Forum

-> alle Kategorien des Forums (hier geht es auch zur Stichwortsuche)


Beitrag hinzufügen
Name: (= Nachname) Passwort: (= Kundennummer)
Sie haben noch keine Login-Daten? Hier können Sie sich anmelden!
Beitrag:
Bei längeren Beiträgen empfehlen wir, den Text in einem Textprogramm zu verfassen und aus der Zwischenablage einzukopieren.
Link zu anderen Medien:
Bitte anklicken, wenn Ihr Beitrag in erster Linie einen Link zu anderen Medien (Zeitungsmeldung etc.) darstellt.
Foto:
(gif/jpg/png / Dateigröße max. 2MB)

Gibbons



Liz Thieme:   Neue Untersuchung zu Java-Gibbons: https://bdj.pensoft.net/article/100805/


Population des Java-Gibbons (Hylobates moloch) im Dieng-Gebirge, Indonesien: Eine aktualisierte Schätzung anhand eines neuen Ansatzes

Abstrakt
Der Java-Gibbon (Hylobates moloch) ist auf der Insel Java endemisch und seine Verbreitung ist von der Westspitze Javas bis zu den Dieng-Bergen in Zentral-Java beschränkt. Im Gegensatz zu den anderen bekannten Lebensräumen, in denen eine große Population von Java-Gibbons lebt, sind die Dieng-Berge nicht geschützt und verschiedenen Bedrohungen ausgesetzt. Ziel dieser Studie, die in den Jahren 2018 und 2021 durchgeführt wurde, war es, die aktuelle Dichte und Populationsgröße der Java-Gibbons in Dieng nach der letzten Studie im Jahr 2010 zu aktualisieren und ihre Beziehungen zu Lebensraummerkmalen (Vegetation und Höhenlage) zu untersuchen.
Zur Abschätzung der Gruppendichte wurden die Triangulationsmethode und eine neue akustische räumliche Capture-Recapture-Methode verwendet. Zur Berechnung der Populationsgröße wurde außerdem ein neuer Extrapolationsansatz entwickelt, der auf dem Habitat-Eignungsmodell basiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Population der Java-Gibbons in den Dieng-Bergen höchstwahrscheinlich zugenommen hat. Die mittlere Gruppendichte in jedem Lebensraumtyp war hoch: 2,15 Gruppen/km2 im gering geeigneten Lebensraum und 5,55 Gruppen/km2 im hochgeeigneten Lebensraum. Die mittlere Gruppengröße (3,95 Gruppen/km2, n = 20) war höher als in früheren Studien angegeben. Die Gesamtpopulationsgröße wurde auf 1092 Gibbons geschätzt. Dieser Bevölkerungszuwachs könnte ein Hinweis auf den Erfolg der Naturschutzbemühungen im letzten Jahrzehnt sein. Allerdings sollten mehr Anstrengungen unternommen werden, um die langfristige Zukunft dieser bedrohten Art zu sichern. Obwohl sich die Dichte zwischen den Habitateignungstypen erheblich unterschied, wurde sie nicht durch die Vegetationsstruktur oder die Höhenlage beeinflusst. Eine Kombination mehrerer Variablen wird wahrscheinlich einen größeren Einfluss auf die Dichteschwankung haben.
(20.07.2023, 11:08)
cajun:   Mitte Juni verstarb das Gibbonmännchen in der Wingst:
"Gibbon "Pucky" verstarb letzte Nacht im Alter von 36 Jahren.
Pucky war ein Weißhandgibbon und wurde am 29.03.1987 im Gartencenter Vida in Bremen-Huchting geboren. Dieses Gartencenter war über Jahrzehnte für seine Tierhaltung bekannt, bevor die Betreiber es im Sommer 2016 altersbedingt geschlossen haben.
Am 02.04.1996 zog Puck als Jungerwachsener im Baby-Zoo ein. Hier lebte er zwanzig Jahre mit der Schopfgibbon-Dame "Gypsi" zusammen. Gypsi verstarb 2016 im Alter von 43 Jahren. Im Sommer 2017 kam seine letzte Partnerin "Hexe" aus dem Zoo Wuppertal zu uns in die Wingst. Hexe verliebte sich sofort in den jüngeren Puck, zeigte sehr viel Interesse durchs Gitter und wir konnten beide schneller zusammenlassen als zunächst erwartet. Heute ist Hexe mindestens 52 Jahre. Sie kam 1971 als sehr junger Gibbon in den Zoo Duisburg, ist heute ein wahrer Methusalem und einer der ältesten lebenden Gibbons weltweit.
Puck Gesundheit machte den Mitarbeitern seit Anfang März Sorgen. Zunächst hatte er einen Infekt mit sehr hohem Fieber und schlechten Nierenwerten. Auch wenn sich die Nieren davon erholten, trat in der Folge zusehends ein Herzleiden zu Tage, was zuletzt tägliche Medikamentengaben zur Folge hatte. In der letzten Nacht ist er entschlafen.
Puck hat die Besucher des Wingster Zoos über 27 Jahre erfreut, mit Hangeleien, vor allem aber mit seinen Gesängen. Manchmal allein, oft aber im Duett mit der Partnerin vorgetragen waren sie durch den ganzen Zoo zu hören, bei gutem Wetter auch etwas weiter in die Wingst hinein. Pucky hinterlässt zahlreiche Erinnerungen bei Besuchern und Mitarbeitern. "
Quelle:https://www.facebook.com/WingsterWaldzoo/
(04.07.2023, 12:58)
cajun:   Danke für die Info @Tim: Ich habe die FB Meldung in der Vergangenheitsform gelesen.
(12.04.2023, 12:48)
Tim Sagorski:   @cajun:

Am Gründonnerstag waren die Gibbons noch da, sollen aber wohl morgen Richtung Rumänien geschickt...
(12.04.2023, 12:04)
cajun:   Der Kölner Zoo hat im März seine Weißhandgibbons Usha und Gabrun nach Rumänien abgegebenen. Grund ist eine Neukonzeption des Tropenhauses. Beide Tiere waren zuletzt im Alten Elefantenhaus provisorisch untergebracht.
Quelle: https://m.facebook.com/zoo.koeln/?locale=de
(10.04.2023, 16:20)
cajun:   Das Exemplar war sogar noch älter als das verstorbene Krefelder Weibchen.
"A siamang thought to be the oldest of its kind in human care in the United States has died at a Tacoma zoo. According to a news release from Point Defiance Zoo & Aquarium, on Tuesday the siamang named Cho Cho was humanely euthanized after experiencing a decline in health.
According to the release, Cho Cho’s life took a turn over the past week where his quality of life was worsening. Point Defiance Zoo & Aquarium head veterinarian Dr. Karen Wolf explained in the release that measures were taken to help Cho Cho get better, but nothing seemed to work. “Cho Cho was having difficulty moving around his habitat due to progressive osteoarthritis. He was receiving multiple pain medications to ease his discomfort, and his keepers had modified his habitat to make it easier for him to move around.
Despite these efforts, Cho Cho continued to decline,” Wolf said in the given statement. TNT Diner The latest South Sound dining news, with restaurant openings and closings, reviews and more. This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply. According to the news release, the zoo is awaiting Cho Cho’s autopsy results to see if the siamang’s health decline might have been caused by his arthritis.
Point Defiance Zoo & Aquarium Courtesy Siamangs are a part of the primate family and are the largest species of gibbon. According to the release, Cho Cho was 55 years old and lived long past the median life expectancy of siamangs that are in human care, which is 27 years.
Quelle: https://www.thenewstribune.com/news/local/article262781888.html
(23.06.2022, 13:54)
cajun:   Es gibt Neuigkeiten zu möglichen Unterarten des Weißhandgibbons in Malaysia. Bei Untersuchungen einer bestimmten Gensequenz, verschiedener in menschlicher Obhut gehaltenen Tiere, die für eine Wiederauswilderung vorgesehen sein könnten, hat man entdeckt, das die Nördliche Population der der Halbinsel sich doch genetisch ziemlich von der südlichen Population unterscheidet. Die Studie hierzu ist aber noch nicht umfassend genug, um aussagekräftig zu sein.
Zum selber lesen (englisch): https://news.mongabay.com/2022/02/malaysias-white-handed-gibbons-may-be-two-subspecies-not-one-study-shows/
Quelle der Studie: Taxonomic and genetic assessment of captive White-Handed Gibbons (Hylobates lar) in Peninsular Malaysia with implications towards conservation translocation and reintroduction programmes: https://zookeys.pensoft.net/article/73262/
(15.02.2022, 15:12)
cajun:   Eine kleine Gibbonchronik aus Zürich:
"Das Kappengibbon-Weibchen Qiwèn wird fünf.
Heute vor genau fünf Jahren, am 6. Dezember 2016, kam das Kappengibbon-Weibchen Qiwèn als Tochter von Khmer (M, 37) und Willow (W, 34) zur Welt. Dies war damals insofern eine Überraschung, als dass Willow zu diesem Zeitpunkt eigentlich die Pille bekam. Dies, um das natürliche Geburtsintervall von zwei bis zweieinhalb Jahren etwas zu verlängern (wir berichteten). Bedrohte Tierart Kappengibbons gelten laut der Roten Liste der Welt-Naturschutzunion IUCN als «stark gefährdet». Seit der Geburt von Qiwèns Grossmutter Iba vor 47 Jahren hat sich die Population wildlebender Kappengibbons um etwa zwei Drittel reduziert. Die Hauptbedrohung für die Kappengibbonbestände sind die Jagd und die Fragmentierung und Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums. Grossfamilie im Zoo Zürich Qiwèn hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und wird langsam aber sicher erwachsen. Dies bedeutet auch, dass sie ihre Familie natürlicherweise bald verlassen würde. Daher wird sie den Zoo Zürich vermutlich im nächsten Jahr Richtung England verlassen, wo sie eine eigene Familie gründen kann. Qiwèns Familie lebt schon seit geraumer Zeit im Zoo Zürich. Grossmutter Iba kam 1982 aus Thailand in den Zoo. Zwei Jahre später wurde Khmer, Qiwèns Vater, geboren. Über die Jahre kamen neue Familienmitglieder dazu, während andere den Zoo verliessen, um in anderen Zoos eigene Familien zu gründen. Heute leben in Zürich neben Qiwèn noch ihre Schwestern Nyanyi (2013) und Srey (2018) sowie ihr Bruder Laju (2011). Nyanyi lebt in der Anlage nebenan zusammen mit Akio, einem Männchen aus England. Laju bewohnt die Anlage im unteren Teil des Menschenaffenhauses zusammen mit Lawa (2011), einer Tante, als Gesellschafterin. Da Gibbons paarweise mit ihren noch nicht geschlechtsreifen Jungtieren leben, bewohnen die Familienmitglieder verschiedene Anlagen. So leben zurzeit drei Generationen von Kappengibbons im Zoo Zürich. Der Zoo Zürich hat seit 1939 Gibbons in seinem Bestand. Vorerst waren dies Weisshandgibbons, später dann eben die Kappengibbons. Qiwèn ist das 29. von 30. Jungtieren, die im Zoo Zürich geboren wurden. Die unscheinbaren Menschenaffen Neben den bekannteren Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans und Gorillas gehören auch die 16 Gibbon-Arten zu den Menschenaffen. Sie werden häufig als die kleinen Menschenaffen bezeichnet. Sie alle zeichnen sich durch das Fehlen eines Schwanzes aus. Gibbons haben von allen Menschenaffen die längsten Arme im Vergleich zur Körpergrösse. Diese nutzen sie für das Gibbon-typische Schwinghangeln. Dabei schwingen sich die Tiere behände unter den Ästen hindurch. Die Sehnen in den Händen sind verkürzt. Das führt dazu, dass die Finger bei ausgestrecktem Arm automatisch gebogen sind. Dies ermöglicht es den Gibbons, sich ohne Kraftanstrengung an den Ästen festzuhalten."
Quelle: Pressemitteilung des Zoos
(14.12.2021, 11:29)
cajun:   Prag meldet die Nachzucht eines Silbergibbons:
"Im Prager Zoo wurde ein vom Aussterben bedrohter Silbergibbon geboren
"Dem Jungtier geht es gut, das Weibchen Alang Alang ist bereits eine erfahrene Mutter und kümmert sich gut um dieses. Da es bei dieser Art keinen nennenswerten Geschlechtsdimorphismus gibt, werden wir das Geschlecht erst in einigen Jahren erfahren, nachdem es erwachsen geworden ist", sagte der leitende Primatenpfleger des Prager Zoos, Martin Vojáček. Ein stark gefährdeter Silbergibbon wurde im Prager Zoo geboren, er kam am Samstagabend zur Welt. Nach Angaben des Zoos ist dies erst das vierte in Tschechien geborene Jungtier dieses Primaten. Es wird geschätzt, dass weniger als 2.000 erwachsene Tiere in freier Wildbahn leben, heißt es im Zoo. Das 16-jährige Weibchen Alang Alang und das gleichaltrige Männchen Flip kamen 2014 in den Prager Zoo. Ein Jahr später wurde ihnen das erste Silbergibbonjunge überhaupt in tschechischen und slowakischen Zoos geboren. Nun ging in diesem Jahr das sechsjährige Männchen Silver Arrow als zukünftiges Zuchtmännchen in den Zoo Halle. Das am Samstag geborene Jungtier ist der dritte gemeinsame Nachkomme des Prager Zuchtpaares."
Quelle: https://ekolist.cz/cz/zpravodajstvi/zpravy/v-prazske-zoo-se-narodilo-mlade-ohrozeneho-gibona-stribrneho
Übersetzung: Zoopresseschau
(07.12.2021, 16:58)
cajun:   Seltner Nachwuchs in Polen:
"Carusa und Xian sind wieder Eltern geworden
Der Zoo in Wrocław berichtet von der Geburt eines eines Nördlichen Weißwangengibbons - eines Vertreters einer vom Aussterben bedrohten Tierart. In der Natur wurden nur 150-160 Individuen identifiziert, in Zoos sind es knapp über 200. Obwohl die Bildung eines Zuchtpaares unter Haltungsbedingungen problematisch ist, war der Zoo in Wrocław erfolgreich! Am 29. September dieses Jahres kam ein weiterer Nachkomme von Carusa und Xien, dem einzigen Paar in Polen, zur Welt. Die Wrocławer Gibbons haben ideale Lebensbedingungen. Drei erwachsenen Affen stehen eine mit Bäumen bewachsene Insel, zwischen denen Seile angebracht sind, und eine Pagode mit Winterpavillon zur Verfügung. "Dies ist einer der besten Gibbon-Anlagen in Europa. Hier können sie natürliche Verhaltensweisen umsetzen und haben Ruhe. Im Gegenzug belohnen sie es mit schönen Gesängen und Nachwuchs", sagt Radosław Ratajszczak, Präsident des Wrocławer Zoos. Derzeit sind 81 Vertreter dieser Art in 30 Zoos in Europa zu finden, darunter 9 Jungtiere, die im letzten Jahr geboren wurden. Man sieht also, dass sie sich in der Zucht recht gut vermehren. Es ist jedoch eine anspruchsvolle Art. Sie müssen nicht nur mit spezifischen Lebensbedingungen versorgt werden, sondern es ist auch sehr wichtig, einen vielfältigen genetischen Pool zu erhalten. Hier kommt der Erhaltungszuchtkoordinator ins Spiel, dessen Aufgabe es ist, die Population zu kontrollieren und Paare auszuwählen. Dies ist eine echte Herausforderung, da die Geschichte der Kandidaten für ein Paar für ein paar Generationen zurück verfolgt werden müssen, und es gibt keine Erfolgsgarantie. "Die Bildung von Zuchtpaaren ist mit Affen noch schwieriger als mit anderen Tieren. Neben zahlreichen Bedingungen kommt es darauf an, ob sie sich mögen oder nicht. Wir hatten Glück, denn Carusa und Xian mochten sich sofort und Dao kam schon ein Jahr später", fügt der Präsident hinzu. In 40 Jahren haben die Menschen nicht wenig zum Aussterben der Weißwangengibbons beigetragen. In freier Wildbahn kommen sie nur in Vietnam, Laos und wahrscheinlich in China vor, obwohl sie dort seit 30 Jahren niemand mehr gesehen hat.
Quelle: Aus Mitteilung auf der Website des Zoos Wrocław https://zoo.wroclaw.pl/pl/carusa-i-xian-ponownie-zostali-rodzicami.htm)
Übersetzung: Zoopresseschau
(02.11.2021, 13:19)
Alexander Wilhelm:   Einer Dokumentation konnte ich entnehmen dass der bejing Zoo mindestens 2,0 Skywalker Gibbons hält/hielt, wobei mindestens einer cb ist. Gibt es noch weitere Haltungen?
(05.06.2021, 10:55)
W. Dreier:   Der letzte Kloss-Gibbon Europas im Twycross-Zoo/GB. Er war der Sohn eines Basler Paares, etwa 30 Jahre alt. Diese Art wurde früher auch Zwergsiamang genannt, stammt von der kleinen Mentawai-Insel westlich von Sumatra
(01.05.2020, 18:54)
Ute Utita:   Würde gerne wissen wohin die Münsteraner hingekommen sind. Vorallem was aus Friedolin, Maria und Sanjay wurde.
(01.08.2011, 16:19)
WolfDrei:   Die letzte männliche Geburt im TP, Vater hell
(09.01.2011, 20:30)
Michael Mettler:   Einen ähnlich braunen Gibbon habe ich vor Jahren in Nürnberg gesehen.

Ich hatte zwar - ausgelöst durch irgendeine Zoo-PM - tatsächlich schon mal den Gedanken, mir Infos über den Erbgang zusammenzusuchen, aber umgesetzt habe ich das bisher nicht...
(09.01.2011, 19:03)
Anti-Erdmännchen:   Wenn die Zusammenstellung blond/schwarz häufig vorkommt, vermittelt der Weißhandgibbon in den Tiergärten ja nahezu das selbe Bild wie der Schopfgibbon. Schade, daß die braune Morphe selten ist, denn das hier sieht ja nun wirklich klasse aus: http://img.fotocommunity.com/Tiere/Wildlife/Impressionen-aus-dem-Berliner-Zoo-10-Hylobates-lar-Weisshandgibbon-a18600793.jpg. MM, wie man Dich kennt, weißt Du doch bestimmt auch, wie der Vererbungsgang der Fellfarben aussieht? ...
(09.01.2011, 18:08)
Michael Mettler:   @Anti-Erdmännchen: Verschiedenfarbige Zuchtpaare sind in Zoos gar nicht selten. Aus der Erinnerung heraus würde ich behaupten, dass sie in tewa genauso häufig zu sehen sind wie "blonde" Paare. Am seltensten scheinen mir Paare aus zwei schwarzen Partnern zu sehen zu sein.

Bisher habe ich m.E. vier verschiedene Färbungen von Weißhandgibbons zu Gesicht bekommen: Am häufigsten Schwarz und "Blond", viel seltener ein schon fast elfenbeinfarbiges Hellblond und Honigbraun. Wobei die Übergänge zwischen den drei nicht-schwarzen Varianten fließend sein könnten und eventuell auch Alter, Sexualzyklus (wie beim Schopfgibbon) oder Haltungsbedingungen eine Rolle spielen könnten, wie intensiv die Färbung ist.

Manche als Weißhandgibbons ausgeschilderten Tiere haben allerdings auch Fremdblut in den Adern (z.B. Kappengibbon), was sich zusätzlich auf die Farbenvielfalt auswirken könnte. Ich weiß nicht, ob das nach heutigem Kenntnisstand auch noch so ist, aber in einem älteren Tierlexikon ist zu lesen, dass die Farbmorphen im Freiland je nach Unterart unterschiedlich häufig vorkommen oder bei manchen Unterarten nur eine Farbform vorhanden ist.
(09.01.2011, 14:48)
Anti-Erdmännchen:   Da ich von meinem Heimatzoo her nur Schopfgibbons kannte, habe ich erst kürzlich erstaunt zur Kenntnis genommen, daß es bei Weißhandgibbons keinen Geschlechtsdimorphismus, dafür aber unterschiedliche Farbschläge gibt. Mich würde interessieren, zu welchen Anteilen die Farbschläge in unseren Tiergärten gehalten werden, und ob die zusammengestellten Paare in der Regel gleich- oder verschiedenfarbig sind.
(09.01.2011, 10:40)
Henry Merker:   Und die taxonomische Zuordnung auch nicht gerade einfach - auch für Experten...

Gut, dann müsste man also beim Zoo nachfragen, wenn man wissen möchte, ob diese Art auch tatsächlich im Bestand war, oder?
(08.11.2010, 20:04)
Michael Mettler:   @Henry Merker: Ich habe damals für die Liste nur alle in den Veröffentlichungen zu findenden Arten aufgelistet, ohne deren Bestimmung überprüfen zu können. Darunter gibt es möglicherweise durchaus einige, unter denen man früher etwas Anderes verstand als heute oder die mangels besseren Wissens nach heutiger Sicht fehlbestimmt waren. Gerade bei Gibbons war ja das Arten-Kuddelmuddel in Zoos vor ca. den 80er Jahren nicht gerade klein.
(08.11.2010, 19:58)
Henry Merker:   @Michael Mettler (Primaten in Köln):
Betreffs der von Ihnen aufgelisteten Primaten in Köln habe ich ein Frage: Ist der Weißbartgibbon für Köln gesichert? Vorerst ist er ab heute auch in der Zootierliste gelistet.
(08.11.2010, 19:07)
Liz Thieme:   >Menschenaffenart auf Baumriesen entdeckt
Im Dschungel an der Grenze von Vietnam, Laos und Kambodscha haben Forscher eine neue Menschenaffenart aufgespürt. Die Tiere leben in den Wipfeln hoher Bäume - nun hat ihr ungewöhnlicher Gesang sie verraten. SPIEGEL ONLINE gibt eine Hörprobe.

Göttingen - In Südostasien haben Forscher eine neue Menschenaffenart entdeckt. Sie lebt im tropischen Regenwald zwischen Vietnam, Laos und Kambodscha. Die Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen (DPZ) sind den Gibbons nach eigenen Angaben anhand ihres charakteristischen Gesangs auf die Spur gekommen. Die neue Art heißt Nördlicher Gelbwangen-Schopfgibbon (Nomascus annamensis).

Untersuchungen des Erbmaterials und eine Analyse des Gesanges hätten eindeutig gezeigt, dass es sich um eine eigene Art handelt, berichten die Forscher um Christian Roos vom DPZ im Fachblatt "Vietnamese Journal of Primatology".

Damit seien jetzt sieben Arten von Schopfgibbons bekannt. Gibbons werden wegen ihrer relativ geringen Körpergröße als "Kleine Menschenaffen" bezeichnet. Neben Gibbons gehören Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos zu den Menschenaffen.

"Die Entdeckung ist eine kleine Sensation", sagt Roos. Dass diese seltene Gibbon-Art der Wissenschaft bisher unbekannt war, liege zum einen daran, dass die Bergregion, in der die Tiere leben, nur sehr schwer zugänglich sei. Zum anderen hielten sich die Affen nahezu ausschließlich in den Wipfeln hoher Bäume auf. Charakteristisch für Gibbons sind ihre langen Arme und die Fähigkeit, sich mit weiten Schwüngen präzise durch höchste Baumwipfel zu hangeln.

Auf die Spur der neuen Art sind die Göttinger Wissenschaftler durch den besonderen Gesang der Tiere gestoßen, der vermutlich der Territorialverteidigung dient. Die Analyse der Ton-Frequenz und der Tongeschwindigkeit habe gezeigt, dass es sich um eine eigene Art handelt, sagt Lutz Walter vom DPZ. Dies hätten auch genetische Untersuchungen an Darmausscheidungen der Tiere belegt.

Die Anzahl der Individuen des Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons schätzen die Forscher auf noch etwa 100. Er sei damit ähnlich stark bedroht wie die anderen Schopfgibbon-Arten in Südostasien. Grund dafür sei die illegale Jagd. Gibbons würden als Haustiere gehalten, gegessen und zu traditioneller Medizin verarbeitet. Eine große Bedrohung sei auch der Verlust des Lebensraumes durch Rodungen für Plantagen oder den Abbau von Bodenschätzen. Als seltenste und am stärksten vom Aussterben bedrohte Affenart weltweit gilt der Hainan-Schopfgibbon, von dem es nur noch etwa 20 Individuen gibt.> Q: Spiegel Online
(21.09.2010, 18:24)
BjörnN:   42.000 Kleideraffen wären schon ein sicherer Ganrant für das Überleben der Art, sofern man die Population schützt... Aber auf 800km², das ist gerade einmal die Fläche von Berlin.....
(02.09.2008, 14:41)
Michael Mettler:   Entdeckungen wie die geschilderte oder auch jene der "zusätzlichen" Gorillapopulationen im Kongo sind vom "Wert" her fast mit der Entdeckung einer völlig neuen Tierart vergleichbar.
(02.09.2008, 09:04)
th.oma.s:   frohe botschaft aus kambodschA in bezug auf schopfgibbon und kleideraffe: http://www.dnn-online.de/wissenschaft/drwi.html?p=/content/18794708.html
(01.09.2008, 21:13)
Michael Mettler:   @Karsten Vick: Nach der in Zoos beliebten Tradition, Tiere nach dem Direktor des Herkunftszoos zu benennen, hätte einer der drei aus Leipzig nach Hannover gekommenen Gibbons eigentlich eher Siegfried heißen müssen :-) Immerhin hatten wir hier m.W. auch einen Hulman namens Richard - aus Frankfurt...

Erichs Partnerin in Hannover hieß allerdings nicht etwa Margot (dazu fiele mir allerdings ein nettes Wortspielchen für den Namen eines Magots ein...), sondern Mitzi.
(26.11.2007, 23:20)
Karsten Vick:   Kann möglich sein. In der DDR war meist, wo ein Bennie war, ein Egon nicht weit, aber das hatte mit den Olsenbanden-Filmen zu tun. Wenn es noch mehr Männchen zu benennen gab, hießen sie Kjeld und Børge (so z. B. die Dresdner Mandrills).
(26.11.2007, 22:51)
Michael Mettler:   @Karsten Vick: Keine Ahnung. Vielleicht hätte man ihn hier Egon genannt, wenn er ein paar Monate später nach Hannover gekommen wäre...
(26.11.2007, 22:44)
Karsten Vick:   Und nach wem ist dann Lami benannt...?
(26.11.2007, 22:26)
Michael Mettler:   So weit ich weiß, bekam Erich diesen Namen erst in Hannover, weil er von "drüben" kam - denn er wurde nach einem gewissen Herrn Honecker benannt...
(26.11.2007, 22:04)
Karsten Vick:   Sieht besser aus als ich dachte.
Legende: Auf die laufende (römische) Nummer folgt: Geschlecht, Name, ZB-Nr., Unterart (es sind alles Schopfgibbons), Zugang (wann und woher, "woher" = Ort + Geburtsdatum ODER Namen der Eltern), Abgang (wann und wohin), Bemerkungen (weiteres Schicksal, Nachkommen, zwischenzeitlicher Aufenthalt in anderen Zoos).
Über ergänzende Daten aus alten Pantheraheften würd ich mich freuen, das kann auch per E-Mail passieren.

@th.oma.s: Das gilt auch für die Dresdner Lar-Haltung. Darüber weiß ich noch nichts weiter, als was Sie hier mal im Forum geschrieben haben: 2,2 Importtiere von einem niederländischen Händler, 1973 der 1. Nachwuchs...
(26.11.2007, 21:54)
Karsten Vick:   So hier für Ralf Wagner und alle interessierten die Leipziger Gibbons. Es ist aus Excel erst in Word und von da hier ins Forum kopiert, ich hoffe es sieht nach was aus.
I 0,1 ?, Nr. ? ? 18.09.1963 Vietnam, geb. ? vor 1974 gestorben?
II 1,0 Charly, Nr. 4 siki 22.07.1964 Zoo Hanoi, geb. 1964 06.05.1975 Wingst danach München und Mulhouse, gest. 27.3.1997
III 1,0 Con Khi, Nr. 31 leucogenys 21.10.1974 Vietnam, geb. ? 12.08.1987 gestorben Wildfang, 5 Nachkommen (VI, VII, VIII, IX, XI)
IV 0,1 Hoa Do Thi, Nr. 32 leucogenys 21.10.1974 Vietnam, geb. 1974 09.08.1987 gestorben Wildfang, 5 Junge (VI, VII, VIII, IX, XI)
V 0,1 ?, Nr. ? ? 1974 Vietnam, geb. 1972 1978 gestorben
VI 1,0 -, Nr. 56 leucogenys 30.04.1980 Con Khi x Hoa Do Thi 29.05.1980 gestorben
VII 1,0 -, Nr. 61 leucogenys 09.08.1981 Con Khi x Hoa Do Thi 09.08.1981 gestorben
VIII 1,0 Erich, Nr. 66 leucogenys 29.01.1983 Con Khi x Hoa Do Thi 26.06.1985 Hannover 1992 nach Beekse Bergen
IX 1,0 Bennie, Nr. 73 leucogenys 07.07.1985 Con Khi x Hoa Do Thi 25.04.1986 Duisburg 1995 nach Chicago
X 0,1 Minni, Nr. 19 gabriellae 21.11.1986 Saigon, geb. ca. 1983 noch im Bestand 8.12.1986 - 14.9.1987 in Hoyerswerda
XI 1,0 Lami, Nr. 82 leucogenys 17.12.1986 Con Khi x Hoa Do Thi 17.06.1989 Hannover 1995 nach Columbus
XII 1,0 Lii, Nr. 23 gabriellae 04.06.1987 Saigon, geb. Dez. 1985 06.12.1996 Eberswalde 1.7.1987 - 14.9.1987 in Hoyerswerda
XIII 1,0 Otti, Nr. 77 leucogenys 12.11.1987 Usti, geb. ca. 1986 17.06.1989 Hannover 2002 nach Osnabrück
XIV 1,0 Dong Nai, Nr. 38 gabriellae 26.01.1989 Saigon, geb. April 1988 18.09.1999 Osijek 29.5.1989 - 6.12.1996 in Eberswalde
XV 0,1 Nam Katje, Nr. 39 gabriellae 26.01.1989 Saigon, geb. April 1988 29.05.1989 Eberswalde
XVI 1,0 Falco, Nr. 26 gabriellae 27.05.1999 Usti, geb. ca. 1986 16.05.2001 gestorben vorher u. a. in Lesna, im Wassergraben ertrunken
XVII 1,0 Arnold, Nr. 72 gabriellae 03.05.2002 Jihlava, geb. 26.7.1997 14.06.2002 gestorben im Wassergraben ertrunken

(26.11.2007, 21:39)
Uakari:   Ich meinte das mit dem EEP eher gehässig, nämlich EEP als Zuchteinschränkung. Ich fordere ja auch ein EEP für Zoolöwen.
Und bestimmt nicht um deren Bestand weiter auszubauen. Und weil die Karawane tatsächlich immer weiter zieht, ärgere ich mich ja auch.
Mulhouse hat 3 Kappengibbonjungtiere,
an die vielen Schopfgibbonfamilien die ich allein dieses Jahr in Holland, Frankreich, Tschechien sah gar nicht zu denken. Also erzähle mir keiner es gäbe keine bedrohten und unterartenreinen Alternativen zu Weisshandgibbons unklarer Herkunft
oder gar Mischlingen. Das Kronberg die weiterzüchtet ist mir nich bekannt, ich sah zuletzt nur 3 adulte Tiere.
(10.09.2007, 14:40)
Michael Mettler:   Was ich nicht verstehe, ist die Weiterzucht von Gibbonmischlingen (siehe Kronberg), da wäre doch allmählich mindestens Sterilisation angeraten. Die Mischlinge einfach in Auslandszoos abzugeben (wie es z.B. der Berliner Zoo getan hat), verlagert das Problem ja nur örtlich und zeitlich - eines Tages möchte vielleicht auch der entsprechende Zoo an einem ESB/EEP teilnehmen, und dann zieht die Karawane weiter...
(10.09.2007, 12:25)
IP66:   Ein solches Proramm würde voraussetzen, daß man sich über den Unterartenstatus zumindest der neu importierten Tiere im Klaren wäre - was anscheinend nicht der Fall ist. Da es sich, wie in der Diskussion hier dargelegt, um eine gar nicht so leicht nachzuzüchtende Art handelt, scheint es mir wünschenswert, erst einmal den vorhandenen Bestand zu erhalten.
(10.09.2007, 12:01)
Uakari:  
Wie wäre es denn mal mit einem richtigen EEP für den Weisshandgibbon, statt nur des Zuchtbuches. Von allen Gibbonformen hat seine grosse Zoopopulation
bekanntlich am wenigsten erhaltungszüchterischen Wert. Wie uns die Zuchtmanager der Zoos immer so schön erklären, heisst Erhaltungszucht oftmals auch nicht züchten. (Man denke nur an die implantierten und gleichgeschlechtlichen Paare der Löwenäffchen-EEPs oder an Zuchtgruppen vieler Arten die nach längerer Zuchtpause
schwer wieder in Gang kommen). Das EEP könnte folglich die wirkungsvollste Methode darstellen, den Zoobestand dieser Gibbonart in den nächsten Jahrzehnten zu begrenzen.

(08.09.2007, 03:21)
Uakari:   Ich stimme zu, vom Foto ausgegangen würde man höchstwahrscheinlich auf Lar tippen. Da man nun schon informiert ist, könnte es sein, das man sich einen gewissen Grauschimmer im Fell und eine etwas auffällige Kopfform nur einbildet. Schwieriger zu entscheiden als bei der Angolgiraffe kürzlich. Um mal wieder negativ zu schliessen,
bringe ich hier meine Verwunderung zum Ausdruck, warum in Berlin entgegen des Ergänzungsprogramms, im Tierpark eine neues Lar-Zuchtpaar zusammengestellt wurde,
obwohl der Zoo Lars hält und etwa Schopfgibbons in Berlin gar nicht zu sehen sind.

(24.08.2007, 22:47)
Michael Mettler:   Ich fand nun auch in einem gerade erhaltenen Zooführer aus Salzburg von 1983/84 ein Foto eines männlichen Kappengibbons (oder, um nach den bislang gesammelten Informationen vorsichtiger zu sein: eines Gibbons, der auf den ersten Blick nach Kappengibbon aussieht). Weiß jemand etwas über die damalige Haltung? Laut ESB traf das spätere Zuchtpaar Weißhandgibbons erst 1985 in Salzburg ein.
(24.08.2007, 00:22)
Uakari:   Damit ist es um die Erhaltungszucht der Gibbons im Grossen und Ganzen schlecht bestellt. Silber- und Kappengibbons sind noch viel zu selten,
die bedrohten Hulocks, Klossgibbons, Schwarzen Schopfgibbons oder Hainangibbons gar nicht vertreten. Siamangs und Weisswangenschopfgibbons sind derzeit die besten Populationen (in der Hoffnung auf bestmögliche Unterartenreinheit sag ich das), Weisshandgibbon-Mischmasch hat mit Erhaltungszucht gar nix zu tun und
sollte lieber unter der Rubrik just for show laufen.
(22.08.2007, 20:45)
Michael Mettler:   @WolfDrei, die Frage vom 27.7. kann ich nun beantworten: Die Amersfoorter Gibbons waren Ungkas (also keine Hulocks), der Zuchtstamm wurde von 1979 bis 2000 gehalten.
(20.08.2007, 23:32)
Michael Mettler:   Nun teste ich mal die neue Foto-Möglichkeit, ist ja für dieses Thema wie geschaffen: Der nebenan zu sehende Gibbon ist das Jungtier eines (höchstwahrscheinlich) reinblütigen Weißhandgibbons und eines Weißhand-Kappengibbon-Mischlings. Optisch geht der m.E. ohne weiteres als Lar durch. Wenn dann noch ein abgebender Zoo (oder ein zwischengeschalteter Händler) unehrlich wäre...
(20.08.2007, 21:50)
Michael Mettler:   ... und das alles betrifft keineswegs nur UNTERarten, sondern auch manche Arten. In meiner Nagerzüchterzeit nahm ich mal Kontakt zu einem zoologischen Museum auf in der Hoffnung, eine meiner Stachelmausformen dort bestimmen lassen zu können. Die Antwort war ähnlich wie der Sachverhalt bei den Gibbons: So lange wir nicht wissen, woher die Tiere stammen, können wir auch nicht sagen, zu welcher Art - geschweige denn Unterart - sie gehören. Hätte ich das aber gewusst, hätte ich vielleicht gar nicht zu fragen brauchen...

In unserer näheren Verwandtschaft geht das Prinzip sogar noch einen Schritt weiter. Wenn man sich mal Bücher über die Evolution des Menschen ansieht, dann beklagen darin die Autoren nicht selten, dass viele fossile Neuentdeckungen gleich zu neuen GATTUNGEN erhoben wurden, selbst wenn nur ein Kieferfragment gefunden wurde. Und das zu einer Zeit, als laut einem der Bücher sämtliche bis dato gefundenen Hominidenfossilien weltweit zusammen in einen mittleren Schuhkarton gepasst hätten... Da spielte das Streben nach wissenschaftlicher Bedeutung des jeweils eigenen Fundes wohl die Hauptrolle.

Was die Reinblütigkeit von Wildtieren betrifft: Unser frei lebendes Rotwild, laut Verbreitungsdefintion Cervus elaphus hippelaphus, wurde in vergangenen Jahrhunderten durch Einkreuzung skandinavischer (elaphus), englischer (scoticus), kaukasischer (maral) und anderer Hirsche "verbessert", zur Wiederansiedlung des Uhus in Mitteleuropa wurden auch Tiere eingesetzt, deren Eltern aus dem Iran stammten, und mindestens bei einem Projekt in Polen verwendete man zur Wiederansiedlung von Luchsen Zoo-Nachzuchten, bei deren Eltern die Definition nicht über "Nordluchs" hinaus ging - was eventuelle Sibirer usw. einschließt. Wer beweist eigentlich, dass die Verhältnisse in Südostasien anders sind bzw. waren, wie ja schon der Hinweis auf die entlaufenen "pet gibbons" andeutete? Laut Fred Kurt wurden seit ewigen Zeiten Asiatische Elefanten kreuz und quer durch Ost- und Vorderasien gehandelt. Vielleicht haben sich auch Monarchen gegenseitig Hirsche geschenkt, so dass unter der Vorfahren der heutigen Vietnam-Sikas womöglich irgendwann mal ein taiwanesischer, chinesischer oder japanischer Hirsch war....

In Richtung der Krumbiegelschen Giraffe gibt es noch ein Beispiel aus Halle: Die dort 1938 eingetroffene, in der Chronik abgebildete Giraffe lässt sich vom Aussehen her keiner Unterart zuordnen, stammte aber aus Ostafrika. Nun gibt es in Kenia ein breites Vermischungsgebiet zwischen Netz- und Massaigiraffe, das ausgerechnet im Hinterland der wichtigen Hafenstadt Mombasa liegt.... Den Rest kann man sich ausmalen. Genausogut können Gibbonmischlinge aus der Natur in die Zoos gekommen sein, die man dann mehr oder weniger verzweifelt in eine Kategorie zu stecken versuchte.
(16.08.2007, 09:22)
Karsten Vick:   Auf welch tönernen Füßen manch eine Unterartbeschreibung steht, müssen wir Unterartfans uns als erstes klarmachen und auch, dass es da keine Verbreitungs-Grenzen geben kann, es sei denn Flüsse oder Meeresarme. Wenn ich da an Krumbiegels Beschreibung der Lagosgiraffe denke, in seinem NBB-Giraffenbuch, die er nach seiner Tochter Renate benannte. Grundlage waren Fotografien von drei oder so Tieren, die ANGEBLICH westlich des Nigers gefangen wurden und das Abgrenzungskriterium zu den Giraffen östlich des Niger war, dass am Hinterschenkel die Flecken von oben nach unten ABRUPT und nicht ALLMÄHLICH kleiner wurden. Genauso spaßig auch die Unterartbeschreibungen beim Leoparden in Grzimeks Tierleben, wo auch noch jedes geografische Land seine eigene Unterart hatte. Und dann gibt es noch die Unterschiede, die wirklich auf Anpassung an das Klima zurückzuführen sind und die sich über die Generationen der Zoohaltung verlieren. Siehe Bruno Schneiders Bemerkung über die Leipziger Amur-, Bengal- und Sumatratiger, die sich über die Generationen immer ähnlicher wurden. Interessant wäre nun noch, wie sich solche Fälle wie (auch ein Beispiel von unserer Tour in Hannover) die blauschnäblige und die braunschnäblige Schwarzente in der freien Wildbahn vermischen oder abgrenzen.
Es sind eben in der Natur keine Schubladen-Kategorien, sondern alles geht ineinander über...
(16.08.2007, 00:58)
Andreas Hartung:   @MM: Ganz und gar meine Meinung - dass man Unterarten nur anhand ihres Verbreitungsgebietes unterscheiden können soll, wollte mir auch noch nie in den Kopf - denn das hieße ja schließlich, dass keine relevanten, abgrenzbaren Merkmale in Form der genetischen Ausstattung, der Morphologie oder gerade im Falle der Gibbons auch der Territorialgesänge vorhanden wären. Mit dem Zitat wollte ich in erster Linie die Auffassung von Dr. Geissmann, der mir DER Gibbonspezialist schlechthin in unseren Breiten zu sein scheint, herausstellen. Nichtsdestotrotz wird es schon seinen Grund haben, weshalb bei H. lar offenbar weiterhin vier Unterarten auf breiter Basis anerkannt werden (auch wenn es an der Zuordnung von Einzeltieren öfters mal hapert...) und ist dessen Zoosituation diesbezüglich nicht besonders glücklich.
(16.08.2007, 00:03)
Karsten Vick:   Dass Rostock "nur" Unterartmischlinge gezüchtet hat, ist natürlich auch nur dem Zufall geschuldet, denn die beiden Zuchttiere kamen im Abstand von 10 Jahren als Silbergibbons (moloch) an. Und als solche galten damals alle Gibbons von Java und Borneo. Allein schon wissenschaftlich. Bei den Händlern hätte auch ein Ungka von Sumatra unter dem Namen laufen können. Na ja. Ist schon spannend, das im Nachhinein zu erforschen.
Mit Michael habe ich auch schon hinter den Kulissen einige Daten ausgetauscht, ich bin gerade intensiv an den Ost-Berliner Gibbons dran.
(15.08.2007, 23:21)
Michael Mettler:   @Andreas Hartung: Das Lar-ESB scheint nicht im Internet zu sein (wahrscheinlich gäbe es sonst einen Link von der Gibbon-Website dorthin), habe ich auf anderem Wege bekommen.

Mit der "Wertlosigkeit" der Zoo-Gibbons wäre ich nicht so rigide. Selbst in dem bisschen Literatur, was ich in den letzten Tagen über Gibbons gewälzt habe, heißt es schon, dass sie in ihren Heimatländern schon lange als beliebte Haustiere gehandelt wurden und es dabei mit großer Wahrscheinlichkeit dazu kam, dass Tiere aus anderen Verbreitungsgebieten in Freilandbestände entkamen. Nicht alles, was wild in der Natur lebt, muss zwangsläufig unterartrein sein. In einer Zoozucht reicht nach gängiger Ansicht eine einmalige Einkreuzung einer fremden Unterart, um die Nachfolgegenerationen quasi zu "verseuchen" (siehe der Nordchinesische Leopard in der Amurleopardenzucht), im Freiland werden solche gelegentlichen Fremdlinge dagegen assimiliert und basta...

Übrigens finde ich es drollig, wenn man eine Gibbon-Unterart nur bestimmen kann, wenn man ihr Verbreitungsgebiet weiß. Hat da jemand z.B. irgendwann ohne Festlegung von Körpermerkmalen gesagt, das hier sind zwei verschiedene Unterarten, weil die eine aus dem Norden Thailands stammt und die andere aus dem Süden...? Das riecht ja glatt ein bisschen nach "Kolonial-Unterarten" wie beim Steppenzebra, wo man die Tiere des britischen Kenias als Grantzebra von den Böhmzebras des deutschen Tanganyikas unterschied, damit jedes Land sein eigenes Zebra hatte... Irgendwo las ich dieser Tage auch, dass die Unterartgliederung beim Ungka darauf beruht, welche Farbvariante in der jeweiligen Population vorherrscht. Daher wäre z.B. ein schwarzer Ungka ohne Herkunftsangabe nicht einzuordnen, weil man nicht weiß, ob er der Mehrheit der einen Form oder der Minderheit der anderen angehört. Ich bin ja ein ausgesprochener Unterartenfan, aber solche Kriterien sind in meinen Augen lächerlich - zumal sich das Verhältnis der Farbmorphen zueinander im Laufe der Zeit allein durch die Vererbungsregeln und Zufälle verschieben kann und somit nicht als dauerhaftes Merkmal taugt. Die Folgerung von gibbons.de "man kann die Unterarten nicht verlässlich bestimmen, also müssen alle Zoo-Lare Mischlinge sein" finde ich übrigens auch sehr verallgemeinert - auch unbestimmbare Tiere können schließlich absichtlich oder zufällig rein weitergezüchtet worden sein!

Zu Heidelberg: Interessanterweise fand ich in der Chronik für 1989 keinen einzigen Hinweis auf den Zugang von Weißhandgibbons, obwohl das so im ESB gelistet ist.
(15.08.2007, 23:04)
Andreas Hartung:   @MM: Danke! Eine Tabelle mit detaillierteren Verbreitungsangaben zu allen Gibbonformen findet man auf http://www.gibbons.de/main/index.html unter "Systematics". Dort auch ein Bestimmungsschlüssel. Die Heidelberger H. lar entelloides liefen übrigens unter "Südlicher Weißhandgibbon" - sehr unpassend, da ja mit der Nominatform und dem sumatranischen H. lar vestitus zwei noch südlichere Unterarten existieren. Demgegenüber ist H. lar carpenteri in der Piranho-Tierbestandsdatenbank als "Thailändischer Weißhandgibbon" eingetragen - genauso nichtssagend, weil auch entelloides dieses Land bewohnt. Mit den deutschen Namen der Lar-Unterarten ist es also offenbar nicht sehr weit her.
Auf gibbons.de heißt es allerdings auch: "Aufgrund unseres momentanen Wissensstandes ist die Identifikation der meisten Gibbonunterarten ohne Herkunftsangabe des Individuums unmöglich, und die Verbreitungsgrenzen vieler Formen sind unzulänglich bekannt. Da die Unterarten selbst der in den Zoos am häufigsten anzutreffenden Gibbonart, des Weisshandgibbons (Hylobates lar) nicht verlässlich bestimmt werden können, bedeutet dies, dass die gesamte Zoopopulation des Weisshandgibbons seit Generation aus Unterartmischlingen besteht. Für etwaige zukünftige Wiederansiedlungsprojekte selten gewordener lokaler Gibbonpopulationen sind diese Zootiere damit wertlos. Dies gilt genauso für diverse andere Gibbonarten."
Andere Frage, ist das Lar-ESB eigentlich irgendwo im Internet zu finden?
(15.08.2007, 21:04)
Michael Mettler:   @Jana: Danke für die Bilder. Da kann ich verstehen, dass man Madeleine für einen reinen Lar hält. Die Kappengibbon-Lar-Mischlinge der F1-Generation, die ich bisher gesehen habe, trugen die "Frisur" des Kappengibbons, bei der Rückkreuzung solcher Tiere mit Lar scheint sich die Kopfbehaarung wieder viel mehr dem Lar zu nähern.
(15.08.2007, 18:28)
Jana:   @Michael Mettler: Ich muss mich korrigieren, da ich wass andere gemeint habe aber was andere geschreiben. Die Madeleine in Lesna hatte ungewöhnlich SCHMALEN weissen Gesichtsring.

Ich habe einige Fotos von ihr gefunden und trotz bescheidene Qualität hochgeladen. http://zoo.oook.cz/zbytek/index.htm
(15.08.2007, 17:42)
Michael Mettler:   @Jana: Die Ex-Heidelberger Gibbons in Sosto müssen keine Mischlinge sein. Ihre Herkunftsangabe (also bevor sie 1989 nach Heidelberg kamen) lautet im ESB "NY-Medic" - ist leider nirgends erklärt, klingt aber nach Labor. Ich muss mal in die Heidelberger Jahresberichte schauen, ob dort etwas zu finden ist.

Die aus dem Berliner Zoo nach Szeged abgegebenen Gibbons habe ich in Berlin noch gesehen. Das Paar bestand aus einem blonden, sehr kurzhaarigen Lar-Männchen und einem fast schwarzen Weibchen, bei dem nur die Augenbrauen weiß waren - früher hätte man sowas automatisch als "Hulock" eingeordet, aber es war ein Kappengibbon-Lar-Mischling. Das blonde Jungtier, das ich bei ihnen sah, war und ist für mich von einem reinblütigen Lar nicht zu unterscheiden (ich habe Fotos von allen drei Tieren). Im BONGO nannte man das Junge damals verniedlichend einen "nicht ganz reinblütigen Lar"....

Auch von einem blonden Nordhorner Gibbon habe ich ein Foto vom Juni 1991. Dem Aussehen nach ist es kein Kappengibbon-Lar-Mischling der 1. Generation (also nicht das Zuchtmännchen) und auch deutlich langhaariger als das in der Chronik abgebildete Zuchtweibchen - muss also eins der Nachzuchttiere sein. Und auch dieses hat einen sehr breiten weißen Gesichtsring. Kann aber nicht Madeleine gewesen sein, die wurde laut ESB erst 1994 geboren.

Als Partner für Madeleine gibt das ESB 2003 einen in Emmen geborenen Mann namens Jahe an. Über Fellfarben gibt es dort keine Vermerke (obwohl sich das gerade bei dieser Tierart anbieten würde), allerdings sind manche Namen verräterisch: Blacky und Blondie sind z.B. beliebte Gibbon-Namen....

Hat zufälligerweise jemand ein Foto des Nordhorner Zuchtmannes?
(15.08.2007, 10:02)
Jana:   Die Madeleine in Zlin-Lesna habe ich letzte Jahr gesehen, sie ist braun mit (für mich ungewöhnlich) breitem weissem Streifen in Gesicht und sie hatte helles Jungtier und Mann bei sich. Ausgeschildet waren sie als Lar. Es ist die Frage, ob man da weiss, dass es sich um Arten-Mischling handelt, oder in "gutem Glauben" sie so nennt.

Der Nyiregyhazi Allatpark liegt in Sosto (Ungarn) und ist heufig auch Sosto Zoo genannt. Ostrava hat da vor kurzem 2 letzte Lar-Mänchen (beide Handaufzuchten) geschickt, damit sich eine alleinlebende Weibchen da nen Mann finden kann. Also vermehren sich die Mischlinge in vielen Zoos hemmungslos weiter.
(15.08.2007, 09:42)
Michael Mettler:   @Andreas Hartung: Die Nordhorner Gruppe soll aus dem Kappen-Lar-Mischlingsmännchen, dem Lar-Weibchen und zwei seiner Nachkommen bestanden haben. Das Lar-Weibchen war definitiv blond (Foto in der Chronik), die Farbe der übrigen Tiere weiß ich nicht. Das kurzzeitig in Hannover eingestellte erste Jungtier des Zuchtpaares, das ich nie gesehen habe (diente vorübergehend als Partner für einen handaufgezogenen Schopfgibbon), ist allerdings auf dem genannten Foto zusammen mit seiner Mutter zu sehen und war dunkel gefärbt. Ein weiteres, weibliches Nordhorner Jungtier kam übrigens nach Zlin-Lesna und ist ebenfalls im ESB 2003 gelistet (heißt dort Madeleine).

Ex-Heidelberger Gibbons habe ich im ESB gefunden für Osijek (1,1 Olaf/Rudi und Chini, 2001 aus HD erhalten) sowie für Nyiregyha (kenne ich nicht, klingt ungarisch?) 2,1 Webster, Whitey und Valery, alle 1989 aus HD erhalten.

Für die vier anerkannten Unterarten des Weißhandgibbons fand ich in der Literatur folgende Verbreitungen und Merkmale:

lar lar: Süden Thailands und Malaya. Dunkle Phase braun, helle Phase cremefarben. Letztere herrscht im Norden des Gebietes vor, erstere im Süden.

lar vestitus: Nordsumatra. Nur in einer Färbung vertreten: Hellbraun mit dunklerer Unterseite.

lar entelloides: Thailand (Tolle Angabe, nicht wahr? Scheint aber der mittlere Bereich, also die schmalste Stelle der Halbinsel gemeint zu sein.) Dunkle Phase schwarz, helle Phase honigfarben; sehr kurzes Fell.

lar carpenteri: Nord-Thailand, eventuell Yunnan (falls dortige nicht als yunnanensis abgetrennt). Dunkle Phase schwarz oder dunkelbraun, helle Phase cremeweiß; längstes Fell aller Unterarten, am Rücken bis zu 8 cm lange Haare.

Nun weiß ich nicht, wie sich Farbe und Haarlänge bei Kreuzungen vererben, ansonsten könnte man ja wenigstens carpenteri und entelloides relativ leicht bestimmen, und schwarze Lare dürften demnach auch nur zu einer dieser beiden Formen gehören; aber selbst im Gibbon Network ist man mit solchen Zuordnungen sehr vorsichtig. Da Gibbons zudem wie viele südostasiatische Tiere über weite Entfernungen zu den Exporteuren gebracht wurden, dürfte das Herkunftsgebiet in vielen bzw. den meisten Fällen kaum zu ermitteln sein.

Noch ein Nachtrag zu den Mischlingszuchten: Speziell die Zuchten der 60er und 70er Jahre muss man natürlich unter anderen Vorzeichen betrachten als die späteren. Der Kappengibbon galt noch als Unterart des Weißhandgibbons, die Verkreuzung beider war also nach damaliger Sicht nicht verwerflicher als die Verkreuzung der "verbliebenen" vier Unterarten des Weißhandgibbons heute. Gleiches gilt für Silber- und Borneo-Gibbon, und da zudem offensichtlich noch wenig Wissen über viele Formen vorhanden war, wurden Hulock, Ungka, Silber- und Borneogibbon wohl nur "auf gut Glück" bestimmt und schlichtweg aus Informationsmangel gekreuzt. Immerhin schien es ja speziell in den 60ern noch so zu sein, dass man schon glücklich war, Gibbons überhaupt längere Zeit halten zu können.

Bei einigen Formen ist es auch so, dass Wildfänge nicht unbedingt reinblütiger sein müssen, da sich benachbarte Arten in ihren Grenzgebieten durchaus verbastardisieren (z.B. agilis und muelleri auf Borneo). Bliebe die Frage, ob die Mischlinge (die ja nach Zooerfahrungen anscheinend sämtlich fruchtbar sind) sich auch im Freiland weitervermehren oder ob dort Probleme bei der Partnersuche entstehen, weil sie nicht den artspezifischen Gesang "vorweisen" können - im Zoo gibt es ja wenig Auswahlmöglichkeiten...

(15.08.2007, 09:18)
Andreas Hartung:   Bestand denn die Nordhorner Zuchtgruppe zum Zeitpunkt ihrer Abgabe noch aus pileatus x lar, reinem lar und deren Nachwuchs? Sie gingen genauer gesagt in den Bosporus Zoo. Im letzten Februar habe ich sie dort besucht, es waren drei Tiere vorhanden, ein helles und zwei schwarze, laut Beschilderung alle drei aus Nordhorn (und als H. lar ausgewiesen). War das die komplette abgegebene Zuchtgruppe?

Interessant finde ich auch, dass die Heidelberger Gibbons bei meinem Besuch 1998 als H. lar entelloides ausgeschildert waren. Dies sind zugleich die einzigen mir bekannten eigentlichen Weißhandgibbons mit Unterartangabe im deutschsprachigen Raum, neben H. lar carpenteri im Leintalzoo Schwaigern (laut http://87012.homepagemodules.de/). Mittlerweile hat Hd ja keine Gibbons mehr - ist etwas über deren Verbleib bekannt? Auch allgemein wäre interessant, in welcher Anzahl überhaupt (noch) unterartreine eigentliche H. lar vorhanden sind. Dies dürfte sich jedoch nur schwerlich herausfinden lassen, wenn selbst in der folgend genannten Auflistung nur verhältnismäßig sehr wenige unterartbekannte Tiere aufgeführt sind.

Falls noch nicht bekannt: Im Gibbon Network auf http://www.gibbons.de/main2/index.html gibt es unter "Zoo Gibbons" interessante weltweite Zoo- und Primatencenter-Haltungslisten für alle Gibbonformen ("The zoo gibbon population") sowie Daten zu den Studbooks, allerdings nur zu Silber- und Schopfgibbons und Siamangs auch in einsehbarer Form.
(15.08.2007, 02:26)
Michael Mettler:   Wenn ich meine bisherigen Notizen Revue passieren lasse, ist die Liste der Gibbon-Mischlingszuchten in deutschen Zoos erstaunlich lang.

Zoo Berlin: pileatus x lar, pileatus x moloch, evtl. pileatus x muelleri, lar x moloch und Hybriden untereinander. Zwischen 1961 und 1988 gab es mit einer möglichen Ausnahme (lar) ausschließlich Mischlingsnachwuchs. Abgaben nach Gelsenkirchen, Hodenhagen und Szeged/Ungarn. Für letzteren Zoo ist ein aus Jaderberg stammendes Mischlingsweibchen im Lar-ESB 2003 enthalten!

Jaderberg: pileatus x lar; Abgabe mind. 0,1, an den Berliner Zoo (siehe oben).

Saarbrücken: pileatus x lar; Abgabe mind. 1,0, kam nach Nordhorn.

Nordhorn: (pileatus x lar aus Saarbrücker Zucht) x lar; 1 Tier vorübergehend in Hannover eingestellt (1988-89), später zurück; Zuchtgruppe 2000 in die Türkei abgegeben.

Gelsenkirchen: 1985 2,2 diverse Mischlinge aus Berlin; 1 Paar züchtete im Ruhrzoo weiter (Männchen eventuell pileatus x moloch, Weibchen ziemlich sicher pileatus x lar), Familie ging später nach Tripolis; zweites Paar in Bad Pyrmont eingestellt und nach zwei Jahren an Ruhe (nicht Gelsenkirchen) zurück, Verbleib ist mir unbekannt.

Kronberg: pileatus x lar sowie pileatus x (pileatus x lar); Mischzucht besteht bis heute, Tiere im Lar-ESB 2003 enthalten!

Dortmund: agilis x muelleri, mehrfach gezüchtet. Mind. je 1,0 nach Duisburg und Cottbus.

Cottbus: (agilis x muelleri) x muelleri, mehrfache Nachzucht. Das muelleri-Weibchen ist zudem ein Unterarthybrid (m. muelleri x m. abbotti).

Rheine: lar x moloch. Später Umstellung auf reine lar, moloch-Weibchen nach München abgegeben. Die letzten 2,1 Mischlinge verließen 1991 den Zoo (wohin?).

Hannover: agilis x moloch oder muelleri, 1 Jungtier, starb später in Hannover; (pileatus x lar) x muelleri, 1 Tot- und 1 Frühgeburt, Mischlings-Mann stammte aus Zürich.

Münster: Abstammung wegen späterer Umbestimmung schwierig. Zuchtpaar im Allwetterzoo 1,0 muelleri muelleri und 0,1 (wahrscheinlich) muelleri x moloch, von dem eines der Elterntiere im Landois-Zoo aber auch 1,0 agilis gewesen sein könnte. Züchteten mehrfach, davon mind. 1,1 nach Hamm.

Rostock und Schwerin sind Sonderfälle, denn sie züchteten keine Art-, sondern "nur" Unterarthybriden muelleri muelleri x m. abbotti (Ursprungskreuzung in Rostock, danach Vater x Tochter in Schwerin; 0,1 aus Rostock nach Cottbus). Unterartkreuzungen dürften aber auch bei diversen artreinen Lar-Zuchten vorliegen, denn höchstwahrscheinlich wurden alle vier anerkannten Unterarten (lar, entelloides, carpenteri, vestitus - eine fünfte namens yunnanensis gilt als fraglich)) importiert.

Die weitere Nachsuche dürfte schwierig bis unmöglich werden, da es über diverse kleine Parks kaum Material gibt.
(14.08.2007, 21:12)
Michael Mettler:   @Sacha Beuth: Der Hinweis mit dem Circus ist interessant. Ich habe nämlich in meiner Sammlung zwei Zooführer vom "Knie Zoo" und bin erst durch die Gibbon-Recherche auf die Idee gekommen, dass damit gar nicht der Kinderzoo in Rapperswil gemeint ist (wie ich bislang dachte), sondern der "rollende Zoo", sprich die Tierschau des Circus. Das dürfte sich durch deine Recherche bestätigen - und vielleicht auch die unterschiedliche Zahl der Gibbons erklären: Vielleicht war das in Rapperswil angekommene Paar der am Leben gebliebene Rest der angekauften Gruppe. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, wenn man die damaligen Schwierigkeiten bei der Gibbon-Haltung bedenkt; laut dem Krefelder Sammel-Jahresbericht 1959-1965 hat z.B. der dortige Zoo in diesem Zeitraum nicht weniger als acht (!) Weißhandgibbons verloren. Wegen der abweichenden Jahreszahl frage ich noch mal in Hannover nach. Womöglich liegt in einem von beiden Zoos auch nur ein Schreibfehler vor.

Ich weiß nicht, ob sich der mir vorliegende Kinderzooführer aus Rapperswil genauer datieren ließe, in dem ein eindeutiger Kappengibbon abgebildet ist.

Um in der Schweiz zu bleiben: Nachzucht-Mischlingsgibbons aus Zürich waren wohl auch zeitweise in Basel eingestellt - zumindest ein Männchen 1969-70.

Die Artreinheit von "optisch klaren Weißhandgibbons" muss man wohl angesichts vieler Kappengibbon-Lar-Kreuzungen hie und da auch mit Fragezeichen versehen. Ich kenne nun schon zwei Fälle (Zoo Berlin und Nordhorn), in denen die "Rückkreuzung" eines Kappen-Lar-Mischlings mit einem reinblütigen Lar Jungtiere brachte, die optisch von einem reinen Lar nicht zu unterscheiden waren. Leider hilft da auch das Lar-ESB nicht weiter. Erstens wurde anscheinend bislang nur einmal der lebende Bestand 2003 veröffentlicht und zweitens sind darin sogar die Kronberger Gibbons enthalten, und das waren zu dem Zeitpunkt ein aus Zürich eingestellter Kappengibbon-Mann und Kappen-Lar-Mischlinge...
(14.08.2007, 16:19)
Sacha Beuth:   @Michael Mettler: So, ich bin mit meiner Recherche bez. der Knie-Gibbons etwas weiter. Obwohl ich direkt beim Kinderzoo-Direktor nachfragte und der auch alle Hebel in Bewegung setzte, konnten leider nicht alle Lücken gestopft werden.

- Eine kontinuierliche Kinderzoo-Tierkartei besteht erst seit etwa 1980/81. Trotzdem wurden zwei Karteikarten gefunden, die den Zugang von 1,1 (und nicht 4,1) Gibbons (nähere Artbezeichnung nicht vermerkt) von der Firma Ruhe für den 14. 5. 1961 (nicht 1962) vermelden. Die Tiere lebten erst einige Monate beim Circus Knie, ehe sie zur Eröffnung des Kinderzoos ihre Anlage eben dort bezogen. Und das bringt uns zum nächsten Punkt:

- Der Kinderzoo wurde ja 1962 eröffnet. Gleichzeitig bezogen die Gibbons ihre Insel. Damit hatte m. W. auch die Schweizer Zoolandschaft ihre erste Gibboninsel.

- über die 1964er Zucht liessen sich bis jetzt keine Unterlagen finden. Leider konnte ich auch nicht herauskriegen, ob es sich damals tatsächlich um Kappengibbons handelte. Es besteht jedoch ein Eintrag für 1969 mit Hylobates lar, also Weisshandgibbon. Somit bleibt leider der Punkt offen, ob es sich damals um die erste Kappengibbonzucht in Europa handelte.
Daneben sind in der Kinderzoo-Kartei Geburten für 1982 und 1985 vermeldet.

- Die letzten beiden Gibbons (Weisshandgibbons, Vater und Tochter) wurden wie ich es in Erinnerung hatte, 2003 abgegeben und zwar an den Walter Zoo in Gossau SG.
(14.08.2007, 14:39)
Michael Mettler:   Einem heißen Tipp aus Hannover verdanke ich die Information, dass die deutsche Erstzucht eines Gibbons NICHT dem Zoo Berlin "gehört", sondern diesem 1961 lediglich die ErstAUFzucht gelang. Schon am 13.1.1958 hatte nämlich der Tiergarten Nürnberg ein Jungtier eines seit 1954 gehaltenen Silbergibbon-Weibchens; die Zeugung im Zoo ist also unzweifelhaft. Dieses Weibchen lebte mit einem Silber- und einem Weißhandgibbon-Mann zusammen, womit vorerst nicht eindeutig zu belegen wäre, ob es sich um ein reinblütiges Jungtier handelte. Das Muttertier litt allerdings unter einer Grippeinfektion und starb am folgenden Tag daran, das Jungtier lebte nur einen Tag länger. Nachzulesen im Jahresbericht 1958, der im "Zoologischen Garten" Band 28, Heft 2/3 veröffentlicht wurde.

Wie es aussieht, steht übrigens noch immer die deutsche Erstzucht des (reinblütigen) Kappengibbons aus. Bisher gab es nur reichlich Mischlingszucht mit Lar in verschiedenen Zoos. Und laut BONGO gab es im Berliner Zoo noch nie Kappengibbon-Nachwuchs, obwohl seit 1986 (also seit 21 Jahren!) nacheinander zwei reinblütige Paare gehalten wurden/werden.
(14.08.2007, 11:07)
Michael Mettler:   @Karsten Vick: Den Tierpark-Gibbons bin ich auch gerade auf der Spur :-) Schau mal in die 9. Ausgabe des TP-Wegweisers (1965, Titel: gezeichneter Tiger): Auf S. 80/81 sind ein dunkler Lar und ein "Ungka" abgebildet, und letzterer ginge - der S/W-Aufnahme nach zu urteilen - als muelleri durch, vielleicht das später nach Hannover abgegebene Tier. In späteren Ausgaben gibt es auch eine Farbtafel mit im TP gezeigten Gibbons, auf der u.a. ein mal als "Unka" (ohne g), mal als Schlankgibbon bezeichnetes, braunes (!) Tier abgebildet ist. Im Text der Wegweiser taucht der Ungka teilweise auf, teilweise nicht. Die erste Gibbon-Nachzucht von 1973 ist in einem Wegweiser zusammen mit ihren Eltern Orje (blond) und Püppi (dunkel) abgebildet, die beide eindeutig weiße bzw. hell abgesetzte Hände haben, also war es ein Lar. Der 1981 nach Zürich gegebene 0,1 Kappengibbon war laut Jahresbericht übrigens erst 1980 im TP eingetroffen, gehörte also nicht zum Anfangsbesatz.

Wie es aussieht, muss es vor dem Bau der Insel zwei provisorische Unterkünfte für die Gibbons gegeben haben: Zuerst werden sie in Zusammenhang mit dem Menschenaffenhaus aufgeführt, danach für den Bereich zwischen Cafeteria und Schloss, und das Gibbonsymbol im Plan befindet sich auf der der späteren gegenüber liegenden Seite des Besucherweges.

Ich habe inzwischen Antwort aus Halle bekommen: Das verwitwete "Silbergibbon"-Weibchen ging am 10.7.1974 an Ruhe zurück.

Es verstärkt sich bei mir immer mehr der Eindruck, dass "Silbergibbon" ein Handels-Sammelbegriff für alle grauen Gibbons war, wenn man es schlichtweg nicht besser wusste (so ähnlich wie der "Inseltiger"). Viele Gibbon-Exporte aus Südostasien scheinen über Händler in Singapur und Laos gelaufen zu sein, egal woher die Affen stammten. Und wenn ich mir die Silbergibbon-Zeichnungen von Wilhelm Eigener in diversen Tierlexika anschaue, dann sehen die abgebildeten Tiere eigentlich nicht wie H. moloch nach heutiger Definition aus, sondern eher wie H. muelleri abbotti, also wie der Rostocker/Schweriner Zuchtmann.

Zwei weitere Zwischenschritte auf der Spurensuche:
a) Die Borneo-Gibbons in Hamm stamm(t)en aus der Münsteraner Mischlingszucht.
b) In einem Zooführer von Knies Kinderzoo in Rapperswil, den der Vorbesitzer laut Eintrag 1970 erworben hatte, wird eine Gibbon-Insel erwähnt, und abgebildet ist ein Kappengibbon-Männchen in Umfärbung.
(09.08.2007, 09:23)
Karsten Vick:   Es ist aber auch in Schwerin von mehreren Weißhandgibbons die Rede. Ich kann mich dunkel erinnern, bei meiner ersten Sichtung der Schweriner Inselanlage (und das muss 1986 gewesen sein) auf der Insel einen "Silbergibbon" und im Winterkäfig einen Lar gesehen zu haben, und dass ich damals ziemlich enttäuscht war, da ich zu der Zeit viel vom Kontrastprogramm zwischen Schwerin und Rostock hielt und Silbergibbons gabs doch in Rostock!
Angaben zu früheren Rostocker Gibbons aus dem "Zoologischen Garten" interessieren mich, das gilt auch für Berliner, da bin ich nämlich jetzt dran.
Der Gibbon der 1971 nach Hannover kam, lief in Berlin jedenfalls als Ungka, denn in diesem Jahr wurde die Ungka-Haltung in Berlin aufgegeben, da sie sich nicht mit den Laren auf der Insel vertrugen.
Also die ganzen grauen Gibbonformen machens einem schon nicht leicht, die Übersicht zu behalten. Das ganze Dilemma kommt ja wohl daher, dass kaum jemals Herkunftsorte bekannt waren. DANN nämlich wäre die Bestimmung auch im Nachhinein total einfach gewesen, so schön nebeneinander, wie die Formen vorkommen. Aber so konnten sie den Leuten Sumatra-Ungkas und Borneogibbons als Hulocks vom Himalayarand verkaufen, bloß weil sie weiße Augenbrauen hatten.
(08.08.2007, 23:16)
Michael Mettler:   Ach ja, und noch etwas aus dem "Zoologischen Garten": Früher wurden darin auch noch manche Jahresberichte abgedruckt, z.B. die des Berliner Zoos. Im Jahresbericht für 1961, der 1968 (!) im ZG erschien, wird über die erstmals in Deutschland geglückte Gibbonzucht noch erwähnt, dass das Elternpaar mit dem Neugeborenen anfangs noch mit einem zweiten, jüngeren Männchen den Käfig teilte - woraus nicht hervorgeht, zu welcher Gibbonform dieses zählte.
(08.08.2007, 21:03)
Michael Mettler:   @Karsten Vick: Ich könnte mir vorstellen, dass der Weißhandgibbon Blacky zeitweise mit Joka zusammenlebte. Denn wenn sie schon 1986 nach Schwerin abgegeben wurde und Banju erst 1990 eintraf, wäre sie fast vier Jahre partnerlos gewesen - und das als Naturaufzucht.

Bei der Recherche im "Zoologischen Garten" hatte ich gerade einen Artikel in der Hand, der ein Weißhandgibbonweibchen in Rostock und dessen Erkrankung betraf. Habe ich dummerweise schon wieder wegsortiert, kann mich aber daran erinnern, dass dieses Tier 1962 von einem nicht genannten westdeutschen Tierhändler eintraf, bei dem es vorher anderthalb Jahre im Privathaushalt gelebt hatte, und das es ursprünglich aus irgendeinem Institut stammte.

Außerdem habe ich unter den "erstmailg gehaltenen Tierformen" im MILU gerade die Information gefunden, dass 1962 erstmals Gibbons in den Bestand aufgenommen wurden, und zwar Weißhandgibbon, Ungka und Schopfgibbon (abgebildet ist leider nur letzterer) - also schon sieben Jahre vor Einweihung der Gibboninsel. Bis mindestens 1971 kamen auch keine weiteren Gibbonformen hinzu, doch kam in diesem Jahr ein Gibbon aus dem Tierpark nach Hannover und wurde hier als muelleri in die Kartei aufgenommen; er starb hier 1975. Vermutlich hatte man den früher als Ungka eingeordnet, wie es ja z.B. auch in Münster passiert war.
(08.08.2007, 20:55)
Karsten Vick:   So, jetzt hab ich ein Kapitel ostdeutscher Gibbonhaltung erforscht, nämlich die Rostocker und Schweriner Müllergibbons. Nur die Herkunft der beiden Rostocker Gründertiere fehlt noch, aber Michael Mettler versucht, aus Ruhes Zeiten noch was rauszukriegen.
Die Haltung beginnt mit der Ankunft der Gibbonfrau Java 1969 in Rostock. Sie lebt mehrere Jahre mit dem Lar Blacky auf der Insel zusammen, so auch 1970, als WolfDrei die beiden fotografiert hat (s. u.). Es gab auch mal ein Paar Weißhandgibbons, was aber mit Blackys Frau passierte, ließ sich nicht herausfinden, zu der Zeit gab es noch keine Jahresberichte.
1979 kommt von Ruhe der Gibbonmann Banju aka Silver, und Blacky zieht um nach Schwerin. Banju ist bei Ankunft kein kleines Kind mehr, denn schon im nächsten Jahr wird er Vater.
1980 wird per Kaiserschnitt ein Weibchen geboren, künstlich aufgezogen und 1982 nach Cottbus abgegeben.
1981 wieder ein Mädchen, wieder per Kaiserschnitt, diesmal natürliche Aufzucht, dieses Tier stirbt allerdings im Jahr darauf.
1983 kommt auf natürlichem Wege ein Weibchen zur Welt, wird normal von der Mutter aufgezogen. Dieses Tier wird 1986 nach Schwerin abgegeben und kommt nach deren Unterlagen zwei Jahre später dort an… (Diese Angabe stammt aus dem Jubiläumsheft zum 40. Geburtstag des Zoos, diese Liste enthält allerdings noch weitere Fehler, sowohl was Zeitangaben als auch gehaltene Arten betrifft.) In Schwerin heißt sie Joka.
1984 überwindet Banju den Graben und greift Besucher an (er hat eine Abneigung gegen bärtige Männer), daher lebt er von nun an im Affenhaus in einem Käfig.
Trotzdem wird er noch mit dem Weibchen zur Paarung zusammengebracht, denn auch in den folgenden Jahren gibt es Nachwuchs. 1986 eine Totgeburt, normal geboren, 1987 der 3. Kaiserschnitt mit 1 totem Jungtier, 1988 der 4. Kaiserschnitt, an dessen Folgen die Mutter stirbt und das Jungtier stirbt nach 20 Tagen auch.
In der ganzen Zeit werden die Tiere in den Zooführern als Silbergibbon (Hylobates moloch) bezeichnet, in den Tierbestandslisten gilt die Mutter als H. muelleri, der Vater wegen seiner silbergrauen Färbung als H. moloch, bis zum 7.7.1988. An dem Tag wird Banju von Prof. Geissmann besucht, fotografiert und als muelleri abbotti bestimmt. Folgerichtig wird in diesem Jahr auch die Angabe in der Tierbestandsliste geändert. Java kriegt Prof. Geissmann nicht mehr zu Gesicht, sie soll zur Unterart muelleri muelleri gehört haben.
1990 wird Banju abgegeben und zwar nach Schwerin. Das muss früh im Jahr gewesen sein, denn dort trifft er seine Tochter Joka wieder und schon am 29.11.90 wird ihr Sohn Oliver geboren. Am 28.3.1993 folgt Sven und am 2.2.96 noch ein Jungtier, das aber nur eine Woche alt wird. Nach dem Tod von Joka (15.12.97) leben die drei Männer alleine, bis sie 2006 alle von einer Virusinfektion dahingerafft werden.
Die Gibboninsel in Schwerin wurde 1985 eingeweiht, sie besteht aus 2 natürlich gestalteten Inseln mit Kletterbäumen und Seilen und sie hatte von Anfang an etwas, worauf die meisten Inselgibbons verzichten mussten – einen Winter-Außenkäfig. 2001 wurde ein neues Winterhaus angebaut, in dem der Besucher nun die Tiere auch bei schlechtem Wetter sehen kann.
Auch in Schwerin gab es vorher Weißhandgibbons und auch über die Schweriner Partnerin von Blacky weiß ich nichts. Es gab wahrscheinlich keine Zuchterfolge.
Jetzt gibt es in Schwerin ein junges Paar Kappengibbons, aus den Zoos Zürich und Twycross.
(08.08.2007, 19:54)
Michael Mettler:   Laut Homepage des Nürnberger Tiergartens zog das dortige Paar Weißhandgibbons 2006 das 12. Jungtier auf. Das Besondere daran: Die Gibbons Heino (er ist blond...) und Mädi waren zu diesem Zeitpunkt bereits 41 Jahre alt und lebten schon 37 Jahre in Nürnberg!
(08.08.2007, 15:44)
Sacha Beuth:   @Michael Mettler: Schon möglich. Dafür muss ich allerdings erst einige Abklärungen treffen. Bislang mal soviel: Die ehemalige Gibbonanlage in Knies Kinderzoo in Rapperswil (heute mit Kattas besetzt) besteht schon mindestens seit Mitte der 70er Jahre. Seit dieser Zeit bis zur Aufgabe der G-Haltung (ca. vor 4 bis 6 Jahren) war sie mit Weisshandgibbons besetzt (ein braunes Exemplar und ein weiteres, an dessen Färbung ich mich nicht mehr erinnere). Der Zirkus Knie führte zwar in den 80ern einmal Flachlandgorillas in einem Schauwagen mit (Kopfschüttel), aber an Gibbons im "fahrenden Zoo" kann ich mich nicht erinnern. Jedenfalls bleibe ich dran.
(08.08.2007, 14:54)
Michael Mettler:   @Sacha Beuth: Eine Frage in die Schweiz - wie ich erfuhr, erhielt der Circus Knie 1962 4,1 Kappengibbons von Ruhe aus Hannover. Ich nehme an, dass die in Rapperswil unterkamen? War dort womöglich auch schon eine Inselfreianlage für Gibbons errichtet worden? Da im International Zoo Yearbook ein Zuchterfolg für 1964 angeführt ist, könnte Rapperswil zumindest die Schweizer, wenn nicht sogar die europäische Erstzucht für reinblütige Kappengibbons erzielt haben.
(08.08.2007, 12:05)
Michael Mettler:   Weiß jemand zufällig, woher die Gibbons in Hamm stammen? 2001 fotografierte ich dort ein als muelleri beschildertes Tier, kann mich aber an die restlichen nicht erinnern. Und ich suche auch noch nach dem Verbleib von 0,1 Silbergibbon (?) aus Halle, der nach dem Verlust des Männchens 1973 verwitwet war.

@Sacha Beuth: Besten Dank. Es lohnt sich halt doch, "Altpapier" zu sammeln... :-) Bin übrigens noch auf der Spur der acht Gibbons, die den Startbesatz im Menschenaffenhaus bildeten. Sieht hoffnungsvoll aus...
(07.08.2007, 11:42)
Sacha Beuth:   @Michael Mettler: Na das nenne ich mal eine gründliche Recherche. Vielen Dank für Deine Mühe.
(06.08.2007, 10:40)
Michael Mettler:   @Sacha Beuth: Die Nachsuche im "Zoologischen Garten" war unerwartet ergiebig. In Bd. 17, Heft 1/5 (1950) gibt es einen langen Artikel über den Zürcher Zuchterfolg von 1945 und die Gibbonhaltung in Zürich. Das Elternpaar kam 1939 aus Singapur und bezog einen "großen Wohnkäfig" von 3 m Länge, 1,5 m Tiefe und 2,5 m Höhe (diese Abmessungen muss man aus heutiger Sicht erst mal verdauen!), eingerichtet mit einem Sitzbalken, einer waagrechten "Turnstange" aus Metall und einem Pendelseil... Die Fotos des Artikels belegen, dass es sich schon bei diesem Paar um einen männlichen Kappengibbon und einen weiblichen, als milchkaffeebraun beschriebenen Weißhandgibbon handelte - also war schon die erste eine Mischlingszucht.

Im selben Artikel tauchen auch - etwas ausführlicher - die Angaben von Dittrich auf, anscheinend hatte dieser ihn als Quelle genutzt. Ursprünglich stammen die Fakten aus einer Veröffentlichung von Yerkes. Für die Erstnachzucht 1920 bei einem Privatmann in Siam, bei dem vier Weißhandgibbons frei auf dem Gelände lebten, ist nur von "Geburt" die Rede, es geht nicht daraus hervor, ob das Junge auch dort gezeugt wurde. Über dessen Lebensdauer wird nichts erwähnt.

Am 1.8.1923 wurde das erste Weißhandgibbon-Jungtier in Rangun geboren - auch hier kein Hinweis, ob es eine echte Zoonachzucht war. Dieses Junge fiel schon Anfang September einem nicht näher beschriebenen Unfall zum Opfer. Das zweite Junge des selben Muttertieres wurde aber eindeutig im Zoo gezeugt, und zwar auf äußerst ungewöhnliche Weise: Die Elterntiere ließen sich nicht zusammengewöhnen und mussten daher getrennt gehalten werden, was sie aber nicht abhielt, durch das Trenngitter zu kopulieren! Das Ergebnis war ein zweites Jungtier am 19.5.1924, über dessen weiteres Schicksal nichts berichtet wird. Bleibt die Frage, wie artrein diese drei ersten Zuchterfolge waren, da man ja unter dem Begriff Weißhandgibbon auch Jahrzehnte später noch Lar UND Kappengibbon verstand.

Die Geburt von 1936 in Aarhus war ein "Silbergrauer Gibbon (Hylobates leuciscus)" - dazu müsste man mal Pseudonym-Listen zu Rate ziehen, welche Form nach heutiger Sicht damit gemeint war. Auch hier kein Hinweis, ob es sich um eine Zeugung im Zoo handelte. Das Junge wurde von der Mutter nicht angenommen. Man behalf sich dadurch, dass man das Weibchen von Zeit zu Zeit festhielt, um ihm das Junge an die Brust legen zu können... Dieser Junggibbon lebte nur sechs Tage.

Der nächste "Silbergraue Gibbon" (1,0) wurde 1938 in San Diego geboren, seine Eltern lebten bereits seit zwei Jahren im Zoo. Schließlich werden noch drei Gibbon-Geburten zwischen 1941 und 1943 in Paris-Vincennes und Cleres genannt, über die es aber nicht mal Informationen gab, zu welchen Arten sie gehörten. Dittrich ordnete sie in seinem Artikel von 1976 dem Schopfgibbon zu und wird dafür Gründe gehabt bzw. eigene Recherchen gemacht haben.

Bliebe also weiterhin zu klären, wo in Europa der erste reinblütige Weißhandgibbon nach heutiger Sichtweise gezüchtet wurde (wobei reinblütig relativ ist, da auch die "heutige" Art H. lar noch mehrere Unterarten umfasst). Für die deutsche Erstzucht wäre nach momentanem Stand der Dinge Duisburg (1965) der heißeste Kandidat, da Berlin bis mindestens 1967 ausschließlich Mischlinge züchtete.
(05.08.2007, 09:25)
Michael Mettler:   Sollte natürlich "Grzimeks Tierleben" heißen :-) Ob Unterarten oder nur Färbungsvarianten, wurde darin noch mit Fragezeichen versehen. Mit Unterartbezeichnung genannt wird nur der Weißwangen-Schopfgibbon leucogenys, die beiden anderen erwähnten Formen haben komplett schwarze Männchen. Von gabriellae und siki ist keine Rede, wobei letzterer m.W. ohnehin zeitweise umstritten war.

Und ich habe mir meine Schweriner Gibbon-Fotos angeschaut: Im September 2000 fotografierte ich drei Tiere. Zwei davon sind zusammen auf einem Bild und haben eine mehr oder weniger deutliche dunkle Kappe, der dritte lebte meiner Erinnerung nach von diesen getrennt (kann das sein?) und könnte dem Aussehen nach (einheitlich silbergrau) tatsächlich Banju gewesen sein.
(04.08.2007, 21:07)
Michael Mettler:   @IP66: Gute Frage. Vielleicht lohnt sich da ein Blick in "Grziemks Tierleben", das ja in den 60ern erschien - mache ich nachher mal.

Zur Gibbonhaltung in Cottbus habe ich nun auch etwas gefunden, und zwar in den Ausgaben der dortigen Zeitschrift MARABU. Wie schon von Karsten Vick erwähnt kam das erste Rostocker Mischlingsweibchen 1982 nach Cottbus. Dessen Vater müsste Banju gewesen sein, der in der Fotogalerie von http://gibbons.de als Beispiel für einen H. muelleri abbotti geführt wird; das Rostocker Weibchen Java müsste zur Nominatform gehört haben. Falls Cottbus nicht später ein neues Weibchen holte, scheint das in Rostock gebürtige das Zuchtweibchen Viki/Vicky zu sein, das ab 1993 Nachwuchs hatte und folglich "nur" ein Unterartmischling war. Ihr Partner Vicko kam ebenfalls 1982 an und stammte aus Dortmund - das dortige Zuchtpaar lief lange Zeit unter "Hulock", letzter Stand der Dinge scheint zu sein, dass das Männchen ein Ungka und das Weibchen ein Borneogibbon war. Laut MARABU hat das Paar in Cottbus 1993, 1995, 1997 erfolgreich aufgezogen. Ende 2000 war das neue Gibbonhaus bezugsfertig und es zog "die Dreiergruppe" um - also sind wohl zwei Mischlingsjungtiere abgegeben worden. Anfang 2000 wurde das vierte Junge des Paares geboren, und im folgenden Frühjahr war auch die Außenanlage - zwei Inseln - fertig. 2002 folgte Jungtier Nummer fünf. 2004 ertrank der Zuchtmann Vicko. Wie es weiterging, weiß ich (noch) nicht, da mit der MARABU von 2005 derzeit meine Sammlung endet.

Zu Schwerin: Laut 40-Jahre-Festschrift wurden von 1979-1989 Weißhandgibbons gehalten, 1988 begann die Haltung von Borneo-Gibbons. Einer davon müsste Karsten Vick zufolge das 1983 in Rostock geborene abbotti x muelleri-Jungtier (0,1) gewesen sein. Laut Jahresberichten, die ich ab 1994 bis 2002 habe, gab es Ende 1994 vier Borneo-Gibbons in Schwerin, 1995 und 1996 wurden die als 1,3 angeführt, 1997 wandelten sie sich zum Jahresbeginn in 3,1, und im selben Jahr starb das Zuchtweibchen Joka. Danach sind bis einschließlich 2002 nur noch konstant 3,0 im Bestand gewesen (also Vater und zwei Söhne). Weiß jemand, woher der Vater kam? 1990 wurde der verwitwete Rostocker Zuchtmann (also Banju) abgegeben - vielleicht ging der nach Schwerin und hätte demnach dort mit seiner Tochter ein Zuchtpaar gebildet? Muss mal meine Fotos mit dem Bild auf der Gibbon-Website abgleichen.
(04.08.2007, 20:49)
IP66:   War man sich eigentlich 1960 schon über die Unterartenaufspaltung der Schopfgibbons im Klaren? Eigentlich war es ja recht einfach, in den gemischten Gruppen die Unterartmerkmale zu unterscheiden, und ich stelle es mir momentan so vor, daß man zunächst Gibbons nach den Bezeichnungen der Händler einkaufte, die Unterarten anhand dieser Tiere langsam unterscheiden lernte, und am Ende dann auf die Idee kam, unterartenreine Paare zusammenzustellen.
(04.08.2007, 15:56)
WolfDrei:   @MM: ich war vor ca 6 Wchen in Eberswalde: Das Jungtier des Jahres 2007 war schon recht mobil-scheint also "durchzukommen"
(04.08.2007, 13:32)
Michael Mettler:   Auch das Stöbern im Europäischen Zuchtbuch für Schopfgibbons unterstrich die Erkenntnis, dass reinblütige Gibbonzuchten größtenteils erst sehr spät erfolgten.

Der älteste verzeichnete europäische Zuchterfolg für den Nördlichen Weißwangen-Schopfgibbon (leucogenys) fand 1975 in Cleres statt; 1976 folgte die deutsche Erstzucht in Hannover. Dittrich erwähnte zwar auch Erfolge vor 1976 in Paris und London, doch geht daraus nicht hervor, ob es sich dabei um reine leucogenys handelte oder um Schopfgibbons insgesamt.

Die europäische Erstzucht des Südlichen Weißwangen-Schopfgibbons (siki) fand 1987 in München statt; hier wurden insgesamt drei Junge des Paares geboren. Die siki siedelten allerdings schon 1991 nach Mulhouse um, wo der sehr kleine europäische Bestand dieser Form konzentriert wurde. Somit scheint die Münchener Haltung die bislang letzte in Deutschland gewesen zu sein.

Der Gelbwangen-Schopfgibbon (gabriellae) wurde sogar erst 1990 erstmals reinblütig in Europa gezüchtet, und zwar in Mulhouse. Die deutsche Erstzucht gelang dem Zoo Osnabrück 1997, allerdings kann man von einem richtigen Zucht erfolg nicht sprechen: Das Muttertier, das heute mit seinem Partner in Hannover lebt, hat zwar bereits 6 Junge geboren (4 in Osnabrück, 2 in Hannover), aber kein einziges davon angenommen und aufgezogen. Als zweiter deutscher Zoo züchtete Eberswalde ab 2000; hier verzeichnet das Zuchtbuch 5 Jungtiere(die erste waren anscheinend Zwillinge), wovon die drei ersten nicht aufwuchsen und für die Nachzuchten vom 1.6.2003 und 5.5.2004 "unknown" zu lesen ist - weiß jemand zufälligerweise, ob schon mal Nachwuchs aufgezogen wurde? Hannover war dann nach dem Gibbontausch mit Osnabrück der dritte und bislang letzte deutsche Zoo, der sich in die Züchterliste eintragen durfte (Leipzig hält zwar seit den 80ern Gelbwangen, hatte aber noch kein Jungtier) - aber wie oben geschildert, auch nicht erfolgreich. Falls es also nicht unbekannterweise schon in Eberswalde geklappt hat, steht die erste erfolgreiche AUFzucht des Gelbwangen-Schopfgibbons in Deutschland noch aus.

Der Schwarze Schopfgibbon (concolor) ist anscheinend noch nie in Europa reinblütig gezüchtet worden, das Zuchtbuch weist nur Mischlinge mit leucogenys aus, die ab 1981 in Twycross gezüchtet wurden.
(04.08.2007, 11:49)
IP66:   Gab es im alten Landois-Zoo eigentlich eine Gibbon-Insel? An Teichen mangelte es ja nicht.
(02.08.2007, 11:43)
WolfDrei:   Zur Rostocker Gibbon"beton"insel von Herrn Vick:auf meinen Fotos vom Mai 1970 sitzen auf dem Stahlrohr eine muelleri-Dame und ein Larmännchen/schwarze Form
(02.08.2007, 08:20)
Michael Mettler:   Meine Rostocker Sammlung habe ich nun auch durchforstet und kann ergänzend zu den von Karsten Vick weiter unten genannten Daten noch sagen: Als Herkunft des 1979 angekommenen Silbergibbon-Männchens wird tatsächlich einmal Ruhe erwähnt. In allen Zooführern heißen die Tiere Silbergibbons; selbst in der Ausgabe von 1990 heißt es noch, es würde "eine Familie Silbergibbons" gehalten - obwohl schon ab 1988 nur noch das Männchen vorhanden war, das laut Tierbestandsliste 1990 abgegeben wurde (wohin?). Und was wurde aus dem letzten Jungtier, das ja nach dem Tod der Mutter eine Handaufzucht gewesen sein muss? In den Tierbestandslisten findet sich übrigens noch eine weitere (fünfte) Nachzucht, und zwar 0,1 1987; im gleichen Jahr aber auch der Verlust von 0,1, und da das Zuchtweibchen erst ein Jahr später starb, muss wohl das Jungtier nicht aufgewachsen sein. In besagter Bestandsliste läuft übrigens das Männchen als H. moloch und das Weibchen als H. muelleri, das Jungtier von 1988 wird im Jahresbericht als Borneo-Gibbon bezeichnet.

Ein ähnliches Namenswirrwarr gibt es auch für die Zucht in Münster. Dort betrachtete man ein Gibbon-Paar zunächst als Ungkas. Das Weibchen Maria wurde 1967 im alten Landois-Zoo geboren (taucht nicht im IZY auf, über die Eltern konnte ich auch nichts finden), das Männchen stammte aus einer Privathaltung. Vor 1980 hatte Maria bereits drei nicht lebensfähige Jungtiere, erst das am 3.5.80 geborene Männchen Tarzan konnte sie aufziehen. Danach folgten bis 1992 4,2 weitere Nachzuchten sowie 1993 Zwillinge, von denen einer tot geboren und vom anderen kein Geschlecht angegeben wurde. Als 1996 die Haltung beendet wurde, tauchte für ein Männchen der Name Fridolin auf; ich vermute, dass dies der Vater der Nachzuchten war.

Die ersten 2,1 Jungtiere (1,0 1980, 1,0 1982, 0,1 1984) wurden in den Jahresberichten noch als Ungkas bezeichnet, eine Abgabe von 1984 lief aber ebenso wie das Jungtier von 1985 (1,0) schlicht unter "Gibbon". Im IZY war das Junge von 1984 als Mischling aus Borneogibbon und Silber-Borneo-Mischling verzeichnet... Ab 1985 heißen die Gibbons in den Zooführern Borneo-Gibbons, ohne Hinweis auf Mischblütigkeit, ab der nächsten Nachzucht 1988 (0,1) auch in den Jahresberichten. 1990 und 1991 wird je ein Männchen geboren, beide sterben 1992. 1993 dann die Zwillinge, und 1,0 Gibbon ertrinkt. Ab 1994 gibt es Tierbestandslisten per 31.12., und für dieses und das folgende Jahr lautet der Bestand 1,0 Borneo-Gibbon und 1,3 Borneo- x Silbergibbons. Wohin die Familie 1996 abgegeben wurde, wird nicht erwähnt.

Macht faktisch 1,1 Ausgangstiere mit wechselnden Artbezeichnungen, 8 lebende Nachzuchten, 3 Verluste und 6 Abgaben - macht eine Differenz von einem Tier unbekannten Schicksals.

In einem Kronberger Zooführer fand ich schließlich noch den Hinweis, dass man die Ausgangstiere der Kappen-Weißhand-Mischlingszucht zur Bildung reiner Paare an andere Zoos abgegeben hatte, und zwar das Kappengibbon-Männchen nach Zürich (siehe unten) und das Weißhandgibbon-Weibchen (müsste nach den Fotos zu urteilen ein blondes gewesen sein) an den Tierpark Berlin. Die Mischlinge blieben in Kronberg und vermehren sich dort m.W. immer noch.
(01.08.2007, 22:37)
IP66:   In der Tat lädt der Begriff Schankaffe zu Deutungen ein, insbesondere im Falle seines Verschwindens ... War das ein freudianischer Verschreiber?
(01.08.2007, 11:35)
nurmichael:   Mal sehen, ob ein mir bekannter Schankaffe heute abend auch noch verschwindet. Köstlich...
(31.07.2007, 21:30)
Michael Mettler:   Hier nun alles, was Jahresberichte, Bücher und IZY über die Züricher Gibbonzucht VOR Umstellung auf reine Kappengibbons hergeben:

Erster Zuchterfolg von Weißhandgibbons (es bleibt vorerst offen, ob reinblütig) am 28.3.1945. Das männliche Jungtier wächst auf, fällt aber zusammen mit seinen Eltern 1948 einer Infektion zum Opfer. Anscheinend gab es von diesem Paar bis dahin keinen weiteren Nachwuchs. Danach habe ich bis 1958 keine Unterlagen. Der Jahresbericht 1958 enthält aber eine Tierbestandsliste per 31.12. und darin keinerlei Gibbons. 1959 wurde das Menschenaffenhaus eröffnet und enthielt u.a. 8 Gibbons ungenannter Art- und Geschlechterzusammensetzung.

Am 15.12.1961 wurde ein Jungtier namens Satu geboren, laut JB das erste im neuen Haus. Auf dem Foto sieht man als Mutter einen eindeutigen Weißhandgibbon der schwarzen Morphe, das Jungtier ist hell gefärbt und hat verdächtigerweise eine angedeutete dunkle Kopfplatte. Obwohl es auch im IZY als Weißhandgibbon geführt wird, bestätigt das den Verdacht, dass der Vater ein Kappengibbon war.

Am Ostersonntag 1962 folgt ein zweites Jungtier namens Duo von einer anderen Mutter, und beide Mutter-Kind-Paare können mit dem Vater zu einer Gruppe zusammengewöhnt werden. Vom Vater wird erwähnt, dass er schwarz war und Chapeau hieß - auch das nährt den Verdacht auf Kappengibbon. Duo dürfte das Weibchen sein, das am 1.10.1970 in Hannover eintraf und am 22.4.1962 in Zürich geboren war; es starb am 12.12.1970. In Zusammenhang mit der Zusammengewöhnung der Familiengruppe wird erwähnt, dass drei weitere vorhandene Gibbons von dieser getrennt gehalten werden müssen.

1964 folgte das dritte Jungtier namens Tiga, und auch dieses kam offensichtlich später nach Hannover (am 16.4.1970, als Geburtsdatum 30.9.1964 angegeben). Zu einem ungenannten Datum siedelte es nach Mallorca um (also wohl in Ruhes Safaripark). Das muss vor dem 31.12.1971 passiert sein, denn ab 1972 wurde der Zoo Hannover wieder städtisch, so dass es keine Verschiebungen mehr zwischen Ruhes Standorten gab.

Ebenfalls 1964, nämlich am 4.10., wurde in Zürich 0,1 Ampat geboren. Davon gibt es im JB ein Foto, das wiederum ein schwarzes Weißhandgibbonweibchen zeigt (dieses trug den Namen Neger, der damals anscheinend noch nicht "political incorrect" war) sowie ein helles Jungtier, diesmal ohne dunklen Anflug auf dem Kopf. Ampat könnte eventuell im Zoo Zürich geblieben sein - siehe unten.

1966 wurden zwei Gibbons abgegeben, über die keine weiteren Angaben zu finden sind. Sie kamen jedenfalls nicht nach Hannover.

1967 wurden 2,0 Junge geboren und im IZY erstmals als Kappen- x Weißhandgibbon gelistet. Eines davon wurde am 6.2. geboren sein, kam am 16.4.1970 zusammen mit dem Weibchen Tiga nach Hannover und später nach Mallorca. Das zweite wude am 29.9.1967 geboren, kam am 9.6.1971 nach Hannover und von dort am 2.12.1971 nach Alfeld - weiterer Verbleib unbekannt.

Am 14.12.1968 gab es 0,1 Mischling, kam am 10.6.1971 nach Hannover und am 7.12.1971 nach Alfeld - weiterer Verbleib ebenfalls unbekannt.

0,1 1969 geborener Mischling wuchs nicht auf (ist nur im IZY verzeichnet, nicht im JB), im selben Jahr gab es aber auch Nachwuchs aus Kappengibbon-Männchen und Kappen- x Weißhand-Weibchen (also wohl Vater x Tochter, möglicherweise Ampat); dieses männliche Jungtier scheint aufgewachsen zu sein, es wird jedenfalls auch im JB erwähnt.

1970 wurde das letzte Jungtier dieser Ära geboren, abermals ein Mischling. Laut IZY war der Vater ein Kappengibbon, die Mutter ein Weißhandgibbon der Unterart H. lar carpenteri. Im selben Jahr werden 4 Gibbons abgegeben (wie gesehen, davon 3 nach Hannover - Verbleib des vierten unbekannt).

Auch in den folgenden Jahren werden noch insgesamt 6 Gibbons als abgegeben erwähnt: 1971 zwei (nach Hannover, siehe oben), 1972 einer und 1973 drei (jeweils nach Unbekannt). Vermutlich war das die Auflösung der Haltung; im JB 1976 erschien erstmals wieder eine Bestandsliste, und in der waren keine Gibbons mehr enthalten. Im IZY-Census für 1973 wird zuletzt 1,0 Kappengibbon geführt, doch da der Census in der ersten Jahreshälfte erhoben wurde, kann der Affe im zweiten Halbjahr den Halter gewechselt haben (oder gestorben sein).

Bleiben also drei Gibbons, die mit unbekanntem Geburtsdatum aus Zürich nach Hannover kamen und hier als Mischlinge geführt werden, offen. 1,1 trafen am 19.6.1962 ein und gingen eine Woche später nach Alfeld (weiterer Verbleib unbekannt). Sehr unwahrscheinlich, dass es sich wirklich um Mischlinge handelte, denn zu diesem Zeitpunkt waren die beiden ersten Zürcher Nachzuchten gerade mal 6 bzw. 2 Monate alt... Da würde ich doch eher vermuten, dass es zwei der acht Gibbons aus dem Ursprungsbesatz waren, denn es hieß ja, es gab 1962 nur noch das Zuchttrio und drei weitere, mit diesen unverträgliche Gibbons - macht also sechs und damit eine Differenz von zwei zum Startbesatz. Das dritte fragliche Tier (0,1, kam am 5.12.1964 nach Hannover, starb hier im Oktober 1971) könnte natürlich ebenfalls ein erwachsenes gewesen sein, aber durchaus auch die 1961er Nachzucht Satu.

Gesamtbilanz also: 8 Gibbons angeschafft, 10 Nachzuchten (davon eine nicht aufgezogen), 15 Gibbons abgegeben - macht eine Differenz von 2 (gestorben oder ebenfalls abgegeben). Nicht eingerechnet die Siamangs, die erst eine Weile nach den Hylobates-Gibbons eintrafen und über deren Artreinheit es ja keine Zweifel gibt.
(31.07.2007, 18:04)
IP66:   Die Ergebnisse sollte man in die neue Puschmann-Auflage einarbeiten. Sie zeigen allerdings etwas, was mich nachdenklich gemacht hat: Auch in den 60er und 70er Jahren gab es einfache, massenhaft nachzüchtende Arten, und daneben die kaum züchtenden Raritäten. Der Artenschwund, der viel und auch von mir beklagt wird, betrifft aber jetzt nicht, wie man erwarten könnte, die schwierigen Arten, er erfaßt gleichsam beide Gruppen, und wo verschwinden sowohl einstmals gut züchtende Meerkatzen wie bestimmte Schankaffen und, recht erstaunlich, sogar manche leicht züchtende Makaken - Rhesusaffen sieht man mittlerweile seltener als Bartaffen.
(31.07.2007, 11:50)
Michael Mettler:   @Sacha Beuth: Außer, dass ich die selben Angaben wie bei Puschmann auch in einem Artikel von Dittrich fand (und dort auch noch die vorangegangene Privatnachzucht), weiß ich darüber leider auch nicht mehr. Vielleicht ließe sich darüber etwas im "Zoologischen Garten" finden, aber davon habe ich nur Nachkriegsausgaben.

Was ich zwischenzeitlich noch erfuhr: Zwischen 1962 und 1971 übernahm Ruhe aus Zürich insgesamt 3,5 dort geborene Mischlinge aus Kappen- und Weißhandgibbon, die alle nach Hannover kamen. 0,2 starben später hier, 1,1 gingen ca. 1970/71 nach Mallorca, die übrigen von Hannover nach Alfeld (1,1 1962 sowie 1,1 1971; weiterer Verbleib unbekannt).
(31.07.2007, 10:30)
Sacha Beuth:   @Michael Mettler: Nachdem Du netterweise Deine Sammlung durchgewälzt hast, hätte ich noch eine Frage: Gibt es über die Welterstzucht des Weisshandgibbons in Rangun noch mehr Quellen. Ich habe nämlich auch nur die Angabe bei Puschmann gefunden und da steht nichts Genaueres. Woher stammen die Info resp. wie verlässlich ist sie (Wenn ich denke, dass selbst in Europa mit Vorkriegsdaten geschlammpt wurde resp. diese durch Kriegseinwirkungen vernichtet worden sind, wie ist es denn mit Angaben aus Südostasien bestellt)? Handelt es sich wirklich um eine Zucht oder kam das Weibchen tragend in den Zoo? Und wie lange hat resp. haben die Ranguner-Nachzucht(en) gelebt?
(31.07.2007, 09:33)
Michael Mettler:   So, nach Durchsicht des IZY von 1972 nun die dortigen Zahlen (bis auf ein paar bemerkenswerte Ausnahmen lasse ich die Zahl der Formen innerhalb der Gruppen weg):
48 Menschenaffen
13 Gibbons
33 Schlankaffen (darunter 18 div. Stummelaffen, je 4 Kleider- und Nasenaffen und nur 7 sonstige asiatische Languren)
82 Meerkatzen (davon 45 Grüne)
5 Mangaben
99 Makaken plus eine nicht erkennbare Zahl von Rhesus (von dieser Art wird nur die weltweit gezüchtete Gesamtzahl genannt)
146 Paviane plus eine Zahl X für Mantelpaviane (siehe Rhesus); aufgegliedert in 9 Dscheladas, 23 Wald- und 114 Steppenpaviane, von diesen allerdings 71 in Safariparks
4 Klammeraffen

Interessant übrigens auch, dass 1972 europaweit nur 4 Totenkopfäffchen geboren wurden und ganze 53 Krallenäffchen (davon allein 18 Weißbüschel- und 4 Weißbüschelmischlinge).

Es ist verständlich, dass die Zahl der gezüchteten Gibbons als paarbildenden Tieren nie so groß sein wird wie die von Arten, die in großen Horden gehalten werden. Ein Sprung von 5 auf 13 europaweit geborene Tiere innerhalb von 10 Jahren gewachsener tiergärtnerischer Erfahrung macht sich zwar prozentual gut, in der nackten Zahl hingegen nicht sonderlich.
(30.07.2007, 20:46)
Michael Mettler:   Unter den Pavianen befand sich nur ein einziger Dschelada (in Zürich), dafür aber immerhin 14 Drills, Mandrills und Mischlinge aus beiden. Der Rest verteilte sich auf den Mantel-/Steppenpaviankomplex. Die drei Schlankaffen waren übrigens sämtlich "deutsche Erfolge": ein Hulman in Dresden, je ein Brillenlangur und Guereza in Frankfurt.

Nun müsste ich mir eigentlich ein zehn Jahre jüngeres IZY zur Hand nehmen und schauen, ob und wie sich die Zahlen geändert haben. Denn da war die Importwelle der Schlankaffen und wahrscheinlich auch der Gibbons größtenteils vorbei, die Makaken und Paviane ebbten möglicherweise schon ab, und mit dem Duisburger Äquatorium war zwischenzeitlich eine große Affensammlung hinzu gekommen.
(30.07.2007, 12:21)
IP66:   Man kann die Zahlen aber doch ein wenig bewerten, und das würde dann eher Ihnen rechtgeben: Daß die Schlankaffenhaltung schwierig war, steht außer Frage, da wundern die drei Jungtiere fast schon einmal. Dann erkennt man sehr deutlich, daß bei Makaken und Pavianen de facto dauerhaft Jungtiere zu sehen waren, wenn auch da wohl nur bei den "einfachen" Arten. Für Menschenaffen, Mangaben und Gibbons ist dagegen recht wenig Nachwuchs zu verzeichnen, und die Meerkatzen stehen zwischen diesen beiden Polen, wobei ich für das folgende Jahrzehnt behaupten kann, daß es doch sehr viele Meerkatzenhaltungen gab. Insofern finde ich, daß die Zahlen Ihre These, daß Gibbons recht häufig gehalten, aber kaum nachgezüchtet wurden, und dies auch in einem auffälligen Verhältnis zu anderen Affenarten, durchaus.
Die Inselanlagen werden da auch eine Rolle gespielt haben, wohl aber auch das Verschwinden der Affenhäuser alten Typs (als Beispiel: Altbauten in Schönbrunn und Köln), die sich doch vor allem gut zur Haltung von Makaken und Pavianen, vielleicht auch noch von Meerkatzen eigneten.
(30.07.2007, 11:38)
Michael Mettler:   Wie sich zeigte, wurden in den ersten Jahrgängen des IZY nur die gezüchteten Arten und Zoos, aber keine Stückzahlen angegeben. Für das Jahr 1962 sind wenigstens bei einigen Zoos entsprechende Angaben zu finden, deshalb habe ich dieses Jahr genommen und - soweit nicht detaillierter angegeben - jeweils ein Jungtier pro Zuchtort angesetzt (es können mehr gewesen sein, ist aber nicht nachzuvollziehen). Und es bleibt festzustellen, dass seinerzeit nicht alle Zoos meldeten.

In Europa wurden 1962 5 Gibbons in 3 Formen geboren (und, um die anderen "Schwingaffen" mit späterer Inselhaltung gleich dranzuhängen, nur ein einziger Klammeraffe). Zum Vergleich die anderen Altweltaffen (Mischlinge und Unbestimmte ebenfalls als Formen gewertet):
13 Menschenaffen in 3 Formen
3 Schlankaffen in 3 Formen
31 Meerkatzen in 12 Formen (davon allein 13 unterartlich/artlich nicht unterteilte Grüne Meerkatzen)
8 Mangaben in 4 Formen
54 Makaken in 11 Formen
94 Paviane in 11 Formen

Richtig aussagekräftig wären diese Zahlen natürlich nur, wenn man die Gesamtzahl der jeweils gehaltenen Tiere dazu in Relation setzen würde.
(29.07.2007, 22:41)
Michael Mettler:   @IP66: Leider gibt es das International Zoo Yearbook erst seit Ende der 50er Jahre, so dass nicht mal eben ein vergleichender Blick auf die Jahrzehnte davor möglich ist. Aber ich will gern mal in die ersten Jahrgänge schauen, wie es zu dieser Zeit bei den genannten Affengruppen aussah.

Zumindest eine andere Affenart/-gruppe macht die Problematik der Gibbonzucht noch immer durch: der Hulman-Komplex. Zuerst war man froh, dass die Tiere am Leben blieben, dann verpaarte man, was gerade zu bekommen war, und heute besteht der größte Teil der Zoopopulation aus Hybriden, während die Zoologie die ehemaligen Unterarten wie bei den Gibbons teilweise zu Arten "befördert" hat....
(29.07.2007, 15:51)
IP66:   Vielleicht ist es ein wenig unhöflich, aber ich kann nicht recht nachvollziehen, ob diese Zuchtproblematik bei anderen Affenarten deutlich anders aussah - wenn man einmal von einigen wenigen Makaken-Arten absieht. Zunächst einmal Probleme bei der Eingewöhnung, dann die Neigung, zu viele Tiere in einen Gesellschaftskäfig zu sperren, die ersten Zuchterfolge, manchmal als Mischlinge, das Suchen nach einer besseren Haltungsform, und schließlich immer mehr immer erfolgreiche artenreine Zuchten. Ich kann mir vorstellen, daß die Problematik bei Dscheladas, Meerkatzen oder Magaben ganz ähnlich aussah, und daß die Erstzuchten auch nicht lange vor jenen der Gibbons erfolgten. Die Bauten sprechen jedenfalls dafür, denn auch in Berlin standen bis zum ersten Weltkrieg nur zwei Affenhäuser mit jeweils weniger als zehn Käfigen zur Verfügung und das Affentropenhaus entstand erst, nachdem sich die ersten Haltungserfolge eingestellt hatten.
(29.07.2007, 14:30)
Michael Mettler:   Ich habe in einem alten ZOOFREUND (Nr. 20/Sep. 1976) einen Artikel von Dittrich über das erstgeborene Weißwangen-Schopfgibbonjungtier in Hannover gefunden, in dem auch zu den frühesten Gibbon-Zuchterfolgen ein paar Zeilen zu finden sind. Demnach gebührt die Krone der ersten Gibbon-Nachzucht überhaupt einem Privathalter aus Thailand (damals Siam), der bereits 1920 die Welterstzucht des Weißhandgibbons verzeichnete. Dann folgte der Zoo Rangun wie schon erwähnt 1923 und 1924, anscheinend ebenfalls mit Weißhandgibbons. Die Nachzucht in Aarhus vom August 1936 war ein Silbergibbon, der von der Mutter nicht angenommen wurde und nach 7 Tagen starb. 1938 folgte ein Silbergibbon in San Diego, 1945 ein Weißhandgibbon in Zürich.

Der erste Schopfgibbon wurde 1941 im Privatzoo von Jean Delacour in Cleres geboren, danach folgte ein Jungtier 1943 in Paris-Vincennes, wo in der Folge etliche Schopfgibbons gezüchtet wurden. 1949 folgte London, 1973 Washington und 1976 schließlich Hannover mit dieser Art. Das hannoversche Zuchtpaar kam übrigens 1969 aus Vientiane/Laos und somit möglicherweise vom unten erwähnten Händler Domalain - denn der hatte dort seinen Hauptsitz.

Bei fast allen Angaben bleibt wiederum ohne Einsicht in die Zuchtbücher unklar, welche Gibbonformen nach heutiger Sichtweise gemeint sind - siehe das Hin und Her beim Silber-/Borneogibbon und Weißhand-/Kappengibbon.

Dittrich erwähnt auch, dass zum damaligen Zeitpunkt (also 1976) jährlich etwa 30 Gibbons in den Zoos der Welt geboren würden. Angesichts der Tatsache, dass sich diese Zahl auf mehrere Arten plus deren Mischlinge aufteilt, war das nicht gerade viel.
(28.07.2007, 21:15)
Michael Mettler:   Wie sich nach Blick in die Hallenser Jahresberichte ergab, kam es auch bei den von Ruhe aus Hannover erworbenen Gibbons zu einer "wundersamen Artumwandlung": Das in der hannoverschen Kartei als 1,0 Ungka und 0,1 Silbergibbon geführte Paar lief an seinem neuen Standort unter "1,1 Silbergibbons" - wobei natürlich möglich ist, dass Ruhe da mit seinen Angaben auf dem Lieferschein gemogelt hat... Über den weiteren Verbleib des Weibchens habe ich nichts gefunden, das Männchen starb 1973. Bemerkenswert die Todesursache: Neben Leberdegeneration auch Kohlenstaubablagerungen in der Lunge (mit der selben Diagnose starb 1973 auch ein Löwe)!

Übrigens fällt mir bei den ganzen Recherchen auf, dass in den 60ern und 70ern diverse Gibbons als von Privat erhaltene Einzeltiere in die Zoos kamen. Somit sind einige Eingewöhnungserfolge der damals noch als heikel geltenden Gibbons gar nicht den Zoos zuzuschreiben, sondern Privathaltern. Auch unter den importierten Gibbons mag sich zudem noch der eine oder andere befunden haben, der in seinem Ursprungsland schon eine Weile als Haustier gelebt hatte und damit etwas "stabiler" war als ein Frischfang.

Woraus sich gleich wieder eine interessante Frage ergibt: Gibt es bei Gibbons keine sozialen Schädigungen durch Handaufzucht? Anscheinend ließen sich die aus Privathand stammenden Einzeltiere relativ problemlos mit Artgenossen bzw. -verwandten zusammengewöhnen (jedenfalls ist nirgends etwas von Problemen zu lesen) und pflanzten sich z.T. auch fort.
(28.07.2007, 09:46)
Michael Mettler:   @WolfDrei: Danke für die Aufklärung!
(27.07.2007, 20:32)
WolfDrei:   @MM: Muß da mal mein geographisches Wissen loswerden: Siberut ist eine der Mentawai-Inseln (westlich von Sumatra), also das eigentliche Vorkommensgebiet von H. klossi
(27.07.2007, 19:19)
Michael Mettler:   @WolfDrei: Also, die Geschlechtsumwandlung hat der erste Baseler Zwergsiamang durchgemacht. Im Jahresbericht 1969 wird als Geschenk 1,0 Zwergsiamang erwähnt (kam übrigens aus Lions Country Safari, Kalifornien), der im IZY als 0,1 lief. 1970 kamen 1,2 aus Siberut (Malaysia?) hinzu - vielleicht nicht alle gleichzeitig, denn im IZY-Census, der in der ersten Jahreshälfte erhoben wurde, waren ja erst 1,1 angegeben, ab dem nächsten Jahr aber 2,2. Im Zusammenhang mit der Geburt von 1975 wird der kalifornische Zwergsiamang dann aber endgültig (und in diesem Fall unmissverständlich) als Weibchen angegeben. Laut Jahresberichten wurde 1979 der letzte Zwergsiamang abgegeben (1,0), und tatsächlich tauchte anschließend einer für Twycross auf. Sieht also so aus, als sei Bilou das 1970 für Basel importierte Männchen und der Vater des einzigen, nicht aufgewachsenen Jungtieres gewesen.

Bei der Gelegenheit habe ich im Census auch gleich mal nach Kappengibbons geschaut, die allerdings erst ab 1970 darin Eingang fanden. Auch da wieder Merkwürdigkeiten, z.B. werden für 1972 4,1 für Wuppertal gelistet, wo es m.W. in den letzten Jahrzehnten ausschließlich "richtige" Weißhandgibbons gab. Folgende deutschen Halter fand ich für 1970-1984:
Zoo Berlin 1970-1973 je 1,0 und ab 1983 1,0
Krefeld 1970-1971 1,0
München 1970 2,2
Duisburg 1971 0,2
Hannover 1972 0,1
Saarbrücken 1974-1975 2,0, dann bis 1982 1,0
Kronberg 1979 1,0
Tierpark Berlin 1981 0,1

Haltungen in nur einem Jahrgang sind dabei irgendwie merkwürdig. Sowohl für Saarbrücken als auch für den Berliner Zoo gibt es im Census eine einjährige Lücke, die aber in natura nicht bestanden hat (Berlin, siehe unten) oder nicht bestanden haben dürfte (Saarbrücken). Und auch Kronberg dürfte seinen Kappengibbon schon wesentlich länger gehalten haben.

Hinzu kommen noch zwei Schweizer Haltungen:
Studen 1974 1,2 (wieder nur für einen Jahrgang??)
Zürich 1970-1973 1,0, dann 1981-1982 1,1 (laut Jahresbericht das Männchen aus Kronberg und das Weibchen aus dem TP Berlin), 1983 5,3 (laut JB war 1982 das Männchen aus Saarbrücken dazugekommen sowie 2,2 aus Bangkok) und 1984 4,3 (laut JB 1,0 eingestellt in Twycross).

Und nun wird es nochmal interessant: Im Jahresbericht 1984 schreibt der Zürcher Zoo: "Erstmals in der 55-jährigen Geschichte des Zürcher Zoos wurden reine Gibbons von ihren Müttern aufgezogen." Damit sind ein Siamang und ein Kappengibbon gemeint, und das lässt sich nun auf zweierlei Weise deuten: Entweder wurden die ersten Gibbonjungtiere (ab 1945) nicht von der Mutter, sondern mit der Flasche aufgezogen - oder es waren nun doch keine reinblütigen Weißhandgibbons, sondern schon damals Mischlinge (im IZY wurden erst später Kappen- x Weißhandgibbon-Bastarde aufgeführt).
(27.07.2007, 18:42)
WolfDrei:   @MM: Herr Mettler, zumindest war Bilou ein Männchen, insofern wäre dann der von Ihnen angedachte "Geschlechtswechsel" in Basel schlecht möglich, sofern nicht noch ein Import erfolgte. Zum Ungka in Erfurt: "Mein" fotografierter hatte sowohl 1988 als auch 1995 zwei Arme, war aber dadurch gekennzeichnet, daß ihm wegen einer Gesichtslähmung immer leicht die Zunge heraushing. 2005 nicht mehr vorhanden.
(27.07.2007, 16:34)
Michael Mettler:   @WolfDrei: Kam Bilou vielleicht sogar aus Basel? Vom Alter her käme das hin. Laut IZY-Census, der jeweils in der ersten Jahreshälfte erhoben wurde, sah die Entwicklung in Basel so aus:
1969 0,1 vorhanden
1970 1,1
1971-1973 2,2
1974-1975 1,3 (da war anscheinend vorher ein Tier falsch gesext?)
1976 1,1
1977-1979 1,0
Müsste in den Jahresberichten nachschlagen, ob da genauere Angaben zu finden sind.

Übrigens stolpert man in Sachen seltenerer Gibbon immer wieder über Perth, das scheint da Spezialgebiet zu sein (oder gewesen zu sein).

Nochmal zum Thema Ungka: In Erfurt fotografierte ich einen solchen im September 1999. Dieser war braun, hatte einen weißen Gesichtskranz und die arttypischen dunklen Hände und Füße. Da mal jemand erwähnte, dass es dort einen einarmigen Gibbon gab: Auf dem Foto sehe ich tatsächlich nur den rechten Arm, weiß aber nicht, ob der linke verdeckt ist oder fehlt. Ein Tier ähnlicher bis gleicher Färbung nahm ich 1982 in Arnheim auf, das lebte damals als Einzeltier mit den Orangs zusammen; habe ich anhand des Aussehens als Ungka bestimmt, aber angesichts der Mischlingsschwemme lege ich dafür meine Hand nicht ins Feuer.
(27.07.2007, 14:43)
WolfDrei:   Nachtrag zum "Zwergsiamang": im europäischen "Nichtfestlandbereich" gab es ein Tier in Twycross. Konnte "Bilou" noch 2004 aufs Bild bannen. Alter damals : 35 Jahre. 2006 ist Bilou gestorben
(27.07.2007, 14:09)
Michael Mettler:   @IP66: Da gäbe es noch eine Parellele, und zwar bis in die Gegenwart: Auch bei Flamingos gilt anscheinend mancherorts noch der Grundsatz "lieber Mischlinge züchten als Brutpaare auseinander reißen"...

@WolfDrei: Zumindest waren es anscheinend keine Hulocks. Ich habe in Amersfoort im April 2000 einen Gibbon fotografiert und als Ungka notiert, der einen weißen Augenbrauenstreifen und einen grauen Backenbart hatte, ansonsten aber schwarzes Fell und schwarze Hände. (Ein sehr ähnlich gefärbtes Tier habe ich 1986 in Duisburg fotografiert.) Und im Mai 2000 sah ich ein Paar in Apeldoorn, bei dem das Männchen bis auf die schwarzen Hände wie ein schwarzer Weißhandgibbon gefärbt war und das Weibchen zwar etwas grauer wirkte, aber gar keine weißen Abzeichen hatte. Leider weiß ich aber nicht mehr, ob ich den "Ungka" für beide Zoos tatsächlich der Gehegebeschilderung entnahm oder anderer Quelle.

Eine Nachsuche im "Census of rare Animals" des IZY ergab übrigens keinerlei Zwergsiamang für Erfurt zwischen 1959 und 1984, im deutschsprachigen Raum ist die Art nur für Basel belegt (1969-1979). Und die Rostocker Gibbons wurden im IZY anfangs als H. moloch, später als H. spec. bezeichnet, also die gleiche Entwicklung wie in Cottbus.

Kennt jemand noch aus Hannover nach Halle gekommene Ungka-Silbergibbon-Paar? Wie sahen die denn aus?
(27.07.2007, 13:53)
WolfDrei:   @Herr Mettler, darf ich damit annehmen, daß auch meine um 1991 in Amersfoort in den Niederlanden als "Hulocks" ausgewiesenen Tiere "nur" Hybride waren?
(27.07.2007, 11:16)
IP66:   Es ist interessant, wie lange Mischlingszuchten durchgehalten wurden, wobei mir als Parallele Großppageien einfallen - Wuppertal hat ja noch jetzt einen ganzen Hybridenschwarm von Aras.
Interessant finde ich, daß die große Gibboninsel in Friedrichsfelde eigentlich eine Mischanlage war. Der Zoo hatte ja keinen richtigen Affenfelsen und kein Affenhaus, so daß die Anlage eine Art Subsitut war. Wobei ich den Verdacht habe, daß Dathe in seinen englischen Garten in Schloßnähe auch keinen Felsen stapeln wollte, sondern eher nach stuttgarter und hannoveraner Vorbild ein mehr oder weniger abstraktes Gerüst bauen ließ. Allerdings darf man bei den Dimensionen der Anlagen im Tierpark nie vergessen, daß er auf sehr große Besucherzahlen hin angelegt war, die sich kaum vor einem Affenkäfig nach dem Muster der Häuser im berliner Zoo plazieren ließen.
(27.07.2007, 10:54)
Michael Mettler:   Inzwischen habe ich mir das Zuchtbuch für den Silbergibbon auch mal angesehen. Laut diesem gab es in der deutschen Zoolandschaft Silbergibbons tatsächlich nur in Berlin, München und Rheine (hier ab 1970 das einzelne Weibchen, das dort mehrfach Mischlinge brachte und später zu artgleichen Partnern nach München kam). Dazu kommt noch ein einzelnes Weibchen in der Schweiz, das von 1975 bis zu seinem Tod 1981 in Rapperswil lebte.

Die hannoversche Silbergibbon-Geburt von 1968 (laut IZY) ließ sich nach Anfrage beim Zoo als Mischling identifizieren. Zwar gab es laut Zookartei seit 1965 (und bis zu seinem Tod 1969) ein Silbergibbon-Weibchen im Zoo, das vorher sieben Jahre in Privathand gelebt hatte, aber der Vater des Jungen war ein Ungka. Und wieder einmal frage ich mich, warum ein solcher Mischling im IZY als reinblütiges Tier verzeichnet ist. Von Ende 1968 bis 1970 war noch ein zweites Silbergibbon-Weibchen im Zoo. Da beide nicht im Zuchtbuch angeführt sind, nährt das meinen Verdacht, dass es sich nach heutiger Sichtweise um Borneogibbons handelte. Das letztgenannte Weibchen wurde übrigens im Juni 1970 zusammen mit dem männlichen Ungka an den Zoo Halle abgegeben!

Bei gleicher Gelegenheit erfuhr ich übrigens, dass der Gibbon-Spezialist Prof. Geissmann trotz intensiver Nachforschung keinen Hinweis auf zweifelsfrei nachweisbare Hulocks in einem europäischen Zoo finden konnte. Damit wäre dann logischerweise auch die europäische Erstzucht dieser Art noch vakant.
(27.07.2007, 09:17)
WolfDrei:   Bezüglich H. klossi("Zwergsiamang") kann ich Herrn Vicks Annahme der Nichtexistenz in Erfurt bestätigen-zumindest ab der Zeit von 1973 ab, meinem ersten Besuch dort. Die erwähnten Siamangs existierten dort noch 2005: eine sehr alte Mutter mit ihrem Sohn.
(27.07.2007, 08:31)
Karsten Vick:   Ja nun, nicht der 3. Rostocker Nachzuchtgibbon ging nach Cottbus, sondern der 1., und ob DER 1995 noch im Bestand war ist natürlich nicht bewiesen. Im Zooführer "Elefant" (lt. Klaus' Antiquariatsliste von 1988) werden sie auch als H. moloch geführt, Im ZF "Löffler" 1995 als H. spec., zu der Zeit auf dem Schild aber ganz klar als muelleri.
(26.07.2007, 23:22)
Karsten Vick:   Die Herkunft der Rostocker Gibbons lässt sich nicht aus den Jahresberichten ermitteln (wobei Ruhe nicht unwahrscheinlich ist, die Rostocker haben viel mit Ruhe gehandelt), die Ankunftsdaten schon. Als erstes kam der Weißhandgibbon Blacky 1964, dann das Borneogibbonweibchen mit dem unpassenden Namen Java 1969. 1979 kam der passende Mann zum Weibchen, hat auch gleich gefunkt zwischen den beiden auf der einsamen Insel; Blacky wurde derweil nach Schwerin ausquartiert; zu der Zeit haben die beiden Zoos ein bemerkenswertes Kontrastprogramm in Bezug auf den Tierbestand realisiert. Der Gibbonmann ist später über den Graben gesprungen und hat Leute angegriffen. In der Rostocker Jubiläumsschrift ist die Episode überliefert, wie ein Mann vor der damals schon recht abgebrühten Chefsekretärin die Hosen runterließ, um ihr "etwas zu zeigen", was dann der Gebissabdruck des Gibbons war.
Zwergsiamang in Erfurt hab ich noch nicht gehört, richtige Siamangs hatten sie und bis weit in die 90er auch noch einen Ungka.
Cottbus auf jeden Fall Borneogibbons, 1995 für mich die ersten, die auch so beschildert waren, darunter das 3. Nachzuchttier aus Rostock, also doch keine neue Art für mich, vielmehr ein alter Bekannter!
Zum Berliner TP fällt mir in Bezug auf den Ausgangspunkt, die Insel, immer wieder auf, dass diese ja eigentlich viel zu groß gebaut ist. Am Anfang muss darauf auch eine bunte Gruppe aus Lar, Ungka, 2 verschiedenrassigen Schopfgibbons und Geoffroys Klammeraffen gelebt haben. Später blieb auch hier nur ein Paar Weißhandgibbons übrig, die nur 1-2x züchteten.
(26.07.2007, 23:07)
Michael Mettler:   @th.oma.s: Gut möglich mit den Zwergsiamangs in Erfurt - das ist aber ein Zoo, den ich aus Veröffentlichungen schlecht rekonstruieren kann, denn es gibt kaum etwas über ihn... In der ersten Liste unten hatte ich es ja auf die Erstzuchten bzw. Zuchtbeginne angelegt, und zumindest laut Intenrational Zoo Yearbook gab es keine Zwergsiamang-Nachzucht in Erfurt.

Die Geschichte der Gibbon-Zucht im Berliner Zoo ist wirklich ein verwirrendes Kapitel. Da ich Jahresberichte erst ab 1960 habe, kann ich für die Zeit davor nur auf die Zooführer zurückgreifen, und demnach könnten der männliche Kappengibbon Struppi und mindestens der weibliche Weißhandgibbon Yellow etwa 1959 in den Zoo gekommen sein. 1961 wurden deren erstes Jungtier geboren, das im Februar 1962 starb. Im Oktober 1962 folgte das zweite, wuchs aber gar nicht erst heran. Im selben Jahr bekam der Zoo einen männlichen Weißhandgibbon, den er aber nicht mit Yellow zusammensetzte (wahrscheinlich, um das harmonierende Zuchtpaar nicht auseinander zu reißen), sondern ihm als Partnerin noch im selben Jahr einen aus Sumatra importierten Ungka beschaffte. 1963 hat es laut Jahresbericht keinerlei Veränderung gegeben, während im IZY die Geburt eines Weißhandgibbons verzeichnet ist.

Die Jahresberichte 1964 und 1965 fehlen mir, doch muss es in diesem Zeitraum ein weiteres Jungtier Kappengibbon x Lar gegeben haben sowie 1965 ein Jungtier Lar x Ungka, der im IZY als Silbergibbon geführt wurde... 1966 folgte ein weiterer Bastard von Struppi und Yellow, und im selben Jahr starb 1,0 Kappengibbon (nicht Struppi), der vorher nirgends erwähnt wird - oder das war der Weißhandgibbon-Zugang von 1962. 1967 wird ein Weißhandgibbon geboren, Eltern sind das schwarze Männchen Blacky und das blonde Weibchen Kim; es wird erwähnt, dass es sich um die 6. Gibbongeburt in Berlin handelt. Über die Herkunft der Elterntiere kann ich nur spekulieren, dass sie 1964/65 in den Zoo kamen (wovon mir die Berichte fehlen) oder sie zwischenzeitlich artlich umbestimmt wurden. Im selben Jahr kam Hongabonga zufolge der weibliche Silbergibbon Paula in den Zoo; falls das im Jahresbericht erwähnt wird, habe ich es überlesen. 1968 folgte ein weiteres Jungtier von Struppi und Yellow, und es starb 1,0 Lar (Blacky?). 1969 wird es abermals kurios, denn bei der Vermeldung des 6. Junges des Mischpaares wird Yellow plötzlich als Silbergibbon bezeichnet... Das Junge musste in Handaufzucht genommen werden. Die Tierbestandsliste zum 125-jährigen Bestehen am 1.8.1969 weist aus: 1,0 Kappengibbon (also Struppi), 0,2 Weißhandgibbons (das müssten dann Yellow und Kim gewesen sein), 0,2 Silbergibbons (eins davon Paula - woher kam das zweite, oder war das der frühere Ungka?), 0,1 Kappen- x Weißhandgibbon und 1,0 Kappen- x Silbergibbon. Da der letzte nirgends als Nachzucht aufgeführt ist, lässt sich nur zusammenreimen, dass es sich um das Jungtier von 1965 handelt, dessen Vater der 1962 als Weißhandgibbon bezeichnete Zugang war und dessen Mutter tatsächlich das als Ungka gleichzeitig angeschaffte Weibchen.

1970 gab es das letzte Jungtier von Struppi und Yellow, das abermals in Handaufzucht genommen wurde; im Dezember starb Yellow. Der Kappengibbon Struppi wurde daraufhin mit dem Silbergibbon Paula zusammen gesetzt. 1971 starb ein weiterer Weißhandgibbon nach einer Fehlgeburt (das müsste dann Kim gewesen sein. Im selben Jahr nahm der Zoo vier Weißhandgibbon-Notfälle aus einem Import auf, von denen aber nur zwei überlebten. Da im Folgejahr zwei Weißhandgibbons unter "Verluste" auftauchen, scheint der Erfolg des Aufpäppelns von kurzer Dauer gewesen zu sein. Im selben Jahr (1972) wird ein Kappen- x Silbergibbon von Struppi und Paula geboren und mit der Flasche aufgezogen. 1973 starb Struppi und damit der Vater von neun der zehn bis dahin in Berlin geborenen Gibbons.

1974 starben zwei nicht näher bezeichnete Gibbons (vermutlich Mischlinge), und es gab die Totgeburt eines Silbergibbons (als solcher auch im IZY geführt), obwohl doch gar kein Silbergibbon-Mann vorhanden war... Vielleicht ein noch von Struppi gezeugtes Jungtier von Paula? 1975 keinerlei Veränderung, 1976 abermals eine angebliche Silbergibbon-Totgeburt, aber dafür konnte Struppi nun wirklich nicht mehr verantwortlich sein - vielleicht der Kappen-Silber-Mischlingsmann von 1965? Ein seit 1962 gehaltenes Silbergibbonweibchen starb 1976, was den Verdacht unterstreicht, dass dies das als Ungka gekaufte Tier war. Es folgt eine längere Zuchtpause.

1981 wird dann ein Weißhand- x Silbergibbon geboren, obwohl es eigentlich keinen (reinen) Weißhandgibbon im Bestand gegeben haben dürfte. 1982 gibt es ein Jungtier, dessen Eltern beide nicht näher bezeichnete Mischlinge sind. Im selben Jahr kommt 1,0 Kappengibbon neu in den Zoo. 1983 folgt dann der von Hongabonga schon erwähnte Silbergibbon-Mann Ivan als erstmals artgleicher Partner für Paula. 1984 passiert nichts, 1985 wird ein "nicht ganz reinblütiger Weißhandgibbon" geboren (nette Umschreibung für Mischling), und 2,2 erwachsene Mischlinge werden abgegeben, um Platz für reinblütige Gibbonpaare zu bekommen. 1986 kommt ein solches, nämlich 1,1 Kappengibbons aus Perth, und im selben Jahr wird das erste "richtige" Silbergibbon-Jungtier von Ivan und Paula geboren - und damit nach 25 Jahren Gibbonzucht der wahrscheinlich erste reinblütige Nachwuchs im Berliner Zoo (denn der "Weißhandgibbon" von 1967 scheint ja einen Kappengibbon als Vater gehabt zu haben). 1987 kommt 0,1 Weißhandgibbon in den Zoo, um mit dem vorhandenen Männchen (und woher kam das?) verpaart zu werden. Laut Bestandsliste vom 1.10.1987 gab es zu diesem Zeitpunkt im Zoo 2,1 Silbergibbons, 2,1 Kappengibbons, 1,1 Weißhandgibbons und noch immer 0,2 Mischlinge ungenannter Zusammensetzung.

So, und die Jahre danach nehme ich zwar noch in Angriff, aber die Mischlingszucht dürfte dann passè gewesen sein. Wie man sieht, herrscht ein heilloses Durcheinander bei den Art-/Unterartbezeichnungen, und es werden auch schon mal Mischlinge der Mutterart "zugeschlagen". (Die Siamangs habe ich übrigens außen vor gelassen, da gibt es ja keine Misverständnisse.) Mysteriös bleibt das als Ungka importierte, später als Silbergibbon betrachtete Weibchen, denn es kam von Sumatra, wo es zwar Ungkas, aber keine Silbergibbons gibt...
(26.07.2007, 21:46)
th.oma.s:   dd erhielt vier lar wohl von einem niederländischen tierhändler. daraus bildete sich das paar. habe sie als lar in erinnerung.sie waren auch als weishandgibbon ausgeschildert. hat erfurt nicht auch zwergsiamangs gehalten? in bezug auf cottbus glaube ich mich an borneogibbons zuerinnern.
(26.07.2007, 19:12)
Michael Mettler:   Das Weibchen lebte 16 Jahre allein?? Mag eher sein, dass es mit einem artfremden Partner vergesellschaftet war (Mischlinge hatte der Zoo schließlich genug zu bieten), was natürlich aus einem Zuchtbuch nicht zu ersehen wäre - wie auch eventuelle Mischlingsnachkommen. Die Nachsuche in den Jahresberichten und BONGOs habe ich gestern nicht mehr geschafft, mal sehen, was daraus noch zu holen ist.

Rheine ließ sich durch Zooführer klären: Da wurden gleich am Anfang definitiv Mischlinge gezüchtet, denn die Mutter der ersten beiden Jungen ist im Zooführer abgebildet (ein Silbergibbon), und auf einem Foto des Hauses sieht man einen blonden Weißhandgibbon am Gitter hängen. Vom Silbergibbon-Weibchen habe ich sogar noch eine eigene Aufnahme. Wenn ich beim Stöbern gestern richtig aufgepasst habe, ging das später nach München, wo es ein artgleiches Paar gab. Im IZY für 1984 ist der Rheinenser Nachwuchs dann auch als Lar x Silbergibbon aufgeführt.

Insgesamt scheint mir der "echte", javanische Silbergibbon eine große Rarität in unseren Zoos gewesen zu sein.
(26.07.2007, 15:24)
Hongabonga:   Ich habe mal im Zuchtbuch für Silbergibbons aus dem Jahr 2005 nach den Berliner Gibbons gesucht :
Der Berliner Zoo hat am 3. März 1967 den weiblichen Silbergibbon Paula von Privat erhalten. Bis zum 23. Februar 1983 lebte sie allein, denn da kam das aus Moskau stammende Männchen Ivan. Das einzigste Jungtier(männlich) kam am 17. Juli 1986 zur Welt, mit dem Namen Jury. Ab dem 23. August 1992 lebt er in Perth. Paula starb am 11. Mai 1993 und Ivan lebt seit dem 21. März 1996 im GibbonConsCtr. Für Berlin sind keine weiteren Silbergibbons bekannt.
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen...
MfG
Hongabonga
(26.07.2007, 14:19)
IP66:   So richtig schwierig scheint es mit den Nachzuchten aber nicht gewesen zu sein ... oder sind die Erfolgt bei Meerkatzen oder Lemuren vor 1960 so viel besser? Für die Duisburger Gibbons gilt ja derzeit auch - familiengetrennte - Käfighaltung, wobei sie sich fleißig weitervermehren.
(26.07.2007, 11:22)
Michael Mettler:   @Karsten Vick: Hast du bei deiner Rostock-Nachsuche zufällig auch gefunden, wann die Gibbons in den Zoo kamen? Könnten die noch von Ruhe sein?
(26.07.2007, 10:04)
Michael Mettler:   @Karsten Vick: Zwar habe ich mir nicht notiert, wann der Moskauer Silbergibbon-Mann nach Berlin kam, aber ihr erstes Jungtier - und damit anscheinend der erste reinblütige Nachzuchtgibbon jeglicher Art in Berlin überhaupt - kam 1986 zur Welt.

Die "Verwechslung" von Silber- und Müller- alias Borneogibbon wird dadurch verständlich, dass man früher beide als Unterarten von H. moloch betrachtete. Sie zu verkreuzen war also unter damaliger Sichtweise im Prinzip nicht schlimmer, als z.B. einen mexikanischen mit einem brasilianischen Ozelot zu verpaaren - bei vielen bzw. sogar den meisten Tierarten wird ja noch heute nicht auf Reinblütigkeit geachtet bzw. sie ließe sich ohnehin nicht belegen. Auch die in den älteren hannoverschen Zooführern abgebildeten Silbergibbons sehen übrigens eher nach muelleri aus als nach moloch, und die dürften ja für die Nachzucht von 1968 verantwortlich gewesen sein. Gut möglich also, dass erst das Münchener Silbergibbon-Jungtier von 1984 die deutsche Erstzucht von H. moloch darstellte.

Richtig kurios wird es allerdings, wenn ich in einem Berliner Zooführer lese, dass 1965 erstmals ein Mischling aus Weißhandgibbon und Ungka im Zoo geboren wurde und dieser dann im IZY als Silbergibbon gelistet ist! Da kommt Freude auf bei der Recherche... Ebenso merkwürdig: Der für 1959 und den Zoo Zürich im IZY verzeichnete Weißhandgibbon-Nachwuchs taucht im Jahresbericht des Zoos nicht auf. Das könnte bedeuten, dass er nicht aufwuchs oder gar tot geboren wurde und man ihn deshalb nicht erwähnte; Gleiches führte z.B. dazu, dass selbst Flusspferdgeburten in Zürich im JB ignoriert wurden. Aber warum bitte meldet man dann die Geburt ans IZY, wo ist da die Konsequenz...?

Immerhin konnte ich noch rausbekommen, dass der erste Züricher Gibbon (ohne Art-/Unterartangabe) schon am 28.3.1945 zur Welt kam. Dieses eigentlich bedeutsame Ereignis wird übrigens in der Züricher Chronik mit keinem Wort erwähnt. Erst für den 25.12.1961 ist wieder Nachwuchs verzeichnet, als erstes Gibbonjunges im neuen Menschenaffenhaus. Gemeldet wurde es als Weißhandgibbon, in den Folgejahren ist bei den Nachzuchten oft nur von "Gibbons" die Rede, dann sind es wieder Weißhandgibbons und 1982 kommt eben der erste reinblütige Kappengibbon zur Welt. Will sagen: Was von den Züricher Zuchterfolgen vor 1982 wirklich reinblütig war und was nicht, lässt sich aus den Veröffentlichungen nicht ersehen. Denn nach alter Systematik war ja auch ein Lar x Kappengibbon ein "Weißhandgibbon". (Wobei beim "richtigen" Weißhandgibbon ja auch heute noch Unterarten unterschieden werden, so dass die Zoopopulation wahrscheinlich auch nicht lupenrein ist.)

Und genau dieses Problem gibt es auch mit den Zuordnungen andernorts. Duisburg hielt z.B. mehrere Gibbonarten gleichzeitig und wohl auch z.T. zusammen, aber auf dem Jahresbericht von 1963 sind vier eindeutige Weißhänder abgebildet (und der eine davon trägt ein Jungtier, von dem weder im JB noch im IZY etwas zu finden ist, obwohl es die erste Duisburger Nachzucht gewesen sein könnte...). Aber kann man daraus wirklich schließen, dass der dann 1965 geborene "erste" Gibbonnachwuchs wirklich ein reinblütiger Lar war? Immerhin müssen ja irgendwie die später vorhandenen Mischlinge entstanden sein.... SOLLTE das Junge reinblütig gewesen sein, war es jedenfalls nach meinen bisherigen Ergebnissen die deutsche Erstzucht von Hylobates lar nach heutiger Systematik.

Bei vielen der Zoos, die ich unten aufgeführt hatte, belegen Fotos die Haltung "richtiger" Weißhandgibbons. Nur ist bei Mutter-Kind-Bildern nie der Vater zu sehen, und der kann ja auch artfremd gewesen sein... Die Saarbrücker Inselanlage wurde z.B. 1973 mit fünf Weißhandgibbons besetzt. Bei genauerer Recherche stellt sich dann aber heraus, dass davon nur drei "richtige" Weißhänder waren und die beiden anderen Kappengibbons!

Dazu kommt noch, dass ein Zuchterfolg ja nicht unbedingt bedeuten muss, dass das Junge auch in diesem Zoo gezeugt wurde....
(26.07.2007, 00:19)
Karsten Vick:   Die Rostocker Gibbons der 80er Jahre wurden damals immer als Silbergibbons bezeichnet. Es gab 4 Geburten von demselben Paar, davon 3 per Kaiserschnitt (!). Den 3. dieser Eingriffe überlebte 1986 die Gibbonfrau nicht. Das 1. Jungtier von 1980 wurde nach Cottbus abgegeben, das 2. (82) starb, das 3. (83) ging nach Schwerin. In einer Pressemitteilung des Schweriner Zoos, heute noch auf ihrer HP zu lesen, wird dieses Tier als wahrscheinlicher Mischling der Müllergibbon-Unterarten muelleri und abbotti bezeichnet.
Nebenbei: 1986 musste der Gibbonmann von der Inselanlage entfernt werden, da er über den Graben entkam und Besucher angriff.
Im Berliner Zoo gab es doch die Ost-West-Ehe von Silbergibbons, eine alteingesessene Frau und ein Mann aus Moskau, auch echte Java-Silbergibbons. Wann war das denn?
(25.07.2007, 23:46)
Michael Mettler:   Pardon, bei der nochmaligen Durchsicht meines Gekritzels sehe ich gerade, dass ich Zürich eine Erstmeldung wieder klauen muss: Rapperswil meldete schon 1965 eine Nachzucht als reinen Kappengibbon.
(25.07.2007, 20:30)
Michael Mettler:   Also, DA habe ich mir ja was angelacht mit der Gibbon-Zuchtgeschichte... Bisher habe ich "nur" mal durch die International Zoo Yearbooks geschaut, von denen ich für die Jahre 1959-1984 die komplette Reihe habe. Die Daten darin sind aber selten komplett, weil manche Zoos gar nicht (vor allem kleinere), manche in der Anfangszeit nur gelegentlich meldeten und auch nicht alle "treuen" Melder von Beginn an mitgemacht haben. Und dann wäre da das Zuordnungsproblem: Manche Nachzuchten, von denen ich aus anderer Quelle weiß, dass es Mischlinge waren, sind praktischerweise der Mutterart zugeordnet (also nicht als Mischlinge angeführt), bei manchen stellte sich erst Jahre später heraus, dass sie tewas ganz Anderes waren, als man dachte, und dann wurden ja früher noch Arten, die heute als eigenständig gelten, als Unterartkomplexe zusammengefasst - so dass z.B. ein Ungka x Kappengibbon als Weißhandgibbon gelistet sein könnte.... Ich taste mich jetzt mal langsam ran, am einfachsten ist es noch bei Siamang und Schopfgibbons.

Wenn das Siamang-Jungtier aus Milwaukee 1962 die besagte Welterstzucht gewesen sein sollte, dann müsste Frankfurt 1969 gleichzeitig die deutsche und europäische Erstzucht gelungen sein. (Ich unterscheide hier nichtzwischen Erstzucht und ErstAUFzucht.) Die Schweizer Erstzucht nenne ich auch gleich, um Sacha Beuth zu beglücken: Zürich 1971. Insgesamt haben in den Jahren 1969-1984 folgende Zoos des deutschsprachigen Raumes Siamangs gezüchtet (wenn auch nicht immer regelmäßig): Frankfurt, Zürich, Duisburg (ab 1974), München (ab 1974), Zoo Berlin (ab 1976), Dortmund (ab 1976), Studen/CH (ab 1977), Krefeld (ab 1979), Erfurt (ab 1980), Dresden (ab 1981). Darunter mehrere mit "gewöhnlicher" Käfighaltung; allerdings sollen Siamangs auch längst nicht so klimaresistent sein wie die anderen Arten.

Bei den Schopfgibbons ist die Liste kürzer: Deutsche Erstzucht des Nördlichen Weißwangen-Schopfgibbons (H. l. leucogenys) 1976 in Hannover. Ab 1980 gab es Schopfgibbon-Nachzucht in Leipzig ohne Unterartangabe, das müssten damals aber auch noch Nördliche Weißwangen gewesen sein; jedenfalls kam mindestens ein Leipziger Tier später nach Hannover. Duisburg war ab 1983 der Dritte im Bunde. Im besagten Zeitraum dürfte die südliche Unterart siki nicht in Deutschland gezüchtet worden sein, gehalten wurde sie später zumindest in München. Der Gelbwangen-Schopfgibbon (H. gabriellae) wurde damals möglicherweise noch nicht gehalten (oder wenn, nur in Leipzig), der Schwarze Schopfgibbon (H. concolor) war zwar mal im Tierpark Berlin vertreten, aber ohne Nachzucht.

Ob es wirklich mal züchtende Hulocks (H. hoolock) im deutschsprachigen Raum gab, bleibt fraglich. Dortmund nannte seine Gibbons so und meldete sie dementsprechend an das IZY (Nachzucht ab 1974), aber die Tiere wurden später als Mischlinge identifiziert. Daher wäre ich auch vorsichtig bei der für 1969 aus Darmstadt gemeldeten Hulock-Nachzucht. In Europa gab es sonst im betreffenden Zeitraum nur Hulock-Zucht (oder solche, die man dafür hielt) in La Palmyre/F.

Eine Art, die unverwechselbar ist, macht es uns einfach: Der Kloss-Gibbon, früher Zwergsiamang (H. klossi). Ein (noch dazu nicht aufgezogenes) Jungtier in Basel 1975, das war's auch schon.

So, und alle restlichen Gibbons der Untergattung Hylobates wurden früher vielfach als Unterarten von H. lar betrachtet (selbst bei späterer Trennung fasste man noch wenigstens Borneogibbon und Silbergibbon zusammen) und teilweise bunt durcheinander gekreuzt, wobei ich nun erst mal zu rekonstruieren versuche, welche Nachzuchten reinblütig waren - denn nur das sind ja eigentlich Erstzuchten nach heutiger, die Formen als Arten betrachtender Sicht. Daher erst mal nur die Reihenfolge der Zuchtbeginne mit Gibbons des Lar-Komplexes: Zürich 1959 (eventuell "richtiger" Weißhandgibbon), Berlin 1961 (definitiv viele Jahre lang nur Mischlinge), Rapperswil 1964 (evtl. Kappengibbon), Heidelberg 1964 (Lar x Ungka), Duisburg 1965 (Lar?), Wuppertal 1966 (Lar?), Darmstadt 1966 (Lar?), München 1967 (Lar?), Krefeld 1968 (Lar?), Kronberg 1968 (dürfte der Beginn der Zucht Kappengibbon x Lar gewesen sein), Hannover 1968 (Silbergibbon?), Osnabrück 1972 (Lar?), Rheine 1972 (angebl. Lar, hatte aber später auch Mischlingszucht), Tierpark Berlin 1973 (Lar), Dresden 1973 (Lar), Neuwied 1973 (Lar), Bochum 1975 (Lar), Magdeburg 1975 (Lar), Nürnberg 1976 (Lar), Stuttgart 1976 (Lar), Münster 1978 (angebl. Ungka, aber m.W. Mischling mit Borneogibbon), Saarbrücken 1980 (Lar), Rostock 1980 (angebl. Silbergibbon, aber m.W. Mischling mit Borneogibbon), Gelsenkirchen 1981 (Lar?). Einen definitiv als rein angegebenen Kappengibbon fand ich erstmalig für Zürich 1982, einen definitiv reinen Silbergibbon für München 1984.

Nun muss ich reichlich Jahresberichte wälzen.... Hat jemand Detailkenntnisse über die Gibbonzuchten "seines" Zoos?
(25.07.2007, 20:23)
IP66:   Die Erstzuchtdaten passen ja gut zu den Haltungsüberlegungen. Eigentlich waren die 70er Jahre ja eine Hochzeit des Artensammelns, auch wenn da nicht alle Zoos mitmachten. Vielleicht war aber auch das ein Grund: Nachdem man Gibbongruppen nach dem Prinzip "Leben nicht lange und züchten auch nicht" zusammengestellt" hatte, hörte man von den Erfolgen der Inselhaltungen und ahmte sie nach. Damit waren zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, da ein Affenkäfig für weitere Arten frei wurde und zugleich die Gibbons länger lebten und womöglich züchteten. Den "Artenverlust" konnte man dadurch auffangen, daß man eine neue gemischte Artengruppe einsetzte. In Duisburg habe ich bei Besuchen in den 70ern auch noch eine Reihe Mischgruppen erlebt, während sie in Köln oder Wuppertal schon Auslaufmodelle waren - manche Zoos übernahmen neue Ideen halt weniger schnell als andere.
(25.07.2007, 18:20)
Michael Mettler:   Nochmal @Sacha Beuth: Die ersten Fragen ließen sich mit ein paar Handgriffen ins Bücherregal klären.

In "Das Buch vom Zoo" von 1978 ist Milwaukee als Inhaber der Welterstzucht des Siamangs aufgeführt. Laut International Zoo Yearbook gab es 1962 dort Nachwuchs, möglicherweise war das der erste. Im selben Buch ist übrigens für Paris Vincennes erwähnt, dass ein Schopfgibbon-Männchen bereits seit 1937 dort lebte.

In "Wildtiere in Menschenhand" gibt Puschmann als Welterstzucht eines Gibbons tatsächlich Rangun und das Jahr 1923 an (1924 gab es noch ein Jungtier). Die genaue Art wird allerdings nicht erwähnt. Aarhus folgte 1936, Philadelphia 1940. In den deutschsprachigen Ländern war Zürich der erste Zoo (ab 1959 Weißhandgibbons und Mischlinge mit Kappengibbon), in Deutschland Berlin 1961 (züchtete in der Folgezeit mehrfach, jedoch ausschließlich Mischlinge und diese auch untereinander; Reinzucht begann erst sehr viel später).
(25.07.2007, 17:24)
Michael Mettler:   @Sacha Beuth: Danke für den Tipp. Allerdings hatte ich für die erste Gibbonzucht überhaupt von irgendwoher einen südasiatischen Zoo (Rangun?) und die 20er Jahre im Hinterkopf. Für Vorkriegserfolge und ausländische bin ich eh auf Bücher angewiesen, meine Zooführersammlung beschränkt sich auf die deutschsprachigen Länder und die Nachkriegszeit.
(25.07.2007, 15:43)
Sacha Beuth:   @MM: Meines Wissens gelang in den 30er oder 40er Jahren im inzwischen aufgelösten Tierpark Aarhus in Dänemark die weltweite (und damit die auch die europäische) Erstzucht eines Gibbons (ich glaube Weisshandgibbon) unter Zoobedingungen. Für den Siamang habe ich einen US-Zoo im Hinterkopf. Findest Du bestimmt raus, wenn Du eh nachschaust.
(25.07.2007, 13:23)
Michael Mettler:   @IP66: Leider habe ich bei der gestrigen Suche nach den Entstehungsdaten der Freianlagen vergessen, mir das genaue Erstzuchtdatum aus Berlin aufzuschreiben; meiner Erinnerung nach war es 1961. Auf jeden Fall war es ein Mischling aus männlichem Kappen- und weiblichem Weißhandgibbon und wurde als der erste in einem deutschen Zoo aufgezogene Gibbon bezeichnet (was die Möglichkeit offen ließe, dass es schon vorher NICHT aufgezogene Geburten gab). Gehalten wurde das Paar laut Zooführer im Menschenaffenhaus, also wohl in einem herkömmlichen (wenn auch für Affen in Gibbongröße sehr geräumigen) Haltungssystem aus Innen- und Außenkäfig, und vielleicht spielt für den Erfolg auch eine Rolle, dass es eben eine Paarhaltung war. Es folgten in Berlin weitere Nachzuchten, auch von weiteren Paaren - und schon ab 1962 war ja eine "Sommerinsel" eingerichtet worden.

Vorher gab es m.W. schon in Zürich in den späten 50ern einen jungen Weißhandgibbon, und das war wohl die europäische Erstzucht innerhalb dieser Primatengruppe. Folglich muss es also ab den 60ern diverse deutsche und europäische Erstzuchten bei den verschiedenen Gibbon-Arten gegeben haben. Da diese Zeit durch Zooführer, Jahresberichte und International Zoo Yearbook gut dokumentiert ist, werde ich mich in meiner Sammlung mal auf die Spuren der Erstzuchten bzw. der allgemeinen Entwicklung machen.

Möglicherweise hängt der Insel-Bauboom Anfang der 70er Jahre sogar damit zusammen, dass Einfuhrverbote durch das Washingtoner Artenschutzabkommen drohten und manche Zoos noch schnell ihre Bestände aufstocken wollten, weil noch nicht genug zoogeborene Gibbons vorhanden waren...?
(25.07.2007, 12:25)
IP66:   Ich finde das außerordentlich erhellend. Die Ich frage mich allerdings, wie die Haltungserfolge vor 1945 aussahen. Da kamen die Tiere ja in konvetionelle Affenhäuser, waren aber, bei Abwesenheit von Menschenaffen, doch attraktivere Schaustücke. Immerhin gab es aber doch schon in den 60ern den ein oder anderen Zuchterfolg?
Vielleicht spielte zudem eine Rolle, daß die meisten Gibbons auf ihren Inseln blieben - im Gegensatz zu anderen Affenarten. Schließlich kam vielleicht noch hinzu, daß die englischen Gartenstrukturen aufgelöst wurden und man damit auch keine romantischen Teiche mich Inseln mehr brauchte - gerade Hannover und Köln sind da ja Beispiele. Insomma ist der Haltungsfortschritt also eine Folge sehr vieler Entwicklungen und kann wohl kaum auf eine Ursache allein zurückgeführt werden.
(25.07.2007, 11:44)
Michael Mettler:   Als Ableger des "Affenhäuser"-Threads und des dortigen Themas Gibboninseln: Bei der Suche nach den Entstehungsdaten solcher Anlagen keimte in mir der Verdacht, dass die Inselhaltung von Gibbons mehr als nur eine gestalterische Modewelle in den Zoos war, nämlich vielleicht ein Quantensprung in Sachen Haltungserfolge und Kenntnis über Sozialstrukturen.

Die meisten Gibboninseln scheinen zu ihrer Eröffnung mit Gruppen besetzt worden zu sein, gern auch mit solchen, in denen Arten und Unterarten bunt zusammengewürfelt wurden. Rekord war möglicherweise die schon mal zitierte 15-köpfige "Gibbon-Herde" in Duisburg. Es sieht ganz danach aus, als sei noch in den 60er Jahren nicht allgemein bekannt gewesen, dass die natürliche Sozialstruktur von Gibbons aus einem festen Paar und seinem Nachwuchs besteht. Tatsächlich gab es ja erst ab Anfang der 60er Jahre erste Zuchterfolge in Deutschland (zuerst im Berliner Zoo), so dass man auch nur auf wenige Erfahrungswerte zurückgreifen konnte.

Ebenso deutlich wird bei der Quellenlektüre, dass befriedigende Haltungserfolge bei dieser Primatengruppe ebenfalls erst sehr spät zu verzeichnen waren, wesentlich (nämlich um Jahrzehnte) später als bei den Großen Menschenaffen, mit denen man sich aber vielleicht auch größere Mühe gab - denn durch Krankheit oder falsche Ernährung vorgeschädigte Importtiere dürfte es bei beiden Gruppen reichlich gegeben haben.

Interessante (und gleichzeitig bedrückende) Zahlenbeispiele zu dieser Thematik fand ich in zwei sehr gegensätzlichen Quellen. Der ehemalige Tierhändler Jean-Yves Domalain, der hauptsächlich in Südostasien tätig war udn nach eigener Aussage in den 60er Jahren eine Art Monopol auf dem Gibbonexport hatte, hat nach seiner Läuterung vom Saulus zum Paulus die von ihm belieferten Zoos besucht - wobei man dazu sagen muss, dass er unter dem Begriff "Zoo" alles von der wissenschaftlichen Einrichtung bis zum privaten Hinterhof-Tierpark zusammenschmeißt und sich seine Ausführungen hauptsächlich auf die damaligen Verhältnisse in Frankreich beziehen (er betont ausdrücklich, dass die Verlustrate in den USA geringer und in der Schweiz und Deutschland am niedrigsten war). Von 275 gelieferten Gibbons waren bei seinen Besuchen einige Jahre später nur noch ganze 15 am Leben.

Im Anhang der 125-Jahre-Chronik des Zoos Hannover findet sich auf S. 209 ein kurzer Abriss über Affenimporte der Ruhe-Ära nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei 161 zwischen 1959 und 1971 frisch importierten Niederen Affen aus 30 verschiedenen Arten (also wohl Wildfängen), die in Hannover eingewöhnt wurden, lag die Verlustrate bei unter 10% (den größten Anteil bildeten darunter die Schlankaffen). Bei 170 importierten Menschenaffen, also einer vergleichbar großen Zahl, betrug die Verlustrate 23,5% - Zitat: "...verglichen mit der bei der Eingewöhnung anderer Wildsäugetiere noch schmerzlich hoch liegend". Wahrscheinlich spielt dabei aber auch eine Rolle, dass bei den Niederen Affen ein erheblicher Teil aus erwachsenen Tieren robuster Arten bestand (z.B. Paviane und Makaken), während Menschenaffen praktisch ausschließlich als Jungtiere importiert wurden. Am schlechtesten jedoch gelang die Eingewöhnung von Gibbons; im gleichen Zeitraum wurden 105 Gibbons importiert, von denen nur 48 eingewöhnt werden konnten - eine Verlustrate von rund 60%! Als Gründe werden Vorschädigung und Parasitenbefall genannt, aber auch - und das ist für die bauliche Seite interessant - die Unterbringung: "Man wusste in Hannover anfänglich auch noch zu wenig, unter welchen Klimabedingungen man die Gibbons am besten einzugewöhnen hatte. Erst in den 60er Jahren erkannte man, dass dies eher in kühlen, gut belüfteten Räumen und nicht in warmen zu geschehen hatte." Womöglich war mit dieser Erkenntnis der Grundstein für den Boom der Gibbon-Inseln in den 60er und frühen 70er Jahren gelegt.
(25.07.2007, 11:23)

alle Beiträge