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Gestaltung von Erweiterungsgeländen



Henry Merker:   @Michael Amend vom 23.03.2008:
Ich möchte durchaus mir den Plan des einst geplanten Erweiterungsgelände des Tierpark Nordhorn ansehen, da ich wissen möchte wie das dann ausgesehen hätte.
(15.07.2009, 14:17)
IP66:   Man hätte es mit den Wilhelma-Bauten an der Pragstraße ja ebenso halten können wie mit dem gesamten unteren Wilhelma-Park und sie in saniertem Zustand gut als Insektarium nutzen können, zumal sie trotz langer Tierhaltung in sehr gutem Zustand waren. Die Schöchle-Provisorien fand ich nicht so bedeutend, auch wenn ich nicht ganz glücklich wäre, wenn auch noch das letzte Beispiel, die Kleinsäugeranlage am Eingang, verschwinden würde. Sicherlich gibt es in jeder Epoche gelungene und weniger gelungene Bauten, wobei ich Ihren londoner Bauten noch eine Generation Geschichtlichkeit wünschen würde, ehe man sie endgültig beurteilt. Lubetkins Pinguin-Anlage war ein architektonischer Paugenschlag, vor allem im so vergangensheitsbesessenen England. Ich erinnere daran, daß man in der unmittelbaren Nachkriegszeit sämtliche Wilhelma-Altbauten oder das kölner Elefantenhaus planiert hätte, wären nur die Mittel dafür aufzutreiben gewesen. Was Erweiterungsgelände betrifft, finde ich es notwendig, sich nicht durch einen Baustil und gigantische Projekte zu sehr festzulegen. Vermutlich würden Sie auch die londoner Pinguinanlage ganz entzückend finden, wenn sie das einzige Beispiel dieser Bauperiode im Zoo wäre und sich auch mit dem Dickhäuterhaus dort abfinden, wenn es von Altbauten viktorianischer Zeit umgeben wäre. Ich bin recht gespannt, was man in zehn bis zwanzig Jahren über die Gestaltung der jüngsten Erweiterung des wuppertaler Zoos oder den Neubau in Gelsenkirchen denkt.
(31.03.2008, 18:54)
Sacha:   Nachtrag: Die Giraffen und Okapis sind auch im neu(er)en Zooteil Londons untergebracht - die hatte ich als Anziehungspunkt für Besucher vergessen. Allerdings leben auch diese auf "scheusslichen" viereckigen Anlagen mit dominanten Backsteinhäusern.
(31.03.2008, 13:42)
Sacha:   @MM: Kleiner Nachtrag: Auch die Rodriguez-Flughunde passen nicht sonderlich in die Masoalahalle. Trotzdem gebe ich th.omas grundsätzlich recht, dass das Thema Oekodisplay in Zürich besser resp. originalgetreuer getroffen wurde (wenn auch vielleicht weniger spektakulär) als in Arnheim.
@IP66: Ich kann verstehen, wenn einem das (architektonische) Herz blutet, wenn alte Bauten abgerissen werden. Im Fall von Stuttgart empfinde ich es jedoch nicht als Verlust, sondern als Gewinn. Vor allem, was die Tierhaltung angeht (ich erinnere nur an die Sibir. Tiger, die in dieser Ecke gehalten wurden). Und es kann m.E. nicht sein, dass man zugunsten der Architektur bei der Tierhaltung/Tierpräsentation Abstriche macht. Sonst kommt es heraus wie in London. Ich kriege jetzt noch das Würgen, wenn ich an die scheusslichen Bauten wie (altes) Design-Pinguinbecken, Snowdon-Aviary, die glücklicherweise umgebaute Mappin-Terrace oder das ehemalige Elefantenhaus (Typ weisse Betonkirche mit grossen Dachfenstern) denke. Letzteres wurde m. W. in den 60er als wegweisender Neubau gefeiert (Licht) und zeigte damals nebst Asiat. Elefanten auch Spitzmaulnashörner. In den letzten 10 Jahren mussten aus haltungstechnischen Gründen erst die Elefanten und dann auch noch die Nashörner weichen. Heute beherbergt das Gebäude Trampeltiere, Zwergflusspferde und Bartschweine. Hätte man das Haus abgerissen und eine neue Elefantenanlage gebaut (unter Miteinbeziehung einer angrenzenden Grünfläche), wäre der Londoner Zoo vielleicht nicht so tief abgerutscht.
Nebenbei: Auch in der britischen Hauptstadt hat man es verpasst, das Neugelände jenseits der Strasse, die den Zoo teilt, adäquat zu besetzen. Nur das Nachttierhaus (inzwischen ein Amazonashaus mit Nachtteil) war ein Publikumsmagnet.
(31.03.2008, 13:15)
IP66:   Stuttgart ist ein besonders problematisches Beispiel, da dem Haus die besterhaltenen Baudenkmale des alten Wilhelma-Parks geopfert wurden. Da fanden sich der in der Automobilstadt so zentrale Drang zur Straßenverbreiterung und die Neigung, die alten Schöchle-Erinnerungen zu beseitigen, sich in einer seltsamen Allianz wieder. In Hannover würde ich von einem wirklichen "Ersatz" des alten Affenhauses sprechen, in Dortmund von einer Erneuerung, da Fundamente und Struktur der Gaststätte in den Neubau übernommen wurden. Jedenfalls hat man in keinem der Altgelände Freiflächen gebaut, sondern die größeren Gebäude dorthin gestellt, wo es schon vorher Architektur gab.
(30.03.2008, 12:00)
Michael Mettler:   Heidelberg würde m.W. auch noch in diese Liste passen. Ein paar Gegenbeispiele gibt es allerdings auch: Dortmund (statt der früheren Gaststätte), Hannover (statt des historischen Affenhauses, allerdings großflächiger als dieses) oder Stuttgart.
(29.03.2008, 11:58)
IP66:   Ein hier noch nicht angesprochener Punkt wäre die Tatsache, daß man für die großen Urwaldhäuser - welchen Typs auch immer - viel Gelände braucht und sie deshalb kaum in historischen Geländen realisiert werden können: Die kölner Gebäude dieses Typs stehen in der hintersten Ecke des Erweiterungsgeländes, das leipziger Haus wurde ebenfalls in ein solches gesetzt, der große Neubau, den man dort plant, besetzt ein dafür erworbenes Gelände, dessen Bebbaung niedergelegt wurde. Selbst ein so kleines Gebäude wie das Gehlen-Haus in Krefeld konnte nur auf einem Zusatz-Grundstück errichtet werden.
(29.03.2008, 10:18)
Michael Mettler:   P.S., um das eigentliche Thema des Threads nicht aus den Augen zu verlieren: Leipzig ist ja auch ein schönes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Erweiterungsgelände genutzt werden kann: Da steht das schon vor Jahrzehnten in den hintersten Winkel des Geländes gesetzte, herkömmliche Waldgehege (Leierhirsche, Moschustiere, Kraniche) unmittelbar neben dem Großbau (Pongoland).
(29.03.2008, 00:59)
Michael Mettler:   @th.oma.s: Nun, dafür hat Zürich Seychellenschildkröten in einer Madagaskarhalle, der Nubische Steinbock wird nur der optische Vertreter des nicht verfügbaren Walie-Steinbocks in der Semien-Anlage sein, und gab es da nicht auch geografisch unpassende Nasenbären als Mitbewohner der Brillenbären...? :-)

Aber ganz ohne solche Tricks kommt man eben in der Tiergärtnerei (bzw. eigentlich in der Präsentation von Tieren) nicht aus, es sind und bleiben eben nur Modelle von Lebensräumen. Pongoland in Leipzig ist nun mal nicht als Afrika-, sondern als Menschenaffenhaus konzipiert; gäbe es einen Halbwüsten bewohnenden Menschenaffen - womöglich noch auf einem dritten Kontinent -, hätte man den wahrscheinlich auch ins Konzept eingebaut und sich nicht auf einen Biotop(typen) beschränkt.
(29.03.2008, 00:51)
th.oma.s:   ich muss mich in bezug auf burgers korigieren. mein vergleich bezieht sich auf den bush. die wüstenhalle und auch die mangrove entspricht m.e. schon dem züricher ansatz.
(28.03.2008, 21:45)
th.oma.s:   der unterschied zwischen masoala und burgers ist m. e. die strikte durchsetzung des lebensraumprinzips. natürlich sind diesbezüglich bei neuen projekten die grenzen fließend. zürich ist hier m.e. jedoch am konsequentesten. (in bezug auf leipzig sag ich mal so bissel provokativ: pongoland in zürich hätte keine orangs und masoala entscheidet sich eben konzeptionell deutlich von gondwana). ganz persönlich finde ich in der biotopgestaltungs- tiergärtnerei zürich schon konsequenter.
(28.03.2008, 21:42)
Michael Mettler:   Ich kenne die Neuentwicklung von Zürich nicht, da mein einziger Besuch schon 14 Jahre zurückliegt und damls selbst die Bärenanlage erst im Bau war, aber kann man die neueren Anlagen einschließlich Masoala nicht eher mit Arnheim und der dortigen Idee des Öko-Displays vergleichen? Auch in Burgers' Bush muss man ja die frei lebenden Tiere suchen und bekommt nur wenige auf dem Tablett (sprich im abgetrennten Schaugehege) präsentiert. Im Stuttgarter Amazonashaus (wie auch in artverwandten Gebäuden a la Dortmund) kommt bei mir viel eher das Gefühl auf, in einem TIERschauhaus mit umgebender Bepflanzung zu sein als in einer Pflanzenhalle mit zusätzlichem Tierbesatz (die Grenze ist natürlich fließend).
(28.03.2008, 13:22)
IP66:   Interessant ist, daß Zürich nach der konsequenten Anwendung der Bauhaus-Gestaltung, die ähnlich revolutionär war wie das derzeit umgesetzte Konzept, schon einmal versucht hat, das Zoo-Thema neu zu denken. Man könnte zumindest das Nashorn- und das Schildkrötenhaus zu einer dritten, ähnlich innovativen Periode rechnen. Wenn ich etwas penetrant insistiere, daß die Tierbegegnung ein entscheidendes Kriterium des Zoobesuchs ist, so mag das traditionell erscheinen. Ich kann allerdings nicht ganz nachvollziehen, weshalb die Bären- oder Tiger-, meinethalben auch die Löwenanlage sich dergestalt grundlegend von den leipziger Neugestaltungen unterscheiden. Sicherlich ist alles um einige Grade geschmackvoller und durchdachter gestaltet, man mag auch Indizien anführen, daß die gestalterische Einbeziehung des Besucherbereiches weiter getrieben wird als in Sachsen. Doch im Prinzip handelt es sich um Freianlagen, deren Gestaltung in den Besucherraum übergreift, also einen Anlagentypus, der spätestens mit dem Robbenfelsen in Berlin etabliert war. Im Urwaldhaus dagegen kann ich den neuen Ansatz nachvollziehen, muß allerdings einräumen, daß mit der Gestaltung von Freiflugräumen (nicht zuletzt und sehr früh auch und gerade in Zürich) ein Weg beschritten wurde, der in der neuen Halle lediglich ein wenig konsequenter zuendegedacht worden ist. Der Kreis meiner Argumentation schließt sich insofern, als ich kein ausgesprochener Befürworter solcher Freiflugräume bin und auch diesen vor zwanzig Jahren wenig Zukunft eingeräumt habe - zu Unrecht, wie ich jetzt sehe. Gerade deshalb beobachte ich die Entwicklung in Zürich mit besonderem Interesse.
(28.03.2008, 11:16)
th.oma.s:   das züricher konzept sprengt, wenn man es denn konsequent zu ende führt, den "klassischen" zoorahmen. m.e. wird hier eher ein nachempfundener lebensraumaus- schnitt mit typischen bewohnern "ausgestellt". zumindest in bezug auf die masoalahalle, die brillenbärenanlage und die löwenanlage wird dies deutlich.
ursächlich vielleicht bedingt auch in der abgrenzung zu basel, dem etwas traditionelleren schweizer zoo.ob sich die züricher variation eines zoologischen gartens auf dauer erfolg- reich behauptet, wird die zeit zeigen. mich persönlich überzeugt sie durchaus,
mehr zum beispiel als das leipziger konzept. problematisch erachte ich allerdings die mit dem unterhalt dieser nachempfundenen lebensräume verbundenen wirtschaftlichen aufwendungen. IP66`s bedenken hinsichtlich des zuküntigen bestands dieses konzepts jedenfall sind durch aus nachvollziehbar. den weiteren ausbau des züricher zoos verfolge ich daher von hier aus interessiert, insbesondere auch auf die semienanlage
bin ich wirklich gespannt.

den vergleich stuttgarter regenwaldhaus
und masoala halte ich für problematisch.
masoala ist m.e. aus den o.g. gründen eine andere kategorie, in mitteleuropa einzigartig und bei meinem besuch vor zwei jahren hatte ich durchaus den eindruck, dass der tierbesatz gerade nicht im vorddergrund von masoala steht. die wilhelma bleibt ein herausragender zoo in traditionellerer ausrichtung. ich denke diese unterschiede machen gerade die zoowelt interessant. eine vergleichende bewertung wird meines erachtens beiden nicht gerecht.


(27.03.2008, 21:24)
IP66:   Ich würde mir die Sache so zurechtschustern: Weil in Stuttgart mehr Tiere in konventionellen Käfigen leben, geschehen dort mehr Tierbegegnungen pro Quadratmeter und Besucher. Auf der anderen Seite bin ich von dem zürcher Konzept sehr beeindruckt, glaube nur nicht recht an seine Zukunftschancen.
Was das Nebeneinander von Erweiterung und Altzoo angeht - das paßt ja auch besser zum Thread - scheint es mir in der Tat klüger, Altbauten nicht umzumaskieren oder umzudekorieren. Ich habe die Argumente schon einmal in Hinblick auf Umgestaltungen zum leipziger Vogelhaus zusammengestellt und möchte mich deshalb auf die etwas apodiktische Bemerkung beschränken, daß es einen ziemlich genialen Architekten braucht, um einen guten Altbau in einen besseren Neubau zu verwandeln.
In Zürich tritt hinzu, daß es wohl keinen Zoo auf dieser Erde gibt bzw. gab, der so stark und so früh von Bauhausideen geprägt wurde, mithin von dem, was auf dieser Erde als Inbegriff der klassischen Moderne gilt. Leider ist davon nicht mehr sehr viel übrig, da einerseits schon Hediger mit vielen Bauten nicht glücklich war und manches ersetzt hat, und anderes, wie das Raubtierhaus, erst in jüngster Zeit stark umgebaut wurde. Das heißt nicht, daß Menschenaffen, Nashorn- oder Schildkrötenhaus wundervolle Bauten vorstellen, aber eben doch, daß von dem alten ersten und so einzigartigen Zoogedanken kaum etwas übrig ist. Und dadurch verliert der Park seine Geschichte, seinen Wert und begibt sich in eine Gegenwartsbesessenheit, die ihn ähnlich wie manche Großstadt zwingt, sich jedes Jahrzehnt neu zu bauen, was viel Geld kostet und aufgrund der Masse der Bauten in einer angemessenen Qualität kaum zu schaffen ist. Wer sagt und denn, ob in 30 Jahren das Urwaldhaus oder das geographische Konzept noch als akzeptabel gilt. In einer solchen Situation würde sich jede Zooleitung freuen, auf noch ältere Bauten verweisen zu können, an denen sich Zoogeschichte einzigartig ablesen läßt. In einem solchen Zoo bedeutet dann auch nicht alt schlecht und neu gut - zumindest dann nicht, wenn man die Bedürfnisse der in den jeweiligen Anlagen gehaltenen Arten erfüllt.
(27.03.2008, 18:34)
Sacha:   @IP66: Ich glaube nicht, dass im Regenwaldhaus der Wilhelma mehr Tierbegegnungen stattfinden als in der Masoalahalle Zürichs - zumindest nicht mit den "freigehaltenen" Arten. So zeigten sich letzte Woche bei einem Besuch die Varis relativ nah, ebenso die Mähnenibisse. Diverse andere Vögel sowie Taggeckos, Riesenschildkröten und meist auch die Chamäleons sind grundsätzlich relativ gut zu entdecken. Und wohlgemerkt: Die bewegen sich frei in der Halle, während in der Wilhelma die Affen und Reptilien sowie eine Tukanart in Gehegen befinden (auch zu den Breitschnauzenkaimanen und Schildkröten besteht ja keine Kontaktmöglichkeit). Krefeld kenne ich zu wenig, um darüber ein Urteil zu bilden.
In Bezug auf die Didaktik stimme ich Dir voll zu. Die ist in Zürich überladen und nur wenige nehmen sich Zeit dafür.
Eine andere Frage: Müssen sich denn Alt- und Neugelände zwingend in der Gestaltung ergänzen? Was spricht dagegen, dass der ganze Zoo "modern" daherkommt resp. auf der gesamten Anlage das Konzept zu erkennen ist?
(27.03.2008, 12:16)
IP66:   Ich bin über die Situation in Zürich insofern nicht ganz glücklich, als ich nicht recht erkennen kann, daß Alt- und Neugelände sich ergänzen. Vielmehr habe ich den Eindruck, daß letztlich auch der Vergangenheit die Maske des neuen Konzepts übergestülpt werden soll, wie dies beim Raubtierhaus bereits geschehen ist. Davon abgesehen scheint mir allerdings die neue Architektur von Kinderzoo und Urwaldhaus durchaus zeitgemäß und vor allem in letzterem Gebäude an vielen Stellen (Eingänge, Restaurant, Wegführung im Inneren) vorbildlich. Ich weiß allerdings nicht, ob letztlich nicht konventioneller gedachte Tropenhallen wie jene in der Wilhelma und das kleine Haus in Krefeld bei den Besuchern besser ankommen, weil dort deutlich mehr Tierbegegnung stattfindet. Bei meinen Besuchen in Zürich gehörte der didaktische Bereich des Hauses jedenfalls zu den leersten im gesamten Zoo.
(26.03.2008, 17:51)
Sacha:   Als gutes Beispiel für die Gestaltung von Erweiterungsgeländen sollte man auch Zürich heranziehen (und das sage ich nicht aus Lokalpatriotismus):
In Erweiterungsgelände wird gerade das Afrikanische Gebirge fertiggestellt, das noch diesen Herbst eröffnet werden soll (Typ Semiengebirge mit Dscheladas, Klippschliefern, Nub. Steinböcken und Blauflügelgänsen, analog Bronxzoo).
Die Masoalahalle liegt in einer Geländetiefe und ist zudem "tiefer gelegt", wodurch der Bau trotz seiner Höhe und der Kunststoffhülle nicht so dominant wirkt und sich m.E. gut in die Umgebung einfügt (allerdings bin ich kein Architekt). Auch beim Zoolino (= Kinderzoo) wurde das bestmögliche aus den topografischen Begebenheiten gemacht.
Angesichts der Tatsache, dass praktisch der ganze Zoo Zürich (also altes und neues Gelände) sich an Hanglage befindet, sind die Bauten sehr durchdacht angebracht worden.
Und ich bin mir sicher, dass auch die weiteren geplanten Anlagen auf dem Neugelände (die Rede ist gegenwärtig von Afrikasteppe mit Kopje-Bereich, evtl. zweites Affenhaus und/oder neue Elefantenanlage) nicht nur tierhaltungstechnisch, sondern auch gestalterisch hohen Ansprüchen genügen werden.
(25.03.2008, 11:32)
IP66:   Die Erweiterungsideen in Halle finde ich sehr interessant. Ich neige ohnedies zu der Ansicht, daß es nicht klug ist, Gelände erst einmal zu planieren, um dann irgendwelche Idealvorstellungen auf der Freifläche zu verteilen. Mir scheint eine Entwicklung aus vorhandenen Ressourcen interessanter, zum einen, weil dann nicht die Versuchung zum Kopieren entsteht, zum zweiten, weil die Integration älterer Gestaltungsprinzipien vorhandene zeitgebundene Vorstellungen ergenzt und bereichert. Dies scheint mir für Friedrichsfelde zu gelten, wo die Schloßanlage mit ihren Gärten in einem lebendigen Kontrast zum Volks- und Landschaftspark der Dathe-Zeit steht, aber auch für den Zoo Berlin, wo mit der Resititution der alten Tiergartenachse im jüngsten Erweiterungsgelände der Zoo wieder an das alte Waldgelände gebunden wurde. Daß man dies heutzutage so gut wahrnimmt, liegt zwar auch daran, daß Herr Speer den Stern im Tiergarten dadurch akzentuierte, daß er dort die Siegessäule abstellte. Nichtsdestotrotz orientieren sich beide Baumaßnahmen an überlieferten städtebaulichen Konzepten und haben vielleicht auch deshalb im so umgestaltungsseligen Berlin die Zeiten überdauert.
Was die Besetzung der Grenzen in Friedrichsfelde bestätigt das meinen Eindruck, daß Herr Dathe mit großer Zähigkeit seinen Zooplänen nachging, auch wenn die Realisierung manches Projektes in den Sternen stand. Mir scheint das für die Zoosituation heute einer der ganz großen Vorteile zu sein. Vielleicht kann sogar gewisse Parallelen zum Zoo Berlin ziehen, wo Frau Heinroth und Herr Klös ja trotz aller Widrigkeiten an einer Wiederherstellung von Artenfülle und Systematik des Heck-Zoo arbeiteten.
(25.03.2008, 11:07)
WolfDrei:   Zum Tierpark Berlin, wenn auch kein Erweiterungsgelände. Die ursprüngliche Bebauung im Norden sah wohl eine Anlage für Bisons als Schaufenster an der heutigen B1 vor, doch wurde das Gelände dann vom Ministerium des Inneren der DDR bebaut. An dieser östlichen Ausfallstraße Berlins mit jetzt üppigem Verkehr geht zumindest die Weißlippenhirsch-und die Kreishornschafanlage, durch einen Lärmschutzwall abgegrenzt, etwa bis 50 Meter an diese Straße heran. Professor Dathe war auch nicht glücklich, als auf der Westseite die Hochhausplattenbauten entstanden. Prinzip also: erst das Außengelände sichern, dann nach innen gehen, um fremden Gelüsten zu entgehen. Bezüglich Dresden sind wohl schon mehrere Zoodirektoren an der Erweiterung in den großen Garten gescheitert.
(24.03.2008, 18:45)
Oliver Jahn:   @Sven, die Pläne sind schon sehr konkret. Aber wer sich das Gelände einmal angesehen hat, der weiß, dass hier nicht ein einziger Bagger rollen wird. :-) Hier wird alles noch von Hand gemacht, restauriert, bewahrt und sanft umgestaltet werden. Mit Baggern wird man im historischen Bad Wittekind nicht weit kommen. Aber es ist die einzige Chance, die der Zoo zur Erweiterung hat. Und auf dem Weg dahin liegt ja auch noch das alte Wisentgehege brach, welches nur darauf wartet, aus seinem Dornrößchenschlaf "wachgeküsst" zu werden. Immerhin kam das Gelände schon mal ins Gespräch bzgl. der neuen Elefantenanlage. Allerdings entschied man sich dann doch bei den Elefanten anders. Nun warten wir mal, was wird. Sicher ist das auch immer wieder eine Frage der Finanzen. Allerdings bin ich wirklich sehr optimistisch, denn das Bad Wittekind ist völlig am Boden und bildet zur Zeit in einer der schönsten Ecken von Halle einen regelrechten Schandfleck. Den möchte sicher auch die Stadt gern beseitigt wissen und wird daher den Zoo hoffentlich auch unterstützen. Evtl. gibt es ja noch andere Fördertöpfe, die man wegen Bewahrung historischer Kulturgüter da anzapfen kann.
(24.03.2008, 13:40)
Michael Mettler:   @IP66: Dass der Asienbereich in Gelsenkirchen weniger Fläche haben würde als "Afrika" und in etwa so viel wie "Alaska", stand von Anfang an fest, siehe Vorstellung des Masterplans in 2000 (ZOOM-Magazin, Dez. 2000). Als Tierbestand waren übrigens damals laut Text vorgesehen: Wasserbüffel, Tiger, Leopard, Kleiner Panda, Orang-Utan, Plumplori, Gibbon, Trampeltier, die auch bis auf die Loris (Innenbesatz des Asien-Hauses) alle im Plan verzeichnet sind. Kurioserweise nennt die Legende des Plans noch Yaks, Tigerpythons, Hulmans und "Hirsche", für die aber gar keine Gehege eingezeichnet sind. Offensichtlich gabe es also in Sachen Tierbestand danach nochmal ein "Zwischenhoch" mit Panzernashörnern und Bären, und die nunmehr umgesetzte Version kommt der Ursprungsplanung sehr viel näher.
(24.03.2008, 11:59)
IP66:   Die Kritik an der Gestaltung des jüngsten Erweiterungsgeländes im Zoo Berlin finde ich interessant. Aufgrund der schließlich doch nicht durchgeführten Abrisse der Botschaften kam es ja zu einigen Veränderungen, und es mag sein, daß die Urprungskonzeoption geographisierender Freigehege nach hellabrunner Muster durch den Abriß der historischen Botschaftsgebäude einen weitläufigeren und in den anstoßenden Park übergehenden Charakter bedingt hätten. Allerdings wäre denkbar gewesen, die den neuen Plänen ähnlichen Steppentieranlagen, die dem Flußpferdhaus geopfert wurden, zu erhalten und jenen Großbau auf der anderen Seite des Landwehrkanals zu errichten. In diesem Falle gäbe es dort nicht nur eine Publikumsattraktion, sondern auch ein Bauwerk und Bauwerken.
Was die Reduktion großer Pläne angeht, wird man dergleichen wohl auch im neuen Bauabschnitt des gelsenkirchner Zoos erleben können: Der letzten geographisierenden Einheit steht nicht nur weniger Raum zur Verfügung als den vorangegangenen Baumaßnahmen, auch der Tierbestand wurde den Ankündigungen gegenüber schon mehrfach reduziert.
(24.03.2008, 10:25)
Sven P. Peter:   @Oliver: Von dem Gelände in Halle habe ich nun schon öfter gelesen. Wie konkret ist das denn? Rollen da in den nächsten Jahren die Bagger oder ist es mehr ein schöner Wunschgedanken?
(24.03.2008, 04:08)
Michael Amend:   Sehr interessant finde ich die ursprüngliche Planung des Erweiterungsgeländes des Tierpark Nordhorn. Ein "Zukunftsplan" des Tierparkes mit dem Erweiterungsgelände, das 3 ha umfasst und als Afrikanische Flußlandschaft gestaltet werden sollte, findet sich in der Festschrift zum 40jährigen Jubiläum des Parkes. Eine große Steppe mit Zebras,Gnus,Elen,Straußen und Geiern sowie ein"Panoramahaus"bilden in diesem Geländeteil die beiden Schwerpunkte. Das Haus wäre von mehreren Freianlagen, die wiederum mit großen Wasserteilen verbunden gewsen wären, umgegeben gewesen, als Besatz waren Flußpferde,Schimpansen,Wasserböcke,Moorantilpen,Schuhschnäbel,Nilkrokodile,Meerkatzen,Guerzas,Afrikanische Greifvögel,Eulen und Singvögel angedacht. ( die Vögel allerdings in einen seperaten Haus ) Eine an das Haus angrenzende Savanne sollte Flamingos,Pelikane,Nimmersatts,Goliathreiher,Enten und Gazellen aufnehmen. In seperaten Anlagen sollten hier auch Mähnenspringer,Geparden,Wildhunde,Honigdachse,Bandiltisse und Klippschliefer untergebracht werden. Abgerundet werden sollte das Ganze mit einem Nachthaus für nachtaktive Kleintiere, afrikanische selbstverständlich.Sehr netter Plan, und irgendwie schon Schade, das er nicht verwirklicht werden konnte., schon allein wegen des geplanten Besatzes.Bei Interesse, stelle ich den Plan gerne hier ein.
(23.03.2008, 20:28)
Oliver Jahn:   Ein ganz anderes Erweiterungsgelände hat hier der Zoo Halle in Planung. Wie bereits im dortigen Thread erwähnt, bekommt man hier evtl. einen Erweiterungsbereich, der komplett denkmalgeschützt ist und voll von historischen und geschützten Bauten, die fast nur noch Ruinen sind. Hier hat der Zoo eine echte Herausforderung zu meistern. Historische Häuser zu sanieren und zu restaurieren dürfte schon nicht leicht sein und sehr teuer dazu. Diese dann aber auch noch einer Tierhaltung zu widmen, und das auch noch mit barocken Parkanlagen davor, das ist schon etwas einmaliges und ich hoffe sehr, dass dem Zoo dieser Spagat gelingen wird und dass der Denkmalschutz in einigen Bereichen auch pragmatische Lösungen zulassen wird.
(23.03.2008, 14:34)
Anti-Erdmännchen:   Die Gestaltung des Erweiterungsgeländes im Zoo Berlin halte ich für suboptimal. Da sich hier die Wohnhäuser im Hintergrund sehr aufdrängen, hätte ich keine Weitsichtanlagen geschaffen, sondern eher Volieren und Tierhäuser. Zum anderen fehlt im Erweiterungsgelände auch eine Attraktion im klassischen Sinne. Niemand würde diesen Zooteil wirklich vermissen, wenn er nicht mehr da wäre.
(23.03.2008, 14:20)
IP66:   Lamas und Emus gab es auch auf dem Erweiterungsgelände in Köln, daneben auch Guanakos, Yaks, Onager und Hochlandrinder - samt und sonder Arten, die keine Warmhäuser brauchen. Die Besonderheit des kölner Erweiterungsgeländes bestand darin, daß man die Geländestruktur einer dort vorher vorhandenen Radrennbahn integrierte und einen Großteil der Fläche in einen Weiher verwandelte. Die letzten Anlagen verschwanden mit dem Elefantenneubau, wobei die Saigaanlage und der alte Pferdestall, den nun die Alpakas bewohnen, die letzten Reste dieses Geländes vorstellen. Die Nachkriegserweiterung im Zoo Berlin scheint mir schon in der Zwischenkriegszeit vorbereitet worden zu sein - noch heute geht man ja durch jene Schneisen, die damals in die alte Zoonordgrenze geschlagen wurden (Greifvogelfelsen, Bärenfreianlage, Robbenbecken), und es war nur konsequent, diesen Bereich bsi zum Landwehrkanal auszudehnen, zumal er ja mit dem Einuferbereich an einer Stelles des Zoos schon erreicht war.
Ob man für Zürich wirklich mit einer Aufläsung rechnete, weiß ich nicht - immerhin stellten das Hauptgebäude, die Bärenschlucht und das Raubtierhaus sehr aufwendige und über das Gelände verteilte Bauten vor. Hier habe ich eher den Eindruck, daß ein möglichst großer Rundweg durch Verbrauch von ausgedehnten Flächen geschaffen werden sollte.
(23.03.2008, 14:05)
Dirk Klümper:   Der Naturzoo Rheine hat einen Teil seiner Erweiterungsfläche recht dünn besetzt. Es gibt zwei große Gehege für Lamas, Alpakas und Maras sowie für Bennett-Känguruhs und Emus (immer noch?). Die Anlagen sind begehbar und deshalb, obwohl sehr simpel gestaltet, beim Publikum recht beliebt. Beim Bau dieser Gehege hieß es auch, dass dies nur ein Zwischenbesatz für das Gelände sei, bis man das notwendige Geld für größere Projekte hat. In der Hinsicht ist allerdings bis heute nicht viel passiert.
Außerdem gibt es eine massive Präriehundanlage, welche allerdings länger bestehen soll.
(23.03.2008, 10:00)
Michael Mettler:   Mir sind da noch zwei Beispiele eingefallen, in denen ganze Zoos bei ihrer Gründung dem selben Prinzip (provisorische Erschließung des Geländes mit Gehege) folgten, wie es auch für Erweiterungsgelände verbreitet war. Da wäre einmal der Ruhrzoo Gelsenkirchen, der bei seiner Eröffnung als stationäre, in den Bismarckhain eingearbeitete Tierschau und "Sommerzoo" konzipiert war, den man im Falle des Misserfolgs schnell und ohne nachhaltigen Schaden wieder abbauen können. Und zweitens der Zoo Zürich, dessen Gelände bei der Anlage so terrassiert und mit Wegen versehen wurde, dass man im Misserfolgsfall die anfangs wohl ebenfalls provisorischen Gehege hätte entfernen und das erschlossene Gelände für Wohnbebauung nutzen können!
(23.03.2008, 09:23)
Michael Amend:   In Landau versuchen wir derzeit, eine etwa 1 ha große , an den Zoo angrenzende Wiese als Erweiterung zu erhalten. Die Gestaltung erweist sich allerdings als schwierig, da der Charakter
der Wiese erhalten bleiben soll, also kommt nicht einmal eine Präriehundkolonie in Frage....Schon ein ehemliger Direktor des Zoos versuchte, diese Wiese zu bekommen, und zwar für eine Afrika-Anlage mit Giraffen, Zebras und Gnus.
(23.03.2008, 06:39)
Michael Mettler:   Auch wenn die Erweiterungsfläche vergleichsweise bescheiden war, hat man doch im Berliner Zoo, der damals finanziell noch ganz andere Möglichkeiten hatte, konsequent möglichst weitläufige Gehege jenseits des Kanals angelegt - um einen Kontrapunkt zum teilweise etwas beengten Eindruck des Altgeländes zu bieten. So wird es jedenfalls in damaligen Veröffentlichungen geschildert. Dabei baute man allerdings "endgültig", während man mancherorts wohl eher nach der Devise verfuhr "erst besiedeln, dann veredeln".

Manche Neuanlage im Tierpark Berlin folgte eigentlich dem gleichen Prinzip, mit dem man hie und da waldige Erweiterungsbereiche zusätzlich für die Tierhaltung erschloss, auch wenn es hier über das ganze Gelände verteilt umgesetzt wurde. Ich denke da z.B. an die Anlagen für asiatische Hirsche. In 150 Jahren deutscher Tiergärtnerei hat sich dabei eigentlich nur das verwendete Material geändert, in der Gründerzeit hätte man statt des jetzigen Stalles eben eine urige Blockhütte für die Hirsche hingestellt und statt des Wedra-Zaunes Eisenstangen oder gar Holz genommen...
(22.03.2008, 21:09)
IP66:   Im Rahmen der Erörterung des Nachkriegsumbaus des hannoveraner Zoos tauchte die Frage auf, wie man mit wenig Geld raumgreifende Gehege in Erweiterungsgeländen errichtet und ob es sich hierbei um ein charakteristisches Merkmal solcher Gestaltungstypen handelt. Mein Besuch in Duisburg hat diese Frage wieder belebt, mit einem etwas doppeldeutigen Ergebnis. Duisburg ist in den 60er Jahren in zwei Stufen erweitert worden - einmal den Kaiserberg hinauf jenseits des Milu-Geheges, zum zweiten dann jenseits der Autobahn. Ersteres Gelände bot vor allem Raum für das ambitiöse Afrikanum, dahinter allerdings entstanden typische Gittergehege, allerdings war man klug genug, ganz am Ende eine große Robbenanlage zu errichten, so daß der Bereich auch eine populäre Art ausstellte. Das entspricht preiswerten Bebauungen, wie wir sie aus Hannover, aber auch aus Köln oder Rostock kennen. Der Bereich jenseits der Autobahn hingegen erhielt mit Delphinarium, Tigeranlage und Äquatorium bald drei aufwendige und populäre Großbauten, die man sich auch oberhalb des Afrikanums hätte vorstellen können. Beim Delphinarium wäre ein Bau dort sogar sinnvoller gewesen, da sich bei Massenbesuch vor den Vorführungszeiten regelmäßig Besucherstaus auf der Autobahnbrücke bildeten, da der temporäre Anziehungspunkt des Zoos nicht auf dem Hauptgelände lag. Insofern wäre es interessant, auch die Erweiterungsgebiete anderer Zoos, vor allem, wenn sie recht groß waren, zu vergleichen.
(22.03.2008, 20:34)

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