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Zoo-Architektur



cajun:   Eine Meldung aus Wien:
"Architekt Peter Hartmann verstorben
Anlagen im Tiergarten Schönbrunn zu planen, war für den bekannten Wiener Architekten Dipl. Ing. Peter Hartmann stets eine besonders spannende Herausforderung. Dies erzählte er gerne bei Interviews. Man könne die Tiere nämlich nicht nach ihren Wünschen fragen. Am 24. Dezember ist Arch. Dipl. Peter Hartmann im 77. Lebensjahr verstorben.
Vieles im Tiergarten trägt seine Handschrift. Architekt Peter Hartmann hat vom Aquarium über die Panda-Anlage, die Nashornanlage, den Baumkronenweg bis hin zur Eisbärenwelt unzählige Projekte im Tiergarten geplant und gemeinsam mit unserem Team umgesetzt. Sein letztes großes Projekt war der Giraffenpark, der 2017 eröffnet wurde.
Bereits vor der Ausgliederung des Tiergartens aus der Bundesverwaltung war Hartmann hier tätig. Unter Direktor HR Dr. Walter Fiedler hat er die Greifvogel-Volieren nahe der Mähenspringer geplant. Er arbeitete 1989/90 auch als Mitglied der Arbeitsgruppe „Iterative Ideensuche von strukturellen Lösungen für den Tiergarten“ des Wirtschaftsministeriums mit.
Der Tiergarten Schönbrunn hat einen langjährigen Wegbegleiter auf seiner Erfolgsgeschichte verloren und ist in seinen Gedanken bei den Hinterbliebenen."
Quelle:https://www.zoovienna.at/de/news/architekt-hartmann-verstorben/
(04.01.2024, 15:16)
cajun:   Ein Artikel aus der NZZ zum 100. Todestag von Urs Eggenschwyler:
"Die einen hielten ihn für ein Genie, die anderen für einen Wahnsinnigen. Vor 100 Jahren ist der Zürcher Künstler Urs Eggenschwyler gestorben.
Die zwei Ohrfeigen sind derart heftig, dass die zwei Männer zu Boden gehen und bewusstlos liegen bleiben. Erst als die Samariter eintreffen, kommen sie wieder zu sich.
Der Mann, der zugeschlagen hat, heisst Urs Eggenschwyler. Und er hat ein schlechtes Gewissen. Ihn, den die Freunde als gutherzig beschreiben, hat jäh die Wut gepackt.
Die beiden Männer hatten sich über Eggenschwylers Löwen lustig gemacht. Und wenn Eggenschwyler etwas nicht ertragen kann, dann wenn jemand Tiere ungerecht behandelt. Also schlägt er zu.
Mehr als hundert Jahre ist das nun her. Eggenschwyler war «Bildhauer und Tierfreund» – so steht es auf seinem Grab. Er schuf die Bronzelöwen auf der Stauffacherbrücke und die Löwenstatue am Hafen Enge. Für die Eingangshalle des Bundeshauses in Bern stellte er zwei Bären aus Bronze her.
Doch er war mehr als ein Bildhauer: Er gestaltete Werbeplakate, malte Ölgemälde, fotografierte, fertigte für die Zürcher Zünfte Prunkgeschirr an – und revolutionierte die Zoo-Tierhaltung. Er setzte sich für die Abschaffung der Gitterhaltung ein und schuf für die Zoos Basel und Hamburg die ersten naturgetreuen Tieranlagen.
Einige Zeitgenossen verglichen Eggenschwiler mit Leonardo da Vinci, dem Genie. Doch viele dürften ihn vor allem als Stadtoriginal wahrgenommen haben. Als kuriosen Mann, der mit einem Löwen an der Leine durchs Niederdorf spazierte.
Eggenschwyler galt als speziell – und genau so begann auch seine Lebensgeschichte, am 24. Januar 1849, auf einem Hof in Subigen bei Solothurn.
Ein früher Schicksalsschlag, der prägt
Am Tag, als Urs Eggenschwyler auf die Welt kommt, rechnet niemand mit ihm. Er ist eine Frühgeburt. Das prägt sein Leben.
Als Kind ist Eggenschwyler ständig krank. Und als er Scharlach bekommt, verliert er fast das Gehör. Die leisen Töne verschwinden aus seinem Leben. Eggenschwyler hörte ab da nur noch Lärm – etwa wenn der Vater, ein Pächter und Fuhrhalter, die Bauern aus dem Dorf in der Stube zu Besuch hat.
Lieber als unter den Menschen ist Eggenschwyler bei den Tieren. Der Vater hat Pferde und Kühe. Der junge Urs Eggenschwyler selbst zieht Katzen, einen Widder und eine Schildkröte auf. Im Garten baut er für sie Tieranlagen. Im Dorfbach fängt er Fische mit der blossen Hand – und rettet seiner kleinen Schwester das Leben, als sie eines Tages blau angelaufen im Wasser treibt.
Eggenschwyler selbst schreibt in seinen Memoiren: «Ich hatte immer eine Katze unter dem Arm und lutschte am Nuggi mit der Zunge unter dem Tassenrand, weshalb ich so eine breite Unterlippe bekam.» Die Liebe zu den Katzen bleibt, die Schwerhörigkeit auch – sie macht sein Leben schwer und einsam.
Irgendwann hört Eggenschwyler nicht einmal mehr die Gewitter. Und obwohl er als intelligentes Kind gilt, hat er in der Schule Mühe, weil er nicht versteht, was der Lehrer der Klasse erzählt.
Nach dem Abschluss zieht Eggenschwyler nach Zürich, dort macht er eine Lehre als Zeichner und Bildhauer. Später zieht er nach München, um zu studieren. Doch wieder kommt ihm seine Schwerhörigkeit in die Quere. Er hat Mühe, den Vorlesungen an der Akademie der Künste zu folgen.
Anstatt im Unterricht zu sitzen, geht er in die Menagerien und studiert die Anatomie von Löwen und anderen Wildtieren. Das Studium bricht er ab. Die Mutter zu Hause macht sich Sorgen. Sie versucht Eggenschwyler in die Schweiz zurückzulocken.
Er könne das Grabstein-Geschäft eines Bekannten übernehmen, schreibt sie in einem Brief. Eggenschwyler antwortet: «Lieber will ich verhungern, als Grabsteinmacher zu werden.»
Schliesslich kehrt er 1878 doch zurück. In löchrigen Kleidern, dreckig und mit einem grossen Hut auf dem Kopf steht er eines Tages vor der Haustüre seiner Schwester. Sie nimmt ihn auf. Später wohnt er in seinem Atelier. Es hat darin kein Bett, also schläft er am Boden auf dem Teppich. Zum Leidwesen der Mutter bleibt er freischaffender Künstler.
Als ihn mehrere Zürcher Zünfte beauftragten, für sie Tafelaufsätze mit Tiermotiven zu fertigen, kauft sich Eggenschwyler einen Widder, einen Walliser Ziegenbock und ein Dromedar als Studienobjekte. Mit dem Dromedar soll er einmal an einem Sechseläutenumzug mitgelaufen sein, verkleidet als persischer Teppichhändler. Um die Tiere unterzubringen, pachtet er 1891 beim Milchbuck ein Grundstück.
Wenige Monate später eröffnet er dort einen Privatzoo – den ersten Zoo überhaupt in Zürich: Neben Widder, Bock und Dromedar zeigt er Affen, Hyänen, Wölfe und ein Kaninchen. Später kommen Löwen hinzu und ein Bär namens Urs.
Den Tieren schenkt er Zuneigung, die Anlage vernachlässigt er – so kommt sie nie über ein Provisorium hinaus. Obwohl die Zürcherinnen und Zürcher in den kleinen Zoo strömen und Eggenschwyler viele Aufträge hat, kommt er kaum über die Runden. Die Rechnungen und Aufträge vergisst er, oder er lässt sie liegen, weil sie ihm nicht passen. Die Angestellten seines Zoos kontrolliert er kaum – so dass diese häufig in die eigene Tasche wirtschaften.
Ein Freund schreibt Jahre später über Eggenschwyler: «Oft fastete er zugunsten seiner Tiere und nächtigte, wenn er keine Wohnung hatte, wochenlang in seinem Tiergarten auf einer kleinen Bank, in eine Pferdedecke eingehüllt und mit zwei Ziegelsteinen als Kopfkissen.»
Weil er selten eine eigene Wohnung hat, sitzt er manchmal stundenlang bei Freunden in deren Bibliotheken und liest. Manchmal ist er so vertieft, dass er vergisst zu essen und zu schlafen – bis ihn die Gastgeber zu später Stunde rauswerfen.
In der Zürcher Upper Class ist er beliebt – seiner Kauzigkeit zum Trotz, oder vielleicht gerade deswegen. Nur dank Freunden, die ihm aus Sympathie und Mitleid Kleinplastiken und Ölbilder abkaufen, kann Eggenschwyler überleben. Auf diese Freunde kann er auch zählen, als sein Leben eine jähe Wendung nimmt.
Es ist das Jahr 1886, in Zürich liegt Schnee. Eggenschwyler bastelt für sich und die Kinder aus dem Quartier einen riesigen Schlitten. Als er mit den kreischenden und lachenden Kindern die Quartierstrasse hinunterschlittelt, quert eine Droschke den Weg. Eggenschwyler sieht das Unheil kommen und schubst die Kinder ab dem Schlitten in den weichen Schnee. Doch sich selbst kann er nicht mehr retten. Er donnert mit dem Schlitten in die Droschke und bleibt schwer verletzt liegen.
Im Spital wird unter anderem ein doppelter Beinbruch diagnostiziert. Wochenlang muss Eggenschwyler im Spital bleiben. Die Kosten übernehmen Freunde wie der Schriftsteller Gottfried Keller und andere Zürcher Prominente.
Später erzählt man sich, Eggenschwyler habe sich bei der Operation geweigert, narkotisiert zu werden. Er habe zusehen wollen, wie an seinem Bein geschnitten, gefräst und genäht wurde.
Endlich Vater!
An den glücklichsten Tag seines Lebens erinnert sich Eggenschwyler in seinen Memoiren genau: Es ist der 1. Januar 1902. In seinem Tiergarten wird ein Löwe geboren. Eggenschwyler tauft ihn Leuli und nimmt ihn zu sich ins Bett, weil die Mutter sich nicht kümmert. Zwei Tage und zwei Nächte lang wäscht er ihn fast ununterbrochen mit einem warmen Schwamm – so wie es die Löwenmutter mit ihrer Zunge tun würde. Später bezeichnet er, der nie verheiratet war und nie Kinder hatte, den Löwen als seinen Sohn.
Oft geht er mit ihm ins Niederdorf spazieren. Einmal reisst der Löwe sich los, rennt weg. Zu Hause wartet er brav vor der Tür. Den Polizisten ist das trotzdem nicht geheuer, sie verbieten Eggenschwyler, mit dem Löwen spazieren zu gehen. Und so verlegt dieser die Ausflüge in die Nacht. In seinen Memoiren schreibt er, die Leute hätten Leuli im Dunkeln dann jeweils einfach für einen sehr grossen Hund gehalten.
Als der Löwe vier Jahre alt ist, bekommt er Zahnprobleme. Eine Operation wird notwendig. Nach einer Morphiumspritze stirbt Leuli an Herzschwäche. Später wird auch Eggenschwyler krank, er hat Asthma. Die letzten Monate seines Lebens verbringt er in einer Klinik. Den Aufenthalt kann er sich nur leisten, weil die Stadt ihn finanziell unterstützt und weil er einige seiner Tiere verkauft.
Am 8. Dezember 1923 stirbt er. Die Menagerie wird abgerissen und ein Tramdepot gebaut. Eggenschwylers Tiere werden nach Seebach gezügelt. Dort soll bald der erste offizielle, öffentliche Zoo der Stadt Zürich aufgehen. Doch die Tiere finden in Seebach kein Happy End.
Zuerst bricht ein Elefant aus und wird von einem Zug überfahren, dann verschwindet eine giftige Schlange spurlos, und ein Waschbär liegt tot in seinem Gehege. Schliesslich wird der Zoo nur eineinhalb Jahre nach der Eröffnung geschlossen.
Von Eggenschwyler überdauern nur seine Statuen, die Erinnerungen an einen bärtigen Mann, der mit einem Löwen durchs Niederdorf spazierte, und ein paar ausgestopfte Wildtiere, die er einem Museum vermachte."
Quelle:https://www.nzz.ch/zuerich/der-zuercher-kuenstler-urs-eggenschwyler-genie-oder-wahnsinnig-ld.1768104
(05.12.2023, 10:19)
cajun:   Ein interessanter Artikel über die Bauten und Tierhäuser des Kölner Zoos:
"Architekturpark Kölner Zoo
Mit rund 11.000 Tieren aus über 850 Arten ist der Kölner Zoo einer der vielfältigsten in Europa. Auch in anderer Hinsicht ist er facettenreich. Auf 20 Hektar Parkfläche bietet der drittälteste Zoo Deutschlands Gebäude aus zahlreichen Architekturepochen. Viele Häuser stehen unter Denkmalschutz. Der alte Baubestand macht neben den vielen attraktiven Neubauten den besonderen Charmes des Kölner Zoos aus.

Hinter dem Eingang, dem Rundweg folgend, wartet auf Besucher mit der „Villa Bodinus“ und dem „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus“ gleich ein ganz besonderes Ensemble. Die Villa, benannt nach Gründungsdirektor Heinrich Bodinus, wurde erst jüngst für rd. 3 Mio. Euro mit großem Aufwand kernsaniert und neu eröffnet. Die Stadt Köln stellte sicher, dass die hohen Auflagen an den Denkmalschutz dieses architektonischen Schmuckstücks eingehalten werden konnten. Das klassizistische Gebäude von 1863 ist das älteste erhaltene Wohnhaus in Riehl. Früher Heimat der Zoodirektoren, ist es heute eine moderne Tagungs- und Eventlocation – buchbar über die Zoo-Gastronomie.
Wer in der „Villa Bodinus“ feiern will, tut dies in bester Gesellschaft. Nämlich einerseits in Nachbarschaft der nebenan lebenden Kubaflamingos. Und andererseits der direkt angrenzenden Bewohner des „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Hauses“. Das Gebäude wurde1899 als Vogelhaus erbaut und diente nach Zerstörung im 2. Weltkrieg später als Heimat für Primaten. Das markante Gebäude ist in seinen Formen einer russisch-orthodoxen Kirche nachempfunden. Der in Gelb und Weiß gehaltene Bau besteht aus einem Mittelschiff mit Apsis, zwei Seitenschiffen und vier flankierenden Ecktürmen auf quadratischen Grundrissen. 2021 wurde er nach anderthalbjähriger, denkmalgerechter Kernsanierung feierlich wiederöffnet. Mit seinen frei sich bewegenden Faultieren, Vögeln und Primaten aus Mittel- und Südaamerika ist das Gebäude direkt einer der Publikumsmagneten auf dem Zoogelände geworden.

Ebenfalls aus der Gründungszeit stammt das ehemalige Antilopen- und Giraffenhaus in der Mitte des Zoos. Generationen von Kölnern war es jahrzehntelang als Elefantenhaus bekannt. Der einstöckige Bau aus dem Jahr 1863 zeigt mit der Abfolge der Tore mit ihren Hufeisenbögen oder den Pflanzendekors auf den Kapitellen der Pilaster Anklänge an maurische Architektur, die damals modern war.

Folgen Besucher dem Rundgang weiter, gelangen sie zum Pavianfelsen. Er stammt von 1914 und war Teil eines nach den Prinzipen von Carl Hagenbeck geplanten Bereichs für unterschiedliche Arten, in dem sich Tiere frei bewegen konnten und nur durch Wasser und Gräben von den Gästen getrennt waren. Bestand hat bis heute der ca. 10 Meter hohe Pavianfelsen, den rd. 1.000 qm Weiherfläche umgeben. Unsichtbar angebrachte Öffnungen führen ins Innere, in das die Tiere sich zurückziehen können. Tierpfleger erreichen die Innenbereich übrigens durch einen unterirdischen Gang, der unter dem Wasser durchführt.

Auch auf der zur Stammheimer Straße hin liegenden Zooseite gibt es reizvolle Gebäude, die älter sind als man denkt. Die Rinderhäuser im Schweizer Blockhausstil stammen von 1884. Charakteristisch sind die profilierten Balkenköpfe unter weit vorgezogenen Dächern. Derzeit werden die Anlagen rund um die traditionsreichen Blockhäuser zur neuen Heimat für Spitzmaulnashörner umgebaut. Eröffnung ist in diesem Sommer.

Wenige Meter weiter steht das Giraffenhaus exemplarisch für den Wiederaufbau des Zoos nach dem Zweiten Weltkrieg. Das asymmetrische Satteldach und die abgeschrägten Betonstützen entsprechen ebenso dem damaligen Zeitgeschmack wie die mit Gelbklinker verblendete Seitenfront und den sichtbaren roten Backsteinflächen. Der Zoo wird bald mit der Modernisierung dieses Hauses und der Vergrößerung der Giraffenanlage starten.

Die Zooverantwortlichen haben immer wieder die Aufgabe, die zur DNA des Kölner Zoos gehörende alte Bausubstanz mit optimaler Tierhaltung nach neuestem Stand der Wissenschaft und aktuellen Gästeansprüchen in Einklang zu bringen. Das ist aufwendig und kostet viel Geld. Denn für denkmalgerechte Sanierungen oder Erweiterungen bestehender Zoobauten gibt es keine Bauteile „von der Stange“. Alles muss sorgfältig durchdacht werden. Ziel ist immer, den Besuchern spannend-neue Einblicke auf die Tiere zu geben und moderne Edukationselemente einzubauen, die die Menschen für Tiere und deren Schutz begeistert. Gleichzeitig gilt, den Beschäftigten optimale Arbeitsbedingungen für ein bestmögliches Tiermanagement zu bieten. Mit dem Publikumsmagneten „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus“ und der „Villa Bodinus“ als stark genutztem Anlaufpunkt für Menschen, die im Zoo tagen und feiern wollen, ist dies zuletzt einmal mehr gelungen."
Quelle:https://www.koelner.de/news/stadtleben/architekturpark-koelner-zoo/
(26.05.2023, 12:22)
Klaus Schueling:   Buchtip:

Die Szenografie der Wildnis - Immersive Techniken in zoologischen Gärten im 20. und 21. Jahrhundert

Christina Kathrina May

Zoos sind Orte, an denen Menschen Wildtiere betrachten können. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden Zootiere in Landschaftsszenarien ausgestellt, die das Publikum imaginär in die Herkunftsregionen der Tiere versetzen. Die jeweiligen Gestaltungsvorlieben verändern sich abhängig vom biologischen Wissen, der Ausstellungsdidaktik, den wechselnden Architekturstilen, aber auch von politischen Ideologien.

Die Szenografie der Wildnis zeigt, wie Räume im Zoo konstruiert und die psychologischen und physischen Grenzen zwischen Tieren und Publikum minimiert werden. Die Kategorie der Immersion, des Eintauchens in eine andere Welt, dient als Leitfaden der Analyse von Zoos in Deutschland, der Schweiz, den USA und den Niederlanden. Einflussreiche Architekturkonzepte und Bildmedien werden vorgestellt. Auch der Landschaftsgarten sowie kommerzielle und museale Ausstellungen dienen als Vorbilder. Über die Verhaltensforschung lassen sich schließlich überraschende Bezüge zu den Planungen urbaner Infrastrukturen oder menschlicher Wohnbauten herstellen.

Die Szenografie der Wildnis
Immersive Techniken in zoologischen Gärten
im 20. und 21. Jahrhundert
ca. 370 Seiten|Softcover|150 x 210 mm| ? 38
Neofelis Verlag

www.buchkurier.de/de/product_info.php?info=p2397_die-szenografie-der-wildnis.html


4 Fallbeispiele werden detailliert behandelt:
- Hagenbeck (Panorama als Wohnung)
- Zürich (die Biologisierung des Raums: Hedigers Territorien)
- Woodland Park Zoo in Seattle (Immersive Landschaften, Jones and Jones)
- Arnheim (Biosysteme: Welten unterm Dach)

.
(22.01.2020, 15:14)
Michael Mettler:   Hie und da sind es (zumindest in Deutschland) schlichtweg die örtlichen Bauvorschriften, die einfache Lösungen vereiteln. Als man vor gut 30 Jahren das Tropenhaus in Hannover, aus dem gerade die Menschenaffen ausgezogen waren, für die Niederen Affen umgestalten wollte, stand eine kostengünstige Leichtbaulösung auf dem Wunschzettel der damaligen Zooleitung - Vorbild waren m.W. Affenanlagen in Rheine. Von der zuständigen Baubehörde wurde das aber rundweg abgelehnt. Letztlich musste der Zoo jene massiven Außenanlagen errichten, die noch heute für Drills & Co. genutzt werden und über die wir damals gespottet haben, dass das hannoversche Bauamt nur "atomsichere" Zoobauten durchlässt...

Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass vor allem kleinere und jüngere Zoos bessere Chancen haben, einfache und teilweise innovative Lösungen umzusetzen. Bei der "alten Garde" der Großzoos scheint mir das schwieriger zu sein, da wollen sich die Architekten wohl viel eher austoben... Die Wilhelma als staatlicher Zoo steht darin für mich ziemlich unter Prestigeverdacht. Obwohl sie ja durchaus auch historische und noch immer genutzte Einfachlösungen aufzuweisen hat wie die Kleinsäuger- und Vogelabteilung im Gewächshaustrakt.
(19.06.2014, 18:21)
zollifreund:   hat nicht geklappt, also nochmals das Gehege der Rostkatzen
(19.06.2014, 16:53)
zollifreund:   hier das optische Beispiel.
Würde in Gelesenkirchen z.B. im Afrika- oder Asienbereich sehr gut funkionieren, da ist noch viel Platz für solche Anlagen
(19.06.2014, 13:41)
zollifreund:   oder um mal ein Beispiel aus einem anderen Zoo zu zeigen: das Sandkatzenhaus im Park des Félins - ein einfaches Gewächshaus mit 6 sehr großzügigen Innenanlagen für Sandkatzen. Einfach super, das beste was ich bisher gesehen habe.
Aber genauso gut auch Kleinkatzenaußenanlagen. Baumstämme als Pfosten, dann ein Gitternetz, fertig. Das kostet nicht die Welt und die Anlagen sind sehr großzügig. Mit dieser Bauweise könnten viele neue Kleinkatzenanlagen in Deutschland gebaut werden, denn diese Tiergruppe ist in meinen Augen in den meisten Zoos unterrepräsentiert.
(19.06.2014, 13:38)
zollifreund:   Zum Thema Baukosten passt es hier vielleicht am besten: wie gerade im Thread Gehegeabgrenzungen am Beispiel Elefantenanlage Beauval aufgezeigt, gibt es auch heute noch Möglichkeiten kostengünstig zu bauen.
Das Thema Baukosten ist mir wieder mal so richtig bewusst geworden, da ich gerade kurz hintereinander die Wilhelma und Hellabrunn besucht habe und anschließend eine kleine Frankreich-Tour gemacht habe. Während in Stuttgart für 22 Mio EURO gerade mal ein Haus für Gorillas und Bonobos gebaut wurde und in München ein Giraffenhaus für über 3Mio EURO ( so hoch war der Sparkassenzuschuss) baute und dann nicht mal mehr Geld für weitere Antilopenstallungen vorhanden war, habe ich in Frankreich ganz anderes bauen kennen gelernt.
Natürlich sind die beiden erwähnten Bauten architektonisch sehr gut gelungen und auch die Tierhaltung hat sich sehr verbessert, ich frage mich nur, ob das nicht auch billiger gehen würde?
Wieder mal als Beispiel Beauval ( einfach weil hier in letzter Zeit im zweijährigen Rythmus sehr große und sehr gute Neuanlagen eröffnet wurden): hier erinnern die Stallungen für Nashörner und Elefanten, aber auch die Häuser für die Menschenaffen von der Grundsubstand eher an Lagerhallen. Einfache, rechtigte Bauweise und dann Innen tiergerecht eingerichtet und Außen noch etwas verkleidet.
Ich habe momentan immer das Gefühl, dass in Deutschland mehr die Architektur statt die Zweckmäßigkeit im Fordergrund steht und dann natürlich das Geld für weitere Projekte fehlt.
( Als Beispiel das Nashornhaus in Beauval)
(19.06.2014, 13:29)
IP66:   Dann muß man den Giebel eine Recht avangardistische Idee bewerten - Jugendstiladaptionen in Zoos vor 1900 sind äußerst selten. Ob man darin eine Erklärung für die etwas merkwürdige Verbindung eines sehr traditionellen Tierhauses mit diesen neuen Formen sehen kann. Die Probleme gab es allenthalben, etwa in Weimar, wo Herr van de Velde nicht mit dem Theaterneubau betraut wurde, weil es ihm als ornamental und avantgardistisch denkenden Architekten nicht zugetraut wurde, eine derart komplexe Bauorganisation zu bewältigen. Dem könnte man in Kopenhagen dadurch entgangen sein, daß man den Entwurf von einem konventionelllen Architekten ausarbeiten ließ und dann an einen Avantgardististen weiterreichte, der die durchaus wirkungsvolle Idee der monumentalen Ädikula beisteuerte.
(05.10.2009, 11:52)
Michael Mettler:   Ich vergaß ganz zu erwähnen: Das Haus wurde 1898 erbaut (Architekt: Anton Rosen) und 1932 abgerissen.
(04.10.2009, 11:52)
IP66:   Interessant finde ich, daß die ägyptisierende Ädikula einem ansonsten ziemlich schlichten, galerieartigen Baukörper vorgeschoben wurde. Kleinraubtiergalerien gab es schon in den Biedermeierzoos, vielleicht auch deshalb, weil es in diesem Tiersektor eine Menge gut zu haltender und auch einfach zu beschaffender Arten gab. Anscheinend waren diese Tiere, selbst wenn man die Hyänen und Geparden dazurechnet, eine Art Grundbesatz, den das Publikum erwartete. Die Zweistöckigkeit der Anlagen kenne ich, dank Michael Mettler, auch aus den 60er Jahren in Hannover. Man scheint sie allerdings mit ein wenig schlechtem gewissen realisiert zu haben, jedenfalls tut die Architektur alles, um dem, der von weitem schaut, dieses Element zu verbergen, etwa dadurch, daß sie die Gitterstrukturen beider Etagen angeglichen hat. Besagte Ädikula tut ein weiteres, da sie den Blick auf sich lenkt und den betrachter zunächst einmal mit Lotuskapitellen und prachtvollen Jugendstilornamenten beschäftigt, ehe er sich der Struktur der Käfige widmet. Sie würde zeitlich in den Kontext des Großtierhauses passen, geht allerdings zumindest mit den Kapitellen, vielleicht auch mit der Giebelform, ein wenig weiter in Richtung Exotisieren, allerdings auc dem breit ausgetretenen und gleichsam schon kanonischen ägyptischen Pfad. Beim Blick auf den Giebel habe ich zunächst an Architekturen der Ilkhane in Zentralasien gedacht (es gab im 17. Jahrhundert eine wichtige dänische Gesandtschadt, die diese Gegenden besucht hat), die Form ist aber im skandinavischen Jugendstil so weit verbreitet, daß ich das für eine sekundäre Herleitung halte. Der Fenstergaden, die den Innenraum beleuchtet, erinnert mich an das londoner Raubtierhaus, doch dürfte es die Form auch hier und da auf dem Kontinent gegeben haben.
(04.10.2009, 10:31)
Mel:   Okay das wusste ich nicht, naja alles was ich von zirkussen weiß bassiert auf Kindheitserfahrungen aus dem DDR Staatszirkuss und das ist schon lange lange her, aber stimmt das mit dem Geparden kommt mir bekannt vor ;-)
(03.10.2009, 23:08)
Michael Mettler:   @Mel: Die etwas merkwürdige Unterteilung in große und kleine Raubtiere hatten wir schon mal in Zusammenhang mit einem alten Gebäude in Karlsruhe, wo selbst Geparden noch zu den Kleinen gerechnet wurden. Aber darauf bin ich auch in der Literatur über Circusdompteure immer wieder gestoßen, dass als große Raubtiere offenbar nur Löwen und Tiger und vielleicht gerade noch Eis- und Braunbären zählten, denn auch da tauchen Leoparden und Pumas neben Hyänen als "Kleine" auf (bei Jaguaren ist mir das nicht bewusst, aber die gab es eh nur sehr selten in Dressurgruppen).
(03.10.2009, 22:31)
Mel:   Kleine Raubtiere ist gut ;-) Wenn mich nicht alles täuscht liegt da im linken Mittelkäfig ein Jaguar oder Leopard. aber das Bild ist Super, habe noch nie eine Gesamtansicht eines gebäudes mit solch praktizierter Haltung gesehen.
(02.10.2009, 22:49)
Michael Mettler:   Ich habe eine (Fast-)Gesamtansicht des dazugehörigen Hauses gefunden, nämlich des Hauses für kleine Raubtiere in Kopenhagen.
(02.10.2009, 21:03)
IP66:   Endlich einmal ein Bild von einer Regalhaltung, wie man sie heute nirgendwo mehr nachvollziehen kann - und dann auch noch mit den in dieser Hinsicht besonders einschlägigen Bewohnern!
Ich denke allerdings, daß man schon um die Jahrhundertwende gegen solche Anlagentypen anbaute, etwa durch Freianlagen des Hagenbeck-Typs, wobei die schnörkellosen Gitter zeigen, daß auch die Dänen 1910 die Gründerzeit überwunden hatten. Interessanterweise haben dergleichen Tierregale selbst in den Artenzooneubauten der Nachkriegszeit keine Rolle mehr gespielt.
Denkmalpflegerisch würde ein solcher Bau heutzutage ein gewisses Problem bedeuten, wobei ich ich allerdings einen Besatz mit kletterfreudigen Kleinsäugern, eine Zusammenlegung unter Beibehaltung des Zwischenbodens oder auch einen Anschluß an Nachbaranlagen vorstellen könnte.
(26.09.2009, 10:45)
Michael Mettler:   Eine nahezu optimale Zoo-Architektur für Puristen unter den Zoofans: Die Fläche ist geschickt ausgenutzt, die Tiere sind gut zu sehen, es wurde kein Geld für Firlefanz ausgegeben, der nur vom Tier ablenkt, und kein Kunstfels verschandelt die schlichte, aber wertvolle Architektur der Anlage. Punktabzug gibt es lediglich für die fehlende geografische Passung der Arten - außer, man stellt das Ensemble geschickterweise unter ein Paläo-Thema (schließlich kamen Tüpfelhyäne und Wolf einst in Europa nebeneinander vor). Ãœberflüssiger Nachwuchs entsteht hier übrigens auch nicht, es besteht auch keine Gefahr der Inzucht oder Vermischung von Unterarten. Der Kopenhagener Zoo war 1910 eben seiner Zeit weit voraus! (Achtung, alles Ironie...)

Gefunden in der Fotoausstellung zum 150-jährigen Bestehen des Zoos.
(25.09.2009, 21:46)
IP66:   Im 20. Jahrhundert gelang es, die Keramikproduktion in hohem Maße zu rationalisieren und dadurch zu verbilligen. Das hatte nicht nur die Erfindung des Stapelporzellans (schon in der Zwischenkriegszeit) zur Folge, sondern verbilligte die Herstellung von Keramikfliesen, auch solchen mit einer aufwendigen Farbgebung. Diese hielten wohl fast gleichzeitig Einzug in die Badezimmer wie in die Zoos. Allerdings hat die nicht Natur imitierende Ausstattung von Gehegen eine längere Geschichte, zum einen über die Ideen des Bauhauses in Dessau, wie sie in Zürich oder Frankfurt realisiert wurden, zum anderen auf dem beliebteren expressionistischen Weg, etwa in den Affenfreianlagen und im Dickhäuterhaus in Leipzig. Insofern vollzog Grzimek in Frankfurt recht naheliegende Gedanken nach, vor allem im Menschenaffenhaus. Als durchdachter und kreativer würde ich allerdings die keramischen Wandverkleidungen im Brehm-Haus in Friedrichsfelde nennen, bei der auch anspruchsvollere Materialien zum Einsatz kamen.
(10.06.2009, 14:29)
Michael Mettler:   Die neue Biografie über Bernhard Grzimek bietet ein weiteres Beispiel dafür, wie Neuerungen mit bestimmten Zoos oder Personen verknüpft werden, auch wenn sie nicht die Erfinder waren. Da heißt es über die Wiederaufbauphase in den 50er Jahren: "Im Raubtierhaus selbst hat Grzimek die Wände kacheln lassen, ebenso im Elefantenhaus, nachdem er damit bei den Menschenaffen äußerst gute Erfahrungen gemacht hat." Der ehemalige Zooinspektor Neubüser erläutert dann die Beweggründe und sagt dabei: "Grzimek hat schnell erkannt, dass die Wanderung der Parasitenlarven auf dem Boden unterbrochen werden musste." Danach schildert er am Beispiel des Okapis: "Bodenheizung, Einsatz eines Desinfektionsmittels nach einem festgelegten Zeitplan, sofortiges Entfernen des Kotes, und eben die gekachelte Bauweise. Das war schon etwas Neues. Das hat er sich als Tierarzt gut ausgedacht." Danach heißt es dann noch: "... hält die von Neubüser als 'Badezimmerarchitektur' bezeichnete Bauweise weltweit Einzug in die Zoos."

So entsteht der Gesamteindruck, dass Grzimek die Erfindung der "Badezimmerarchitektur" zugeschrieben wird (oder er sie sich als Marketinggenie selbst ans Revers geheftet hat?). Aber womöglich war nur die Begründung für diese Bauweise neu, denn die Kombination aus Verkachelung von Tierräumen und Stallbodenheizung gab es z.B. schon ab 1932 im Flusspferdhaus des halleschen Zoos (vermutlich nicht zur Parasitenvermeidung, sondern schlichtweg zur einfacheren Reinigung) und Bodenheizung z.B. von Affenkäfigen sogar schon vor 1900 in verschiedenen Zoologischen Gärten.
(12.05.2009, 09:43)
Anti-Erdmännchen:   Ein paar Ergüsse dazu gibt es übrigens auch im Faden "Innen-/Außenanlagen".
(02.12.2008, 20:49)
Anna Lena Stephan:   Ich war am Wochenende mal wieder in Köln. Dabei ist mir was aufgefallen: Ich kenne viele Beispiele großzügiger Außenanlagen und relativ kleiner Innenanlagen für kälteempfindliche Tiere. Ist das in Deutschland nicht eigentlich ungünstig? Es handelt sich ja dabei auch um ganz neue Anlagen, zum Beispiel die für Tapire in Köln. Weitere Beispiele in vielen Zoos sind Flusspferd-, Malaienbär- und Pelikangehege.
Wer kennt noch weitere Beispiele bzw. Beispiele, wo für solche Tiere auch geräumige Innenanlagen bereit stehen.
(Mir ist klar, dass Innenanlagen mehr kosten, aber wenn man schon neu baut, sollte es auch artgerecht sein...)
(02.12.2008, 20:31)
Michael Mettler:   Die hannoverschen Eulenvolieren passen auch noch ins Schema, auch wenn hier verschiedene Grundflächenformen kombiniert wurden. Was davon heute als Bartkauzvoliere dient, waren ja im Ursprung zwei (später sogar drei) Volieren: Das linke Polygon (in Richtung Gepardenanlage) war durch eine Betonwand von dem langgestreckten Teil rechts getrennt und beherbergte die Schnee-Eulen; der lange Teil war mit Braunen Fischuhus und Brillenkäuzen (in Gemeinschaft) besetzt. Um diesen Arten ungestörte Brut zu ermöglichen, wurde die Voliere nachträglich mittig per Trenngitter unterteilt. Im rechten Polygon saßen die Uhus, in der langen Voliere auf der anderen Wegseite die Bartkäuze. Für kleinere heimische Eulen wie Wald- und Sumpfohreule, Waldkauz und später auch Stein-, Habichts- und Raufußkauz nutzte man ganz schlichte, ältere Rechteckvolieren mit Holzrückwand (also im Wildpark-Stil) an anderer Stelle (beim Bau des Dschungelpalastes abgerissen). Die Käuze zogen z.T. noch in die neueren Volieren um, nachdem sich der Zoo von den beiden tropischen Arten getrennt hatte. Diese lebten übrigens ganzjährig in den ungeheizten Quartieren, und der Zoo konnte mit ihnen immerhin eine deutsche Erstzucht (Brillenkauz) und eine Erstzucht außerhalb der Heimatländer (Brauner Fischuhu) verzeichnen!
(26.08.2008, 12:57)
IP66:   Ich glaube, daß Sie da einem sehr menschlichem Phänomen aufgesessen sind - auch mir geht es so, daß ich auch vor der Haustüre vorhandenen Ideen erst in der Ferne begegnen muß, um sie in der Nähe zu entdecken.
Der Waldteil des hannoveraner Zoos ist ja nicht der uninteressanteste Bereich, da man dort mit wenig Geld etwas schaffen mußte, was zum Restpark paßte und sich von Wildparks hinreichend abhob. Eine ähnliche Planung, allerdings ohne Streukäfige, erhielt ja auch Münster mit seinen um den Kinderzoo angeordneten Gehegen für einheimische Arten.
(26.08.2008, 11:17)
Michael Mettler:   Nach dem Motto "den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen" habe ich mir gerade an den Kopf gefasst - etwas Ähnliches wie den Osnabrücker Vogelgarten habe ich doch sogar in "meinem" hannoverschen Zoo ständig vor Augen, nur ist es heute nicht mehr in der Ursprungsform erkennbar: die Käfige für Kleinraubtiere im waldigen Teil des Zoos. Ursprünglich waren es vier gleichförmige Vielecke (fertiggestellt 1972), die beiden ersten wurden später zusammengefasst (heute Nasenbärenkäfig), der dritte war lange Zeit vom Besucherweg abgeschnitten und ist heute Wolfsabsperrkäfig, der vierte hatte diese (Nachfolge-)Funktion vorher inne und wurde beim Umbau der Wolfsanlage in den jetzigen Zustand weggerissen.
(25.08.2008, 19:23)
IP66:   Das Problem ähnelt ja jenem, das durch den Neubau in Münster entstand - letztlich wird es ganz problematisch, wenn irgendwo ein neuer Zoo entsteht und ein altes Gelände samt seinen Bauten sich in ein mit Gewinn zu veräußerndes Grundstück verwandelt. Ich denke aber, daß wir in Deutschland nicht mit Fingern auf die Polen zeigen sollten - jüngst wurde in Frankfurt ein vergleichbar wichtiges Baudenkmal beseitigt, ähnliches geschah in Köln, und selbst eine Kleinanlage wie Darmstadt hat fast alle ihre sehr qualitätvollen Gründungsbauten verloren.
(25.08.2008, 11:29)
Oliver Jahn:   @IP66, das kann ich mir noch immer nicht richtig vorstellen. Vieleicht sind ja doch ein paar Leute zur Vernunft gekommen und kippen diesen wahnwitzigen Plan.
(24.08.2008, 17:53)
IP66:   Den Aufnahmen nach scheint der posener Bau in der Dachlösung entschiedener - und wohl auch glücklicher - formuliert als der kölner. Schade nur, daß dafür wohl der Altbau demnächst einem Einkaufszentrum zum Opfer fallen soll.
(24.08.2008, 14:38)
Oliver Jahn:   Leider nur von Außen.
(24.08.2008, 14:03)
Oliver Jahn:   Holla, wenn das mal nicht nach Köln aussieht! Das ist schon ein sehr deutlicher Unterschied, zur ehemaligen Elefantenhaltung in Posen! Deutlicher geht es kaum.
(24.08.2008, 14:01)
WolfDrei:   und 2. Innen
(24.08.2008, 13:42)
WolfDrei:   Erhalte gerade aus Posen zwei Fotos des neuen Elefantenhauses.
1. Außenaufnahme
(24.08.2008, 13:41)
IP66:   Die aufgelösten Fasanerien oder Raubvogelgalerien sind gar nicht so selten und haben hier und da sogar die Wildparks erreich: Mir fällt Dortmund ebenfalls mit polygonen Käfigen ein, dann die älteren Raubvogelkäfige in Nürnberg, die den Typus der dort noch zur Hälfte vorhandenen Eulenanlagen (in der Nähe des Elefantenhauses) ablösen. Paradezoo der Entwicklung war, wie im Darmstadt-Thread erwähnt, Münster, wo man ebenfalls versucht hat, die Vogelunterbringungen so zu verteilen, daß keine Reihen zustandekamen. Zahlreich sind die entsprechenden Anlagen auch in München (Robben, Paviane, Eisbären, die Australien-Pavillons, die Afrika-Anlagen usf). In Sachen Vögel ist sind die Papageienanlagen im Terrassengarten der Wilhelma auch ein schönes Beispiel dieser Gattung.
Ich würde allerdings zwei Entwicklungen, die den Bauhaus-Zoo ablösen, unterscheiden. Die eine versuchte in der Tat, die neuen Möglichkeiten des Betongusses und der dadurch sich ergebenden Gestaltungschancen zu nutzen (Münster, die fraglischen Gebäude in Osnabrück, München usf), die andere war bemüht, neben den Errungenschaften des Materials auch andere Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen. Naturgemäß sind hier die Beispiele ein wenig älter: Das Brehm-Haus in Friedrichsfelde zählt zu dieser Gruppe, das erfurter Affenhaus (das dortige Elefantenhaus würde ich eher der ersteren Katergorie zuordnen), das Menschenaffenhaus in Antwerpen.
Das darmstädter Wabenhaus steht ein wenig zwischen den beiden Richtungen, da es zwar auf im Betonbau sehr beliebte Formen zurückgriff, aber bei der Gestaltung bemüht war, mit verschiedenen Oberflächenreizen zu arbeiten.
Das Eindringen von Bepflanzungen in diese Architekturen ist von Anfang an zu beobachten, es nahm aber mit den Jahrzehnten zu und hatte schließlich den Typus "Urwaldhaus" zur Folge, dem ich die Beispiele in Hannover und Heidelberg zuzählen wollte.
(22.08.2008, 11:44)
Oliver Jahn:   Michael, ich hatte den Beitrag kaum geschrieben, da musste ich auch an den Vogelgarten in Osnabrück denken. Stimmt genau, eine wirklich interessante Gebäudegruppe (siehe Foto)
Wie sieht es eigentlich mit dem Raubtierhaus in Cottbus aus? Ich war ewig nicht mehr dort und weiß gar nicht, ob es noch steht und wofür es genutzt wird. Aber ich habe es auch so in Erinnerung, als wäre die Bauweise der Käfige nicht in einer Reihe, sondern eher in schrägen Linien.
(21.08.2008, 17:18)
Michael Mettler:   In Sachen Formgebung würde ich mit meinem laienhaften Architekturverständnis sogar noch den Umbau des hannoverschen Tropenhauses in das heutige Niederaffenhaus Anfang der 80er als späten Ausläufer dieser Welle sehen: Mehreckige Käfigformen, die einerseits die ehemals gerade Reihe auflockerten, andererseits den Affen einen Blick in wenigstens einen Nachbarkäfig ermöglichten und somit für Enrichment sorgten. Naturboden in Außenanlagen für Niedere Affen war übrigens zu dieser Zeit auch noch die ganz große Ausnahme, wenigstens in deutschen Zoos. So betrachtet hatten die Tiere tatsächlich Vorteile von dieser Neuerung; die massive Betonstruktur der Außenanlagen war ja keine Freiheit des Architekten, sondern eine Vorgabe des hannoversches Bauamtes, welches das für statisch notwendig hielt...

In Osnabrück gibt es noch eine zweite Sechseckstruktur: Der Vogelgarten ist mit Ausnahme des rechteckigen Aufzuchthauses komplett aus solchen Elementen (als Innenraum und Außenvoliere bestehend) aufgebaut, wenn auch in lockerer Form (beinahe wie ein Dorf).
(21.08.2008, 16:13)
Oliver Jahn:   Durch den Darmstädter Beitrag angeregt wollte ich gern die Zooarchitektur der 60er und 70er Jahre mal ein wenig thematisieren.
Wie in allen Zeiten wurden auch in diesen Zeiten zum einen rein zweckmäßige Bauten errichtet, über die man kaum spricht. Zum anderen aber war dieses doch auch eine Zeit, in der Architekten moderne Häuser bauten, die den Tieren und Pflegern entsprechen mussten, die doch aber zum Teil auch architektonisch als recht interessant einzustufen sind. Da wurden Wabenformen verwendet, neue Kuppelbauten, einfache Käfigreihen wurden aufgelockert, gängige Formen wurden verlassen, ganz neue Formen entstanden.
Das Warmhaus in Darmstadt ist, bzw. leider war ein Beispiel dafür. Das Südamerikahaus in Osnabrück erinnert mich ebenfalls an diesen Stil.
Gab, oder besser noch gibt es heute noch solche Häuser, an denen man vielleicht öfter mal in einem Zoo achtlos vorbeigeht, obwohl sie evtl. eine solche doch etwas besondere Zooarchitektur darstellen?
Auf Anhieb fallen mir noch die leicht schräg versetzten Käfigreihen am alten Raubtierhaus in Erfurt ein. Auch das Affenhaus in Erfurt, welches ja heute noch steht, hat schon mit seinen unterschiedlichen Dachhöhen etwas Außergewöhnliches an sich.
Waren das nur Freiheiten des Architekten oder folgten diese Bautypen auch modernem Wissen über bestimmte Tierhaltungen?


(21.08.2008, 14:39)
Shensi-Takin:   http://www.atmexhibits.com/
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(04.08.2007, 17:12)
Shensi-Takin:   Anbei einige Links als Bsp. professioneller Gestalter von Zoogehegen & Schauaquarien:
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(02.08.2007, 23:16)

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