selbsterklärend.
(25.10.2008, 12:55)
IP66:   Was an dem münsteraner Bau auf türkische Architekturen zurückgehen soll, bleibt wohl das Geheimnis des Autoren - zumal es in der Architekturgeschichte des vorderen Orients Usus ist, eine spezifisch "türkische" Architektur erst mit der Gründung der heute noch existierenden Republik beginnen zu lassen. Davor unterteilt man das Ganze in eine hauptstädtische osmanische Baukunst und diverse Lokalstile. Von der seldschukischen Architektur, die stammeskundlich wohl am ehesten in einen "türkischen" Kontext gestellt werden könnte, dürfte man zum fraglichen Zeitpunkt in Münster noch nichts gewußt haben, ebensowenig von der Entwicklung der Architektur auf der arabischen Halbinsel. Gerade wegen solcher Schwierigkeiten ist es wichtig, die entsprechenden Ausätze in den Chroniken mit Anmerkungen und Literaturangaben zu versehen, wäre es doch interessant, die Quelle für diese Einordnung zu erfahren. Ähnliches gilt für die mehrfach kolportierte Aussage, Herr Hagenbeck habe das westfälische Gebäude als "schönstes Elefantenhaus der Welt" bezeichnet - auch dafür habe ich die Quelle nicht gefunden.
In Münster und Basel würde ich die Ausgangslage für die Bauentscheidungen ähnlich sehen: Man war ein Heimattierpark auf Aktionärsgrundlage, hatte die übliche Erfahrung gemacht, daß die Besucher Exoten sehen wollten und sich manch einheimische Art nicht gut hält, und der Ausweg hieß Elefantenhaus. Man wählte da allerdings dann einen aufwendigen Bau und gewann in beiden Fällen trotz bescheidener Größe und noch bescheidener Mittel Anschluß an den aktuellen Diskurs und orientierte sich an den neuesten stilstischen Entwicklungen. Haltungstechnisch allerdings blieb man hinter den Dispositionen der großen, systematisch geordneten Zoos zurück, zum einen wohl, weil die teuren Dickhäuter nicht in der nötigen Anzahl beschafft werden konnten. Doch scheint es mir zweitens nahe zu liegen, daß man in den auch bis dato wenig systematisch geordneten Parks keine Notwendigkeit sah, sich an der von Bodinus in Berlin betriebenen Neusortierung des Tierbestandes zu orientieren.

(25.10.2008, 10:46)
Michael Mettler:   @IP66: An die Haltungsaufgaben dachte ich allerdings vorrangig bei meinem Vergleich.

Und ich habe doch gleich mal in der Münster-Chronik nachgeschlagen, den Landois-Zoo hatte ich bei der Spurensuche zum 19. Jh. völlig vergessen: Das dortige Haus wurde 1899 eingeweiht und rutscht gerade soeben noch in das vorliegende Thema. Sein Baustil wird in der Chronik als türkisch-arabisch bezeichnet. Zum Anfangsbesatz fand ich nur einen Asiatischen Elefanten (der zeitweise einen Esel als Gefährten hatte), einen südamerikanischen Tapir und Terrarien mit Reptilien. Die Möglichkeit, auch ein Nilpferd zu halten, wurden erst weit später durch Um- und Ausbau (des Tapirstalles und -geheges?) geschaffen und fallen damit nicht mehr in die Ära dieses Threads. Wenn man so will, war das Haus in Münster eines der "reinsten" Elefantenhäuser seiner Epoche.
(24.10.2008, 17:29)
IP66:   Ich würde das basler Haus nicht zu eng mit dem frankfurter Gebäude parallelisieren, auch wenn die Haltungsaufgaben sehr ähnlich waren: Zum einen ist es nicht symmetrisch, sondern malerisch organisiert, mit dem Zentralbau als Elefantenstall, der neben einen einfachen Blockbau für die restlichen Arten geschoben wurde. Zum zweiten zeigt sich eine erweitere Stilkenntnis in Hinblick auf die Architektur des vorderen Orients: Folgten der frankfurter und der kölner Bau noch den Stichwerken, die die Alhambra und die Omajadenarchitektur im südlichen Spanien bekannt machten, so beruft sich dieser Bau mit seinen Treppenzinnen und Fensterformen eher auf nodafrikanische Vorbilder der Frühneuzeit, ähnlich wie das Zebrahaus im Zoo von Berlin. Immerhin handelt es sich um einen der ganz wenigen exotisierenden Tierhausbauten der Schweiz, die nicht kolonial engagiert war.
Vergleich könnte man das Elefantenhaussin Münster - auch ein malerisch gruppierter Bau, ebenfalls durch die Rezeption nordafrikanischer Bauformen geprägt, und auch das erste exotisierende Element in einem auf die Haltung einhemischer Tiere ausgerichteten Garten.
(24.10.2008, 10:40)
Michael Mettler:   P.S. Mein letztgenannter Gedanke ließe sich noch erweitern bzw. untermauern: Auch die damaligen Affenhäuser trugen zwar den Namen ihrer "Hauptmieter", waren aber im Grunde ebenfalls Warmhäuser für "Sonstige" - nur eben für die Arten kleineren Wuchses.
(24.10.2008, 10:24)
Michael Mettler:   Da sieht man mal, dass man von heutigen Artensortierungen nicht unbedingt auf historische schließen darf. Schabrackentapire im Elefantenhaus und Zebras im Antilopenhaus wären für uns heute eigentlich normaler als die tatsächliche Kombination in den 1920er Jahren in Basel. Wobei mir angesichts der Esel und Ponys gleich auffällt, dass sich die Benachbarung Elefanten/Einhufer offenbar häufiger nicht nur auf Zebras beschränkte (siehe auch Berlin und Frankfurt). Man hätte schließlich genausogut auch imposante Antilopen oder vor allem Rinder konzeptionell in diesen Häusern einquartieren können, aber die hielt man doch eher für sich (Sonderfall Köln), ob wärmebedürftig oder nicht.

Nun gab es aus den Paarhufergruppen Hirsche, Antilopen, Rinder, Schafe, Ziegen seit Gründerzeiten immer eine gewisse Auswahl (Haustiere eingerechnet), während die Arten der "Exotenkarawane" mehr oder weniger "Unikate" waren: Nashörner kamen nur äußerst selten nach Europa, und an ostafrikanische Zebraformen war noch nicht zu denken, da deren Heimatgebiete noch nicht für den Tierfang erschlossen waren. Waren die damaligen Großtierhäuser also gleichzeitig die Sammelstätten für "Sonstiges"?
(24.10.2008, 09:34)
Michael Amend:   Hier das basler Elefantenhaus aus dem Jahr 1891, entnommen dem Zooführer aus diesem Jahr. Damals war das Haus mit Indischem Elefant,Flachlandtapir und südl.Steppenzenra besetzt, die Aquarien im Zuschauerraum gab es ebenfalls schon.
(24.10.2008, 07:29)
Michael Amend:   Laut einem Zooführer von Basel aus den 20iger Jahren waren die Schabrackentapire im Antilopenhaus untergebracht, im Elefantenhaus ein Indischer Elefant, südliche Steppenzebras,Zwergesel,Shetlandponies und ein paar Aquarien.
(24.10.2008, 07:23)
Michael Mettler:   Eine zeichnerische Darstellung des Baseler Hauses, aus der die Proportionen etwas besser erkennbar sind (dafür die Dekore nicht). Falls das Haus nicht eine ebenfalls für Gehege genutzte Rückseite hatte, müssen in den Gehegen des rechten Teiles von der Zwischenkriegszeit an die Zwergflusspferde gelebt haben. 1925 hatte Basel Schabrackentapir-Nachwuchs, auch da würde ich davon ausgehen, dass die Tiere im Elefantenhaus gehalten wurden, ebenso wie gelegentliche Gast-Nilpferde.

Hediger beschreibt die Zusammengewöhnung der beiden anfangs der 1950er Jahre importierten Panzernashörner so, dass sie damals die einzigen Bewohner des Hauses waren und drei Gehege bewohnten: je ein Einzelgehege rechts und links außen, dazwischen ein "Gemeinschaftsraum" mit Suhle und Bad. Ich vermute, dass man an einem zum Abriss stehenden Haus nicht extra noch ein Badebecken angelegt hatte, sondern dass sich mitten in der alten Gehegereihe das ehemalige Becken der Zwergflusspferde befand, das für die Nashörner letztmals genutzt werden konnte. Hediger erwähnt auch, dass die Elefanten kein Badebecken hatten.
(23.10.2008, 23:20)
Michael Mettler:   Der Baseler Zoo begann 1886 mit der Elefantenhaltung, nachdem er 1874 eigentlich als Heimattiergarten gegründet worden war. Die einzelne Asiatin wurde in einem Stall neben dem Eingang untergebracht, entwuchs diesem aber zusehends (das scheint ja vielerorts so abgelaufen zu sein). So kam es zum Bau eines Elefantenhauses, das 1891 eröffnet wurde; für meine Laienbegriffe würde ich das in den Maurischen Stil einordnen. Darin zog nicht nur die Elefantin ein, sondern auch - Zebras! Gleichzeitig mit diesen kamen auch Dromedare neu in den Zoo, aber leider geht aus meiner Quelle nicht hervor, ob auch die ins Elefantenhaus kamen. 1898 kamen zwei Flachlandtapire, von denen ich sehr annehme, dass sie in dieses Haus gelangten. Die ersten Giraffen zogen erst 1912 in Basel ein, allerdings in das 1910 errichtete Antilopenhaus; dem Baukörper nach zu urteilen waren sie für das Elefantenhaus auch nie vorgesehen gewesen, offenbar auch nicht die Haltung von Nilpferd oder Nashorn.

Im Haus lebten nie mehr als zwei Elefanten gleichzeitig, wobei man einmal eine von zwei Asiatinnen gegen eine Afrikanerin austauschte. Hediger beschreibt die Haltung in seiner Baseler Amtszeit (1944-1953) als sehr eng; vermutlich vergleichbar mit dem Originalzustand des Frankfurter Hauses.
(23.10.2008, 22:02)
Michael Mettler:   Hinsichtlich der Orientierung der Zoogründer an Wandermenagerien: Das sieht mir aber gerade in den Niederlanden sehr danach aus. Amsterdam kaufte ein Jahr nach Eröffnung die Wandermenagerie von Cornelis van Aken auf und hatte somit auf einen Schlag einen großen Elefanten, Großkatzen, Bären und Riesenschlangen "im Sortiment". Da man mit diesen Tieren zwangsläufig wenig Erfahrung gehabt haben dürfte, würde es mich nicht wundern, wenn man gleichzeitig auch einen Teil des Menagerie-Personals übernommen hätte. 1856 kaufte Artis seine ersten Giraffen, 1860 seine ersten Nilpferde von Wanderschauen, und wird aus nachvollziehbaren Gründen in beiden Fällen viel Wert darauf gelegt haben, möglichst viel Know-how über diese kostbaren Pfleglinge zu übernehmen. Im Fall von Rotterdam ist die Verbindung sogar noch eindeutiger: Der erste Direktor Henri Martin war vorher Wandermenagerist und ein gefeierter Raubtierbändiger! All diese Fälle scheinen mir Belege darzustellen, dass man zumindest in diesen beiden Zoos - und damit in zwei von drei, die (neben Antwerpen) einen großen Einfluss auf die deutschen Zoogründungen hatten - sehr wohl Haltungstraditionen aus den Wandermenagerien übernahm.
(23.10.2008, 19:38)
IP66:   Es gibt ein außerordentlich sorgsam gearbeitetes Buch von Herrn Fitzinger zur schönbrunner Menagerie, daß ich aber nur einmal über Fernleihe beschafft und eingesehen habe. Da müßte man noch einmal nachschauen, inwiefern sich Joseph II. für seine Menagerie interessierte und was er mit der Expedition des Herrn von Jacquin eigentlich bezweckte. Bislang war ich davon ausgegangen, daß der Kaiser die Zoobegeisterung seines Vaters nicht geerbt hatte und die Menagerie eher aus aufklärerischen und Popularitätsgründen weiterbetrieb, zumal er nicht mehr in Schönbrunn wohnte und jene Reichsfürsten, die sich durch den Unterhalt kostspieliger Schlösser nebst Tierhaltungen ruinierten, herzlich verachtete.
Insofern wäre ich auch skeptisch, die wiener Haltungen des 18. Jahrhunderts bruchlos mit den Tierwünschen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts verbinden zu wollen. Diese Skepsis mag aber auch übertrieben sein, da ich eigentlich nur den Tierbestand auf der Pfaueninsel wirklich kenne und mir die Biedermeieranalgen entsprechend sparsam ausgestattet vorstelle. Da die Wandermenagerien die Revolutionskriege relativ unbeschadet überlebt hatten, könnten sie gewisse Haltungstradition vom 18. ins 19. Jahrhundert getragen haben, aber auch da bin ich skeptisch, weil ich mir nur schwer vorstellen kann, daß sich die Zoos gründenden Aktiengesellschaften an solchen Instituten orientierten.
Dann allerdings scheint mir, gerade vor der systematischen Neuordnung des berliner Zoos, die Idee, die kostbarsten Ausstellungsstücke in einem prachtvollen Hauptgebäude zu versammeln, recht naheliegend - allerdings weniger des Besucherinteresses wegen als aus Gründen der Repräsentation und der Vergleichbarkeit mit den Programmen der bürgerlichen Museen. Schmuckvogelhäuser, in denen die prachtvollsten und kostbarsten Exemplare der Arten untergebracht waren, mögen einem ähnlichen Interesse entsprungen sein.
Allerdings paßt eine solche Einstellung nicht zum Konzept des englischen Gartens, der seine Schätze ja lieber als Staffagen im Gelände verteilt, um seinen Besuchern während des Spazierganges unterschiedliche Attraktionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu bieten.
(23.10.2008, 10:04)
Michael Mettler:   Da die Menagerien eigentlich auch zum Thema "Elefantenhaltung im 19. Jahrhundert" gehören, habe ich in "Unterwegs mit wilden Tieren" noch ein wenig weitergesucht, ob uns dortige Angaben weiterbringen. Lustigerweise verwenden die Autoren einen Begriff "Königstiere" für Menagerietiere, die in irgendeiner Form außergewöhnlich waren ("exotisch, sagenumwoben oder selten" - letzteres wohl im Sinne von "selten zu sehen"). Als Artenbeispiele werden genannt: Elefant, Nashorn, Giraffe und Känguru. Dabei fehlt auch nicht der Hinweis, dass der Besitz von "Königstieren" auch das Prestige der Tierführer in der Öffentlichkeit beträchtlich erhöhte und sie von den Gauklern distanzierte - etwas, worauf sicherlich auch die ersten Zoos großen Wert legten und dies womöglich an den selben Tierarten maßen. Bemerkenswert finde ich noch, dass selbst Zebras in Wandermenagerien selten gewesen sein sollen. In meiner "Exotenkarawane" hätten sie demnach damals noch einen hohen Stellenwert gehabt, den wir heute nur noch schlecht nachvollziehen können, wo wir sie doch selbst aus Kleinzoos gewohnt sind.

Was mag der Auslöser gewesen sein, dass der Elefant zu einem schwer festzulegenden Zeitpunkt seine exotischen Mitstreiter in der Popularität überrundete? In manchen Zoos sah die Haltung selbst in der ersten Nachkriegszeit noch nicht viel anders aus als hundert Jahre zuvor - ich denke da an Köln oder Hannover. Die Errichtung von Freisichtanlagen läge als Grund zwar auf der Hand, aber andererseits konnte man in den Zoos der Gründerzeit Elefanten auch schon gitterfrei erleben - sogar viel näher - weil sie in der Regel im Garten herumgeführt oder sogar als Reittiere genutzt wurden. Könnte der Auslöser vielleicht gar nicht im Zoo, sondern im Circus liegen? Die aufkommenden Großcircusse boten nicht mehr nur die menagerie- und zooüblichen ein bis drei Elefanten, sondern Gruppen bis ganze Herden, und das hautnah, während die übrigen Mitglieder meiner alten Exotenkarawane allenfalls zum Beiprogramm oder gar nur zur Pausentierschau gehörten.
(22.10.2008, 18:54)
Michael Mettler:   @IP66: Dittrich verfasst zusammen mit seiner Frau und Ingrid Faust das Buch "Das Bild der Giraffe", das sich mit der Frühzeit der Giraffenhaltung befasst; auch darin tauchen diese und weitere Wandermenageriegiraffen unter Angabe von Quellen auf. Und in diesem Buch fand ich etwas, was meiner Idee vom Elefanten als "nur" Bestandteil einer "Exotenkarawane" weiteres Futter gab. Zitiert wird darin Kaiser Joseph II., der 1786 eine Expedition zur Beschaffung von Tieren für seine Menagerie in Schönbrunn nach Afrika schickte: Er wünschte sich vor allem "Zebras, ganz junge Kälber von Elephanten oder Rhinoceros, auch womöglich von Hyppopotamen und Camelopardus oder Gyrafen".

Vielleicht galten diese Tiere nicht nur damals, sondern auch noch in der Gründerzeit der Zoos als die ersehnten "Big Five", deren möglichste Komplettierung - womöglich noch im selben Gebäude wie in Antwerpen! - der Inbegriff der Leistungsfähigkeit des jeweiligen Gartens war. Das in Zusammenhang mit diesen Arten immer wieder auftauchende Dromedar könnte eine leichter zu beschaffende Nummer Sechs gewesen sein, vielleicht aber auch nur der "Joker", wenn von den Big Five, von der Exotenkarawane etwas nicht beschaffbar/finanzierbar war. Wir hätten damit also ein ähnliches Streben nach Vollständigkeit, wie man es noch später, als systematische Sammlungen längst aus der Mode kamen, in manchen Zoos mit dem Nebeneinander aller vier Neuweltkamele oder der drei Menschenaffentypen Gorilla/Schimpanse/Orang praktizierte. Letztere bieten sich sogar als weitere Parallele an: So wie der Elefant heute eine aufwändig präsentierte Sonderrolle genießt, tritt auch der Gorilla aus dem Menschenaffen-Dreigestirn immer mehr in den Vordergrund.

Die Planungen der Häuser in Antwerpen (Ägyptischer Palast), Köln (Antilopenhaus), Berlin (erstes Elefantenhaus) und Frankfurt (Maurisches Haus) könnte man sämtlich als Versuche interpretieren, die dem Etat des jeweiligen Zoos entsprechende Auswahl der "Big Five" unter einem Dach zu versammeln; London ist wegen getrennter Gebäude ein Grenzfall, aber immerhin standen diese relativ dicht beieinander im Gelände, und das Giraffenhaus mit seinem Seitenflügeln beherbergte zwei Arten dauerhaft (Giraffe und Flusspferd) und die drei anderen wenigstens zeitweise. Nashorn und Flusspferd waren äußerst selten zu bekommen und für manchen Zoo viel zu teuer, die Giraffe war für diese gerade so eben noch erreichbar und wurde mit den erschwinglichen Arten Elefant und Zebra (plus ggfs. Dromedar) als Minimallösung der Exotenkarawane eingeplant. Für die es übrigens anscheinend unerheblich war, ob die Zutaten sämtlich aus Afrika kamen; es ging wohl nur darum, "das" Nashorn und "den" Elefanten zu haben, und gelegentlich griff man wohl auch auf das Trampeltier statt des Dromedars zurück (siehe Berlin).
(22.10.2008, 13:48)
IP66:   Bezüglich der 1843 in der Menagerie von Herrn Schreyer gehaltenen Giraffe würde ich noch einmal die Quelle überprüfen wollen - doch selbst wenn es sich nicht um eine Blendnachricht handelt, könnte man sie so interpretieren, schon ein gutes Jahrzehnt nach den Giraffengeschenken des Khedive Giraffen im Tierhandel auftraten, zumal es sich welche in der osmanischen Hofmenagerie gab. Die durch den Mahdi-Aufstand bedingten Importprobleme betrafen dann schon die Aktienzoos, in denen es hier und da schon mehrere Tiere, sogar Zuchterfolge gab. Was die kölner Elefantenunterbringung betraf, so weiß ich nicht, weshalb man die Tiere nicht im Antilopenhaus unterbrachte. Waren die Öffenungen zu klein oder die Ställe zu wenig befestigt? Allerdings muß man bedenken, daß schon der von Bodinus publizierte Zooplan den Bereich, auf dem schließlich 1874 der vielzitierte Anbau entstand, schrafftiert dargestellt wurde. Man hatte dort wohl etwas vor, und wenn man nicht an eine repräsentativere Giraffenunterkunft denkt (Bodinus realisierte dergleichen ja in Berlin), bleibt nur ein Dickhäuterstall. Es zeigt sich wieder einmal, daß eine zuverlässige Zoogeschichte des kölner Zoos noch zu schreiben ist.
Auf der anderen Seite könnte man den kölner Bau auch so interpretieren, daß man eine von Bodinus beabsichtigte Verbesserung der Giraffenausstellung zugunsten eines neuen Dickhäutersortiments, wie man es sich in der berliner Pagode anschauen konnte, zurückgestellt hat. dann hätte man allerdings sienen architektonischen Ehrgeiz, der recht bald in Rinderallee und Seelöwenanlage manifest wurde, bei dieser Bauaufgabe jedoch einigermaßen gezügelt. Ganz verstehen kann ich das nicht - für die recht neuen Seelöwen aufwendig zu bauen, scheint mir naheliegend, aber auf die Rinderallee mehr architektonische Phantasie zu verwenden als für Elefanten und vor allem Nashörner, auf die Idee muß man erst einmal kommen.
(22.10.2008, 10:19)
Michael Mettler:   @Ingo Rossi: In "Unterwegs mit wilden Tieren" von Rieke-Müller/Dittrich ist eine Giraffe von 1843 im Besitz des Menageristen Heinrich Schreyer erwähnt, die vom Kunstreiter Bernhard Hartmann zugeritten und vorgeführt wurde. Dafür muss das Tier schon eine Weile gelebt haben. Hartmann beschaffte später noch selbsttätig Giraffen, von denen er z.B. 1854 vier Stück importierte und zwei Jahre lang in verschiedenen Städten Europas ausstellte. 1856 starb Hartmann, und seine Witwe verkaufte die Giraffen an den Amsterdamer Zoo.

Renz hatte doch m.W. seine beiden Giraffen als Zugtiere dressiert, die den Wagen seiner "Königin von Saba" um die Manege zogen? Auch dafür war eine gewisse Haltungsdauer notwendig. Und was mir dabei gerade auffällt: Giraffen als königliche Zugtiere - das passt ja prima zu meiner Theorie der "adligen" Giraffe. Man hätte schließlich auch Elefanten nehmen können :-)
(21.10.2008, 22:41)
Ingo Rossi:   Zu den Giraffen in Wandermenagerien: Sie waren wohl ausgesprochen selten und hatte eine kurze Lebensdauer wegen der schwierigen Haltung auf Reisen. In Zapffs Buch "Vom Flohcircus zum Delphinarium" berichtet er von einer Giraffe in der Tierschau der Familie Kludsky 1874, die zuerst lebend und nach kurzer Lebenszeit präpariert ausgestellt wurde. Jacob Renz hatte 1875 sogar zwei Giraffen, die er in seinen festen Circusbauten zeigte.
(21.10.2008, 22:15)
Michael Mettler:   P.S. Es gab danach noch mehr Elefanten vor 1900 in Köln, aber über ihre Haltung und "Wertigkeit" fand ich weder in besagtem Buch noch bei Hässlin etwas, was uns in der Diskussion weiterbringt.
(21.10.2008, 21:57)
Michael Mettler:   Ich bekam heute das Buch "Die Elefanten zu Köln" und habe mich natürlich gleich auf den Beginn der Haltung gestürzt: Der erste Elefant kam demnach 1864 in den Zoo, seine Unterbringung bleibt im Unklaren, außer dass er in einem "viel zu engen Käfig" leben musste. Laut dem Zoo-Ehrenarchivar ist es nicht auszuschließen, dass man den Elefanten seinerzeit in einem ehemaligen Eisenbahner-Stationshäuschen untergebracht hatte, denn das Zoogelände befand sich auf einem vorherigen Eisenbahn-Endpunkt. Besagtes Stationshäuschen wurde jedenfalls später noch als Winterquartier für Vögel, als Ãœbergangslösung für Großkatzen und sogar zeitweise als Direktorenhaus benutzt. Der erste Kölner Elefant war "ein sehr kräftiges Tier" (also wohl ausgewachsen), stammte aus Indien und bekam als Stallgenossen ein Zwergpferd, an dem er sehr hing. Beide starben 1871 an Rotz.

1872 kam die vierjährige Asiatenkuh Bella, gleichzeitig mit einem Panzernashorn. "1874 durfte sie in das ehemalige Giraffen- und Antilopenhaus einziehen, welches eigens für die Anschaffung von Elefanten umgebaut worden war." Und wo waren die beiden Dickhäuter zuvor zwei Jahre lang untergebracht?
(21.10.2008, 21:48)
Michael Mettler:   Mit dem "adligen Image" meine ich, dass Giraffen eigentlich nur durch Entgegenkommen afrikanischer Potentaten nach Europa gelangen konnten (Mitte des 19. Jh. soll z.B. ein Herrscher vorübergehend den Giraffenfang im Sudan verboten haben) und die Zeit, als die ersten Giraffen als Staatsgeschenke europäischen Boden betraten, in der Zoogründerära noch nicht sehr lange zurücklag - während man z.B. Elefanten anscheinend schon als normale Handelstiere finden konnte. Somit würde ich das damalige Ansehen der Giraffe ungefähr so einordnen wie das heutige des Großen Pandas: Ihre Haltung war eine Auszeichnung - oder eine Geldfrage. Der Elefant scheint von diesem Status damals weit weg gewesen zu sein, schließlich war er - zumindest der Asiatische - ja auch als "Haustier" verfügbar.

Ich meine übrigens, schon etwas über Giraffen in Wandermenagerien gelesen zu haben, aber Standard waren sie dort bestimmt nicht.
(21.10.2008, 18:08)
IP66:   Als "adliges Tier" würde ich die Giraffe eher nicht bezeichnen. Zum einen hat es nach dem 17. Jahrhundert kaum landsässige Adelsgeschlechter gegeben, die sich Menagerien leisten wollten oder konnten (nicht einmal der durchschnittliche Reichsfürst, also der Hochadel, besaß so etwas), zum anderenfehlte im 19. Jahrhundert der repräsentative Rahmen und das entsprechende Publikum, eine Giraffe auf einem entsprechenden Landgut oder in einem Stadtpalais zu präsentieren. Ich denke, daß die Aufgabe solcher Prestige-Tiere eher von Jagdehunden oder Beizvögeln, vielleicht auch Reitpferden erfüllt wurde. Ich früchte, daß die Giraffengeschenke des Khediven von den Zeitgenossen als Anachronismus verstanden wurden, besaßen doch zwei der drei Monarchen, die beschenkt wurden, nicht einmal mehr eine eigene Menagerie. Allerdings, und da könnte ich mir Ihrer Argumentation anschließen, gab es auch keine Giraffen in Wandermenagerien, so daß sich die Tiere sehr gut zur Untermauerung eines Bildungsanspruches des liberalen Bürgertums eigneten, deren Zoos sich dadurch von einer stationär gewordenen Wandermenagerie ebenso unterschieden wie in ihrer Konzeption als anspruchsvolle Gartenanlage. Nicht zuletzt spiegelte sich in diesen Tieren vielleicht noch ein wenig mehr als im Elefanten die Möglichkeit, sich neue Weltgegenden zu erschließen, bezog sich die koloniale Erschließung zwischen dem Ägyptenfeldzug Napoleons und dem Krim-Krieg doch stark auf den vorderen Orient.
Ich möchte Herrn Jahn ausdrücklich zustimmen, wenn er im breßlauer Elefantenhaus eine Art Gegenbild zur berliner Pagode sehen möchte. Allerdings wurde diese in der deutschen Bauzeitung publiziert, die man im preußischen Breßlau sicher lesen konnte und mußte - insofern wäre sogar zu fragen, welche haltungstechnischen Elemente aus Berlin übernommen wurde. Es gab ja durchaus Kritik an den exotisierenden berliner Prachtbauten, vor allem im britisch geprägten - und nicht preußischen! - Hamburg, vielleicht aber auch in Breßlau.
(21.10.2008, 17:55)
Michael Mettler:   Nächster Zoo: Leipzig. Laut Chronik zog der erste Elefant 1881 ein, wobei die Angaben seltsam widersprüchlich sind; einerseits heißt es, es sei eine etwa 12-jährige ceylonesische Kuh gewesen (wofür auch der Name Sally/Selly spricht), andererseits wird im zitierten zeitgenössischen Zeitungsartikel gesagt "er ist gut entwickelt und zeigt kräftige Stoßzähne". Wie auch immer, das Tier bezog ein eigenes Haus mit Auslauf in damals üblicher Größe, die umliegenden Gehege waren aber nicht mit weiteren prominenten Exoten besetzt: Gemsen und Stachelschweine werden in einem Zooplan von 1894 genannt, dazu ein Bassin und ein Reservegehege. Nach einem Holzstich von 1881, auf dem das Elefantenhaus noch nicht zu sehen ist, stand an dessen Stelle vorher eine Volierenreihe. Bombastischer wurde die Elefantenhaltung erst mit Bau des Dickhäuterhauses - aber da wären wir ja schon im folgenden Jahrhundert.
(21.10.2008, 09:38)
Michael Mettler:   Voller Hoffnung auf neue Erkenntnisse der Rolle des Elefanten habe ich auf die Londoner Historie geschaut - und wieder eine neue Variante entdeckt. Es gab schon sehr früh ein Elefanten- und Nashornhaus, wenn auch nur mit einem einzigen Außengehege; die Giraffen hatten an anderer Stelle ihr eigenes Gebäude, mit Seitenflügeln, in denen Antilopen, Zebras, Wildesel, zeitweise aber auch andere wärmebedürftige Tiere wie Menschenaffen oder ein Spitzmaulnashorn untergebracht waren (also eine Variante des Winterhauses). In einem dieser Seitenflügel lebten zeitweise auch junge Afrikanische Elefanten, der andere wurde 1850 für Flusspferde umgebaut. 1870 entstand ein neues Elefantenhaus, das auch die Nashörner und mindestens anfangs einen Tapir beherbergte. Das Haus hatte acht Ställe, aber nur zwei Außengehege, so dass alle Bewohner im Schichtdienst nur für wenige Stunden nach draußen konnten - wobei die Elefanten allerdings zusätzlich als Reittiere eingesetzt wurden. Auch hier also keine Sonderrolle für die Rüsseltiere, dafür aber im/am Giraffenhaus schon Ansätze der Exotenkarawane (und zwar noch vor Antwerpen). Mitte der 1880er Jahre beherbergte das Elefantenhaus sechs Rhinos (Panzer-, Java-, Sumatra-, und Spitzmaulnashorn!) und vier Elefanten - das hatte eher etwas von Batteriehaltung als von romantischer Präsentation der Tierriesen. Das Haus hatte auch keinen exotischen Einschlag.
(20.10.2008, 22:09)
Oliver Jahn:   @IP66, Breslau und Berlin hatten doch sehr unterschiedliche Bauten, die ich nicht in einer Linie sehen würde. Die Fächerförmigen Außenanlagen sind ganz anders in Breslau und noch viel mehr sind es die Grundrisse im Inneren. Berlin hat im Grundriss bei allen Innenkäfigen Quadrate oder Rechtecke, welche lediglich nach vorn mit halbrunden Gittern zum Besucher endeten.
Breslau hat alle Innenkäfige in 6 oder 8-Eck Form des Grundrisses und hat das Haus von der Draufsicht her fast wie eine Blume, um deren Mittelblüte sich mehrere, unterschiedlich große Blütenblätter ranken, die nicht mal symmetrisch angeordnet sind.
Ich glaube hier nicht, dass der Schlesier Stadtbaurat Schmidt sich an Ende und Böckmann orientiert hat. Zoologen reisten hin und wieder. Stadtbauräte, die nur einen einzigen Zooauftrag bekamen, und diesen nicht mal überlebten, waren sicher eher bodenständig und blieben zu hause.
(20.10.2008, 20:14)
Michael Mettler:   @IP66: Der Hinweis auf das Drei-Kaiser-Treffen unterstreicht meine Gedankenspielerei, dass die Giraffe womöglich im Gegensatz zum Elefanten als eine Art adliges Tier betrachtet wurde - der Elefant besetzte dagegen vielerorts die Rolle des (Kinder-)Reittieres und Clowns, gehörte also vor seiner Aufwertung durch die systematischen Sammlungen wohl eher - zusammen mit dem Affen und vielleicht auch dem Papageien - in die Kategorie des "Hofnarren". Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die alte Dresdner Elefantin, die das Publikum wenig begeisterte, weil sie nichts konnte...
(20.10.2008, 20:12)
IP66:   Wenn man die Bauten Stracks übersieht, war das Elefantenhaus wohl das aufwendigste Gebäude, woraus man eine Parallele zum antwerpener Bau konstruieren könnte. Allerdings fehlte in Berlin die soziale und finanzielle Infrastruktur, die den Erwerb von Giraffen ermöglichen hätte können. Als das möglich war, baute Bodinus seinen Wintergarten bezeichnderweise in das Giraffenhaus, nicht in die Elefantenpagode, und auch die collation beim Kaisertreffen gab es dort und nicht bei den Dickhäutern. Allerdings würde ich die Standplätze der Elefanten an den Stirnseiten der Pagode schon als herausgehobben bezeichnen, wurden doch die Nashörner in Reihenlogen aufgestallt wie die Antilopen in dem anderen Prachtbau. Als wirklich zurückgenommen hätten wir wohl die Unterbringung der Flußpferde in der Pagode verstanden - aber hier ergab sich das Problem, daß man, wenn man alle Ställe auszeichnet, letztlich keinen besonders hervorhebt, also irgend etwas in den dunklen Ecken landen mußte.
Bezeichnend finde ich noch einen zweiten Aspekt: Im Grunde wurde der sog "vierwaldstätter See" deshalb ausgehoben, um die Giraffen vor der Kulisse des neuen Hauses in einer besonders poetischen Form inszenieren zu können - der Effekt noch heute nachvollziehbar, auch wenn das kürzlich errichtete Flamingo-Quartier dabei empfindlich stört. Dergleichen Hervorhebung erfuhr kein Tier der Elefantenpagode.
(20.10.2008, 19:59)
Michael Mettler:   Nach derzeitigem Stand habe ich den Eindruck, dass Berlin mit seinem ersten Elefantenhaus von 1859 vielleicht der erste Zoo war, der den Elefanten innerhalb der Exotenkarawane optisch in den Mittelpunkt stellte. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass man im Gegensatz zu z.B. Frankfurt, Dresden oder Hannover nicht mit einem Jungtier begann, sondern gleich mit einem respektabel großen Bullen. Allerdings kehrte sich das Verhältnis mit dem Bau der Dickhäuterpagode wieder um: In der Mitte der Sichtseite standen die Nashörner und wurden rechts und links von den beiden Elefantenarten flankiert (der Eingang zur Stadtseite, nach dessen Passieren man zuerst auf ein Elefantengehege stieß, existierte bei Bau des Hauses noch lange nicht).

Auch Köln rückte den Elefanten nicht mal bei Giraffenmangel in den Mittelpunkt des Anbaues am Antilopenhaus, sondern überließ diese prominente Position den Flusspferden. Hatte das nun wirklich etwas mit der Wertschätzung zu tun (Hippos waren damals Zooraritäten, Elefanten dagegen allgemein verbreitet), oder war es einfach eine Frage der gestalterischen Symmetrie - das Flusspferd als gestaltliches "Unikum" in der Mitte, die beiden Elefantentypen rechts und links daneben? So könnte man sich natürlich auch die Gründe für die Aufteilung in der Berliner Pagode denken.
(20.10.2008, 19:28)
IP66:   Mir scheint, daß dieses antwerpener Haus zumindest auf die deutschen Aktionärszoos einen nicht zu unterschätzenden Einfluß ausgeübt hat. Ich habe allerdings auch den Eindruck, daß es mit seiner Exotenkarawane ebensolche Akzente setzte wie mit der Architektur.
Die Giraffen waren ja zunächst Staatsgeschenke an europäische Herrscher, und zwar nur an die vornehmsten derselben, und diese reichten sie, zumindest in London und Paris, an die bürgerlichen Zoos als huldreiche Geschenke weiter. Diese Tiere nun aus dem eigenen, wenn auch zusammengelegten Vermögen heraus erwerben und ausstellen zu können, bedeutete für das belgische Bürgertum, das sich in der Aktiengesellschaft organisiert hatte, schon einen ernormen Prestigegewinn, der sich durch einen Elefanten, den die meisten Wandermenagerien ebenfalls im Programm hatten, nicht erzielen ließ. Anscheinend ergab sich bei den ähnlich seltenen Flußpferden und Nashörnern kein vergleichbarer Wiedererkennungseffekt.
Man darf allerdings nicht glauben, daß sich diese Giraffenbeschaffung gegen das Königshaus wendete - im Gegenteil, das Bildprogramm der Fassade stellt dar, wie die Welt Pharao, dem belgischen König, ihre Tierschätze darbringt. Allerdings wurde dies jetzt in Gestalt einer Aktiengesellschaft von der Trägerschicht des neuen liberalen belgischen Königreichs bewirkt, und daraus ergibt sich der Stellenwert von Gebäude und Institution.
(20.10.2008, 18:53)
Michael Mettler:   Das Ursprungskonzept des 1855 errichteten Ägyptischen Tempels in Antwerpen ist aus den Bauplänen in der "Beeldbank" des Zoos ersichtlich. Zwar spielen auch hier die Dickhäuter eine gewichtige Rolle, aber wiederum nur als Teil einer Exotenkarawane (sorry, dass ich bei diesem eher in Circussen verwendeten Ausdruck bleibe, aber er passt so schön). Die Hauptrolle blieb beim Betreten des Tempels den Giraffen vorbehalten, da ihr Stall dem Eingang gegenüberlag (ist ja noch heute so), ihre unmittelbaren Sekundanten waren Dromedare und Zebras zur Rechten und zur Linken, davor waren große, aber eben "nur" seitlich gelegene Ställe für Elefanten und Flusspferde vorgesehen, und die Nebenrollen gleich links und rechts hinter dem Eingang waren für Nashorn und Tapir reserviert. Auch hier stand also nicht der Elefant im Mittelpunkt, sondern er musste sich der buchstäblich alles überragenden Giraffe unterordnen.
(20.10.2008, 11:14)
IP66:   Das amsterdamer Gehege scheint mir eine der typischen Sommerunterbringungen gewesen zu sein - recht einfach und zurückhaltend, gut in einen Park integriert und mit bewußt zurückgenommenem Aufwand. Dergleichen Gehege bestätigen die These von der an Wandermenagerien orientierten Unterbringung von Elefanten. Vermutlich wünschte das bürgerliche Publikum in Amsterdam, wie schon in Paris, auch nichts, was an die fürstlichen Menagerien und ihre aufwendigen Tierlogen und Pavillons erinnerte, der Park als Bildungsinstitution setzte sich da deutlich ab, die Natur wurde dem Fürsten nicht unterworfen, sondern sie belehrte die Kunst und die Wissenschaften.
In Berlin gehörte die Zusammenlegung verwandter Arten zu den dezidiert so geäußerten Geschäftsideen des Herrn Bodinus - vielleicht hat er mit der Pagode sogar das erste Dickhäuterhaus überhaupt konzipiert. Die Verknüüfung des ersten Elefantenhauses in Berlin mit dem - später nach diesem Muster umgenutzten - maurischen Haus in Frankfurt sehr ich wie Herr Mettler.
Man müßte aber noch einmal um das Konzept des ägytischen Tempels in Antwerpen nachdenken: Er faßt die Haltungsfunktionen in einem etwas größerem Maßstab zusammen, war das konzeptionelle Vorbild für das kölner wie wohl auch das frankfurter Haus. Da das berliner Gebäude in der großen deutschen Architekturzeitschrift publiziert worden war, dürfte man es in Antwerpen wie in Köln gekannt haben, allerdings war seine architektonische Gestaltung im Rundbogenstil zum Zeitpunkt seiner Entstehung hoffnungslos altmodisch und überholt, und da man so wohl in Antwerpen wie in Köln auf die neusten architektonischen Entwicklungen in Paris schaute, kann eigentlich nur die zoologische Idee befruchtend gewirkt haben. Bezeichnend finde ich, daß Bodinus sowohl in Köln wie in Berlin Schwierigkeiten hatte, einen Architekten zu finden, der seine Ideen angemessen umsetzte. In Antwerpen scheint die Ausgangslage anders gewesen zu sein, da es zum einen mehr Erfahrung mit den ägyptisierenden Stil gab, man andererseits in einem mit den neuen Kunstentwicklungen gut vertrauten Milieu arbeitete.
Breßlau habe ich immer als den Versuch verstanden, die berliner Pagode ohne die exotisierenden Bestandteile in ein praktikables Gebädue zu übersetzen.
(20.10.2008, 10:47)
Michael Mettler:   Zeit für eine kleine Zusammenfassung zu einer der Bemerkungen von IP66: Ja, man hatte wohl durch die Menagerien Erfahrungen mit der Haltung von Elefanten, aber es scheint mir so, als hätten die Zoos damals eher auf die Erfahrungen der reisenden als der fürstlichen Menagerien gebaut, denn anders lassen sich die vielen anfänglichen Unterbringungen in (für Elefantenverhältnisse) Leichtbauställen nicht erklären. Möglicherweise machte man den Fehler, weil man eines nicht bedachte: Der Elefant in der Wandermenagerie hatte zumindest tagsüber reichlich Beschäftigung, denn er lebte in engem Kontakt mit "seinen Menschen", wurde vorgeführt und musste zwischen den Präsentationsorten lange Strecken zu Fuß wandern, wobei er ständig mit neuen Eindrücken konfrontiert wurde. Wenn nun ein Zoo einen Elefanten kaufte, ihn ganztägig und allein in ein winziges Gelass steckte und - wenn überhaupt - nur an schönen Sommertagen durch den Garten führte, liegt es nach heutigem Verständnis auf der Hand, dass das gelangweilte Tier irgendwann begann, seine Unterbringung genauer zu untersuchen - und das bedeutet in Elefantenkreisen nun mal, sie kaputtzuspielen. Wahrscheinlich wurden manche Elefanten auch "gemeingefährlich" oder "tückisch" (Zitate aus der Dresden-Chronik), weil sie immer wieder vom Publikum geneckt wurden - oder wiederum aus Langeweile, indem sie das Spiel erfanden, Gegenstände ins Publikum zu werfen. So gesehen fing man in den Zoos eigentlich doch wieder von vorn an mit dem Sammeln von Erfahrungen.
(19.10.2008, 22:24)
Michael Mettler:   Der Beginn der Elefantenhaltung im Berliner Zoo war eine Art Mittelding aus den Situationen in Dresden und Breslau. Man kaufte 1857 einen neun- bis zehnjährigen Asiatenbullen namens Boy von einer Menagerie und quartierte ihn im umgebauten Winterhaus für Raubtiere (!) ein. Da man schnell erkennen musste, dass dies keine adäquate Unterkunft für einen Elefanten darstellte, baute man 1859/60 ein massives Haus im Burgenstil mit einem zentralen Stall und Auslauf für den Elefanten, flankiert von Gelassen für andere Huftiere wie Giraffen usw. Letztere kamen dann aber nie in das Haus, dafür nacheinander ein Trampeltier, Zebras, ein Quagga, Ponys, Warzenschweine und Sambarhirsche sowie zwischen 1862 und 1867 eine Asiatische Elefantin mit dem merkwürdigen Namen Robert. 1867 tötete Boy seinen Pfleger; auch in diesem Haus musste der Pfleger übrigens zu den Tieren rein, um die Stalltüren zu öffnen (wie auch noch in der späteren Elefantenpagode). 1868 kam der erste Afrikanische Elefant, eine Kuh namens Jenny, und zog offenbar wiederum in dieses Haus ein. Boy und Jenny zogen später in die Elefantenpagode (fertiggstellt 1873) um. Unter den diversen weiteren Elefanten, die noch vor der Jahrhundertwende mehr oder weniger lange im Zoo Berlin lebten, waren anscheinend nur zwei, die auch zum Reiten eingesetzt wurden - ausgerechnet zwei Asiatische Bullen, von denen einer bereits in seinem vorigen Zuhause (Londoner Zoo) einen Pfleger getötet hatte!

Das erste Berliner Elefantenhaus erinnert mich in seinem Ursprungskonzept (nicht in Baustil und Umsetzung) ein wenig an das kurz danach entstandene Maurische Haus in Frankfurt: Der Elefant nicht als Bestandteil einer Dickhäuter-Combo, sondern in thematischem Zusammenhang mit Giraffe, Zebra und/oder Kamel, quasi als Mitglied einer Exotenkarawane. Ähnlich war es ja seinerzeit auch in Köln, bis die Dickhäuter immer mehr Platz im Antilopenhaus einnahmen.
(19.10.2008, 22:09)
Oliver Jahn:   Der erste Elefant, ein 12 jähriger Bulle kam 1873 in den Zoo Breslau. Dort war er sehr einfach in einem hölzernen HAus untergebracht mit dicken Gittern drum herum. Er demolierte dieses Haus mehrfach und dann brannte es. Jetzt erst baute man neu, eines der größten Dickhäuterhäuser Europas. Dieses wurde dann 1888 eröffnet.Der Bulle zog dann aber allein in dieses Haus, neben Tapire, Flusspferde und Nashörner. Und erst nach dem der Bulle starb, wurde er ersetzt durch zwei junge Elefanten, eine 15 jährige Kuh und einen 11 jährigen Bullen.
(19.10.2008, 21:43)
Michael Mettler:   Meine Quellenlage für Dresden (eröffnet 1861) ist zwar spärlich, gibt aber doch etwas her (wenn auch keine Abbildung): Festschrift zur 100-Jahr-Feier. Darin heißt es über den ersten Elefanten des Zoos: "Am 8. Juli 1863 kam Lilly als dreijähriges, ca. 1,35 m hohes Baby zu uns und wurde im damaligen Winterhause des Gartens untergebracht." Dieses Winterhaus war noch 1861 für alle jenen kälteempfindlichen Arten errichtet worden, die zur Ãœberwinterung im Affenhaus keinen Platz mehr fanden... Der erste Elefant war also streng genommen nur ein "sonstiger Exote", nichts mit Sonderstellung. An warmen Sommertagen wurde Lilly durch den Garten geführt und konnte von Kindern geritten werden. Da nicht nur das Tier, sondern auch seine Kraft und Unzuverlässigkeit wuchsen, musste Lilly schon 1866 eine festere Unterkunft beziehen, 1873 dann ein "eigenes massives Haus". Zu diesem Zeitpunkt hatte Lilly schon jahrelang nicht mehr ihr Gehege verlassen dürfen, weshalb man sie durch eine Art Treibgang in ihr neues Zuhause bringen musste. 42 Jahre lang blieb sie - von Gastspielen von Wanderschauen mit Elefanten abgesehen - der einzige Elefant im Dresdener Zoo, dann (1905) traf eine zweite Elefantin namens Fanny ein. Sie lebte aber offenbar nie mit Lilly zusammen, sondern "wurde in dem damaligen Rhinozerosgelass des Winterhauses untergebracht". In den folgenden Jahren wurde sie "gemeingefährlich" und deshalb "als überzähliger Fresser" 1910 an eine Menagerie verkauft. Im Jahr danach starb Lilly nach 48 Jahren in Dresden, und neben Unterleibstumoren stellte man bei ihr eine chronisch gewordene Lungenentzündung fest, die möglicherweise auf einen verbreiteten Mangel damaliger Elefantenställe zurückzuführen war: Im Herbst vor ihrem Tod musste sie vier Wochen lang mit ständig geöffneter Stalltür leben, da ihr gewohnter Pfleger erkrankt war und sich niemand anders in den Stall traute - die Tür war nämlich nur zu schließen, wenn man die Stallbox betrat.

Bemerkenswertes über den Stellenwert des immerhin 43 Jahre lang einzigen Dresdener Elefanten beim Publikum findet sich auch noch: "...andererseits imponierte die 'alte Dame' natürlich durch ihre gewaltige Größe (2,85 m!), aber sie interessierte die regelmäßigen Besucher nicht in dem Maße, wie es hätte der Fall sein können, weil sie eigentlich nichts gelernt hatte und daher nicht unterhaltend war."
(19.10.2008, 21:25)
Michael Mettler:   Sorry, hier das Bild.

Ein im selben Buch enthaltener Zooplan von 1863 zeigt etwas Interessantes: Zum Bestand gehörten damals Afrikanischer und Indischer Elefant, Nashorn und Flusspferd (Artis war seit 1860 einer der ersten Flusspferdhalter überhaupt), aber alle vier Arten waren getrennt voneinander in unterschiedlichen Parkbereichen untergebracht! Thematische Zusammenhänge spielten offensichtlich keine Rolle; die nächsten, wenn auch durch Wege und Pflanzrondelle getrennten Nachbarn des/der Afrikanischen Elefanten (übrigens in einem relativ großzügigen Auslauf gehalten) waren z.B. Pfaue, Antilopen, Rentiere, Haus- und Wildschafe; im gleichen Haus, mit einem Auslauf an dessen Rückseite, waren noch Tapire untergebracht.

Auf vielen der alten Darstellungen des Buches sind Reitelefanten zu sehen; das "Nutztier" Elefant spielte also in der Präsentation eine wichtige Rolle.
(19.10.2008, 17:38)
Michael Mettler:   Für Amsterdam fand ich die nebenstehende Darstellung früher Elefantenhaltung. Der Zoo erhielt seinen ersten Elefanten, einen vielseitig dressierten Bullen namens Jack, 1839 aus der Menagerie van Aken. Jack war lange Zeit ungewöhnlich gutmütig und konnte in Garten ausgeführt werden, fing aber mit zunehmendem Alter an zu "randalieren" und wurde nach zehnjähriger Haltung 1849 erschossen. In Zeitungsberichten dieser Zeit, die in "Het Boek van Artis" wiedergegeben sind, bilden leider Legende und Wirklichkeit ein nicht ganz eindeutiges Gesamtbild. Möglicherweise hatte Jack schon bei seinen Spaziergängen Schäden im Park angerichtet (Tierkäfige beschädigt und Bäume umgedrückt), auf jeden Fall aber war er kurz vor seinem gewaltsamen Tod damit beschäftigt, seinen eigenen Stall zu zerlegen. Ob das der gleiche war wie auf dem nebenstehenden Bild, weiß ich leider nicht, aber der Bulle wurde offenbar stets allein gehalten - die Darstellung entstand also wohl erst später.
(19.10.2008, 17:26)
IP66:   Leider sind meine Kenntnisse über Zoobauten für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts recht beschränkt, weshalb ich bitte, die folgenden Ãœberlegungen sehr kritisch mit den eigenen Kenntnissen zu vergleichen. Zudem werden ich einen Thread "Zoobauten vor 1860" einrichten, in dem man betreffende Objekte einstellen und diskutieren kann.
Unter den klassischen Zootieren dürfte der Elefante im 18. Jahrhundert neben dem Löwen die weitaus am häufigsten gehaltene Form vorgestellt haben - es gab ihn in Wandermenagerien, aber auch in höfischen Haltungen. Insofern dürfte man hier über einige Erfahrungen verfügt haben, zumindest für die indische Art. Allerdings gab es in der höfischen Menagerie des 18. Jahrhunderts ja nur die langgestreckten Stallgebäude und die jeweiligen Tierlogen, die immerhin so geräumig waren, daß man die schönbrunner Giraffe in den 1820er Jahren, nach über 70 Jahren Betrieb, dort unterbringen konnte - dort dürfte man auch einige Elefanten haben unterstellen können.
Die Probleme entstanden erst, als man diese Menagerien in den als bürgerlich verstandenen englischen Garten umsiedelte und dafür dann die von Herrn Mettler beschriebenen Staffagen verwenden wollte. Hierbei handelte es sich meist um kleine Tempel oder Hütten, vielleicht auch eine chinesische Pagode, die, wenn sie überhaupt einen Innenraum besaßen, meist nur in der Größe eines Teesalons oder eines kleinen Kabinetts angelegt waren. Da ließ sich ein Elefant nur schwer unterstellen, weshalb man im ersten dieser Garten-Zoos, im Jardin des Plantes in Paris, die Rotunde für die Großtiere errichtete, die heute noch besteht und die für Elefanten und Nashörner genau so benutzt wurde für wie für die Giraffe, die fast gleichzeitig mit dem schönbrunner Tier Karl X. geschenkt wurde.
Ab diesem Zeitpunkt entfaltet sich meine Wissenslücke, so daß ich nicht sagen kann, wo etwa in seiner in einem vergleichbaren englischen Garten untergebrachten Menagerie König Friedrich I. von Württemberg seinen Elefanten unterstellte. In den frühen Aktienzoos, etwa in Antwerpen, stand der Elefant, wenn ich recht informiert bin, vor der Errichtung des ägyptischen Tempels in einem Holzgebäude, daß sich mit dem von Herrn Mettler eingestellten Bild vergleichen läßt. In Berlin, ebenfalls einem frühen Aktienzoo - in der königlichen Pfaueninsel-Menagerie hatte es weder Elefanten noch Giraffen gegeben - konzipierte Herr Strack das erste Elefantenhaus für ein Einzeltier, sah aber die Möglichkeit der Unterbringung einer Giraffe vor, die man aber nicht erhielt - nicht zuletzt, weil man im europäischen Mächtesystem vor 1870 nicht jene Rolle spielte wie Paris, London oder eben Wien. Was dem preußischen König vorerst nicht gelang, bewältigen die kölner oder antwerpener Aktionäre und so konzipierte man dort das uns bekannte Warmhaus, hier den ägyptischen Tempel. Beide Gebäude wurden durchaus noch in ein Ansichtsgefüge eines englischen Gartens integriert, doch waren sie ungleich großzügiger und geräumiger konzipiert als die pariser Rotunde und rezipierten zugleich exotisierende Formen in einem neuen Maßstab. Der selbe Herr Bodinus, der in Köln das "maurische" Großtierhaus etabliert hatte, trieb die Dinge etwa zehn Jahre später auf die Spitze, in dem er die Giraffen von den Elefanten trennte und eingesessene berliner Architekten, die von selbst wohl nie auf diese Gedanken verfallen wäre, exotische Architekturen verlangte, hinterindisch geprägte Formen für die Dickhäuter, orientalische für Antilopen und Giraffen. Zudem verband er noch Tier- und Pflanzenschauhaus miteinander, allerdings nicht in der Pagode, sondern im neuen Antilopenhaus. Beide Bauten haben Tierhaustypen geprägt, die bis heute oder doch bis vor wenigen Jahrzehnten unsere Zooplanung prägen: Das Dickhäuterhaus, das Antilopenhaus mit Giraffen und das Tiere und Pflanzen gemeinsam ausstellende Urwaldhaus.
Wenn ich es recht übersehe, wuchs schon zu Bodinus' Zeiten der Elefantenbestand über die zwei Ställe hinaus, allerdings waren die architektonischen Konsequenzen in Gestalt eines Behelfsstalle eher bescheiden. Leider kenne ich das breßlauer Elefantenhaus zu wenig, um sagen zu können, daß dort erstmals mehr als zwei Elefanten ausgestellt werden sollten, insofern würde ich als ersten gesicherten Bau dieser Gruppenhaltungsphase das heute noch teilweise erhaltene Gebäude in Leipzig anführen - aber da sind wir schon im 20. Jahrhundert.
(19.10.2008, 14:52)
Michael Mettler:   @Oliver: Stimmt, da habe ich einen Denkfehler begangen, denn ich hatte im Hinterkopf die Berliner "Elefantenpagode", weil ich gerade das Buch "Der Berliner Zoo im Spiegel seiner Bauten" in der Hand hatte. Aber die war ja tatsächlich erst später für eine Gruppenhaltung umgebaut worden, im Ursprung hatte auch die nur je ein Abteil für einen Asiatischen und einen Afrikanischen Elefanten.

Vielleicht stehen die Dickhäuterhäuser eher für den Beginn der Ära systematischer Sammlungen. Die Zoos, mit deren Gründungszeit ich mich in letzter Zeit etwas näher befasst habe (Hannover, Frankfurt, Berlin, Rotterdam) hatten ja alle nicht von Anfang an derartige Ansprüche. Im Grunde waren es noch keine "lebenden Museen" wie später in der Ära Heck senior, sondern Parkanlagen mit eingestreuten Tiergehegen (Berlin, Rotterdam, Hannover) oder Akklimatisationsgärten (Frankfurt). In ersteren hatten sich die Tiere in die Landschaftsgestaltung einzuordnen und wurden wohl eher nach ihrem Zierwert beurteilt, in letzterem spielte die Zucht und Gewinnung von neuem Park- und Jagdwild eine wesentliche Rolle - und da liegt es auf der Hand, dass ein Elefant zwar ein exotisches Schaustück bildete, man aber lieber große Hirschgehege einrichtete.

Kann es sein, dass der wachsende Status des Elefanten mit dem Aufkommen exotischer Stilbauten einherging, so dass sich die Wirkung von Tier und Gebäude gegenseitig steigerte? Ich denke dabei nochmal an das unten gezeigte Bild aus Rotterdam: Das Haus ist zwar in gewissem Sinne auch ein Stilbau, sieht aber eher aus wie die damaligen Rinder- oder Hirschhäuser und stellt mit seinem einheimisch-mitteleuropäischen Äußeren die Fremdartigkeit seiner Bewohner etwas in den Schatten. Nun stelle man die selben beiden Elefanten in einem genauso gestalteten Auslauf vor die Kulisse des Ägytischen Tempels in Antwerpen, des Maurischen Hauses in Frankfurt oder der Pagode in Berlin, und schon hat man eine Art Weltausstellungswirkung. Hannover ist in dem Reigen der genannten Zoos ein Sonderfall, hier wurden ja Tiere aller Art in burgartige, wenig exotische Kulissen verpackt...
(19.10.2008, 10:29)
Oliver Jahn:   Michael, gerade weil es anfäglich sehr oft Bullen gab, schreib ich das mit der Gefährlichkeit. Und was die Dickhäuterhäuser angeht, so waren nicht wenige anfänglich nur für Einzeltiere konzipiert, oder aber für einen Inder und einen Afrikaner.
(18.10.2008, 22:12)
Michael Mettler:   @Oliver: Die Geburtsstunde des Dickhäuterhauses sehe ich eher zu jenem Zeitpunkt, als man Elefanten endlich als gesellige Tiere betrachtete. Der Aspekt der Gefährlichkeit betraf ja eher die Bullenhaltung - und selbst die war damals noch relativ verbreitet, eben WEIL man noch zu wenig Erfahrungen hatte. Wie ich kürzlich gelesen habe, war z.B. der erste Elefant des Berliner Zoos gleich ein Asiatenbulle... Womöglich hatte man auch einfach die Kräfte, Geschicklichkeit und Zerstörungslust der Elefanten drastisch unterschätzt.

Vielleicht hing den Giraffen ja noch der Hauch des Aristokratischen an, nachdem einige Exemplare als Staatsgeschenke nach Europa gelangt waren, während Elefanten als ganz normale (wenn auch skurrile) Zootiere galten? Die von Oliver genannte Einstufung als Nutztier klingt auch plausibel; damit gehörten zumindest die asiatischen Rüsseltiere in eine Liga mit Kamelen, Wasserbüffeln oder Zebus, die sich ja damals als Zootiere noch etwas größerer Beliebtheit als Zootiere erfreuten als heute (immerhin war ein Trampeltier für einen Zoobesucher des 19. Jahrhunderts nicht weniger exotisch und skurril als ein Elefant).
(18.10.2008, 21:25)
Oliver Jahn:   Die finanziellen Aspekte sind garantiert nicht von der Hand zu weisen, waren doch etliche Zoos generell erst mal als Provisorien geplant. Aber ich tippe noch mehr auf MMs Argument, dass der Elefant in den Anfängen seiner Haltung nicht die gleiche Rolle spielte, wie heute. Man kannte Elefanten ja quasi als Haustiere. Sie waren Arbeitselefanten, Reittiere, Kriegsgerät. Von daher dachten die Zoos sicher in den Anfängen, eine solche Haltung würde genügen. Immerhin gab es ja genug Elefanten, die ihre eher provisorischen Häuser auch nicht so ließen, wie sie gebaut waren. Die Zoos hatten eben keine Haltungserfahrungen, diese mussten sie erst am Objekt sammeln. Also sah man dann später ein, dass Elefanten sehr viel gefährlicher waren, als angenommen. Und da das genau so für Nashörner und Flusspferde galt, die ebenfalls dann häufiger in die Zoos kamen, entschied man sich für das genau Gegenteil der Provisorien. Und das war die Geburtsstunde des Dickhäuterhauses.
(18.10.2008, 20:47)
Michael Amend:   So klein ist die Anlage nun wirklich nicht.

Ich denek,d as dürfte finazielle Gründe gehbat haben. Zum Beginn der Elefantenhaltung in den Zoos wurden aus dem Grund ohnehin nur Einzeltiere gehalten, der Ankaufspreis für die Tieer war zu hoch um sich zwei Tiere kaufen zu können, die Häuser mußten entsprechend elefantensicher und beheizbar sein, was zusätzliche Kosten verursachte,also baute man eben so groß wie es eben nötig war.Ich glaube kaum, das zu Beginn der Elefantenhaltung man mit den Tieren im Zoo spazieren ging, das taten wohl wirklich nur wenige Zoos.Das wurde wohl erst später gemacht. Die Frankfurter Bethsy war wohl immer in ihrer Anlage.
Den Zoos genüge es ohnihin, nur einen Elefanten zu zeigen, erst als die ersten Afrikaner nach Europa kamen und die Tieer verfügbar wurden, nahmen einige Zoos zur Vervollständigung ihrer Sammlungen einen zweiten Elefanten auf, z.b Berlin oder Frankfurt. Wenige Zoos nahmen gleich zwei Elefanten auf, die, die es taten und tatsächlich auch noch das Risiko eingingen, einen Bullen zu halten, hatten auchd ementsprechend die ersten Zuchterfolge, z.b Wien,Berlin oder Kopenhagen Die frühere Kopenhagener Anlage war ebenfalls sehr klein, hier züchtete das Paar Chang und Ellen recht erfolgreich, ich glaubne,drei Kälber wuchsen auf, darunter der Bulle"Kaspar",der später nach Hannover ging, dort sich zu einem sehr gefährlichen Tier entwickelte und später in Paris vergast wurde. Allerdings wurde die Anlage in Kopenhagen später etwas vergrößert und der Bulle erhielt ein eigenes Abteil.
(18.10.2008, 15:08)
Michael Mettler:   Als Nebenprodukt der Diskussionen um die alten Elefantenhäuser in Frankfurt und Köln entstand bei mir die Frage, warum man den größten Landsäugetieren in den Zoos der Gründerzeit geradezu lächerlich winzige Ställe und Ausläufe zugestand. Das beigefügte Foto aus der Rotterdam-Chronik unterstreicht, was ich meine. Die Elefanten wurden geradezu provisorisch untergebracht, und bald ergab sich die Notwendigkeit eines Neubaues (wie im Berliner Zoo) oder einer Erweiterung des Hauses (wie in Köln, Frankfurt oder Hannover).

Eine herausragende Position schien man Elefanten (im Gegensatz zu Giraffen) in dieser Ära noch nicht zuzugestehen, sie wurden anfangs irgendwo im Exotenreigen eingeordnet. Dass die Jungtiere irgendwann sehr viel größer sein würden, muss bekannt gewesen sein, und im Gegensatz zu z.B. Menschenaffen war die Chance erfolgreichen Heranwachsens auch unter den damaligen Möglichkeiten gegeben. Warum also die vergleichsweise winzigen Unterkünfte? Der Stall möglichst klein, damit er sich im Winter gut heizen ließ, der Auslauf nicht größer als nötig, weil man glaubte, den Tieren durch Ausführen im Park ausreichend Bewegung zu verschaffen? Oder genossen Elefanten damals schlichtweg noch keine Sonderrolle und wurden daher wie Zebras oder Büffel behandelt, die sich ja mit vergleichbaren Unterkünften zufrieden geben mussten? Wie sah es mit den Haltungen in anderen als den schon genannten Zoos im 19. Jahrhundert aus (nicht nur in Deutschland)?
(18.10.2008, 14:35)

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